Beschreibung des Oberamts Tettnang/Kapitel B 3

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3. Gemeinde Berg,
bestehend aus 27 Parzellen, mit 1329 Einwohnern (wovon 37 evang.).
Der Gemeindebezirk liegt an der Landesgrenze gegen Baden, und hat eine von dem Bodensee sanft ansteigende sehr fruchtbare Lage. Der Bezirk wird von dem Fischbach, dem Wackerhauser Mühlbach, dem Ried- und Rohrbach und auf der Grenze noch von der Ach bewässert. Er hat vielen Weinbau. Der Bezirk gehörte früher mit wenigen Ausnahmen zum Östreichischen Landvogtei-Amt Fischbach. Die Grundherrschaft war vielfach vertheilt. Der Bezirk ist unter 4 Pfarreien getheilt, wovon drei Berg, Fischbach und Jettenhausen, mit zwei Schulen an den beiden ersten Orten, und einer dritten zu Schnetzenhausen, dem Bezirk selbst angehören. Sämmtliche Gemeinde-Parzellen sind zum Cameralamt Friedrichshafen getheilt.| Die einzelnen Orte sind:
  • 1) Berg, ein kath. Pfarrweiler, 3 Stunden westlich von Tettnang, mit 146 Einwohnern. C. A. Friedrichshafen. Die Zehnten haben der Staat, die Pfarrei und Meßnerei (jetzt Schulfonds) und die St. Anna-Pfründ in Constanz zu beziehen. Die Gefälle beziehen der Staat, dieselbe Anna-Pfründ, die Kirchenpflegen Berg und Ailingen, der Spital Ravensburg etc. Ehemals hatten auch die Dompropstei Constanz, die Klöster Löwenthal, Weißenau und Weingarten hier Lehenhöfe; das Patronatrecht ist Königlich; früher gehörte es der Dom-Küsterei Constanz, der die Kirche einverleibt war. Berg hat eine ausnehmend schöne und fruchtbare Lage an und auf einer sonnigen, mit Reben bepflanzten Höhe und theilt sich in vier Abtheilungen, welche von alten Zeiten her die vier besondern Namen: Ober-Berg, Unter-Berg, Kestenbach und Grützel führen. Auf der Höhe erhebt sich ein hervorragender Rebhügel, worauf die Pfarrkirche, St. Nikolaus, und das Pfarrhaus stehen. Hier hat man eine der herrlichsten Aussichten am ganzen Bodensee. Im Jahre 1829 verschaffte dieselbe dem Pfarrhaus die Ehre, von seiner Majestät dem König und der Königl. Familie mit ihrem hohen Gaste, dem König Ludwig von Bayern besucht zu werden. Das Pfarrhaus wurde 1785 von der Dom-Küsterei zu Constanz neu gebaut, die Baulast desselben liegt jetzt auf dem Staat, die der Pfarrkirche, welche früher ebenfalls von der Dom-Küsterei gebaut wurde, auf den Großzehntherren. Sie wurde 1785 erweitert. Eine Zierde des Orts ist das neue, 1828 erbaute, steinerne Schulhaus. Der Ort hat eine Ziegelhütte, drei Keltern und eine gute und schön gelegene Schildwirthschaft, das Gasthaus zum Steiger genannt, von seiner Lage oben an der Steige. Mit dieser Wirthschaft stehen in Verbindung: eine Bierbrauerei, eine Essig-Fabrik, eine Branntweinbrennerei, eine Bäckerei, Küferei und andere Gewerbe mit sinnreichen Einrichtungen und einer bedeutenden Viehmastung. Der betriebsame Bürger, der in seiner Hand alle diese Gewerbe vereinigt, ist der Wirth Simon Nesensohn. Da es auf der Höhe an Wasser fehlt, so hat er sich auch durch ein im Thal angelegtes Pumpwerk einen laufenden Brunnen verschafft.

    Der Pfarrsprengel hat in der letzten Zeit mancherlei Veränderungen erfahren, jetzt gehören außer Berg die Orte Ittenhausen, Weiler und die Höfe Häcknerhaus, Holzhof, Kapel, Unter-Raderach und Weilermühle, nebst dem Badischen Ort Ober-Raderach darein. Zu Berg soll ehemals auch ein Schloß gestanden haben, ohne Zweifel in demjenigen Theile des Orts, der noch Kestenbach heißt, und ganz das Ansehen eines vormaligen Kastells| hat, wovon vielleicht der Name herrührt, s. S. 109. In einer Montfortischen Urkunde von 1265 stehen als Zeugen: Werner von Radera und Albrecht von Kestenbach, Ritter.
