Beschreibung des Oberamts Neresheim/Kapitel B 21

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Kirchheim im Ries.
Gemeinde II. Kl. mit 845 Einw. und zwar 441 Kath. und 404 Ev. a. Kirchheim, paritätisches Pfarrdorf, 746 Einw., b. Heerhof, Weiler, 13 Einw., c. Hundsmühle, Haus, 5 Einw., d. Jägerhaus, Haus, 1 Einw., e. Jagstheim, Weiler, 36 Einw., f. Osterholz, Weiler, 40 Einw., g. Ziegelhütte, Haus, 4 Einw. – Paritätische Pfarrei. 4 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.
Der sehr ansehnliche, reinlich gehaltene Ort hat eine reizende, theilweise etwas unebene Lage am östlichen Fuß des Blasienberges, am westlichen Saume des eigentlichen Rieses, das vom Ort, namentlich von der evangelischen Gottesackerkirche aus, weithin überschaut werden kann. Am westlichen Ende des Orts steht das ehemalige Kloster, nebst der katholischen Kirche und den weit bis zur Hauptstraße vorgreifenden ansehnlichen Nebengebäuden, die samt den ehemaligen Klostergärten mit einer Mauer umfriedigt sind und einen großartigen Gebäudekomplex bilden. An ihn schließt sich der größere Theil des Ortes an und zieht dann gegen Osten nur noch eine Straße bildend eine große Strecke weiter bis in das südlich am Ort vorbeiführende | Thälchen hinab. Von dieser breiten Hauptstraße, welche zugleich die Vicinalstraße von Bopfingen nach Goldburghausen bildet, lenkt eine weitere zu beiden Seiten mit Häusern besetzte Straße ab und führt hinauf bis zu dem am nordöstlichen Ende des Dorfs gelegenen evangelischen Begräbnißplatz, in dessen Mitte die alte Gottesackerkirche zum hl. Martin steht. Hier zieht nun auch die in der Mitte des Dorfs von der Hauptortsstraße abgehende Vicinalstraße vorüber und führt weiter auf die Ellwangen-Nördlinger Landstraße, Die nicht unfreundlichen Wohnungen sind vorherrschend einstockig mit Scheunen und Stallungen unter einem Dache und theilweise (43 Häuser) noch mit Stroh gedeckt; ein namhafter Theil des Orts ist nach dem Brande im Jahre 1855 wieder neu aufgebaut worden. Es brannten 56 Gebäude ab, darunter das große Ökonomiegebäude im fürstlichen Bauhof, das Viehhaus und die frühere Zehentscheuer.

Beinahe jedes Haus hat ein kleines Gemüsegärtchen oder doch gewiß einen Baumgarten neben oder hinter sich, was zur Freundlichkeit des Orts wesentlich beiträgt.

Das ansehnliche, zweistockige katholische Pfarrhaus mit schönem Garten daran, liegt innerhalb der Klostermauer zunächst (nördlich) der Kirche; es ist im einfachen Rococostil massiv erbaut und hat an dem Dache zwei sehr schön gearbeitete metallene Wasserspeier. Eigenthum des Fürsten von Oettingen-Wallerstein.

Auch das neue katholische Schulhaus, welches ebenfalls im Klosterhof liegt, gehört dem Fürsten und enthält die Lehrlokale; die Wohnung des Schulmeisters befindet sich ganz in der Nähe desselben.

Das gut erhaltene rebenumrankte evangelische Pfarrhaus steht an der Hauptstraße gegenüber dem Klosterhof; es hat einen spitzbogigen Eingang und an der Nordseite eine Steintafel mit dem Oettingen’schen Wappen und der Jahreszahl 1458. Das Wohnhaus nebst Ökonomiegebäude, Hofraum und Garten ist mit einer Mauer umfriedigt und liefert ein freundliches Bild eines wohlgeschlossenen Pfarrhofes. Die Unterhaltung kam bei der Ablösung von dem Fürsten an die Gemeinde.

In der Nähe des katholischen Begräbnißplatzes steht das evangelische Schulhaus, das die Lehrlokale und die Wohnung des Schulmeisters enthält und Eigenthum der Gemeinde ist. Das einstockige, gut erhaltene Rathhaus steht in der Mitte des Orts. In einem Klosternebengebäude wohnt der fürstl. Oberjäger.

Gutes frisches Trinkwasser liefern hinreichend drei laufende, drei Pump- und ein Ziehbrunnen, überdieß sind noch 15 Privatpump- und Ziehbrunnen vorhanden. Ein kleiner Bach, der hinter dem Kloster entspringt, fließt durch den unteren Theil des Dorfs, in denselben mündet im Ort ein unbedeutender, im Klosterhof entspringender Bach, der während seines Laufs durch den Ort einige Wetten speist. Überdieß | beginnt auf der Markung in zwei Armen der Schellengrabenbach. Der Weiher bei der Hundsmühle ist ausgetrocknet und in Wiesengrund verwandelt, dagegen bestehen die hinter dem Kloster noch.

Die sehr ausgedehnten Klostergebäulichkeiten nehmen beinahe den ganzen westlichen Theil des großen Dorfes, eine Fläche von 24 Morgen ein, und der ganze Klosterhof ist von einer 20′ hohen Mauer umgeben. Kommt man von Norden her, so trifft man vor dem eigentlichen Kloster einen weitläufigen Komplex von langhingestreckten neueren Ökonomiegebäuden; der Zugang geschieht gerade von Norden her durch den im Rococostil erbauten großen Thurm, er trägt eine lateinische Inschrift, welche sagt, daß dieses Gebäude 1724 unter Violantia, die 33 Jahre Äbtissin gewesen, vollendet wurde. Gegen außen und innen hat er eine hübsche mit drei Nischen geschmückte Fassade; in den Nischen stehen steinerne Heiligenbilder, in der mittleren der Vorderseite die große, schön gearbeitete Madonna mit dem Kinde.

Vom Thorthurm aus gelangt man, an den zahlreichen langen Ökonomiegebäuden vorbei, zu dem eigentlichen Kloster, das auch an seiner Nordseite den Haupteingang hat; dieser ist ebenfalls mit Heiligenbildern geschmückt und zeigt die Jahreszahl 1683. Man sieht hier zuerst ein langes Gebäude aus dieser Zeit, das den sog. Prälatensaal enthält. Östlich davon erhebt sich die Kirche zur Himmelfahrt Mariä, welche an der Nordostseite der alten Klosteranlage steht; ein einschiffiger Bau in hohen Verhältnissen und strengen gothischen Formen, gegründet vor 1358. Sie ist mit schlichten Strebepfeilern besetzt und belebt mit hohen Spitzbogenfenstern, die in dem fünfseitig schließenden Chore noch mit sehr schönen frühgothischen Maßwerken (z. B. gefüllten Fünfblattrosetten) ausgegliedert sind, am reichsten ist das dreitheilige Ostfenster. Über dem Westgiebel erhebt sich ein zierlicher achtseitiger steinerner Dachreiter, auch im gothischen Geschmack und von spitzigem Zeltdache bekrönt.

