Beschreibung des Oberamts Saulgau/Kapitel B 42

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III. K. Gräfl. Königsegg-Aulendorfisches standesh. Amt,
auch Forstverwaltung und Rentamt Königseckwald. S. S. 96.


42. Ebenweiler; 348 GEinw.

1) Ebenweiler, ein kath. Pfarrdorf, 4 St. südlich von Saulgau, mit 283 Einw. Den großen Zehnten beziehen das Spital Ravensburg, das auch 2 Lehenhöfe im Ort hat, zu 7/8 und die Caplaney Ebenw. zu 1/8, den kleinen die Ortspfarrey. Die Standesherrschaft besitzt hier einen eigenen, in Pacht gegebenen, Cameralhof und eine Schäferey.

Ebenweiler liegt in einem flachen Thälchen an der Kornstraße, vom Mühlbache bewässert. Der Ort hat große Häuser, die zum Theil noch mit Stroh bedeckt sind, 1 Schildwirthschaft, 1 Mahl-, 1 Säge-, 1 Loh- und 1 Öhlmühle und Hanfreibe und 1 Ziegelhütte. In die Pfarrey sind eingepfarrt: die unten genannten 5 Gemeinde-Orte, ferner| Brunnen, Kreenried, Lugen, Milpishaus und Ratzenreute, sodann aus dem Oberamte Ravensburg: Ruprechtsbrugg, Malmishaus, Ober-Eichen, Schlupfen und Schreckensee, wovon der erste Ort 1814 von Fleischwangen, die 4 andern mit Kreenried 1815 von Altshausen zugetheilt worden sind. Diese Filiale haben, mit Ausnahme von Milpishaus und Ratzenreute, alle auch ihre Schule und ihr Begräbniß in E. Vergl. Altshausen. An der Kirche, zum h. Urban, ist ein Pfarrer und 1 Caplan angestellt. Die Baulast der Pfarrgebäude ruht auf dem Besitze des Großzehnten, die des Caplaneyhauses auf der Gemeinde, die es 1756 neu gebaut hat. Die Caplaney wurde 1451 von Benz von Königsegg und Amman, Richter und der ganzen Gemeinschaft des Dorfs mit 1/8 des Großzehnten, der Constanzisches Lehen war, gestiftet. Die Gemeinde behielt das Ernennungsrecht, Königsegg das Präsentationsrecht. Letzteres Recht wurde jedoch, kraft eines Vertrags von 1492 mit dem Spital Ravensburg, abwechselnd mit diesem ausgeübt. Das Patronatrecht der Pfarrey hatte ebenfalls das Spital, jetzt übt dessen Rechte die Landesherrschaft aus. Der Ort hat auch eine Feldkapelle.

Ehemals hatte Ebenweiler seine eigenen Edelleute, und auf einem Hügel bey dem Orte in dem Wald Oberholz sind unter dem Namen Burgstall noch Spuren von einem weitläufigen Schlosse übrig. Werner und Heinrich von E. kommen i. J. 1273, Heinrich und sein Sohn Conrad v. E. 1299 in Heiligkreuzthaler Urkunden vor. Übrigens gehörte Ebenweiler schon im 13ten Jahrhundert den v. Königsegg und bildete als eine eigene Herrschaft einen Bestandtheil der Grafschaft Königseck. Der Ort hatte, nach der oben bemerkten Caplaney-Stiftung, schon frühe seine eigene Dorfverfassung. Zu der Gemeinde und Pfarrey Ebenweiler und zu dem standesherrlichen Amtsbezirk Königseckwald gehören:

2) Groppach, ein Hof mit einer Ziegelhütte, am Fuß einer Stiege, 1/2 St. südöstl. von Ebenweiler, mit 4 k.| Einw. Lehens- und Zehntherr: Stiftungspflege Ravensburg. Die Gülten sind seit 1823 der kath. Stadtpfarrey Ravensburg überlassen. Zu dem Besitze gehören 49 M. Waldeigenthum. Bey dem Hofe liegt ein kleiner See, der Groppacher See genannt.

3) Mauren, ehemals auch Muri genannt, ein kath. Weiler mit 23 Einw., 1/2 St. nördlich von Ebenweiler, am Bergabhange. Lehensherr: Kirchenpflege Altshausen u. a. S. S. 92. Die Zehnten bezieht das Spital Ravensburg. Die Grundherrschaft wurde 1428 und 1500 von den v. Königsegg mit Vorbehalt der Gerichtsbarkeit verkauft.

4) Oberholz, ein Hof, eigentlich zwey, zu Ebenweiler gehörige Söldnerhäuser, am Ebenweiler See mit 12 kth. Einw. Zehent-Verhältnisse, wie bey Ebenweiler.

5) Oberweiler, ein Hof, 1/2 St. nordwestlich von Ebenweiler, mit 11 kath. Einw. Zehentverhältnisse, wie bey Ebenweiler.

6) Stöcken, ein einzelnes, zum Hof Muttenhaus gehöriges Pfründnerhaus, das nun abgebrochen werden soll, mit 15 (?) Einw.