Beschreibung des Oberamts Blaubeuren/B 6

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6. Bermaringen mit Hohenstein und Ziegelhütte.

a. Bermaringen; ein evangel. Pfarrdorf auf der Alp, 13/4 St. nordöstlich von Blaubeuren, mit 707 Einwohnern. Das Patronat ist königlich. Den großen Zehnten bezieht der Staat, einen kleinen Antheil hat die Pfarrey Wippingen, den kleinen Zehnten beziehen die Ortspfarrey zur Hälfte, der Staat 1 Viertel und die Pfarrey Wippingen (mit geringen Ausnahmen) 1 Vrtl, den Obstzehnten theilen beyde Pfarreyen.

Bermaringen hat eine freundliche Lage und ein gutes Aussehen; aber an Quellwasser mangelt es auch hier. Es ist der Sitz eines Revierförsters, hat gute Häuser, ein 1820 neuerbautes Rath- und Schulhaus, ein Armenhaus und 2 Schildwirthschaften. Die Gemeinde besitzt ansehnliche Waldungen. Die Markung ist fruchtbar und die Einwohner sind wohlhabend. Neben dem Feldbau wird die Weberey sehr stark betrieben, es befinden sich in dem Orte 43 Leinenweber mit 20 Knappen. Mit der Pfarrey ist die Pfarrkirche zu Themmenhausen verbunden. Früher war auch Treffensbuch Filial von B., es wurde aber 1812 davon getrennt und die Stelle eines Helfers, den B. bis dahin gehabt hatte, und der zugleich Pfarrer in Themmenhausen war, wurde aufgehoben. Die Baulast der Kirche (z. h. Martin) und des Pfarrhauses hat der Staat als Zehentherr; durch Vertrag von 1799 übernahm die Gemeinde die Baulast bey einer Erweiterung der Kirche. Das Patronat der Kirche ging durch mehrere Hände: 1366 übergab Berthold v. Stein Kirche, Kirchensatz mit Widdumhof und den dazu gehörigen Zehnten dem Kloster Urspring, von Urspring kam das Patronat an die Deutschordens-Commende Ulm und von dieser wurde es, 1576, an die Stadt Ulm verkauft. Die Kaplaney, nachheriges Diakonat, | wurde von dem Ritter v. Hörningen (Herrlingen] mit der Bestimmung, daß das Deutsche Haus zu Ulm die Lehenschaft haben solle, gestiftet; durch Urkunde vom J. 1366 verzichten Ott, Johann, Berthold, Thomann, Heinrich und Rudolph, sämmtlich von Hörningen, auf alle Ansprüche an die Güter, womit ihr Vater die Kaplaney in „die Lütkirch zu Bermaringen“ gestiftet. Den Zehnten zu B. hatte das Kloster Urspring, nachher das Stift Wiesensteig, zu 3 Vrtl, die Deutschordens-Commende zu 1 Vrtl, einen kleinen Antheil hatte auch auf einem besondern Bezirke die Kirchenbaupflege Ulm. Das Kloster Urspring hatte anfänglich nur 2 Vrtl, 1693 kaufte es noch 1 Vrtl von der Stadt Ulm dazu. Der Zehent-Antheil der Pfarrey Wippingen, den dieselbe früher im Namen der D.O.-Commende hatte, rührt ohne Zweifel von der vormaligen Verbindung einzelner Bauernhöfe dieser Commende mit der Pfarrkirche zu Lautern her. S. Lautern.

Bermaringen gehörte vormals zu dem Gebiet der Reichsstadt Ulm, und war der Sitz eines eigenen ulmischen Amts, wozu B., Lehr, Mähringen, Radelstetten, Scharenstetten, Themmenhausen und Hohenstein gehörten und in Beziehung auf Hoheit auch Bollingen gezogen werden wollte. Das Amthaus ist jetzt das Försterhaus. Der Ort hatte früher Marktgerechtigkeit und ein eigenes Gericht mit Stock und Galgen. Diese Rechte und Freyheiten waren ihm im Jahr 1368 von K. Karl IV. verliehen worden, und seine Nachfolger im Reiche, Wenzel, Sigmund und Maximilian bestätigten dieselben 1393, 1422 und 1501. Wie alle bedeutendern Orte, so hatte auch B. eine Badstube, zu deren Erbauung Conrad von Stein 1426 ein Lehengütchen hergab.