Das über 150′ lange Innere, hoch und licht und ganz von stolzen Rippenkreuzgewölben übersprengt, zum Theil aber verzopft, enthält im Westen einen sog. Nonnenchor, eine große hölzerne Empore, und ferner eine Menge höchst merkwürdiger Kunstwerke aus dem 13. bis 18. Jahrhundert. Den östlichen Theil der Kirche beherrscht der riesige von Gold strotzende Hochaltar zur hl. Dreifaltigkeit, der um den Preis von über 20.000 fl. in den Jahren 1756 bis 58 gefertigt wurde. Davor sieht man auf dem Kreuzaltar einen uralten Krucifixus, mit gekreuzten Beinen, großem schurzartigem Schamtuche und stark gesenktem Haupte; er soll vor mehr als 300 Jahren zweimal auf der Sechta dahergeschwommen sein. An der Nordwand steht eine große in Holz geschnitzte, schöngehaltene Madonna gothischen Stils. Die Schlußsteine der Kirche wurden in der Zopfzeit verstuckt | und nur der östlichste zeigt noch das alte Agnus Dei. Auch stehen im Ost- wie im Westchor hübsche spätgothische Chorstühle, an die in der Nördlinger Georgenkirche erinnernd. Und endlich besitzt der Ostchor steinerne Grabmäler, worunter die des Stifters und der Stifterin der Kirche, vielleicht des Grafen Friedrich und seiner Gemahlin, (s. auch S. 348) von hohem Kunstwerthe; sie sind hinter dem Hochaltar in die Nordostwand des Chors eingemauert und haben noch die so selten erhaltene alte Bemalung.

Der Stifter, in einfachem Panzerhemd, das edle Gesicht mit blauen Augen, ruht mit dem Haupt auf dem Helm und hält in der Hand das Kirchenmodell, zu seinen Füßen ein Löwe; am Rand umher steht in prachtvoller tief eingegrabener vergoldeter Majuskelschrift: Anno. domini. 1358. wart. gelegt. dis. s(tein an diser cape)lle. herre. von. otingen. ligent.

Die Stifterin, eine reizend bewegte Gestalt in enganliegendem versilbertem Kleid, mit sanftschönem umschleierten Antlitz und vergoldeten Haaren, auch sie trägt das Kirchenmodell, zu ihren Füßen zwei Hunde; am Rand umher steht in derselben Schrift: Anno. domini. 1358. wart. gelegt. dis. st(ein an diser cape)lle. frawe. von. otingen. ligent. Beide Bildwerke geben wieder ein sprechendes Zeugniß von der hohen Ausbildung der deutschen Bildhauerei in jener frühen Zeit.

Ein weiteres an der Chorwand stehendes, auch bemaltes Grabmal hat die Umschrift: Anno domini 1430 obiit generosus dns ludivicus comes de otingen; der Graf, in voller Rüstung und mit derbem ausdrucksvollem Gesichte, steht auf einem Löwen, legt die linke Hand an das lange Schwert und greift mit der Rechten in seinen langen schwarzen Bart.

An der Nordwand zieht sich, wie ein Seitenschiff, eine große mit spätgothischen Netzgewölben überspannte Kapelle hin, welche einen Rococoaltar mit einer schönen Pieta enthält, sowie das treffliche gothische Holzbild der h. Anna, das von einem prächtigen mit Heiligenbrustbildern besetzten Blattgeschlinge im Renaissancestil umrankt wird. Darunter sieht man an der Wand eine mit zwei Wappen gezierte Grabplatte: 1559 den 25 may starb die edel und tugetsam frau anna von demenstain geborene lenin. der selen got genad. Anno 1575 den 13. tag februarius Starb der Edel und vöst Christoff von Demenstein. der selen got genad.

In dem auf Holzsäulen ruhenden Nonnenchor, wo die sehr gute 1756 angeschaffte, mit 27 Registern versehene Orgel steht, befindet sich eine sehr schöne Holzschnitzerei aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts, die Krönung Mariä durch Gott Vater und Christus; hinten halten vier Engelchen einen prachtvoll gemusterten Teppich. Ferner sind hier zu nennen einige gothische Holzfiguren, St. Brigitta, eine | Madonna und eine Pieta, dann ein trefflicher lebensgroßer Christus am Kreuz im Renaissancestil.

Auch der Dachstuhl der Kirche ist sehr bemerkenswerth.

Vor dem westlichen Eingang in die Kirche liegt die große flachgetäferte St. Stephanuskapelle, früher durchaus mit Freskogemälden geschmückt, die nun zum größten Theil übertüncht sind. Gerade vor dem in die Kirche führenden Spitzbogenportal erhebt sich ein steinerner gewölbter Baldachin auf zwei frühgothischen Säulen, und mit einer schönen Rosette als Schlußstein. Auf der Westseite des Baldachins sieht man den hl. Martin und einen Abt mit Buch und Krummstab, auf der Südseite die Anbetung der Könige; dann an der Wand der Kapelle, rechts vom Baldachin, die Krönung Mariä, die Steinigung des Stephanus und den hl. Christoph. Diese aus dem 15. Jahrhundert stammenden Fresken sind mit ziemlich flüchtigem Pinsel gemalt. In der Mitte der Kapelle liegen hart nebeneinander zwei schöne Grabdenkmäler aus Sandstein; die lebensgroßen Gestalten zweier Äbtissinnen, in der rechten Hand halten sie den Abtsstab, in der linken Buch und Rosenkranz. Am Rand umher steht: Anno domini 1535 . . . obiit domina anna margaretha abbatissa. nata de Ottingen. und Anno domini 1553 . . . obijt reverenda domina Anna abbatissa de Kirchm. nata de wellwart. Dann stehen noch außen am Chor der Kirche mehrere Grabsteine im Renaissancestil mit den lebensgroßen Gestalten der Äbtissinnen; darunter die der Maria Magdalena Geispergerin, s. auch unten S. 350. Und vor dem Chor auf der Erde liegen noch 6 weitere einfachere Grabplatten von Äbtissinnen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Auch ist an der Südseite des Chors ein der Arbeit nach römischer Widderkopf mit einem kleinen Schutzgesimse darüber eingemauert; vergl. auch unten bei dem S. Martinskirchlein.

Der südlich an der Kirche gelegene große quadratische Kreuzgang wurde in den letzten Jahren samt bedeutenden Anbauten abgerissen, er war in hübschem spätgothischem Stile gehalten, von reichen Rippengewölben übersprengt und hatte gegen Osten die schöne zweistockige St. Annakapelle. Erhalten sind nur der einst an den Kreuzgang stoßende westliche und südliche Arm des eigentlichen Klosters, jetzt als Armenhaus benützt. Der südliche Theil des Westflügels enthält aber in seinem ersten Stockwerk zwei sehr merkwürdige Räume, zugleich die ältesten der ganzen Klosteranlage. Es ist der große ursprüngliche Frauenchor, aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammend, dessen flache Holzbalkendecke auf fünf einfachen steinernen Rundsäulen ruht. In ihrer Mitte liegt ein sehr schönes Doppelgrabmal aus Sandstein, es sind die lebensgroßen liegenden schöngewandeten Gestalten zweier Schwestern mit Buch und Rosenkranz; am Rand umher steht | in erhabenen gothischen Minuskeln: Anno 1392 anna de haidek . . . Anno 1403 dna kungundis de haidek abatissa in kirchm. due sorores. Das Grabmal stammt aus der angegebenen Zeit und ist von bedeutendem Kunstwerth; es zeigt zu Häupten der Schwestern zwei Wappen und diese beweisen, daß die um dieselbe Zeit (1398) entstandenen Fresken, welche noch jetzt die Kapelle schmücken, unter diesen beiden Schwestern gefertigt, wahrscheinlich von ihnen gestiftet wurden, denn beide Wappen, darunter eines das Haideckische, sind über der Thüre groß aufgemalt.

