Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt/Kapitel B 1

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B.


Ortsbeschreibung,



in alphabetischer Reihe der den Oberamts-Bezirk bildenden 26 politischen Gemeinden oder Schultheißereien. – Die am Schlusse beigefügten Tabellen gewähren übersichtliche Zusammenstellungen: I. der Bevölkerung, der Gebäude und des Viehstandes, II. des Flächenmaßes nach den verschiedenen Bestandtheilen und III. des Steuer-Katasters, des Gemeinde- und des Stiftungshaushaltes. Die Oberamtskarte zeigt die geographische Lage der Orte.




Bernhausen,


Gemeinde II. Kl. mit 1717 Einw. a. Bernhausen 1704 Einw., wor. 4 Kath., b. Klinkermühle 13 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Neuhausen eingepfarrt.

Das Pfarrdorf Bernhausen liegt 3 Stunden südlich von Stuttgart, in einer sanften Einteichung auf der freien Filderebene. Der wohlgebaute Ort von ziemlich regelmäßiger Anlage, wohl einer der schönsten im Bezirke, hat gekandelte und reinliche Straßen und wird von der von Stuttgart nach Reutlingen führenden Chaussee durchschnitten; auch mündet in ihn die über Unter-Sielmingen nach Nürtingen führende Vicinalstraße; zudem ist er mit Plattenhardt durch eine chaussirte, mit Echterdingen, Stetten und Neuhausen durch eine nichtchaussirte Straße in Verbindung gesetzt. Gesundes Trinkwasser, welches zwar etwas sparsam aus laufenden Brunnen fließt, liefern die vorhandenen Zieh- und Pumpbrunnen in hinreichender Menge; überdieß fließt noch der Katzenbach mitten durch das Dorf.[1]

Die massive, geräumige Kirche, mit einer hohen, in neuerer Zeit etwas abgetragenen Kirchhofmauer umgeben, steht an der Hauptstraße | und gewährt eine freundliche Ansicht. Das Chor derselben hat spitzbogige, gothisch gefüllte Fenster, welche an der Kirche selbst durch moderne Rundbogen-Fenster, wodurch der alterthümliche Styl des Ganzen gestört wurde, ersetzt sind. Die im Chor und am Haupteingang stehende Jahreszahl 1475 gibt die Zeit der Erbauung an. Der viereckige Thurm ist aus Quadern erbaut und mit schmalen, schießschartenartigen Lichtlöchern versehen; auf demselben sitzt ein hölzernes Stockwerk mit einem spitzen, hohen Dach, das vom Viereck in das Achteck übergeht und mit grün verglasten Ziegeln gedeckt ist. Die Zahl 1680, mit gelben Ziegeln in das Dach eingesetzt, gilt wohl der Erbauung desselben und des obern Stockwerks. Im Thurme hängen 3 Glocken, die zusammen ein schönes Geläute geben; die eine davon trägt mit alter Schrift die Namen der 4 Evangelisten, die anderen, von denen eine die größte im Bezirk ist, sind laut Inschriften im Jahr 1798 gegossen. Die Baulast der Kirche liegt dem Heiligen ob, wegen dessen Unvermögenheit die Gemeindekasse schon in’s Mittel treten mußte. Der ummauerte feste Kirchhof diente bis 1837 als Begräbnißplatz; jetzt ist derselbe in eine Gemeinde-Baumschule umgewandelt und auf Kosten der Gemeinde ein neuer Begräbnißplatz mit einem Aufwand von 2293 fl. außerhalb des Orts, auf der Seite gegen Sielmingen hin, angelegt worden. Das in der Nähe der Kirche gelegene geräumige Pfarrhaus, welches der Staat zu erhalten hat, wurde in neuerer Zeit mehrfach ausgebessert und verschönert.

