Beschreibung des Oberamts Kirchheim/Kapitel B 16

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16. Gemeinde Ohmden,

evangl. Pfarrdorf mit 713 Einwohnern, in alten Zeiten auch Amden und Amten und Aumten, östlich 11/2 Stunden von Kirchheim, liegt in der Kirchheimer Thalebene, an der nach Boll führenden Straße, theils im Thale, theils auf der Höhe, und gewährt eine herrliche Ansicht der Alpgebirge. Im Jahre 1824–1825 wurde mit einem Aufwand von 3000 fl. der steile Stich am Orte abgehoben und eine gute neue Straße bis an die Zeller Markung angelegt. Er ist dem Kameralbezirk Kirchheim zugetheilt und in der III. Klasse. Der große Zehente, seit 1839 durch einjährige Verleihung erhoben, gehört mit Ausnahme eines kleinen Theiles, welcher dem Armenkasten Holzmaden zusteht, von der Kellerei, St. Peter, Adelberg und der geistlichen Verwaltung her, dem Staate. Demselben hat die Gemeinde 1838 den Heuzehenten abgekauft. Den kleinen Zehenten genießen die Pfarreien Ohmden und Weilheim. Seit 1818 wurden an grundherrlichen und Jagd-Gefällen für 4095 fl. 15 kr., worunter alle Laudemien, dem Staate abgekauft. Die weiteren Gefällberechtigten s. in der Übersicht.

Ohmden zählt 113 Haupt- und 37 Neben-Gebäude, worunter ein Gemeinde-Back- und Wasch-Haus. Die fast mitten im Dorfe stehende gut gebaute Kirche wurde 1681–1683 ganz neu erbaut und die alte, die „niederfällig“ gewesen, abgebrochen. Da die Baulast der Gemeinde obliegt, und ihr die Kosten von 2000 fl. zu schwer fielen, so wurde ihr, neben einem Beitrage von beiden Kammern, ein Patent zu Einsammlung einer Beisteuer ertheilt. Im Chor hängen | 4 alte Ölgemälde auf Holz, welche aus Albrecht Dürers Zeit stammen sollen. Das Pfarrhaus hat der Staat zu erhalten. Die Einwohner, worunter Nachkommen von angesiedelten Schweden (oben S. 44), sind fleißig und sparsam, und erfreuen sich eines mittleren Wohlstandes. Die Lage ist gesund und der Boden ziemlich fruchtbar an den gewöhnlichen Felderzeugnissen der Gegend. Wein wird nicht gebaut. Außer dem Feldbau nähren sie sich durch ein kleines Gewerbe mit Butter und Schmalz, die zum Theil in größeren Quantitäten verführt werden. Auch der Viehhandel ist lebhaft. Käserei. Die Schieferplatten gewähren einen schönen Ertrag. Die Stallfütterung ist schon seit längerer Zeit bis auf die Herbstweide auf den Wiesen eingeführt. Ein Morgen Ackers kostet 75–325 fl., Wiesen 100–350 fl., Gärten und Länder 150–375 fl. Unter den Gewerben sind zu bemerken:

4 Baumwollen- und 10 Leine-Weber mit etwa 25 Webstühlen, 15 Schäfer und 18 Kleinhändler; auch ist eine Schildwirthschaft im Orte. – Im Jahre 1838–1839 waren bei der Gemeindepflege die Einnahmen 3405 fl. 35 kr. und die Ausgaben 2638 fl. 45 kr.

Die Pfarrei hat keine Filiale; das Patronatrecht steht dem Staate zu. An der Schule, welche im Rathhaus untergebracht ist, stehen 1 Schulmeister und 1 Provisor; auch ist eine Industrieschule vorhanden.

Ohmden soll nur allmählig aus einzelnen Höfen und Hofgütern zu einem ganzen Ortsverband erwachsen seyn. Der Gemeindeverband kam indeß frühzeitig zu Stande, denn eine Urkunde von 1328 spricht nicht nur schon von „des Dorfes Gemärk zu Aumden,“ sondern auch von „den Richtern“ daselbst. Der Ort gehörte ursprünglich zu Teck, scheint aber dann mit Kirchheim theilweise an Österreich gekommen zu seyn. Nach Sattler wäre er zwar mit Owen an Württemberg gekommen, wahrscheinlicher aber ist es, daß der österreich’sche Antheil schon 1323 erworben worden ist. Württemberg verpfändete ihn 1466 an Wilhelm von Zillenhart, löste ihn aber schon 1470 wieder aus. Die Vogtei war zwischen Teck und Österreich getheilt und die Grundherrschaft in mehreren Händen.

