Beschreibung des Oberamts Ehingen/Kapitel B 38

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38. Öpfingen,

ein kath. Pfarrdorf auf dem linken Donauufer, 1½ St. östlich von Ehingen mit 676 Einw.; F. Taxische Standesherrschaft, Amtsbezirk Ober-Marchthal, Forstverwaltung Buchau, Sitz eines F. Rentbeamten und Försters. Grund- und Patronatsherr, Fürst Taxis, mit Ausnahme von 5 Hofstätten; (s. Altheim). Die Zehnten, den großen bezieht der Fürst, (im Cataster mit 1726 fl. 27 kr.), den kleinen die Pfarrey, den Heuzehnten die Caplaney.

Gefälle beziehen: Fürst Taxis 826 fl. 5 kr. und 246½ Sch. Dinkel, 226⅛ Sch. Haber, 3 Sch. 3 Sr. Gerste, von Freyberg-Allmendingen 43 fl. 2 kr., 37 Sch. 1¼ Sr. Dinkel, und eben so viel Haber; die Stiftungspflege 3 Sch. 5½ Sr. Dinkel, 2 Sch. 7 Sr. Haber; die Gemeindepflege 2 fl. 14 kr., die Caplaney 1 fl. 40 kr., und der Staat 1 fl. 33 kr. Das Pfarrhaus wird nach einem Vertrag von 1801 von der Grundherrschaft und der Pfarrey, von ersterer aushülflich auch die Kirche gebaut. | Öpfingen liegt an dem linken Donauhange auf mehreren Hügeln, einige Häuser, Einspann genannt, liegen noch auf der rechten Seite der Donau, über welche hier eine hölzerne Brücke führt. In dem Dorfe stehen 2 Schlösser, beyde Eigentum des Fürsten, das eine von dem Rentbeamten bewohnt, auf einem Hügel oben im Dorfe, mit schöner Aussicht, das andere einem Mayer eingeräumt, auf einem Hügel unten im Dorfe. Auf dem höchsten Hügel steht die Kirche zur h. Maria, und das Pfarr- und Caplaneyhaus. In der Kirche, welche 1708 erneuert wurde, befinden sich mehrere alte Grabsteine, wovon 2 sehr schön gearbeitet sind, und einer noch von den Ritter[ws 1] von Berg herrührt. An der Donau steht eine Mahlmühle, und eine Ölmühle mit einer Sägmühle. Die, neben der Pfarrey bestehende Caplaney wurde von den Edelknechten Eberhard und Conrad von Berg 1370 gestiftet. Öpfingen war Eigenthum der Gr. von Berg, von welchen (nachher von Östreich) den Ort die von Öpfingen und von Berg zu Lehen trugen, und zwar letztere zu 7/8 nebst einem Theil von Griesingen und Niederhofen, ersteren zu 1/8. Rudiger von Öpfingen (Epphingen) ist 1127 Zeuge der Stiftung des Kl. Urspring, Marquard von Öpfingen stirbt 1482 als der letzte seines Stamms. Die Ritter von Berg erloschen mit Marquard Sigismund, Bischof zu Augsburg, 1591[1]. Die von Berg verkauften 1503 und 1525 ihren Antheil an Öpfingen, so wie an Griesingen und Niederhofen an Lutz oder Ludwig von Freyberg zu Hohen-Freyberg und Eisenberg, Stifters der Freyberg-Öpfingischen Linie, der 1530 auch Justingen erkaufte, und dessen Großmutter eine Helena von Berg war. Marquard von Öpfingen verkaufte seinen Antheil an die von Schynen, und diese denselben| nebst Gamerschwang 1604 an Georg Ludwig d. j. von Freyberg. Die Lehenschaft war von Östreich den Grafen von Helfenstein überlassen worden; als diese ausstarben, lösten die von Freyberg dieselbe aus, was mit dem Öpfingischen oder Schynenschen Siebentel nicht geschehen seyn muß.

Die Brüder Michael und Ludwig von Freyberg theilten sich in Öpfingen, und bauten deßwegen ein zweytes, das untere Schloß; die obere Schloßlinie starb aber 1774 aus, und ihr Antheil fiel der untern Linie zu, die das Ganze 1809 an Taxis verkaufte, (s. Griesingen) mit Ausnahme von 5 Gütern, (ohne Zweifel der Schynensche Theil) welche 1673 mit Justingen an die von Freyberg-Altheim-Allmendingen gekommen waren.

Nach glaubwürdigen Nachrichten ist der Caspar von Schwenkfeld der Stifter einer bekannten Sekte, i. J. 1561 auf dem Schlosse zu Öpfingen gestorben, und liegt in der Kirche daselbst begraben. Georg Ludwig v. Freyberg, Ludwigs Sohn, hatte ihn, da er in Ulm nicht mehr geduldet wurde, auf seinem Schlosse aufgenommen, wurde mit seinen beyden Söhnen, die er von ihm erziehen ließ, sein eifrigster Anhänger, und führte seine Lehre nicht nur in Öpfingen, sondern auch in der Herrschaft Justingen ein; brachte aber eben dadurch viel Unheil und Verwirrung in seine Familie und in die Gegend. In Folge der Schwenkfeldischen Grundsätze wurde die Pfarrey und die Caplaney eingezogen und der Gottesdienst von Ältesten versehen; erst 1660 stellte Hieron. Friedrich v. Freyberg, nachdem er in den Schoß der allgemeinen Kirche wieder zurückgekehrt war, die Pfarrey mit Zehnten und Widdum, und sein Sohn Christoph 1705 auch die Caplaney wieder her. In neuern Zeiten zog die Grundherrschaft neuerdings den Zehnten an sich, und verglich sich deßwegen mit dem Bisch. Ordinariate. Im J. 1806 kam die Herrschaft, welche bis dahin dem Ritter-Canton Donau einverleibt war, unter W. Hoheit, und 1823 wurde sie zu den standesh. Besitzungen des Fürsten v. Taxis geschlagen.



  1. Wenn sie nicht in den Grafen von Königseck fortleben. Diese führen wenigstens nicht nur das ganz gleiche Wappen, sondern es nennt nach einer Urkunde Benz Sigismund von Berg den Ritter von Kungseck zu Kungseckberg seinen Bruder.
Anmerkungen [WS]
  1. Korrigiert nach Beschreibung des Oberamts Riedlingen S. 267: S. 185, L. 12, v. o. lies, statt Grafen, – Ritter von Berg