Beschreibung des Oberamts Balingen/Kapitel B 5

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5. Ebingen,


Gemeinde II. Klasse mit 5605 Einw., worunter 422 Kath., 35 eigener Konfession und 1 Isr. a. Ebingen, Stadt 5516 Einw.; b. Ehestetten, Hof 8 Einw.; c. Ehestetter Mühle, Haus 12 Einw.; d. Ehestetter Spinnerei, Haus 7 Einw.; e. Ehestetter Stadtmühle, Haus 7 Einw.; f. Fabrik im Mazmann, Haus 5 Einw.; g. Galthaus, Haus 4 Einw.; h. Petersburg, Haus 16 Einw.; i. Stierhaus, Haus 6 Einw.; k. Weißenhalde, Haus 24 Einw. Die Kath. sind nach Lautlingen eingepfarrt.

Ebingen, der größte Wohnort des Oberamts, nimmt unter den württembergischen Städten der Bevölkerungszahl nach die neunzehnte Stelle, zwischen Heidenheim und Rottweil, ein. Es bildet für den oberen Theil unseres Bezirks den natürlichen Mittelpunkt und war seit alter Zeit ein wichtiger Straßenknoten, während es jetzt zu einem Hauptplatz der Zollerbahn geworden ist.

Das Wappen der Stadt war ursprünglich das gräflich hohenbergische, ein quergetheilter Schild mit einem untern rothen und einem obern weißen Feld; in letzteres kam später ein württembergisches Hirschhorn.

Ebingen liegt in einer Höhe von 730 m über dem Meer, als die nebst Freudenstadt, das auf den Meter hin die gleiche Höhe zeigt, höchstliegende größere Stadt Württembergs, nordöstlich überragt von dem den höchsten Punkten der Alb sich anschließenden Schloßfelsen, indeß das nordwestlich liegende Plateau zwischen dem Schmiech- und Margrethauser Thal nicht ganz die gleiche Höhe und die südlich sich erhebende Hardt eine noch etwas geringere erreicht. Steil, mit Felszinnen gekrönt, fallen die 3 Plateaus gegen den Thalkessel ab, den das Zusammenstoßen der Schmiech und des Riedbachs gebildet hat, und in dessen nördlichen engeren Theil, von Ost nach West leise ansteigend, die Stadt sich hineinschmiegt. Freundliche Gärten, weiterhin üppige Wiesen fassen sie ein; herrlicher Laubwald bekleidet die Hänge, und nach drei Seiten öffnet sich der Blick in lichte, fruchtbare Bergthäler. Ein mühloser Gang durch liebliche, der Natur sich anschmiegende Anlagen, eine sehr dankenswerthe Schöpfung des hiesigen Verschönerungsvereins, führt auf die Zinnen des Schloßfelsens, wo der Blick die Bildung der großartigen Gegend | mit einemmale überschaut und zugleich gegen Süden bis an die Alpen schweift.[1]

Die Stadt selbst bildet eine gegen Süden abgestumpfte Ellipse, von der Vorstädte in die drei Thäler ausgehen. Offenbar war diese Anlage ursprünglich mit Rücksicht auf die Bewässerung der Gräben durch die beiden Arme der Schmiech getroffen, wovon jetzt der linke, wieder in mehrere Theile getheilt, die östliche Vorstadt, der rechte die nördliche und den Nordtheil der inneren Stadt durchfließt, um dann in jenen zu münden. Im Lauf der Zeit wurde der ganze Ring wie die Südseite des Zwingers (in dessen Südostecke sich noch ein Rundthurm erhalten hat) mit einer Doppelreihe von Häusern besetzt, welche die größere Hälfte der inneren Stadt ausmachen, deren Kern, von der unregelmäßigen Nordspitze abgesehen, ein Oblongum von 3 Straßen, Marktstraße, Käppelgasse und Pfarrgasse, in der Mitte von einer schmäleren Gasse rechtwinklig durchschnitten, bildet. Wo die Vorstädte auslaufen, bilden sich größere Plätze; der größte gegen NW., die sog. Schütte, mit seinen kleinen hölzernen Giebelhäusern so recht ein Bild aus einer alterthümlichen Landstadt. Dagegen zeigen die Vorstädte, namentlich aber der Kern der Stadt, und in diesem wieder besonders die südlichste, die Marktstraße, meist auch Giebelhäuser, aber vielfach stattliche, z. Th. modern ansehnliche Gebäude, indeß freilich manche der Industrie geweihte Nebenpartien nur durch Unregelmäßigkeit, durch ein Gewirre von Werkstatt, Stall und Scheuer, von Bach, Brücke, Weg und Steg malerisch wirken.

Zu dem in nächster Nähe südlich von der Stadt schön und frei gelegenen, in hübschem Quader- und Ziegelbau errichteten Bahnhof wurde an dem genannten Thurm vorüber eine neue Straße durchgebrochen, an der sich moderne Häuser, darunter ein staatlicher Saalbau, zu reihen beginnen.

Ebingen besitzt zwei Kirchen, die Pfarrkirche zu St. Martin, südwestlich außerhalb des Grabens gelegen, und die nahe dabei, am obern Ende der Kappelgasse gelegene kleinere Kapellenkirche. Beide stammen in ihrer jetzigen Gestalt aus dem späteren Mittelalter; der Ursprung der Martinskirche aber ist weiter zurückzuverlegen.

| Ein traulicher, baumbewachsener alter Kirchhof – erhalten an der Südseite der Grabstein des Mattheus Balinger, gewesenen Schultheißen und fürstl. Verwalters, gest. 15. Dez. 1606, mit Rehbockwappen – umgibt sie. Sie selbst freilich stellt von außen auf drei Seiten ein unförmliches Ganze von niederen Mauern, gewaltigem Dach, unregelmäßigen Fenstern, Treppen und Mansarden dar. Der nordöstlich stehende Thurm, durch die gewölbte Sakristei (jetziges Archiv), ursprünglich das Untergeschoß eines gewaltigen Viereckthurms, vom Chor getrennt, wurde 1670–72 erbaut, ist unten viereckig, geht dann ins Achteck über und trägt ein kupfernes Kuppeldach mit Laterne. Nur auf der Ostseite verräth der in drei Seiten des Achtecks schließende Chor mit maßwerklosen Spitzbogenfenstern, darunter einem schmalen alten, die gothische Anlage; auch an der Nordseite hat sich ein Portal dieses Stils mit dem schöngearbeiteten Reiterbild des h. Martinus im Bogenfeld erhalten. Wirklich überrascht das Innere nicht nur durch einen schönen Chor von schlanken Verhältnissen, sondern auch durch eine wohlerhaltene Arkadenanlage des Langhauses. Der Chor ist von einem schönen auf Konsolen (davon an dreien ein hockender Löwe, ein Kopf und ein Mann mit Andreaskreuz) ruhenden Kappengewölbe bedeckt. Die runden Schlußsteine sind leer, bis auf den hintersten, welcher einen Kopf mit Strahlen (Sonne) zeigt, rechts und links davon auf den Rippenkreuzungen die Zeichen der 4 Evangelisten, in der hintersten aber ein Meisterzeichen: Wappenschild mit 2 sich kreuzenden Schabmessern, davor ein Pfeil und Ring, nebst den Initialen I–St. Die einfachen Formen der vorderen Hälfte weisen auf frühgothische Zeit; der Schluß scheint später eingesetzt. An der südlichen Chorwand steht der „Affenschmalz“ d. h. das Grabmal des Ritters dieses Namens in schönem Hochrelief, im Schild oben ein Ring, unten ein Kleeblatt. Umschrift in Minuskeln: anno . dm . MCCCCXIII . uff . sant . hilarien . tag . starb . hainrich . von . ringelstain . gen … affenschmaltz . edl . kneht . dem . got . gnedig . sy.[2] Nördlich eine Erztafel: Zur | Erinnerung an die für uns Gefallenen, Philipp Kaufmann gef. 30. Nov. 1870 Coeully, Jakob Fuß gef. 30. Nov. Coeully, Gottlieb Sigmund Haux gef. 2. Dez. Champigny, Karl Friedr. Fritz gest. 4. Jan. 1871 Lagny. 2. Sam. 1, 19.

Ein schön in einfachen frühgothischen Formen profilirter Triumphbogen und mehrere Stufen führen ins Schiff hinab. Südlich steht die Kanzel, ein schönes, reich geschnitztes Werk von 1682. An den Emporenbrüstungen ein – neueres – Abendmahl und Apostelbilder; ferner ein hölzernes Epitaph des Stadtpfarrers Jo. Sachs 1708, und seiner Ehefrau geb. Kastner; endlich ein stattlicher (etwas weicher) lebensgroßer Luther, gemalt 1674 von G. Thom. Hopffer „fürstl. württ. Hofmaler“. Taufstein und Cruzifixus sind neu; der Altar zeigt ein altes, schön geschmiedetes Gitter. Jederseits vom Schiff sind 5 Arkaden mit derben Rundpfeilern, achteckigen Gesimsen und breiter Laibung der Bögen; von ursprünglicher Wölbung keine Spur, die große Breite des Schiffs würde sie schon nicht erlaubt haben. Offenbar haben wir es mit einer frühgothischen Säulenbasilika zu thun, ähnlich manchen Kirchen an dem nicht allzu weit abliegenden Bodensee, z. B. Constanz und Überlingen. Die Nebenschiffe sind in der Höhe ganz verbaut, auch die jetzige Mittelschiffdecke niedrig, die Spitze des Chorbogens nicht erreichend. Der Holzeinbau stammt von 1652 und zeigt hübsche, kräftig ausgehauene Zieraten. An der Südwand sind Spuren eines durch den Einbau, wie durch Tünche und Feuchtigkeit verdorbenen gothischen Kreuzigungsgemäldes, wovon eine Gruppe mit Maria und Johannes in Köpfen und Haltung geistreiche Zeichnung verräth. Auch die Westwand hat Freskenspuren.

Die Gesammtlänge der Kirche beträgt 124 Fuß, die Breite stark die Hälfte, die des Mittelschiffs 36. Um eine Arkade verlängert, mit einem Querschiff verstärkt und mit Holzgewölben bedeckt, ließe sie sich vielleicht zu einer der stattlichsten Kirchen ausbauen.

Im Thurm hängen 4 Glocken; eine kleine neue, 3 größere alte. Die größte trägt die Jahreszahl 1465 und die Namen der Evangelisten in Minuskeln; die mittlere die gleichen Namen in alten Majuskeln; die dritte wieder in Minuskeln, mit der Jahreszahl 1467.

| Die Kapellenkirche, erst in neuerer Zeit wieder zum Gottesdienst hergerichtet, zeigt ein einfaches Oblongum, an das sich im Osten drei Seiten des Achtecks chorartig anlegen, einen Dachreiter, maßwerklose gothische Fenster; innen hübsche Ausstattung mit Taufstein, Cruzifixus und schön bekleidetem und eingefaßtem Altar; sonst flache Decke und Emporen. An der nordöstlichen Chorwand eingemauert ein gothisches Giebelchen. Außen an der Südwestecke stehen die Jahreszahlen der wahrscheinlichen Erbauung, 1480, und der Erneuerung, 1833.

Beide Kirchen, wie der neue, schön und frei im S. der Stadt am Fuß der Hardt gelegene Gottesacker, gehören der Stiftung; das ansehnliche Stadtpfarrhaus am Graben, und das Helferhaus, ein Giebelhaus an der Marktstraße, jenes von 1772, dieses von 1774, sind vom Staat zu unterhalten.

Zwei Schulhäuser wurden in unserem Jahrhundert erbaut, 3 Schullokale in andere öffentliche Gebäude eingebaut. In einem ist auch eine Lehrerwohnung.

Das Rathhaus an der Marktstraße wurde nach dem Brande von 1577 erbaut. Es hat ein gar zierliches altes schmiedeisernes Glockenthürmchen (ähnliche auf dem Waghaus und dem „rothen Haus“, in welchem ein städtisches Magazin und eine Schule); innen im Vorhaus sind Reste eines Saals in Holzbau.

Die Gemeinde besitzt ferner ein Armenhaus, Schafhaus, 3 Viehhäuser auf den Bergen, einen großartigen neuen Spital in schönem Landhausstil an der Balinger Straße, ein Krankenhaus und einen Fruchtkasten. Der alte, dem Abbruch bestimmte Spital, ursprünglich hohenbergisches Schloß, ein monströser Holzbau des 15. Jahrhunderts, auf dem Zwinger stehend, enthält im Innern noch schöne alte Thonfliese und einen der Erhaltung werthen kolossalen eisernen Ofen mit schönen Renaissancebildern (allegorischen Gestalten) und Ornamenten, dem württembergischen Wappen, nebst der Jahreszahl 1551.[3]

In der Nähe der Stadt entspringen einige Quellen, welche das Trinkwasserbedürfnis der Bewohner decken. Unterhalb der Stadt, im Revier Ehestetten, entspringen gleichfalls mehrere reiche | und nachhaltige Quellen, welche die dort befindlichen 4 Getreidemühlen und eine Schafwollspinnerei wesentlich im Betrieb erhalten. Auch ein kleiner (früher größerer) Weiher, Kuhweiher genannt, 5 ar groß, der durch Stauung des Riedbachs entsteht, ist vorhanden. Das gute Quellwasser wird in theils thönernen, theils gußeisernen Röhren in die Stadt geleitet und speist 15 laufende Brunnen, woneben noch 15 Pumpbrunnen vorhanden sind. Die öffentlichen Brunnen sind meist aus Gußeisen, von moderner Form. In der Marktstraße noch ein schöner steinerner Renaissancebrunnen; am vierseitigen Stock als Wasserspeier verstümmelte Neptunshäupter; oben ein muschelverziertes Kapitäl. Darauf, ziemlich derb gearbeitet, ein Ritter im gepufften Waffenrock, mit Brustharnisch, Federhut, Dolch, Hirschfänger, über den Rücken Kugelbeutel und Pulverhorn hängend, mit der Linken auf den Karabiner, mit der Rechten auf den Schild mit württemb. Herzogswappen gestützt; auf der Brust die Jahreszahl 1545, was wieder auf H. Ulrich zu deuten ist, obwohl die Züge nicht recht stimmen wollen.