| »Hermannus dei gratia dux de Teck« übergibt 1289 »jus advocatiae bonorum apud Heiningen et Ameden sita, quae Heinricus quondam minister de Bissingen et filii sui« mit seiner, des Herzogs, Zustimmung dem Kl. Kirchheim verkauft haben, ebendahin. H. Friedrich v. Teck übergibt 1383 dem Kl. Adelberg die Vogtei über Güter, die Einige »apud Hainingen et apud Ameden sita« dem Kloster verkauft haben. Daß ein Theil der Vogtei 1314 von Österreich an Mannsberg gelangte, haben wir bei Bissingen gesehen. Frühe war auch das Kl. St. Peter hier begütert. Dasselbe verkauft 1422 den Pflegern unserer l. Frau zu Dachenhausen viele Güter zu „Ambden“ um 900 Pfd. Hl. Hans Rüß verkauft 1436 dem Capitel Kirchheim sein Lehen, das eines Theils an Ulrich von Westerstetten Garten stoßt.

Was aus dem adeligen Geschlechte, welches sich von dem Orte nannte und 1291–1294 mit Eberhardus dictus de Amdun auftritt, der in Verbindung mit Bernold von Filseck vorkommt, geworden ist, wissen wir nicht anzugeben. Wir werden bei Weilheim finden, daß sie da einen Sitz hatten.

Die pfarrlichen Rechte hatten wohl Anfangs theils Kirchheim und theils St. Peter und St. Calixt zu Weilheim auszuüben; wie denn auch der Widumhof dahier, welcher schon 1564 in 2 Händen als Erblehen sich befand, zwar der Pfarrei Kirchheim gehört, jedoch alle Zehenten theils St. Peter und theils Adelberg zu reichen hatte. Aber schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts war der Ort ausschließlich nach Kirchheim eingepfarrt. Das Hofgericht entschied 1479, daß „hinfüro die armen Leute zu Ohmden dem Kirchherrn zu Kirchheim reichen sollen den Zehent vom Hew vnd Ombd vnd den kleinen Zehenten vnd von jedem Kalb 4 Heller, von jedem Kitzin vnd Schäflin 2 Heller vnd von jedem Füllen 1 Schilling.“ Von den Setzlingen und von ihren Hölzern dürfen sie ihm keine Zehenten geben, aber „von den Cappeshöptern“ (Krauthäuptlen). Er soll Fleiß anwenden, daß sie an Sonntagen und bannen (gebannten) Feiertagen in ihrer Kirche zu Ohmden bleiben dürfen. Sofort vereinigte sich 1484 Kirchherr Vergenhans mit der Gemeinde dahin, daß jener vom Bischof erlangen soll, „daß ein Kirchhof vmb die Capelle zu Ohmden gemacht vnd geweiht werd“ und die Taufe und | alle Sacramente in derselben seyn und bleiben sollen. Er soll einen Priester („Helfer“) setzen und nach Gefallen entsetzen, und der Ort von der Mutterkirche entbunden seyn. Des Pfarrers Besoldung wurde zum Theil aus Mitteln der Gemeinde und zum Theil aus den Gefällen der Capelle und der Heiligen Cosmus und Damian geschöpft; der Kirchherr räumte ihm die Stolgebühren, die Jahrzeiten und die Hälfte aller Opfer ein. Die bischöfliche Bestättigung erfolgte am 21. Febr. 1484. Der Kirchherr von Kirchheim hatte lagerbüchlich noch 1560 das Nominationsrecht auf die Pfarrei (s. auch Kirchheim).

Der reichen Liasschiefergruben, die auch viele Versteinerungen enthalten, und der Kalksteine ist oben S. 33 u. f. Erwähnung geschehen.

Auf der Markung hat der abgegangene Ort „Pippendorf“ gestanden; die Stelle wird noch jetzt durch die „Pippendorfswiesen“ bezeichnet. Der Wiesen „im Brüel zu Bippendorf“ gedenkt die vorgedachte Urk. von 1484. – Ums J. 1110 schenkt Walther v. Weilheim dem Kl. St. Peter »mansum unum apud Pipindorf.« (Rotulus S. Petr.)


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