Beschreibung des Oberamts Böblingen/Kapitel B 9

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9. Döffingen
mit der Steeg-Mühle,
ein 2 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt und 3 Stunden östlich von Calw gelegenes Pfarrdorf mit 1162 Einwohnern, worunter sich 13 der Pfarrei Dätzingen zugetheilte Katholiken befinden. Der ziemlich große, aber eng und winkelig gebaute Ort hat größtentheils eine südwestlich abhängende Lage gegen das ziemlich tief eingeschnittene Schwippethal. Wegen der starken Abdachung verlauft sich bei Regengüssen das Wasser schnell, was zur Reinlichkeit des Orts viel beiträgt, dazu kommt noch, daß nicht nur auf die den untern Theil des Dorfs durchziehende Böblinger–Calwer Landstraße, sondern auch auf die Ortswege viel Sorgfalt verwendet wird. Die| meist aus Holz mit steinernem Unterstock aufgeführte Gebäude sind beinahe alle durch Anbaue entstellt und machen keinen angenehmen Eindruck. Gutes Trinkwasser, das übrigens nur aus Pump- und Ziehbrunnen gewonnen wird, ist hinreichend vorhanden. Ein solcher, 60–70 Fuß tief, ist nach langer Verschüttung erst im Jahr 1817 wieder aufgefunden worden und wird seither als der einzige im obern Dorf fortwährend benützt. Die an der westlichen Dorfseite vorbei fließende Schwippe treibt am östlichen Ende des Orts in der Fleckenmühle 2 Mahlgänge und 1 Gerbgang, die übrigens zuweilen wegen Mangel an Wasser stille stehen. Da sich das Thal gerade gegen Nordwesten öffnet und den vom Schwarzwald herwehenden rauhen Winden freien Zutritt gestattet, so ist die Luft etwas feucht und kalt, dessen ungeachtet wurde früher an einem südlichen Abhange, der Weingarten genannt, ein Versuch zum Weinbau gewagt, den aber die häufig vorkommenden Frühlingsfröste wieder vereitelten. Hagelschlag kommt selten vor. Die beinahe in der Mitte des Dorfs gelegene Pfarrkirche hat in ihrer Bauart nichts bemerkenswerthes, da sie in den Jahren 1642–1649, demnach in einer Zeit erbaut wurde, wo bittere Noth der Kunst gebot (s. unten). Das Innere ist nicht besonders hell und für die gegenwärtige Gemeinde etwas zu klein; das württembergische Wappen und das von Döffingen (im rothen Schild zwei gekreuzte goldene Hacken) mit der Jahreszahl 1687 zieren den Längebalken der flachgetäfelten Decke. Auf demselben Balken steht auch, daß die Kirche 1687 renovirt worden sey, also schon 38 Jahre nach der Erbauung, was deutlich zeigt, wie mangelhaft der Bau ausgeführt wurde. Am östlichen Ende des Langhauses steht der viereckige massive Thurm, dessen Gewölbe im untern Stockwerk die Stelle des Chors vertritt. Er ist offenbar älter als die gegenwärtige Kirche, und die im Döffinger Taufbuch enthaltene Bemerkung, daß der Thurm erst 1661 vollendet worden sey, scheint sich bloß auf die an demselben vorgenommenen Veränderungen und auf die Wiederherstellung des bei dem stattgefundenen Brande zu Grunde gegangenen Einbaues und des Daches zu beziehen, da sich nicht wohl annehmen läßt, daß man zu einer Zeit in der die Gemeinde nicht Mittel genug hatte, eine ordentliche Kirche zu bauen, einen derartigen massiven Thurmbau unternommen hätte. Überdieß hat der Thurm ganz die Construction der älteren Thürme, so daß man ihn ohne Bedenken, wenigstens die untern Stockwerke desselben, als ein Überbleibsel der früheren Kirche betrachten darf. Auf dem Thurme hängen 2 Glocken, die größere mit der Umschrift: »in te domine speravi non confundar in aeternum anno dom. 1657;« auf der kleineren steht »anno dom. 1657.