Beschreibung des Oberamts Brackenheim/Kapitel B 7

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Güglingen,
mit Sophienhof,
Gemeinde II. Kl., Stadt, mit 1435 Einw., wor. 15 Kath. Ev. Stadtpfarrei; die Kath. sind nach Stockheim eingepfarrt. 5/4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Die Stadt Güglingen war bis zum Jahr 1808 der Sitz eines Oberamts, gegenwärtig befindet sich daselbst ein Kameralamt, ein Revieramt, ein Amtsnotariat, ein Postamt mit Telegraphenstation, ein prakticirender Arzt und eine altberechtigte Apotheke.

Das Wappen der Stadt ist eine weiße Gugel oder Kaputze im rothen Feld. So erscheint es im ältesten bekannten Siegel aus dem 15. Jahrhundert im spanischen Schild mit der Umschrift: S. Civitatis. de. Gvgelingen. Ein späteres ebenfalls rundes und noch vorhandenes Siegel mit deutschem Schild hat die Umschrift: SIGILLUM. CIVITAT. GVGELINGEN. Schon hier und noch mehr im jetzigen Stadtrathssiegel hat die Gugel eine unrichtige Form.

| Die Stadt liegt unterm 26° 39′ 50″,93 östlicher Länge und 49° 3′ 59″,38 nördlicher Breite (Stadtkirchthurm); die Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche des Kirchthurms 728,0 württ. Fuß = 208,5 Meter.

Am Beginn des mittleren Zaberthals, da wo der Stromberg sich schon ziemlich weit von der Thalebene entfernt und nur noch seine flachen fruchtbaren Ausläufer gegen dieselbe sendet, und auch der Heuchelberg etwas mehr zurücktritt, hat die Stadt auf der linken Seite der Zaber eine sehr reizende, theils ebene, theils leicht gegen Süden geneigte Lage gefunden.

Die ansehnliche Stadt zerfällt in die ursprüngliche Altstadt und in die obere und untere Vorstadt; durch die Brandunfälle in neuerer Zeit hat sie aber den Charakter einer beinahe ganz neuen Stadt erhalten (s. u.). Der abgebrannte Theil der Stadt wurde ganz regelmäßig, mit geraden breiten Straßen wieder aufgebaut, und überdieß entstand auch im südwestlichen Theil der Stadt eine ganze neue ebenfalls regelmäßig angelegte Vorstadt, der sog. Neuweiler, so daß jetzt der Ort nicht allein der schönste des Bezirks, sondern auch der Umgegend geworden ist. Die Gebäude sind, mit Ausnahme der älteren, vom Brand verschont gebliebenen, sämtlich in hübschem, zum Theil modern städtischem Stil entweder ganz aus Stein oder doch mit steinernen Unterstöcken erbaut und an vielen rankt freudig die Rebe hinauf. Die gerade geführten Ortsstraßen sind makadamisirt, gekandelt und reinlich gehalten. Durch die Stadt führt der Länge nach von Ost nach West die gut unterhaltene Landstraße von Brackenheim nach Maulbronn; überdieß ist eine Vicinalstraße nach Eibensbach angelegt.

Die ursprüngliche Altstadt war mit einer Mauer, an der einige Thürme standen, und mit einem Graben umgeben und hatte zwei Thore, das obere und das untere Thor; das obere stand an der Westseite der Stadt bei dem Kameralamtsgebäude und wurde Anfangs dieses Jahrhunderts beseitigt, das untere schon früher abgebrochene Thor stand an der Ostseite der Stadt beim Gasthof zum Ochsen. Über beiden Thoren erhoben sich feste Thürme. Die theilweise noch sichtbare Stadtmauer lief einst von dem oberen Thor bis an die nordwestliche Ecke der Stadt hinter dem ehemaligen Fruchtkasten, von da an der Nordseite der Stadt entlang bis zu dem unteren Thor, von hier weiter bis in die Nähe des Stadtpfarrhauses und von da wieder hinauf zu dem oberen Thor. Der Stadtgraben ist längst ausgefüllt und zu Gärten benützt. Später als die ummauerte Altstadt entstanden die beiden Vorstädte und in neuester Zeit, wie schon angeführt wurde, eine dritte Vorstadt, der sog. Neuweiler.

Von öffentlichen Gebäuden sind zu nennen:

1. Die Kirche, sie wurde an der Stelle der 1849 abgebrannten in den Jahren 1849–1851 nach den Entwürfen des Kreisbauraths Abel| in Ludwigsburg aus Keupersandsteinen erbaut. Werkmeister Erhard aus Tübingen hatte die Ausführung; sie ist aber schon wieder baufällig geworden. Von der früheren steht noch der im Osten sich erhebende aus spätgothischer Zeit stammende Thurm und ein rundes steinernes Treppenthürmchen an seiner Südseite. An dem hübschverzierten Eingang des letzteren sieht man:
Anno Domini 1598 Jar Hanß Laier,

sowie das Steinmetzzeichen desselben; oben ist die Schneckentreppe schön zugewölbt. Der 147 Fuß hohe Thurm selbst hat drei hohe Stockwerke, das dritte ist achteckig und endigt in ein achtseitiges Zeltdach. An seiner Südwand findet man ein spätgothisch gefülltes Fenster, an einem Ostfenster die Jahreszahl 1762. Die außen schlicht gehaltene Kirche zeigt zwei Reihen rundbogiger Fenster (die oberen bedeutend höher), und innen einen freundlich ansprechenden weiten lichten, auf drei Seiten von Emporen umflossenen Raum. An der freigelassenen Ostseite ist die Kanzel angebracht; das Innere des Thurms dient als Sakristei. Die Emporen werden getragen von achteckigen Holzpfeilern, von denen wieder schlanke romanische Säulen ausgehen, um die hübsche flache Decke zu stützen. Die vier schön verzierten Glocken sind sämtlich nach dem Brande von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1850 gegossen; die erste Glocke hat die Aufschrift:

Glocken die in Brand und Sturm
Niederschmolzen von dem Thurm,
Sollt mit feierlichem Beben
Droben wieder tönend schweben.

Eusebia.
Ehrfurcht vor dem Unsichtbaren

Zittre durch der Hörer Schaaren
Stets mit deinem Klang, dem vollen,
Mächtig wie des Donners Rollen.

Auf der zweiten Glocke steht:

Caritas.
Töne sanft wie Harf und Leier

Zu der ew’gen Liebe Feier,
Die in diese Welt gekommen,
Töne sie in’s Herz der Frommen.

Auf der dritten Glocke:

Urania.
Singend ob dem Staub der Grüfte,

Hoch im Reich der Himmelslüfte,
Weck’ in Thränen unter Trauer
Neuen Lebens Wonne-Schauer.

| Auf der vierten Glocke steht:
Concordia.
So zusammen herrlich halle

Euer Laut, ihr Glocken alle,
Nachhall jener Harmonieen,
Die durchs Weltall ewig ziehen.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Armenkastenpflege.