  • 2) Eichenmühle, eine Mahl- und Sägemühle mit einem Hofgut und starkem Weinbau, an der äußersten Landesgrenze, oben am Fischbach, oder Mühlbach, mit 2 Einwohnern, Filial von Fischbach; Grundherr: Fürst von Fürstenberg. Die Zehnten haben das Königl. Cameralamt, die Domänen-Verwaltung Meersburg und der Spital Constanz zu beziehen.
  • 3) Fischbach, ein katholischer Pfarrweiler, an dem Bodensee und der Landstraße von Friedrichshafen nach Meersburg, auf der Grenze gegen Baden, 4 Stunden westlich von Tettnang, mit 223 Einwohnern, darunter einige evangelisch, die nach Friedrichshafen eingepfarrt sind. C. A. Friedrichshafen, Sitz eines Neben-Zollamts. Die Zehnten und Gefälle haben der Staat, die Pfarreien Berg und Fischbach, das Großherzogthum Baden, hauptsächlich der Spital Constanz von 6 Lehenhöfen etc. zu beziehen. Von dem Orte hatte das Landvogtei-Amt Fischbach, wozu er gehörte, seinen Namen. Der Ort hat eine gute und fruchtbare Lage, wird aber zuweilen von dem Mühlbach überschwemmt. Er hat seine eigene Gemeindewirthschaft. In die Pfarrei gehören Eichenmühle, Hofen, Mannzell, Riedern und Spaltenstein. Ehemals war Fischbach Filial von Bermatingen, im Jahr 1485 stiftete die Gemeinde eine eigene Kaplanei, die endlich 1792 zur selbstständigen Pfarrei erhoben wurde. Das Patronatrecht hatte die Gemeinde, bis es aus Veranlassung einer Aufbesserung der Pfarrstelle Östreich an sich zog, jetzt ist es Königlich. Die Pfarrkirche zu St. Vitus wurde 1834, das Pfarrhaus 1765 neu gebaut. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses haben die Stiftungspflege und Gemeinde und aushülflich die Großzehntherren. Der Ort hat eine Schule, aber kein Schulhaus, eine Schildwirthschaft, drei Ziegelhütten, welche den guten Thon, den man dort findet, benutzen, und eine Menge von gebrannter Waare in die Schweiz liefern, eine Mahl- und eine Sägemühle, nebst einer Ölmühle. Auch befinden sich im Orte zwei Schiffer, die sich hauptsächlich mit der Verschiffung von Zieglerwaaren beschäftigen, siehe S. 67. Fischbach ist ein sehr alter Ort. In Neugarts Codex Dipl. sind drei Urkunden, die eine vom Jahr 764, die andere vom Jahr 778 und die dritte vom Jahr 817 abgedruckt, worin Fischbach vorkommt. Die beiden ersten sind in der Villa Fischbach selbst in öffentlicher Verhandlung ausgestellt, was zugleich die Bedeutung des Orts beurkundet, siehe oben. Durch die zweite schenkte ein gewisser Rambert dem Kloster St. Gallen Güter in Fischbach, und| durch die dritte befreit Kaiser Ludwig der Fromme das Kloster St. Gallen von allen Abgaben aus seinem Hof zu Fischbach in dem Amt (officio) des Grafen Ulrich. Als ein Bestandtheil des Linzgaues folgte Fischbach später dem Schicksal der Grafschaft Buchhorn, siehe oben. Im Jahr 1634, als Buchhorn von den Kaiserlichen belagert wurde, verbrannten die Schweden, bei einem Ausfalle, das Dorf Fischbach.
  • 4) Häcknerhaus, ein einzelnes Haus auf der Markung von Unter-Raderach, das unter diesem Weiler begriffen wird.
  • 5) Heiseloch, ein Weiler mit 14 Einwohnern, Filial von Jettenhausen. Den großen Zehnten hat der Staat, den kleinen die Pfarrei. Heiseloch gehörte vormals dem Kloster Löwenthal und war ein großer Bauernhof, der nun in drei Theile zerschlagen ist.
