Barbarossa (Gerstäcker)

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Textdaten
Autor: Friedrich Gerstäcker
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Titel: Barbarossa
Untertitel:
aus: Fliegende Blätter, Band 22, No. 516, S. 92
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1855
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Quelle: UB Heidelberg und Commons
Kurzbeschreibung:
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[92]

     Barbarossa.
Dort drüben im Kyffhäuser Berge
Gepanzert in Gold und Stahl,
Da sitzet der alte Kaiser
Im hochgewölbten Saal.

5
Da saß er viel hundert Jahre

Und schlief den langen Tag,
Und träumte von Deutschlands Jammer
Und träumte von Deutschlands Schmach.

Der Bart war ihm gewachsen

10
Bis in den Tisch hinein,

Die sorgenschwere Stirne
Lehnte er auf den Stein.

Da weckt ihn Trompeten-Schmettern
Vom fernen Osten her,

15
Da weckt ihn Kanonen-Donner

Herunter vom deutschen Meer.

Er hebet den Kopf und lauschet
Und horchet gespannt dem Klang;
Noch will er den Ton nicht glauben,

20
Der zu dem Ohr ihm drang;


Da plötzlich, mit blitzenden Augen
Empor der Kaiser fährt,
Und reißt den Bart aus dem Tische
Und reißt aus der Scheide das Schwert,

25
Und springt vom Stuhl und hebt sich

In klirrender Gewalt,
Und Licht und Glanz umfließen
Die göttliche Gestalt.

„Ha, endlich!“ jubelt die Stimme,

30
„Ha, endlich bist Du erwacht

Mein deutsches Volk da droben,
Und ruf’st mich aus meiner Nacht.“

„Ich höre Dein fröhliches Stürmen
Und wie’s in den Lüften braust,

35
Ha, wieder darf ich Dich führen,

Den blitzenden Stahl in der Faust.“

„Fort, Knabe, rufe die Mannen,
Geh’, rufe sie alle zu Hauf,
Und öffene weit die Pforten,

40
Dein Kaiser steigt hinauf!“


„Was steh’st Du da, blöder Geselle,
Und schau’st so trüb und verzagt;
Hörst Du nicht der Schwerter Klirren,
Der donnernden Hufe Schlag?“

45
„Das sind meine deutschen Streiter,

Was horch’st Du und zögerst doch? –“
„„Mein Kaiser“, klagte der Knabe,
„„Die Raben fliegen noch!““

 Friedr. Gerstäcker.