Die frühere Kirche war mit Ausnahme des Thurmes an der Stelle der sehr alten, kleinen und finsteren ursprünglichen Kirche in den Jahren 1752–62 erbaut worden und enthielt an der Decke drei Freskogemälde, gemalt von J. Baptista Feratini von Heilbronn um 120 fl., und darstellend die Einsetzung des h. Abendmahls, die Himmelfahrt Christi, und den Sieg des Heilands über alle seine Feinde. Die Gemälde biblischer Geschichten, womit die Emporen geschmückt waren, hatte G. Ihlen, Kunstmaler von Eßlingen, das Stück zu 2 fl. 45 kr. gefertigt. Im Chor hing das ehrwürdige Bild des um Güglingen sehr verdienten Specials Justinus Andreas Kerner, † 1664, achzig Jahre alt, eines Ahnherrn des Dichters Justinus Kerner, sowie das des Stadtpfarrers J. David Wiech, † 1704. Besonders aber ist der Verlust des sog. Palmtuches, das aus dem 15. Jahrhundert stammte, zu beklagen, eines 25 Fuß hohen und 15 breiten Vorhangs von farbiger Leinwand, worauf in 60 Feldern, jedes 21/2′ im Geviert, die Hauptbegebenheiten der biblischen Geschichte, von der Dreieinigkeit, dem Sündenfall der Engel (diese fallen herab und werden Thiere) und der Schöpfung – bis zur Himmelfahrt Christi, Ausgießung des h. Geistes am Pfingstfest und Bekehrung Sauli, dargestellt waren. Eine genaue Beschreibung des Palmtuches findet sich in den Schriften des Alterthumsvereins im Zabergäu, Zweiter Bericht. 1846, sowie im Kunstblatt zum Morgenblatt. 1847, S. 200. Dieses Palmtuch wurde alljährlich vom Palmfest bis zum Ostermontag zwischen Schiff und Chor der Kirche aufgehängt. – Eine der drei beim Brand geschmolzenen Glocken war vom Jahre 1706 und trug unter Anderem folgende Inschrift:

Aus dem Feuer bin ich gefloßen,
Johannes Rösler und Ludwig sein Sohn
Glockengießer zu Rotenburg am Negger haben mich gegoßen,
ad majorem Dei gloriam.
Als ich ganz neu umbgoßen bin,
Hat man mich hier gehenket hin,
Daß wann mein heller Ton erschallt,
Zum Gotteshauß lauff jung und alt.

Vom Kranze des Thurmes genießt man sehr liebliche Aussichten: im Westen schlängelt sich die Zaber reizend zwischen Pappeln, Erlen,| Eschen und Weiden das üppige Wiesenthal herab, das zu beiden Seiten von den zwei herrlichen Bergzügen, dem Stromberg und Heuchelberg, umhegt wird. Es ist ein friedevolles Wiesenthal im großen Maßstabe, in dem sich unter fruchtbaren Obstbäumen blühende Dörfer angesiedelt haben. Gegen Osten erscheinen hinter dem schönen Zaberthal die Heilbronner und Löwensteiner Berge, der Wunnenstein und die schwäbische Alb. Von Norden her winken die Burgen Neipperg und Stocksberg ernst und kräftig herüber, und von Süden her dringt, am Fuß der Burgruine Blankenhorn, aus der Waldschlucht bei Eibensbach hervor der reich umbuschte Flügelaubach bis zu der freundlichen Stadt, die von hübschen Gemüse- und Blumengärten umgeben wird, und an deren östlichem Eingang sich Gruppen von Pappeln, Platanen und Linden malerisch erheben.

2. Das Gottesacker-Kirchlein zu St. Leonhard liegt westlich vor der Stadt, am Eingang in den großen mit vielen Denkmälern geschmückten ummauerten Friedhof, und wird von hoher Pappelreihe umschattet; es ist 1579 im spätesten gothischen Stil mit ungefüllten Spitzbogenfenstern und halbsechseckigem Chorschluß erbaut, und wird von Kreuzgewölben bedeckt. An seiner südöstlichen Chorseite sieht man das württembergische Wappen und Clemens Franckh MD79 (1579) und an seiner Süd- und Westwand erheben sich große hübschgearbeitete Grabdenkmäler, an der Südseite das reiche Renaissance-Grabmal des Vogtes Jacob Wolffing († 1682) und seiner Frau Magdalena Schuler († 1686), das des Bürgermeisters Christoff Lang, † 3. April 1575, seines Alters 71 Jahr, das der Margareta Volandin, † 14. Nov. 1599, ires Alters 100 Jar, ferner an der Westseite das stattliche, die frühere selbstständige Stellung von Güglingen anzeigende ehrwürdige Steinbild des Bürgermeisters Georg Fritzlin; starb den 5. Mai 1614, seines Alters 75 Jahr, und ist dargestellt in ritterlicher Tracht mit breitem Mantel, Ringkragen und Schwert, mit langem Bart und markigen Zügen; neben ihm das nobel gehaltene Bild seiner vierten Frau, Elisabetha geb. Epplerin, verheiratet mit ihm den 6. November 1600, st. den 8. Nov. 1610.

Ferner sind noch zu nennen, einige hübsche Grabplatten mit BM, es ist auffallender Weise dasselbe Zeichen nur umgekehrt wie von Martin Berwart († 1564, s. oben bei Brackenheim S. 166).

Eines dieser Grabmäler gehört der Margreta († 1579), der Gattin des im Kirchlein begrabenen Güglinger Pfarrers Jacob Erhart († 1586), ihr Wappen wird von schönem noch halbgothischem Laubwerk umgeben, dann das der Elisabeth Hemingere, † 1580, und das des Gügl. Pfarrers Magister Daniel Hecker von Schorndorf, † 23. August 1590, 28 Jahre alt; das Grabmal wurde ihm von seinem Schwiegervater Lucas Osiander gesetzt. Am Eingang in den Friedhof stand früher ein großer steinerner Bogen, von dem noch| Theile als Pflaster benützt sind; er trug das Württemb. Wappen und die Inschrift Lorenz German Statschreiber (der in die Zeit zwischen 1580–1613 fällt). Die Unterhaltung der Kirche hat ebenfalls die Armenkastenpflege.

3. Das ansehnliche, nach dem Brande, 1850 erbaute Stadtpfarrhaus liegt sehr freundlich mit schöner Aussicht in das Zaberthal und an den Stromberg am südlichen Ende der Stadt. Die Unterhaltung desselben hat der Staat.

4. Das dreistockige, massiv erbaute, dem Staat gehörige Kameralamtsgebäude, frühere Oberamtei, mit hübschem Eingang und über demselben die Jahrszahl 1576, steht an der Hauptstraße zunächst des abgegangenen obern Thors. Hinter demselben liegen das Bandhaus und zwei großartige ehemalige Fruchtkästen, von denen der vordere Eigenthum der Stadt, der hintere des Staats ist. In dem hinteren Fruchtkasten befinden sich auch die Kelter mit 6 Bäumen. Beide ehemalige Kästen sind verpachtet.

5. Die dem Staat gehörige Wohnung des Revierförsters steht am nordöstlichen Ende der Stadt an der Hauptstraße nach Brackenheim.

6. Das modern und massiv erbaute, zweistockige Schulhaus wurde in der oberen Vorstadt an der Hauptstraße im Jahr 1841 errichtet und enthält 3 Lehrzimmer, die Wohnungen des zweiten Schulmeisters und des Unterlehrers. Eigenthum der Gemeinde.

7. Das alte Schulhaus, ein alterthümliches Gebäude mit spitzbogigem Eingang, darüber die Jahreszahl 1604, und hübschen steinernen Sprossenfenstern, steht zunächst der Kirche auf dem Marktplatz; es enthält die Wohnungen des Präceptors und des ersten Schulmeisters, in einem 1830 errichteten Anbau befindet sich die lateinische Schule, an der ein Präceptor den Unterricht ertheilt. Beide Gebäude gehören der Gemeinde.

8. Das sehr ansehnliche Rathhaus, mit Thürmchen und Glocke auf dem First, steht frei auf dem Marktplatz an der Hauptstraße; es wurde 1850, nachdem das frühere bei dem großen Brande zu Grunde ging, erbaut und ist Eigenthum der Stadt. In demselben befindet sich auch ein gewölbtes, feuerfestes Archiv.

Außer diesen Gebäuden besitzt die Stadt noch ein öffentliches Backhaus, ein Armenhaus, ein Gefängniß mit der Wohnung des Amtsdieners und ein Schafhaus.