Beginnen wir an der Nordwand, so erkennt man noch: Christus in Gethsemane, eine Figur mit Kreuzstab, Gabriel mit dem Spruchbande, die Verkündigung Mariä, Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, eine unkenntliche Figur mit Kreuzstab, und gegen die Nordostecke der Tod der hl. Ursula mit ihren Jungfrauen, an der Ostseite Ecce homo S. „Salome“, der Besuch der Maria bei Elisabeth, dann über dem spitzbogigen Eingang Arabesken und die schon genannten Wappen, weiterhin sieht man Petrus mit Kreuzstab und Christus in halber Figur auf einem Altar, ein Papst links, ein Engel rechts von diesem; links auch die Sonne, rechts der Mond. Dann tieft sich eine breite, im Flachbogen gehaltene Fensternische ein, die von vier schmalen Spitzbogenfenstern durchbrochen wird. Oben in der Leibung steht: anno domini 1398 dedicatum est altare hoc in honorem omnium sanctorum. Links unten in der mit Arabesken verzierten Leibung steht die hl. Ottilia, oben in der Mitte des Flachbogens halten zwei Engel das Schweißtuch der hl. Veronika. Vor dem Fenster steht der in der Inschrift genannte Altar. Weiterhin, also rechts, sieht man St. Paulus und daneben St. Johannes mit der Schlange. Nun kommt eine hälftig zugemauerte Fensterblende mit Arabesken und wieder der Jahreszahl 1398, dann Johannes der Täufer mit dem Kreuzstab und ganz gegen die Ecke Christus am Kreuz mit der Krone auf dem Haupt. Die Südwand zeigt wieder Apostel mit Kreuzstäben und den h. Christophorus; ferner zwei breite flachgewölbte Fensternischen, eine von Kleeblattfensterchen durchbrochen und an der mit Fresken verzierten Leibung links Maria als Himmelskönigin. Auf der Brüstung liegt der sehr alterthümliche in Holz geschnitzte Leichnam Christi; durch die andere an der Leibung auch mit Fresken verzierte Öffnung gelangt man in die um 10 Stufen tiefer liegende sehr geräumige Stiftskapelle; ehe wir aber hinabsteigen, ist noch der an der Nordostecke stehende spätgothische Altarschrank zu erwähnen.

In dem Schranke stehen noch die Holzbilder der drei Könige, und hinter einem derselben liest man mit dem Pinsel hingeschrieben: bastian Tayg maller zu nerdling 1514.

Bastian Taig, ein Schüler von Hans Schäuffelin, ein talentvoller, | von den Venetianern beeinflußter Meister, war hauptsächlich in Nürnberg und Nördlingen thätig; in letzterer Stadt sieht man noch viele Gemälde, die eine originelle, sehr flüssige, in Zeichnung und Farbe weit entwickelte Behandlung zeigen. Er ist der Verfertiger auch dieses Altares, und namentlich rührt von ihm das vortreffliche, leider z. Th. zerstörte Predellabild her, darstellend die hl. Ursula mit ihren Jungfrauen, und merkwürdiger Weise benützte und verfeinerte der Maler die nebenan an der Nordwand gemalten Motive der mehr als 200 Jahre älteren Darstellung desselben Gegenstandes (s. o.), und eine Vergleichung beider, so weit noch möglich, ist äußerst anziehend.

Die südlich anstoßende, bedeutend tiefer liegende Stiftskapelle wird von vier Rippenkreuzgewölben überspannt, die auf einer sehr starken kurzen Rundsäule ruhen; ihr Kapitell umkränzen tiefunterschaffte vielgezackte Blätter; die Behandlung erinnert etwas an die Säulen im Maulbronner Refektorium, und weist wieder in die Zeit der Gründung des Klosters. Auf den vier Schlußsteinen sind die vier Evangelistensymbole scharf und streng ausgehauen; der Markuslöwe ist geflügelt, der Johannesadler in der selten gesehenen Haltung mit geschlossenen Flügeln. Gegen Osten baut sich ein schönes halbachteckiges, außen mit zarten lisenenartigen Strebepfeilern besetztes Chörchen hinaus; es hat einfache Spitzbogenfenster, das mittlere mit einem sehr alten Glasgemälde, Mariä Verkündigung; und endlich befindet sich auf der im Westen sich erhebenden Empore ein Altar aus der frühen Zeit der Erbauung mit einem Krucifix; an den Kreuz-Enden sieht man die vier Evangelistensymbole gemalt, Christi Körper ist langgestreckt, die Beine sind ungekreuzt, die Arme gehen gerade hinaus; neben ihm stehen auch in Holz geschnitzt Maria und Johannes.

Nordöstlich an der Kirche liegt der mit einem Ölberg und einer offenen Kapelle im Renaissancestil (vom Jahr 1611) geschmückte katholische Friedhof. Das Kloster samt der Kirche ist Eigenthum des Fürsten von Oettingen-Wallerstein. Die letzte Bewohnerin des ehemaligen Klosters, die Chorregentin Anastasia, starb im Jahre 1858.

Die protestantische Kirche zu St. Jakob liegt am Nordsaum des Dorfes in dem alten noch ummauerten Friedhofe und stammt zum Theil noch aus romanischer Zeit; sie hat an der Südwand des Schiffes ein schmales Rundbogenfensterchen und ein Rundbogenportal, dessen Bogenfeld von einer Platte aus Basalttuff erfüllt wird, darauf ist erhaben ausgemeißelt in der Mitte ein griechisches Kreuz, links eine runde patinaähnliche Scheibe, und rechts eine Scheibe, worin ein Kreuz mit einem Menschenkopf oben.

Die übrigen Formen der halbachteckig schließenden Kirche sind spätgothisch, hiemit stimmt auch der an der Südseite der Kirche eingemauerte Sandstein mit dem sehr schönen, das Kirchheimer Wappen haltenden Engel und der Jahreszahl 1497. Das flachgedeckte 1767 | erneuerte Innere enthält einen alten achteckigen Taufstein, eine alte Pieta und an der Orgelemporenbrüstung ein schöngeschnitztes Holzgeländer in edlem Rococostil. Innen und außen an der Kirche stehen Grabsteine, aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts. Der an der Nordseite sich erhebende Thurm bildet mit seinem untersten rippenkreuzgewölbten Geschoß eine schöne gothische Kapelle, die gegen Osten einen steinernen Altar enthält und darüber sieht man noch gut gemalte spätgothische Fresken, Heiligenbilder und Arabesken, mit der Jahreszahl 1512. Auf dem Thurm hängen zwei Glocken, die größere mit der Umschrift in gothischen Minuskeln: Cristof glockengiser zu norinberg gos mich. amen. zu gottes lob und ehr gehor ich. Die andere: Joh. cristof glockengiser zu norinberg gos mich 1561. zu gottes lob gehor ich.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Ganz am Nordostende des Dorfes liegt auf leichter Anhöhe, von dem ummauerten protestantischen Friedhof umgeben, das aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende Martinskirchlein. Man genießt von hier aus eine weite und gar liebliche Aussicht in das mit einem Kranz von weichgeformten, mildblauen Bergen umschlossene Ries, aus dem sich das schöne Nördlingen und das Felsenhaupt des Wallersteins stolz erheben.

Das Kirchlein zerfällt in das ziemlich kurze flachgedeckte Schiff und in den gleich breiten quadratischen Chor, der von einem Rippenkreuzgewölbe übersprengt und von vier über Eck gestellten Strebepfeilern gefaßt wird. Der Schlußstein des Chorgewölbes zeigt ein Agnus Dei. Höchst merkwürdig sind die zwei noch aus der Zeit der Erbauung stammenden sehr schmalen und tief eingeschrägten Fensterchen gebildet, sie zeigen im vollsten Sinn den Übergang von dem romanischen in den gothischen Stil; denn das daran auftretende einfache gothische Maßwerk nimmt noch die ganze Tiefe der Fensterleibung ein; das südliche Fenster schließt im Kleeblatt, das östliche besteht aus zwei sich mit den Spitzbögen überschneidenden Fensterchen. Der auf dem Chorgiebel sitzende steinerne Dachreiter ist auch noch in alten Formen aufgeführt. Unten am südöstlichen Strebepfeiler des Chörchens entdeckte man den römischen Denkstein, und es scheint, daß die großen Fundamentsteine der drei übrigen Strebepfeiler auch noch römischen Ursprungs sind (s. unten).

