Beschreibung des Oberamts Kirchheim/Kapitel B 17

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17. Gemeinde Owen,

ein Städtchen mit 1816 evangl. und 1 kath. ortsangehörigen und (1840) 1629 ortsanwesenden Einwohnern, gehört in die II. Klasse der Gemeinden. Der Name wird gewöhnlich Auen ausgesprochen und rührt ohne Zweifel auch von Aue her.[1] Owen liegt südlich 11/2 Stunde von Kirchheim. Die Höhe über der Meeresfläche s. oben S. 26. Die Lage, wie in einer romantischen Aue, am Fuße der Teck und des sogenannten Owener Steigs, ist heiter und gesund. Hier ist der Eingang in das Lenninger Thal, von welchem die Lauter herabkommt, die den Ort durchfließt. Durch denselben führt die Landstraße von Kirchheim nach Ulm. Die Gegend trägt einen malerisch schönen, sowohl durch die Teck und die Lauter, als auch durch die herrlichen Felsparthien und durch die Weinberge und Obstwälder gehobenen, Charakter. Owen ist zum Kameralamte Kirchheim eingetheilt und der Sitz eines Amtsnotars.

| Den großen, den Heu- und den Wein-Zehenten bezieht der Staat; den kleinen aber, mit Ausnahme eines unbedeutenden gleichfalls dem Staate zustehenden Theiles, die Pfarrei. Die 3 letzteren Zehentrechte gingen von der geistlichen Verwaltung über; der große Zehente wurde theils mit Owen erworben, theils rührt er gleichfalls von der geistlichen Verwaltung her. Das Jagdrecht steht dem Staate, das Fischrecht von Kirchheim bis Unterlenningen Privaten zu. Von 1818 bis 1840 hat die Gemeinde für 7478 fl. 34 kr. grundherrliche und Jagd-Rechte, namentlich alle Laudemien und die Jagdfrohnen, vom Staate abgekauft. Außer diesem beziehen noch einige Körperschaften Grundgefälle. S. ob. S. 87.

Das Aussehen des Orts selbst ist nicht städtisch. Er ist schlecht und unregelmäßig gebaut und hat meist enge Gassen. Das alte Städtchen liegt höher und ist mit einem Graben umgeben, das neue, die Vorstadt, ganz in dem nach Brucken führenden Thale. Der Umfang muß früher größer gewesen seyn, wie aus noch vorhandenen Überresten der am Fuße der Teck hinauf sich erstreckenden, noch nicht ganz abgebrochenen, Stadtmauer zu ersehen ist. Das letzte der vorhanden gewesenen 3 Thore, durch welches hochbeladene Wägen nicht fahren konnten, ist 1838 abgebrochen und zugleich der gefährliche Stich abgehoben worden.

Die Anzahl sämmtlicher Gebäude beläuft sich auf 321, worunter 1 Kirche, 1 Rathhaus, 1 Schulhaus, 2 Keltern, 2 Ziegelhütten und 4 Gebäude zu andern öffentlichen Zwecken, zusammen 278 Haupt- und 43 Neben-Gebäude. Der Staat besitzt 5 Haupt- und 5 Neben-Gebäude. Von öffentlichen Gebäuden verdienen Erwähnung:

1) Die Marienkirche in der Vorstadt, im Thale gelegen. Sie ist 121′ lang und 65′ breit, hat 1 stark gebauten Thurm mit 3 Glocken, ist hoch, geräumig und wohl erhalten, und ruht mit ihrem Gewölbe im Innern auf 6 Säulen. Auf der äußern Westseite ist das Bild der Jungfrau Maria in Stein ausgehauen angebracht, mehrere Grabsteine der Schilling, Späth, Liebenstein und Biedenfeld reihen | sich demselben an. Das Äußere der Kirche verräth ein hohes Alter; die Sage aber, daß sie ein römischer Tempel gewesen seyn soll, wird durch Nichts unterstützt. Aus einer an einem Steine der Emporkirche eingehauenen Jahreszahl will auf ein wenigstens 1000jähriges Alter geschlossen werden. Die schöne Kanzel wurde im Jahre 1566 errichtet, der Chor, in welchem noch Spuren von Glasmalerei zu treffen sind, und welcher der ersten Kirche angehört haben mag, dürfte obiges Alter haben. Hier steht das Grab einer Frau von Schilling und ihrer Kinder in erhabener Steinarbeit und ist ein auf Holz gemaltes altes Altarblatt aufgehängt, die Herabnahme Christi vom Kreuz vorstellend, welches Kenner für werthvoll erachten. Von geschichtlichem Werthe sind mehrere teck’sche Wappen und Schilder und 2 auf Holz gemalte Abbildungen der ehemaligen Burg Teck. Eine 61/2′ hohe Stammtafel des teck’schen Hauses, die einige Jahrhunderte hindurch im Chore aufgehängt war, liegt nun auf der Bühne des Rathhauses.

Im Glockenthurme befindet sich das Archiv, in welchem jedoch vergeblich nach historischen Schätzen gesucht wird. Die Baulast der Kirche liegt der Stadt ob. Unter dem Chore befand sich auch die Familiengruft der Herzoge von Teck. Der Sage nach soll sie ursprünglich unter einer St. Jakobscapelle gestanden haben, vielleicht unter dem jetzigen Chore; 13 Herzoge von Teck sollen hier ruhen. Nach einer Inschrift ließ Herzog Ludwig von Württemberg im Jahre 1579 die Gruft öffnen, „wobei nit geringe Wahrzeichen gefunden wurden“, nämlich 4 Schädel und 1 Schwert. Ein Stein am Boden hat die Inschrift: „sub hoc saxo illustrissimorum Allemannorum ducum et principum de Tek ossa recundita sunt et sepulta.

2) Die Zehentscheune, vormals die Kirche zu St. Peter, befindet sich in der alten Stadt am Markte. Sie soll 1332 durch Opfer-Sammlungen erbaut worden seyn. Einer St. Peterscapelle wird bereits 1348 gedacht. Im Innern sind noch einige fast ganz verlöschte Freskomalereien wahrzunehmen; auch sollen hier einige Mitglieder des tek’schen | Hauses begraben seyn. Weitere Merkwürdigkeiten bietet das massive Gebäude nicht dar.

3) Das Stadtpfarrgebäude hinter der Stadtkirche, mit einem von Mauern umgebenen 31/2 Morgen großen Garten. Das Gebäude diente bis nach der Reformation den Klosterfrauen zur Wohnung; nachmals wurde es an Hans Sigmund von Remchingen verkauft, dessen Wittwe es noch 1610 besaß. Dasselbe scheint im 30jährigen Kriege zerstört worden zu seyn; die Klosterkirche aber wurde den Schilling abgetreten, welche zuvor im hiesigen Schlosse gewohnt hatten, und im Jahre 1646 zur Wohnung eingerichtet. Das nun sogenannte Schloß kam in der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch Heirath an die von Liebenstein und später an den Generallieutenant von Biedenfeld. Seine Erben verkauften es an den Kirchenrath, welcher ihm seine jetzige Bestimmung gab.

4) Das Rathhaus. Auf dem Platze, einer Anhöhe an der Stadtmauer, stand einst ein Schloß, wo die Herzoge von Teck häufig residirt haben sollen. Die Herzoge Simon und Conrad stellten hier 1300 und die Herzoge Conrad und Ludwig 1218 Urkunden aus. Das Schloß kam mit der Stadt an Württemberg, welches es 1489 an Dietrich Späth von Sulzburg verkaufte, von dem es an die Familie Schilling kam. Hansjörg Schilling von Cannstatt besaß 1610 diese Burg, damals zu 3500 fl. angeschlagen. Sie wurde im 30jährigen Kriege von den Schweden verbrannt, worauf den Schilling die Klosterkirche eingeräumt wurde. Im Jahre 1837 wurde dieser Platz von der Gemeinde erkauft und auf demselben das schöne Rathhaus erbaut, in dessen Saale nun das Bildniß Königs Wilhelm, ein Geschenk von ihm selbst, aufgehängt ist. Das alte Rathhaus, welches sofort abgebrochen wurde, stand bei dem letztabgebrochenen Thore.

