Beschreibung des Oberamts Biberach/Kapitel B 13

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13. Gemeinde Erolzheim,
bestehend aus 4 Parzellen mit 1326 Einwohnern.
1) Erolzheim, Eroldsheim, Erolfsheim, ein grundh. kathol. Pfarrdorf mit M. G. und einem Schloß, 53/4 Stunden östlich von Biberach, mit 975 Einwohnern, C. A. und F. A. Ochsenhausen. Grund- und Patronats-Herr ist der Freiherr v. Bernhard in München. Sämmtliche Lehengefälle bezieht der Grundherr, drei Güter ausgenommen, die an eine Caplanei in Biberach gilten. Die Zehenten bezieht ebenfalls zum größten Theil die Grundherrschaft, nur einige Noval-Zehenten und die kleinen Zehenten bezieht die Pfarrei. In früherer Zeit besaß der Spital Biberach den Zehenten, verkaufte ihn aber 1651 an die Herren von Bömmelberg. Erolzheim ist ein Rittergut, wozu auch Edelbeuren und Dietbruck| gehören. Das Gut ist Allodium, ein Jagdbezirk, der K. Lehen war, ist nun auch allodificirt. In unmittelbarem Eigenthum des Gutsherrn befinden sich: 1) ein Maiereigut zu Erolzheim mit 54 M. Acker, 7 M. Gärten und 5 M. Wiesen, das in eigener Verwaltung steht; 2) ein verpachtetes Maiereigut zu Edelbeuren mit 75 M. Äcker, 9 M. Gärten und 12 M. Wiesen, ferner 1080 M. Wald an beiden Orten; 3) das Mühlgut Dietbruck, ebenfalls verpachtet, so wie eine Brauerei und eine Ziegelhütte, sodann Lehenrechte, Patronatrechte, Zehenten etc; der Ertrag des Guts wurde zu 5500 fl. berechnet. Das Gut war ehemals dem Rittercanton Donau einverleibt; mit dem Gut war als Landvogtei-Lehen der Blutbann verbunden, welcher sich auch über das benachbarte Dorf Kirchdorf, nicht aber über Beuren erstreckte. Dem jetzigen Gutsbesitzer wurden durch K. Decret vom 18. Januar 1832 die dem ritterschaftlichen Adel zugestandenen Surrogatrechte eingeräumt.

Erolzheim liegt im Illerthale, an der Straße von Memmingen nach Ulm. Der Ort ist weitläufig aber gut gebaut, und hat eine sehr schöne und freundliche Lage. Auf einem Hügel am nördlichen Ende des Orts steht das Schloß, alterthümlich aber gut erhalten und sehr ansehnlich. Der Haupt-Erwerb ist Landwirthschaft; der Ort hat aber auch mehrere städtische Gewerbe, darunter einen Klein- und einen Schwarzwälder-Uhrmacher, 1 Goldarbeiter etc. Ferner 12 Leinweber, sodann 2 Schildwirthschaften, 1 Brauerei und 1 Mahlmühle. Als Nebenerwerb wird die Musselinstickerei betrieben.