Von den ziemlich vielen schöneren Privat-Gebäuden aus der Neuzeit haben wir der Apotheke mit ihrem geschmackvoll angelegten Garten besonders zu erwähnen; an derselben ist ein alter Bildstock mit dem Bilde des h. Nepomuck, der früher auf der Brücke zwischen der Stadt und der oberen Vorstadt stand, eingemauert; der Bildstock hat auf drei Seiten Bildwerke, die jedoch sehr beschädigt und theilweise unkenntlich geworden sind; es wurde daher bei seiner| Einmaurung die besterhaltene Seite, die das Güglinger Wappen und unter demselben einen Schild mit Steinmetzzeichen enthält, gegen außen gekehrt.

Von den älteren, bei den beiden Bränden verschont gebliebenen Häusern haben mehrere noch spitzbogige Eingänge und Maskenverzierungen. Bei dem Marktbrunnen stehen ein alterthümliches Haus mit einem Erker und zwei hübschen Eingängen und das Fritzlin’sche Haus mit der Jahrszahl 1603. Weiter aufwärts in der Hauptstraße ein Haus, mit der Jahreszahl 1581 am obersten Stockwerk. In der Hausflur der in der oberen Vorstadt stehenden Ziegelhütte ist ein Wappen mit der Umschrift „Stoffel 1618“ eingemauert. Zu den ältesten, von den Bränden verschont gebliebenen Theilen der Stadt gehört der außerhalb des ehemaligen unteren Thors gelegene sog. Hasenbügel.

Die Ansicht der Stadt ist namentlich von der Südseite aus eine recht malerische, wozu der im Hintergrund sich erhebende rebenreiche, schön modellirte Heuchelberg wesentlich beiträgt.

Meist gutes Trinkwasser liefern hinreichend 3 laufende – und 12 Pumpbrunnen; von den ersteren ist der an der Hauptstraße auf dem Marktplatz stehende Marktbrunnen der bedeutendste; die steinerne, mit Fischen, Kröten, Früchten etc. schön verzierte Brunnensäule trägt ein reiches ebenfalls mit Früchten und Fischen besetztes korinthisches Kapitell, auf dem ein Meerweibchen das Güglinger Stadtwappen hält; an der Rückseite steht: Johann Georg Wagner 1731. Unten an der Brunnensäule ragen die vier Röhren aus steinernen Masken hervor und werden von hübschem Schmiedeisenwerk unterstützt. An dem achtseitigen steinernen Brunnentrog steht 1787. Zu dem Marktbrunnen wird das Wasser mittelst einer aus eisernen Röhren bestehenden 4500′ langen Wasserleitung von Südosten hergeführt und von dem Marktbrunnen selbst geht eine 350′ lange Leitung in thönernen Röhren bis zu dem ehm. unteren Thor. Eine Wette ist vorhanden. Die Markung ist reich an Quellen, von denen die in der Brunnenstube und die im See die bedeutendsten sind. Etwa 1/8 Stunde nordwestlich der Stadt befindet sich auf einem der Wittwe des Posthalters Spalinger gehörigen Grundstück eine Mineralquelle. Periodisch fließende Quellen, sog. Hungerbrunnen, kommen in den Biberwiesen und auf den Steinäckern vor. Am östlichen Ende der Stadt lag der Güglinger See, der früher dem Staat gehörte, später von der Stadt erkauft und bis auf 3 Quadratruthen trocken gelegt wurde; der trocken gelegte Theil dient jetzt als Weidensatz. Nach dem Landbuch von 1624 hatte der See einen Meßgehalt von 81/4 Morgen und 8 Ruthen. Über die Markung fließen die Zaber, der Flügelaubach und der Riedfurthbach. Die Zaber tritt selten aus und verursacht alsdann keinen Schaden.

| Die Einwohner, von denen gegenwärtig 6 Personen 80 und darüber Jahre zählen, sind im allgemeinen körperlich gesund und kräftig, eine Ausnahme machen einige Taubstumme und mehrere Schwachsinnige und Verkrüppelte. Die Vermögensverhältnisse und Mittel des Auskommens sind in Vergleichung mit anderen Orten des Bezirks nicht ungünstig, indem neben einigem Kapitalvermögen der begütertste Bürger 48, der sog. Mittelmann 15 und die minder bemittelte Klasse 3 Morgen Grundeigenthum besitzt. Den eigentlichen Kern der Einwohnerschaft bildet der Landwirth (Bauer), während der ausschließlich Weinbau treibende der ärmeren Klasse angehört. Die Hauptnahrungsquellen bilden Feldbau, Viehzucht, Weinbau und Kleingewerbe; mit dem Betrieb der letzteren ist gewöhnlich auch etwas Landwirthschaft verbunden, so daß beinahe jeder Handwerker seinen Bedarf an Brotfrucht, Kartoffeln etc. baut. Eigentliche Kunstgewerbe und Fabriken werden nicht betrieben, wohl aber eine Ziegelei mit gutem Erfolg, dann besteht eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang innerhalb des Orts, und eine Ölmühle mit drei Gängen, einer Sägmühle, einer Gipsmühle und einer Hanfreibe außerhalb des Orts auf dem Sophienhof (s. unten). Ferner sind vorhanden 8 Schildwirthschaften, worunter 2 mit Bierbrauereien, 4 Kaufläden und ein Kramladen, zwei Weinhandlungen und zwei Brantweinbrennereien. Von den Professionisten arbeiten Schneider, Schuhmacher, Schreiner, Glaser und Schlosser auch nach außen. Ein Frachtfuhrmann fährt jeden Mittwoch und Samstag nach Heilbronn und jeden Montag und Donnerstag nach Lauffen. Im übrigen zählt die Stadt nach dem Stand von 1873 folgende mechanische Künstler und Handwerker:
Mechanische Künstler und Handwerker.
Meist. Geh.       Meist. Geh.
Bäcker 5 4 Metzger 6
Buchbinder 1 1 Musiker 1 2
Drechsler 2 1 Nagelschmiede 3
Färber 1 1 Nätherinnen und
  Putzmacherinnen
6 2
Flaschner 2 2
Gipser 2 1 Pflästerer 1
Glaser 4 Rothgerber 3 3
Hafner 2 3 Sattler 2
Hutmacher 1 1 Schäfer 1 2
Kaminfeger 1 1 Schlosser 2 1
Kammmacher 1 Schmiede u. Hufschmiede 6 3
Küfer und Kübler 6 2 Schneider 8 4
Kupferschmiede 1 Schreiner 6
Lumpensammler 2 Schuster 12 6
Maurer u. Steinhauer 5 5 Tuchmacher 1
Uhrmacher 1 Zimmermaler 1
Wagner 4 2 Zuckerbäcker 1
Zimmerleute 6 3
| Die Stadt hat das Recht, in den Monaten April, August und December je einen Vieh- und Krämermarkt, und jeden Samstag einen Schweinmarkt abzuhalten; die Krämermärkte sind von keiner Bedeutung, dagegen die Viehmärkte sehr namhaft.

Die große wohlarrondirte Markung hat mit Ausnahme des Heuchelbergabhanges eine theils ebene, theils flachwellige Lage und besteht aus der Zaberthalebene, aus der Hochebene des Heuchelbergs und aus den flachwelligen, mit unbedeutenden Rinnen und Thälchen durchfurchten sanften Ausläufern des Strom- und Heuchelberges. Der im allgemeinen fruchtbare Boden besteht größtentheils aus einem ergiebigen Lehm, an den Abhängen des Heuchelbergs aus den unteren, den Weinbau begünstigenden Keupermergeln und auf der Hochebene des Heuchelbergs aus den leichtsandigen, theilweise mit Lehm gemengten Zersetzungen des Keuperwerksteins; in der Thalebene haben sich Alluvionen, die für den Wiesenbau tauglich sind, abgelagert.