Hauptnahrungsquelle ist die Landwirthschaft, worauf auch die Stadt von jeher hingewiesen gewesen zu seyn scheint, da sie frühzeitig auf den Anbau von Allmanden bedacht war. Schon im Jahre 1511 wurde die Allmand, | Unterau genannt, und 1587 die Oberau unter die Bürgerschaft vertheilt. Gleichwohl ist die Ortsmarkung zu klein für die fortwährend steigende Anzahl der Einwohner. Eine Ackerbauordnung mit besondern Einungen, wonach Niemand seinen Dünger an Ausgesessene verkaufen darf, war schon 1570 vorhanden. Sommergerste, etwas Hopfen, Welschkorn, vortreffliche Kartoffeln, Obst, vortreffliche Kirschen und Wein werden hauptsächlich gebaut. Owen hat die meisten Weinberge; der Wein ist der vorzüglichste des Bezirkes. Der Bau ist sehr fleißig und die Rebsorten sind gut. Der Verkaufspreis der Güter ist im Durchschnitt 380 fl. vom Morgen. Das Areal und die Kulturarten sind aus der Tabelle zu ersehen. Die Stallfütterung ist auf die Hälfte des Tages bestimmt; die 468 Morgen Stoppelweiden werden für Rindvieh und Schafe benützt. Die Rindviehzucht ist verhältnißmäßig gering. Der Wiesenbau ist von Bedeutung. Wegen der Wässerung der zwischen Owen und Dettingen gelegenen Wiesen schlossen diese Gemeinden schon 1427 eine Ordnung ab, worüber besondere Pfleger zu wachen hatten. Eine eigene Vieh- und Roß-Weidordnung gab der Magistrat um die Mitte des 16. Jahrhunderts.[2]

An Gewerben waren im Jahre 1835 vorhanden:

Barbierer 1, Brenner 7, Brodbäcker 9, Färber 1, Glaser 5, Hafner 3, Hufschmiede 5, Kübler 1, Küfer 5, Kupferschmiede 1, Leineweber 10, Maurer 4, Mezger 6, Nagelschmiede 3, Rothgerber 3, Sailer 2, Schneider 14, Schuhmacher 13, Sattler 2, Säckler 1, Schäfer 5, Schlosser 3, Schreiner 5, Saifensieder 1, Strumpfweber 1, Wagner 2, Ziegler 1, Zimmerleute 5; zusammen 119 mit einem Steueransatz von 200 fl. 54 kr. Lehrlinge und Gehülfen 20. An Wasserwerken sind vorhanden: 4 Mahlmühlen, 1 Säg M., 1 Öl- und Gyps M., 1 Lohmühle und 1 Schleif M., mit 84 fl. 54 kr. Steueransatz. Sodann 4 Schildwirthschaften, 11 Weinwirthschaften und 3 Branntweinbrenner, Steueransatz 49 fl. 12 kr. Ferner 2 Ziegelhütten.

| Auf die Gemeinde-Bleiche werden jährlich 700 Stücke Leinwand gebracht. Den Handel betreiben 2 Spezereihandlungen und 47 Kleinhändler. Das große Kirschen-Erzeugniß führen die Producenten selbst nach Ulm und in das Bayrische. Von großem Belang ist auch die Fabrikation des Kirschengeistes und der sogenanten gerollten Gerste (Ulmergerste), welche letztere sowohl in das Inland, als nach Bayern, Baden und die Schweiz verführt wird. Auch mit Welschkorn, Blumen, Kirschengeist und Zwetschgenbranntwein wird ein lebhafter Handel getrieben, welchem Manche ihren Wohlstand zu danken haben.

Das Gemeindewesen ist in Ordnung. Die Vermögens-Verhältnisse sind aus der Tabelle zu ersehen. Das Areal der Stadtwaldungen beträgt nur 1581/8 Morgen. Im Jahr 1838–1839 betrugen die Einnahmen 2452 fl. 44 kr., die Ausgaben 2560 fl. 34 kr. Eine Gemeindeumlage ist in der Regel nicht erforderlich. Das Wappen ist ein schwarzes O in weißem Felde; so findet es sich schon im Jahr 1456.

An der Kirche stehen 1 Stadtpfarrer und 1 Diaconus. Filial ist Brucken. Das Patronatrecht hat der Staat mit der Stadt erworben.

Von dem Frauen-Kloster, das ein Herzog Ludwig von Teck gestiftet, ist Weniges bekannt. Eine Kundschaft von 1452 sagt: „von St. Johannes Altar in vnser Frawen-Gottzhus, ze Owen“ der Caplan desselben soll „wenn die Herrschafft da gegenwärtig ist, ir wartent sin mit der Meß, vnd welcher Pfaff Frühmesser ist zu St. Peter ze Owen, der soll auch alle Tagziten helfen singen vnd lesen in dem obengenannten vnser Frawen-Gottzhus.“ – Einer „Meisterin der Klause ze Owen“ wird 1460 gedacht. (Sattler II. Beil. 123.) Graf Eberhard verlegte 1495 das Kloster St. Ursula zu Tübingen, Augustiner-Ordens „in das new vffgerichte Gottshaus St. Peter in der Vorstadt zu Owen;“ es befand sich unter den Nonnen, wie Gabelkover noch ferner bemerkt, auch „Catharine Wirtenbergerin.“ Am 16. Mai 1495 | ertheilte der Papst 100 Tage Ablaß Allen, die zu Errichtung und Ausstattung des Klosters, welches nach der Bulle »de novo« erbaut wurde, beitragen würden; und noch in demselben Jahre wurde ihm die Pfründe St. Peter einverleibt. Sofort scheint auch das frühere Kloster mit dem neuen vereinigt worden zu seyn. Vielleicht war jenes zuvor in der Nähe der St. Peterskirche untergebracht. Nach handschriftlichen Notizen Gabelkovers war noch ums Jahr 1620 im Chor der Klosterkirche (siehe oben) ein Wandgemälde zu sehen, welches die Stiftung des ersten Klosters darstellte. Herzog Ludwig von Teck lag hier vor Gott auf den Knieen, hinter ihm St. Peter und hinter diesem 4 Söhne Ludwigs; auf der andern Seite seine Gemahlin mit 3 Töchtern und die heil. Maria. In einem Fenster unter der Schneckentreppe war das Bild eines Herzogs von Teck, mit einem blauen Mantel bekleidet, angebracht. Hieraus kann geschlossen werden, daß das Kloster mindestens 1282 gestiftet worden ist. Die Aufhebung desselben scheint bald nach der Reformation geschehen zu seyn. Im Jahr 1567 war nur noch die Priorin, Catharine Schertel, vorhanden, welche in dem Kloster-Gebäude, das damals 4 Stuben und 17 Zellen hatte, bis zu ihrem Tode bleiben durfte. Das Kloster hatte keine Gebietsorte.

An der Schule stehen 1 Schulmeister und 2 unabhängige Provisoren. Der erstere führt den Titel Präzeptor, da er in älteren Zeiten auch in der lateinischen Sprache Unterricht ertheilte. Bis 1577 wurde die Schule und die Stadtschreiberei durch Eine Person versehen. Im Jahr 1620 wurde ein Theologe auf die Präzeptorsstelle berufen. Die Industrieschule, die erste im Bezirke, hat I. H. die Frau Herzogin Henriette gegründet.

Die Stadt hat das Recht zu 3 Vieh- und Krammärkten. Das Säubad s. hienach. Schon 1465 war eine Badstube in der Vorstadt. Nachdem dieselbe zu einer Bierbrauerei eingerichtet worden, wurde noch 1677 einem Chirurgen „ein Bad- und Schröpf-Stüblin“ zu errichten gestattet.

| Der Ursprung von Owen soll im hohen Alterthum zu suchen seyn. Aus einer im Jahr 1832 hier entdeckten Wasserleitung, (s. oben S. 109) will man schließen, daß der Ort einer römischen Colonie sein Daseyn zu danken habe. Eben so wenig läßt sich die, obgleich wahrscheinlichere, Sage, daß Owen von einem Herzoge von Zähringen erbaut worden sey, beurkunden. Der mehrerwähnte Bericht vom Jahr 1535 behauptet, der Ort sey älter als Kirchheim und in frühern Zeiten mit besondern Freiheiten begabt gewesen, so, daß Kirchheim und alle Amtsorte Gewicht, Maaß, Meß und Eiche hier haben holen müssen. Im Jahr 1385 aber sey die Stadt verbrannt, und weil die Bürger zum alsbaldigen Wiederaufbau zu arm gewesen, seyen diese Rechte auf Kirchheim übergegangen. – So weit die Sage. – Nach einer, übrigens nicht mehr vorhandenen, Urkunde besaß schon im 9. Jahrhundert das Stift Kronweissenburg am Rhein zu Owen (ad Owam) einen Hof, Wiesen, 2 Kirchen und den Zehenten, sowie Güter zu Bietigheim, Hemmingen u. s. w. Die Hohheit war aber wohl stets mit Teck verbunden. Bei der Stiftung des Klosters Weilheim im Jahr 1085 schenkten Berthold und Gebhard demselben auch Güter zu Owa. Ummauert war das Städtchen schon im 13. Jahrhundert; im Jahr 1276 spricht eine Urkunde von einem Weinberge »sita juxta fossatum apud Owen, versus ecclesiam Die Herzoge von Teck hatten, wie wir sahen, hier nicht nur ein Schloß, sondern auch ihr Begräbniß. Auch sollen sie hier eine Münzstätte gehabt haben. Von der Verpfändung im Jahr 1323 war schon bei Kirchheim die Rede. In den Jahren 1383 und 1385 verpfändete Herzog Friedrich von Teck: Gutenberg, Burg und Stadt, Owen und die Orte im Lenninger Thal und auf der Alp, mit den Kirchen, Kirchensätzen, dem Wildbann, der Mannschaft und den Lehen, für 6000 fl. an Württemberg (Sattler I. 267.). Nach ebendemselben (Topgr. S. 381) waren es die Orte: Bissingen, Brucken, Eckweiler, Krebsstein, Nabern, Ober- und Unter-Lenningen, Ohmden, Schopfloch und Roßwälden. Da der | Herzog die bedungene Lösungsfrist nicht einhielt, so wurden 1386 alle diese Orte um den Pfandschilling an Württemberg überlassen, das sie indessen auch behalten hat. – In Owen waren in älteren Zeiten viele Adelige angesessen und begütert, die in einem näheren oder ferneren Dienstverhältnisse zu Teck standen. Außer den bereits Genannten heben wir noch hervor:

1) Die Freyen von Owen.