In ältern Zeiten scheint B. in Beziehung auf Landesherrschaft zu der Grafschaft Helfenstein gehört zu haben, im Übrigen aber war sein Besitz sehr vertheilt. In einer Vertrags-Urkunde vom J. 1507 werden als Herrschaften zu B. genannt die Klöster Elchingen und Söflingen, die Stadt Ulm, das Deutsche Haus in Ulm, die Schenken v. Winterstetten, | die v. Bernhausen und v. Westerstetten, und als eigentliche und Hauptherrschaft das Kloster Urspring. Früher erscheinen die v. Ravenstein, v. Stein, v. Bernstatt, die Krafft, die Ehinger u. A. im Besitze von B. Unter der Menge von Urkunden welche darüber noch vorhanden sind, wollen wir hier nur die wichtigern erwähnen: 1287 verkauft Graf Ulrich von Helfenstein die Halden zu B., wie er sie selber und vor ihm sein Schwäher der Graf Hartmann von Dillingen besessen (bekanntlich hat Hartmann 1258 auch das benachbarte Kloster Söflingen gestiftet) an das Kloster Söflingen. Nachdem die Grafen v. Helfenstein 1382 auch B. an die Stadt Ulm verpfändet, 1396 aber wieder zurück erhalten hatten (s. S. 10), verkauften sie 1442 u. 1482 Forst und Geleit nebst mehreren Gütern an die Stadt; 1444 verkauft Hans v. Stein (zu Klingenstein und Ronsperg), dessen Vorfahr schon 1366 den Kirchensatz veräussert hatte, den Markt B. an Walther Ehinger, den alten Burgermeister in Ulm um 3500 fl.; 1484 verkauft Lorenz Krafft alle seine Leute und Güter zu Bermaringen, Berghülen und Machtolsheim an das Kloster Urspring; 1512 verkauft Urspring an die Stadt Ulm, mit Vorbehalt des Vogtrechts über die Kirche, Leute, Stück, Gült und Gut, nebst Umgeld, hoher Gerichtsbarkeit, Stock und Galgen, wie solche das Kloster 1484 von Lorenz Krafft erkauft. Von nun an war Ulm Herr von B.; Antheil an der Grundherrschaft hatten das Kloster Söflingen u. a., vornehmlich das Deutsche Haus in Ulm, das 4 Bauerhöfe und 2 Sölden nebst Gefällen aus 22 andern Häusern besaß. Ein Albert von Ravenstein u. Irzenberg stiftete, als er im J. 1150 von einem Kreutzzuge zurückkehrte, seinen Wald zu B. an die Gemeinden Bermaringen und Tomerdingen; sein Andenken wird in beiden Orten noch sehr in Ehren gehalten. Eben dieser Albert aber und seine Gemahlin Bertha waren es, die das Gelübde glücklicher Rückkehr durch die zweyte Stiftung des Klosters Elchingen lösten; und vermuthlich rührten von ihnen auch die Kloster Elchingischen Besitzungen zu Bermaringen | her[1]. Die von Ravenstein waren Dienstleute der Dynasten von Ruck, und Albert soll nach seiner Rückkehr seinen Sitz auf seinem Schlosse zu Bermaringen genommen haben. Auf dem Kirchhofe zu B. zeigt man noch einen Grabstein von gelblichem Marmor, mit einem einfachen Kreutze, unter dem der einzige Erbe Alberts, der als Knabe starb, begraben liegen soll. In dem Bermaringer Walde, Blumenhau genannt, zwischen Bermaringen und Tomerdingen, jedoch schon auf Tomerdinger Markung, findet man noch die Spuren einer Burg; vielleicht stand hier das Schloß Irzenberc oder wie es der Herr Direktor v. Raiser deutet, Hirschberg, von dem sich die von Ravenstein auch schrieben. S. Tomerd. Bermaringen kam nebst der Kirche und den Zehnten 1802 u. 1806 an die Krone Bayern, und von dieser durch den Staats-Vertrag von 1810 an Würtemberg.

b. Hohenstein, gemeiniglich auch Hauenstein geschrieben, ein Schlößchen der v. Krafft in Ulm, mit einem Lehengut und 9 Einwohnern, Filial von Lautern, 1/2 St. von Bermaringen, auf der Höhe, am steilen, felsigen Rande über dem Lauterthal. Der große Zehnte gehört dem Staat, den kleinen und Blutzehnten hat die Pfarrey Lautern (jetzt Wippingen); den großen bezog ehemals die Deutschordens-Commende Ulm, als Patron von Lautern. Das Schlößchen ist unbewohnt und von keiner Bedeutung, aber die noch vorhandenen Gräben und Wälle zeugen von einer weitläufigen Burg, die ehemals auf dem Platze gestanden hatte. Die Aussicht von da in das tiefe, romantische Lauterthal ist höchst anziehend. Die ursprünglichen Besitzer von Hohenstein sind unbekannt; im J. 1571 verkauften Christoph und Jörg, die Schleicher in Ulm, das Gut, nehmlich Hohenstein die Burg, den Hof und das Holz nebst einer Sölde zu Weidach an die Stadt Ulm für 2603 fl., und diese veräusserte es, 1692, für | 2000 fl. an Albrecht Krafft, Oberrichter zu Ulm. Das Gut war Reichslehen und ist jetzt k. würt. Mannlehen. Übrigens steht es weder in der Klasse ritterschaftlicher Güter, noch in der von adeligen Freygütern.

c. Ziegelhütte, 3/8 St. östlich von Bermaringen, eine mit einem Gute verbundene Ziegeley, mit einer bey Bermaringen gezählten Familie.



  1. Die Benediktiner-Abtey Elchingen, von Direktor v. Raiser, in der „Zeitschrift für Bayern.“ Jahrg. III. B. I. München, 1817. S. 160 u. 258. ff.
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