Beschreibung des Oberamts Aalen/Kapitel B 15

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Pommertsweiler,


Gem. III. Kl. mit 733 Einw. (wovon 266 kath.) a. Pommertsweiler, Df., mit 352 Einw., wor. 162 kath. b. Altweiher, H., 24 Einw. c. Hammerschmidte, 2 kath. Einw. d. Herrenwald, H., 5 Einw. e. Hinter-Büchelberg, W., 74 Einw. wor. 21 kath. f. Höfen, W., 19 kath. Einw. g. Höfenhölzle, W., 12 Einw., wor. 4 kath. h. Lutstrut, W., 48 Einw. i. Mittel-Hohlenbach, W., 7 Einw., wor. 5 kath. k. Neumühle, M., 4 Einw. l. Ober-Hohlenbach, W., 7 kath. Einw. m. Straßdorf, W., 38 Einw., wor. 28 kath. n. Unter-Hohlenbach, W., 8 kath. Einw. o. Wildenhäuslen, W., 57 Einw. p. Wildenhof, W., 53 Einw., wor. 4 kath. q. Ziegelhütte, H., 2 kath. Einw. r. Zimmerberg, W., 21 Einw. – Die evang. Einw. in Parz. a. b. d. e. g. h. k. m. o. p. und r. sind nach Adelmannsfelden, die in Parz. i. l. und n. nach Ober-Gröningen, O.A. Gaildorf eingepfarrt. Die Kath. in Parz. a. sind nach Neuler, O.A. Ellwangen, die Kath. in Parz. c. e. f. g. i. l. n. und q. nach Hohenstadt und die Kath. in Parz. m. und p. nach Abtsgmünd eingepfarrt.

Diese Gemeinde erstreckt sich der ganzen Breite nach durch den gegen Norden vorspringenden Theil des Oberamtes, südlich von den Gem. Abtsgmünd und Hohenstadt, nördlich von Adelmannsfelden begränzt, östlich von der Gem. Neuler, O.A. Ellwangen, westlich von Untergröningen, O.A. Gaildorf. Der ganze Bezirk liegt in den sogen. Wälden.

Sanfte Hügel bedecken überall, von Thälern und Schluchten durchfurcht, die Oberfläche, großenteils mit dichten Tannenwäldern | überkleidet, zwischen welchen der Mensch nur in kleineren Ortschaften sich angesiedelt hat; bei Pommertsweiler selbst gegen Adelmannsfelden zu erstreckt sich eine Art Hochebene zwischen den Gebieten der Bühler und Roth. Wasser ist in Quellen und Bächen überall in Fülle vorhanden, wozu noch ein paar ansehnliche Weiher kommen. Die Quellen und Bächlein im östlichen Theile laufen der fast an der Gränze hinfließenden blinden Roth zu; westlich dem Hohlen- oder Röthenbach, welcher geradezu die Westgränze bildet. Im mittleren Gebiete entspringt die Bühler mit mehreren ihr zulaufenden Nebenbächen.

Der Boden ist vorherrschend grob sandig und meistens leicht, seltener schwer und lettig, bei Höfen steiniger (Lias-) Kalkboden; die Fruchtbarkeit im Allgemeinen ist gering, doch liegen die Einwohner dem Landbau mit allem Fleiße ob. Nur in Hinter-Büchelberg ist Wechselfelderwirthschaft, außerdem wird flürlich gebaut, mit reiner Brache. Vorherrschende Fruchtarten sind Roggen und Haber, wenig Dinkel, Waizen und Gerste; noch weniger gebaut werden Hanf, Flachs und Reps, – blos zum eigenen Gebrauch. Der Morgen Ackerfeld kostet durchschnittlich 20 fl. und erträgt etwa 60 Garben. Die Wiesen sind meistens einmädig und es gibt der Morgen, mit einem durchschnittlichen Werth von 40 fl., ungefähr 10 Ctr. Futter. Bei diesem geringen Futterertrag ist die Rindviehzucht nicht bedeutend und es wird das Vieh auf Felder und Haiden zur Waide getrieben. Nadelstreue ist ganz allgemein. Noch unbedeutender ist die Pferdezucht, auch werden blos wenige Schafe gehalten, theils deutsche, theils mittelfeine Bastarde. Für Obstbau sind Lage und Klima nicht günstig; das Klima ist vorherrschend windig und trocken.