Auf dem Heuchelberg sind einige Keuperwerksteinbrüche angelegt, auch bestehen Lehmgruben, und guter Töpferthon wird in dem sog. Entenpfühle auf dem Heuchelberg für die örtlichen Töpfer gewonnen.

Das Klima ist mild und erlaubt den Anbau aller in Württemberg üblichen feineren Kulturgewächse, indessen ist die Gegend starken Westwinden ausgesetzt und Frühlingsfröste schaden zuweilen in den Gärten und in den niederen Lagen der Weinberge. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanterpflug, eiserne Egge, Walze, Dreschmaschine) recht gut betrieben, und zur Besserung des Bodens benützt man außer den gewöhnlichen, in gut angelegten Düngerstätten gesammelten Düngungsmitteln auch Gips, Kompost und Asche. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel, ferner Kartoffeln, sehr viel Futterkräuter (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette), Angersen, Zuckerrüben, Hanf und Mohn. Von den Getreidefrüchten können jährlich nach außen verkauft werden etwa: 1000 Schfl. Dinkel, 200 Schfl. Gerste und 100 Schfl. Haber. Der Hauptabsatz geht nach Heilbronn und in das Badische. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert ein gutes Futter, von dem ein Theil nach außen zum Verkauf kommt. Zunächst um die Stadt bestehen mehrere schön angelegte Gärten neben solchen, in denen Gemüsebau für den eigenen Bedarf getrieben wird. Bei dem nicht sehr ausgedehnten Weinbau ist der| Zapfen- und Bogenschnitt eingeführt; man pflanzt auf den Morgen etwa 3000 Stöcke und zwar meist Silvaner, Elbinge, Rißlinge und Drollinger. Die Stöcke werden den Winter über bezogen. Das Erzeugniß ist gut und mild und findet seinen Absatz im In- und Auslande. In günstigen Jahrgängen erträgt ein Morgen 5 Eimer und die Preise eines Eimers bewegten sich in den letzten 10 Jahren von 20–80 fl.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit Luiken, Goldparmänen, Palmisch-, Knaus- und Pomeranzenbirnen, von Steinobst mit Zwetschgen. Das Obst geräth gerne. Gemeindebaumschulen sind vorhanden und zur Pflege der Obstkultur ist ein besonderer Baumwart aufgestellt. Die Jungstämme werden aus den örtlichen Baumschulen, theilweise auch von außen bezogen. In günstigen Jahren können über den eigenen namhaften Verbrauch zum Mosten und Dörren noch gegen 2000 Sri. Obst nach außen abgesetzt werden.

Die Gemeinde besitzt 289 Morgen Waldungen (vorherrschend Laubhölzer), deren jährlicher in 40 Klaftern und 5000 St. Wellen bestehender Ertrag verkauft wird, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von durchschnittlich 1200 fl. sichert. Überdieß bezieht sie aus 50 Morgen eigentlicher Weide, nebst der Brach- und Stoppelweide, eine Pachtsumme von 575 fl., aus der Pferchnutzung 500 fl. und aus verpachteten Gemeindegütern 1060 fl. Die vorhandenen Allmanden werden von dem Schäfereipächter benützt und werfen, außer dem Ertrag von den darauf gepflanzten Obstbäumen, keinen weiteren ab.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde von keinem Belang und auch die Pferdehaltung beschränkt sich auf etwa 30 Stücke, dagegen ist die Rindviehzucht ausgedehnt und in ganz gutem Zustande; man züchtet einen tüchtigen Neckarschlag mit Simmenthaler Kreuzung und hat zur Nachzucht 4 Farren von gleicher Race aufgestellt. Eigentlicher Viehhandel wird nicht getrieben, der Bauer verkauft sein nachgezogenes und entbehrlich gewordenes Vieh auf benachbarten Märkten und an Juden. Einiger Milchverkauf findet nur im Orte selbst statt. Auf der Markung läßt ein Ortsschäfer den Sommer über 300 und im Winter 600 Stück Bastardschafe laufen; die Wolle und der Abstoß der Schafe geht ins Ausland. Von einiger Bedeutung ist die Schweinezucht (norddeutsche und halbenglische Race); es sind 25 Mutterschweine vorhanden und jährlich können etwa 200 Ferkel nach außen verkauft werden. Die Mastung beschränkt sich hauptsächlich auf den Hausbedarf.

Das Fischrecht in der Zaber hat der Staat, der es jedoch wegen Geringfügigkeit nicht verpachtet.

Außer dem gewöhnlichen Gemeinde- und Stiftungsvermögen sind| noch viele besondere Stiftungen im Betrag von 12.700 fl. und für die lateinische Schule im Betrag von etwa 6000 fl. vorhanden, deren Zinse nach dem Willen der Stifter meist für Schul- und Armenzwecke, für Kirchenmusik, für Studirende aus bestimmten Familien etc. verwendet werden (s. Klunzinger „Geschichte des Zabergäus“ III. Abth. S. 96 ff.)

1

Was endlich die Spuren aus frühester Vorzeit betrifft, so haben wir zunächst die römische Niederlassung bei Güglingen zu erwähnen. Im Sommer 1838 entdeckte der Verfasser auf den südlich von Güglingen liegenden „Steinäckern“ Fragmente von römischen Gefässen, Heizröhren, Ziegeln etc., was ihn veranlaßte auf dieser Stelle gründliche Nachgrabungen anzustellen; man fand bald nur einige Fuß unter der Oberfläche Grundmauern römischer Gebäude mit Estrichböden und theilweise noch erhaltenen Hypokausten (Heizeinrichtungen), Erdgeschosse, zu denen Treppenüberreste führten, zwei Töpferöfen, einen rund ausgemauerten Brunnen, der ausgefüllt war mit römischem Gebäudeschutt, Bruchstücken von Gefässen, Ziegeln, Backsteinen etc. und in einer Tiefe von 15′ wieder Wasser hielt. Innerhalb und zunächst der Gebäudereste fand man zahllose Fragmente von römischen Gefässen, worunter viele von terra sigillata mit schönen Thier- und Pflanzenverzierungen (menschliche Figuren, Hirsche, Hasen, Hunde), auch einen Gefäßboden mit dem Töpferstempel Belatullus fecit, ferner Bruchstücke von großen Amphoren, worunter eines mit tief eingerizten Schriftzeichen Vassen …, ganz erhaltene Heizröhren (tubuli), viele theils ganze, theils halbzerschlagene röm. Ziegel, behauene Thürpfosten, ein schön gearbeitetes Fragment eines röm. Altars, eine aus Einem Stein gefertigte Fensteröffnung, Säulenreste, einen gutgearbeiteten Stein mit einer Nische, ein Messer, das Beschläge eines Dolches von Bronze und mehrere nicht mehr kenntliche Gegenstände von Eisen und Bronze. Auch entdeckte man die Reste einer gepflasterten 12′ breiten Römerstraße, welche in der Richtung gegen die auf den Steinäckern bei Frauenzimmern gelegene römische Niederlassung zog. Einige Jahre später ließ der im Jahr 1841 gegründete Alterthumsverein im Zabergäu die Forschungen auf den Steinäckern fortsetzen und fand ähnliche Überreste aus der Römerzeit. Nach diesen Untersuchungen und nach weiter eingezogenen Notizen stand hier eine nicht unbedeutende, aus zerstreuten Gebäuden angelegte römische Niederlassung, die sich über eine Fläche von über 150 Morgen auf den jetzigen Steinäckern ausbreitete; letztere haben ihre Benennung von den hier allerwärts zu Tage liegenden Steinen, die hier von Natur nicht vorkommen, erhalten. Auch auf der 1/4 Stunde östlich von den Steinäckern gelegenen Flur Etzelberg entdeckte Forstwarth Karrer römische Ziegel und Mauerreste. Bei der Ölmühle unterhalb Güglingen wurden bei Grabung eines neuen Zaberbettes 7′| unter der Oberfläche nicht nur zwei große römische Ziegel, sondern auch ein 81/2″ breites und 61/2″ hohes Stück eines behauenen weißen Keupersandsteines mit der Inschrift: ƆNERIO I. D. S. und der Überrest eines darauf ausgehauenen Fußes aufgefunden; die Buchstaben I. D. S. bedeuten wohl: inferis Diis sacrum d. h. den Göttern der Unterwelt geweiht. Bei dem Neubau der bei dem großen Brande zu Grunde gegangenen Kirche entdeckte man in den ursprünglichen Grundmauern derselben einen eingemauerten 1′ 5″ hohen und 2′ 4″ breiten vierseitigen Altar, auf dem folgende Bildwerke angebracht sind: Herkules, Minerva, Vesta und Mercurius.