Das Schulhaus mit Schullehrerwohnung wurde 1811 gänzlich erneuert und 1835 durch einen Anbau vergrößert. An der Schule unterrichten ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Lehrgehülfe. Das Haus wird theils von der Stiftungskasse, theils von der Gemeinde unterhalten. Eine Industrie-, Strick- und Nähschule (seit 1833) wird den Winter über gehalten. Im Jahr 1837–38 wurde das alte Rathhaus, welches jetzt in gutem baulichem Zustande ist, renovirt und bei dieser Gelegenheit die Jahreszahl 1581 (vermuthlich die Zeit der Erbauung desselben) entdeckt. Manche Wohnhäuser des Ortes beweisen durch Jahrzahlen, die in die Eckpfosten eingeschnitten sind, ihr hohes Alter; der Bau der Mehrzahl der Häuser fällt in die Zeit von 1580–1640; sie zeichnen sich durch dauerhafte Bauart und durch phantastische Behandlung des eichenen Gebälkes aus und beurkunden günstige, wohlhabende Zeitverhältnisse.

Die im Durchschnitt bemittelten Einwohner sind sehr fleißig, geordnet und sparsam. Zu dem wohlthätig wirkenden religiösen Verein der s. g. Gemeinschaft halten 250 Mitglieder. Es gibt nur wenige Reiche; die Summe der versicherten Passivcapitalien der Gemeindeangehörigen beträgt 175.000 fl. der Besitz der 6 größten Grundbesitzer bewegt sich zwischen 24–32 Morgen. Dagegen sind auch nicht viele Arme (nur | 14 Personen erhalten gegenwärtig regelmäßige Armenunterstützung) in der Gemeinde, das Armenhaus gibt zwei Familien Obdach.

Hauptnahrungszweige sind: Feldbau, Viehzucht und etwas Gewerbe. Die meist ebene Lage der Güter und der fruchtbare, leicht zu bearbeitende, tiefgründige Boden, der durchgängig aus Diluviallehm, mit etwas Sand gemengt, besteht, eignet sich besonders für Landwirthschaft, die hier mit sehr viel Fleiß und Umsicht betrieben wird. Durch das Beispiel von Hohenheim und den Einfluß des landwirthschaftlichen Bezirksvereins wurde in den letzten Jahrzehnden der landwirthschaftliche Betrieb noch mehr gehoben, namentlich wurden bessere Ackerwerkzeuge und Düngerarten in Anwendung gebracht. Die gewöhnlichen Halmfrüchte, die hier vorzüglich gedeihen, werden gebaut und von diesen besonders Dinkel und Gerste in Handel gebracht. Der Durchschnitts-Ertrag wird an Dinkel zu 7 Scheffel, an Gerste zu 5 Scheffel per Morgen angegeben. Neuerdings findet die Luzerne neben dem rothen Klee vielen Eingang. In der Brache, die ganz und so fleißig angebaut wird, daß sie mehr einer Gartenwirthschaft gleicht, zieht man außer Kartoffeln, Angersen, etwas Hanf und Futterkräutern besonders viel sogenanntes Filder-Kraut (weißer Kopfkohl, Spitzkohl), von dem jährlich ungefähr 1 Million Stücke gepflanzt und unter dem Namen Filder-Kraut weithin, sogar bis in’s Badische verkauft werden. Das Bernhauser Kraut gehört zu dem besten auf den Fildern. Der geringste Preis eines Morgen Ackers beträgt gegenwärtig 250 fl., der mittlere 500 fl. und der höchste 750 fl. Beinahe jeder Bürger besitzt innerhalb des Orts einen Gemüsegarten, in welchem er im Frühjahr Krautsetzlinge pflanzt, die, in großer Anzahl auswärts verkauft, einen namhaften Erlös abwerfen; ebenso wird Krautsamen gezogen und auswärts abgesetzt. Die ergiebigen Wiesen sind durchgängig zweimädig und liefern gutes, nahrhaftes Futter, das übrigens für den Bedarf nicht ganz ausreicht. Die Obstzucht ist nicht bedeutend, übrigens sehr im Zunehmen; sie beschränkt sich meist auf Mostsorten, besonders auf Luiken und Palmischbirnen, die hier recht gut gedeihen; der Obstertrag im Jahr 1847 wurde auf 18.000 Sr. geschätzt; vom Steinobst sind die Zwetschen vorherrschend. Seit einigen Jahren besteht eine Baumschule (s. oben).