Die Ortsstraßen sind gekandelt und chaussirt, gut unterhalten.

Den Verkehr nach außen vermitteln neben der Eisenbahn die Staatsstraßen von Balingen nach Sigmaringen, und die von Hechingen über Onstmettingen her darein mündenden Vizinalstraßen führen nach Meßstetten und nach Bitz. Brücken sind im Ort 10 steinerne, 9 hölzerne, eine von Eisen, sämmtlich über die Schmiech und ihren Kanal; außerhalb 4 steinerne über Schmiech und Riedbach. Mit Ausnahme einiger Privatbrücken sind sie von der Stadt zu unterhalten.

Die Einwohner sind gesund und erreichen vielfach ein hohes Alter: man zählt gegen 40 Personen, die über 80 Jahre alt sind; Fleiß, Sparsamkeit, Betriebsamkeit, kirchlicher Sinn herrschen vor. Ihre Vermögensverhältnisse sind gut: auch hier wirken Industrie und Landwirthschaft zusammen; erstere überwiegt aber; doch ist im Bezirk sprichwörtlich, daß Niemand durch E. kommen könne, ohne einem Mistwagen zu begegnen, sowenig als durch Meßstetten, ohne am Dorfbrunnen oder vor einem Hause waschen zu sehen. Der begütertste Einwohner besitzt 18 ha; am häufigsten ist der Besitz von 2–5 ha; bei der ärmeren Klasse geht es auf 1 Morgen herunter; viele sind auch ohne Grundbesitz.

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Die gewerblichen Verhältnisse von Ebingen.[4]

Über die ersten Anfänge einer Gewerbthätigkeit im Sinne heutiger Auffassung liegen authentische Überlieferungen nicht mehr vor. Sicher ist, daß die Spuren einer solchen schon weit zurück im 17. Jahrhundert, ja wahrscheinlich noch früher zu finden sind. Die ältesten noch vorhandenen und zu Rath gezogenen Quellen aus jener Zeit erwähnen neben dem Viehhandel, als eines ausgedehnten und lohnenden Geschäfts, die Thatsache, daß die Bürger der Stadt Ebingen „seit undenklicher Zeit“ neben ihrer Landwirthschaft „ein Gewerbe“ betrieben (Dschr. S. 11) und daß das Handwerk daselbst frühzeitig in Ehren gestanden. Deutlichere Kontouren zeigte aber erst das 17. Jahrhundert; im Verlauf desselben waren die Meister verschiedener Gewerbe unzweifelhaft bereits dahin gelangt, ihre Waare nach Oberschwaben, auf den Schwarzwald, ins Breisgau, wahrscheinlich auch in die Schweiz und nach Bayern zu verschließen, so daß schon damals und namentlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Gewerbthätigkeit der Stadt Ebingen einen ganz respektablen Ruf erlangt hatte. Damit trat dieselbe bei den bedeutenderen Industriezweigen mehr und mehr aus der Sphäre des bloßen Handwerks heraus und nahm allmählig den Charakter der Fabrikation an. Die Entwicklung gieng entsprechend den Zeitverhältnissen unaufhaltsam vorwärts, bis sie sich unter mannigfachen Wechselfällen und Schwierigkeiten zu ihrer heutigen Ausdehnung emporgerungen. (Das Nähere hierüber Dsch. S. 12 bis incl. 18.)

Dabei ist es ein charakteristisches Merkmal, daß hervorragende Industriezweige, deren Produktion früher zum Segen von Hunderten von Familien der näheren und weiteren Umgebung fast ausschließlich auf Hausindustrie beruhte, in neuerer Zeit mehr und mehr zum Fabrikbetrieb übergehen oder überzugehen genöthigt sind, weil die dadurch erzielte größere Leistungsfähigkeit mehr oder minder den Erfolg der Konkurrenz auf dem Weltmarkt bedingt.

Die hervorragendsten Industriezweige sind hier zur Zeit die Strumpf- und Trikotwaarenfabrikation, die damit verbundene Fabrikation von Salband- und Litzenschuhen, nebst Fausthandschuhen, | die Sammt- und Manchesterfabrikation, die Hutfabrikation, die Corsettfabrikation, die Fabrikation von Kinderhauben und Kinderjäckchen, die Rothgerberei, die Schuhwaarenfabrikation, die Bierbrauerei und Malzfabrikation, die Fabrikation von Präzisionswaagen und Gewichten, die Fabrikation von Rund- und Strickmaschinennadeln, die Schlingenfabrikation, die Schlauchweberei u. s. w. An hervorragenden Handelsgeschäften besitzt Ebingen Droguerie- und Materialwaarenhandlungen, Pelzwaaren-Geschäfte, en-gros-Handlungen in Spezereien und Landesprodukten. Außerdem sind fast alle denkbaren Gewerbe und kaufmännische Spezies in reichem Maße vertreten. Die vorhandenen Wasserkräfte sind aufs äußerste ausgenützt und daneben 9 Dampfmaschinen mit ca. 120 Pferdekräften, 4 Dampfkessel und 7 Gaskraftmaschinen im Betrieb. Der Kohlenverbrauch übersteigt 20.000 Ctr., der zum größten Theil auf Rechnung der Gewerbthätigkeit kommende Gasverbrauch des hiesigen bereits im 20. Jahre bestehenden Gaswerks (Dksch. S. 23) nahezu zwei Millionen Cubikfuß jährlich. Die Gasanstalt speist zur Zeit 1100 Flammen, die Hauptleitung derselben hat eine Länge von 5200 Meter.

Auf dem hiesigen Präzisionseichamt werden pro Jahr ca. 4000 Stück meist feine Präzisionswaagen und 60.000 Präzisionsgewichte geeicht, fast ausschließlich Fabrikat der mechanischen Werkstätten von Ebingen und Onstmettingen, worauf wir bei letzterem Ort näher zu sprechen kommen werden.

Das Gesammtgewicht der hier und für Rechnung hiesiger Fabrikanten in den umliegenden Gemeinden verarbeiteten Wolle, Woll- und Baumwollgarn beziffert sich auf 12–13.000 Ctr. jährlich; 3 Wollspinnereien, davon eine in Laufen, eine andere in Gammertingen, sind mit 16 Assortiments und 1700 Spindeln im Dienst hiesiger Fabrikanten, die Zahl der für gewerbliche Zwecke aller Art im Gang befindlichen Nähmaschinen darf auf ca. 300 angegeben werden. Die Gesammtzahl der direkt von und für hiesige Fabrikanten und Arbeitgeber in den umliegenden und vielen entfernteren Orten, theils ununterbrochen, theils periodisch (während des Winters) beschäftigten Personen beiderlei Geschlechts dürfte nach annähernder Schätzung immerhin zwischen 2500 und 3000 betragen.

Der bedeutendste Industriezweig des hiesigen Platzes ist, wie schon im vorigen Jahrhundert, die Strumpfwaarenfabrikation, mit inbegriffen die Trikotwaaren und die Fabrikation | von Salbandschuhen und Handschuhen. Hervorgegangen aus dem Strickergewerbe, entwickelte sich dieser Industriezweig, namentlich seit der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, nach Einführung des eisernen Strumpfweberstuhls, zu großartigem Umfang. In der höchsten Blüthezeit der eigentlichen Strumpfwirkerei, vor Einführung der Rundmaschine, waren hier und für hiesige Fabrikanten in den umliegenden Gemeinden über 700 Strumpfweberstühle im Gang. Nach Einführung der Rundmaschine reduzirte sich diese Zahl allmählig auf 400, wovon der größere Theil aber von einem im Jahre 1842 eingeführten Nebenzweig als Haubenstühle absorbirt wird. Dagegen stieg die Zahl der Rundmaschinen, deren erste in Deutschland 1836 in Ebingen gebaut wurde (Dksch. S. 15), auf 260–70; die Zahl der Strickmaschinen auf 40–50. Früher ausschließlich Haus- jetzt theilweise Fabrikindustrie mit einigen großen Etablissements, beziffern sich die jährlich zur Verarbeitung kommenden Rohstoffe auf 2000–2500 Ctr. Wolle und 7000–8000 Ctr. Baumwollgarne. Die Jahresproduktion an Strümpfen, Jacken, Hosen, Röcken und Handschuhen belauft sich auf 60–65.000 Dutzend. Absatz des Fabrikats in ganz Deutschland einschließlich Elsaß-Lothringen und der Schweiz. Der früher großartige, lohnende Export nach Amerika hat seit 1859 gänzlich aufgehört.

Die Endschuhfabrikation hat sich ihren ursprünglichen Charakter als Hausindustrie bis jetzt zu bewahren gewußt; sie beschäftigt hier und auswärts 900–1000 Personen, darunter viele Frauen und Kinder, verbraucht jährlich ca. 60.000 Pfund Tuchenden und liefert 10–11.000 Dutzend Paar Schuhe mit gleichen Absatzverhältnissen wie bei den Strumpf- und Trikotwaaren.

Auch die Fabrikation von Kinderhauben, Kinderjäckchen und Stößern ist noch fast ganz Hausindustrie, beschäftigt 200 Stühle und 400 Personen, darunter ebenfalls viele Frauen und Kinder (mit Häckeln); sie produzirt pr. Jahr über 30.000 Dutzend Hauben, 10.000 Dutzend Kinderjäckchen und 10.000 Dutzend Stößer.

Zweitbedeutendster Industriezweig ist die Sammt- und Manchesterfabrikation (Dksch. S. 17); bis vor 20 Jahren noch ausschließlich Handarbeit und damals hier und namentlich in den Heuberggemeinden der Oberämter Balingen, Spaichingen und des badischen Bezirks Meßkirch Hunderte von Arbeitern beiderlei Geschlechts beschäftigend, ist dieselbe jetzt fast ebenso ausschließlich | Fabrik-Industrie. Abgesehen von einigen kleineren Fabrikanten bestehen hier 2 größere Etablissements, wovon das eine 74, das andere (in einem Filial-Etablissement in Kaiseringen) 20 doppelbreite mechanische Webstühle im Betrieb hat. Die Zahl der beschäftigten Personen beträgt 200, worunter noch ca. 60 Handweber und 40 Arbeiterinnen. Das erstgenannte größte Etablissement enthält eine 40pferdekräftige Dampfmaschine, durch welche außer den mechanischen Webstühlen noch etliche 20 Hilfsmaschinen in Betrieb gesetzt werden, sämtlich neu, nach dem neuesten Stand der Technik, mit geräumiger musterhaft eingerichteter Färberei. Die Manchesterfabrikation verarbeitet pr. Jahr reichlich 2000 Ctr. Baumwollgarn; ihre Produktion umfaßt 200.000 Meter Sammt, 100.000 Meter Manchester und 100.000 Meter Cords, welche in ganz Deutschland Absatz finden.

Die Hutfabrikation, in alter Zeit hier schon einmal bedeutend (Denkschr. S. 16) seit 10–12 Jahren neuerdings in Aufschwung gekommen, beschäftigt in 2 größeren Etablissements, davon eines mit eigener Haarschneiderei, circa 100 Arbeiter, darunter 40 weibliche; 2 Dampfmaschinen und 13–14 Hilfsmaschinen, nebst einer Anzahl Nähmaschinen, welche die jährliche Anfertigung von 38–40.000 Stück feiner Haarfilzhüte nebst mehreren 1000 Wollfilzhüten ermöglichen. Zur Verarbeitung kommen 100 Ctr. Hasen- und Kaninchenhaare, 9 bis 10.000 Meter Seidenzeug, 30–34.000 Meter schweres Ripsband und 3000–3500 Dutzend Hutleder u. a. m. Absatzgebiet Süd- und neuerer Zeit auch Norddeutschland.

Die Corsettfabrikation (nicht zu verwechseln mit der Lohn-Corsettweberei, welche in unserer Gegend auf dem Lande viel betrieben wird) ist ebenfalls durch 2 Etablissements vertreten, welche sich mit der Fabrikation gewebter und genähter Corsetts befassen; sie beschäftigen 110–120 meist weibliche Arbeiter mit etwa 70 Nähmaschinen; Jahresproduktion 9–10.000 Dutzend Corsetts, wozu nebst anderem Rohmaterial allein 70–75.000 Meter Stoff erforderlich sind. Absatz: Deutschland, Schweiz, Österreich und Rußland.