Conrad von Winberch dictus Stöffeler übergibt 1301 Frau Adelheiden, Herrn Berchtholds seligen ehlicher Wirthin v. Schloßberg, den man nennt von Owen, ein Gut zu Neckarthailfingen. – Frau Hedwig die Frigin von Owen stiftet 1323 mit Gunst und Hand der H. Conrad und Ludwig v. Teck Gülten aus einigen Häusern und Gütern zu Owen in das Kl. Kirchheim. Ein Wernher von Owen verkauft 1336 demselben Kloster einen hiesigen Weinberg. Ein Conrad v. Owen war 1409 Kellner des Stiftes Stuttgart. Weitere Nachrichten über dieses Geschlecht fehlen, und es ist auch ungewiß, ob ihm die Brüder Gerboldus et Wernherus de Augia, die in einer Alpirsbacher Urkunde von 1099 vorkommen, angehört haben.

2) Die Dynasten von Stöffeln.

Elisabethe v. Sperwerseck, Herrn Eberhards v. Stöffeln seligen ehliche Hauswirthin, und ihre Söhne Eberhard und Strub verkaufen 1333 dem Kl. Kirchheim 5 M. Weinberge zu O. gelegen an den Weinbergen H. Ulrichs und Märklins v. Neidlingen und des v. Gomaringen. Es siegelt für sie ihr gnädiger Herr H. Ludwig v. Teck.

3) Die von Grafeneck.

„Eberhard der Graf von Graueneck zu Owen gesessen“ verkauft 1346 der Caplanei Aller Heiligen im Kl. Kirchheim einen Acker. Im J. 1438 wird eines Hauses in der obern Stadt gedacht, das gelegen ist bei Schwelhers und Gerwicks v. Graveneck Häusern.

4) Die Schweler.

„Berchthold der Schwehler von Owen“ verkauft 1355 die Güter, die er von seinem Vater selig, H. Berchthold dem Schwelher, deß Wielandstein war, geerbt hat.

5) Die von Neidlingen.

Hans v. N. verkauft 1375 zwei Wiesen dem Kl. Kirchheim. (S. auch zuvor.)

6) Die Späth und v. Freyberg.

Bei dem Verkaufe der Stadt an Württ. im J. 1383 wurde bedungen, daß Graf Eberhard v. W. an sich lösen möge: von Funken Späth die untere Mühle, den Maierhof und die Weingärten | zu O., die man nennt die Byned, um 600 Pfd. Hl., und von Marquard dem Schwelher 5 M. Weinberg um 100 fl. und 100 Pfd. Hl., und daß die Häuser und Gefäß, die H. Burkard von Freyberg von Alt Steußlingen und Marquard der Schwehler in der Stadt O. haben, nebst des letztern Baumgarten vor der Stadt, wie indessen steuerfrei bleiben sollen. (Steinhofer II. 450). Hans von Lomersheim, Amtmann zu O. verkauft 1428 im Namen der Herrschaft einen Weinberg zu O. an Ellen die Lendengerin, Conrads v. Freyberg ehliche Hausfrau, und Heinrich Späth von Frickenhausen verkauft 1432 dem vesten Conrad v. Freyberg und dessen ebengenannter Hausfrau 2 Weinberge zu O. um 65 Pfd. Hl. – Graf Ulrich v. Württ. versetzt ums J. 1440 an Dietrich Späth von Sulzburg einen Maierhof, und gestattet 1447, daß sein Schreiber Johannes Gerwick ihn lösen und eigenthümlich behalten darf. Dessen Wittwe verkaufte den Hof 1486 an das Kl. Kirchheim um 1100 fl., das ihn um 1/5 der Frucht zu Erblehen verlieh.

7) Hans Gremlich v. Jungingen, zu Memmingen, verkauft 1527 dem Armen-Kasten Owen „alle meine liegenden Güter, Hus, Hof, Hofraite, Wiesen, Gärten, Holz, Wein- und Heller-Gülten etc. zu Owen, Zainingen, Ochsenwang, Gutenberg, Ober- und Unter-Lenningen, Schlattstall und Brucken, wie er und seine Eltern und Voreltern sie genoßen, um 1100 fl.

Im J. 1610 werden an auswärtigen Grundherrn nur die von Zillenhart zu Dürnau, Junker Hanns v. Bellighofen und Georg Späth v. Sulzburg genannt.

Owen war, bis es an Württemberg kam, unabhängig von Kirchheim. Von den Privilegien, welche der Stadt geblieben, oder von ihr später erworben wurden, sind bemerkenswerth, daß sie an dem Bau der Thore und Mauern von Kirchheim nichts beizutragen hatte. Nach dem Stadtbüchlein hatte sie vor dem Übergang an Württemberg alle Jurisdiction, wovon nun erst die Strafrechtspflege an Kirchheim abgegeben wurde; sie hatte bis in die neueren Zeiten alle Civilprozesse, einschließlich der Gantprozesse, so, daß von ihr die Appellation unmittelbar an das Hofgericht ging; von uralten Zeiten her gehörte ihr auch der Wegzoll, wogegen sie jährlich eine Scheibe Salzes in die Kellerei Kirchheim zu liefern hatte. Das Umgeld, welches ihr noch 1499 ausschließlich gehörte, wurde ihr nach dem Jahr 1535 noch zu 1/3 belassen, um die Mauern und Thore desto stattlicher | erhalten zu können. Ihr altes Marktrecht bestättigte Herzog Ulrich im Jahr 1514. Am 15. Juli 1524 erhielt sie das Recht, jährlich „in der Stadt 2 frei offen vnd gemein Jahrmärkt zu halten,“ nämlich je am Werktag nach des heil. Kreuz Erfindung und St. Elsbethentag. Im Jahr 1558 wurde ihr gestattet, eine eigene Schießstätte zu errichten und 1567 erlaubt, daß sie „fürohin 2 Gewandschneider haben möge, die neben dem Gewand oder Tuch auch essende Ding, als Häring, Stockfisch, Blatteislen vnd allerhand Kuchenspeiß, deßgleichen auch Lichter feil haben mögen.“ Der Einreden der Stadt Kirchheim ungeachtet wurde Owen und Weilheim 1559 auch das Recht des Salzhandels bestättigt. Das Landstands-Recht, wovon aber die Stadt im vorigen Jahrhunderte seltener Gebrauch machte, übte sie schon im Jahr 1483 aus. Ein altes Herkommen war auch, daß hinwegziehende Bürger eine der Bürgerannahms-Gebühr gleichkommende Summe erlegen mußten. Dasselbe übten im Jahr 1607 auch Weilheim und Jesingen aus.

Die Verfassung bot wenig Eigenthümliches dar. Daß schon 1322 ein „ein Ammann und Rath“ bestand, haben wir bei Kirchheim gesehen. Der erstere war stets auf Owen selbst beschränkt. Bemerkenswerth ist es, daß noch um die Mitte des 15. Jahrhunderts civilgerichtliche Handlungen unter freiem Himmel vorgenommen wurden.[3] Das alte Erbrecht und die alte vogteiliche Abgabe s. oben S. 102.