Die Unterhaltung des Kirchleins ruht auf der Gemeinde.

Die im allgemeinen körperlich wohlgestalteten, gesunden Einwohner erreichen nicht selten ein hohes Alter und gegenwärtig sind 10 Personen 80 Jahre und darüber alt; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht, Handwerken und Taglohnarbeiten. Die vorhandenen gewöhnlichen Handwerker treiben meist nebenbei auch Landwirthschaft und dienen mit wenig Ausnahmen nur den örtlichen Bedürfnissen; | 6 Schildwirthschaften, worunter 3 mit Bierbrauerei und 3 Krämer sind vorhanden. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen, indem der begütertste 120 Morgen, der sog. Mittelmann 25 Morgen und die minder bemittelte Klasse 3–6 Morgen Grundeigenthum hat. Dagegen besitzt der Fürst von Oettingen-Wallerstein auf der Markung 853 Morgen, worunter etwa 200 Morgen Waldungen; überdieß stehen in seinem Eigenthum noch Waldungen und Güter auf den Parzellen Heerhof, Jagstheim und Osterhof. Die fürstliche Domäne Kirchheim ist an den in Hohenheim gebildeten Ökonomen Carl Braun verpachtet, während die Waldungen in Selbstadministration des Fürsten stehen.

Die Markung mit Inbegriff der Parzellen ist sehr groß und hat im allgemeinen eine hügelige, theilweise bergige und nur gegen das Ries hin ebene Lage. Der größtentheils fruchtbare Boden besteht in dem Flachland aus Lehm, in den übrigen Theilen aus den Zersetzungen des weißen und braunen Jura, die häufig mit vielen Steinen gemengt und etwas schwer zu bebauen sind. Das Klima ist ziemlich mild und Hagelschlag selten.

Die Landwirthschaft wird eifrig betrieben und von verbesserten Ackergeräthen ist neben dem Brabanter auch der deutsche Pflug und die eiserne Egge im Gebrauch, während der Pächter der fürstlichen Domäne nebenbei die Dresch-, Repssäe- und Futterschneidmaschine in Anwendung bringt; auch die Heinzen sind zum Futtertrocknen eingeführt. Zum Anbau kommen außer den gewöhnlichen Cerealien Kartoffeln, Futterkräuter, Wicken, Erbsen, Bohnen, Rüben und Reps, letzterer nur von dem Domänenpächter. Die Dreifelderwirthschaft ist allgemein eingeführt, während die fürstliche Domäne theilweise auch in der Neunfelderwirthschaft von dem Pächter rationell gebaut wird. Von den Getreideerzeugnissen wird ein sehr bedeutender Theil, namentlich viel Gerste, auf den Schrannen in Bopfingen und Nördlingen abgesetzt.

Der ziemlich ausgedehnte Wiesenbau liefert meist ein gutes Futter, das mit geringer Ausnahme im Ort verbraucht wird.

Die Obstzucht ist nicht von Bedeutung und beschränkt sich hauptsächlich auf die um den Ort gelegenen Gärten und namentlich auf den großen ehemaligen, jetzt fürstlichen Klostergarten, in welchem auch eine namhafte Baumschule angelegt ist. Die Gemeinde hat im Jahr 1868 aus dem Ertrag ihrer auf Allmanden und Straßen stehenden Obstbäumen 360 fl. erlöst. Man pflanzt neben einigem Tafelobst hauptsächlich die gewöhnlichen etwas späten Kernobstsorten und Zwetschgen.

Auf den vorhandenen eigentlichen Weiden und auf der Brach- und Stoppelweide der Gesamtmarkung läßt ein fremder Schäfer 1700 bis 1800 Bastard- und deutsche Schafe laufen, was der Gemeindekasse neben der Pferchnutzung mit 300 fl. eine jährliche Rente von | 1000 fl. sichert; überdieß bezieht die Gemeinde aus kultivirten Allmandtheilen jährlich ein Pachtgeld von 4–500 fl. Auf den zur fürstlichen Domäne gehörigen Weiden läßt der Pächter 600 Stücke laufen.

In gutem Zustande befindet sich die mit Rieser- und Limpurgerrace sich beschäftigende Rindviehzucht, namentlich hat der Domänenpächter einen schönen Viehstand von 100 Stücken (Kreuzung von Triesdorfer und Simmenthaler) und 10 Pferde aufgestellt; der Handel mit Vieh ist beträchtlich. Eine Käserei betreibt der fürstliche Pächter.

Die Schweinezucht wird stark betrieben.

Die Geflügelzucht, namentlich die der Gänse, ist sehr beträchtlich; mehrere Bauern ziehen 30–50 Stücke auf und treiben namhaften Handel damit. Auch Hühner, junge Hahnen, Tauben etc. werden verkauft.

An Kapitalien besitzt die evangelische Stiftungspflege 480 fl., die katholische Kultusstiftung 3200 fl.; ferner besteht eine Stiftung für Armenzwecke mit 3200 fl.

Die Vermuthung, daß die Römer auch bei Kirchheim sich angesiedelt haben, hat sich durch die neueste Entdeckung genügend bestätigt; der Verfasser fand nämlich in dem Fundament des südöstlichen Strebepfeilers an der evangelischen Gottesackerkirche einen, leider nicht ganz vollständigen römischen Denkstein.

Die Inschrift ist mit einer Rahme auf 3 Seiten umfaßt, die vierte Seite ist abgeschlagen, dennoch beträgt die Länge des Steins noch 2′ 8″, seine Höhe 3′ 7″ und seine Dicke 2′ 5″. Da nun die Langseite theilweise abgeschlagen ist, so läßt sich vermuthen, daß die Inschrifttafel des Steins ursprünglich ein Quadrat bildete.

Noch zu entziffern ist:

. AD. M.
. ARCVS .
. ERIALIS . .
. ETAMMA . .
. ONIS . ATIVI
. . . . . . . . . . .

Ohne Zweifel die Namen des Gestorbenen und des Widmenden.

Der Stein befindet sich jetzt im K. Antiquarium zu Stuttgart. Ohne Zweifel stand auf diesem Punkt, von dem man die herrlichste Aussicht über die weite Riesebene genießt, ein römischer Tempel oder irgend ein römisches Bauwerk, an dessen Stelle später die jetzige uralte Kirche erbaut wurde, und wozu man alsdann die aufgefundenen Reste des römischen Bauwerks benützte.

Der am Chor der Klosterkirche eingemauerte Widderkopf scheint ebenfalls römischen Ursprungs zu sein.

| Etwa 1/2 Stunde westlich von Kirchheim befinden sich Reste von Verschanzungen, bei denen man schon Grundmauern aufgefunden hat; ohne Zweifel stand hier eine Burg, vielleicht auch eine römische Befestigung. Nördlich am Ort kommt die Benennung Götzlen vor, was auf ein hier gestandenes heidnisches Bildwerk deutet.

