Beschreibung des Oberamts Gerabronn/Kapitel B 14

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a) Gemeinde 14. Kirchberg an der Jagst


bestehend aus der Amtsstadt dieses Namens, dem einzelnen Wohnsitz Ziegelhütte und der besondern Markung des abgegangenen Orts Hohaltenberg, mit 1351 evang. und 15 kathol. nach Groß-Allmerspann gepfarrten Einwohnern. Der Name soll sich von einer schon frühe hier, auf der Stelle, wo nun das Schloß steht, befindlich gewesenen Capelle herschreiben. Früher wurde er auch Kirperch geschrieben. Der Ort liegt unterm 49° 12′ 17,58″ nördlicher Breite und 27° 39′ 17,38″ östlicher Länge, und an der Erdfläche des Thorthurms 1354 württemb. oder 1194 pariser Fuß, an der Brücke im Jagstthal, Niveau der Jagst, aber 1173,5 württemb. oder 1035 pariser Fuß über dem Meer. Die Entfernung vom Oberamtssitz ist in gerader Richtung 13/4 Stunden.

Die Markung ist von Südost nach Nordwest in bedeutenden Krümmungen von dem bis zu 200 Fuß tiefen Jagstthal durchschnitten, und überdieß durch mehrere in dieses ausmündende Klüfte das Gebirg zu beiden Seiten gespalten; daher gehört ein Theil der Fläche dem Thal, das Übrige aber der Ebene an, die bis zu 350 Fuß höher als jenes gelegen ist. Eben diese Beschaffenheit aber, sowie der isolirte Gebirgstheil Sophienberg in der Mitte der Au, welche das Thal ostwärts von Kirchberg bildet, dann die 3 in das Thal hineinragenden Gebirgszungen, auf deren einer das alterthümliche Schloß Hornberg mit angebautem Dorf thront, die andere die Ruinen der abgegangenen Burg Sulz trägt und die dritte mit dem ansehnlichen Residenzschloß des Fürsten, mit Anlagen, Gärten und dem Städtchen selbst bedeckt ist, schaffen ein freundliches Bild, das durch die rasche Abwechslung zwischen Wald und Feld, Gärten und Wiesen belebt wird und die hiesige Gegend zu einer der lieblicheren des Landes und jedenfalls zur freundlichsten Partie des Oberamtsbezirks machen.

| Die Hall–Rothenburger und die Mergentheim–Crailsheimer Staatsstraße, dann die auf sie hier ausmündenden Nachbarschaftsstraßen von Ilshofen, Lobenhausen, Langenburg und Gerabronn bilden hier einen dreifach geschürzten Knoten und bringen Leben in den Ort. Die schöne steinerne, in 5 Bogen über die Jagst gesprengte, erst 1799 erbaute Brücke ist ein Theil der Hall–Rothenburger Poststraße. Sie gehört dem Staat, von dem sie auch erhalten wird.

Außer der Jagst besitzt die Stadt einige Wildbäche, einen Fischweiher am Weg nach Eichenau und 3 kleine Wassersammlungen; übrigens ist der Ort nicht immer genügend und gut mit Brunnenwasser versehen, indem die Quellen der Röhrbrunnen beim Schneegang und bei jedem stärkeren Regen mit Tagwassern gemischt werden und in trockenen Sommern fast ganz versiegen.

Auf der Markung sind mehrere Muschelkalkbrüche und ein Keupersandsteinbruch. Von den verschiedenen Kulturarten gehören der Standesherrschaft 36 Morgen Gärten, Länder und Gebäude-Areal, 77/8 Morgen Äcker und Weinberge, 573/8 Morgen Wiesen und 1332/8 Morgen Waldungen.

Das Städtchen ist die Residenz des Fürsten zu Hohenlohe-Kirchberg und der Sitz des königlich fürstlichen Bezirksamts, der königlich fürstlichen Forstverwaltung und eines königlichen Postamts; von den standesherrlichen Verwaltungsstellen hat die fürstliche Domanial-Kanzlei, dermalen zugleich hohenlohesche Seniorats- und Lehens-Kanzlei, ein Rentamt und ein Revierförster hier den Sitz. Auch wohnt ein Arzt hier. Jeden Tag passirt ein Eilwagen von Ellwangen und Dinkelsbühl nach Werthheim und ein anderer in der entgegengesetzten Richtung hier durch. Mit Stuttgart steht der Ort mittelst des Nürnberg-Stuttgarter Wagens viermal wöchentlich in unmittelbarer Verbindung.

