BLKÖ:Zichy-Vásonykeő, Geza Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 25. (Quelle)
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Zichy-Vásonykeő, Geza Graf (Tonkünstler und Dichter, geb. zu Sztará in Ungarn am 23. Juli 1849), vom I. Zweige der Karlsburger Linie. Wir halten uns in Bezug auf das Geburtsdatum des Grafen an das „Genealogische Taschenbuch der gräfl. Häuser“; wir finden aber in verschiedenen Quellen als Geburtsjahr 1842 und 1840 angegeben. Der jüngste Sohn des Grafen Leopold (gest. 1869), der in der ungarischen Armee diente und Besitzer des Gutes Seregelyes im Stuhlweißenburger Comitate Ungarns war, und Marias geborenen Gräfin Sztaray. Graf Geza verlebte Kindheit und Jugend zuerst in Tyrnau, dann seit 1860 in Preßburg, wo er die Rechtsstudien beendete. Im Alter von 15 Jahren hatte er das Unglück, durch einen Jagdunfall, der auf verschiedene Weise erzählt wird, den rechten Arm zu verlieren. Da er von Jugend auf sich mit Leidenschaft dem Pianospiel gewidmet hatte, mochte er dieser Kunst nicht entsagen, und während der zwei Jahre, welche die Heilung der Wunde beanspruchte, brachte er es durch hartnäckige Arbeit und rastlose Uebung dahin, beim Spiel seine rechte Hand zu entbehren und mit der Linken alle [26] Schwierigkeiten zu überwinden und kunstgerecht zu lösen. Dabei setzte er die juridischen Studien mit bestem Erfolge fort, nahm bei dem damaligen Capellmeister der Preßburger Kathedrale Mayrberger Unterricht in der Harmonielehre und als er später nach Budapesth übersiedelte, bei Volkmann im Kontrapunkt und in der Composition. Zu gleicher Zeit vervollkommnete er seine Studien für die linke Hand auf dem Piano bei Liszt, der als Director des Pesther Conservatoriums jeden Winter in Budapesth zubrachte, des jungen Grafen eminentes Musiktalent erkannte und ihn mit den großen Werken der Classiker bekannt machte. So hatte sich Graf Geza zum Pianovirtuosen, der ganz ausnahmsweise einhändig die schönsten Bravourstücke mit größter Vollendung spielt, ausgebildet und ließ sich nun seit 1865 als einhändiger Pianist in Preßburg, Wien, Pesth, München, Paris mit großem Beifall hören. Ueber sein Spiel urtheilt ein Kenner: „er versteht nicht allein mit der einen Hand den Mangel der zweiten zu verdecken, sondern zeigt sich auch aller Nuancen mächtig vom Seelenvollsten bis zur größten Bravour“. Als Componist hat Graf Zichy bereits mehrere Tonstücke veröffentlicht, darunter ein Ave Maria für Sopranstimme, eine Ballade, betitelt: „Clara Zách“; – „3 Hefte Lieder“ (Leipzig, Kohut) und eine Sammlung Etuden für die linke Hand (Paris, Heugel, seinem Meister Liszt gewidmet, der über dieselben folgendes Urtheil fällte: „sie sind von gutem Geschmack, gutem Styl und sogar von mehr Wirkung als manche Composition für zwei und vier Hände; aber sie sind so schwierig, daß nur der Componist allein das Wunder aufführen kann, sie zu spielen“. Noch sei bemerkt, daß der Graf, wenn er öffentlich sich hören läßt, nur zu wohlthätigen Zwecken, ohne Anspruch auf Honorar spielt, und daß seine Concerte, in denen er meist eigene Compositionen vortragt, den Armen schon weit über 100.000 fl. eingetragen haben. Aber nicht bloß auf musicalischem Gebiete begegnen wir dem Grafen, er ist auch als Dichter im Vaterlande bekannt, und schon 1877 wurden seine ungarischen Gedichte von der Petöfi-Gesellschaft herausgegeben. Von seinen Arbeiten in dieser Richtung nennen wir noch: „A szerelem harcza“, d. i. Der Liebeskampf, Drama in 5 Acten (1877); – „A hazajáró lélek“, d. i. Der umgehende Geist eines Verstorbenen, ein Gedicht, welches in der Kisfaludy-Gesellschaft von Jos. Konocsy vorgetragen wurde; – dann „Alár“, eine poetische Erzählung in sieben Gesängen (Budapesth 1883). Auch in schöngeistigen Blättern, so in der von der Kisfaludy-Gesellschaft herausgegebenen Monatschrift „Koszoru“, d. i. Der Kranz, stehen Dichtungen und Anderes von seiner Hand, unter Anderem ein Gedicht an Franz Liszt (1879, Heft 4), eine Denkrede auf Szigligeti (ebd., Heft 3) u. s. w. Der Graf lebt in Budapesth, wo er als Mitglied mehrerer Vereine und Gesellschaften, so der Kisfaludy-Gesellschaft, ferner als Präsident des königlich ungarischen Nationalconservatoriums in künstlerischer und literarischer Richtung vielfach thätig ist. Im September 1888 meldeten die Zeitungen, daß der Graf im Laufe des Sommers ein größeres Opernwerk verloren habe, das trotz aller Nachforschungen nicht aufgefunden wurde. Seit 10. September 1871 ist Graf Zichy mit Melanie geborenen Gräfin Karátsonyi v. Beodra (geb. 16. September 1855) vermält, und hat er aus dieser [27] Ehe vier Kinder, drei Töchter und einen gleichnamigen Sohn Géza (geb. 3. November 1882).

Illustrirte Frauen-Zeitung (Berlin, Lipperheide, Fol.) 1. Juli 1883. Nr. 13. – Neue Illustrirte Zeitung (Wien, Zamarski) X. Jahrgang 1882, Nr. 16, S. 246. – Süddeutsche Presse (München) 25. Februar 1882, Nr. 56 im Feuilleton.
Porträts. 1) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Géza Graf Zichy“. Aug. Schubert del. (Fol.). – 2) Unterschrift: „Graf Géza Zichy“. F. W (eiß) fec., Paar sc..