Von den besonderen Schicksalen des Städtchens ist, außer dem großen Brande im Jahr 1385, noch auszuheben, daß es nicht, wie die übrigen Amtsorte, die Wiedereroberungs-Versuche Herzogs Ulrich unterstützte, sondern dem schwäbischen Bunde anhing. Als der Herzog am 20. Aug. 1519 einen Haufen Knechte von Kirchheim nach Owen schickte, das Städtchen einzunehmen, „sind sie von den von Owen also | abgetrieben worden, daß ihrer darob viel hart beschädigt vnd ohngeschaffen Sachen müßen abziehen.“ Zwei wiederholte Stürme hatten denselben Erfolg.[4]

Nach diesem gleichzeitigen Berichte haben sogar „die Weiber mit Heugabeln die vom Sturm herabgestochen, wenn sie von einem den Kopf haben gesehen.“ Von den Bürgern kamen nur 3 um das Leben; „von einem hat man den Büchsenstein geschnitten vnd vff dem Altar Meß darüber gelesen.“ Am Donnerstag vor St. Gallentag wurde zwar ihre Vorstadt abgebrannt; wegen dieser Tapferkeit wurde aber der Stadt von der österreichischen Regierung das Marktrecht erweitert. (S. oben S. 247.) Als Herzog Ulrich die Regierung wieder angetreten, soll jedoch Owen in solche Ungnade deßwegen gefallen seyn, „daß man ihnen die Mauren abzubrechen Willens gewesen,“ und erst Herzog Christoph war es, der die Stadt, wie er selbst sagte „in integrum restituirte.“ Im 30jährigen Kriege soll auch Owen viel gelitten haben. Namentlich wurde es im Sept. 1634 von den Kaiserlichen ganz ausgeplündert und Pfarrer Wölflin von denselben in Nürtingen ermordet. Damals und schon 1610 herrschte die Pest, welche vom Jan. 1635 bis 10. Juni 1635 hier 725 Einwohner hinwegraffte.

Die Pfarrei ist eine der ältesten des Bezirkes. Im Jahr 1302 war Herzog Ludwig von Teck Kirchherr zu Owen. Oben S. 104 ist gezeigt, daß im 13. Jahrhundert der Dekan hier seinen Sitz hatte. Pfaff Albrecht Übelritter stiftet 1420 dem Pfarrer und allen Caplanen 10 Sch. Heller Gülte; Graf Ulrich von Württemberg bessert 1467 die Pfarr-Besoldung mit 20 Scheffel Dinkel, 10 Scheffel Haber und 3 Eßlinger Eimer Wein auf; und 1478 stiftet Dietrich Späth v. Sulzburg 3 Pfd. H. aus seinem Hofe zu Brucken, daß „der | Kirchherr vnd die sechs Caplane“ 4 Seelmessen für seinen Vater jährlich lesen sollen. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren an geistlichen Lehen und Pfründen in der Stadt:
1) Die Pfarrei,
2) St. Jacobs-Pfründe, nach dem Lagerbuche von den Herzogen Simon und Conrad v. Teck 1312 gestiftet. Eine verhörte Kundschaft von 1452 sagt dagegen: „daß der alt Tegan“ (Decan) „selig ze Owen zu dem vernen Sant Jacob (St. Jago in Spanien) wäre gegangen durch seiner Seel Heil willen, vnd do er herwieder haim kam, do stifft er St. Jacobsaltaur in vnser Frawen Kirchen.“ Dieß scheint also eine Erneuerung gewesen zu seyn.
3) Des mittlern Altars Caplanei-Pfründe; diese hatte die Herrschaft Teck auch zu verleihen.
4) St. Johannes-Pfründe. Stifter waren 1306 die Herzoge Simon, Conrad und Ludwig Gebrüder v. Teck. (s. auch unten).
5) St. Bernhards-Pfründe. Sie hatte die Herrschaft v. Teck zu verleihen.
6) Des h. Kreuzes-Pfründe hatte Junker Hans v. Grafeneck zu verleihen, und
7) St. Anna-Pfründe. „Petrus Schwölher, Priester“ stiftet 1512 in die Pfarrkirche zu O. zu seiner und seiner seligen Hausfrau (sic) Seelen-Heil an den Altar der h. Anna eine Pfründe. Sein Schwager, H. Wolfgang v. Honburg, der sie zu verleihen haben solle, dotirt sie mit 30 fl. jährlich und verpfändet dafür „sin aigen Dorf Pfronstetten.“

Somit war damals die Zahl der Geistlichen in der Stadt 7, wozu noch der Caplan zu St. Peter im Kloster kam.

Die Reformation scheint hier ebenso bald, wie in Kirchheim, eingeführt worden zu seyn. Der erste evangel. Prediger, der schon 1534 hier gewesen, war Conrad Barner von Riedlingen, geb. 1489, † 12. Mai 1567. Er ist der Stammvater der ganzen Barner’schen Familie zu Owen; sein Grabmahl steht in der Kirche.

Auf der Markung, an der Teckerhalde, lag ein Hof, genannt der Schuppenhof. Denselben gaben die Herzoge Simon, Conrad und Ludwig von Teck „mit Hüsern, Hofstetten, Gärten, Äckern, Wiesen, Waiden etc.“ 1314 an die Pfründe St. Johanns in der „Luitkirchen ze Owen;“ sie behielten sich vor, ihn mit 3 Pfd. Herrengült, die sicher sind in dem Zehent zu Owen, auszulösen.

Das oben S. 16 beschriebene, nahegelegene Säubad, soll 1468 entdeckt und im 30jährigen Kriege durch die Schweden, welche den | Besitzer auch ermordeten, fast ganz zerstört worden seyn. Im J. 1656 wurde der Stadt, die es kurz zuvor erworben hatte, erlaubt, die „Wohnbehausung“ abzubrechen, da, wie sie vorstellte, wegen der Nähe Bolls „sich in vielen Jahren Niemand zum Baden angemeldet.“ Das Badgebäude selbst, welches auch in schlechtem Zustande war, scheint bald darauf dasselbe Schicksal gehabt zu haben. Die Quelle ist noch überwölbt und 1827 neugefaßt worden.

Auf der Markung entspringt der oben S. 18 beschriebene Tiefenbach. Der Kalksteine und der Lehmgrube ist schon oben S. 35 Erwähnung geschehen.

Burg Teck.
Oberhalb des Städchens Owen, auf einem vereinzelnd dastehenden Ausläufer der Alp, einer „Ecke“ derselben, erhebt sich der unten mit Weinreben bepflanzte und mit grüner Haide bedeckte, oben aber bewaldete Berg, auf welchem die Burg Teck stand; der Fuß des Berges im sogenannten Bohl ist 534 Par. Fuß über die Lauter bei Kirchheim erhaben; die Höhe über dem Meere beträgt aber hier 1515, da wo die Weinberge aufhören 1604, und auf der Spitze des Berges 2396 Par. Fuß.[5] Die Aussicht auf dieser Höhe ist daher eine unvergleichliche, die schönste auf der ganzen Alpkette; gegen Süden und Südwesten eröffnet sich dieselbe in das Lenninger Thal, nach den Beurener-Felsen, nach Hohenneuffen, Roßberg und Achalm, gegen Nordosten aber nach Hohenstaufen, Hohenrechberg und Stuifen; nahe und ferne ein Dorf am andern, zwischen Bergen und Felsen grüne Matten und schattige Wälder, vielfach geziert mit den Ruinen tiefer gelegener Burgen, auf welchen teck’sche Dienstleute saßen, um die Herzogsburg gelagert, wie diese einst um den Lehensherrn. Nach zwei alten Gemälden,[6] die in der Kirche zu Owen aufbewahrt werden, war das Schloß einst von großem Umfang; es glich mit seinen | Thürmen, Thoren, Mauern und Wohnhäusern beinahe einer unbesiegbaren Stadt. Wer dasselbe gebaut, ist unbekannt. Schon im Jahre 1152 stand es; denn als König Friederich I. mit dem Herzog Berthold von Zähringen einen Vertrag schloß, setzte ihm dieser zum Unterpfand: „Allodium suum Thecche cum omnibus Ministerialibus et praediis ibidem pertinentibus Hetlingen, Villigen et Erstem.[7] Die Verpfändung hörte aber schon 1156 auf und die Burg ging später an die Herzoge von Teck über. Die Urkunde Herzogs Ludwig über das Kloster Kirchheim von 1249 ist ausgestellt: „apud Thekke.“ Auch die Herzoge Simon, Conrad, Ludwig und Friederich datiren 1299 eine Urkunde von hier. Daß auch die Hälfte von Teck mit halb Kirchheim an die Herzoge von Österreich und von diesen an Württemberg kam, ist oben (S. 153) gezeigt worden. Dieselben hatten im Jahr 1308 einen Wernherr von Ehingen als Vogt hier sitzen, und 1314 finden wir einen Grafen Eberhard von Nellenburg, der sich nennt: „vnserer gnädigen Herrn der Herzoge von Österreich Pfleger da zu Teck.“ Im Jahre 1350 wird ein Schwenzlin von Hofen „Burgherr zu Teck“ genannt. Es war dieß wohl ein Burgvogt, deren nach der Besitznahme durch Württemberg mehrere vorkommen. Hierauf und schon im Jahr 1480 saßen die Forstmeister von Kirchheim daselbst. Am 3. April 1519 wurde die Burg von dem schwäbischen Bunde besetzt, und während eines Gespräches der Bundestruppen mit der Besatzung von denselben erstiegen und ohne Schwertstreich eingenommen (Steinhofer IV. 562). An Invocavit 1525 Morgens 6 Uhr aber wurde sie von den aufrührerischen Bauern unter Heinrich Metzger von Besigheim erstürmt und abgebrannt. Doch stand noch 1557 eine schöne Capelle mit Gemälden in der Mitte des Hofes, dem heil. Nikolaus geweiht, deren Einkünfte von 2 eigens bestellten Heiligenpflegern zu Owen verwaltet und im Jahre 1540 der Kellerei einverleibt worden sind. Indeß scheinen auch noch | einige Thürme und andere Gebäude verschont geblieben zu seyn, da der Obervogt Widerhold am 4. Oktober 1661 befahl, auf dem Teckthürmlein eine Wache wieder anzurichten.[8] Im Sommer 1736 beschloß Herzog Carl Alexander: das Schloß „nicht sowohlen wiederum in bewohnbaren Stand setzen, als auch zu allgemeiner Sicherheit des Landes eine Fortesse und Vöstung darauf anrichten zu lassen,“ worauf sogleich Hand angelegt wurde. Mehrere Monate hindurch wurden je ein halbes Regiment Soldaten zum Schanzen hierher kommandirt und Stadt und Amt zu Hand- und Fuhr-Frohnen, die vom Juni 1736 bis Februar 1737 auf 7000 fl. berechnet worden, angehalten; allein nach dem sofort eingetretenen Tode des Herzogs wurde der Plan gänzlich verlassen und auch 1741 das Wachhaus bis auf das massive Stockwerk abzubrechen befohlen.[9] Nun ist von der alten Burg nichts mehr vorhanden, als die Reste von 4 gegen Owen schauenden Halbthürmen und ein südlich stehender halber Thurm, der einst zum Gefängnisse gedient haben solle, sowie das Erdgeschoß eines nordwestlich gelegenen Thurmes, auf welchem der Staat ein von Oberhelfer Knapp in Stuttgart in Anregung gebrachtes Belvedere kürzlich erbauen ließ, wo der Wanderer nicht nur Schutz gegen brennende Sonnenstrahlen und Regen findet, sondern auch das herrliche Panorama auf das bequemste genießen kann. Und in dem geebneten vormaligen Burgraume beginnt jetzt eine Linde ihre jugendlichen Wurzeln in die alten Felsen zu schlagen, damit in ihrem Schatten noch die späte Nachwelt jenes Regenten sich erinnern möge, zu dessen | Gedächtnisse sie am 30. Okt. 1841 von dankbaren Bürgern gepflanzt worden ist.