Kirchberg, von dem ungefähr zwei Drittel auf dem bemerkten Gebirgsvorsprung, das weitere Drittel aber im Thal zu beiden Seiten der Jagst liegen (wovon der rechtseitige Theil früher „Sulz“ genannt wurde), hat nur ein einziges Thor und ist in dem letzteren Theil und in einigen Partien der Vorstadt weitläufig, sonst aber eng angelegt, meist aus zweistockigen Häusern bestehend, von denen einige von Stein, die meisten aber auf steinernen Sockeln oder Stöcken in hölzernem Fachwerk erbaut sind. Die Zahl derselben beträgt 185 Haupt- und 65 Neben-Gebäude, darunter an öffentlichen Gebäuden die schöne Kirche, das Schulhaus, das Amthaus und die Forstverwaltungs-Canzlei und das Gefängniß. Merkwürdig ist bloß das Schloß (s. unten). Das Aussehen des Orts ist sowohl auf der Höhe, die übrigens, wie der größte| Theil der Markung, verglichen mit den Höhenzügen der Umgebung, als Niederung erscheint, als im Thal, von außen und großentheils auch innen freundlich und sauber. Die fürstlichen Gartenanlagen, welche die beiden gegen das Thal abfallenden Seiten des Vorsprungs umziehen, der Hofgarten, die zahlreichen Baumgärten, eine südöstlich und südwestlich an die Vorstadt sich anschließende Linden- und Pappel-Allee, dann die englischen Anlagen, welche den Sophienberg, ein fürstliches Eigenthum, bedecken, dienen sehr zur Verschönerung der Umgebung. Vortheilhaft weicht die Fläche der Gemeinde in den tiefer gelegenen Theilen durch größere natürliche Fruchtbarkeit des Bodens und durch den nicht unerheblichen Obst- und Garten-Bau von den übrigen Gegenden des Oberamts ab; nachtheilige Abweichungen aber sind zwei auffallende Erscheinungen in Bezug auf den Gesundheitszustand, nämlich die große Zahl von Cretinen (dermalen über 40) und das Sterblichkeitsverhältniß.[1] Außerdem ist die große Zahl Armer (es stehen 37[2] Personen im öffentlichen Almosen), welche ungeachtet günstiger Erwerbsverhältnisse sich hier finden, zu beklagen, und mögen überhaupt die Einwohner, welche entweder bloß vom täglichen Verdienst oder vom Almosen leben, die Hälfte ausmachen.

Von der Grundherrschaft werden Grund- und andere Gefälle im Betrag von ungefähr 670 fl. erhoben, auch ist außerdem, jedoch unbedeutend, noch das von crailsheimische Rentamt Hornberg gefällberechtigt. Von einigen Häusern und vielen Gütern wird Handlohn und Sterbfall entrichtet. Zur Ablösung kamen nach den Gesetzen von 1836 126 fl. steuerartige Gefälle und an Frohnen und Frohngeldern der Werth von 1034 fl. Der Zehente gehört, mit Ausnahme einer Kleinzehentberechtigung der Pfarrei auf einem bestimmten Distrikt, der Standesherrschaft.

Die Gemeinde (ausnahmsweise sind hier keine Gemeinderechte) besitzt an Vermögen 279 Morgen 21/2 Viertel Grundeigenthum in Wiesen, Waldungen, Ländern und Weidplätzen[3] und 1250 fl. Aktivausstände bei 3350 fl. Schulden. Die| Communkostensumlage beträgt 1400 fl. Es sind eine lateinische Schule mit 1 Lehrer, eine deutsche Schule mit 2 Lehrern, eine Industrieschule, eine Kleinkinderbewahr- und Lehr-Anstalt und eine Turnanstalt vorhanden.[4] Erwähnung verdient die Mineralien- und Vögel-Sammlung, die Sammlung von mancherlei interessanten Kunstgegenständen und Alterthümern, die Gewehrsammlung und die Sammlung römischer im Hohenlohe’schen gefundener Alterthümer (der Ausgrabungen Hanselmanns in Oehringen), so wie die, zur öffentlichen Benützung eingeräumte Bibliothek, welche sich sämmtlich im fürstlichen Schlosse finden. Für die Schulanstalten wird bei der hiesigen Stadtalmosenpflege ein Vermögen von ungefähr 4200 fl. verwaltet, und die Industrieschule besitzt ein von der Fürstin Adele, dem letzt verstorbenen Fürsten und der Prinzessin Ferdinande gestiftetes Vermögen von mehr als 800 fl.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts. Er ist seit einigen Jahren mit Einführung des Reihenbegräbnisses in Quartiere abgesondert und für Kinder und Erwachsene abgetheilt, mit einer offenen Capelle zu Haltung der Grabreden versehen und mittelst breiter Wege, die zu den Seiten durch Zierpflanzen begrenzt sind, in eine freundliche Form gebracht.

Die Stadt hat jährlich 4 Vieh- und Kram-Märkte und 1 Fohlenmarkt. Ihr Wappen besteht aus einem Kirchlein in alterthümlicher Form. Die Pfarrei umfaßt bloß den Ort Kirchberg und war auch nie von größerem Umfang. Sie besteht erst seit ungefähr 1577. Bis dahin war die St. Maria geweihte Kirche Tochterkirche von Lendsiedel, und der bei solcher als Caplan angestellte Geistliche dem Pfarrer von Lendsiedel, der überdieß die wichtigeren gottesdienstlichen Verrichtungen selbst hier besorgen mußte, unterworfen. Vor der Reformation war die Kirche dem Capitel Crailsheim, nachher aber der Superintendur Langenburg, dann von 1650 bis 1810 der in ersterem Jahr in Kirchberg bestellten Superintendur und endlich von 1810 bis 1829 dem Decanatamt Blaufelden unterworfen. Nun gehört sie zur Diöcese Langenburg. Die Pfründe für einen Caplan hat erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts ein Fritz von Kirchberg gestiftet. Der Sage nach stand jedoch schon vor 800 Jahren auf dem Berge hinter dem Schloß eine Kirche oder Capelle. 1398 kam mit dem Amt Kirchberg auch die Caplaneibestellung an die drei Reichsstädte Hall, Dinkelsbühl| und Rothenburg, von welchen 1540 die Bestandtheile der Pfründe eingezogen und eine feste Besoldung dafür verwilligt wurde. 1411 wurde erlaubt, an Festtagen feierlichen Gottesdienst auch in der hiesigen Capelle zu halten. 1459, als Adam von Kirchberg seine letzten Besitzungen hier vollends verkaufte, bedung er sich die Fortdauer des Kirchengebets für ihn und seine Voreltern. 1518 bewilligte Bischof Lorenz von Würzburg die Transferirung der Capelle, die sonach bis dahin hinter der Veste gestanden seyn mag.