Auch wurde beim Graben eines Kellers in dem Garten des verst. Stadtschultheißen Schwarz hinter dem neuen Schulhaus ein behauener weißer Keupersandstein mit der Inschrift D. N. U. aufgefunden, der vermuthlich auch der römischen Periode angehört. Was die römischen Straßen betrifft, so liefen über die Güglinger Markung, außer der schon angeführten, die das Zaberthal entlang unten (nördlich) an den Steinäckern vorbeiführende, und die über den Rücken des Heuchelbergs entlang ziehende Römerstraße. Ohne allen Zweifel ging auch ein römischer Verbindungsweg von der Niederlassung auf den Steinäckern zu der römischen Heuchelbergstraße, die indessen nicht mehr nachgewiesen werden kann.

Aus einer späteren, der sog. fränkischen Periode stammen die Reihengräber, welche bei dem Gasthof zur Krone und hinter dem neuen Schulgebäude gefunden wurden; sie enthielten, menschliche mit dem Gesicht gegen Morgen gekehrte Skelette und nur eines von ihnen hatte als Beigaben Thonperlen, eine Art Messer, ein Fragment einer Fibula und einen getriebenen Knopf sämtlich aus Bronze. An dem sog. Baumpfad wurde im Jahr 1840 auf einem dem Christian Lotz gehörigen Grundstück ein mit Steinplatten eingefaßtes Grab aufgefunden, das außer dem menschlichen Skelett auch einen stark oxydirten Schwertgriff enthielt; ob dieses Grab ebenfalls der fränkischen Periode angehörte, läßt sich nicht entscheiden, weil der aufgefundene Schwertgriff nicht mehr vorhanden ist. Auf demselben Grundstück wird eine Stelle das „Postenhüttle“ genannt; hier soll nach der Sage ein Wachposten gewesen sein.

Auf dem Heuchelberg werden Äcker „ob der Wart“ genannt, was auf eine abgegangene Warte oder einen Wachposten hindeutet.

Etwa 20 Minuten südöstlich von Güglingen trägt eine Flur die Benennung „Flügelau“, hier soll einst eine Stadt gleichen Namens gestanden sein, und sich noch Gespensterspuck auf der Stelle umtreiben. In den Krautgärten am Weg nach Pfaffenhofen ist ein steinernes Kreuz ohne Inschrift; es soll an dieser Stelle ein Metzgerbursche den andern getödet haben. Ferner steht ein steinernes Kreuz links am Wege nach Eibensbach gegenüber der Leimengrube, das die Inschrift| hat: 1721 d. 24. Jul. wurde Matth. Bujer und sein Weib im ersten jar vom Bliz erschlagen. Hiob 37, 19.

Zwischen Güglingen und Frauenzimmern wird eine Stelle „Heugelinsmühle“ genannt, hier stand die Heugelinsmühle.

Zu der Gemeinde gehört:

Sophienhof, 1/8 Stunde unterhalb Güglingen an der Zaber gelegen, hier besteht eine Ölmühle und eine dazu gehörige Sägmühle (s. oben).

Geschichte der Stadt.

Der Name der Stadt wird in den verschiedensten Zeiten ziemlich gleich geschrieben; in den J. 1188, 1295 u. s. w. heißt er Gugelingen. Der Ableitung desselben von Gugel, cucullus, Kapuze, auch Mantel mit einer Kapuze, welche allerdings in dem Wappen der Stadt seit Jahrhunderten einen Ausdruck gefunden hat (s. o.) ist wohl diejenige von dem Stamme Gug, dem auch der Mannsname Gogo entstammt, vorzuziehen.

Ums J. 1188 hatte allhier die hohenstaufische Familie Allodialbesitz (s. o. VII. 1). In der Folge gehörte die Stadt den Herrn von Neuffen; den 6. Febr. 1253 schenkte Gottfried von Neuffen aus seinem hiesigen Zehenten an das Kloster Maulbronn ein Fuder Weins jährlich zu Messen und ein Malter Waitzen zur Bereitung der Hostien (St.-A.). Neben den Neuffen erscheinen vor Anderen auch die Magenheim hier begütert; den 22. Jan. 1288 erhielten Ulrich und Erkinger von Magenheim Weinberge in der Rietenfurt dahier (s. folg. S.) von Heinrich von Brettach als Lehen aufgetragen (Mone 15, 311).

Gegen das Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Stadt durch die Familie von Neuffen der Reihe nach an Konrad von Weinsberg, sodann an Gerlach von Breuberg, den vielversuchten und erwerblustigen eifrigen Anhänger K. Adolfs, Landvogt der Wetterau, Landfriedenshauptmann in Thüringen, verpfändet, wie aus folgenden anderweitigen Schenkungen und Verkäufen Rudolfs von Neuffen hervorgeht. Den 8. Febr. 1295 schenkte derselbe an das Kloster zum h. Grab in Speier das Patronatrecht der hiesigen Kirche mit ihrer Dos, den Zehenten und allen Zugehörungen, wozu folgende Personen ihre Einwilligung gaben, beziehungsweise keine Rechte irgend welcher Art geltend machen zu wollen erklärten: den 1. März d. J. sein Schwager Konrad von Stralenberg, den 4. März seine Gattin Elisabeth von Stralenberg, welcher diese Güter zum Heirathsgut gegeben worden waren, seine Mutter Mechthild, Wittwe Gottfrieds von Neuffen, und seine Schwester Maria mit ihrem Gatten Ulrich von Magenheim, den 8. März Konrad von Weinsberg der Jüngere, welchem Rudolf| die Stadt früher verpfändet hatte, den 10. März Bischof Emicho von Worms, den 20. Mai 1296 Probst Dietrich von Wimpfen und den 13. Febr. 1297 Pabst Bonifazius VIII. Den 16. Mai 1296 verkauften besagter Rudolf und Ulrich von Magenheim mit Einwilligung der beiderseitigen Gattinnen an dasselbe Kloster auf öffentlicher Straße um 318 Pfd. Hllr. weniger 10 Schilling ihre Gefälle zu Güglingen und Weiler, nämlich 2 Fuder Weins von dem 3. Theil des Weins zu entrichten, welcher jährlich in zwei zur Markung der Stadt gehörigen Weinbergen auf dem Berg Rietenfurt wächst, 6 Pfd. Hllr. Martinisteuer aus den Einkünften der Stadt, die Kelter zu Weiler mit Gerechtigkeiten, namentlich die Gefälle aus den Weinbergen, welche auf dem Berg Weilerberc liegen, auch allem Fruchtzehnten etc. vom Berge Furst bis an den Bach Michelbach und das Zaberufer bei Weiler, zudem eine Martinisteuer an jungen Hühnern von demselben Berge, 211/2 Urnen Weins, Erbeimer genannt, von dem auf dem Weilerberc erzeugten Wein und zwei Theile des Frucht- und Weinzehentens von diesem Berg.[1] Den 23. Okt. 1296 erklärte Rudolf ausdrücklich, er habe bei dem Verkauf der Stadt mit ihren Zugehörungen an Gerlach von Breuberg das Patronat der Kirche mit Zugehörungen ausgenommen, und den 24. März 1297 verkaufte derselbe noch eine Scheuer auf dem Dotalgrundstück der hiesigen Kirche an das Kloster um 13 Pfd. Hllr. Im J. 1297 anerkannte obiger Gerlach, der von genanntem Kloster hier erworbene Besitz, welcher älter sei, als sein Eigenthumserwerb an der Stadt, werde von diesem durchaus nicht berührt. (St.-A.). Es handelte sich aber wohl nicht von einem dauernden Eigenthumserwerb, sondern nur von einer Verpfändung, einem Eigenthum auf Wiederlosung. Denn der erste Gemahl von Rudolfs Tochter Elisabeth, Graf Konrad von Flügelau[2] (einer jetzt abgegangenen Burg in der Nähe von Roßfeld O.-A. Crailsheim) löste die von seinem Schwiegervater verpfändeten Güter aus eigenen Mitteln wieder ein, jedoch mit der Bedingung, daß wenn er ohne rechte Leibeserben stürbe, sein mütterlicher Oheim, Graf Heinrich von Eberstein, diese Güter erben solle, und verzichtete auch den 14. Okt. 1303 gegenüber obigem Kloster auf alle Ansprüche an die von demselben durch seinen Schwiegervater erworbenen Güter und Rechte zu Güglingen, Pfaffenhofen, Weiler| und Stockheim, wogegen ihm das Kloster 2 Fuder Weins und 6 Pfd. Hllr. jährlicher Gült zu Güglingen überließ. Der genannte Graf Heinrich kam auch wirklich nach Konrads Tod (um 1313) in den Besitz von Güglingen nebst der Hälfte der Burg Blankenhorn und dazu gehörigen Leuten und Gütern, und den 3. Febr. 1320 verzichteten Konrads Wittwe Elisabeth und ihr zweiter Gemahl, Zeisolf von Magenheim, ausdrücklich auf alle etwaige Ansprüche daran zu seinen Gunsten.