  • 6) Hersberg, ein adeliges Gut mit einem Schlößchen, mit 2 Einwohnern. Es liegt unterhalb Fischbach, fast eine Stunde von der Landesgrenze und ist ganz in dem Großherzogthum Baden eingeschlossen. Das Schloß steht erhöht in den von dem Bodenseeufer aufsteigenden Weinbergen und hat eine ausnehmend schöne Lage mit herrlicher Aussicht. Das Gut ist Eigenthum des Freiherrn von Gremp v. Freudenstein und ein K. Rittergut; sein Besitzer genießt, Kraft der K. Declaration von 25. Januar 1838, die Surrogate für Gerichtbarkeits- und Polizei-Rechte. Das Rittergut ist übrigens klein und umfaßt im Ganzen nicht mehr als ein Areal von 121/2 Morgen Gärten und Weinberge. Es gehören aber auch noch ungefähr 75 Morgen andere, im Badischen Gebiete gelegene, Güter ohne adelige Vorrechte dazu. Der Ertrag des Guts im Ganzen ist zu 600 fl. angegeben. Das adelige Gut war schon in frühern Zeiten ritterschaftlich und gehörte den Herren von Hersberg. Die Vormünder der minderjährigen Söhne Ferdinands von Hersberg, des Eitel Friedrich und Bernhard Friedrich von Hersberg, verkauften 1621 mit Kaiserlicher Genehmigung das verschuldete Gut für 31.000 fl. an das Kloster Ochsenhausen. Das Gut lag in der hohen Obrigkeit der Grafschaft Heiligenberg, im Jahr 1772 kaufte das Kloster von dem Fürsten von Fürstenberg für 1000 fl. auch die hohe Gerichtsbarkeit als ein Reich-Afterlehen dazu und das Kloster ließ auch das Schlößchen neu herstellen. Mit dem Gebiet des Klosters kam 1802 auch Hersberg an den Fürsten von Metternich, der es auch noch nach dem Verkauf der Standesherrschaft Ochsenhausen behielt, und erst im Jahr 1830 an den jetzigen Besitzer Freiherrn Gremp v. Freudenstein verkaufte.|
  • 7) Hofen, ein Hof an dem Fischbach, mit 9 Einwohnern, Filial von Fischbach, ein Großherzogl. Badisches, vormals Spital Constanzisches Erblehen, mit schönen Waldungen, Obstwachs und Weinbau.
  • 8) Holzhof, ein neu entstandener Hof, nördlich von Berg, wovon er Filial ist.
  • 9) Jägerhaus, ein einzelnes Haus, das von seiner frühern Bestimmung her so genannt, und gemeiniglich unter Berg begriffen wird.
  • 10) Jettenhausen, ein katholischer Pfarrweiler, 23/4 Stunden westlich von Tettnang, mit 60 Einwohnern. Den Großzehnten hat Baden, den Klein- und den Weinzehnten die Pfarrstelle. Die Gefälle hat der Staat, das Großherzogthum Baden und die Orts-Kirchenpflege zu erheben. Das Patronat ist Königlich, vormals gehörte es zur Deutsch-Ordens-Commende Mainau. Der Ort hat eine etwas feuchte Lage, übrigens eine fruchtbare und besonders der Obstzucht günstige Umgebung. Die Pfarrkirche zu Maria Geburt steht auf einer kleinen Anhöhe, an dem Thurm derselben befindet sich das Montfortische Wappen. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses hat die Badische Domänen-Verwaltung, die Schule der Pfarrei ist in Schnetzenhausen. In den Pfarrsprengel gehören noch: Heiseloch, Meisterhofen, Schnetzenhausen und Wackershausen. Der Ort hat 1 Mahl- und Sägemühle. Die Kirche wurde 1260 von Heinrich von Löwenthal dem Deutsch-Orden geschenkt. Im Übrigen bildete Jettenhausen einen Bestandtheil der Kloster Kreuzlingischen Herrschaft Hirschlatt, mit der es auch 1813 erst an Würtemberg kam.
