Beschreibung des Oberamts Heilbronn/Kapitel B 13

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Obereisesheim,
evangelisches Pfarrdorf III. Classe, mit 747 Einwohnern, worunter 1 Katholik, Filialist von Neckarsulm.

Obereisesheim liegt an der Westseite der Poststraße zwischen Heilbronn und Wimpfen an einer kleinen Anhöhe, welche an den Berg gränzt, auf welchem die vormalige Reichsstadt Wimpfen steht. Ein kleiner Bach durchfließt das Dorf, und setzt eine Öl- und Schneidmühle durch oberschlächtiges Rad in Bewegung.

Von der älteren Kirche mit Spitzbogenfenstern steht nur noch ein Theil, im Jahre 1601 wurde der größte Theil dieser Kirche im Renaissancestyl erneuert, der viereckige Kirchthurm wird noch aus dem 16. Jahrhundert sein. In der Sakristei ist eine Tafel mit den Namen der Pfarrer vom Jahre 1557 an. Sie waren bis 1700 zugleich auch die Pfarrer des nahen Untereisesheim.

Die Einwohner von Obereisesheim zeichnen sich durch Fleiß und Sparsamkeit aus. Sie leben vom Getreidebau und dem Anbau vom Mohn, Hanf, Zuckerrüben u. s. w., und von Viehzucht. Pferde sind selten. Bettler gibt es in Obereisesheim so wenig als in Horkheim.

Von Neckargartach her führte eine Römerstraße über Obereisesheim auf den Berg, wo jetzt Wimpfen steht. Oberhalb dem Kirchhof ist noch ein Überrest dieser Dammstraße zu sehen, welche jetzt Heuweg genannt wird.

| 1854 wurden die Fundamente eines römischen Wachhauses bei dieser Straße ausgegraben (mit römischen Ziegeln, welche Randleisten hatten). Da solche Wachhäuser bei uns im Mittelalter zu Kapellen eingerichtet worden sind, so geht die Sage, es sei hier ein Kloster gestanden.

Güter zu Isenheim, Isinesheim, in Isernesheimer Marca wurden nach dem Schenkungsbuch von Lorsch diesem Kloster schon in den Jahren 764 u. ff. bis 797 geschenkt, darunter in den Jahren 775, 779 und 793 Weinberge.

Es kann übrigens weder hier noch in den nächst folgenden Urkunden zwischen Ober- und Untereisesheim genau unterschieden werden.

Frühe hatte hiesigen Besitz das Stift Wimpfen, wenn gleich die Urkunde König Ludwigs vom 20. August 856 über den Immunitätsbezirk dieses Stiftes, in welcher auch villa Iseniszheim, Isinenszheim vorkommt (Württ. Urk.-Buch 2, 445), unterschoben ist, ferner das Hochstift Worms.

Letzteres ertauschte zwischen 950–976 von einem Grafen Burkhard hiesige Güter (eb. 1, 212); es überließ solche 1142 an den Grafen Boppo von Laufen zu Lehen, an Bligger von Steinach als Afterlehen (Schannat Episc. Worm. 2, 74).

Weltliche Hauptbesitzer waren die Herren von Weinsberg, zu deren Herrschaft Scheuerberg der Ort gehörte.

Wohl aus ihrem Besitz brachte das Kloster Lichtenstern bald nach seiner 1242 erfolgten Stiftung manches an sich und legte den Grund zu seiner Erwerbung des ganzen Dorfes.

Sonst veräußerten diese Herren Hiesiges 1335 an Churmainz (Würdtwein Nov. subs. 5, 114), behielten übrigens noch mehreres für sich oder zogen veräußertes wieder an sich, was aber zuletzt meist auch an das Kloster Lichtenstern gekommen ist.

Mitbesitzer waren die von Urbach, unter denen Bernhard und Konrad 1451 das halbe Dorf Obereisesheim an das ebengenannte Kloster verkauften.

Die Schirmherrschaft über Obereisesheim kam mit der über das Kloster selbst und mit Weinsberg 1450 an Churpfalz, 1504 von letzterem an Württemberg.

Hiesige Gefälle hatten einst die Grecken von Kochendorf (Reichsständ. Arch. Urk. 1, 63).

Von anderen Besitzern ist noch bekannt, daß das Kloster Laufen 1327 einen Hof für 58 fl. von Guta, Tochter Conrads von Helmstadt | und Gattin Hugos von Neidek erkauft hat, und 1359 von Hugo von Neidek, Canonicus zu Würzburg, einen Hof in Isensheim geschenkt erhielt, daß das Kloster Maulbronn einen solchen besaß, daß die Präsenz zu Heilbronn 1494 Güter in Obereisesheim erwarb und daß nach dem Heilbronner Rathsprotokoll vom 18. September 1593 Philips von Helmstadt damals in Obereisesheim begütert war.