Die Gemeinde besitzt 85 Morgen Wiesen und Allmanden und 403 Morgen meist Laubwaldungen, welche letztere in 30jährigem Umtrieb bewirthschaftet werden und nach dem neuesten Wirthschaftsplan einen jährlichen Ertrag von 53 Klaftern Holz und 3960 St. Wellen abwerfen; hiervon erhält jeder Bürger jährlich 121/2 St. Wellen oder 1/4 Klafter Holz, das übrige wird verkauft und der Erlös zu Gemeindezwecken verwendet. Früher hatte Bernhausen eine Schönbuchsgerechtigkeit in Holznutzungen und Abreichung von Holz im Schönbuchspreis bestehend, | welche im Jahr 1820 der Staat mit 200 Morgen Wald ablöste.[2] Die Schafweide, welche nebst der Pförchnutzung jährlich 1500 fl. Pachtgeld einträgt, wird von einheimischen, theilweise auch von fremden Schafen (im Sommer mit 300, im Winter mit 600 Stücken) beschlagen. Die Pferdezucht wird wegen Mangel an Weiden in der Art betrieben, daß junge Pferde, mitunter von veredelten Racen, auf der Alp und auf den Oberländer Märkten aufgekauft und später an Händler oder auf Märkten wieder abgesetzt werden. Namhafter und in gutem Zustande ist die Rindviehzucht, welche sich hauptsächlich mit einer guten Landrace, theilweise mit Simmenthaler Kreuzung, beschäftigt. Doch wird auch ziemlich viel junges Vieh, namentlich Zugvieh, im Oberlande aufgekauft und nachdem solches herangewachsen oder gemästet ist, wieder auf benachbarten Märkten abgesetzt. Die Haltung des Faselviehs, welches die Gemeinde durch Vertrag von 1844 von den Besitzern der s. g. Widdumshöfe übernahm, ist in Pacht gegeben. Die Schafzucht ist nicht sehr bedeutend (s. oben); der Nachwuchs kommt auf Märkte in der Nachbarschaft und die Wolle an Tuchmacher nach Mezingen. Die Schweinezucht ist von einigem Belang.

Unter den Gewerbetreibenden, die meist nur dem örtlichen Bedürfniß dienen, sind einige Wagner und Schmiede, welche verbesserte Pflüge verfertigen, und einige Baumwollenweber, die ihre Produkte auf Märkten in der Umgegend absetzen, sowie ein Ziegelbrenner zu nennen. Den Winter über wird Handspinnerei, theils um den Lohn, theils zu eigenem Gebrauch getrieben, und selbstgewobenes Tuch findet guten Absatz in Stuttgart. Von drei vorhandenen Schildwirthschaften ist eine mit Bierbrauerei verbunden.

Im Jahr 1838 wurde aus einem westlich vom Ort gelegenen sumpfigen Allmandplatze ein Torfstich angelegt, der aber wegen der Geringhaltigkeit des Torfes wieder aufgegeben werden mußte. Kalksteinbrüche zu schwarzem Kalk befinden sich südlich vom Ort. Das Geldvermögen der Gemeinde besteht auf den letzten Juni 1849 in 3680 fl. Activen und 2588 fl. Passiven, das Vermögen der Stiftungspflege in 2705 fl. Kapital.

Der große Zehnten gehört dem Staat, den kleinen und Obstzehnten bezieht in Folge der Verwandlung des Pfarreinkommens ebenfalls der Staat, der Heuzehnte, von dessen Entrichtung die zu den s. g. Widdumhöfen gehörigen Wiesen stets frei waren, kam durch den oben erwähnten, im Jahr 1844 abgeschlossenen Vertrag von den Besitzern der genannten Höfe an die Gemeinde, welche von den Pflichtigen ein Surrogat von 1 fl. 36 kr. vom Morgen bezieht. Frucht- und Geldgefälle des bayrischen | Klosters Fürstenfeld wurden schon im Jahr 1804, Fluchtgülten des Spitals Eßlingen im Jahr 1833 für 4720 fl. 20 kr., Gülten und Landachten der Finanzverwaltung im Jahr 1841 für 31.168 fl. 55 kr. abgelöst; die ganze auf Ablösungen verwendete Summe mag 50.000 fl. betragen.