Ein Vorwerk oder Bollwerk der Burg stand einst auf einem runden grünen, dem Städtchen Owen zur linken Seite liegenden Haideberge, einem mächtigen Vorsprunge der Teck, noch jetzt unter dem Namen Hohen-Bohl oder Haupt-Bohl bekannt. Ob dieß das auf Weilheimer Markung gelegene Scenibol (oben S. 98) gewesen, wollen wir nicht entscheiden. Hier saßen Vasallen oder Burgmannen der Herzoge, die mehrmals als Ritter von Bol in Urkunden auftreten und Flügel und Hirschhorn im Wappen führen. (S. bei Dettingen S. 180.) Im J. 1358 verkauft Bienz der Schwelher von Dettingen dem Kloster Kirchheim eine Gülte „vßer dem Gut zu dem Bol“ das er von Bienz von Bol gekauft hatte. Im Jahr 1378 stiftet Adelheid von Bol, Herrn Bernolds sel. von Urbach ehel. Hausfrau, dem gedachten Kloster eine Gülte „vß allen den Gütern die mir zu meinem Tayl worden sind zu dem Bol, es sy an Äckern, an Wiesen, an Hus, an Hof, an Hofstetten, u. s. w., das Hans Billung von mir zu rechtem Erblehen hat“; und im J. 1515 verkauft Claus von Baldeck zu Gutenberg der Gemeinde Owen „meine Gerechtigkeit so ich gehabt hab zu vnd an dem Bol am Teckenberg gelegen.“

Der ganze Berg wurde schon frühe zu Weiden benützt, ein hier bestandenes herrschaftliches Gestüte aber bereits 1415 wieder aufgehoben (Steinhofer II. 637.) Eine gleichfalls herrschaftliche Melkerei bestand seit 1564; sie wurde am 23. Oct. 1594 auf die Rindviehzucht ausgedehnt und mit einer, wie es scheint zuvor schon in Weilheim bestandenen, Melkerei, die 1603 etwa 150 Stücke überwinterte, in Verbindung gesetzt. Die erstere zählte im J. 1681 94 St. Vieh. Von ihr rührt die so beliebte Teckrace her. (Siehe oben S. 69.) Die Rentkammer verkaufte dieselbe am 20. Juli 1748 um 10.615 fl. an die Gemeinde Bissingen unter Entbindung derselben von den Frohnen, welche sie dazu zu leisten hatte, und die wohl ursprünglich Dienste zum Bau des Schlosses Teck gewesen waren. Die Melkerei bestand aus 1 Haus und 1 Stallung zu 100 Stück Rindvieh unterhalb der Teck, sowie aus einem kleinern Stall oberhalb der Tecker Weide, und aus 130 Morgen Weiden.

Bemerkenswerth ist es, daß auf der Höhe des Berges ein Brunnen war, der aus 3 Felsenspalten so viel Quellwasser, das auch in den heißesten Sommern nicht versiegte, darbot, daß stets 60 Stücke Vieh nach Überfluß getränkt werden konnten. Noch im Jahre 1565 wurde die steinerne Fassung des Behältnisses ausgebessert; in neuerer Zeit sind aber die Quellen ausgeblieben.

Zu den Merkwürdigkeiten des Berges gehören auch noch | die bereits oben S. 13 beschriebenen Höhlen: das Sybillenloch und das Vrena-Beutlinsloch. – Der angeblichen römischen Wasserleitung ist schon oben S. 109 gedacht worden. Ebenso der hier wachsenden seltenen Pflanzen.

Am Fuße der Teck entspringt der oben S. 22 erwähnte Jauchernbach.


Die Herzoge von Teck.
Auf der Burg Teck saßen einst die Herzoge von Teck. Die Sage von den Bewohnern des alten Schlosses Weck lassen wir auf sich beruhen. Nach den vorliegenden historischen Untersuchungen sind aber die Herzoge von Teck dem alten Stamme der Zähringer entsprossen, und sonach mit dem gräflichen Hause Urach verwandt.[10] Die Zähringer waren Herren der nachmaligen teck’schen Lande, wie und wann sie aber solche erworben, ist unbekannt. Berthold I., der 1077 auf seiner Burg Lintberg starb (s. Weilheim), hatte zu Söhnen Berthold II., Hermann, den Gründer des Hauses Baden, und Gebhard, Klostergeistlichen zu Hirschau, dann Bischof zu Konstanz. Berthold II., 1092 zum Herzog von Schwaben erwählt, verlegte das Kloster St. Peter zu Weilheim in die Gegend von Zähringen (s. unten). Sein Sohn Berthold III. war der Gründer der Stadt Freiburg und starb 1123. Ihm folgte sein Bruder Conrad, welcher 1152 starb und 6 Kinder hinterließ. Der Erstgeborene der 4 Söhne, Berthold IV. (gestorb. 1186) folgte in den väterlichen Würden und theilte mit seinen Brüdern Albrecht, Hugo und Rudolph die zähringenschen Besitzungen. Hugo, Herr zu Ulmburg in der Ortenau, vermachte, da er ohne leibliche Erben blieb, seine Allode seinem Bruder Albrecht, die Lehen aber seinem Neffen Berthold V. – Rudolph war Geistlicher geworden. Albrecht aber, der in den Besitz der neckargauschen Stammgüter gekommen war, gründete das Geschlecht der Herzoge von Teck. Mit Berthold V. erlosch im Jahre 1218 das Haus Zähringen. Seine Stammgüter fielen an seine Schwestern, an | Agnes, mit dem Grafen Egon von Urach vermählt, und an Anna, die Gemahlin Graf Ulrichs von Kyburg, wogegen die Lehen der Kaiser zu Handen des Reichs nahm.