Die Rothgerberei, in den letzten 2 Jahrzehnten wieder zur Blüthe gekommen, so daß Ebingen darin jetzt den vierten Rang in Württemberg einnimmt, verarbeitet in ihren Werkstätten, worunter 2 Etablissements mit Dampfbetrieb, jährlich ca. 30 bis 32.000 Wildhäute, und verbraucht hiezu 15–16.000 Ctr. Rinde; die Jahresproduktion an fertigem Leder (vorzugsweise Wildoberleder) | beziffert sich auf 3000–3500 Ctr., welche meist auf den Ledermärkten Heilbronn, Zürich, Frankfurt, Ulm und Constanz abgesetzt werden.

Die Schuhwaarenfabrikation beschäftigt hier und in den umliegenden Orten 150–200 Arbeiter und etliche 20 verschiedene Hilfsmaschinen, sie verarbeitet neben großen Quantitäten Winterwaare ca. 1000 Ctr. Leder und fertigt, abgesehen vom lokalen Kundengeschäft, 30–33.000 Paar Schuhe und Stiefel; Absatz in Württemberg, Baden und der Schweiz.

Die hiesigen Bierbrauereien haben einen jährlichen Malzverbrauch von 12–13.000 Ctr., ihr Produkt, ca. 33–36.000 Hektoliter, wird zur Hälfte an Achskunden im Umkreis einiger Stunden abgesetzt. Die meisten Brauereien haben eigene Mälzerei, außerdem produzirt eine Malzfabrik jährlich 6500–7000 Ctr. Malz mit Absatz in Württemberg, Baden und Hohenzollern.

Die Fabrikation von Präzisionswaagen etc. ist in Ebingen nur durch 2 größere Etablissements vertreten, dagegen befinden sich die Hilfsgewerbe dieses Industriezweigs, als Gelbgießereien (3), Messing und Hornwaagschalenfabrikations-Geschäfte (5), auch eine Vernickelungs-Anstalt, sämmtlich hier. (Näheres unter Onstmettingen.)

Für Fabrikation von Rundstuhl- und Strickmaschinennadeln befindet sich das einzige Etablissement Württembergs in Ebingen, dessen Inhaber für die wesentliche Verbesserung des Fabrikats, beziehungsweise Einführung desselben in Württemberg von Sr. Majestät dem König Wilhelm im Jahr 1861 mit dem großen September-Preis und seither wiederholt auf Weltausstellungen ausgezeichnet worden ist. Das Geschäft produzirt jährlich 300.000 Strickmaschinen-, 1.000.000 Rundmaschinen- und 30.000 verschiedene andere Nadeln. Absatz in Deutschland, Frankreich, England und Rußland.

Die Schlingenfabrikation verarbeitet ca. 200 deutsche und mehrere Hundert Büffelhäute, sie produzirt pr. Jahr 33 bis 36.000 Dutzend Peitschenriemen, 3–4000 Dutzend Nähriemen; hauptsächlich nach Norddeutschland, Elsaß und der Schweiz.

Ebenso versendet eine Schlauchfabrik ihr Fabrikat mit jährlich 9–10.000 Meter nach allen Theilen Deutschlands.

Außer den angeführten sind noch eine weitere Anzahl Gewerbe von mehr als lokaler Bedeutung zu verzeichnen, so z. B. neben 3 Kunden- 2 Kunst- und Handelsmühlen mit einer jährlichen Mehlproduktion von 15–16.000 Ctr., eine Cementfabrik, | mehrere Baumwoll- (Zeugle-) Fabrikationsgeschäfte, Tuchmacherei, Fabrikation von Wollschmelze, mehrere Posamentierwaaren-Geschäfte, Bandweberei, Schön- und Dampffärberei, die Fabrikation von Backformen, von Brauereimaschinen und -Geräthen, von Brennerei-Einrichtungen u. drgl., die Kupfer- und Kesselschmiederei, die Spritzenfabrikation (2 Geschäfte), die Fabrikation von Brückenwaagen, eisernen Heerden, Metalldruckerei, Fabrikation von Peitschenzwingen und Garnituren, Handelsgärtnerei u. a. m.

Unter den Handels-Geschäften verdienen insbesondere hervorgehoben zu werden die Drogueriewaaren-Geschäfte (Dksch. S. 18), welche, 3 an der Zahl, jährlich 4400–4600 Ctr. Vegetabilien aller Art im Ankaufswerth von 60–65.000 M. im rohen Zustand direkt von Sammlern in der Umgegend, von der Alb, vom Heuberg und Schwarzwald etc. aufkaufen und präparirt für offizinelle Zwecke in Handel bringen; nebstdem beziehen die betr. Firmen große Quantitäten aus Bayern, Thüringen, Österreich, der Schweiz und Frankreich. Der durchschnittliche Versandt in diesen Artikeln beträgt pr. Jahr 3000 bis 3500 Ctr., der Umsatz in Dispositionsartikeln ca. 1000 Ctr.; das Absatzgebiet umfaßt Deutschland, England, Frankreich, Holland, Belgien, Italien, die Schweiz und Nordamerika.

Ebenso ist der Rauch- und Pelzwaarenhandel von erheblicher Ausdehnung; er ist durch zwei Firmen vertreten, deren eine ihre Handelsverbindungen über verschiedene Staaten des östlichen und nördlichen Europas und Amerika erstreckt. Erwähnenswerth ist noch der Fruchthandel, welcher insbesondere in Haber und Gerste Tausende von Centner umsetzt, und der Schweinehandel, der schon weit über ein Jahrhundert zurück datirt (Dksch. S. 16) und insbesondere aus Bayern und Ungarn sogenannte Läuferschweine einführt, um sie in Württemberg und Baden an die Landwirthe abzusetzen.

Zum Beweis, daß die vorstehenden Angaben durchweg den thatsächlichen Verhältnissen angemessen, ja eher hinter der Wirklichkeit zurückbleiben, sei noch angeführt, daß nach angestellten zuverläßigen Erhebungen auf dem Bahnhof Ebingen im J. 1879 nicht weniger als 103.000 Ctr. Wagenladungs- und 80 bis 85.000 Ctr. Stückgüter ausgeladen worden sind, welche zum weitaus größten Theil am Platz selbst verblieben, während nur ein kleiner Prozentsatz in die Umgegend, meist nach dem gewerbsamen Thailfingen weiter giengen. Dabei darf nicht außer Acht | gelassen werden, daß das Jahr 1879 im Allgemeinen als das ungünstigste Geschäftsjahr des letzten Jahrzehnts bezeichnet wird.

Im Jahr 1865 wurde hier ein Gewerbe- und Handels-Verein gegründet, welcher seit dieser Zeit nach den verschiedensten Richtungen im Interesse der Förderung von Gewerbe und Handel eine vielfach von erfreulichen Erfolgen begleitete Thätigkeit entfaltet hat. Der Verein zählt ca. 200 Mitglieder, hat ein Kapitalvermögen von 2000 M., eine eigene Bibliothek, ein geschäftliches Auskunfts- und Erkundigungsbureau. Eine seiner bedeutendsten, der Geschichte der Stadt Ebingen zu bleibendem Ruhm angehörenden Leistungen ist die im Juli bis August 1878 zu Ehren der Eisenbahneröffnung mit glänzendem Erfolg durchgeführte Gewerbe-Ausstellung, welche sich auch der hohen Ehre des Besuchs Sr. Majestät des Königs Karl zu erfreuen hatte.

Eine andere nicht minder bedeutsame Schöpfung des Gewerbe-Vereins ist die von demselben schon im ersten Jahre seines Bestehens ins Lebens gerufene und bis zum Jahr 1870 mit ihm verbundene Gewerbe-Bank, welche inzwischen dem Mutter-Institut längst über den Kopf gewachsen. Über die Entwicklung der Bank gibt die nachstehende Zusammenstellung der Hauptresultate seit ihrem Bestehen Aufschluß.

Jahr Umsatz Monats-
Einlagen
Reserve-
Konto
Eigenes
Betriebs-
kapital
Mit-
glieder-
Zahl
Divi-
dende
Baar Wechsel
M. M. M. M. M. %
31. Dezbr. 1866 817.965 226.962 15.077 191 15.268 143 61/2
1867 1.073.652 303.843 34.347 476 34.823 206 61/2
1868 1.303.559 376.107 59.275 776 60.051 256 60/0
1869 1.649.105 451.258 92.786 1631 94.417 344 60/0
1870 1.767.704 449.316 119.912 2296 122.208 363 60/0
1871 1.979.840 310.923 152.504 2696 155.200 400 61/2
1872 2.199.996 690.708 183.528 3698 187.226 455 60/0
1873 2.785.838 771.618 222.115 4485 226.600 542 61/2
1874 4.264.344 962.671 265.972 6366 272.338 658 61/2
1875 5.287.555 1.065.109 301.457 8130 309.587 725 61/2
1876 5.827.626 1.627.453 350.164 9450 359.614 840 60/0
1877 4.920.812 1.480.738 393.213 11.981 405.194 878 61/4
1878 5.075.011 1.277.674 444.856 14.118 458.974 923 60/0
1879 5.201.440 1.253.839 470.193 16.109 487.102 938 53/4
| Zu bemerken ist, daß der Umsatz in Wechseln nur einfach gerechnet und im Kassenumsatz nicht mit inbegriffen ist und der Baarumsatz die Baar-Einnahmen und -Ausgaben repräsentirt, sämmtliche Posten mit Weglassung der Pfennige.

Schließlich sei noch der von dem Gewerbeverein und der Gewerbebank im Jahre 1867 gemeinschaftlich gegründeten und von der letzteren abgesondert verwalteten Ortssparkasse gedacht, bei welcher seither durchschnittlich per Jahr 25–30.000 M., 1879 37.364 M. eingelegt wurden; der gegenwärtige Bestand derselben beziffert sich auf 131.685 Mark, in die sich 748 meist der arbeitenden Klasse angehörige Einleger theilen.

Ebingen ist aber nicht nur an und für sich eine sehr gewerbthätige Stadt mit ausgedehntem Verkehr, sondern gleichzeitig auch der Mittelpunkt der Gewerbthätigkeit der umliegenden Gemeinden, welche von diesem Mittelpunkt aus mit wenigen Ausnahmen ins Leben gerufen und groß gezogen worden ist und bis heute von da ihre Befruchtung empfängt. (Über das Einzelne in diesen Gemeinden siehe deren Ortsbeschreibung.)

Es gibt 21 Kaufleute und 12 Krämer.

Ein Frachtfuhrmann fährt noch nach Rottweil. Die Krämermärkte werden immer geringer, dagegen sind von den 8 Viehmärkten einige von Bedeutung.

Schildwirthschaften gibt es 24, Gassenwirthschaften 29; 22 Brauereien sind mit den Wirthschaften verbunden.

Mühlen sind im Ort 2, außerhalb (bei Ehestetten) 4; jene haben je 2 Mahlgänge und einen Gerbgang, diese je 4 Mahlgänge und einen Gerbgang.


Von öffentlichen Anstalten bestehen 9 Volksschulklassen, 4 Klassen für Latein- und Realschule, eine Kinderrettungsanstalt „Augustenhilfe“, eine Kleinkinderschule, gewerbliche Fortbildungsschule für Jünglinge und Mädchen mit eigenem Zeichenlehrer, ein Krankenhaus, Spital, Armenhaus.

Die Stiftungen sind bedeutend.

a. Die kirchliche Stiftung ist aus den früheren St. Martins-, Frauen-, Siechen-, Hospitals- und Stephanspflegen, sowie Einzelstiftungen kombinirt und beträgt jetzt 452.859 Mark. Die Zinsen dienen zur Erhaltung der beiden Kirchen, zu Kultkosten, Lehrerbesoldungen, der Rest wird an die Armenpflege abgeliefert. Dazu kommen ferner

| b. die Kirchenbaufondspflege zum Neubau einer Kirche, ursprünglich der Stiftung entnommen, jetzt 50.151 Mark betragend.

c. Die Lutherstiftung aus Überschüssen der Stiftungspflege, 2237 Mark betragend, zu Traubibeln.

d. Die Landsmannschaftsstiftung aus Beiträgen bei einer Vereinigung auswärts wohnender Ebinger 1843 entstanden, von 149 fl. auf 800 Mark angewachsen; sie muß 100.000 fl. betragen, ehe Zinsen vertheilt werden.

e. Brotstiftungen von 8485 fl., zu Schulbüchern 1268 fl., zur Unterstützung armer, rechtschaffener Familien 1000 fl., zu Kirchengeräthschaften und Kirchenmusik 98 fl. Die Zinsen werden stiftungsgemäß verwendet.

Von gemeinnützigen Vereinsanstalten sind zu nennen: der schon angeführte, 1878 neu gegründete, erfolgreich thätige Verschönerungsverein, die 1877 auf Aktien gegründete Badanstalt, der Schützenverein mit Schützenhaus, Fohlenweide (s. o.), Feuerwehr (s. o.), ein Frauenverein und ein Krankenunterstützungsverein.

Das Klima Ebingens ist rauh und windig. Hagelschläge sind selten, Gewitter häufig.

Die große, aber mit Ausnahme der Thalgründe des Riedbachs und der Schmiech durchaus bergige Markung gehört den Zersetzungen des mittleren und oberen weißen Jura an; ihr Boden ist oben leicht, humusreich, an den Thalhängen schwer, lehmig, im Thal torfig, doch ohne viel saures Futter, im allgemeinen mittelfruchtbar.

An nutzbaren Gesteinen liefert die Markung Kalksteine, auch Lehm-, Sand- und Kiesgruben sind vorhanden.