Das Ortswappen ist ein Bär, welcher einen Doppelhaken in den ausgestreckten zwei Vorderpfoten hält.

Die Klinker-Mühle gehört zur Markung Bernhausen und liegt 1/4 Stunde südöstlich vom Ort am s. g. Fleinsbach, der ihr jedoch öfters so sparsam Wasser zuführt, daß sie genöthigt wird, stille zu stehen.

In Bernhausen ist geboren den 4. Mai 1747 Joh. Gotthard (von) Müller, einer der ausgezeichnetsten Kupferstecher, Sohn des Ortsschultheißen, im Jahr 1761 in der Zeichnungsschule im neuen Schlosse in Stuttgart, hierauf in der Kunstschule in Ludwigsburg, in den Jahren 1770–76 in Paris unter dem berühmten Wille ausgebildet. Im Jahr 1776 rief ihn Herzog Karl nach Stuttgart zurück, um durch ihn eine Kunstschule für Kupferstecher einzurichten, an welcher er als Professor angestellt wurde. Der anerkannte Werth seiner Arbeiten verschaffte ihm im Jahr 1785 den Ruf nach Paris, um das Portrait Ludwig’s XVI. in ganzer Figur zu stechen. Zu seinen bekannteren Werken gehören: Alexandre vainqeur de soi même 1781, Loth und seine Töchter 1782, Schlacht bei Bunkershill 1799, Madonna della Sedia 1804, heil. Cäcilia 1809, heil. Katharina, Mater sancta u. s. w. Er starb in seinem Wohnorte Stuttgart den 14. März 1830. Auch kam hier zur Welt, den 11. Juni 1751, Christoph Friedrich Roth, ein ausgezeichneter Philolog und trefflicher Lehrer, Präceptor in Vaihingen 1772, Gymnasial-Präceptor in Stuttgart 1789, wo er als Professor am 27. September 1813 verschied.

Die früheste Nennung Bernhausens fällt um’s Jahr 1089 (s. unten). Große Verwüstung durch Brand etc. erlitt der Ort im August 1287 zur Zeit der Kämpfe Graf Eberhard’s des Erlauchten (Chron. Sindelf.), desgleichen im November 1449 durch das Heer der Reichsstädte.

An Württemberg gelangte die Vogtei und Oberherrschaft in Bernhausen in den Jahren 1316–1318 von den Herren von Bernhausen, desgleichen von ebendenselben der Kirchensatz allmälig vollständig 1316 Oct. 3., 1340 März 25., 1342 Febr. 1.

Was die Kirche betrifft, so erscheint Heinricus rector ecclesiae in Bernhusen in einer Urkunde von 1349 August 15. (Reg. Boic. 8, 170); eine Pfründe unserer Frauen wurde den 22. März 1423 gestiftet.

Lehngüter allhier erkaufte Graf Rudolf der Scherer von Tübingen am 28. Juni 1312 von Rau von Bernhausen. Manche Besitzungen hatten die Stadt Eßlingen und einzelne Korporationen daselbst (das Spital | 1343 u. f., die Pfarrkirche 1395 u. f., das St. Clarakloster 1483 u. f., das Kloster Sirnau 1386). Die der Stadt Eßlingen gehörigen Güter und Gülten hier und an andern Orten tauschte Herzog Christoph 1557 von ihr gegen Güter und Gülten zu Vaihingen auf den Fildern ein.