Die Kirche war dem h. Mauritius geweiht; sie hatte einen Marienaltar. Das Kloster Lichtenstern hatte das Patronat, welches mit dem Kloster an Württemberg gelangte.

In den Jahren 1519–1534 war Ulrich aus Württemberg verdrängt. Nachdem er sein Herzogthum wieder erobert hatte, wurde das Kloster Lichtenstern aufgehoben und dessen Einkünfte, somit auch Obereisesheim, dem württembergischen Kirchengut einverleibt. Lichtenstern erhielt ein Kloster-Hofmeisteramt, später Oberamt, welchem Schultheiß, Gericht und Einwohnerschaft zu Obereisesheim untergeordnet waren, bis am 25. April 1807 das Oberamt Lichtenstern aufgehoben und Obereisesheim dem Oberamt Heilbronn zugetheilt wurde.

Das Ortswappen von Obereisesheim ist das des Klosters Lichtenstern, nämlich ein Stern, welcher 6 Spitzen hat. Noch sieht man es auch auf Marksteinen von den Jahren 1528, 1555 u. s. w.

1622 26. April wurde die Schlacht von Wimpfen auf den Markungen von Biberach und der beiden Eisesheim geliefert. Georg Friedr. Markgraf von Baden war am 25. April von Schweigern über Biberach auf dem Ackerfelde von Obereisesheim angekommen. General Tilly mit seinen Bayern übernachtete im Obereisesheimer Wald. Der Markgraf war schon sehr im Vortheil und hätte gesiegt, wenn nicht unerwartet Don Corduba mit 22 Cornets Reitern aus Spanien angesprengt und ein badischer Pulverwagen sich entzündet und Tod und Verwirrung unter die Markgräflichen gebracht hätte. Auf dem Obereisesheimer Felde starben der 27jährige Prinz Magnus von Württemberg (Bruder des regierenden Herzogs), Graf Joh. Wolfg. von Löwenstein, Gg. Phil. v. Helmstatt, Fried. und Jacob von Weiler, Joh. Phil. Schertel von Burtenbach, Phil. Reinh. von Hornberg, Wolfg. Christof von Lichtenstein, Hans Jacob von Gültlingen und noch viele andere den Heldentod.

Noch befinden sich 3 große Kugeln aus dem rothen Sandstein des Schwarzwaldes in der Mauer des Kirchhofs eingemauert, mit 1622 bezeichnet, und im Dornetwalde wurden noch 1854 eine | Lanzenspitze, eine Büchse mit Nürnberger Scheibenschloß und Schwefelkies und andere Waffenreste gefunden.

1635 hausten die Kaiserlichen auch in Obereisesheim schrecklich, die meisten Einwohner wurden von Pest und Hunger hingerafft oder entflohen. Der Pfarrer flüchtete nach Weinsberg, so daß von 1636 bis 1639 keiner mehr im Orte war. Lichtenstern hatte den Pfarrer einzusetzen.

1645 brannten Franzosen das Pfarrhaus und andere Gebäude ab.

Württemberg vereinigte die Besitzungen der Klöster zu Lichtenstern und Laufen, 1805 auch die der Heilbronner Deutschordens-Commende.

Vom kleinen Zehnten bezog Lichtenstern 1/3, der Pfarrer 1/3, die von Neidek, nachher die Familie von Rühle zu Heilbronn 1/3. 1726 starb diese Familie mit dem Bürgermeister D. Joh. Esaias von Rühle aus. Seine einzige Tochter war die Gattin eines von Frederking, von dem das Zehntantheil an die Familie von Todenwarth zu Steinfeld in Sachsen kam. Dieser Todenwarthsche Antheil war württembergisches, früher hessisches Mannlehen.

Bis zur Ablösung bezogen den Heuzehnten die genannten Decimatoren des kleinen Zehntens, vom großen Fruchtzehnten Württemberg 2/3, von Todenwarth 1/3; aus 4 Morgen der Schulmeister zu Neckargartach, vom Meßner- und Darmuthdistrict der Staat 1/2, der Pfarrer 1/2, aus einzelnen Morgen der Ortsmeßner.

Ein Theil der Güter war dreitheilig, so daß 1/3 des Ertrags und die Zehnten der Stadtpfarrer zu Neckarsulm und der Meßner des Stifts in Wimpfen im Thal zu beziehen hatte.

Nach dem Lagerbuche waren folgende Gülthöfe in Obereisesheim: der Beistel-, Brühl-, Deutsche-, Drittel-, Groß-, große Präsenz-, große Wormser-, Kochendorfer- Kreken-, klein Präsenz-, klein Wormser-, Lange-, Laufener-, Neufer-, Nikel-, Pflaumer-, Spital-, Spatzen-, Steiner-, Stiegel- und der Wittum-Hof.


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