Eine Schloßkirche soll übrigens zu Zeiten des Grafen Philipp Ernst von Langenburg, also zwischen 1610 und 1628, neu erbaut, und in die Stadtkirche 1545 eine Emporkirche, Predigtstuhl und Taufstein gemacht, auch diese Kirche reparirt worden seyn. 1562 kam mit Kirchberg auch die Kirche und der Kirchensatz wieder an Hohenlohe, von dem nun, weil die Mutterkirche theilweise einer andern Herrschaft angehörte, die hiesige Kirchenstelle um 1577 in eine Pfarrei verwandelt und später, 1710, von der Herrschaft dem ersten Geistlichen noch ein zweiter als Helfer, „Caplan“ genannt, beigeordnet wurde, der zugleich die Stelle eines lateinischen Lehrers zu versehen hatte, was noch der Fall ist.

Diese beiden Geistlichen und die Lehrer der deutschen Schule ernennt der Fürst, der auch die Baulast an Kirche, Pfarr- und Schul-Haus[5] trägt. Die Kirche, wie sie jezt steht, ist 1730 und 1731 erbaut und am 12. December 1731 eingeweiht worden. Der Thurm, einer der früheren Befestigungsthürme der Stadt, ist jedoch seiner Spitze beraubt. Man sagt, daß nachdem im vorigen Jahrhundert kurz nacheinander zweimal der Blitz in ihn geschlagen, die Wiederaufbauung der Spitze unterlassen worden seye. Die Reformation trat hier, veranlaßt durch die damalige Herrschaft der genannten drei Reichsstädte, schon 1534, also früher als in den übrigen hohenloheschen Pfarreien, ein. Eine Kirchenstiftung oder Gotteshauspflege ist nicht vorhanden, dagegen eine unter dem Namen Stadt-Almosenpflege von fürstlicher Domanialkanzlei verwaltete Armen- und Schul-Stiftung mit einem Vermögen von 25.945 fl. nach dem Stand von 1842/43.

Derjenige Theil von Kirchberg, welcher im Thal rechts der Jagst liegt, hieß ursprünglich Sulz, nach der auf dem Vorsprung gelegenen, jetzt abgegangenen Burg. Von der Zeit des Verkaufs dieses Dörfleins an mit Kirchberg an Hall, 1398, wo die Burg, davon getrennt, Hohenlohe vorbehalten wurde, mag dieser Theil zu der Stadt gerechnet worden seyn und so seinen besondern Namen verloren haben. Im Jahr 1373 erhielt Kraft von Hohenlohe| von Karl IV. die Erlaubniß, von seiner Burg Kirchberg, die Böhmen zu Lehen ging, eine Stadt zu erbauen und mit Pforten, Planken und Thüren zu versehen, auch einen Wochenmarkt zu halten und Stock und Galgen aufzurichten. Indeß erscheint bereits im Jahr 1365 Kirchberg urkundlich als neue Stadt. Zwar zeigt die Oberfläche keinerlei Spuren mehr von einer Burg, aber Grundstücke auf der Ostseite des Hügels gelegen, sind in einem alten Gültbuch „hinter der alten Burg“ beschrieben; der Hügel selbst wurde bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts Niederaltenberg genannt. Daß Kirchberg gut befestigt war, zeigen noch jezt die 40–50 Fuß hohe starken Mauern, die tiefen Gräben und Überreste von Vorwerken.

Über den Zeitpunkt des Übergangs des Orts von den Herren von Kirchberg an die von Hohenlohe fehlt Überlieferung; eine Verpfändung desselben von Seite Krafts von Hohenlohe an Raban von Kirchberg im Jahr 1366 beweist indeß, daß die Besitzstandsveränderung wenigstens damals schon erfolgt war. Wie lange dieser Pfandbesitz gedauert habe, ist nicht bekannt, doch schon 1384 finden wir Verpfändung und dann 1398 Verkauf an die 3 Reichsstädte Hall, Dinkelsbühl und Rothenburg, von welchen der Ort erst 1562 wieder an Hohenlohe zurückkam. Die Städte ließen Stadt und Amt durch einen Obervogt und einen Untervogt verwalten und hielten hier eine kleine Besatzung, welche sie abwechselnd lieferten. Den 15. December 1547 blieb hier K. Karl V. auf seiner Reise von Rothenburg nach Hall in dem noch stehenden alten Posthaus über Nacht. 1566 erhielt die Stadt ein kaiserliches Privilegium zu Abhaltung von drei Jahrmärkten. 1594 kamen von den vellbergischen Eigenthumserben die Gefällrechte von 2 gültbaren Gütern an Hans Philipp von Crailsheim.