Den Zehnten besitzt der Staat in Herrenwald, Hinterbüchelberg, Höfen, Höfenhölzle und Straßdorf – (früher Ellwangen) nur am Erdbirnzehnten zu Hinterbüchelberg hat die Pfarrei Abtsgmünd zur Hälfte Theil. Zehntfrei sind Hohlenbach und Wildenhäusle – von allen übrigen Parzellen gebührt großer und kleiner Zehnte der Pfarrei Adelmannsfelden. Gefälle hatten zu beziehen der Staat, die Grafen v. Adelmann, die Pfarreien Adelmannsfelden und Abtsgmünd, sowie die Heiligenpflege Adelmannsfelden; dieselben sind aber schon, oder werden abgelöst.

Der Nahrungsstand der Einwohner ist im Allgemeinen sehr mangelhaft. Nur wenige ganze Bauernhöfe sind übrig, die Güter vielmehr zum größten Theile sehr zerstückelt und die Einwohner meist auf Nebenerwerb hingewiesen, welcher vorzugsweise durch Taglohn und Waldarbeiten (Holzmachen, Kohlen-brennen und -verführen u. dgl.) gesucht wird. Der Gewerbebetrieb – von circa 50 Gewerbsleuten im | Bezirke, ist sehr unbedeutend. Neben Schustern und Schneidern sind es besonders Leineweber, Schachtelmacher, Potaschensieder etc.

Die Schultheißerei als solche besitzt ein Aktivvermögen von circa 300 fl. Grundbesitz und circa 700 fl. Kapitalien, ohne Schulden.

Die evangel. Einwohnerschaft hat zu 1/3 Theil am Genuß der Stiftungspflege Adelmannsfelden, wohin dieselbe mit wenig Ausnahmen (s. oben) pfarrt. – Die Errichtung einer kathol. Pfarrverweserei ist im Werke. Eine eigene Kirche ist nirgends, in Pommertsweiler aber eine evangel. Filialschule mit einem Unterlehrer.

a) Pommertsweiler, einst Bombrechtsweiler und Bomartzweiler genannt, ist ein Dörfchen 31/2 Stunden von Aalen. Die Religionsverschiedenheit hängt zusammen mit den ehemaligen Besitzverhältnissen, indem 13/2 Höfe, 5 Lehen und 3 Sölden dem Kapitel Ellwangen gehörten, welches nur katholische Grundholden duldete; 2 Höfe aber, 3 Lehen und 5 Sölden zu der reformirten Herrschaft Adelmannsfelden, welcher allein die Gemeindeobrigkeit, der Hirtenstab, Kirchweihschutz und das Schenkrecht zustund. Ein Bauernhof (jetzt allodificirt) war mit der Herrschaft Neubronn verbunden, deren Verhältnisse er theilte, ungewiß aber ist, ob er von den Hrn. v. Adelmann (die 1410 und 1411 Güter zu Pommertsweiler und Ramsenstrut gekauft haben, von Ulrich v. Schechingen 1472 ein anderes Gut in Pommertsweiler) oder v. Wellwart herkam, gleichwie es sich auch nicht mehr nachweisen läßt, wie ein Theil des Ortes in die Hände des Klosters Ellwangen gekommen ist, von welchem die Hrn. v. Wellwart auch ein paar Seen in der Nähe zu Lehen trugen. Schon 1460 sind die klösterlichen Besitzungen bei der Umwandlung in ein Stift dem Kapitel zugetheilt worden.

Ein Schultheißereisitz ist hier erst seit 1820, bis wohin der Ort mit Umgebung zu Adelmannsfelden gehörte. Eine ziemlich ordentliche Vicinalstraße führt durch Pommertsweiler von Abtsgmünd her nach Adelmannsfelden und schickt einen Zweig nach Ellwangen, während sie gegen Norden auf der Höhe sich bis zur Ellwangen-Haller Chaussee fortsetzt.