« Der um die| Kirche gelegene befestigte Begräbnißplatz, welcher in der bekannten Schlacht bei Döffingen eine so bedeutende Rolle spielte, wurde 1837 aufgegeben und ein neuer am östlichen Ende des Orts angelegt. Von den alten Mauern dieses Kirchhofs ist noch ein bedeutender Theil vorhanden; sie sind ziemlich dick und zeigen noch an manchen Stellen Reste des ehemaligen Umganges. Das Eigenthum und die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege. Das 130 Schritte von der Kirche südlich gelegene Pfarrhaus ist ein altes, schon 1659/60 erbautes Gebäude, welches durch mehrfache An- und Nebenbaue eine seltsame Physiognomie erhielt, übrigens doch in ordentlichem Zustande sich befindet. Die Unterhaltung desselben steht dem Staate zu. Nur durch einen schmalen Fußpfad ist das 1821 neu erbaute Schulhaus mit Lehrerwohnung von der westlichen Kirchhofmauer getrennt. An der Schule unterrichten 1 Lehrer und 1 Lehrgehilfe. Zur Anschaffung von Schulbüchern sind 2 Stiftungen vorhanden, und zwar 80 fl. von dem ehemaligen Schultheißen König und 30 fl. von dem verstorbenen Salzfaktor Rück zu Vaihingen. Seit etwa 10 Jahren besteht eine Strick- und Nähschule, welche hauptsächlich durch Beiträge des Centralwohlthätigkeitsvereins ins Leben gerufen wurde. Das alte an der Hauptstraße gelegene Rathhaus wurde 1840 reparirt und befindet sich nun in ordentlichem Zustande. Ein Gemeindebackhaus besteht seit 1843 und ein öffentliches Waschhaus schon von lange her. Die Einwohner sind im Allgemeinen gesund und keinen besondern Krankheiten unterworfen. Kinder sterben sehr häufig an Gichtern, Erwachsene an Schleimfiebern und Brustaffectionen. In den Jahren 1834 und 1839/40 grassirte das Nervenfieber und im Frühjahr 1849 trat eine Pockenepidemie auf. Der Charakter der Einwohner ist gutartig; die Nachtheile städtischer Halbkultur haben bei ihnen noch weniger Eingang gefunden, als in einigen andern Orten des Bezirks. Wenig befriedigend sind ihre Vermögensumstände, was theils von der unverhältnißmäßigen Zunahme der Bevölkerung (welche sich vom Jahr 1761 bis zum Jahr 1848 von 423 Seelen auf 1162 vermehrte), theils von einer lang dauernden schlechten Ortsverwaltung herrührt; übrigens hebt sich in neuerer Zeit durch Fleiß der Wohlstand Einzelner, so gut als es unter den gegenwärtigen Verhältnissen seyn kann. Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Weberei. Die Markung wird von den Thälern der Schwippe und der Würm, welche 1/8 Stunde nordwestlich vom Ort zusammentreffen, und von einem von Nordosten herziehenden Trockenthale durchschnitten, daher die Feldgüter auf der Höhe und in den Thalsolen eine ziemlich ebene, an den Abhängen aber eine stark geneigte Lage haben. Der Boden besteht| auf dem Plateau besonders in der Richtung gegen Maichingen und Sindelfingen aus einem tiefgründigen, fruchtbaren Diluviallehm, in den meist zu Wieswachs benützten Thälern wird er schwerer und an den Abhängen geht entweder der hier anstehende Muschelkalk zu Tage, oder ist derselbe nur mit einer unbedeutenden Humusrinde bedeckt. Der Zustand der Landwirthschaft ist ziemlich gut, ausgemauerte Dungstätten werden immer häufiger und die Jauche dient neben dem gewöhnlichen Dünger als Bodenbesserungsmittel; der Gyps wird bei Futterkräutern angewendet. Im Dreifeldersystem baut man Dinkel, Hafer, Gerste, Einkorn und nur wenig Roggen. Auf einem Morgen werden 7–8 Simri Dinkel ausgesäet und 4–12 Scheffel eingeheimst, was einen Maßstab für die große Verschiedenheit der Felder abgibt. An Hafer ist die Aussaat 4 Simri, an Gerste 4 Simri, an Einkorn 6 Simri und an Roggen 4 Simri; der Ertrag wird durchschnittlich zu 5–6 Scheffel Hafer, 4 Scheffel Gerste, 6–7 Scheffel Einkorn und 4 Scheffel Roggen per Morgen angegeben. Nach Calw und Weil der Stadt wird ziemlich viel Dinkel zum Verkauf gebracht. Die Erzeugnisse der zu 2/3 angebauten Brache sind Kartoffeln, Erbsen, Linsen, Rüben, Futterkräuter besonders aber viel Hanf, der hier sehr gut geräth und allgemein gesucht ist. Er wird nicht allein in der Brache, sondern auch in besondern Hanfländern gezogen und theils roh, theils im Ort versponnen und verwoben, zum Verkauf gebracht. Die Preise eines Morgen Ackers bewegen sich von 60–300 fl. Die Wiesen, welche mittelst eines von Darmsheim