  • 11) Ittenhausen, ein katholischer Weiler, mit 46 Einwohnern, an der Ach, Filial von Berg. Die Zehnten haben die Königl. Finanzkammer, die Badische Domänen-Verwaltung und die Pfarrstelle Berg zu beziehen, die Gefälle die Königl. Finanzkammer, zum Theil auch Baden und von 1 Lehen die Kirchenpflege Ailingen. Der auf dem linken Ufer der Ach gelegene Theil des Orts war bis 1825 nach Ailingen eingepfarrt. Der Ort hat 1 Mahl- und Sägemühle und 1 Kelter.
  • 12) Kapelhof, Hof, gemeiniglich zu Berg gezählt. Der Hof gehörte vormals zu Weißenau.
  • 13) Langenbach, Hof, westlich von Berg, gemeiniglich unter Berg begriffen.
  • 14) Löwenthal, katholischer Weiler, in der Ebene an der Ach, über die hier eine Brücke führt, mit 64 Einwohnern, Filial von Friedrichshafen. An den Zehntrechten hat neben der Königl. Hofkammer, das Großherzogthum Baden, von Mainau her, Theil.| Der Ort war ehemals ein Kloster, und zwar ein Dominikaner-Frauenkloster, und hat auch jetzt noch ein klösterliches Aussehen. In dem ehemaligen Gasthause, das von der Zeit, da Löwenthal eine Garnison hatte, auch Offiziers-Gebäude genannt wird, ist jetzt eine Bandfabrik (von Kutter in Ravensburg) eingerichtet, die seidene und wollene Litzen verfertigt, aber schwach betrieben wird. Außerdem hat der Ort 1 Mahlmühle, 1 Ölmühle und 1 Sägemühle. Die Mühlen, so wie sämmtliche übrige Gebäude, sind bürgerliches Privat-Eigenthum, die ganze Ortsmarkung aber ist, mit Ausnahme einiger Morgen Gärten etc., Eigenthum der Königl. Hofkammer; der Flächenraum desselben beträgt 4386/8 Morgen. Früher war Löwenthal auch Pfarrsitz und die Klosterkirche war zugleich Pfarrkirche, im Jahr 1812 aber wurde die Pfarrei aufgehoben. An der Stelle des Klosters stand einst die Burg Aistegen, zuletzt Löwenthal genannt. Sie war die Stammburg eines zu seiner Zeit sehr berühmten und angesehenen adeligen Geschlechts, der Ritter von Aistegen. Zu den Besitzungen des Geschlechts gehörte nicht nur die Burg oder Herrschaft Aistegen, sondern auch die Burg und Herrschaft Baumgarten mit dem ganzen großen Seewald, der noch jetzt an 2000 Morgen mißt, siehe S. 57, und mehrere andere Güter, z. B. Eschach, im Oberamt Ravensburg, Manzell etc. Unter seinen Zeitgenossen ragte vornämlich Dieto von Aistegen hervor. Er war sehr wohl gelitten an dem Kaiserlichen Hofe, besonders auch an dem Hof Friedrichs I., und erscheint daher auch gar häufig in den Kaiserlichen Urkunden. Im Jahr 1153 heirathete er sogar die abgeschiedene Gattin des Kaisers Friedrich, Adelheid, geborne Markgräfin von Vohburg.[1] Dieto war Kaiserlicher Ministerial, und bekleidete, wie schon bei Ravensburg berichtet ist, als solcher auch das Amt eines Kaiserlichen Ministers oder Ammans in Ravensburg. Er nannte sich daher auch manchmal Dieto von Ravensburg. Die Söhne, wenn| nicht Enkel, Dieto’s, Friedrich, Heinrich und Johannes, verwandelten den Namen Aistegen in den von Löwenthal, sie theilten aber das väterliche Erbe, und es wird daher auch der Bruder Heinrich in einer Urkunde vom Jahr 1246, wodurch Johannes dominus de Löwenthal das Gut Eschach verkauft, Hainricus de Bongarten genannt, wogegen er später, wie sein Vater oder Großvater, Heinrich von Ravensburg genannt wird, siehe Manzell. Noch zu Lebzeiten des Vaters Dieto, zwischen 1196 und 1202, hatte sich eine Sammlung von Schwestern bei dem Schlosse gebildet. Im Jahr 1250, nachdem das Gebäude, worin die Schwestern wohnten, abgebrannt war, überließ ihnen Johann von Löwenthal, der letzte seines Geschlechts, mit seiner Gattin Tuta das Schloß nebst einigen Gütern und ließ das neue Kloster von