Das Klima ist ziemlich mild, der Boden aber sandig und mager und der Nahrungsstand im Ganzen mittelmäßig. Die Gemeinde hat noch 12.000 fl. Schulden. Das Capital-Vermögen der vereinigten Pfarrkirchen-(Mutter-Gottes-) und St. Anna Kapellenpflege-Stiftung beträgt 9980 fl. Die gegenwärtige Pfarrkirche wurde 1495 eingeweiht. Die Baulast von Kirche und Pfarrhaus hat die Grundherrschaft. In die Pfarrei gehören: sämmtliche Gemeinde-Parzellen, sodann Waldenhofen, O. A. Leutkirch und Edenbachen. S. auch| S. 115. Der Ort ist sehr alt; Erolzheim, an dem linken Ufer der Iller (Hilari) in der Grafschaft Illergau (Ilregouve) gelegen, kommt schon in einer Einsiedler-Urkunde K. Heinrichs III. vom 4. Februar 1040 vor. Es war der Stammsitz des alten, noch jetzt bestehenden Geschlechtes der von Erolzheim. Zu ihrer Herrschaft Erolzheim gehörten ehedem auch die Orte Bonlanden, Eichenberg und Kirchdorf, O. A. Leutkirch, so wie Bechtenroth. Aber schon im 14. Jahrhundert wurde von den v. Erolzheim Manches theils veräußert, theils verschenkt. Im 16. Jahrhundert finden sich die v. Welden im Besitze von Erolzheim. Auf sie folgten 1594 die v. Bömmelberg, welche auch im Besitze blieben, bis mit Alois v. Bömmelberg am 19. Juli 1826 die männliche Linie ausstarb. Eine einzige hinterlassene Tochter starb ebenfalls 1831. Das völlig verschuldete Gut wurde an einen Kaufmann zu Augsburg, Heinrich v. Kiesow, für 200.000 fl. verkauft, von dem es 1830 seinem Neffen, dem jetzigen Besitzer, käuflich überlassen wurde. Durch die rheinische Bundesacte war die Herrschaft Erolzheim 1806 unter Bayerische, durch den Staatsvertrag von 1810 unter Würtembergische Landeshoheit gekommen. Im Jahre 1378 wurde Erolzheim von den Ulmern verbrannt. Nahe am Orte erhebt sich ein Berg, von einer dort stehenden Kapelle der Kapellenberg genannt; von diesem Berge genießt man eine ausgezeichnet schöne Aussicht über das Illerthal und auf die Vorarlberger Gebirge. Auf dem Berge soll ehemals ein festes Schloß gestanden haben. Eine halbe Stunde östlich von Erolzheim soll ein Dorf gestanden seyn, Bazenhofen genannt, ein in das Feld führender Weg wird noch der Bazenhofer Weg genannt. 2) Bechtenroth, ein kathol. grundh. Weiler, 5/8 Stunden westlich von Erolzheim an der Roth, und der Vicinal-Straße von Erolzheim nach Biberach, mit 76 Einwohnern, Fil. von Erolzheim, C. A. und F. A. Ochsenhausen. Die Gefälle, sowie den großen Zehenten bezieht der Grundherr, der Graf Erbach-Wartemberg-Roth; den kleinen Zehenten die Pfarrei Erolzheim. Der Ort hat sein eigenes Gemeinde-Vermögen| (s. Note S. 115), eine eigene Schule, aber kein Schulhaus, und eine Kapelle zur Privat-Andacht, die 1447 eingeweiht wurde, und ein Vermögen von 2200 fl. besitzt. Er gehörte früher zu der Herrschaft Erolzheim, kam aber durch Kauf und Tausch schon im 14. und 15. Jahrhundert an das Kloster Ochsenhausen und am Ende mit diesem an den Fürsten v. Metternich. Von Letzterem wurde Bechtenroth mit Emishalden u. a. durch den Renten-Ablösungs-Vertrag vom 14. Nov. 1808 an den Grafen von Wartemberg-Roth abgetreten.

3) Dietbruck oder Herrenmühle, eine Mahl- und Ölmühle bei Bechtenroth, an der Roth mit 2 Einwohnern, Fil. von Erolzheim. Es ist Eigenthum der Grundherrschaft von Erolzheim, und wird von einem Pächter bewohnt. Unfern liegt auch das sogenannte Mühlhäusle, ebenfalls Eigenthum der Grundherrschaft in Erolzheim.

4) Edelbeuren – auch Beuren, Edenbeuren, Ödenbeuren – kathol. Weiler, mit Schloß und 273 Einwohnern, 1 Stunde nordwestlich von Erolzheim, an der Roth, Fil. von Erolzheim. Die Lehengefälle und den Großzehenten bezieht die Grundherrschaft in Erolzheim; den Kleinzehenten die Pfarrei Erolzheim. Der Weiler hat eine eigene Schule und ein Schulhaus, auch eine eigene Kapelle, zu welcher mehrere Jahrestage gestiftet sind, mit einem Fonds von 1038 fl.; ferner eine Schildwirthschaft und Brauerei und eine Ziegelhütte; das kleine der Grundherrschaft in Erolzheim gehörige Schlößchen war ehemals vermuthlich Sitz der Edlen v. Beuren, welche häufig vorkommen, s. auch Oberstetten.