Die Bauart der Häuser ist ganz die gewöhnliche; früher war es Sitte mit Schindeln zu decken, doch sind blos noch etwa 10 Schindeldächer übrig.

b) Altweiher, ein Hof, 1/4 Stunde von Pommertsweiler, ein durch die Herren v. Vohenstein begründeter Ort, indem sie ein Stück vom Wildenhof trennten und mit einem Unterthanen besetzten. Der Altweiher, an welchem der Hof lag, ist seit 1839 ausgetrocknet und in eine Wiese verwandelt.

| c) Die Hammerschmiede, 1/2 Stunde von Pommertsweiler, ist auch eine Anlage der Herren v. Vohenstein, welche den Eisenweiher anlegten und eine Hammerschmiede mit 3 Feuern und Hämmern gründeten. Im 30jährigen Krieg ist das Werk eingegangen, nach 1662 jedoch von einem Unternehmer wiederum hergestellt worden. 1716 brachte es Ludwig Christof v. Vohenstein in seinen Besitz und die vohenstein. Erben ließen das Hammerwerk auf gemeinschaftliche Rechnung fortbetreiben. In württemb. Besitz gekommen wurde es der Verwaltung Abtsgmünd untergeordnet, 1825 aber verkauft unter der Bedingung, daß auf diesem Platze nie mehr eine Hammerschmiede errichtet werde. Es ist jetzt eine Säg- und Stampfmühle.

d) Herrenwald, ein kleines Gut, 1/4 Stunde von Pommertsweiler, eine alte Zubehörde der Herrschaft Adelmannsfelden.

e) Hinter-Büchelberg, ein Weiler, 1 Stunde von Pommertsweiler, hat die besten Wiesen und Äcker; hier wächst ein vorzüglicher Roggen.

Herren dieses Ortes waren früher 1) die Herrschaft Wellstein, deren Antheil 1587 an das Kapitel Ellwangen verkauft wurde, sammt Wülflingen (s. d.); 2) einige Gmünder Patricier, deren Hof 1364 Ellwangen zur Herrschaft Adelmannsfelden kaufte; 3) der Heilige zu Hohenstadt und die Herren v. Adelmann also. Jede Herrschaft hatte die Jurisdiction über ihre Unterthanen.

f) Höfen, ein Weiler, 1 Stunde von Pommertsweiler, auf dem höchsten Punkt in der Gegend, mit schöner Fernsicht, gutem Boden und hinreichend Wasser. Den Hof „zu den Höfen“ hat Hans Christof v. Vohenstein 1616 von einem Veit Gentner um 3000 fl. erkauft. Die Hälfte des Zehntens wurde 1610 von dem Predigerconvente zu Gmünd erworben.

g) Höfenhölzle, ein paar Häuser am Fuße des Höfenbergs, ist eine jüngere Ansiedlung, welche eigentlich zu Höfen gehört.

h) Lutstruth, ein Weiler, 1/2 Stunde von Pommertsweiler, ist eine alte Zubehörde der Herrschaft Adelmannsfelden.

i) Mittel-Hohlenbach ist ein kleiner Weiler 11/2 Stunden von Pommertsweiler, mit einer Sägmühle. Ein jenseits des Hohlenbaches stehendes Haus gehört bereits zum O.A. Gaildorf.

In ältern Zeiten findet sich nur ein Ort „Hohlenbach“ kurzweg genannt und die weit auseinander gelegenen Theile desselben scheinen erst in neuerer Zeit durch 3 Sondernamen unterschieden worden zu seyn. Hohlenbach gehörte zum Schenk-Limburgischen Amte Gröningen; es war aber ein Gut ellwangisch Lehen, und wurde deßwegen 1713 als eröffnet eingezogen, und zwar wird ausdrücklich – die Hohlenbacher | Sägmühle genannt, welche von da an unter ellwang. Jurisdiction stand und zum O.A. Aalen kam, während der schenkische Theil beim Amte Gröningen (O.A. Gaildorf) blieb.

k) Die Neumühle wurde sammt dem Mühlweiher von den Herren v. Vohenstein erbaut als Mahl- und Sägmühle, wozu später eine Stampfmühle kam; sie ist längst im Besitze von Privaten.

Nach dem Heimfall des ellwang. Lehenhofs Zimmerberg wurde diese Mühle Gegenstand eines langen Prozesses der Herren v. Vohenstein gegen das Stift, welches behauptete, ein Theil der Mühle sey auf dem Grund und Boden jenes Lehenhofs erbaut.

l) Ober-Hohlenbach, ein Haus, 11/2 Stunde von Pommertsweiler – wozu etwa 5 Morgen Feld gehören. Jenseits des Bachs im O.A. Gaildorf liegen noch 2 Häuser, Hinter-Hohlenbach, während man die 3 Hohlenbach O.A. Aalen auch Vorder-Hohlenbach nennt.