bis unterhalb Döffingen angelegten Kanals meist bewässert werden können, sind zweimähdig und sehr ergiebig. Der Morgen kostet 400–600 fl. Die Obstzucht ist unbedeutend und hebt sich langsam; erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden Baumwiesen und Baumäcker angelegt und in neuerer Zeit werden Wege, zuweilen auch Güter mit Bäumen besetzt, besonders seit die jungen Stämme aus der vor 15 Jahren angelegten Baumschule benützt werden können. Man zieht nur gewöhnliche Mostsorten, namentlich eine Art Luiken und von Steinobst etwas Zwetschgen und Kirschen. Einer besondern Erwähnung würdig sind die Verdienste des dermaligen Pfarrers Zeller, der mit unverdrossenem Eifer die Jugend zur Obstbaumzucht auf eine zweckentsprechende Weise anleitet, indem er im Jahr 1842 an dem sogenannten Kreuzberge unter seiner und eines weitern obstzuchtverständigen Mannes Leitung jeden Schulknaben einen jungen Obstbaum pflanzen ließ und jedes Jahr für die in die Schule eintretenden Knaben Obstbäume setzt. Durch dieses nachahmungswürdige Beispiel wird nicht nur die Jugend,| sondern auch ältere Personen zur Baumzucht ermuntert, was bei fortgesetztem Verfahren segenreiche Folgen für die Gemeinde haben wird. Die Gemeinde besitzt etwa 700 Morgen verhältnißmäßig gut bestockte Waldungen, in denen das Laubholz theils von dem sich selbst ausbreitenden, theils mit Sorgfalt cultivirten Nadelholz immer mehr verdrängt wird. Es werden jährlich 16 Morgen geschlagen und der Ertrag des Unterholzes als Gerechtigkeitsholz, das 55 Häusern mit etwa 120 Familien zusteht, abgegeben. Der Ertrag des Oberholzes wird an sämmtliche Bürger gleich vertheilt und überdieß fließen in die Gemeindekasse jährlich ungefähr 150 fl., welche aus Holz erlöst werden. Die Weiden an den kahlen Bergabhängen werden nicht nur an einheimische, sondern auch an fremde Schäfer verpachtet; das jährliche Pachtgeld betrug früher gegen 900 fl. und ist gegenwärtig zu 500 fl. herabgesunken. Der Pförch wird um etwa 500 fl. verliehen. Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, übrigens doch etwas im Zunehmen. Pferde von mittlerem Schlag werden meist auswärts aufgekauft und nur wenige Fohlen selbst nachgezogen, so daß von eigentlicher Pferdezucht nicht die Rede seyn kann. Die Rindviehzucht ist in mittlerem Zustande, sie beschäftigt sich hauptsächlich mit der Rigirace, während die Simmenthaler immer mehr abgeht. Das beständige Handeln mit Vieh erhält zwar stets Geld im Umlauf, gereicht aber manchem Ortsangehörigen mehr zum Nachtheil als zum Gewinn. Die Schafzucht ist eher im Ab- als im Zunehmen; ein Ortsschäfer führt 500–600 Stücke meist Bastarde, die zur Hälfte einigen wohlhabenden Bürgern, zur Hälfte Auswärtigen gehören. Die Wolle wird im Ort und in der Nachbarschaft verbraucht. Einige Bürger treiben auch Schweinezucht mit gutem Erfolg. Unbemittelte, die keine Kuh ernähren können, halten Ziegen. Von den Gewerben ist das der Weber am stärksten vertreten; gegen 60 Meister, von denen ungefähr 15 in Baumwolle, die übrigen in Linnen arbeiten, sind für benachbarte Fabriken beschäftigt oder verfertigen Packleinwand auf den Verkauf. Mit feinem Tischzeug beschäftigen sich besonders die Gebrüder Widmaier und Kemmler Vater und Sohn. Die Tuchfabrik von Maurer verarbeitet auf 1 Stuhl jährlich etwa 25 Centner Wolle. Mehrere Familien ernähren sich mit Flechten von Strohböden und Backkörben, einzelne auch mit Bürstenmachen. Das Sammeln officineller Kräuter wird an keinem Ort des Bezirks so emsig betrieben als in Döffingen. Im Ort befinden sich 3 Schildwirthschaften, 2 Bierbrauereien und 3 Krämer. Die Staatsstraße von Stuttgart nach Calw, die der Länge nach durch den Ort führt, bringt demselben manchen Verkehr; sie geht unterhalb des Dorfs über 2| steinerne Brücken, die eine über die Schwippe, die andere über die Würm. Eine Vicinalstraße geht nach Maichingen.