Das Dorf K. bestand einst aus den 2 Dörfern Ober- und Unter-Kirchheim. Hinter dem obern Dorf lag eine Burg, wo Cunradus de Chirchain 1275 ff., Herr Albert v. K. 1281 ff. und Ritter Eberhard v. K. 1290–1324 saßen, öttingen’sche Dienstmannen, wie denn auch zu Kirchheim eine Malstätte des öttingen’schen Landgerichts gewesen ist. Grundbesitz im Ort hatten auch z. B. Marquard der Kämmerer von Bopfingen, der 1262 den Klöstern Zimmern und Kaisersheim einen Hof schenkte zu Nieder-K.; dem Kl. Kaisersheim schenkte auch Heinrich, Bischof von Chalcedon, 1306 eine Hube zu K. u. a. O., und dieses Kloster blieb im Besitz eines Hofs bis zuletzt, während den weitaus größern Theil von Ober- und Unter-Kirchheim das Kloster Kirchheim erwarb, durch Stiftungen und Kauf – von den Herren von Kirchheim, von den Oettinger Grafen, 1304 von Raban von Holheim, von nördlinger Bürgern, 1309 vom Johanniterhause Erningen. Andere Güter erwarb (schon vor 1339) und behielt das Spital Nördlingen, welchem auch Kl. Neresheim 1576 einiges abtrat.

Die hohe Gerichtsbarkeit übte Oettingen; das Kloster versuchte etlichemal vergeblich, sich davon frei zu machen. Nach der Reformation reformirte Graf Ludwig als Erbschutzherr und übte die hohe Obrigkeit auch hier und hätte gern des Klosters Besitzungen durch Vertrag mit der Äbtissin, 1545, gegen eine bestimmte Pension an sich gebracht; auch das vergeblich, vgl. die Geschichte des Klosters. Erst durch die Sekularisation von 1803 wurde der Klosterantheil des Dorfs öttingisch, kam aber bald unter bayerische, 1810 württembergische Hoheit. Die Gemeindeverwaltung besorgten früher ein Gericht von 12 Mann, 4 Dorfsvierer, 7 Untergänger und 2 Heiligenpfleger. Ausgezeichnete Männer, zu Kirchheim geboren, waren Ulrich Mayr, Dr. jur. utr. & theol., Herzogl. württemb. (kathol.) Hofprediger und G. Theodor Ziegler, Bischof zu Linz.

Das Kloster Kirchheim wurde der Überlieferung nach 1267 gestiftet, der Stiftungsbrief jedoch ist von 1270 die Jeronimi. Graf Ludwig von Oettingen mit Gemahlin (Adelheid von Hirschberg) und 2 Söhnen begabt das „im Ort Kyrchhaim“ gegründete cystercienser Frauenkloster mit dem Patronat in Bühl und mit Höfen und Gütern zu Bühl, O.- und N.-Roden, Ziswingen, Holzkirchen, Mörsbronn, Maihingen, Wülflingen, Dirgenheim, Bütenbronn, Dambach und Thannhausen, auch mit Wäldern und Hölzern u. s. w. Durch weise, | sparsame Finanzwirthschaft gelang es dem Kloster, viele weitere Erwerbungen zu machen, namentlich zu Kirchheim selbst – den Zehenten vor 1299, Höfe, Huben und allerlei Güter zu Jagstheim, in und bei Bopfingen, schon 1272 ff. ein Steinhaus daselbst und anderes, so daß 1383 die Stadt auf Steuer verzichtet von 14 Hofstätten und allerlei Gütern, wiederum 1410, 12 u. s. w. Bei Oberdorf, Itzlingen, Meisterstall, Baldern, Röttingen, Dirgenheim, Pflaumloch, Goldburghausen, Utzmemmingen ... auf dem Herdtfelde in Waldhausen, Elchingen, Hohlenstein, Dunstelkingen, Eglingen, Duttenstein; im Oberamt Ellwangen zu Benzenzimmern 1318, 31, 45, 64 und besonders 1481, Zipplingen (1288 vertauscht), Sechtenhausen 1347, Wülflingen 1343, Zöbingen 1356, 57, 63, 76, 1403, 06; Nordhausen 1306, 40, Walxheim vor 1486. In Weikersheim a. d. Tauber wurde ein Theil des Weinzehenten erworben 1348. Weiter im jetzigen Königreich Bayern ansehnliche Besitzungen – zu Nördlingen, Wallerstein, Baldingen, Bühl, Bürkhausen, Deiningen, Dürrenzimmern, Ederheim, Ehringen, Enslingen, Fronhofen, Grosselfingen, Hausen, Holheim, Hürnheim, Laub, Löpsingen, Maihingen, Niederaffingen, Munzingen, Nittingen und Heide, Riemlingen, Weinzenhausen, Wessingen, Zimmerstetten ... (von dem allem sind die Urkunden noch vorhanden). Dazu kam der Erwerb von Patronatrechten – zu Kirchheim selbst, Dunstelkingen 1352, Bopfingen 1358, Trochtelfingen, zu Zöbingen 1343, Essingen 1361 (Ansprüche anderer abgekauft 1366 mit 580 Pfd.) in Munzingen (1487 von Frauenalb erworben), zu Reglingen im Bisthum Eichstädt.

Bei diesen Erwerbungen tritt stark hervor, daß das Kloster neben Gülten ganz besonders Wiesen zu erwerben suchte, wohl um der einfacheren Verwaltung willen, seltener Wald und Feldgüter, welche öfters dem Verkäufer selbst als Zinsgüter belassen wurden. Vertauschungen, um sich mehr zu arrondiren, waren auch beliebt, z. B. 1369 mit Kloster Zimmern u. a.

Fragen wir uns, wie das Kloster zu den nöthigen Mitteln kam, so treten uns entgegen mancherlei Schenkungen, Seelgeret und Jahrstagstiftungen, das Beibringen der einzelnen Nonnen, (welches diese häufig lebenslang privatim genießen durften) u. dgl. m. Hauptwohlthäter waren und blieben die Mitglieder der öttingen’schen Grafenfamilie. Bei Graf Friedrichs Tod z. B. 1359 erhielt das Kloster seine hinterlassenen 3 Rosse und 3 Maiden und sein Gewand, woraus 322 Pfd. Heller gelöst wurden; auch stifteten diese besonders reich dotirte Jahrestage in größerer Zahl, weil zahlreiche Familienglieder in der Klosterkirche begraben wurden.

Die zahlreichen Besitzungen des Klosters verwickelten natürlich das Kloster auch in mancherlei Verhandlungen und Streitigkeiten; wir nennen beispielsweise Processe mit dem Kl. Mönchsroth über den | walxheimer Zehenten 1486, mit dem Bischof von Augsburg über den Zehenten zu Wengenhausen 1491, mit der Pfarrei Munzingen 1495, mit Kl. Christgarten über den Zehenten in Utzmemmingen 1500, mit den Herrn von Westerstetten zu Katzenstein um 1536 u. a. m.; noch 1771 mit Oettingen-Wallerstein wegen steuerbarer Güter.

Was die innere Einrichtung des Klosters betrifft, so stand, unter Aufsicht des Kl. Kaisersheim, eine Äbtissin an der Spitze mit einer Priorin zur Seite; die Haushaltung leiteten die Ober- und Unter-Bursirin, an der Spitze der weltlichen Klosterverwaltung aber stand ein Pfleger oder Vogt, z. B. 1472 Kanzler genannt (mit einem „Schreiber“ zur Seite), welcher die Gerechtsame des Klosters zu wahren hatte, die Jurisdiktion über des Klosters Hintersaßen handhabte und die Gefälle durch den Kastner einziehen ließ. Das Klostergut bewirthschaftete der Baumeister mit seinen Knechten und Mägden; Pferde, etliche 100 Stück Rindvieh und viele Schweine standen in den Ställen des Klosters, das zugleich seine Fruchtkästen und Keller [1] stets gefüllt hatte. (Das Kirchheimer Speichermalter für Lieferung der Gefälle wurde 1720 in’s Nördlinger Schrannenmalter verändert.)