Der Zustand der Landwirthschaft ist ein befriedigender, wenn auch ihr Betrieb der Industrie halber sich in althergebrachten Schranken hält. Die weitaus meisten Güter werden mit natürlichem Dünger gedüngt, die Bergwiesen erhalten vielfach auch Gips und Asche.

In Betreff der Düngerstätten herrscht noch viel Gleichgiltigkeit. Der häufigste Pflug ist der Wendepflug. Einige Dreschmaschinen sind im Betrieb. Es besteht Dreifelderwirthschaft, wobei die Brache ganz angebaut wird, hauptsächlich mit Ackerbohnen, Kartoffeln, dreiblättrigem Klee. Reps wird ganz wenig, Mohn gar nicht, Flachs und Hanf in geringem Umfang gebaut. Die Hauptfrüchte sind Dinkel, Gerste, Haber, Ackerbohnen, Weizen. Am besten gedeihen Dinkel und Haber. Futterkräuter | werden viel gebaut, hauptsächlich ewiger und dreiblätteriger Klee, sowie Esparsette. Von Dinkel sät man 11, von Gerste 4, von Haber 6, von Weizen 4, von Roggen 4, von Bohnen 4 Sri. und erntet je 8, 5, 7, 4, 4 und 3 Schffl. Es muß noch viel Getreide eingeführt werden.

Der Wiesenbau nimmt den ganzen Thalgrund ein; sein Erzeugnis ist theils gut, theils mittel; auch auf den Bergen ist ein großes Wiesenareal mit durchgängig gutem Ertrag. Die Thalwiesen sind zwei- und dreimähdig, die Bergwiesen zum kleineren Theil nur einmähdig. Etwa 100 ha im Thal können bewässert werden. Der Morgen gibt durchschnittlich 20 Ctr. Heu, 10 Ctr. Öhmd. Vom Futter kann viel verkauft werden.

Besonders schöne Gärten finden sich nicht. Ein Handelsgärtner zieht Gemüse auch zum Verkauf.

Die Obstzucht ist im Zunehmen, Spätobst geräth gerne. Luikenapfel und Zwetschgen wiegen vor. Die Gemeinde hat eine Baumschule, ebenso ein Privatmann; doch bezieht man die Jungstämme meistens von Laufen, Dürrwangen und Zillhausen. Ein Baumwart ist aufgestellt. Das Obst wird zum Theil vermostet, meist aber grün gegessen.

Die Gemeinde besitzt 4400 Morgen Wald, vorherrschend Laubwald, wovon einer durchschnittlich 11/2 RM. und 25 Wellen erträgt. Der weitaus größte Theil wird unter die Bürger vertheilt, wovon jeder 3 Rm. und 50 Wellen erhält; der Überschuß für die Gemeindekasse beträgt 3500–5000 Mark.

Die Gemeindeweiden umfassen 2847 Morgen, sie sind gut. Ein Theil wird mit jungem Rindvieh und Ziegen befahren, welche die Bürger austreiben, der größere als Schafweide verpachtet, woran auch hiesige Schafhalter theilnehmen. Das Weidgeld von Rindvieh beträgt jährlich etwa 800 Mark, von Schafen 5000 Mark, das Pferchgeld 3800–4000 Mark.

Der größere Theil der Allmanden ist als Bürgernutzen ausgetheilt in Stücken von 1–2 Viertel; der kleinere ist verpachtet und erträgt 1700 Mark. Der Bürgertheil bezahlt 43 Pf. sog. Bodenzins an die Gemeindekasse. Die eigentlichen Gemeindegüter dienen theils der Farrenhaltung, theils sind sie verpachtet und tragen 2500–2800 Mark.

Die Pferdezucht war bis jetzt unbedeutend, dürfte sich aber heben, nachdem seit 1878 eine gute Fohlenweide auf einem Gemeindeplatz errichtet ist. Man zieht den Landschlag und hat eine Beschälplatte; die Zahl der Pferde beträgt etwa 200.

| Die Rindviehzucht ist gut, vorherrschend Simmenthaler; die Gemeinde hält dafür 7 Farren. Ein Theil des Jungviehs kommt den Sommer über auf die Berge, wozu ein Viehhaus vorhanden ist; sonst Stallfütterung. Der Handel mit Vieh, namentlich Jungvieh ist ansehnlich, es geht meist ins Unterland.

Die Schafzucht wird von mehreren Einheimischen betrieben: deutsche und Rauhbastarde. Im Sommer laufen 3000 Stück, im Winter verbleiben 2000 hier. Die Wolle wird meist von hiesigen Fabrikanten gekauft; die Schafe kommen auf verschiedene Märkte.

Schweinezucht besteht nicht, man kauft die Ferkel meist von Schweinhändlern. Auch der Verkauf von gemästeten Schweinen ist nicht von Bedeutung.

Ziegen hat es etwa 130.

Geflügel wird viel gehalten; doch fast nur für den eigenen Bedarf.

Die Bienenzucht ist im Rückgang.

Fische gibt es nur unterhalb der Ehestetter Quellen, und zwar Forellen. Das Fischrecht verpachtet die Stadt zu 54 M.

Geschichte der Stadt.[5]
Die Stadt, deren Namen von dem Stamm Eb, beziehungsweise dem Eigennamen Ebo, Eppo, Hebo, abzuleiten ist (Förstemann, Altdeutsches Namenbuch 1, 357. 2, 501), wird zuerst genannt durch Besitz von Nachkommen der gegen das Jahr 750 gestürzten gottfridischen Herzogsfamilie. Graf Berthold, welcher dem Kloster St. Gallen an vielen Schwarzwaldorten und so auch in Ebinga, wie ferner in Lutilinga, Faffinga, Dagoluinga, Zillinhusir, Laufo, Frumara, Uualahsteti, Eindeinga, Hesiliuuanc, Maginhusir (s. die einzelnen Orte) Besitzungen überlassen hatte, erhielt solche den 27. März 793 von genanntem Kloster als Prekarie für einen bestimmten Zins zurück. Auch die beiden folgenden Male, in welchen die Stadt im Verlaufe des 9. Jahrhunderts vorkommt, geschieht dies in St. Galler Urkunden, so im J. 817, als hier (in villa quae dicitur Ebinga publice) von einem gewissen Petto eine Schenkungsurkunde für das Kloster | ausgestellt wird, woraus zu schließen, daß hier eine Gerichtsstätte, der Ort also wohl schon bedeutender gewesen, sodann den 31. Oktober 843, als bei der Schenkung von beträchtlichem Besitz im Scherragau an die St. Verena-Kirche im heutigen Straßberg (bad. BA. Meßkirch), beziehungsweise an St. Gallen ein gewisser Adalhart sich 7 Huben in Hebinga und 5 in Messtete vorbehielt (Wirt. Urkb. 1, 44, 86, 127).

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Ebingen selbst war, wie das benachbarte Thailfingen, höchst wahrscheinlich ursprünglich zollerisch und es ist wohl auf einen Grafen Friedrich von Zollern und eben diese beiden Orte zu beziehen, wenn Walcho von Waldeck (nicht ganz sicher zu ermitteln, zu welchem Waldeck gehörig; vielleicht zu der abgegangenen Burg bei Degernau bad. BA. Schopfheim) den 7. April 1113 seinen Besitz unter anderem zu Ebingen und Tagelfingen in Graf Friedrichs Grafschaft an das Kloster St. Blasien schenkt (Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins 2, 194). Ohne Zweifel bei der Trennung der zollerischen und hohenbergischen Linie des alten Zollerstamms am Ende des 12. Jahrhunderts kam Ebingen an die Grafen von Hohenberg, in deren Besitz es jedenfalls gegen Ende des 13. Jahrhunderts war, indem Hermann der Schreiber, Kirchherr zu Ebingen, den 23. Januar 1293 zu Freiburg im Breisgau als Zeuge Graf Alberts II. von Hohenberg vorkommt (Monum. Hohenb. 107). Des letzterwähnten Grafen Sohn, Graf Rudolf I., scheint der Stadt nicht immer freundlich begegnet zu sein, denn den 12. Mai 1327 gab er derselben zugleich mit seinem Sohn Graf Rudolf II. eidlich die Zusage, was sie immer für Bürger empfahe, die bei ihr mit Haus und Hof sitzen wollen und auch sitzen, so wollen er und seine Erben oder ihre Vögte dieselben in keiner Weise mehr von der Stadt vertreiben (Monum. Hohenb. 252). Der ältere Graf Rudolf verschrieb sich den 14. Januar 1334, wenn das Heiratgut der Gattin seines dritten Sohns Hugo, Ursula von Pfirt (2000 M. Silber) in seine Hände komme, so wolle er dafür die Städte Ebingen und Nusplingen nebst einigen Burgen versetzen, und nach dem Tode ihres Gemahls wurde Ursula am 1. Okt. 1354 durch Vergleich mit Hugos Bruder Albrecht V. und Neffen Rudolf III. für die ihr zugewiesenen 4250 M. Silber und 200 Pfd. Hllr. auf Ebingen und Haigerloch (Burg, obere und niedere Stadt) als ihre Pfänder verwiesen. Durch ihre zweite Vermählung mit dem Grafen Wilhelm von Montfort-Bregenz brachte sie diesen Pfandbesitz an dessen Haus. Allein den | 9. Februar 1367 traten der eben genannte Graf Wilhelm und sein gleichnamiger Sohn aus einer früheren Ehe mit Zustimmung der Gemahlin des letzteren Ursula, Tochter Graf Hugos von Hohenberg und der obigen Ursula, sowie Hugos Grafen von Montfort, des Sohns aus Graf Wilhelms Ehe mit obiger Ursula, um 11.000 Pfd. Hllr. ihre Pfandrechte, insbesondere auf Ebingen an den Grafen Eberhard den Greiner von Württemberg ab, worauf den 30. März d. J. die jüngere Ursula mit ihrem Gatten noch feierlich zu Lindau vor dem Landgerichte auf der Birs auf alle ihre Rechte an die genannten Städte verzichtete. Während nun Haigerloch im Verlauf der Zeit wieder hohenbergisch wurde, verblieb Ebingen Württemberg und Graf Eberhard wußte es auch in einem Streit mit dem Grafen Otto II. von Hohenberg im J. 1379 zu behaupten.[6] Das Auslosungsrecht Ebingens verblieb jedoch dem gräflich hohenbergischen Hause, weshalb in dem Verkaufsbrief über die Grafschaft an Herzog Leopold den Frommen von Österreich vom 26. Oktober 1381 noch ausdrücklich „Ebingen die Stadt mit der Losung“ erwähnt wird. Erst am 18. Mai 1490 verzichtete König Maximilian I. aus Anlaß eines umfassenden Vergleichs gegenüber Graf Eberhard im Bart auf dieses Recht (Monum. Hohenb. 309, 458, 536–548, 550–552, 632, 659. Steinhofer 3, 499. Stälin 3, 638).

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Zur Zeit des Zollern-Hohenberger Besitzes kommt eine dem niederen Adel angehörige Familie vor, welche sich nach Ebingen nannte, ohne Zweifel Dienstmannen des Grafengeschlechts. Ihr gehören an: Heinrich von E., um 1150 Schenker eines Mansus zu Rommelsbach (OA. Tübingen) an Kl. Zwiefalten; Friedrich, sein Sohn Albert und Heinrich von E. im J. 1257 Schenker eines von Konrad von Wartenberg herrührenden Lehens zu Fridingen (OA. Tuttlingen) an Kl. Salem; Herr H. genannt von Ebingin den 21. März 1278 Zeuge Gr. Mangolds von Nellenburg; Friedrich von E. im J. 1295 Lehensmann Gr. Alberts II. von Hohenberg in Bezug auf den Zehnten zu Schömberg, zwei Huben zu Gosheim und ein „Eigen“ zu Obernheim; Friedrich, Johann und Burkhard, die Getreuen Gr. Eberhards von Nellenburg, Stifter eines Jahrstags für ihren Vater, Ritter Heinrich von E., | welchen Graf Eberhard den 28. Jan. 1304 bestätigt; Berthold von E. im J. 1305 mit Gunst seines Herrn Gr. Rudolf I. von Hohenberg wegen eines Streits mit Kl. Rottenmünster verglichen; Friedrich von E. im J. 1319 Verkäufer zweier Güter zu Gosheim und im J. 1320 eines Guts zu Buchheim (bad. BA. Meßkirch). (Vergl. Monum. German. S. S. 10, 117. – Zeitschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins 31, 131. 6, 419. 1, 80. – Schmid, Hohenberg 39, 180, 181, 410.)