Was die früheren obrigkeitlichen Verhältnisse des Orts anbelangt, so waren die ökonomischen und die der niederen Polizei angehörigen Angelegenheiten einem Burgermeister und Magistrat übertragen, während die Civiljustiz durch die Vögte, die Criminal-Justiz aber durch das hiesige Centgericht, das aus den Vorstehern sämmtlicher eingehörigen Orte gebildet war, administrirt wurde; diese Einrichtung fand sowohl unter der Regierung der Städte als unter den Grafen von Hohenlohe statt. Als zum Centbezirk gehörig sind beschrieben: Kirchberg, Gaggstatt, Lenkerstetten, Weckelweiler, Eichenau, Diemboth, Lendsiedel, Dörrmenz, Ruppertshofen, Herbolshausen, Groß- und Klein-Allmerspann, Ober- und Unter-Schmerach, Buch und Triensbach, welche Orte alle, wie wir hienach bei Lobenhausen finden werden, auch zu der dortigen Cent angesprochen worden waren. Diese| Thatsache berechtigt uns zu der Annahme, daß die Grafen von Lobenhausen und ihre Nachfolger bis zu dem Zeitpunkt, als im Jahr 1373 dem Kraft von Hohenlohe der Blutbann für die hiesige Burg und Zubehörden verliehen worden, hier die Landesherrschaft besessen, und daß die peinliche Gerichtsbarkeit auf die bemerkten Nebenorte von Seite der Städte und der Grafen von Hohenlohe nur nach und nach je mit Erwerbung der Grundherrschaft in solchen ausgedehnt worden seye; eine Annahme, die sich auch durch vorliegende zahlreiche Verhandlungen über diesen Gegenstand zwischen Ansbach, als der späteren Landesherrschaft von Lobenhausen, und Hohenlohe bestätigt findet.

Der Ort war von 1806 bis 1810 der Krone Bayern unterworfen, zunächst unter dem hiesigen fürstlichen Justizamt, dann aber unter den königlichen Behörden zu Gerabronn. Seit dem Jahre 1810 gehört er zu dem württembergischen Oberamt Gerabronn. Von 1811 bis 1815 war ein königliches Unteramt und bis 1826 eine Amtsschreiberei hier.

Der erste urkundlich vorkommende Herr von Kirchberg[6] ist Friedrich, im J. 1237 als gestorben erwähnt. Seinem Hause gehörten nicht nur Güter in der nächsten Umgebung; Angehörige seiner Familie waren auch noch in Gründelhardt, Kocherstetten, Eberbach, Neuenburg am Kocher, mitunter als hohenlohesche Dienst- und Lehens-Leute begütert. Ihre Haushaltung muß aber nicht die beste gewesen seyn, denn es finden sich von ihnen zwar viele Verkäufe, aber keine Erwerbungen aufgezeichnet. Was auf uns gekommen, ist Folgendes: 1237 verspricht Guta, Wittwe Friedrichs von Cherchberch für den von ihrem Mann dem Stift Onolzbach zugefügten Schaden Ersatz zu leisten. Den 3. April 1322 macht Ulrich von Kirchberg, Erzpriester an der Kathedral-Kirche in Würzburg zu dem Altar dieser Kirche zu St. Maria Magdalena eine Dotation. Derselbe kommt noch bis 1330 vor; 1318 erkauft Ulrich von Kirchberg von Heinrich, genannt von Hunevelt, dessen Hof zur Linden. 1366 war Raban von Kirchberg, wie wir schon oben gesehen, im Pfandbesitz von Kirchberg und auf dem Hof von Sulz. Streitigkeiten, die zwischen Hohenlohe und Raban in Betreff der an Hohenlohe übergegangenen Besitzungen in Kirchberg entstanden waren, wurden 1377 durch den Landgrafen Johannes von Leuchtenberg durch Vergleich beigelegt. In diesem Jahr verkauften Conrad von Kirchberg und| Catharine, seine Hausfrau, an Kraft und Götz von Hohenlohe das halbe Gericht, Kirchensatz, eigene Leute und Güter zu Gründelhardt und alle ihre Güter an der Speltach und an der Jagst und anderswo gelegen, für 3400 Pfd. Heller als freies Eigenthum. Bei einer Erbtheilung im Haus Hohenlohe fiel Kirchberg mit Thierberg, Bielried, Ilshofen, Hohnhardt, Crailsheim, Lobenhausen und Werdeck dem Ulrich von Hohenlohe aus dem Hause Langenburg zu. Dieser bewirkte 1397 die Befreiung Kirchbergs vom Lehensverband durch Überlassung von Langenburg und Sindringen als Mannslehen an die Krone Böhmen,[7] und nachdem dieß geschehen, verkaufte er 1398 Schloß und Amt zugleich mit Hohnhardt und Ilshofen an die Reichsstädte Hall, Rothenburg und Dünkelsbühl für 1800 Goldgülden. Was dazu gehörte, ist jedoch nicht angegeben, und wir können es daher bloß aus der Beschreibung bei dem späteren Rückkauf entnehmen. Von da an sollen die von Kirchberg ihren Sitz auf der Neuenburg oberhalb Gelbingen gehabt haben, welche Burg von Pfalzbayern zu Lehen gegangen sey. Weil sie nach Herzog Stephans Tode nicht gemuthet worden, sollen dessen Söhne, Stephan, Friedrich und Johann, sie als heimgefallenes Lehen eingezogen und den Grafen Gottfried von Hohenlohe damit belehnt haben. Hierüber seye nun zwischen ihm und dem vorherigen Inhaber Raban von Kirchberg eine Fehde entstanden, die 1377 dadurch beendigt worden, daß Raban auf seine Ansprüche an Kirchberg, und Hohenlohe auf die an Neuenburg verzichtet habe. Begütert waren sie jedoch auch später noch in dieser Gegend, denn 1399 empfing Cunz von Kirchberg von Graf Ulrich zu Hohenlohe nach dem Tode seiner Vettern Raban und Fritz, am Zehenten 1/2 zu Eberbach, 1/4 zu Onolzheim, 1/2 zu Nieder-Speltach und 1/3 zu Kocherstetten zu Lehen. 1404 verzichtete Adam von Kirchberg, Sohn des Conrad aus dessen Ehe mit Barbara Geier, auf seine Ansprüche an das Schloß Selteneck in demselben Jahr, in welchem dieses Schloß die Burggrafen von Nürnberg an die Reichsstadt Rothenburg verkauften. 1444 bei der Eroberung Ilshofens durch den Markgrafen Albrecht von Ansbach kam ein Adam und 1460 in den Fehden desselben Albrecht mit Bischof Johannes von Würzburg bei dem Städtchen Roth ein Conrad von Kirchberg um. Endlich 1459 ging das Letzte, was die Familie hier besessen hatte, nämlich Güter, Gült, Rechte und Gerechtigkeiten zu Gaggstatt, Weckelweiler, Helmshofen,| Lendsiedel und Kirchberg für 254 fl. rheinisch an die Reichsstädte Hall, Dinkelsbühl und Rothenburg durch Kauf über. Im Übrigen kommen sonst noch Glieder dieser Familie meist als Zeugen bei Rechtsgeschäften vor: 1265 Rabenow; 1267 Heinrich, Canonicus in Würzburg; 1314 Conrad, Domherr daselbst, und Leupold, Chorherr und Amtmann zu Feuchtwangen; 1345 Cunz; 1406 Anna, verehelicht an Friedrich von Gundelsheim, und endlich als der Letzte von Kirchberg, Adam, Amtmann in Feuchtwangen, auch Mitglied des Hofgerichts in Ansbach von 1434–1470. Als hohenlohesche Vasallen sind von dieser Familie aufgezeichnet: 1345 Conz, 1377 Raban, 1380 Fritz, 1399 Conz und 1440 und 1446 Adam.

