BLKÖ:Zamarski, Ludwig Johann Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Zamara, Therese
Nächster>>>
Zambelli, Andreas
Band: 59 (1890), ab Seite: 132. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Ludwig Johann Karl Zamarski in Wikidata
GND-Eintrag: {{{GND}}}, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Zamarski, Ludwig Johann Karl|59|132|}}

Zamarski, Ludwig Johann Karl (Typograph, geb. zu Biala nächst Bielitz in Oesterreichisch-Schlesien am 19. August 1824). Ein Sohn des Kaufmannes Johann Ed. Zamarski (gest. 83 Jahre alt zu Bielitz am 23. November 1878), besuchte er die evangelische Schule seiner Vaterstadt, dann das protestantische Gymnasium in Teschen. Den Buchhandel, welchen er als Lebensberuf wählte, erlernte er bei Milikowski in Tarnów und Lemberg, und um sich darin vollkommen auszubilden, ging er später nach Leipzig und Wien. 1854 erwarb er käuflich die seit länger als einem Jahrhundert in Wien bestandene Buchdruckerei J. P. Sollinger, die 1820–1849 den ersten Rang unter den Druckereien Wiens einnahm. Sobald er die Anstalt übernahm, erfuhr sie eine großartige Erweiterung, indem er ihr zunächst eine bedeutende Ausdehnung durch Vereinigung aller graphischen Fächer (Schrift- und Stereotypengießerei, Lithographie und Farbendruck, Atelier für Holzschnitte, für Stahlstiche, für Gravirungen, Guillochirung und Galvanoplastik) gab. Dadurch wurden ihr belangreiche Aufträge nicht nur für das rein typographische Fach zugeführt, sondern sie gelangte auch durch die gediegene Herstellung künstlerisch ausgeführter Werthpapiere und Werthzeichnungen zu einem weit über die Grenzen des Kaiserstaates gehenden Rufe. Die mit Dampf eingerichtete Buchdruckerei zählte schon 1867 achtzehn Schnell-, fünfzehn Handpressen, drei Glätt-, drei Satinirmaschinen und mehr als 1500 Centner der neuesten und geschmackvollsten Typen; die lithographische und Farbendruck- Abtheilung zählte vierzehn Pressen; im Ganzen wurden 360–400 Arbeiter beschäftigt. Unter den erwähnten Geschäftszweigen der Anstalt bildete der Druck von Werthpapieren jeder Art eine besondere Specialität, und kaum ist in einer Officin des Continents während verhältnißmäßig so kurzer Zeit eine solche Masse von Industrie- und Eisenbahnactien sammt den dazu gehörigen Coupons, dann Anlehensloosen, Prioritäten u. s. w. typographisch hergestellt worden, als in dieser Anstalt. Hand in Hand mit genannten Druckarbeiten ging der Bücher- und Kunstverlag. Von ersterem, der meist österreichische Geschichte und Gesetzgebung betraf, seien erwähnt: die prachtvolle auf 24 Bände berechnet Ausgabe des „Talmud“; der „Oesterreichische Hausschatz“, von dem das „Biographische Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“ ursprünglich auch einen Bestandtheil bildete; das Geschichtswerk „Prinz Eugen von Savoyen“ von Alfred von Arneth, und die „Neue illustrirte Zeitung“, das erste illustrirte Blatt – wiederholte Unternehmungen ähnlicher Art sind nach kurzer Dauer eingegangen – welches sich dauernd behauptete, und das er von 1874 bis 1882 mit einem bedeutenden künstlerischen und materiellen Aufwande herausgab. Aus der Abtheilung der Kunst [133] und Kunsttechnik nennen wir die zehn Stück Platten, welche den Stufengang des typographischen Farbendrucks veranschaulichen; das Musterbuch mit schwarzen und farbigen Holzschnitten, im typographischen Atelier der Anstalt geschnitten; Muster von Spielkarten in typographischem Farbendruck auf der Buchdruckerpresse hergestellt, ein in den österreichischen und Zollvereinsländern patentirtes Verfahren; eine Reihe von Oelfarbendruck-Bildern auf chromolithographischem Wege mittelst der lithographischen Presse hergestellt; und unter über ein Hundert umfassenden Oelfarbendruck-Bildern den in künstlerischer Weise ausgeführten „Kreuzweg“ in 14 Stationen auf Malerleinwand gedruckt. 1882 gingen mit Einschluß der „Neuen illustrirten Zeitung“ die von Zamarski gegründeten Unternehmungen durch Kauf in das Eigenthum der Papierfabriks- und Verlags-Actiengesellschaft „Steyrermühl“ über, an deren Verwaltung er noch derzeit Antheil nimmt. Außer zahlreichen Medaillen – darunter in Paris 1867 die goldene – welche der Anstalt anläßlich verschiedener Kunst-, Gewerbe- und Weltausstellungen zutheil geworden, erhielt dieselbe im November 1871 den Hoftitel, Zamarski in der Folge das goldene Verdienstkreuz mit der Krone und vom Könige von Italien das Ritterkreuz des italienischen Kronenordens.

Meyer (Anton Dr.). Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482–1882. Herausgegeben von den Buchdruckern Wiens. Verfaßt von – – (Wien 1887, gr. 4°.) Bd. II, S. 328 u. f., 346, 354, 363, 365 u. f.