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Die Stadt gelangte, bald nachdem sie württembergisch geworden, in Pfandbesitz der Grafen von Sulz, doch kam Konrad von Weitingen den 2. Mai 1387 mit den drei Grafen von Württemberg überein, sie von Graf Rudolf von Sulz oder dessen Erben um 2000 fl. zu seinen Handen zu lösen (vergl. Hohenzoller. Mittheil. 9, 18). Auch dauerte diese Entfremdung nicht lange, denn in dem S. 282 genannten Verzeichnis der Lehen- und Eigengüter des Hauses Württemberg vom J. 1420 kommt Ebingen als Eigen vor[7] und bei der Theilung der Grafen Ludwig und Ulrich (des Vielgeliebten) im J. 1442 kam es mit seinem Amt zum Neuffener oder Stuttgarter Theil des letzteren (Stälin 3, 418, 456). In der großen Geldnoth, in welche dieser Graf durch seine pfälzische Gefangenschaft kam, verkaufte er den 14. Juli 1463 die Stadt mit dem Dorf Winterlingen und einer Gült von 140 fl. auf Wiederlosung um 6200 fl. an Graf Sigmund von Hohenberg von der Wildberger Linie, Ulrichs Statthalter während seiner Gefangenschaft.[8] Graf Ulrich entband die Bürger am 17. August ihrer Pflichten und wies sie an den neuen Herren, welcher mit seiner Gattin Ursula von Räzüns seinen Wohnsitz im sog. Herrenhause allhier aufschlug. Derselbe kommt auch in den nächsten Jahren einige Male in Angelegenheiten der Kirche und des Spitals handelnd vor, allein bereits im J. 1469 wurde Ebingen wieder an Württemberg zurückgelöst. Und zwar machten sich die Ebinger, welche sich | von ihrer Herrschaft nicht scheiden lassen wollten, mit Hilfe der Balinger von der Pfandschaft selbst wieder los, weshalb sie von Graf Ulrich die Freiheit erhielten, daß sie von Balingen nimmermehr sollten getrennt werden. Übrigens behielt Graf Sigmund lebenslänglich seinen Sitz im Herrenhause und erst nach seinem im J. 1486 erfolgten Tode verkaufte Graf Eberhard dasselbe den 6. Juli 1487 an den Ebinger Spital um 400 fl. Rh. (Schmid, Hohenberg 322; Monum. Hohenb. 886–890, 906; Zimmerische Chronik 1, 276; Sattler, Topogr. 358; oben S. 284; desgl. wegen einer weiteren Verpfändung von etwa 1480 ebenda Anm.). Von der Regierung K. Ferdinands von Österreich, insbesondere in deren Namen Rudolf von Ehingen, wurde die Stadt als Württemberg zu entlegen Gottfried Wernher von Zimmern um eine geringe Summe zum Kauf angeboten, allein Zimmern ging mit Rücksicht auf die Gnaden und Gutthaten, welche er von Herzog Ulrich in seiner Jugend genossen, auf das Anerbieten nicht ein (Zimmerische Chronik 2, 606). Während des 30jährigen Kriegs kam Stadt und Amt vorübergehend an den Grafen von Schlick (S. 233). Auch als Pfand für Heimsteuer, beziehungsweise Heiratgut, Wiederlegung und Morgengabe diente das Ebinger wie das Balinger Amt einige Male, so 1430 für Elisabeth von Württemberg, Gemahlin Graf Johanns von Werdenberg, und 1468 für Elisabeth von Brandenburg, Gemahlin Gr. Eberhards des Jüngeren von Württemberg (Stälin 3, 434, Steinhofer 3, 151; oben S. 284).

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Wann Ebingen Stadtrechte erhielt, ist nicht bekannt; das erste Mal als Stadt ausdrücklich bezeichnet erscheint es am 21. Sept 1285 in einer „in der Stadt zu Ebingen“ ausgestellten Urkunde Albrechts Pfaffenhofen für Kloster Heiligkreuzthal, in welcher Gottfrid von Thieringen, Albrecht der Schultheiß von Ebingen (dieser zugleich auch als Siegler), Berchtolt von Honstettin (bad. BA. Engen) sein Bruder, Eberhart von Meßstettin und andere biderbe Leute als Zeugen thätig waren. Ihr Recht vornemlich in privatrechtlicher Hinsicht holte die Stadt in Tübingen (vergl. Schmid, Pfalzgrafen v. Tübingen, Urkb. S. 246). Graf Eberhard der Milde von Württemberg verlieh derselben den 26. April 1409, solange sie sein Pfand sei, das Recht, daß sie über die gewöhnliche Steuer, Gült, Zins und Dienst nicht geschätzt und gegen Niemand mehr versetzt werde, sowie daß sie das Umgeld zu ihren Handen behalten dürfe (Monum. Hohenb. 889). Graf Ulrich der Vielgeliebte verglich den 6. Februar 1455 Spänne | zwischen Schultheiß und Gericht einerseits und Bürgern und Gemeinde andererseits durch den sog. Viererbrief: ihm gemäß sollten Schultheiß und Gericht jährlich vier Männer aus der Gemeinde wählen, welche mit ihnen zwei Stadtrechner zur Verwaltung der städtischen Einnahmen und Ausgaben und zwei Heiligen- und Spitalpfleger, je einen vom Gericht und einen von der Gemeinde, zu wählen hatten und Schultheißen und Gericht die Steuern zu setzen, die Rechnungen von den Stadtrechnern und anderen Pflegern einzunehmen, besitzen und beschließen helfen sollten. Weiter verlieh derselbe Graf der Stadt den 12. April 1461 Abzugsfreiheit und als er im J. 1463 die Stadt an den Grafen Sigmund von Hohenberg verpfändete, gelobte er selbst am 25. August insbesondere für den Fall, wenn er wieder in ihren Besitz komme, sie bei ihren herkömmlichen Freiheiten und beim Umgeld zu lassen, aber auch Graf Sigmund gab mit seiner Gemahlin Ursula von Räzüns am 30. August dieselbe Zusicherung unter wörtlicher Einrückung des Freiheitsbriefs vom J. 1409 in die betreffende Urkunde (Monum. Hohenb. 887–890). Weitere Bestätigungen der Freiheiten und Privilegien (vergl. auch oben S. 288) gewährten z. B. die Grafen Eberhard der jüngere den 7. Januar 1480, Eberhard der ältere und der jüngere den 9. März 1483, Eberhard der ältere den 16. März 1491, Herzog Ulrich den 19. Dezbr. 1498, 29. August 1503 und 25. August 1514, Herzog Christoph den 2. August 1552. Der letztere verlieh überdies der Stadt am 6. Juni 1551 das Recht, neben dem bereits bestehenden Jahrmarkt auf St. Gallentag noch einen weiteren acht Tage vor Jakobi zu halten. Herzog Ludwig bestätigte die Freiheiten und Rechte der Stadt am 23. Juni 1569 und genehmigte den 30. April 1579 einen Vertrag vom Dezbr. des vorigen Jahrs, welchem gemäß in Beziehung auf den Ansatz der Strafen, der durch den Magistrat in Gemeinschaft mit den herzoglichen Beamten zu erfolgen hatte, die alte Observanz anerkannt wurde, daß bei großen und mittleren Freveln von den 10, beziehungsweise 5 Pfund Heller der Herrschaft Württemberg der halbe Theil an Württemberger Münz, der Stadt der andere halbe Theil an Basler Münz, bei kleinen Freveln aber 3 Pfund der Herrschaft und nur 5 Schilling der Stadt gebühren sollen. In demselben Vertrage verzichtete die Stadt auf das von ihr dem Herkommen gemäß beanspruchte Recht, drei taugliche Personen zum Amtmann vorzuschlagen, und in der Folge räumte sie dem Herzog auch die hohe malefizische Obrigkeit über ihr Dorf | Bitz ein, worauf Ludwig ihr den 19. Novbr. 1590 wiederum die sonstigen Privilegien bestätigte. Dasselbe thaten der Herzog Eberhard III. den 2. August 1658 und Administrator Friedrich Karl den 7. Januar 1678, letzterer in der Weise, daß die Stadt mit Zuziehung des Amtmanns Vogtgericht halten, Gericht, Rath, Pflegschaften und andere Ämter ersetzen, auch derselben Rechnungen abhören dürfe. Die letzte Bestätigung der Privilegien ertheilte Herzog Karl am 30. April 1753. Ihr gemäß sollte Ebingen bei dem freien Einzug des Umgelds, wie dies von Alters her gebräuchlich, ungehindert gelassen werden – ein Recht, das übrigens, wie schon früher, so auch später wieder von der Rentkammer angefochten und in welches die Stadt im Anschluß an den Erbvergleich vom J. 1779 Kl. 4 §. 13 wieder eingesetzt wurde –; von den Pfundstrafen sollte sie die Hälfte, von den kleinen Freveln, welche – hier entgegen dem früheren Rechtszustand – dem herzoglichen Beamten zu diktiren zustehe, die ungeraden 15 Kreuzer beziehen; der jedesmalige Pfarrer sollte bei den Wahltagen der Heiligenpfleger, nicht wohl aber bei der Koadministration der pia corpora admittirt, sowie der Heiligen und des Spitals Pflegen und zwar jedwede besonders nach dem Herkommen mit zwei Pflegern, einem vom Gericht und einem von der Kommune, besetzt; der Stadt in Ansehung der von ihr beliebten Annahme von Bürgern, abgesehen von der Beobachtung der wegen der fremden Bürger und Beisitzer ins Land ergangenen Verordnungen, nichts in Weg gelegt; die Einwohnerschaft von herrschaftlichen Frohndiensten, Hagen und Jagen freigelassen, es wegen des Abzugs gleichfalls bei der Observanz gelassen werden. Endlich sollte die Dorfvogtswahl zu Bitz von dem Amtsbürgermeister zu Ebingen allein und ohne Zuziehung des Stabsbeamten vorgenommen, von letzterem aber der neugewählte alsbald vor dem Stadtgericht zu Ebingen beeidigt, desgleichen das Ruggericht zu Bitz dem alten Herkommen gemäß mit Ausschließung des Stabsamts gehalten, demselben aber das geführte Protokoll zur Einsicht vorgelegt werden.

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Hatte das Privilegium hinsichtlich der Steuern und Anlagen vom J. 1409 schon längere Zeit her, ohne daß sich genauer ermitteln ließ, wann, aufgehört, so mußten auch die anderen Vorrechte bei dem Umsturz der alten Verfassung durch König Friedrich ihr Ende finden. So hatte die Stadt, welche bis zum Jahr 1807 zugleich ein eigenes Amt bildete, seit der Entwicklung der landständischen Verfassung im Lande in der zweiten Hälfte | des 15. Jahrhunderts das Recht der Landstandschaft gehabt. Ebenso ein Abzugsrecht in der Art, daß Erbschaften, welche an andere Orte selbst des Herzogthums fielen, zu Gunsten der Stadtkasse einem Abzug unterlagen (Breyer, Elem. Jur. publ. Wirt. 593), eine Bestimmung, an deren Stelle jetzt die allgemein giltigen Normen getreten sind.

Eine Liste der – mit den Balinger Obervögten identischen – Obervögte, der Schultheißen und geistlichen Verwalter, Stadtschreiber s. v. Georgii a. a. O. 422–424.

Da übrigens Württemberg ursprünglich nur im Pfandbesitze der Stadt gewesen und das Haus Österreich als Rechtsnachfolger des hohenbergischen Hauses das Eigenthum derselben noch längere Zeit beanspruchte (S. 340), so machten auch die Glieder dieser Familie ihre Rechte an der Stadt durch Ertheilung von Freiheiten geltend, Gnadenerweisungen, die freilich bloß auf dem Pergamente oder Papier stunden, da Österreich auf Grund der hohenbergischen Succession nie in den Besitz Ebingens kam. So begnadigte Kaiser Friedrich IV. den 15. November 1452 auf Bitte seines Bruders Erzherzog Albrechts VI. die Stadt im Verein mit den anderen hohenbergischen Städten, daß kein Einwohner derselben an fremde Gerichte geladen werden dürfe, sowie daß sie Ächter und Oberächter aufzunehmen befugt sein solle; Albrecht selbst aber bestätigte den 14. Sept. 1453 unter Ausführung, daß diese Städte dem Hause Österreich lange Zeit durch Verpfändung entfremdet gewesen, daher an ihren Rechten, Freiheiten und Gnaden Abbruch gelitten haben, gleichfalls alle ihre alten Rechte und Freiheiten und verlieh dazu aus sonderen Gnaden das Recht, daß die Einwohner dieser Städte mit all ihrem Hab und Gut von aller Schatzung und ungewöhnlichen Steuer frei und nur dem Herkommen gemäß mit Steuern, Diensten und anderen Sachen gehorsam sein sollen. In ähnlicher Weise zählten, als sie die Privilegien der hohenbergischen Städte bestätigten, die Stadt Ebingen mit auf Erzherzog Sigmund den 1. Sept. 1471 (v. Lichnowsky 7, Nro. 1575, wo es statt des zweiten Ehingen Ebingen heißen sollte), Erzherzog Ferdinand den 3. März 1525, ja sogar noch K. Rudolf II. den 30. Dez. 1598. Allein einer Aufforderung Rottenburgs an die Stadt vom 15. August 1598, auf einem hohenbergischen Herrschaftstag behufs der Berathung der hohenbergischen Städteprivilegien eben zum Zweck der Verhandlung mit K. Rudolf sich einzufinden, trat Herzog Friedrich von Württemberg auf das Entschiedenste entgegen.