Es sey uns gestattet, die Glieder des teck’schen Hauses der Reihe nach vorzuführen, da dasselbe zu den merkwürdigsten des Vaterlandes gehört.[11]

a) Albrecht I., oder Albert, soll nicht sogleich nach Übernahme der neckargauischen Stammgüter, sondern erst nach seines Bruders Berthold Tod, den herzogl. Titel angenommen haben. Bis dahin hatte er nach einigen Nachrichten nur den Grafentitel geführt. Er kommt häufig im Gefolge Kaisers Heinrich VI. vor und starb 1179. Er hatte 2 Töchter, Bertha und Agnes, und einen Sohn

b) Albrecht II. hinterlassen, von dem man mehr nicht weiß, als daß er 2 Söhne, Albrecht III. und Ludwig I. und 2 Töchter, Agathe, an einen Grafen von Lechsgmünd verheirathet, und Agnes, Klosterfrau zu Kirchheim, hatte, und 1193 oder 1197 starb.

c) Albrecht III. soll einen Sohn Hermann I. gehabt haben. Ludwig I. aber war der Vater von Ludwig II., Friedrich I. und Hermann II.

d) Hermann I. soll mit Waldburg Gräfin von Sußenburg vermählt gewesen seyn, die ihm 7 Kinder gebar: Hermann III., Lützelmann oder Ludwig III., Agnes, Friedrich II., Conrad I., Simon I. und Berthold.

e) Hermann III. starb 1235 und soll im Kloster zu Owen beigesetzt seyn. Ein Sohn mit Namen Albrecht soll frühe gestorben seyn. Hermanns Bruder aber, Berthold, wurde 1223 Bischof v. Straßburg; er war ein löblicher Regent, gütig, mitleidig gegen Dürftige, der Erbauer und Wiederhersteller verschiedener Gotteshäuser im Elsaß. Mit den Grafen von Pfirt führte er einen dreijährigen Krieg, in welchem er den Sieg davon trug. Er starb 1239, nach Andern 1244. Nur Lützelmann pflanzte den Stamm fort. Er hatte 5 Kinder: Otilie, Anastasia, Conrad II,, Ludwig IV. und Hermann IV. und liegt im Kloster Alpirsbach begraben.

f) Conrad II. ist 1235 Mitstifter des Klosters Kirchheim, und Ludwig IV. vollendete dessen Bau und gab 1247 den Nonnen neue Ordensregeln, er lebte noch im Jahr 1252. Des Erstern Söhne waren Ludwig V., Friedrich III,, Conrad III. und Hermann V. Eine Tochter, Agnes, war an Graf Egino von Aichelberg vermählt. | Ludwig und Conrad kommen als Brüder in den Jahren 1270 bis 1278 mehrfach vor. Sie nennen sich »Dei gratia Duces de Teck.«

g) Ludwig V. war im J. 1251 Schutzvogt des Kl. Alpirsbach, machte das Dorf Dornhan im J. 1271 zu einer Stadt, starb im Dez. 1282 und wurde in Owen begraben. Er scheint das Kloster daselbst aufs Neue gestiftet und soll erstmals silberne Münzen geschlagen haben. Seine Söhne waren Ludwig VI. und Hermann VI.

h) Berühmter als er war sein Bruder, Conrad III., welcher Kirchheim und Heiningen Stadtrecht gegeben haben soll, und ein eifriger Anhänger und getreuer Diener Kaisers Rudolph von Habsburg war, der ihm verschiedene wichtige Aufträge an den Papst anvertraute. Er genoß großes Ansehen in Deutschland und erhielt daher auch bei der Königswahl nach Rudolphs Tod viele Stimmen, starb aber kurz nach seiner Wahl am 1. Mai 1292, worauf den 5. Mai Graf Adolph von Nassau zum deutschen Könige erwählt wurde. Seine Grabschrift in Owen lautete (nach Gabelkover): »anno 1292 Waldburgis obiit venerabilis Dominus Conradus Dux de Teck, electus per principes in regem Romanorum.« Auf seinem Grabsteine befand sich über dem teck’schen Wappen ein Adler mit der Königskrone. Er hatte eine Gräfin von Zweibrücken zur Gemahlin, welche ihm 4 Söhne gebar: Simon den II., Conrad IV., Ludwig VII. und Friedrich VI.

i) Hermann V. (um 1269 und 1289) soll Friedrich IV. und einen Hermann zu Söhnen gehabt haben. Friedrich hat wie es scheint 3 Söhne gehabt. Der eine, Friedrich V., war Schutzvogt des Klosters Alpirsbach und führt 1319 den Beinamen von Rosenfeld; Lützelmann war Pfarrherr zu Kirchheim und Oberndorf im J. 1323, und ein dritter Sohn, Hermann VIII., soll 1315 gestorben seyn.

k) Die vorgedachten 4 Söhne Conrads III. werden in einer Urkunde vom 25. Novbr. 1299 ausdrücklich als Brüder bezeichnet. Sie fanden nach ihres Vaters Tod so viele Schulden vor, daß sie sich in dem gedachten Jahre vereinigten, vor Tilgung derselben ihr väterliches Erbe nicht zu theilen, und die halbe Burg Teck nebst der Burg Gutenberg ihrem Vetter Hermann VI. verpfändeten. Aber auch dieser war mit Schulden schwer belastet; schon 1299 verkaufte er dem Kloster Salmannsweil Güter zu Steinbach und 1302 an Württemberg solche zu Marbach und in der Umgegend. Ums J. 1293 gerieth er mit der Stadt Eßlingen in eine Fehde, weil sie einige seiner eigenen Leute als Pfahlbürger aufgenommen hatte (oben S. 152). Von Gräfin Wilburg von Tübingen hinterließ er 4 Söhne: Ludwig VIII., Hermann VII., Lutzmann IX. und Friedrich VII.

l) Simons II. Gemahlin war Agnes, Gräfin von Helfenstein; Simon wohnte in Heiningen, wo er am 5. März 1316 starb und auch | Agnes in ihrem langen Wittwenstande sich aufhielt. Sie muß nach dem Jahr 1334 gestorben seyn, indem sie noch in demselben einen Brief siegelt, worin sie sich „die Herzogin von Heiningen“ nennt. Sie hinterließ keine Kinder, und scheint ihr Erbe entweder einem ihrer Vetter, einem Grafen von Helfenstein, verschafft, oder an Gebhard von Rechberg verkauft zu haben. – Conrad IV. war mit Adelheid der Tochter Heinrichs von Burgau vermählt und starb 1319, nach Andern 1329. Er hatte zwei Söhne, Ludwig X. und Conrad V., welche in einer Urkunde vom J. 1330 als: „die edelen Herrn Herzog Ludwig vnd Herzog Conrad Gebrüdere von Teck“ aufgeführt werden. H. Conrad (IV. oder V.) verschreibt sich 1316 dem König Friedrich, wider Ludwig von Bayern außer Landes mit 12 Helmen, innerhalb desselben mit ganzer Macht zu dienen. – Ludwig VII. kommt im J. 1302 als Kirchherr von Owen vor; 1315 bis 1317 war er Propst von Boll und 1320 Rector ecclessiae in Kirchheim; später trat er aus dem geistlichen Stande und schon 1322 finden mir ihn mit Margaretha von Truhendingen vermählt. Er begleitete im J. 1327 König Ludwig den Bayern nach Italien und erhielt 1329 von ihm die Würde eines Statthalters von Monza. Er starb am 28. Jan. 1334. – Friedrich VI. muß frühe gestorben seyn und kommt nur 1299 und 1300 mit seinen Brüdern vor.

m) Die obengenannten 4 Söhne Hermanns VI. erhielten im J. 1314 verschiedene Güter des Conradschen Zweiges zum Unterpfande. – Ludwig VIII., nach Andern Ludwig X., war ein Günstling des Kaisers Ludwig des Bayern, der ihn zu seinem Hofrichter ernannte. In einer Urkunde vom J. 1343 bekennt er: daß er geschworen habe, dem Abt Hermann von St. Gallen als ein Amtmann zu thun, was ihm als solcher von seinen Lehen zu thun gebühre, und daß er von ihm die Stadt Oberndorf und alle die Lehen, die zu des Klosters St. Gallen Schenken-Amt gehören, zu rechten Lehen erhalten habe, wie sie seine, des Herzogs, Vorfahren bisher an sich gebracht haben. – Sein Bruder Hermann VII., gesessen zu Oberndorf, daher er auch Herzog zu Oberndorf genannt wird, war mit Anna von Signau vermählt. Am 2. März 1358 verspricht er, dem Herzog Albrecht von Österreich zwei Jahr lang beizustehen. (Lichnowsky a. a. O.) Er kam so herab, daß ihm Ludwig der Bayer mit Panisbriefen an die Klöster von Bebenhausen und Alpirsbach zu Hülfe kommen mußte.[12] – Von Lutzmann IX. ist wenig bekannt; er trat 1326 auf 5 Jahre in die Dienste Herzogs Albrecht von Österreich und starb ums J. 1347. – Friedrich VII. kommt schon 1319 als Schutzvogt von Alpirsbach vor, dem er 1337 die Kirchen Peterzell und Gößlingen verkaufte; er starb 1359.