Das Jahr 1562 brachte am Mittwoch nach Michaelis Kirchberg mit den umliegenden Orten Lendsiedel, Eichenau, Diemboth, Weckelweiler, Gaggstatt, Mistlau, Allmerspann, Dörrmenz, Herbolshausen, Niederwinden und Dünsbach mit aller hohen und niedern Obrigkeit wieder an Hohenlohe zurück. Graf Ludwig Casimir löste sie für 93.000 fl. ein, die Ämter Hohnhardt und Ilshofen blieben aber der Reichsstadt Hall.

Ehe wir aber auf die neuere Geschichte der Herrschaft Kirchberg übergehen, haben wir noch einige Zugehörungen, zunächst die Burg Sulz, zu betrachten. Von Gaggstatt her gegen Kirchberg ist die Hochebene durch eine tiefe Kluft gespalten, durch welche ein unbedeutender, doch nicht selten auch hoch angeschwollener und reißender Bach der Jagst zueilt. Da wo dieser Bach das Gebirg verläßt, trägt von den zwei Zungen, welche jene Kluft und das Jagstthal schufen, die linke östlich gelegene die Burg Hornberg, die rechts westlich gelegene die spärlichen Überbleibsel der Burg Sulz, die hier auf dem schönsten Punkt der belebten Landschaft stand und bis zu Ende des dreizehnten Jahrhunderts dem Rittergeschlecht aus dem Stamm der Familie von Nordenberg, das sich von dieser Burg schrieb, zur Wohnung diente, dann aber an Hohenlohe kam und von diesem später wieder andern Rittern und Vasallen zu Lehen gegeben wurde. Die Veste war auf der einzigen angreifbaren und einen schmalen Kamm bildenden Stelle durch doppelte Gräben geschützt. Hartwig de Sulze kommt im J. 1145 vor, Walterus de Sulce in einer Schönthaler Urkunde von 1157, Waltherus de Sulz commendator in Mergentheim in einer deutschorden’schen vom 21. September 1257. Im J. 1271 spricht Walter von Sulz von Castrum suum Sulze. 1357 verkauft Johann von Sulze an Conrad von Windesheim einen Acker in der Waldbotklingen zu Brettheim. 1360 verschreiben Heinrich von Sulz Wittwe und ihr Sohn Hug den| Klosterfrauen zu Bruderhartmannszell verschiedene Gülten zu Brettheim zu einem Seelgeräth für Conrad von Brettach (Brettheim), und 1379 verkauften Hug von Sulz und seine Schwester Burghin dem rothenburger Bürger Heinrich Strüm ihr Drittel des Burgstalls zu Brettheim etc. Zuvor schon 1375 hatte Hug und seine Mutter an die Gebrüder Kraft und Gottfried von Hohenlohe zwei Theile des großen und kleinen Zehenten in Diemboth und 1378 sein Gut, Gült, Dienst und Gefäll mit allen Rechten und Gewohnheiten zu Dienbunth für 60 Pfd. Heller verkauft. Im J. 1328 finden wir Hohenlohe im Besitz der Burg, ohne zu wissen, wie dieß zugegangen; denn in dem gedachten Jahr bekannten Heinrich, Hermann und Engelhard von Hornburg, daß sie „um so getanen Krieg Missehellunge und Ansprache, die wir heten gen dem Edlen Herren, Herrn Kraft von Hohenloch um Sulze, die Burg und waz dazu gehört, daz der Herr Markolf selige von Steten ime desmals versetzet und verkouft“ zufrieden gestellt seyen und auf ihre Forderungen verzichten.

Späterhin vorkommende Herren von Sulz sind: 1343 Hugo, Ritter, des Reichs Dienstmann; 1352 Hugo, Rector ecclesiae paroch. in Neunkirchen; 1357 Johann; 1374 Wilhelm und Hans. Der Letzte, welcher 1378 erscheint, ist Hugo, ob die Familie aber mit ihm aufhörte, ist nicht bekannt. Nach der Veräußerung von Sulz und nach dem Abgang der Burg Brettheim lebten sie als Bürger in Rothenburg.