Die Herren von Bernhausen kommen zwischen 1089–92 zuerst vor und zwar Volmarus et Rudolphus de Berinhusen als Zeugen in dem bekannten Bempflinger Vertrag, welcher zwar nicht mehr in der Urschrift, jedoch in der, nur ein paar Jahrzehnde jüngeren Abschrift des Zwiefalter Geschichtschreibers Ortlieb erhalten ist (bei Hess Mon. Guelf. 178; Volmar auch in Cod. Hirs. S. 99 ed. Stuttg.). Sie waren ursprünglich calwische Ministerialen, welche von den Grafen von Calw an Welf VI. und am Schlusse des 12. Jahrh. an K. Heinrich VI. und das Reich kamen (s. allgem. Theil VII., 1 u. Stälin Wirt. Gesch. 2, 375). Glücklich in Erwerbung mancher Rechte des im 13. Jahrh. viel einbüßenden Reiches, brachten die Grafen von Württemberg frühe die Dienstherrlichkeit über diese Herren an sich; Graf Eberhard von Württemberg erscheint im Jahr 1281 Mai 29. als dominus Friedrich’s von Bernhausen; im Jahr 1286 Juni 1 heißt Wolfram Ritter von Bernhausen, Ministerial eben dieses Grafen. Nach Veräußerung Bernhausens war ein Hauptsitz dieser Herrn der von ihnen erkaufte Ort Grötzingen, O.A. Nürtingen, welcher aber gleichfalls schon im Jahr 1337 an Württemberg gelangte. Manches Lehen trug diese Familie von den benachbarten Grafen, wie den Pfalzgrafen von Tübingen (z. B. Urk. von 1238 Nov. 8. im Salemer Schenkungsbuch 2, 81, 82 in Karlsr.) und den Grafen von Württemberg. Es kommen vor im 12. Jahrh. bis zu den Zeiten des Interregnums, außer den bereits genannten, hauptsächlich folgende Herren von Bernhausen: Adelbert und Birtilo um 1110 (Cod. Hirs. S. 97 ed. Stuttg.), Wolfram 1142 (Denkendorfer Urk.; vergl. auch Cod. Hirs. 66), Konrad Domherr in Speier 1220 (Act. Pal. 2, 78), Rugger und Markward Brüder 1226, 1236, 1238, Ernst 1236, 1238, Werner 1236, 1251, 1258, Wolfram 1238, Konrad Probst von Sindelfingen † 1275, Markward, Stiftsherr in Sindelfingen 1255, Berthold 1255, Wolfelin 1267, Volmar Deutschordenscommenthur in Franken 1268 Juli 13., welcher im Jahr 1287 im Kampfe gegen die Semgallen den Heldentod starb (Livländische Reimchronik V. 10616), Wolfram 1269, 1280 und sein Bruder Friedrich († vor dem 22. Nov. 1281), von welch zwei letzteren jeder einen ihm gleichnamigen Sohn hatte, Wernher Probst von Sindelfingen 1297–1332.

Eine hervorragende Persönlichkeit ist Diepold, ein treuer Anhänger K. Rudolf’s, durch dessen Gunst er im Jahr 1284, Nov. 13, die Vogtei Denkendorf verpfändet erhielt, und für dessen Schwager Graf Albrecht von Hohenberg er die Vogtei über Stift Sindelfingen verwaltete (1280). | Auf dem wichtigen Reichstage K. Rudolf’s in Augsburg, December 1282, war er um diesen König, für welchen er im Kampfe gegen Graf Eberhard von Württemberg am 27. September 1286 bei Hedelfingen fiel. (Chron Sindelf.) In diesem Streite stund sein Verwandter, Wolfram von Bernhausen, auf Württembergischer Seite.

Im 14. und 15. Jahrh. sind übliche Namen in dieser mit dem württ. Hause in vielfacher Berührung stehenden Familie: Diepold, Wolfram, Johann, Heinrich, Werner, Walther, Wolf, Eberhard, Markward, Konrad, Burkhard, Wilhelm. Güter und Rechte, zum Theil auch Burgsitze, besaßen diese Herren in Bonlanden, Echterdingen, Grötzingen (s. oben), Harthausen, Leinfelden, Möhringen, Plattenhardt, Riedenberg, Waldenbuch, ferner bis zum Jahr 1303 in Poppenweiler, O.A. Ludwigsburg (Hanselm. Landesh. 2, 162).