Die Gemeinde hat außer den Einnahmen aus Wald und Weide noch etwa 5000 fl. Capitalvermögen. Das Vermögen der Stiftungspflege besteht in 6000 fl. Capital, dessen jährliche Zinse nicht hinreichen, die Kirchen- und Armenkosten zu bestreiten, daher die Gemeinde jedes Jahr ein namhaftes Deficit zu decken hat.

Den großen Zehenten, welcher früher dem Kloster Hirschau zustand, bezieht der Staat; den kleinen hat derselbe von der Pfarrei übernommen. Der Heuzehente ist abgelöst. Der Blutzehente, welcher nach dem Lagerbuch von 1535 der Herrschaft zustand, ist nach dem Lagerbuch von 1701 seit unvordenklichen Zeiten nachgelassen. b. Die Steg-Mühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang liegt an der Hauptstraße nach Calw, 1/8 Stunde westlich von Döffingen, zunächst der über die Würm führenden steinernen Brücke, welche früher nur ein Steg war, daher der Name der Mühle.

In Döffingen und auf der Markung des Orts haben sich mehrere Volkssagen, Distriktsbenennungen und Überreste aus der Vorzeit erhalten, die auf eine sehr frühe Ansiedelung in dieser Gegend hinweisen und daher angeführt zu werden verdienen. Es besteht nämlich die allgemeine Sage, Döffingen sey früher größer, ja sogar ein Städtchen gewesen, wozu aufgefundene Gebäudereste Veranlassung gegeben haben mögen. In den südlich vom Ort gelegenen Hanfländern will man auch wirklich schon auf Grundmauern gestoßen seyn, welche sich noch durch das frühe Abstehen des Hanfs an einzelnen Stellen andeuten sollen. Unterhalb des Orts wird eine Flur „die Hofstätten“ genannt und an diese stößt der sogenannte „Ehrstall“ (vermutlich Heerstall), wo man früher Grundmauern auffand und nach der Sage ein Schloß gestanden seyn soll. Auf dem sogenannten Bürschel (d. i. Burgstall), eine Bergspitze zwischen den Thälern der Würm und der Schwippe, finden sich noch unbedeutende Spuren einer ehemaligen Burg. Etwa 1/2 Stunde nordöstlich von Döffingen heißt ein Felddistrikt „zu Wenningen“ und 1/2 Stunde östlich vom Ort wird eine Flur „zu Welblingen“ genannt. Ein sehr hoher Punkt zwischen Döffingen und Magstadt, gerade wo die Markungen dieser beiden Orte und die von Maichingen zusammen stoßen, trägt den Namen „zu Mietersheim“ und noch führt der sogenannte Mietersheimer Weg von Döffingen dahin. Diese Benennungen deuten sichtlich auf ehemalige Wohnplätze hin, die aber, da die Geschichte gänzlich von ihnen schweigt, schon sehr frühe abgegangen seyn müssen. Der Punkt „zu Mietersheim“ liegt gerade an der Stelle, wo der| Mitersheimer Weg die ehemalige Römerstraße (Rheinstraße) kreuzt und „zu Wenningen“ ist nur einige 100 Schritte von dieser Straße entfernt, was der Vermuthung Raum gibt, diese Wohnplätze möchten ursprünglich von den Römern gegründet worden seyn. Eine römische Straße führt unter dem Namen „Aldinger Weg“ von Döffingen nach der ehemaligen römischen Niederlassung „zu Aldingen“ bei Sindelfingen.

Döffingen gehörte in der ältesten Zeit zur Grafschaft Calw. Als gegen das Jahr 1075 Graf Adelbert von Calw aus seinem Hausbesitz das Kloster Hirschau neu bewidemte, vergabte er dahin die Kirche in Döffingen (Toffingan), wie dieß K. Heinrich IV. am 9. Okt. 1075 bestätigte (im Cod. Hirsaug. S. 31 ed. Stuttg. wird diese Schenkung schon dem Calwer Grafen Erlafried, welcher um 830 das Kloster Hirschau erstmals stiftete, zugeschrieben). Begütert war allhier auch Conrad von Beutelsbach, welcher an Kloster Hirschau drei Huben tauschweise überließ.