Zur geistlichen Versorgung der Nonnen war ein Beichtvater aufgestellt, weil aber bald mehrere Messen gestiftet wurden, so hatte das Kloster schon 1264 drei Priester, 1417 viel Kaplane. Einen Frater Heinricus conversus Kirchheimensis fanden wir um 1300 genannt, einen Ernfridus de Ellrichshusen presbyter, syndicus et procurator monasterii 1382.

Das Kloster wurde besonders gern vom Adel der Gegend benützt, um einen Theil seiner Töchter anständig zu versorgen und auch Wittwen – z. B. von Oettinger Grafen, suchten im oder beim Kloster eine Ruhestatt im Alter. Manche besondere Stiftung suchte den Klosterfrauen das Leben angenehmer zu machen, z. B. wenn Ekehard von Tunis 1383 jährlich 30 Malter Haber stiftete zu Bier, (welches Bierreichniß später noch vermehrt werden sollte) und 5 neue Pelze je auf Martini; Graf Ludwig von Oettingen stiftete 1371 ein Weingeschenk für die vier Quatember u. dgl. m.

Von besonderen Meßstiftungen sollte die am St. Trinitatisaltar im Münster, bei den Gräbern der öttinger Grafenfamilie von einem Weltpriester versorgt werden, 1355, und mit dem Kloster nichts zu schaffen haben. Dagegen waren Klosterkaplane am Altar unsrer lieber Frauen (schon a. 1360), St. Annä (1364), unseres Herrn Fronleichnam auf dem vordern Altar (1371), aller Heiligen (1398), St. Materni (1411) u. a. m. In die „Kapelle bei der Sacristei“ ist | vor 1360 eine Messe gestiftet worden. Zahlreich wurden auch ewige Lichter gestiftet in solche Kapellen, über die gräflichen Gräber 1363, auf den Kirchhof 1336.

Die vorhandenen Katalogen der Äbtissinnen beginnen, die Stiftung anno 1267 voraussetzend, mit einer Mechtild von Growenberg und 1274 Sofie von Dornberg. Wir geben in Folgendem einen Katalog, welcher, ein paar Angaben ausgenommen, die in Klammern gesetzt sind, durchaus nach sichern Urkunden bearbeitet ist (Dank der nicht genug zu rühmenden Gefälligkeit des fürstlichen Archivdirektors, Freiherrn von Löffelholz zu Wallerstein).

Gertraud 1285–94. Sophia I. 1298–1309. (Elisabeth?) Sofie II. 1324–33. Mechtild 1334–38. Elsbeth 1339–56. Anna 1356. 57. Mye 1358–65. Elisabeth 1366–80, (1385 lebte diese Elisabeth von Hoppingen noch, aber nicht mehr im Amte). Kathrine von Merkingen 1384–1401. Kunigunde von Heidegg 1402. Agnes von Bopfingen 1405–30.

(? Adelheid, Gräfin von Oettingen 1432. 33. ? Anna vom See 1437.) Magdalena, Gräfin von Oettingen 1445–88. Beatrix, Schenkin von Limburg 1496. 99. Margaretha, Gräfin von Oettingen 1505. Anna, Gräfin von Oettingen, 1535–1545, wo sie gegen eine Pension von 666 fl. renuncirt. Anna von Wellwart 1545.

Maria Magdalena Geisbergerin 1553. Cordula von Seckendorf 1560. Anna Hartmännin 1566. Barbara Schwerdführerin 1570. Apollonia Schrötlin 1584. Ursala Weinhardtin 1631. Margarethe Böckhin 1637. Anna Bartensteinin 1638. Regine Franziska Weinhartin 1660. Maria Euphemia N. 1684. Marie Anna Regine N. 1588.

Maria Bendaicta N. 1698. Maria Violantia Jägerin 1708. Maria Bernarda Schneidin 1740. Sofie Mayrin von Höchstätt 1749. Aloysia Buchsin von Ellwangen 1758. Maria Innocentia Meyerin von München 1774. Maria Violantia II. aus Wemdingen 1782–1802.

Das neugestiftete Kloster hat Papst Gregor 1272 in seinen Schutz genommen und dessen Besitzungen bestätigt, auch 1273 Weisungen über certas regulas gegeben. Einen Befehl an den Augsburger Bischof, unrechterweise abhanden gekommene Besitzungen des Klosters wieder beizubringen, hat Papst Clemens erlassen 1344.

Den ersten kaiserlichen Schirmbrief gewährte König Rudolf 1274 und solche folgten bis in die neueste Zeit, z. B. 1361, 1473, 1544, 1612, 1749, 1791. Schirmherren des Klosters waren die Stifter, die Grafen von Oettingen (früher Oettingen-Oettingen, nachher Oettingen-Wallerstein) und eine gewisse Zeit in der Reformationsperiode ausgenommen, haben sie auch treulich das Kloster beschützt und gefördert.

| Von den Schicksalen des Klosters ist wenig bekannt, 1280 war der Klosterbau noch nicht vollendet (opere sumptuoso); es wurde ein Ablaß zur Förderung gewährt. 1401 schenkte eine Anna Tötter ihr Haus zu Nördlingen, damit die Nonnen in Kriegszeiten dahin flüchten können; denn es gieng nicht selten, wie etwas später auch, wo das Kloster beim Concil in Constanz Hilfe suchte wider Plünderungen, Brandschatzungen und Verwüstungen. – Eine innere Reformation bewirkte 1465 die Äbtissin Margaretha, Gräfin von Oettingen, und eine neue Klosterordnung wurde a. 1500 entworfen. Im Bauernkrieg lagerte sich eine Bauernschaar drohend in des Klosters nächster Nähe, doch wurde das Äußerste abgewendet. Graf Ludwig XV., der eifrig evangelische Schirmvogt des Klosters, versuchte dasselbe 1543 zu reformiren und stellte einen Pfleger auf, doch gelang es dem Kloster auszuweichen und während das Dorf reformirt wurde, blieb innerhalb der Klostermauern der katholische Kultus, zu dessen Besorgung das Kloster Kaisersheim 3 Conventualen sendete. Kaiser Karl V. erklärte 1546 den Grafen Ludwig in die Acht und übergab den Klosterschutz 1550 seinem eifrig katholischen Sohne Graf Friedrich. Nach dem Passauer Vertrage jedoch mußten zunächst einmal die ökonomischen Vortheile der Schirmvogtei und bald auch diese selbst dem alten Grafen zurückgegeben werden. Im 30jährigen Krieg verschenkte König Gustav Adolf das Kloster an seinen Oberst Sperreuter, dessen Besitz mit der Nördlinger Schlacht zu Ende gieng. Daß auch das Kloster unter den Drangsalen des Kriegs vielfach zu leiden hatte, versteht sich von selber; auch kaiserliche Völker ließen sich durch die heiligen Mauern nicht abhalten und 1639 wollte eine Reiterschaar gewaltsam das Kloster besetzen, dem die Nördlinger zu Hilfe kamen. Nach dem westphälischen Frieden hatte das Kloster eigenmächtig Bayern und Eichstädt zu seinen Conservatoren erbeten. Der Reichshofrath kassirte 1669 diese Verletzung der gräflichen Rechte, jedoch verglich sich Oettingen-Oettingen mit der Äbtissin über die beiderseitigen Rechte und dem Kloster wurde das coëxercitium catholicum innerhalb der Klostermauern neu zugesichert. Auch darf der Kl.-Beichtvater die katholischen Einwohner zu Kirchheim, Jagstheim und Osterholz (des Klosters Hintersaßen) versehen, nur ohne Aufsehen und nach vorhergegangener Anzeige beim evangelischen Pfarrer, dem die jura stolae verbleiben.