Allein die Stadt kam aus dem ebersteinischen Besitze bald in den Württembergs, denn schon den 12. August 1327 verpfändete sie Graf Ulrich III. von Württemberg mit seinem Antheil an Brackenheim und mit der Burg Blankenhorn (s. o. S. 179) vorübergehend an Kurmainz. Den 27. Apr. 1338 kaufte Graf Ulrich von Johannes Gerre seine Leute und Güter hier und in Rodbach um 15 Pfd. Hllr. (St.-A.) und im J. 1362 wies er die Stadt wegen der Ämterbesetzung daselbst an seinen Bruder Eberhard den Greiner (Steinh. 2, 339); im J. 1380 erscheint dieselbe in der Widdumsverschreibung für die Gräfin Antonia von Württemberg und im J. 1420 als Eigen der Herrschaft Württemberg. Bald darauf kam sie mit der Burg Blankenhorn vorübergehend in neippergischen Pfandbesitz (vrgl. Urk. vom 7. Nov. 1432 und die unten zu erwähnende vom 27. Aug. 1433 im St.-A.)

Als „civitas“ wird Güglingen schon in der obengenannten Urkunde vom 8. März 1295 bezeichnet. Genannt werden um diese Zeit allhier: Konrad Spät als Leutpriester und mit ihm den 14. Juli 1309 sein Geselle Konrad (Mone 4, 193); 1295/6 Heinrich von Lutenbach als Vogt, Heinrich gen. Roßhaupt als Schultheiß, sowie als Bürgermeister und Geschworene der Stadt Eberhard Sartor (Schneider), Renzo d. j., Berthold Vehelin, Heinrich Heldenmann, Walther Faber (Schmid), Berthold Rademann und Berthold Hospes (Wirth); 1310 Berthold als Schultheiß. Die Obervögte (1359/1752), Untervögte (1540–1759) und Oberamtmänner (1759–1808) zu Güglingen s. Klunzinger 3, 61 ff. Den 15. März 1698 wurde der Stadt erlaubt, alle Wochen wieder einen Wochenmarkt am Samstag, den 18. Okt. 1836 je am Dienstag nach dem 3. Advent zu den am Dienstag vor dem Palmtag und am 18. Aug. schon bestehenden Vieh- und Krämermärkten noch einen weiteren zu halten; 1840 wurde ihr das seit geraumer Zeit nicht mehr geübte Recht, einen Wochenmarkt zu halten erneuert (Klunzinger 3, 57). – Bis 1805 schickte Stadt und Amt Güglingen einen eigenen Abgeordneten zum Landtag.

In Betreff der hiesigen kriegsgeschichtlichen Ereignisse, welche, wie auch sonst in der Gegend, namentlich in fremden Truppeneinquartierungen, Kontributionen, bestanden und deren Einzelheiten Klunzinger (3, 18–56) sehr ausführlich schildert, ist außer dem schon im| allgemeinen Theile Erwähnten folgendes hervorzuheben. Während des 30jährigen Krieges hausten im J. 1637 und 1638 besonders die Kroaten hier. In letzterem Jahre waren in Stadt und Amt nur noch 27 verbürgerte Einwohner, 3 Pferde und 2 Kühe, während alle Hunde und Katzen aufgezehrt waren; im J. 1645 wurde die Stadt von den Franzosen rein ausgeplündert (Sattler Herzoge 8, 89). Nach diesem Kriege waren von 170 Bürgern noch 68 übrig, worunter manche, die sich erst kurz angekauft hatten; verwüstet waren 180 M. Weingarten, 320 M. Ackers, 32 M. Gärten und Wiesen, ganz verdorben 250 Bäume von allerlei köstlichem Obst, von 135 Häusern waren noch 96 und von 80 Scheuern noch 60 übrig. – Zur Zeit der französischen Raubkriege unter Ludwig XIV. plünderten die Franzosen im J. 1688 die Stadt 5 Tage lang. Im J. 1693 fing eine französische Abtheilung an, die Thore anzuzünden, wurde aber von der Bürgerschaft mit einem Verlust von 28 Mann abgetrieben und ein Theil derselben am 25. Juni von den Kaiserlichen auf dem Heuchelberg niedergemacht; am 10. Jul. wurde der hiesige Vogt Martini von den Franzosen nach Frankreich mitgenommen und sehr mißhandelt, bis er sich mit 1300 Lires loskaufte (Sattler Herzoge 12, 21). Den 28. Okt./7. Nov. d. J. wurde von hier berichtet, daß die Leute aus Hunger haufenweise elendiglich dahin sterben, auch viele Gebäude ganz ausgestorben und leer stehen und einzufallen drohen, die Felder unangeblümt und wüste liegen, noch wenige halbabgestorbene Kranke und verhungerte Leute im Orte seien, der Schaden durch Raub sich auf 34.706 fl. belaufe u. s. w. (v. Martens 544).

In den 40er und 50er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte Güglingen innerhalb 9 Jahren zehnmal durch Brandfälle zu leiden. Der stärkste Brand brach in der Nacht vom 7. auf den 8. März 1849 in der im westlichen Theile der Stadt gelegenen Scheuer des Stadtschultheißen aus und verzehrte bei einem starken Sturmwind den ganzen von der durch das Zabergäu führenden Straße südlich gelegenen Theil derselben. Es brannten ab 82 Hauptgebäude, darunter das Rathhaus, die Kirche, das Stadtpfarreigebäude und 62 Nebengebäude und wurden 11 Haupt- und 4 Nebengebäude beschädigt. Die Größe des Gebäudeschadens betrug nach dem Brandversicherungsanschlag 192.187 fl. 168 Familien wurden ihres Obdaches beraubt, gegen 200 durch den Brand beschädigt, ein Kind verunglückte in den Flammen. Die Sammlungen ergaben allein an baarem Gelde 38.000 fl. – In der Nacht vom 24./25. Apr. 1850 wurden abermals 33 Häuser im nördlichen Theil der Stadt ein Raub der Flammen, 3 weitere beschädigt.