Die Calwer Herrschaft in dieser Gegend gelangte im 13. Jahrhundert an das pfalzgräfliche Haus Tübingen, von welchem der Ort zugleich mit Böblingen (s. d.) im 14. Jahrhundert an Württemberg kam, das auch 1423 von Heinrich von Gärtringen allhier Leibeigene erkaufte (Steinhofer 2, 721).

Noch im 15. Jahrhundert erwarb das Kloster Hirschau einige Besitzungen in Döffingen; der Eßlinger Spital hatte hier im Jahr 1302 zwei Malter Fruchtgülten; dem Kloster Reuthin wurde 1342 ein Fischwasser geschenkt.

Döffingen ist sehr berühmt geworden durch die siegreiche Schlacht, welche im Jahre 1388 am 23. (nicht 24.) August, einem Sonntag, Morgens frühe Graf Eberhard der Greiner den Städtern lieferte. Der Verlust, welchen die letzteren hier erlitten, und die Uneinigkeit, welche in Folge dieser Niederlage unter ihnen entstund, brachte die Macht des Städtebundes in Schwaben, durch welchen dieses Land leicht eine dem südlichen Nachbarlande ähnliche Gestalt erhalten hätte, zum Sinken. Für König Wenzel wurde der Ausgang dieser Schlacht Mitursache, daß er, der Regierung in Deutschland völlig überdrüssig, zur Niederlegung der römischen Krone sich entschloß. – Der Kampf bewegte sich, auch nach den Fundorten ausgegrabener Pfeilspitzen zu schließen, um den Kirchhof, welcher den Anhängern des Grafen Eberhard zur Veste und zum Flüchtungsplatze diente, in der Richtung des gegen Renningen und Leonberg hinlaufenden Trockenthales; durch dieses Thal soll der Graf hergezogen seyn und dadurch die den Kirchhof belagernden Städter, welche von Weil hergezogen waren, in dem Rücken gefaßt haben. Eberhards Heer bestund aus 600 Glefen (eingerechnet| die von Pfalz und Baden zur Hülfe hergezogenen) und 2000 württembergischen Bauern; der Städter waren 700 Spieße zu Roß und 1100 zu Fuß. Die für ihn günstige Wendung der Schlacht verdankte der Graf hauptsächlich dem Umstand, daß die Herren von Bitsch und Werner von Rosenfeld, württembergischer Vogt in Tübingen, mit frischer Mannschaft (100 Glefen) herbeieilten, und daß die Nürnberger die Flucht ergriffen. Auf der Städter Seite fiel der Anführer Conrad Besserer von Ulm nebst 1000 (nach anderen 800) Kampfgenossen; 600 (nach anderen 400) Städter wurden gefangen. Auf der Württemberger Seite erlagen ein Graf von Löwenstein, ein Graf von Werdenberg, vor allen aber Graf Eberhards Sohn, Graf Ulrich, welcher in jugendlicher Hitze, um die im Jahre 1377 bei Reutlingen erlittene Scharte auszuwetzen, allzurasch vorfocht.

Die Gegend, wo Graf Ulrich den Heldentod gefallen, war seiner hinterlassenen Wittwe Elisabet, Tochter K. Ludwigs des Baiern so wichtig, daß sie sich hier ankaufte, namentlich 1397 von Cunz Sölr, Kirchherrn in Simmozheim und dessen Frau Else all ihr Gut sammt Zugehör um 280 fl. erwarb (Steinhofer 2, 545).

Dem Kloster Hirschau, welches nach Obigem sehr frühe die hiesige Kirche besaß, wurde solche durch P. Bonifacius IX. 1399, Juli 11., incorporirt, welche Einverleibung späterhin wiederholte bischöflich constanzische Bestätigung erhielt, noch 1481, Juni 20., von Bischof Otto von Constanz. An der Kirche bestund eine St. Leonhards Pfründe, welche 1403, Februar 26., und 1437, April 18., bewidemt wurde.

Nach der Nördlinger Schlacht hatte Döffingen das Unglück am 8. September 1634 ganz in Asche gelegt zu werden (nur die Mühle und das Schafhaus blieben verschont) und einen auf 87.340 fl. 40 kr. geschätzten Schaden zu erleiden. Die Kirche wurde 1649 wieder aufgebaut und erst 1661 vollendet.

Nach dem Brande wurde das Dorf zeitweise von Ostelsheim, Maichingen und Darmsheim aus pastorirt, bis 1659 wieder ein eigener Pfarrer hierher kam.