Als Eingehörung der Burg beschreibt ein hohenlohesches Gültbuch von 1357: Gülten zu Weckelweiler von der Mühle in Eichenau, von Höfen und Gütern zu Sulz, namentlich darunter die Mühle, die Weidenhäuser Mühle (nicht mit jener bei Crailsheim zu verwechseln) etc., den halben Zehenten zu Hartrichshausen und an Hölzern die sehr bedeutenden Waldungen: Streitwald, Osanck, nun Ossig, Oberholz, Blödmer, Hagen, Hegelöhlein, Hagen bei Herbolshausen, und Buch bei Ilshofen u. s. w. Als Kraft III. von Hohenlohe 1367 seinen Söhnen Kraft und Gottfried die Herrschaft durch testamentarische Verfügung verschaffte, bestimmt er zugleich, „Sulz oder Stat Ulshoven“ zum Sitz der jüngeren Söhne mit 200 Pfd. Heller Einkünften, sobald solche das 14. Jahr vollendet haben würden, und als Ulrich von Hohenlohe 1399 das Amt Kirchberg verkaufte, waren den Kaufobjekten zwar auch die Eingehörungen von Sulz beigefügt, die Veste mit dem Berg, auf dem sie lag, dagegen dem Verkäufer vorbehalten, in dem, in den hienach vorkommenden Lehenbriefen bemerkten Umfang: „das Schloß Sulz und der Berg umb und umb mit der Halden bis in den Steinbach und von dannen hinaus bis an das äußere Lohe.“

| Das Nächste, was sich nun findet, ist eine Belehnung dieses Schlosses 1415 an Wilhelm Truchseß, genannt Greiner von Graf Albrecht zu rechtem Mannlehen und vom Nachfolger dieses Grafen, Kraft, von 1430, dann an Karl Truchseß, genannt Greiner von Graf Albrecht 1473, diese beidemal mit andern Gütern, ferner ohne solche 1478 an Gebrüder Martin und Georg, Truchsessen zu Baldersheim, ebenfalls von Graf Albrecht 1500 die Hälfte davon an Eberhard Geier und die andere Hälfte an Hans Georg von Absperg und Hans Zacharias von Gnotstadt, wobei bemerkt ist, es sey inzwischen in den Händen des Marx von Wolmershausen und des Wolf Gotsmann gewesen. Später, 1510, empfing Eberhard Geier noch die Hälfte von Graf Albrecht und kaufte 1512 Philipp Weiß von Feuerbach das Viertheil des Schlosses von Hans Georg von Absperg und Eberhard Geier. Dieser Eberhard Geier war noch Miteigenthümer, als nun bald darauf im Bauernkrieg Einwohner von Gaggstatt unter Zuthun von kirchberger Einwohnern am Abend des dritten Mai 1525 die Burg niederbrannten. Seither liegt der Berg öde und verlassen und wird als Schafweide benutzt, nur auf dem Gipfel zeigt ein kleines Gewölbstück hinter dem innern tiefen Graben die frühere Lage des Grundbaues. Die Halden des Bergs sind jetzt mit etwa tausend Obstbäumen bedeckt, aus deren Mitte die am Regierungs-Jubiläumsfest 1841 an der Westseite auf einer kleinen Ebene gepflanzte Königseiche hervorragt, welche die künftigen Bewohner des Thals an die Regierung Königs Wilhelm erinnern wird.

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Burg und abgegangener Ort Hohaltenberg. An einer ins Jagstthal vorspringenden Stelle des hohen Bergrückens, welcher diese Markung bildet, zeigt der felsigte Grund einen Einschnitt rückwärts der Spitze, welcher als Burggraben gedient haben könnte; dort soll der Sage nach die Burg der Herren von Berg gestanden haben, eine Familie von welcher jetzt noch Glieder unter dem Bauernstand der hiesigen Gegend leben, aber auch schon vor 300 Jahren als Gewerbsleute vorkamen. Übrigens sind weder sonstige Spuren, noch irgend schriftliche Nachrichten zur Bestätigung jener Vermuthung zu finden. Der Name Hohaltenberg beweist nichts, denn es kann auch der Name des abgegangenen Weilers dieser Markung den Namen gegeben haben. Daß aber hier vor Zeiten ein Ort mit Bauernhöfen stand, bezeugen die noch bestehenden, im Besitz von Einwohnern in Kirchberg und Lobenhausen befindlichen Gemeinderechte und ein Gemeindewald, den diese Gemeinderechtsbesitzer genießen. Als Platz, wo der Ort stand, ist der höchste Punkt an der Straße von Kirchberg nach Lobenhausen zu vermuthen, da dort bei Anlegung einer neuen Straße vor| einigen Jahren Brandstellen und Überreste von verschiedenen Geräthen gefunden wurden. Eine neuerlich aufgefundene Urkunde, in welcher der Burgfriedensbezirk von Hornberg beschrieben ist, ergibt auch wirklich, daß an jener Stelle, nämlich da, wo der Weg von Mistlau auf den zwischen Lobenhausen und Kirchberg einmündet, früher ein Ort „der Hof, der da heißet zu dem Berg“ gestanden hat. Im Gültbuch von 1577 ist der Ort oder vielmehr die Markung Eberhardsberg benannt und bemerkt, dieselbe sey zur Zeit, als Kirchberg den oftgenannten Reichsstädten gehörte, von dem Kloster Anhausen zu diesem Amt erworben worden. Sie kam also 1562 mit Kirchberg an Hohenlohe.