Die oben erwähnte Einführung des Nördlinger Schrannenmaßes 1740 erregte große Aufregung unter den Gültpflichtigten, weil sie glaubten, man wolle sie höher anlegen. Äußere Beunruhigung brachte die Annäherung der Franzosen 1796; die meisten Klosterfrauen flüchteten sich zu Verwandten.

Im Reichsdeputations-Hauptreceß wurde das Kloster Kirchheim u. a. dem Fürsten von Oettingen-Wallerstein zugetheilt als Entschädigung | für die linksrheinische Besitzung Dachstuhl und Oettingen hob nun das Kloster auf. Die Klosterfrauen (1796 40 Frauen und 18 dienende Schwestern, jetzt noch) 9 Frauen und 17 Schwestern erhielten eine Pension (die Äbtissin 2000 fl.), durften aber im Kloster bleiben, wo die letzten erst in den 50ger Jahren gestorben sind.

Das Vermögen des Klosters wurde 1803 so angeschlagen: 124 Gültbauern in 19 Ortschaften, viele Zehenten, 974 fl. 12 kr., jährlich Grund- und Herbstzinse, Pachteinnahmen von Wiesen 2629 fl. 11 kr., Handlöhne nach 10jährigem Durchschnitt 883 fl. 24 kr., Küchengefälle 212 fl. 15 kr., Schäferei 600 fl., 1207 alte Morgen Wald 55.000 fl., Aktivkapitalien 41.609 fl. 30 kr., 106 Spannfröhner, 504 Handfröhner; der Klosterhof zu Kirchheim, angeschlagen auf 100.475 fl., der Ziegelstadel 322 fl. Ertrag, das Bräuhaus 1500 fl., die Wiesmühle 400 fl. Von dem allem giengen ab 88.650 fl. Schulden.

Von den Klostergebäuden sind seitdem der Kreuzgang, die Vogtei, der Krankenbau und die Fronleichnamskapelle abgerissen worden, in die Wohnung der Äbtissin kam das fürstliche Rentamt (1813 von Baldern hieher verlegt) und die Wohnung des Klostergeistlichen (Herrenhaus) wurde katholisches Pfarrhaus für die ganze Gemeinde.

Das Doppeldorf hatte auch zwei Kirchen und zwei Pfarreien und wahrscheinlich sehr frühe schon, so daß der Ort davon den Namen bekam. Die Pfarrkirche in Oberkirchheim, die jetzige evangelische Pfarrkirche, war St. Jakob geweiht, die Pfarrkirche in Unterkirchheim dem St. Martin. Das Patronatrecht beider besaßen die Grafen von Oettingen, schenkten es aber 1275 dem Kloster, 1303 fügte Graf Ludwig dieser Schenkung den Zehenten bei St. Martin hinzu, bischöfl. augsb. Lehen. Ansprüche des Domkapitels wurden mit dem Patronatrecht zu Bühl abgefunden und der Bischof vereinigte nun 1307 die beiden Pfarreien in eine, welche dem Kloster incorporirt wurde. St. Jakob blieb Pfarrkirche und es bestand da (vor 1366 schon) eine ewige Vicarie. In die Kapelle der Sacristei hat ebenda Conrad der Schreiber von Oettingen, Kirchherr zu Ebermergen, ein ewiges Licht gestiftet. Die Kirche zu St. Martin sank zur Kapelle herab und scheint der Gottesdienst allmählig ganz aufgehört zu haben, bis 1408 die Grafen Ludwig und Friedrich von Oettingen wieder eine Messe – mit einem Weltpriester – in die St. Martinskapelle stifteten, mit Gütern zu Elchingen, Auernheim, Hohlenstein. Bei so vielen Meßpriestern im Dorf und für’s Kloster, welche alle im Dorf wohnten, dürfen wir uns nicht wundern, wenn 1465 eine „Pfaffengasse“ genannt wird, in welcher Graf Friedrich nochmals ein Frühmeßnershaus kaufte.

Graf Ludwig XV. suchte überall in seinem Landestheil die Reformation einzuführen, selbst im Kloster Kirchheim, und obwohl im schmalkaldischen Kriege geächtet, nahm er doch nach seiner Restitution | 1552 dieses Bestreben wieder auf und ohne weitere Verhinderung im Dorfe K., wo vollends sein Sohn Ludwig XVI. das evangelische Kirchenwesen organisirte und die überflüssig gewordenen Meßpfründen abschaffte. Das zum beneficium St. Martini gehörige Pfründhaus wurde 1686 an den Bader in K. verkauft.

Während des 30jährigen Kriegs ließ, nach den Siegen des Kaisers, der katholische Graf Joh. Albrecht von Oettingen-Wallerstein dem evangelischen Pfarrer befehlen den 29. Oktober, in 24 Stunden den Ort zu verlassen, der wieder katholisch werden soll. Die Schweden setzten abermals einen evangelischen Geistlichen ein und Gustav Adolf schenkte das Kloster samt dem Dorf und Wemdingen dem tapfern Obrist Sperreuter. Auch nach der Nördlinger Schlacht blieb der evangelische Kultus erhalten und wurde durch den Frieden gesichert, gemäß dem Stande von 1624, wo nur das Kloster ein katholisches Privatexercitium besessen hatte. Dennoch bestrebte sich dieses, seine Güter mit katholischen Familien zu besetzen und diese durch die Klostergeistlichen pastoriren zu lassen. Die hierüber entstandenen Zwistigkeiten wurden durch einen Vertrag geschlichtet 1694, wodurch der evangelische Pfarrer der parochus loci blieb und seine jura stolae behielt, die vorhandenen Katholiken aber in der Stille von den Klostergeistlichen versehen werden durften. Die katholischen Einwohner auch müssen die evangelischen Feiertage beobachten, doch nur im Dorfe, nicht auf dem Feld. Wie viele Häuser zu Kirchheim, Jagstheim und Osterholz mit Katholiken besetzt werden dürfen, wird genau festgestellt u. dgl.

Nach dem Aussterben der evangelischen Linie von Oettingen entwickelten sich allmählig in den evangelischen Gemeinden allerlei Klagen über Religionsbeeinträchtigung und ungesetzliche Begünstigung der Katholiken, so daß es zu Klagen beim Kaiser kam, vgl. VII, 2.

Nachdem Oettingen-Wallerstein 1802–03 auch das Kloster bekommen hatte, wurde – unter Protestation der Evangelischen – öffentliches katholisches Religionsexercitium eingeführt 1805, was auch die Unterwerfung unter Bayern und Württemberg 1810 nicht mehr änderte.

Den katholischen Gottesdienst hatten zuletzt drei Patres von Mönchsdeggingen versehen, dann wurde eine eigene katholische Gemeindepfarrei gegründet und von der Staatsregierung anerkannt, jedoch zuerst von einem Pfarrverweser versehen.

Eine Filialkapelle unserer l. Frau stand jedenfalls vor 1399 schon zu Jagstheim, denn in diesem Jahr empfahlen die Grafen von Oettingen die Sammelboten, welche Mittel zur Stiftung einer ewigen Messe in der Kapelle zusammenbringen sollten; z. B. 1400 und 1413 wurden Güter gekauft, 1408 die Messe vom Kloster bestätigt | und 1423 ein Jahrestag dahin gestiftet von Hans von Hausen. Ein eigener Kaplan wird 1423 und 1539 genannt, der Meßner 1430. Um diese Zeit gieng aber Graf Ludwig XV. bereits mit Reformationsgedanken um und bald war auch Jagstheim evangelisches Filial der evangelischen Dorfpfarrei Kirchheim. Das Kloster als Grundherr suchte allmählig Katholiken herbeizuziehen, in dem Vertrag von 1694 wurde aber blos ein Haus als katholisch anerkannt, ein zweites nur pro tempore, dagegen überließ der Graf dem Kloster 1696 die unbenützte Kapelle „zum heiligen Herzen Jesu“, und es entstand nun bald eine Wallfahrt dahin. Das Kloster ergriff gerne die Gelegenheit späterhin, als die katholische Linie von Oettingen-Wallerstein lieber förderte als hinderte, immer mehr katholische Hintersaßen herbeizuziehen, so daß um 1820 gar kein Protestant mehr in Jagstheim war. Deßwegen wurde auch in der Kapelle vom Kloster aus katholischer Gottesdienst gehalten; eine Zeit lang saß ein Religiose von Kaisersheim im Orte selber. Jetzt gehört Jagstheim als Filial zur katholischen Pfarrei Kirchheim.