| n) Conrad V., mit einer Grafin Agnes von Hohenberg vermählt, welche am 5. Juli 1366 starb, war des Brandenburgischen Markgrafen Ludwig von Bayern Geheimerrath und Hauptmann in Ober-Bayern, der ihm von den eingezogenen Gütern eines Egilmar von Gundelfingen, welchen er hatte enthaupten lassen, einen Theil, worunter das Schloß Ehrenberg und ein Haus in München, schenkte. In letzterem wurde Conrad von dem Erben dieser Güter, Schweikhard von Gundelfingen, des Markgrafen Hofmeister, überfallen und ermordet. Das Jahr der That wird verschieden angegeben; wahrscheinlich geschah sie 1352. Er hatte zu Gutenberg seinen Sitz und stellte im J. 1336 eine Urkunde aus, worin er als Herzog Conrad zu Teck, genannt von Gutenberg, bezeichnet wird. (S. oben S. 190.)

o) Conrad V. soll 9 Kinder hinterlassen haben, von welchen ein Friedrich VIII. und ein Friedrich IX. genannt werden (doch wird auch behauptet, daß nicht Conrad, sondern Friedrich diese Nachkommen hatte). Friedrich (der VIII. oder IX.) gab seinem Hause einen Theil des fast erloschenen Glanzes durch Erwerbungen und ruhmwürdige Handlungen wieder. Er kam in den Besitz der Herrschaft Gundelfingen an der Donau, sey es als Lehen von Kaiser Carl dem IV., sey es durch väterliche Erbschaft. Carl IV. ernannte ihn 1347 zum Reichslandvogt des Stifts Augsburg; er nahm ihm aber dieses Amt und verliehene Güter im J. 1360 wieder ab, weil er den Grafen von Württemberg gegen den Kaiser beigestanden hatte. Im Besitze der Reichslandvogtei in Schwaben und Elsaß finden wir ihn 1359 bis 1364. Sofort kam Friedrich in den Besitz der oberschwäbischen Herrschaft Mindelheim, indem er dieselbe, die zuvor schon ihm verpfändet worden war, weder dem Bischof Marquardt von Augsburg, der sie von Walter und Heinrich von Hochschlitz erworben hatte, noch Marquardts Nachfolger, Walter von Hochschlitz, einräumte. Walter wollte ihm die Herrschaft mit Waffengewalt nehmen, wurde aber bei der Belagerung von Mindelheim am 4. Oktober 1369 erschossen. Hierauf übergab sein Bruder Heinrich von Hochschlitz dem Herzoge die eine Hälfte der Herrschaft eigenthümlich, die andere aber unter der Bedingung, daß sie ihm auf Verlangen wieder zurückgegeben werden solle.

Allein Friedrich blieb unbekümmert im Besitze der ganzen Herrschaft, obgleich Heinrich von Hochschlitz die letztere Hälfte dem Bisthum Augsburg abgetreten hatte und dieses an Protestationen es nicht fehlen ließ.[13] Inzwischen war Friedrich auch zum Landrichter der bayerischen Herrschaft Graisbach ernannt und ihm diese und die bayerische Herrschaft Hochstädt verpfändet | worden, welche erst 1373 wieder ausgelöst wurden. Im J. 1372 nahm ihn die Reichsstadt Augsburg zu ihrem Feldhauptmann an, als welcher er 1377 einen Zug gegen Kaufbeuern machte. Er verkaufte im J. 1381 die Hälfte von Teck und von Kirchheim und im J. 1385 Owen mit Gutenberg und den dazu gehörigen Orten an Württemberg und starb 1390 zu Mindelheim, wo er in dem Augustiner-Kloster begraben ward, nachdem er kurz zuvor an seinen Schwager, Albrecht von Rechberg zu Hohenrechberg, die Veste Falkenstein verkauft hatte. Der Glanz, welchen Friedrich über sein versinkendes Haus gebracht, war von kurzer Dauer: noch zu seinen Lebzeiten erlosch er so ganz, daß sich im J. 1384 die Herzoge Leopold von Österreich und Friedrich von Bayern und Graf Eberhard von Württemberg entschlossen, dem Herzog Friedrich von Teck zu Beibehaltung seines Fürstenstandes eine jährliche Beisteuer zu geben. Er war mit Anna Gräfin von Helfenstein vermählt, die ihm 8 Söhne und 7 Töchter, nach Andern 7 Söhne und 6 Töchter, gebar.

p) Von diesen starben vor ihrem Vater Conrad VI., Simon III., Simon IV., Johann Conrad, Elsbeth, Georg (Augustiner Provinzial in Bayern und Prior zu Mindelheim), Agnes, (an Heinrich von Werdenberg) und Margaretha (an Graf Friedrich von Ortenburg vermählt). Ihn überlebten: Friedrich X., Ulrich, Ludwig XI., Anna, die Gemahlin des Grafen Egino von Freiburg, Beatrix, die Gemahlin Friedrichs von Heideck, Gutta, die Gemahlin des Grafen Johann v. Werdenberg und Irmengard, die Gemahlin Veits von Rechberg.

q) Johann Conrad war im Jahr 1371 mit dem Grafen Ulrich von Württemberg in einem Bunde, und eroberte die damals bayerische Markgrafschaft Burgau. Er soll sich 1377 mit Viridis, Markgräfin von Este Tochter, vermählt und mit ihr einen Sohn Friedrich den XI., von welchem weiter nichts bekannt ist, gezeugt und sein Leben in Italien verloren haben.

r) Friedrich X. erhielt nach seines Vaters Tode mit seinem Bruder Ulrich die Herrschaft Mindelheim und besaß sie bis zu seinem 1413 erfolgten Tode. Er war Landvogt im Elsaß und liegt mit seiner Gemahlin Hedwig, Herzogin von Ferrara, im Augustiner Kl. zu Mindelheim begraben.

s) Ulrich, wegen seines Körperbaues der Schöne zugenannt, kam 1396 in den pfandschaftlichen Besitz der Herrschaft Ehingen, zog gleich andern Fürsten in den Jahren 1414 und 1418 mit 24 Pferden auf das Costnitzer Concilium, war 19 Jahre lang des Kaisers Sigmund oberster Hauptmann in Italien, und tritt in den Jahren 1419 bis 1426 als württembergischer Vormundschaftsrath in Urkunden auf. Er verlor im Alter das Augenlicht und starb im | August 1432 in Italien. Keine seiner 3 Gemahlinnen scheint ihm ein Kind geboren zu haben. Dieselben waren Anna, des Herzogs Casimir von Polen Tochter (gestorben 1422), dann Ursula, Tochter des Markgrafen Rudolph von Baden (gest. 1429), und N. v. Thierstein, nachher mit Hugo von Rechberg vermählt.

t) Ludwig IX. zuerst Augustiner-Mönch zu Mindelheim, wurde 1411 zum Patriarchen von Aquileja und Primas von Italien erwählt. Dieses ehemals mächtige Stift war durch innere Unruhen und Angriffe der Venetianer geschwächt. Er zog zwar gegen dieselben mit einem ungarischen Hülfs-Corps, wurde aber zweimal (1418 und 1422) besiegt und seiner Herrschaft beraubt. Er entwich nach Mindelheim, das ihm nach Ulrichs Tode zugefallen war, und ließ die Venetianer im J. 1435 durch das Concilium zu Basel in den Bann legen, welche aber dieses Schrecknisses ungeachtet die Eroberung behielten. Ludwig begab sich nun, um die Vollziehung des Bannes zu bewirken, selbst nach Basel und spielte hier eine wichtige Rolle; allein am 19. August 1439 starb er daselbst, von der Pest befallen, noch ehe er seinen letzten Zweck erreicht hatte, und mit ihm erlosch das teck’sche Haus, denn auch sein letzter Vetter, Friedrich der XI. war kurz zuvor gestorben. Aeneas Sylvius, sein Zeitgenosse, schildert ihn als non minus animi constantia, quam generis nobilitate praestantissimum virum. Er wurde in der Carthause zu Basel „mit Schild und Helm“ begraben.[14]