| Nicht nur Feldbau und Viehzucht, sondern auch Gewerbe und Handel, besonders ins Ausland, bildeten für die Stadt die Quelle von Wohlhabenheit. Daß solche schon im 14. und 15. Jahrhundert vorhanden war, beweisen die Käufe, welche die Stadt zu dieser Zeit machte, so im J. 1386 von Bitz (S. 306) im J. 1453 von Ehestetten (S. 357). Im J. 1428 bewilligte K. Sigmund auf Bitte der Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg den Bürgern und der Gemeinde der Stadt, an dem Wasser Schmiecha eine Mühle mit einem oder zwei Rädern zu machen und zu bauen. Im J. 1584 setzte der reiche Ebinger Bürger Hans Koch, welcher den damals verwitweten Herzog Ludwig in Stuttgart zu sich eingeladen hatte, seine Tochter als Braut gekleidet mit einer Flittergoldkrone neben den Herzog und bot sie ihm mit 1000 fl. Heiratgut zur Gemahlin an, ein Scherz, den der Herzog gar nicht übel aufnahm (Sattler 358. Stälin 4, 799). Für das folgende Jahrhundert führt das Landbuch von 1623 hier an: zwei Mahlmühlen an der Schmiecha, eine in der Stadt, die andere in der Vorstadt, der Inhaber eigen, eine Sägmühle zu Ehestetten bei St. Stephan, der Stadt gehörig, eine Lohmühle ebendaselbst, der Inhaber eigen, eine Öl- und Walkmühle, neben den beiden letzten, der Stadt gehörig; und nennt der oben (S. 299) erwähnte Betz Ebingen ein reiches Städtlein. Ja die Geographie und Statistik Württembergs (Laybach 1787) sagt, es sei in allem Betracht eine der wichtigsten, reichsten und nahrhaftesten Landstädte des Herzogthums, so daß ihr nur Göppingen und, was Gewerbe betrifft, Calw vorzuziehen seien. Das Jahr 1790 ungefähr bezeichnete die Zeit der höchsten Blüthe des hiesigen Handels, indem bald darauf der Krieg Stockung brachte und ihm den Weg versperrte. Doch erlahmte die Kraft und Rührigkeit der Ebinger nicht und es wurden auch neue Quellen aufgespürt, so daß sich ums Jahr 1810 der Verkehr in ganz Ebingen jährlich zu 1 Million (?) angeschlagen findet, wobei 2/3 des Handels ins Ausland gingen.[9]

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Namentlich die Zeug- und Tuchmacherei, sowie die Strumpfwirkerei waren es, welche seit dem 18. Jahrhundert die Stadt zur Blüthe erhoben. Jene kam ums J. 1740 in Aufschwung, als die aus Sachsen eingewanderten Gebrüder Schmidt in dem heute noch | sogenannten „Farbhaus“ unter dem Namen „Schmidtische Gesellschaft“ ein ausgedehntes Zeugfabrikationsgeschäft errichteten. Als dasselbe sich auflöste, setzten viele der Arbeiter, welche sie außer dem Hause hatten weben lassen, sog. Façonmeister, das Zeugmacherhandwerk für eigene Rechnung fort und brachten es bald zu großer Bedeutung. Ums J. 1790 zählte man 100 Meister mit 140 Stühlen, worauf jährlich etwa 1200 Centner Wolle verarbeitet und ein Umsatz von 150.000 fl. erzielt wurde. Die Waare wurde zum größten Theil auf Messen und Märkten nach Baden, Bayern, der Schweiz, ins Elsaß u. s. w. abgesetzt; Handlungshäuser in Samaden und Poschiavio versandten sie in großen Quantitäten nach Italien. Zu Anfang des laufenden Jahrhunderts verdrängte jedoch die, ungleich billigeren Stoff liefernde Fabrikation von Baumwollgeweben die Zeugfabrikation sehr rasch. Die Strumpfwirkerei wurde von Calw hieher verpflanzt, in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts zählte die Zunft 80 Meister und viele Façon- oder Stückmeister in Balingen und den umliegenden Orten, namentlich in Thailfingen, welche alle für hiesige größere Meister und Fabrikanten arbeiteten. Es waren über 300 Strumpfweberstühle im Gange, wurden 1200 Ctr. inländische auch mehrere Centner ausländische Wolle verbraucht und mehr als 150.000 fl. im Jahr umgesetzt. Hauptabsatzort war seit 1780 die Frankfurter Messe, allein auch Oberschwaben, der Schwarzwald, Bayern, Hessen und Pfalz und seit dem J. 1800 die Schweiz, selbst Holland waren Absatzgebiete. In letzteres Land wurden namentlich Kamm- und Halbkammgarn- (Sayette-) Strümpfe in großen Quantitäten versandt. Dieses Exportgeschäft erhielt sich bis Anfangs der 40er Jahre in ungeschwächtem Umfang, ja ist noch heute, wenn auch nicht mehr speziell in Strümpfen, von größerem Belang. Neben obigen Hauptindustriezweigen kamen insbesondere im vorigen Jahrhundert noch in Betracht: die Gerberei, deren Produktion von 26 Roth- und 8 Weißgerbern betrieben und deren auswärtiger Verdienst auf etliche 30.000 fl. des Jahrs geschätzt wurde, die Hutmacherei, die 1790 12 Meister zählte, namentlich nach der Schweiz die sog. Kastorhüte ausführte und von hier über 15.000 fl. jährlich einbrachte, die Bortenmacherei, welche im J. 1790 24 Meister zählte und ihre Waare fast ausschließlich auf den Schwarzwald verkaufte, die Hafnerei mit 15 Meistern, die Schuhmacherei mit 90 Meistern. Von diesen 5 Gewerben sind das 3. und 4. der Zeit zum Opfer gefallen, das 1. und 2. stehen nach vorübergehendem Rückschritt | wieder in Blüthe und das 5. hat in neuerer Zeit an Ausdehnung des Betriebs wesentlich gewonnen. Kaufmännische Geschäfte gab es am Ende des vorigen Jahrhunderts 13, mit einem leicht über 200.000 fl. berechneten Gesammtumsatz. Schweinehandel wurde von 43 Fleischermeistern mit gutem Erfolg betrieben, es wurden jährlich mehr als 10.000 Schweine in Franken, Bayern und Lothringen gekauft und auf den Schwarzwald ins Breisgau und andere Gegenden Württembergs und Badens verkauft. – Eine Badstube dahier zinste dem Kloster Hedingen (zoller. OA. Sigmaringen) im J. 1441 ein Pfd. Hllr. jährlich (Württemb. Jahrb. 1830 S. 139) und einer hinteren Badstube wird auch im J. 1584 gedacht (vergl. auch unten Onstmettingen).

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Was einzelne bemerkenswerthe Ereignisse[10] betrifft, so sind die mit der allgemeinen Kriegsgeschichte zusammenhängenden meist bereits im Allgemeinen Theil berichtet worden. In den Kriegen seit Ausbruch der französischen Revolution bis zum J. 1810 wurden der Plünderungsschaden auf mehr als 30.000 fl., die Kriegslasten auf mehr als 100.000 fl. berechnet, wodurch die Stadt außer dem Verlust ihrer Kapitalien in eine Schuldenlast von 60.000 fl. gerieth, und doch war der Schaden, den die Stadt durch Verfall und Beschränkung ihres Handels erlitt, größer als alles das. – In Betracht kommen sodann besonders noch einige Brandfälle. Im J. 1576, 1577 oder 1578 (das erste nach Zeiller 261, Steinhofer 1, 381, das zweite, wohl das richtigste, nach Sattler Topogr. 358, das dritte nach Rebstock 163) entstund auf dem Rathhaus durch Verwahrlosung ein Brand – nach Zeiller war er ohne Zweifel durch Hexen eingelegt – der dieses Gebäude und die ganze Straße bis zum Marktbrunnen einäscherte, viele städtische Dokumente, Silbergeschirr und Hausrath, viele tausend Gulden Werth vernichtete; nach einer Schätzung mag der Schaden sich auf 80.000 fl. belaufen haben (Schäffler). Am 28. Juli 1628 wurden 11 Häuser ein Raub der Flammen. Am 4. Juni 1731 brach in einem Hause am unteren Thor Feuer aus und verzehrte die untere Hälfte der Stadt; der Schaden wurde auf 100.000 fl. geschätzt (Schäffler). Am 9. Dezember 1844 nach Mitternacht äscherte ein großer Brand in nicht ganz 8 Stunden einen ansehnlichen Theil der Stadt, die östliche Seite der Marktstraße vom Lamm bis herab zum | Marktbrunnen, die obere Kapell- und die obere Pfarrgasse (50 Gebäude), ein, machte 85 Familien obdachlos, verschaffte aber auch der Stadt ein wesentlich freundlicheres und lichteres Aussehen. – Im J. 1610, 1633 bis 1634 herrschte die Pest (Schmid).

Noch im J. 1810 hatte die Stadt 3 Thore, ein oberes und unteres mit einem Thurme und ein drittes ohne Thurm in der Mitte des Bogens, den die Ringmauer vom oberen zum unteren Thor bildete. Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts wurde bei Nacht nur durch das obere Thor ein- und ausgelassen und zwar hatten bloß die Wächter unter dem Rathhaus den Schlüssel, so daß von der äußeren Thorwache der Hochwächter und von diesem die Wächter unter dem Rathhaus zum Öffnen des Thors von außen aufgerufen werden mußten; erst im Beginn des laufenden Jahrhunderts erhielten die Wächter außerhalb der Thore Schlüssel. – Rings um die Stadt liefen dereinst zwei Mauern mit etlichen Thürmen, zwischen denen ein breiter Gang, außerhalb ein tiefer Wassergraben sich befand.

Nach Röders öfters genanntem Lexikon von Schwaben betrug die Zahl der Bürger über 900, der Einwohner gegen 4000, von welchen 2/5 in der eigentlichen Stadt, 3/5 in den Vorstädten wohnten. Übrigens war die Stadt im Zusammenhang mit ihrem Aufschwung sehr rasch gewachsen, denn noch im J. 1737 zählte sie nur gegen 2000 Einwohner.

An einer heutzutage nicht mehr nachweisbaren Stelle lag der nunmehr abgegangene Walchhof oder Wälchhof, welchen Adelheid von Jungingen, Konrads sel. von der alten Thierberg Gattin, und deren Söhne Johann und Burkhard unter Bürgschaft des Grafen Friedrich von Zollern am 23. Febr. 1351 um 34 Pfd. Hllr. an Kloster Wittichen verkauften (Mon. Zolleran. 1, 181). In der Folge gehörte derselbe dem Kloster Margrethausen, welches am 17. Mai 1507 den Ebinger Spital damit belehnte. – Ein anderer hiesiger Hof, der sog. Strichenhof, ging ursprünglich von den Thierberg, später von Kloster Wittichen zu Lehen, den 4. April 1414 verzichtete Benz Strich für 50 Pfd. Hllr. auf das Lehen zu Gunsten des Ebinger Spitals und den 10. April 1531 das Kloster Wittichen für 110 Pfd. Hllr. auf seine vom Spital geschuldete Gült von 4 Malter Frucht und 10 Schill. Hllr. (Dokumentenbuch des Spitals zu Ebingen).

Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so wird eines hiesigen Pfarr-Rektors schon im J. 1275 gedacht und war Ebingen im 14. Jahrhundert der Sitz eines Dekanats (s. oben S. 228). Der Kirchensatz der St. Martinspfarrkirche, welcher „in die Hofstatt vor der Stadt Ebingen bei dem Bild, genannt des Techens Hofstatt“ gehörte, erscheint zuerst in gräflich hohenbergischem | Besitze, bis Graf Heinrich von Hohenberg den 23. Mai 1343 denselben mit allen Rechten um 630 Pfd. Hllr. an Johann von Schilteck (Burgruine bei Schramberg) verkaufte (Mon. Hohenb. 377). Von Albert von Schilteck, dessen Bruder Thomas den 20. Novbr. 1382 für 65 Pfd. Hllr. auf alle Ansprüche verzichtete, kam derselbe für 200 Pfd. Hllr. an Burkhard von Thierberg, in dessen Familie er zunächst blieb. Den 18. Sept. 1554 aber vertauschte Ulrich Diethegen von Westerstetten zu Lautlingen das Patronatrecht, die Kollatur der Pfarrei und den Kirchensatz zu Ebingen und dessen von Alters her darein gehörigem Filial Winterlingen samt der Lehenschaft zweier hiesiger Kaplaneien, St. Nikolaus- und Allerheiligen, wie das alles seine Schwieger sel. Apollonia von Thierberg geb. von Lauterbach und alle von Thierberg innegehabt, an Herzog Christoph von Württemberg als Landesfürsten Herrn und Kastvogt zu Ebingen gegen das Patronatrecht und die Kollatur der Pfarrei Frohnstetten (hohenzoll. OA. Gammertingen), welche ihm von wegen der Pfarrkollatur, Patronatrechts und Lehenschaft zu Meßstetten, auch dreier Kaplaneien daselbst zustanden, samt 4 Mltr. Vesen und 4 Mltr. Vogtrechts. Filial dieser Pfarrei war außer dem genannten Winterlingen, das es bis zur Einführung der Reformation blieb, Heinstetten (bad. BA. Meßkirch), allein den 14. Febr. 1523 vollzogen Hans Thierberger, Pfarrer zu Ebingen und Dekan des Kapitels daselbst, sowie Amtmann und ganze Gemeinde zu Heinstetten mit Einwilligung Hans Konrads von Thierberg von der Wildenthierberg als Lehensherrn der hiesigen Pfarrei die Trennung Heinstettens von derselben.

Als Geistliche aus der Zeit vor der Reformation werden z. B. genannt: 1275 Pfarr-Rektor Heinrich von Thieringen (Freib. Diöcesan-Arch. 1, 44), den 23. Jan. 1293 Hermann der Schreiber, den 2. Aug. 1296 Albert (Mon. Hohenb. 107. 128); 1373 Heinrich Volmar, 1389–1419 Konrad von Eningen, Kirchherr und Dekan (vergl. Württ. Jahrbb. 1838. 209); 1421 Pfaff Konrad von Eutingen, 1434 Albert Schaffner, Dekan zu Ebingen, seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, bis ihn Herzog Ulrichs Reformation von seinem Amte drängte, Meister Hans Thierberger, ein (unächter?) Sohn Melchiors und Bruder obigen Hans Konrads von Thierberg.