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Nachdem nun 1562, wie oben bemerkt, Hohenlohe wieder in den Besitz der Herrschaft Kirchberg gekommen, waren in den meisten der zugehörigen Orte noch viele andere Herren berechtigt und begütert. Das Meiste besaßen die Herren von Vellberg, deren, theils zu ihrer Veste Vellberg, theils zur Veste Leofels (die sie von 1468 bis zum Aussterben der Familie besessen hatten) gehörigen Besitzungen, so weit sie hohenlohe’sche Lehen waren, heim fielen, soweit sie dagegen Allodien waren, von den Eigenthumserben durch Hohenlohe erkauft wurden. Der erste Kauf erfolgte 1563 durch Graf Ludwig Casimir von Brigitte von Vellberg und ihren Gemahl Valentin von Berlichingen und umfaßte Gefälle (so weit sie nun noch hieher gehören), in den Orten Ruppertshofen, Dörrmenz, Lendsiedel, Hessenau, Liebesdorf, Steinach, Klein-Allmerspann und Seibotenberg; an Grundeigenthum: 3951/2 Morgen Wald in Steinloh, Oberloh, Bühl, Birkenlohe und zu Engelhofen, den Hof zu Hessenau, die Leihung des halben Theils beider Pfarreien zu Lendsiedel und Gaggstatt, auch Caplaneien zu Beimbach und Mistlau, den großen und kleinen Zehenten zu Nieder-Winden und Klein-Brettheim, 2/3 an solchem in Dörrmenz und den Bubenzehenten daselbst, den Zehenten von dem Höflein in Dünsbach und den halben Zehenten in Hessenau zusammen für 35.753 fl. Die zweite Erwerbung fiel in das Jahr 1615, in welchem Magdalena von Absperg an Graf Philipp Ernst für 17.971 fl. ihre Gefällrechte in Lendsiedel, Hessenau, Lobenhausen, Seibothenberg, Diemboth und Leofels, die Hälfte an dem Zehenten zu Hessenau und den dortigen Zehenten an der großen Birken, den Kirchweihschutz zu Lendsiedel, Gaggstatt und in Hessenau ihren Antheil, ein Viertel an dem Patronatrecht und am Kirchensatz und der Schulbestellung zu Lendsiedel und Gaggstatt mit den Caplaneien zu Beimbach, Mistlau und ein Holz im Bühl etc. verkaufte. Endlich wurden im Jahr 1616 von den Vormündern des Veit von Absberg ebenfalls an Philipp Ernst von| Hohenlohe verkauft: Güter in Ruppertshofen, sein Antheil am Kirchweihschutz zu Gaggstatt, Lendsiedel und Hessenau, ein Viertel am Patronatrecht und den Kirchensatz sammt der Schulbestallung zu Lendsiedel, und Gaggstatt, dann der große Zehente zu Hornberg, Mistlau und Klein-Allmerspann sowie die Hälfte des großen Zehenten zu Beimbach, auch mehrere Waldungen, zusammen für 42.000 fl. Außerdem wurden 1636 erworben von Hall: Gefällrechte zu Niederwinden, Seibotenberg, Hezelhof, Heroldhausen, Herbolshausen und Weckelweiler und ein Drittel des großen und kleinen Zehenten in Dörrmenz, welches Hall ebenfalls von den v. vellbergischen Erben an sich gebracht hatte. Auch wurde das, was im Amt von den Lehen heimgefallen war, bei deren Verkauf an Hall 1598 zurückbehalten. Die württembergischen Lehen endlich, das Schloß Leofels mit zugehörigen Gefällen in Leofels und die Zehenten zu Weckelweiler und Lenkerstetten erhielt Hohenlohe durch Belehnung 1592. Außer diesen Erwerbungen kamen noch da und dort kleine Ankäufe und Tausche vor, woraus sich die Herrschaft oder das Amt Kirchberg gestalteten. Vor 1797 hatten dazu auch noch Antheile an den Orten Tiefenbach, Rüddern, Bölgenthal, Triensbach, Buch, Ober- und Nieder-Winden, Roth, Rückershagen u. s. w. gehört, sie sind aber in jenem Jahr gegen Werdeck mit Waldungen und Antheilen an Lobenhausen, Lendsiedel, Diemboth, Sandelsbronn, Seibotenberg und Lenkerstetten an Preußen vertauscht worden. Diese Herrschaft gehört daher nicht zu den ursprünglichen Besitzungen des Hauses Hohenlohe.