Dieses Ende nahm das einst so reiche und mächtige Geschlecht, dessen Winkes viele Ministerialen und Vasallen gewärtig waren,[15] und dessen Besitzungen über die Alp, an der Traufe derselben und über die Filder hin sich erstreckten und durch das obere, mittlere und in das untere Neckarthal an den Heuberg, über den Schwarzwald, nach Oberschwaben und selbst bis an den Rhein hin reichten.[16] | Der Grund des unaufhaltsam über dieses Haus hereinbrechenden Zerfalles war die Verachtung jener Maxime, durch deren Befolgung andere Fürstenhäuser, und namentlich jenes, das seine Besitzungen erwarb, den Glanz des ihrigen dauernd schufen – der Erstgeburtsfolge. Denn die Herzoge von Teck fanden fast alle ihre Söhne mit Gütern ab und verkleinerten durch immer wiederholte Theilungen die einzelnen Gebiete so sehr, daß sie ihren Besitzern am Ende nicht mehr den nöthigen Unterhalt zu gewähren vermochten.
Die Herrschaft Teck.
Ein Herzogthum Teck gab es nicht; die Besitzer von Teck waren zwar, wie wir gesehen haben, vermöge ihrer Abkunft Herzoge, indem der Herzogstitel, den Berthhold II. erworben, auch auf sie überging; aber ihre Besitzungen waren kein Herzogthum, obgleich sie die meisten derselben mit Hohheit besaßen. Die Herrschaft, so weit sie sich durch das jetzige Oberamt Kirchheim erstreckte, bestand neben dem Schlosse Teck und mehreren andern, nun in Trümmern liegenden und ganz verschwundenen Burgen, aus der Stadt Kirchheim, den Städtchen Owen und Gutenberg und den Dörfern Bissingen, Brucken, Dettingen, Krebsstein, Nabern, Ober- und Unter-Lenningen, Ohmden, Öthlingen, Pliensbach, Roßwälden, Schlattstall und Schopfloch. Wie diese Orte veräußert worden, ist bei der Beschreibung derselben zu finden; daß auch Weilheim und andere Aichelberg’sche Orte teck’sche Stamm-Besitzungen gewesen, ist eben dort ausgeführt, und daß das Erbschenkenamt des Klosters St. Gallen zu den Würden dieses Hauses gehörte, haben wir vorhin S. 257 gefunden. Nach dem Erlöschen des Stammes soll, nach Einigen, das Schloß und die Burg (Herrschaft, „Arx et ditio Teck“) von dem Reiche an Österreich versetzt worden seyn, und im Jahre 1459 verlieh Kaiser Friederich III. seinem Kanzler Ulrich Welzli und dessen Bruder Hans Welzli und deren Erben „für vnd für das Schloß vnd Herrschaft Teck mit sammt der Stadt Kirchheim vnd Zugehörungen vnd Dörfern, als die dem Reich heimgefallen vnd dem Haus Österreich | in Pfandweise auf eine Wiederlosung versetzt vnd verschrieben seyn, zu rechtem Erblehen.“ Graf Ulrich machte im Jahre 1461 Gegenvorstellungen, indem er ausführte, daß Schloß und Herrschaft Teck mit allen ihren Zugehörungen schon durch seine Voreltern erworben worden seyen, und daß das Vorgeben Welzli’s, als ob Österreich noch ein Pfand- und Losungs-Recht an die Herrschaft hätte, durchaus keinen Grund habe. Allein erst im Jahre 1490 kam zwischen König Maximilian und Graf Eberhard dem Älteren ein Vertrag zu Stande, wodurch sich Österreich des Losungsrechtes für immer begab.[17]

Bei der Erhebung der Grafschaft Württemberg zum Herzogthum im Jahre 1495 erlangte Graf Eberhard das Vorrecht, Teck als ein besonderes Herzogthum vom Reich zu Lehen zu empfangen. Daher führten die Herzoge von Württemberg von nun an den Titel der Herzoge von Teck, und bewarben sich auch um eine besondere Stimme auf dem Reichstag. Obgleich aber sowohl Kaiser Leopold im Jahre 1699 als Kaiser Joseph I. im Jahre 1708 Zugeständnisse gemacht hatte, so wollte es doch nie gelingen, bis endlich am Ende des deutschen Reichs, im Jahre 1803, dem Verlangen entsprochen wurde.

Von den Dienstleuten war vorhin die Rede. Was das im Jahre 1495 dem württemberg’schen einverleibte teck’sche Wappen betrifft, so bestand dasselbe in sogenannten Wecken oder Rauten im goldenen Felde, die ursprünglich mit gelb und schwarz abwechselten, nach der eben gedachten Verbindung aber gelbe Farbe erhielten. Der Helm des Wappens mit einem geweckten Brackenkopfe mit rothausschlagender Zunge versehen, hatte auch nach der Erhebung zum Herzogthum eine Krone nicht erhalten, vermuthlich, weil die teck’schen Lande auch unter den Herzogen von Teck, ein Herzogthum nicht heißen konnten.[18]



  1. Die „obere Ow ze Owen in der Statt“ wird noch 1372 genannt.
  2. In dem sogenannten Städtlensbuch sind diese und andere Ordnungen verzeichnet. Die obige sagt: „So Einer ein Roß oder Füllen werfen oder münchen ließe, soll er solches, ehe und dann es hail, keinem Andern auf die Wiesen oder Baumgärten, weniger zwischen die Wingart reiten, bei Straf 5 Sch. H.“
  3. Im Jahr 1432 verschafft ein hiesiger Bürger einem andern all sein Gut „mit Munt vnd mit Hand offenlich vor dem Ammann vnd dem ganzen Gericht an der fryen Straß zu der Statt Owen.“
  4. Owen klagte 1524 gegen Dettingen: Als Herzog Ulrich 1519 Kirchheim und Dettingen eingenommen gehabt, seyen die Dettinger mit ihren Anhängern bei Nacht vor Owen gezogen und haben mit Büchsen durch die Thore geschossen und seyen mit Sturmleitern in die Stadt gestiegen, aber wieder zurückgeschlagen worden, nachdem sie vergeblich verlangt, sie solle sich dem Herzog ergeben. Gleichwohl seyen die Dettinger später wieder angerückt und haben die Stadt helfen überziehen und verbrennen und ihr über 4000 fl. Schaden zugefügt. – Ein Erkenntniß scheint nicht erfolgt zu seyn.
  5. Nach Prof. v. Schübler. Nach trigonometrischen Bestimmungen ist die höchste Mauerspitze der Ruine 27221/5 württ. oder 2401 Par. Fuß über dem Meer.
  6. Abgebildet von Professor Seyffer in dem schwäbischen Almanach vom Jahr 1820.
  7. S. Orig. Guelf. II. 183.
  8. Widerhold empfahl dem Amte, den Posten hin und wieder mit „einem Trünklein Weins“ zu erfrischen; es sey solches „nicht zur Üppigkeit“ gemeint, sondern den Unverschämten und Schwelgern solle man „die Nase darauf stoßen.“
  9. Nach andern Nachrichten scheint das Letztere nicht vollzogen worden zu seyn, da hienach bis in die letzten Jahrzehende des vorigen Jahrhunderts einige Invaliden unter einem Platzadjutanten oben garnisonirt hatten. Noch erinnern sich Bewohner von Dettingen, wie diese Veteranen etwa an einem Feiertage, wenn die Sonne hell geschienen, mit einem Tänzchen nach dem Klange einer bescheidenen Dorfgeige sich zu belustigen pflegten.
  10. Nach J. Bader, der Zähringer Löwe. 1837.
  11. Hauptsächlich nach L. A. Gebhardi’s genealog. Geschichte der erblichen Reichsstände Deutschlands, II. 1779, verglichen und berichtigt nach Schöpflin, nach Orig.-Urk. und Mittheil. des Herrn Conrectors Pfaff.
  12. Besoldi documenta. 262. Sattler Topographie. 371.
  13. S. „Vorläufige Anzeige des Rechts des Bisthums Augsburg auf Mindelheim, mit Urkunden.“ Dillingen 1778. Fol.
  14. Die Herrschaft Mindelheim kam theilweise an die Kinder der Schwestern Ulrichs, Gutta und Irmengard. Eine Tochter seines Neffen Bernhard von Rechberg, Barbara, vermählte sich mit Ulrich von Frundsberg, und so gelangte dieselbe an dieses durch ausgezeichnete Feldherrn berühmte Haus.
  15. Dieselben sind größtentheils bei Pfaff, Geschichte des Fürstenthums und Landes Württ. I. S. 276–278, verzeichnet. Von den gewöhnlichen Hausämtern der Herzoge fanden wir nur den Truchseß; »Diethodus Hermanus dapifer« in der Urkunde, welche Herzog Ludwig 1249 ausstellte. Im Jahr 1287 sind Zeugen »magister Ulricus et magister Hainricus nostri« (der Herzoge Conrad und Hermann) »notarii,« wovon der Erstere 1297 als „Maister Vlrich der Schriber von Tegge“ bezeichnet wird. Wahrscheinlich waren sie Canzler. Dieser gehörte dem Geschlechte der v. Neidlingen an, wogegen der Truchseß ein v. Kirchheim zu seyn scheint.
  16. S. Pfaff a. a. O. S. 275–276.
  17. Sattler, Gesch. Württ. unter den Grafen, II. S. 242 u. IV. S. 18.
  18. S. Näheres in den Württ. Jahrb. 1818. S. 176 u. f. Wie das Königseggsche Wappen, das gleichfalls Wecken im Schilde hat, so scheint auch dieses


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