Neben der Pfarrkirche bestand hier jedenfalls schon gegen Ende des 14. Jahrhunderts die Liebfrauenkapelle, geweiht „in die Ehre des h. Grabes Unseres Herrn Jesu Christi und seiner | hochgelobten Mutter Marien Unsrer Lieben Frauen“, abhängig von der Probstei zum h. Grab in Denkendorf. In diese Kapelle stifteten den 31. Dezember 1382[11] Pfaff Wildmann von Weilersburg, Kirchherr zu Hechingen und Chorherr zu Stuttgart, und der Edelknecht Johannes von Weckenstein (Burgruine zwischen Storzingen und Schmeien in Hohenzollern-Sigmaringen) mit Zustimmung des Grafen Eberhard von Württemberg, des Kastvogts der hiesigen Kirche Burkhards von Thierberg und des Pfarr-Rektors Konrad von Eningen eine Meßpfründe, welche sie namentlich mit Weilersburg, Burg und Burgstall, Zinsen und Gülten aus der Mühle und Tafern zu Thailfingen dotirten. Wildmann erhielt das Recht, den Priester zu präsentiren, nach seinem Tode aber sollte das Besetzungsrecht dem Probste von Denkendorf voll zustehen und nur, wenn innerhalb zweier Monate die Ernennung nicht erfolge, dieselbe durch Schultheißen und Gericht dahier zu geschehen haben (vergl. Cleß 2b, 386). Zwar gab es wegen dieser Stiftung Streit mit Graf Friedrich genannt Mülli von Zollern, allein derselbe wurde den 28. Mai 1386 verglichen (Mon. Zolleran. 1, 271). Die Kaplanei vergrößerte ihren Besitz rasch durch einige Käufe, so den 27. Febr. 1394 von zwei Gütern zu Lautlingen Seitens Konrads von Höllenstein und seiner Ehefrau Anna von Thierberg um 44 Pfd. Hllr. und den 9. Juni d. J. von Wiesenzinsen zu Weilersburg Seitens des Klosters Stetten um 33 Pfd. Hllr.

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Außer der St. Martinspfarrpfründe gab es noch eine beträchtliche Anzahl von Altar- oder Kaplaneipfründen, wegen deren Verleihung Hans von Thierberg als Kastvogt der Pfarrkirche und die Stadt den 22. Oktober 1465 durch Graf Sigmund von Hohenberg und Johannes Nagelt Kirchherrn zu Balingen, dahin verglichen wurden, daß Hans künftig die St. Nikolauspfründe (urkundlich erstmals erwähnt 1435) und die Allerheiligen Pfründe (desgl. 1419) in der Pfarrkirche, die Stadt dagegen die St. Marienpfründe (desgl. 1450), die St. Katharinenpfründe (desgl. 1348), die St. Michaelspfründe auf dem Beinhaus (desgl. 1373), diese drei gleichfalls in der Pfarrkirche, die St. Johannespfründe in der Liebfrauenkapelle (desgl. 1389)[12] und | die Heiliggeistpfründe im Spital (desgl. 1444) verleihen sollten. Gleichzeitig wurden über die Verwaltung der St. Martinspflege Bestimmungen getroffen. Diese letztere war besonders reich und wurde von einem Geistlichen und einigen Bürgern „den Lichtmeistern und Pflegern des Gotteshauses zu E. geweiht zu St. Martins Ehre“ im Namen der Stadt verwaltet. Sie erhielt z. B. den 12. Oktober 1342 in Folge Verzichts des Grafen Heinrich von Hohenberg eine Wiese zu Ehestetten (Monum. Hohenb. 375), den 20. Juni 1373 vom Kloster Rheinau einen Hof in Straßberg (zoller. OA. Gammertingen) für 45 Pfd. Hllr., den 13. Januar 1397 von Bentz Curian zu Balingen 20 Malter Vesen Vogtrechts zu Nusplingen für 260 Pfd. Hllr., den 21. Juli 1418 von Hans von Steinhilben zu Herrenberg um 380 fl. 1/6 des hiesigen großen Kornzehnten, den 29. Jan. 1427 desgl. 1/6 von Burkhard von Balgheim um 340 fl., den 16. Novbr. 1448 den halben großen Korn- und 1/4 des Heuzehnten mit dem halben Kirchensatz zu Melchingen (zoller. OA. Gammertingen) von Reinhard von Melchingen um 900 fl. Rh. (Schmid, Hohenberg 319) u. s. w. Doch hatte die Pflege auch 6 Schill. Hllr. jährlich an Kloster Hedingen (zoller. OA. Sigmaringen) zu entrichten (Württemb. Jahrb. 1830, 139). Im J. 1813 wurden die verschiedenen Pflegen zu einer gemeinsamen Stiftungspflege vereinigt.

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Was den genannten Ebinger großen Zehnten betrifft, so ging derselbe in älterer Zeit jedenfalls zum Theil von den Grafen von Hohenberg, später dem Haus Österreich zu Lehen. So belehnten die Grafen Albrecht, Hugo und Heinrich von Hohenberg den 12. Nov. 1343 den Hugo von Sonthof (OA. Rottweil) mit einem Drittel des hiesigen Zehnten (Mon. Hohenb. 381); ferner aber Herzog Leopold von Österreich den Hans von Steinhilben mit 1/4 des Zehnten am 23. Febr. 1397; Herzog Friedrich die St. Martinskirche mit dem, dem Hans von Steinhilben abgekauften 1/6 des Zehnten am 4. Juli 1418, derselbe die St. Martinskirche mit 2/6 des Zehnten dahier und dem Ganasgut zu Ringingen (zoller. OA. Gammertingen), wie sie solches von Burkhard von Balgheim, Hans von Steinhilben und Heinrich Killer, genannt Affenschmalz, kaufsweise erworben, am 7. Juli 1427; Herzog Albrecht den Ebinger Bürger Hans Kromer mit 1/6 des Zehnten am 13. Febr. 1445, derselbe die St. Martinskirche mit deren seitherigen Lehen, am gleichen Tage; die Erzherzogin Mechthilde die St. Martinskirche mit den seitherigen 2/6, dem früher Kromerischen 1/6 am Zehnten und dem Ganasgut, am 21. Jan. 1461 und 31. Jan. 1464, woran sich entsprechende Belehnungen Erzherz. Sigmunds vom 19. Aug. 1483, | K. Maximilians I. vom 9. Jan. 1497 und K. Ferdinands I. v. 10. April 1533 anschloßen. Weiterhin belehnte Herzog Friedrich am 2. April 1415 den Ulrich von Hertenstein (Burgruine über der Lauchart bei Sigmaringen) als Erben seines Oheims Heinrich von Magenbuch (zoller. OA. Sigmaringen) mit hiesigen Zehnten; Anna von Braunschweig, Friedrichs Gemahlin am 1. März 1420 den Spital zu Ebingen (s. u.) mit 1/6 des hiesigen Zehnten, welches Konrad von Magenbuch als Erbe von seinem Vater Frick von Magenbuch an den Spital verkauft hatte und hinsichtlich dessen obiger Ulrich den 21. Januar 1423 um 13 fl. Rh. auf alle Ansprüche verzichtete; es reihten sich hieran Belehnungen des Spitals von österreichischer Seite am 16. Januar 1431, 19. August 1483 und 7. Januar 1497. Endlich wurde der Frauenaltar dahier am 19. Aug. 1483 mit dem halben hiesigen Laienzehnten belehnt (Dokumentenbuch des Spitals zu Ebingen). Später erfolgten keine Belehnungen von Seite Österreichs mehr, befand sich aber die St. Martinskirche im Besitze von 5/6, der Spital von 1/6 des hiesigen großen Zehntens. Zwar machte die österreichische Regierung im vorigen Jahrhundert wiederholt Versuche, ihre Lehensoberherrlichkeit zu erneuern, allein ihren Bestrebungen wurde nicht stattgegeben.

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Es bestand dahier ein Beguinenhaus nach der 3. Regel des h. Franziskus, erstmals genannt im J. 1402, indem am 16. September d. J. der Schultheiß von Ebingen mit Einwilligung des hiesigen Kirchherrn und Dechanten Konrad von Eningen und des Kastvogts der Kirche Burkhard von Thierberg der Klause ihr Haus, Scheuer, Gesäß und Hofraithe an St. Martins Kirchhof gelegen und ihren Garten dabei freite. Die Klause erwarb hier weiter vom Dominikanerkloster zu Rottweil den 28. April 1404 den Garten, der Rain genannt, um 30 Pfd. Heller und den 9. März 1420 die sog. Predigersherberge um 40 Pfd. Heller und hatte Güter und Gülten, namentlich zu Ebingen, Trochtelfingen, Meßstetten, Hossingen, Ober-Digisheim und Frohnstetten (zoller. OA. Gammertingen), sowie Weingülten im Ammerthal zu Pfäffingen, Jesingen und Poltringen. Das Jahreseinkommen derselben betrug im Jahr 1520 100 Pfd. Hllr. und 2 Fuder Wein. Auch nach der Reformation wurden noch einige Nonnen dort gelassen, welche zwar in die lutherische Predigt gingen, allein den Genuß des lutherischen Abendmahls insbesondere hartnäckig verweigerten (Besold, Virg. 243. 537). Im J. 1568 waren es deren fünf, meist betagte und kränkliche, die insbesondere wegen ihrer Gutthätigkeit gegen Arme beliebt waren. Allein ihre Behausung samt Hofraite und Scheuer in der oberen Vorstadt neben der Pfarrkirche gelegen war baufällig, ihr Vermögen war so gering, daß sie auf Spinnen, Weben und andere Tagesarbeit angewiesen und noch dazu verschuldet | waren. Im J. 1600 waren es noch ihrer zwei, die eine von 77, die andere von 75 Jahren, und im J. 1605 verzichtete die noch allein übrig gebliebene Margaretha Beck auf die Klause, erhielt ein Leibgeding und nahm ihre Wohnung in Spital, wogegen das Vermögen der Klause eingezogen wurde.

Die Zeit der Gründung des hiesigen Heiliggeistspitals ist unbekannt, doch bestand er schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts. Er kam bald in gute Verhältnisse, erwarb insbesondere manche Zehnten zu Winterlingen und Engstlatt, kaufte den 29. Juli 1440 von Wernher Schenk von Stauffenberg den Kirchensatz und ein Drittel des großen Zehnten zu Thailfingen (Scheffer, Chron.-Darstellung 47), den 21. Januar 1468 zwei Höfe zu Stetten am kalten Markt und Nusplingen auf der Hardt (bad. BA. Meßkirch) um 145 fl. von Gliedern der Familie Melchingen (Dokk.buch des Spitals zu Ebingen), den 6. Juli 1487 von Graf Eberhard dem Älteren von Württemberg um 400 fl. Rh. das hiesige Herrenhaus (vergl. S. 341), welches für seine Zwecke eingerichtet wurde und bis in die allerneueste Zeit diente (S. 326).

Vom hiesigen Schulwesen ist aus älterer Zeit nicht viel bekannt. Im J. 1565 wurde eine Lateinschule errichtet, dieselbe im J. 1791 durch eine Collaboratur erweitert, diese aber 1805 wieder aufgehoben und durch 2 Realklassen ersetzt, bis später eine besondere Realschule errichtet wurde. – Über studierende Ebinger aus früheren Jahrhunderten vergl. oben S. 299.


Einen Namen haben sich folgende Ebinger erworben:

Konrad Plücklin, genannt Ebinger, Professor der Jurisprudenz zu Tübingen, Lehrer Melanchthons, bei seinen Zeitgenossen in solchem Ansehen, daß andere Doktoren von ihm zu sagen pflegten, sie alle zusammen kommen ihm an Gelehrsamkeit nicht gleich, † 1535 nach 53jährigem Lehramt. Vergl. Zeller, Merkwürdigkeiten der Universität und Stadt Tübingen 443. Heyd in der Tübinger Zeitschr. für Theologie, Jahrg. 1839, S. 68 Nr. 4. Muther, Aus dem Universitäts- und Gelehrtenleben im Zeitalter der Reformation 220 Anm. 9.

Johann Hummel, geb. 1534, Abt von Murrhardt 1595 bis 1606, gest. zu Stuttgart 20. April 1610, nachdem er ein halbes Jahrhundert lang der württembergischen Kirche getreue und nützliche Dienste geleistet hatte.

| Johann Christoph (von) Schmid, geb. dahier 25. Juni 1756, gest. zu Ulm 10. April 1827, Sohn eines Schönfärbers, erster Frühprediger an der Münsterkirche, Prälat und Generalsuperintendent zu Ulm, außer durch sein Wirken in seinem Amt verdient namentlich durch seine geschichtlichen Arbeiten: Denkwürdigkeiten der württembergischen und schwäbischen Reformationsgeschichte (gemeinschaftlich mit Pfister) 1817, Schwäbisches Wörterbuch mit etymologischen und historischen Anmerkungen, erst nach dem Tode des Verfassers, Stuttgart 1831, gedruckt u. s. w. Vergl. Prälat von Schmid zu Ulm, nach seinem Leben, Wirken und Charakter, vom K. bayr. Reg.-Rath Wagenseil, Augsburg 1828; Nekrolog z. B. von Pahl in Württ. Jahrbb. 1828 S. 40–58.