Für Osterholz wurde in dem Vertrag von 1694 bestimmt, daß zwei Häuser katholisch sein sollen und von Kirchheim aus kirchlich versorgt werden dürfen.

Unter dem Einfluß des Klosters und der katholischen Herrschaft Oettingen-Wallerstein wurde allmählig die Mehrzahl der Kirchheimer Gemeindegenossen wieder katholisch.

Zu der Gemeinde gehören:

b. der Heerhof, 1/2 Stunde südlich von Kirchheim auf einer Anhöhe mit schöner Aussicht hoch und frei gelegen.

Der Heerhof ist ein halbirtes Hofgut, nicht alt.

c. Hundsmühle, ein gegenwärtig nicht bewohntes Schafhaus, nur 10 Minuten nordöstlich von Kirchheim gelegen. Das Gebäude war früher eine Mühle, in der sämtliches Getreide, das man zur Fütterung der fürstlichen Jagdhunde verwendete, hier mahlen ließ, daher auch der Name des Hauses.

Die Mühle wurde einst von dem schon oben genannten, jetzt ausgetrockneten und in Wiesengrund verwandelten Weiher in Bewegung gesetzt.

d. Jägerhaus, die Wohnung eines fürstlich Wallerstein’schen Unterförsters, die nur 200 Schritte westlich vom Heerhof liegt.

e. Jagstheim, liegt sehr freundlich 20 Minuten nordwestlich von dem Mutterort auf einem Hügel, von dem man eine schöne Aussicht in das Ries und in die Gegend um Ellwangen genießt. Der kleine hübsche Ort besteht aus nur wenigen weitläufig hingestellten, Wohlhabenheit verrathenden Bauernwohnungen und einer am Südende des Weilers stehenden Kirche zum heil. Herzen Jesu. Die vom Fürsten von Oettingen-Wallerstein zu unterhaltende Kirche ist im einfachen | gothischen Stil erbaut und hat einen mit Streben versehenen, vielseitig geschlossenen Chor; der Thurm ist in neuester Zeit eingefallen und bis jetzt nicht wieder aufgebaut. Das freundliche, helle Innere der Kirche enthält drei Altäre und den Grabstein eines hiesigen Kaplans Georg Althammer vom Jahr 1539. Auf dem Thurm waren drei Glocken, die von Franziskus Kern in Augsburg 1696 gegossen wurden. Die Baulast der Kirche hat der Fürst von Oettingen-Wallerstein. In der Nähe der Kirche steht das sog. Herrenhaus, jetzt ein Wirthshaus. Durch eine Vicinalstraße ist der Ort mit der nur 1/8 Stunde nördlich vorüber führenden Ellwangen-Nördlinger Landstraße in Verbindung gesetzt. Das nöthige Trinkwasser ist vorhanden, auch bestehen einige kleine Wetten.

Die Einwohner sind in günstigen Vermögensverhältnissen und nähren sich sämtlich von Feldbau und Viehzucht; sie gehören in die katholische Kirche und Schule zu Kirchheim.

Die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse gleichen denen im Mutterort. Ganz nahe westlich vom Ort liegt im Wald eine viereckige Schanze von ansehnlichem Umfang. Auch fand man auf der Markung schon römische Münzen.

In Jagstheim (Jagesheim und Jagsheim) saß ein ritterliches Geschlecht, das häufig in den Urkunden der Umgegend vorkommt, Besitzungen in dieser Gegend hatte und in ötting’schen Diensten stand. Das Wappen zeigt drei rothe Messer übereinander im gelben Schilde. Der älteste bekannte Herr ist Heinrich v. J. 1233. 38, Kuno 1280, Heinrich II. und Ulrich 1281, Kunz II. 1336. 38, Friedrich der Jagsheimer zu Itzlingen 1374, 76. Seit dieser Zeit scheinen die Herren auswärts sich niedergelassen zu haben und zwar Wilhelm I. senior, 1418 zu Essingen, Wilhelm II. 1418 – c. 56, begütert zu Ederheim, Wilhelm III. 1451–75 zu Nördlingen und Sebastian 1456–1511 zu Oettingen, begütert in Utzmemmingen. Nikolaus I. 1503–1559, Pfleger auf Baldern, ges. in Edernheim und Utzmemmingen, Nikolaus II., † 1559, Obervogt zu Göppingen. Dessen Sohn David, ötting’scher Pfleger zu Hochhaus, hat seine Besitzungen zu Ederheim und Utzmemmingen weggegeben und sich zu Leutershausen angesiedelt, z. B. 1495. Sein Sohn Christof Sebastian von Jagstheim zu Erlabronn 1598– † 1633, Landrichter und Obervogt zu Ansbach, ist durch seine drei Söhne der Stammvater geworden dreier Linien zu Kaltenbrunn, Ober-Mögersheim und Erlabronn. Weil aber die Familie jetzt aus unsern Gegenden ganz weggekommen ist, so verfolgen wir sie nicht weiter, weisen aber hin auf Biedermanns Canton Steigerwald Tab. 81 ff.

Im Orte Jagstheim waren 1281 auch milites begütert, Conradus dictus Raten und Ulrich von Breitenloch, hürnheim’sche Afterlehensträger von Ellwangen’schen Lehen, welche vom Kl. Kirchheim | eingetauscht wurden gegen Güter in Maihingen, Reimlingen und Dirgenheim. Kl. Kirchheim erwarb das ganze Dorf, die Unterthanen und die Dorfsherrschaft, nur die hohe Obrigkeit übte Oettingen.

f. Osterholz, 1/2 Stunde südwestlich von Kirchheim auf dem zwischen dem Eger- und Goldbachthal hinziehenden Bergrücken hoch und frei gelegen. Etwa 1/8 Stunde südöstlich vom Ort befindet sich am Saume des Waldes Osterholz eine lang hinziehende, vermuthlich römische Schanze. Auch wurden vor mehreren Jahren in der Nähe des Orts sechs Brakteaten gefunden.

Osterholz erscheint im 14. Jahrhundert als ein Weiler im Besitz der Herren von Bopfingen und ehrbarer Bürgerfamilien, unter welchen auch eine Familie von Osterholz sich befand; 1472 z. B. ist Herbrand Osterholzer Bürgermeister in Bopfingen gewesen. Ein Martin Anhangk verkaufte zu O. 1 Pfd. ewges Hellergeld um 15 Pfd. an die Pfarrei Bopfingen 1381, doch hat allmählig das Kl. Kirchheim den ganzen Ort erworben, eine Gült u. a. 1407 von Seitz von Zipplingen, auch die niedere Jurisdiction gehörte dem Kloster und mit diesem theilte Osterholz die weiteren Schicksale.

g. Ziegelhütte unfern (westlich) von Kirchheim gelegen.



  1. 1430 wurde eine Stiftung gemacht für den hintern und innern Weinkeller zu nießen von jeder innern und hintern Weinkellerin des Klosters.


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