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Was die Herren aus diesem Hause betrifft, denen sie unterworfen war, so wurde dieselbe, wie wir bereits gesehen, 1562 durch den Grafen Ludwig Casimir von Hohenlohe, der die ganze neuensteinische Hälfte des Fürstenthums besaß, erworben. Auf ihn folgten im Besitz von Kirchberg 1568 seine Söhne Albrecht, gestorben 1575, Friedrich, gestorben 1590, und endlich Wolfgang, zu Weikersheim gestorben 1610. Von diesen hatte keiner hier residirt, nachdem aber 1591 das Schloß auf dem Grund der alten Veste erbaut worden war, nahm um jene Zeit die Wittwe des Grafen Friedrich, Elisabethe, geborne Herzogin von Braunschweig, hier ihren Wohnsitz. Philipp Ernst, der Nachfolger Wolfgangs, besaß Kirchberg zu dem Stammstheil Langenburg. Seine Söhne Joachim Albrecht und Heinrich Friedrich regierten von 1628 bis 1671 den Nachlaß ihres Vaters gemeinschaftlich, von 1671 an aber gehörte Kirchberg dem Ersteren und nach dessen 1675 erfolgten Tode dem Zweiten an. Ersterer hatte hier residirt. Nach dem 1690 erfolgten Tode des Heinrich Friedrich theilten seine 2 Söhne dessen Besitzungen, und fiel davon| dem Friedrich Eberhard, geboren 1671, gestorben 1737, Kirchberg und dazu das Amt Döttingen etc. zu, was zur Folge hatte, daß er seine Residenz hier nahm und daß, weil seither der Zweig fortdauert, Kirchberg von da an auch Hauptort und Residenz der Grafschaft Hohenlohe-Neuenstein-Kirchberg, welche im Jahr 1764 zum Fürstenthum erhoben wurde, ist. Auf Friedrich Eberhard kam dessen Sohn Karl August, geboren 1707, gestorben 1767, dann 1767 der Sohn Christian Friedrich Karl zur Regierung, welchem 1819 dessen Sohn Georg Ludwig Moritz, und endlich nach dessen im December 1836 erfolgten Tod dessen Vater Bruders Sohn, Fürst Carl Friedrich Ludwig Heinrich, geb. den 2. November 1780 nachfolgte.

Die Behörden, mittelst deren das Fürstenthum bis zur Mediatisirung regiert wurde, waren eine Regierung, zugleich evangelisches Consistorium, und eine Rentkammer, unter welchen noch ein Amt in Kirchberg und eines in Döttingen und von 1650 an eine Superintendur in Kirchberg bestellt war. Beide Ämter des Fürstenthums waren dabei in einen sogenannten Contributionsverband vereinigt, mit denselben Einrichtungen, wie sie hienach bei Langenburg beschrieben sind. Zur Ortsobrigkeit waren (in Betreff Kirchbergs s. oben) überall bloß Schultheißen mit geringen Befugnissen bestellt. So ging das Amt Kirchberg im Jahr 1806 an Bayern und das Amt Döttingen an Württemberg, 1810 aber auch das Amt Kirchberg an Württemberg über.

Die Geschichte des fürstlichen Gesammthauses und dessen Verhältniß zum deutschen Reich und fränkischen Kreis ist in die Beschreibung des Oberamts Mergentheim zu verweisen. Hier ist daher nur noch zu bemerken, daß 1831 aus dem zuerst zwischen Langenburg und Kirchberg gemeinschaftlich verwalteten Erbe aus dem Nachlaß des Fürsten Ludwig Friedrich Karl zu Hohenlohe-Oehringen im Jahr 1805 das Amt Künzelsau und Hollenbach vom Amt Weikersheim zum hiesigen Fürstenthum fiel, bestehend aus den Orten Künzelsau, Amrichshausen, Büttelbronn, Garnberg, Ohrenbach, Steinbach (Antheil), Wolfsölden (Antheil), Hohebach, Hollenbach, Hermersberg (Antheil) und Berndshausen im Oberamt Künzelsau, Gaisbach, Eplinsweiler, Haag, Kemmeten, Neufels, Neureuth, Obernhof, Schnaihof, Unterhof, Weckhof, Oberamts Oehringen.

Besondere Merkwürdigkeiten sind: eine Mineralquelle in den Sulzwiesen, so wie sie in schlechter Fassung zu Tage kommt, dem Geschmack und äußeren Erscheinungen nach von geringem Salz-, Schwefel- und Eisen-Gehalt, der Fuß des Sophienbergs und der Steinbruch am warmen Stein als Fundgruben vieler Versteinerungen, namentlich der Seelilie, und der zwar auf Lendsiedler| Markung, doch nächst Kirchberg gelegene Sandbuck, ein mäßiger Hügel, als Fundort fossiler Knochen vorweltlicher Thiere (s. allgem. Theil).
  1. Eine frühere bis 1833 gehende Vergleichung ergab mehr Gestorbene als Geborne, der Durchschnitt von 1830/40 zeigt jedoch auf 1000 Einwohner, 35,3 Geborne und 34,5 Gestorbene. Die Zunahme der Bevölkerung kommt also von Einwanderungen her.
  2. An den jährlich von den Fürsten gewährten bedeutenden Holzunterstützungen und den fürstlichen Spenden in Theuerungsjahren nehmen bis zu 50 Personen Theil.
  3. Die Länder, 74 Morgen, sind als Bürgergaben ausgetheilt und von den Weideplätzen seit einigen Jahren 13 Morgen als Obstpflanzungen angelegt.
  4. Die Industrieschule verdankt ihr Daseyn und ihren sehr gedeihlichen Fortgang der Wittwe des Fürsten Georg Ludwig, Adele, und die Kleinkinder-Anstalt neben reichlichen Spenden des regierenden Fürsten, seiner Gemahlin der Fürstin Marie, die diese Anstalt mit seltenem Eifer pflegt.
  5. Für das Schulhaus ist sie übrigens nur in dem althergebrachten Umfang zugestanden; Frohnen sind zu den sämmtlichen Bauwesen anzusprechen.
  6. Vergl. über diese Familie Württembergische Jahrbücher, Jahrgang 1838 S. 335; über ihren Zusammenhang mit den Nordenberg, Selteneck, Hornberg und Sulz namentlich S. 342.
  7. Langenburg war würzburgisches Lehen und konnte daher nicht auf einen andern Herrn übertragen werden. Dieß wurde auch später nach einigem Streit von dem Kaiser anerkannt.
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