Wilhelm von Bernhausen († 1492) kaufte gegen 1484 von den Herrn von Bach die Herrschaft Herrlingen bei Blaubeuren, und sein Sohn Burkhard im Jahr 1534 von Werner von Schwendin das gegenüber von Herrlingen liegende Klingenstein, auf welche neue Erwerbungen, da die alten Familiengüter nach und nach ganz entfremdet waren, die Familie sich übersiedelte und wo sie, gegen ihr Ende vielfach von Schulden gedrückt, bis zu ihrem Aussterben verblieb, das im November 1839 mit Ableben des Herrn Franz Maria Gebhard von Bernhausen erfolgte.

Das Wappen der Herrn von Bernhausen, wenigstens der Grötzinger Hauptlinie, welche die andern überlebte, bestand in drei grünen Querbalken im goldenen Felde; auf dem Helm des Wappens erheben sich zwei, gleichfalls mit drei grünen Querbalken belegte, goldene Büffelhörner, welche mit rothem Bande kreuzweis gebunden sind. Das früheste bekannte Wappen dieser Familie, welches an einer Urkunde von 1272 (Zeitschr. für die Gesch. des Oberrheins. Bd. 1. 1850. S. 380, später auch an Urkunden von 1336. 1342. 1346) hängt, ist jedoch ein in die Länge getheilter Schild, links mit einem Flügel, rechts mit einem Löwen. Es scheint also, daß obige Querbalken mit dem Erwerb der Besitzungen der Herren von Grötzingen, deren Ort Grötzingen dieses Wappen führt, an die Herren von Bernhausen gekommen sind.

Die Burg der Herrn von Bernhausen, von der übrigens keine Spuren mehr vorhanden sind, lag am westlichen Ende des Orts. Die Stelle heißt noch die Burg und ein anstoßendes Feld „hint’rem Thurm;“ ein Weg, der von da in die Echterdinger Straße führt, wird der „Burgweg“ genannt. Beim Graben von Fundamenten und Brunnen ist man hier schon öfters auf Gebäude, Schutt, behauene Quader- und Fundamentsteine gestoßen, auch sollen früher Waffen, kupferne Geräthe u. s. w. gefunden worden sein. Ohne Zweifel wurde die Burg in dem Jahr 1449, | in welchem auch der Ort im Städtekrieg niedergebrannt worden ist (s. o.), zerstört, dafür sprechen wenigstens Brandspuren, die man beim Nachgraben auf dieser ehemaligen Burgstelle findet.

Etwa 1/4 Stunde südwestlich vom Ort, an dem sogenannten Horberweg, auf der Grenze der Markungen Bernhausen und Plattenhardt, lag der abgegangene Hof „Dachgraben", welchen den 16. December 1346 Eberhard und Hans v. Stöffeln, Brüder, an Johann Bosemer, Bürger in Eßlingen, für 270 Pfund verkauften, worauf den 18. Juni 1351 Eberhard v. Stöffeln darauf verzichtete. Bosemer vermachte ihn am 9. Januar 1355 seiner Schwester, nach deren Tod er ans Kloster St. Clara in Eßlingen gelangte. Mit diesem kam er an den Eßlinger Spital (der 2 Morgen Acker schon am 26. Juli 1373 kaufte), welcher ihn um 1/4 des Ertrags verlieh, das letzte Mal den 12. April 1720; hierauf ging der Hof ein, die vertheilten Güter aber behielten den Namen.



  1. Früher bestanden auf der Markung nördlich vom Ort durch Spannung des Rohrbachs zwei Weiher, die seit 10 Jahren entwässert sind.
  2. Die Widdummaier (die Besitzer der s. g. Widdumhöfe), welche früher das Faselvieh zu halten hatten, wurden damals für ihre Berechtigungen im Schönbuch mit 112 Morgen Waldareal, welches sie noch besitzen, abgefunden.


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