Im J. 1620 wurde Katharina Keppler, Mutter des Mathematikers Johannes Keppler, wegen eines gegen sie anhängigen Hexenprocesses hierher gebracht, weil die Leonberger Behörden, welche zuerst| die Untersuchung geführt hatten, sich der Leidenschaftlichkeit gegen sie schuldig gemacht hatten und ihnen deßhalb die Führung des Processes abgenommen wurde. Sie war im Ganzen 14 Monate hier in der Gefangenschaft und ihr Sohn, welcher von Linz hieher kam, um ihre Sache zu führen, hielt sich fast eben so lange hier auf. Erst den 4. Nov. 1621 erfolgte die Freilassung. (Die noch im Kgl. Staatsarchiv vorhandenen Akten des Processes sind jetzt gedruckt: „Judicium matris Kepleri“ in Joannis Kepleri opera omnia ed. Frisch Vol. VIII. ps. 1. Francof. 1870 p. 359–562. Vrgl. auch Klunzinger 3, 117–120).

Eine eigenthümliche hiesige Sitte war der sog. Harnisch, ein aus gedienten Soldaten der Stadt bestehender Umgang am Markte, welcher schon im J. 1580 eingeführt war, allein den 26. März 1835 wegen mancherlei an die Festlichkeit sich anreihender Unzuträglichkeiten aufgehoben wurde. (Genaueres hierüber s. Klunzinger 3, 57).

Eine hier ansässige adelige Familie war die der Mesner von Güglingen. Um 1350 trug Albrecht, des Mesners Sohn, die Hälfte des Ortes Zaberfeld, Kirchensatz, Leute und Güter, von Württemberg als ein von Vaihingen rührendes Lehen; ihm folgte Berchtold Mesner, ums J. 1360 Vogt zu Güglingen oder im Zabergäu, diesem sein Sohn Albrecht, welcher zu dem alten Lehensbesitze um das J. 1368 von Hans von Stain das württ. Lehen der Burg Bromberg kaufte. Nach dem vor 1390 erblos erfolgten Tode seines gleichnamigen Sohnes Albrecht fielen die Lehen Württemberg anheim, so daß Graf Eberhard den 3. Jan. 1390 den Hennel von Sternenfels mit demselben belehnte (Sattler Gr. 4. Forts. Beil. S. 322. R.-Arch.-Urk. 1, 12. Steinhofer 2, 488). Als Söhne des oben genannten Vogts Berchtold Mesner erscheinen aber außer obigem Albrecht im J. 1360 noch weiter Pfaff Heinrich, Pfaff Berchtold Dekan zu Dertingen und Walther genannt Grau. Dieser letztere kommt in den J. 1365–1375 als Vogt im Zabergäu oder zu Güglingen und als hier begütert vor; er war an Anna Kobererin verheirathet und erwarb hier und in der Umgegend mancherlei Gülten. Obigen Heinrichs Sohn, Endris Mesner, empfing den 19. Nov. 1384 vom Kloster zum h. Grab in Speier einen Weingarten in Güglingen zu Lehen (St.-A.)

Den 23. Okt. 1805 wurde hier als Sohn des hiesigen Präceptors K. Fr. Kapff geboren der jetzige Stiftsprediger und Prälat zu Stuttgart Sixt Karl (v.) Kapff.

Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so erscheint ein hiesiger Vicedekan Albert schon im J. 1241 (Mone Anzeiger 1835, 137). Wie die Kirche am Ende des 13. Jahrhunderts an das Kloster des h. Grabes zu Speier kam, ist bereits oben dargestellt. Den 17. Aug. 1339 gab der Probst zu Wimpfen dem Dekan zu Brackenheim eine Instruktion, wie der Leutpriester und der Frühmesser| den Gottesdienst allhier besorgen sollen. Als die Stadt an Württemberg gekommen, machte dieses zuerst auch Ansprüche an den Kirchensatz, allein den 24. Jul. 1342 bezeugte Graf Ulrich III., nachdem ihm die betreffenden Urkunden vorgelegt waren, daß er sich aller Ansprache an den gedachten Kirchensatz und Lehenschaft der Kirche verziehe und das Kloster an seiner Gerechtigkeit nicht mehr irren wolle (Sattler Grafen 1. Forts. 151), und den 27. Mai 1449 versprach Graf Ludwig von Württemberg der hiesigen Güter des Klosters Schutz- und Schirmherr zu sein, wie er das bisher gethan und in des Klosters Nöthen mit der That bewiesen (Steinhofer 2, 906). – Den 20. Dec. 1396 inkorporirte Pabst Bonifacius IX. die Kirche obigem Kloster. Übrigens war dieses Kloster selbst schon im J. 1207 der Probstei Denkendorf einverleibt worden, und daher wird in den allgemeinen Schirm- und Schutzbullen für diese Probstei, so K. Karls IV. vom 12. Okt. 1361 und K. Friedrichs III. vom 18. Juni 1442 (Besold doc. rediv. 479, 493) die Kirche zu Güglingen als in die Probstei zu Denkendorf gehörend aufgeführt.

Von mancherlei kirchlichen Stiftungen haben sich die Dokumente noch erhalten. So stifteten und dotirten den 27. Jan. 1349 der Schultheiß Berchtold und sein Sohn, der Priester Heinrich, den h. Nicolaus-, Marien-Magdalenen- und Katharinen-Altar in der Pfarrkirche, was der Wormser Bischof Salmann erst nach Bertholds Tode, den 23. Jan. 1350 bestätigte. Den 11. März 1359 bezw. 16. Okt. 1360 stiftete der schon genannte Berchtold Mesner den S. Jakobs-, drei Könige-, S. Katharinen- und S. Agnes-Altar, welche Stiftung an obigem 11. März der Probst zu Wimpfen, den 14. März 1359 das Kloster zum h. Grab und der Pfarrer Sigel zu Güglingen und den 4. Dec. 1360 der Bischof von Worms bestätigten. Den 11. Okt. 1445 wurde allhier eine Brüderschaft namentlich für ehrbare und christliche Leichenbegängnisse gestiftet und den 14. d. M. von Bischof Reinhard von Worms bestätigt. Den 12. Aug. 1471 stiftete die Brüderschaft des mittleren Altars an diesem Altar eine Frühmesse zu Ehren des h. Michael und aller h. Engel, S. Bartholomäus, S. Antonius und des h. Kreuzes, welche Stiftung der Bischof Reinhard von Worms den 7. Febr. 1472 bestätigte.

Den 21. Mai 1435 wurde ein Streit zwischen der Pfarrei und der Stadt wegen Haltung des Faselviehs durch das Kapitel zu Schwaigern entschieden und diese Entscheidung, da sich wieder Zweifel erhoben hatten, den 28. Okt. 1437 durch dasselbe noch genauer erläutert. Den 29. Nov. 1435 verglich sich das Kloster zum h. Grab einestheils mit der Gemeinde Güglingen wegen des Rechts zur Besetzung der Mesnerstelle: Schultheiß und Gericht sollen dem hiesigen Pfarrer 3 tüchtige Leute vorstellen, aus diesen der Pfarrer einen wählen und ihm das Amt in des Klosters Namen übertragen;| anderestheils mit den Gemeinden Güglingen, Eibensbach und Rodbach: dieselben sollen an das Kloster, beziehungsweise an den Pfarrer zu Güglingen von jedem Lamm oder Gais 2 Heller zu Zehenten und in Zukunft, wenn an diesen Orten rechte Schäfereien errichtet würden, diese das 10. Lamm geben; die 10. Gans und das 10. Schwein wollen die Communen liefern.