m) Straßdorf, ein Weiler am Fuße des Höfenbergs, 3/4 St. von Pommertsweiler, das der Sitz der vohenstein. Herrschaft war und dessen Güter längere Zeit zum Wildenhof geschlagen waren. Ein Theil gehörte zu Adelmannsfelden, von den Brüdern Fickel (A, VII S. 161) um 80 fl. an Georg v. Vohenstein sen. 1503 verkauft; der andere Theil zur Herrschaft Hohenstadt. Dieser war 1488 an das Dominikanerkloster zu Gmünd verpfändet, doch bald wieder ausgelöst und 1641 an Veit v. Vohenstein verkauft.

n) Unter-Hohlenbach, ein Haus, 11/2 Stunde von Pommertsweiler; jenseits am Bache liegt eine nach Gaildorf gehörige Sägmühle.

o) Die Wildenhäuslen oder -häuschen bilden einen Weiler 1/2 Stunde von Pommertsweiler. Ursprünglich war da eine Viehwaide zum Wildenhof gehörig, auf welcher die Herren v. Vohenstein etliche Hintersassen allmählig sich ansiedeln ließen.

p) Wildenhof, ein Weiler, am ehemaligen „Wilden Weiher“ erbaut, 3/4 Stunden von Pommertsweiler. Von den Hrn. v. Vohenstein wurde dieses Gut längere Zeit als Maiereigut verwaltet; später fiel der Hof sammt Metzelgehren der Marie Auguste v. Vohenstein, verehel. v. Nettelhorst, zu und weiterhin ihrem Tochtermann Samuel Friedrich v. Gültlingen, welcher wegen Streits mit seinen Brüdern von Berneck wegziehend eine sehr einfache Wohnung da einrichtete und seinen Sitz aufschlug. In Folge seiner Prozesse kam es zu einer militärischen Execution, bei welcher unter Leitung einer Ritterschaftl. Commission 25 württemb. Husaren, einige Gmünder Infanteristen und 50–60 adelmann. Bauern einen Einfall machten, den Hof, aus welchem ein paar Schüsse fielen, ausplünderten, von den allda versammelten Hintersaßen viele verwundeten, einige tödteten, den Herrn v. | Gültlingen selbst aber sammt Familie gefangen fortführten. Dieser hat späterhin ein Klaglibell beim Reichskammergerichte zu Wezlar eingereicht, in der Mitte geziert mit einem rührenden Holzschnitt über den ganzen Vorgang, betitelt: „Wahrer Abriß und aktenmäßige Beschreibung des den 16. Nov. 1771 von und durch Herrn Geheimrath und Ritterrath Baron v. Adelmann und Consorten gestifteten grausamsten Canton Kocherischen Blutbades und Plünderung auf dem Freiherrl. v. Gültlingenschen Rittersitz Wildenhof.“ Allem nach aber hatte gerade er selbst die ersten Schüsse gethan und durch aufrührerische Zurückhaltung der v. Jungkennschen Unterthanen die Execution herbeigeführt.

Vom Staate ist diese Domäne 1827–33 verkauft worden.

q) Die Ziegelhütte, 1/2 Stunde von Pommertsweiler, wurde auf Wildenhofer Grund und Boden von den Herren v. Vohenstein errichtet, befindet sich aber seit circa 30 Jahren in Privathänden.

r) Zimmerberg, ein Weiler, 3/4 Stunden von Pommertsweiler, war schon 1364 ellwang. Mann-Lehenhof der Schenken von Limburg, auf welchen Cunz Adelmann 1385 vergeblich Ansprüche erhob. Als des Mannsstammes Aussterben drohte, sicherte Schenk Vollrath (1695) die Scheutmühle bei Adelmannsfelden als Ersatz den Herren v. Vohenstein als Afterlehensträgern zu. Wirklich zog auch Ellwangen den Hof nach Aussterben des limburg. Mannsstammes an sich, gleichwie den Lehenhof in Vorder-Hohlenbach.

Die am Mühlbach der Neumühle, in welchen sich der Zimmerbach ganz in der Nähe ergießt, stehende Mühle heißt neuerdings gewöhnlich Zimmerberger Mühle, ohne daß der ältere Name – Klepper- oder Klepperlens-Mühle verdrängt wäre. Es ist eine Mahl-, Stampf- und Sägmühle, mit einem Gang um Hirse zu ringeln.




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