Gustav Friedrich (von) Oehler, geb. dahier 10. Juni 1812, gest. zu Tübingen 19. Februar 1872, Sohn des Präzeptors Oehler, Lehrer am Missionshaus in Basel, Professor und Pfarrer zu Schönthal, Professor der Theologie in Breslau, zuletzt Ephorus des evangelischen Seminars und Professor der alttestamentlichen Theologie zu Tübingen als einer der bedeutendsten Vertreter dieser Wissenschaft. Erst nach seinem Tode wurde sein Hauptwerk herausgegeben: Theologie des alten Testaments, 2 Bde. 1873/74 (vergl. G. Fr. Oehler. Ein Lebensbild von J. Knapp. Tübingen 1876. – Nekrolog im württ. Kirchenblatt 1872/73).

Ihnen reiht sich als noch lebend an Karl Adolf (von) Schmid, geb. 19. Januar 1804, verdienter württembergischer Schulmann, zuletzt Rektor des Gymnasiums zu Stuttgart, titulirter Prälat, Herausgeber der Encyclopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens.


Parzellen:

a. Ehestetten, 3/4 Stunden südöstlich von der Stadt am Abfall der Hardt an den obgenannten Quellen lieblich gelegen. Es besteht noch aus einem Hof mit einer Mühle und einer Spinnerei, weiter unten liegen die Ehestetter Stadt-, Spital- und an der Landesgrenze die Ehestetter Mühle. Beim Hof, im alten, ummauerten Kirchhof, jetzt Garten, steht noch, als Scheuer dienend, das uralt romanische Kirchlein zu St. Stephan, mit gutem Quaderwerk, einer romanischen Thür und einem schönen tief eingeschrägten Fenster; der östliche Theil später verändert mit | trefflichen frühgothischen Maßwerkfenstern. Im Innern Spuren alter Malereien.

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Ehestetten wird in älteren Originaldokumenten Esteten (1179), Estetten (1275) geschrieben, ein Name, welcher zu dem alten ê, Recht, und stat, steti, stetin, in Beziehung zu setzen ist. Wo nunmehr bloß noch einige Häuser stehen, befand sich dereinst ein ganzer Ort mit Kirche, dessen zuerst gegen Ende des 11. Jahrhunderts in der Gründungsgeschichte des Klosters St. Georgen Erwähnung geschieht. Er war Eigenthum der Herren von Winzeln (s. unten, Thieringen), welche wahrscheinlich zur Sippschaft des reichen Stifters dieses Klosters Hezelo gehörten, dessen Geschlecht seinen Stammsitz in dem heutigen Königseckwald bei Hoßkirch (OA. Saulgau) hatte. Landold und sein Sohn Hugo von Winzeln ließen die Reliquien des h. Georg nach Ehestetten („in villam proprietatis eorum nomine Estein“)[13] verbringen und übergaben über denselben am 20. Februar 1094 in die Hand Hermanns, des Sohnes von Hezelo und Vogtes des Klosters, ihren sämtlichen Besitz allda an Feldern, Wäldern, Tafernen, Mühlen, Wiesen, Weiden und Wassern mit aller Gerechtigkeit, namentlich auch die Kirche, sodann allen ihren Besitz zu Dürrwangen mit der dortigen Kirche und zu Stockenhausen, endlich alle ihre Hörigen, wobei sie ganz weniges für sich zurückbehielten. Sie räumten den Ort alsbald, worauf Hermann die hiesigen Hörigen für das Kloster in Pflicht nahm, die Burg niederriß und sich nach alamannischem Recht in den Besitz der Kirche und allen sonstigen Guts setzte. Tags darauf begab er sich nach Dürrwangen und eignete auch hier die Kirche und alles sonstige Gut dem Kloster. Am 23. April aber bekräftigten die Schenker die Übergabe im Kloster selbst wiederum über den Reliquien des h. Georg in feierlichster Weise. Dazu übergab am 3. Febr. 1095 Landolds Schwiegersohn, Hartmann von Thalhausen, mit Einwilligung seines einzigen Sohnes, 11/2 Mansen zu Stockenhausen und einige Hörige, welche sein Schwiegervater und Schwager noch zurückbehalten hatten. Wenn außerdem schon im J. 1084 ein | Hugo von E. zu Irslingen (OA. Rottweil) bei einer Schenkung Hezelos und Hermanns an das Kloster als Zeuge erscheint, so ist derselbe vielleicht ein hiesiger Lehensmann der Herren von Winzeln oder aber der bereits, fürs Jahr 1094, genannte Sohn Landolds (Zeitschr. für die Geschichte des Oberrheins 2, 207. 215. 220).

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In Folge der genannten Schenkung erscheint Ehestetten, das zweite Mal zugleich mit der Kirche, in den päbstlichen Bestätigungsurkunden des St. Georger Besitzes vom 14. April 1139 und 26. März 1179 (Wirt. Urkb. 2, 10. 198). Allein lange blieb der Ort nicht beim Kloster, bildete vielmehr in der Folge wie die benachbarten Orte Unter-Digisheim, Hartheim und Heinstetten (diese beiden bad. BA. Meßkirch) einen Bestandtheil der Herrschaft Werrenwag (gleichfalls bad. BA. Meßkirch), welche in nicht näher bekannter Zeit an die Grafen von Hohenberg kam. Aus deren Hause verzichtete Graf Heinrich am 12. Oktober 1342 zu Gunsten der St. Martinskirche zu Ebingen auf eine hiesige Wiese, allein schon am 26. Oktober 1381 verkaufte Graf Rudolf III. mit der Grafschaft Hohenberg auch die Herrschaft Werrenwag an Herzog Leopold den Frommen von Österreich (Mon. Hohenb. 375. 659). Gegen die Mitte des folgenden Jahrhunderts befand sich Eberhard von Hörnlingen (Herrlingen OA. Blaubeuren) zu Werrenwag gesessen im Pfandbesitz der Herrschaft Werrenwag und versetzte aus ihm unter Vorbehalt des österreichischen Losungsrechts das Dorf Ehestetten mit allen Rechten und Zugehörden am 29. April 1444 um 200 fl. Rh. in Gold an Renhart von Melchingen (hohenzoll. OA. Gammertingen). Der letztere aber gestattete im J. 1453 um die gleiche Summe dem Schultheißen, Rath und Bürger zu Ebingen die Einlösung. Erzherzog Albrecht VI. von Österreich gab am 9. Juli, wiederum unter Vorbehalt des österreichischen Losungsrechts, die Einwilligung zur Einlösung dieses „unseres Dorfs, das von Alter her zu unserem Schloß Werrenwag gehört“, durch Ebingen (v. Lichnowsky 6. Nro. 1810) und Renhart bescheinigte am 12. Oktober den Empfang der 200 fl. Da eine Wiedereinlösung nicht erfolgte, blieb Ebingen im Besitz des Orts, der freilich bald sehr abgenommen haben muß, indem schon das Landbuch von 1624 desselben beim Amt Ebingen nur noch unter der Rubrik Mühlen „Sägmühlen, eine zu Eestetten bei St. Stephan, ist gemeiner Stadt eigen; Lohmühlen, allda zu Eestetten, ist der Inhaber eigen“ gedenkt, und auch das Werrenwager Urbar von | 1631, welches übrigens Ehestetten noch aufführt, bloß noch ein Kirchlein und eine Mühle als vorhanden nennt (Schmid, Hohenberg 404). In der österreichischen Jurisdiktionstabelle vom J. 1804 kommt Ehestetten nicht mehr vor.

Übrigens hatte Kloster St. Georgen sich doch nicht alles seines hiesigen Besitzes alsbald entäußert, denn noch am 13. Jan. 1416 verkauften Abt Johann und Convent desselben mehrfache Zinsen, welche Ebinger Bürger dem Kloster von hiesigen Gütern schuldeten, und alle Güter, davon diese Zinse gingen, um 358 Pfd. Hllr. an eben die seither Pflichtigen, wobei sie sich immer noch die Kirche und den Kirchensatz dahier, gewisse andere Zinsen und ihre eigenen Leute zu Ebingen und Ehestetten vorbehielten. – Ebenso hatte Eberhard von Hörnlingen den halben Laienzehenten dahier vorerst behalten, denn er verkaufte diesen erst am 16. Okt. 1450 an Konrad Ortolf und Fritz Hummel zu Ebingen um 50 fl., worauf er den 6. Dez. 1480 um 57 fl. durch Hans Ortolf an U. Frauenkaplanei zu Ebingen überging.

An der schon öfters erwähnten, dem h. Stephan geweihten Kirche wirkte im J. 1275 ein Vikar des zugleich an mehreren anderen Kirchen angestellten Pfarrers Magister Konrad (vergl. S. 228); den Kirchensatz und die Lehenschaft der Pfarrpfründe mit allen Rechten und Zugehörden übergaben Abt Johannes, Prior und Convent von St. Georgen am 24. Febr. 1533 an die Stadt Ebingen (St.A.).

b. Fabrik im Mazmann, gegen Truchtelfingen.

c. Galthaus, 1/2 Stunde an der Straße gegen Bitz.

d. Stierhaus, 1 Stunde auf dem Ehestetter Berg, derzeit Waldschützenwohnung.

e. Petersburg am Fuß des Ochsenbergs.

f. Weißenhalde, eine starke halbe Stunde, an der Straße nach Straßberg, Wirthshaus.


  1. Derselbe Verein stellt gegenwärtig ein Fernrohr mit Orientirungstafel von den österreichischen Alpen bis zum Montblanc auf und beabsichtigt die Erbauung eines Aussichtsthurms.
  2. Es ist dies der seit dem J. 1390 in Urkunden öfters genannte Heinrich von Killer genannt Affenschmalz zu Ringingen, welcher im J. 1409 von Graf Friedrich von Zollern genannt Schwarzgraf mit Ringelstein belehnt wurde (vergl. Locher in Hohenzoller. Mittheilungen 12, S. 30 ff. Monum. Zolleran. 1, 425; desgl. unten). Wohl im Andenken an ihn heißt noch heutzutage die Burgruine auf dem hohen abgerundeten Bergvorsprung der Albtraufe, Markung Jungingen OA. Hechingen (vielleicht gerade einst die Burg Ringelstein) „Affenschmalz“.
  3. In der Nacht vom 29. auf 30. April 1880 brannte der alte Spital nebst einem großen Nachbarhaus völlig nieder; der Ofen blieb z. Th. erhalten.
  4. Von dem Schriftführer des Gewerbevereins zu Ebingen, Herrn R. Göbel. Vergl. auch dessen verdienstliche Denkschrift zur Feier der Eröffnung der Eisenbahn und der Lokal-Gewerbe-Ausstellung in E. 1878. – Weiteres unten S. 346 ff.
  5. Vergl. die S. 328 genannte Denkschrift von R. Göbel. Sodann: „Skizze einer Topographie der Stadt Ebingen, entworfen von Wilh. Friedr. Schäffler, Physikus allda, im Oktober 1810“, Handschrift der k. Handbibliothek.
  6. Ein der Adelheid von Wehingen durch Wilhelm von Montfort den Älteren und seine Gattin ausgesetztes Leibgeding von 14 Pfd. Hllr. aus der Steuer zu Ebingen ließen auch die württembergischen Grafen fortbeziehen (Mon. Hohenb. 541).
  7. Wenn daher die österreichische Jurisdiktionstabelle vom J. 1804, welche auf die alten hohenbergischen Beziehungen fußend hier Blutbanns- und Hoheitsrechte geltend machen will, die Stadt als württembergisches Reichslehen bezeichnet, so ist das falsch.
  8. Bei der Verpfändung Tuttlingens u. s. w. im Jahr 1434 (Stälin 3, 456 Anm. 4) ist nicht Ebingen, sondern Öfingen (bad. BA. Donaueschingen) mitbegriffen. – Über die von Steinhofer 2, 589 berichtete Verpfändung eines Theils von Ebingen durch Gr. Eberhard den Milden im J. 1403 an Agathe Schwelherin, Wilhelms Schenken von Staufenberg Gattin, ist sonst nichts näheres bekannt.
  9. Ein gewisses Selbstgefühl, wie bei Reichsstädtern, in Folge des Besitzes und der vielfachen Privilegien war daher den Ebingern eigen und „Bitz ist unser“ ein Sprichwort, mit dem sie sich selbst verspotteten, wenn sie sich ihren alten Stolz vorwerfen wollten.
  10. Einen Schwank des Hans von Rechberg (vergl. unten, Schalksburg) zu Ebingen erzählt die Zimmerische Chronik 1, 389.
  11. In der Urkunde heißt es 1383, allein das Jahr begann damals mit dem 25. Dezember.
  12. Übrigens wird eine Bitte um Bestätigung des von der hiesigen Gemeinde in der L. Frauenkapelle gegründeten St. Johannesalters dem Constanzer Bischof erst am 24. Juni 1405 vorgetragen und von dessen Generalvikar am 3. Juli d. J. genehmigt.
  13. In der heutzutage allein erhaltenen Abschrift der St. Georger Notitia fundationis aus dem 17. Jahrhundert ist von den 3 Fällen der Erwähnung Ehestettens die beiden ersten Male Estein geschrieben, nur das dritte Mal Estetin, allein schon zu jenen beiden bemerkt der Pater Lenz des Klosters, welcher gegen das Ende des 18. Jahrhunderts das Original noch gesehen hatte: Estetten.


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