Den 6. Febr. 1541 verkaufte nun aber das Kloster zum h. Grab mit Genehmigung des Probsts zu Denkendorf als des Klosters Obristen und Visitators an den Herzog Ulrich von Württemberg wegen der kostspieligen Verwaltung dieser entlegenen Besitzungen, wie es selbst sagt, ohne Zweifel aber auch aus Furcht, der Herzog möchte diese Güter zuletzt ohne Weiteres einthun, um 3000 fl. den Kirchensatz und das Pfarrlehen, die Meßnerei dahier, die Lehenschaft aller seiner Pfründen und Kaplaneien allhier und zu Eibensbach, dazu seine Theile am Zehenten hier und in Pfaffenhofen mit dem 30. Theil und dem Zehenten im Forst, und nahm von dem Verkaufe seiner Besitzungen in dieser Gegend nur seine Rechte zu Stockheim aus (s. dieses). Den 22. Jun. 1547 übergab der Herzog eine Reihe geistlicher Güter, so die St. Morizpfründe, einige Bestandtheile vom Einkommen der Präsenz, des Widdumgutes, der h. drei Könige- (z. B. deren Behausung) und der h. Katharina-Pfründe erblich und eigenthümlich an den Armenkasten, verordnete den Verkauf der baufälligen Behausung U. L. Frauen-Altars und Anlegung des erlösten Geldes zur Herrichtung einer lateinischen Schule, traf Bestimmungen über die Unterhaltung des Schulmeisters, die Haltung des Faselviehs, die Erhaltung der Pfarr-, Schul- und Meßnerhäuser u. s. w. Am gleichen Tage verschrieben sich Bürgermeister, Gericht und Rath der Stadt gegen den Herzog für jährliche Bezahlung von 50 fl. Gülten statt der Leistung der baaren 1000 fl., um welche er ihnen die Antheile aus den früher speirischen Besitzungen allhier überlassen hatte (s. Klunzinger 3, 74–77).

Im J. 1732 wurde hier eine selbstständige Superintendenz errichtet, welche jedoch im J. 1811 wieder aufgehoben wurde (vrgl. VII, 2). Durch königliche Entschließung vom 18. Jan. 1843 ist die seit der Reformation hier bestandene Stelle eines Helfers, seit 1588 zugleich Pfarrers in Eibensbach, aufgehoben und eine eigene Pfarrei Eibensbach begründet worden.

Ein hiesiges Beguinenhaus kommt schon im J. 1392 vor (s. ob. VII, 2). Im J. 1533 zogen die letzten drei Beguinen von hier fort, zwei von ihnen in die Klause zu Gröningen, die dritte in die zu Vaihingen (Besold. Virg. sacr. mon. 540). Das Haus selbst, welches neben der Stadtpfarrei lag, wurde von Herzog Ulrich den 22. Jun. 1547 zur Wohnung des Präceptors bestimmt.

| Von geistlichen Personen und Korporationen waren hier in früheren Jahrhunderten außer dem h. Grab zu Speier folgende mehr oder minder begütert. Das Bisthum Worms: den 3. Jan. 1428 verlieh Bischof Friedrich von Worms 1/6 des Fruchtzehentens in Schloß und Mark Güglingen an Hans von Weingarten; im J. 1483 empfingen Orto von Weingarten und sein Neffe denselben Zehenten von Worms (Schannat Hist. Wormat. 1, 305). Das Kloster Maulbronn seit dem J. 1253 (s. o.). Das Kloster Rechentshofen: Rabeno Göler von Ravensburg schenkte ihm im J. 1289 mit Zustimmung seiner Gattin Elisabeth und aller seiner Kinder 1/2 Fuder Weins jährlich von seinem Zehenten in Güglingen (Mone 4, 351); wegen dieser Schenkung war dasselbe noch im J. 1497 mit Konrad Spies zu Güglingen im Streit, verglich sich jedoch mit ihm (Schmidlinsche Collect.). Das Kloster Lichtenthal: nach seinem Schenkungsbuche aus dem 14. Jahrhundert schenkte ihm Göler von Ravensburg gleichfalls 1/2 Fuder Weins jährlich vom hiesigen Zehenten (Mone Quellensml. 1, 194). Das Stift Odenheim: den 8. Dec. 1366 verkaufte es Gülten aus Gölerschen Weinzehenten dahier. Das Kloster Frauenzimmern-Kirchbach: den 15. Mai 1360 verkaufte es 7 Pfd. Hllr. Gülten aus den Weingärten in der Rietfurt bei Güglingen um 70 Pfd. Hllr. an den öfters genannten Berchtold Mesner. Den 1. März 1447 kaufte dasselbe von dem Grafen Ludwig von Württemberg um 340 fl. das sog. Steinhaus (späteres Diakonathaus) frei von aller Steuer, Dienst, Wacht und Schatzung, dazu zwei alte Häuser hinter demselben, verkaufte obiges Haus aber bereits den 19. Dec. 1476 um 150 fl. wieder an den Grafen, sp. Herzog Eberhard im Bart. Übrigens hatte es noch in den letzten Zeiten seines Bestandes ein Lehengut, Hellerzinsen, Weingülten dahier. Auch der Deutsche Orden war hier angesessen (Klunzinger 3, 86).

Von adeligen Familien waren namentlich schon in alten Zeiten die Göler hier begütert (vrgl. oben): den 19. Jun. 1365 verkaufte Hans Göler von Sickingen 1/18 des hiesigen Korn- und Weinzehenten an Walter Grau und dessen Gattin Anna Kobererin; den 27. Aug. 1433 verglichen sich die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg mit Rafan Göler von Ravensburg, welchem 2/3 des hiesigen Weinzehenten gehörten, dahin, daß derselbe auch aus den – erst zuvor von der Neippergischen Pfandherrschaft aus Äcker in Weingärten verwandelten – Neugereuten den Zehenten haben, dafür aber der Herrschaft 52 Eimer Weins ersten Vorlasses jährlich im Herbst geben solle (St.-A.). Den 9. Dec. 1517 verkauften 2 Gebrüder von Winkenthal ihrem 3. Bruder den 6. Theil des Fruchtzehenten dahier um 400 fl., der Käufer diesen Theil den 30. Sept. 1533 um denselben Preis an K. Ferdinand, als Inhaber des Fürstenthums Württemberg. – Im J. 1550 gab es Verhandlungen über die anderen 2/3 des hiesigen Weinzehentens, welche die Spies von Hornstein als von den Gölern von Ravensburg an sie gekommen in Anspruch nahmen, auf Heinrich Spiesen Absterben aber von dem Vogt zu Güglingen als verfallenes Lehen mit Arrest belegt, jedoch bald darauf dessen Erben wieder frei gegeben wurden. Den 7. Sept. 1585 verkauften die Gebrüder von Crailsheim zu Morstein, Erkenbrechtshausen und Braunsbach, ohne Zweifel die Rechtsnachfolger der Familie Spies, ihre 2/3 am hiesigen Weinzehenten an Herzog Ludwig von Württemberg um 1550 fl.


  1. Noch jetzt gibt es ein Bächlein Rietfurt, Rietfurt-Äcker, -Wiesen, -Weingärten am Fuße des Reisebergs. – Es ist in der Urkunde von der Bereitung eines besonderen Weins: des Rappois- oder Rappas-Weines die Rede; über diesen Wein, welcher aus ganzen Trauben von rother Farbe mit den Kämmen gewonnen wurde, vrgl. Württ. Jahrb. 1837, S. 158.
  2. Ein Zusammenhang dieses Grafen Konrad von Flügelau mit der obengenannten Flügelaumarkung und der angeblichen großen Stadt Flügelau im Zabergäu dürfte nicht anzunehmen sein (s. Klunzinger 1, 50. 51.)
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