dem Papst Innocenz IV. 1254 in den Dominikaner-Orden aufnehmen. Kinderlos und des Lebens müde begab sich Johann in das Dominikaner-Kloster zu Constanz und Tuta wurde die erste Priorin des Klosters Löwenthal, dem der Name „Himmelswonne“ beigelegt wurde. S. Ober-Baumgarten. Gottfried und Rudolph von Habsburg schenkten dem Kloster durch Urkunde vom 10. Juli 1260 den bedeutenden Kirchensatz zu Ailingen. Kaiser Rudolph I. und seine Nachfolger nahmen das Kloster in ihren Schutz. Durch den dreißigjährigen Krieg tief herabgekommen und 1635 von den Schweden in einen Aschenhaufen verwandelt, war das Kloster seiner Auflösung nahe; die Klosterfrauen wollten Löwenthal ganz verlassen und baten um Versetzung nach Mariaberg, bei Gamertingen. Allein es wurde dieser Bitte nicht entsprochen, dagegen wurde die sogenannte „weiße Sammlung“ der Klosterfrauen zu Buchhorn, mittelst Vertrags vom 20. September 1640 mit der Stadt Buchhorn, mit Löwenthal vereinigt und dem Kloster wieder aufgeholfen, so, daß es sich am Ende im Besitze von 28 Höfen und 14 Sölden und eines bedeutenden Meiereiguts befand, wozu die ganze Ortsmarkung nebst Theilen der anstoßenden Markungen Allmannsweiler und St. Georgen gehörten. Das jährliche Einkommen des Klosters wurde 1806 auf 18.692 fl. berechnet. Es stand übrigens mit seinen Besitzungen unter der Landeshoheit der östreichischen Landvogtei. Mit letzterer kam es auch 1806 an die Krone Würtemberg und wurde von dieser noch in demselben Jahr aufgehoben; die Priorin nebst 22 Klosterfrauen und Schwestern, die sich darin befanden, wurden pensionirt; Güter und Gebäude wurden verpachtet, die letztern aber 1814 zu einer Kaserne verwendet, bis diese Bestimmung im Jahr 1816 wieder aufgegeben wurde. Im Jahr 1819 wurden die Mühlen, 1825 und 1826 vollends sämmtliche andere Gebäude mit einigen Güterstücken an| Bürger der Umgegend verkauft. Kloster (Convent) und Kirche wurden hierauf von den Käufern abgebrochen; die Feldgüter blieben verpachtet, bis sie, wie schon berichtet worden, 1838 von der Königl. Finanzkammer an die Königl. Hofkammer übergingen.
  • 15) Manzell, ein katholischer Weiler, mit einem Königl. Privatgute, 3/4 Stunden unterhalb Schloß Friedrichshafen, an dem Bodensee gelegen, mit 53 Einwohnern, Filial von Fischbach. Die Zehnten und Gefälle hat die Königl. Finanzkammer, von Weißenau her, zu beziehen. Wenn gleich klein und unbedeutend, nimmt das Örtchen Manzell doch die Aufmerksamkeit mehrfach in Anspruch, theils durch seine stille und anmuthige Lage, theils durch das schöne Königl. Gut, das sich hier befindet, theils durch sein hohes, in entfernte Zeiten hinaufweisendes, Alterthum. Das Königl. Gut besteht in einer Schweizerei mit ungefähr 120 Morgen Feld und einem ganz ausgezeichnet schönen Viehstand. Das Gut ist Königl. Privatgut. Seine Majestät der König ließ es auf den Grund eines von der vormaligen Gräflich Sternbergischen Standesherrschaft, 30. Januar 1837, erkauften und durch andere Käufe vergrößerten Besitzes in der schönen Absicht hier anlegen, um in der Nähe des Königl. Landschlosses Friedrichshafen die Annehmlichkeit eines eigenen landwirthschaftlichen Betriebs genießen zu können, zugleich aber auch, um in dieser Gegend das Beispiel einer verbesserten Landwirthschaft aufzustellen. Die Gebäude, welche mit Beseitigung älterer Gebäude, ganz neu aufgeführt worden, sind einfach aber gefällig und dem Zweck entsprechend. In dem Hauptgebäude, einem nach Berner Art ausgeführten Schweizerhause, ist ein Absteigquartier für die Königl. Familie eingerichtet. Ein äußerst anmuthiger und durch die herrlichsten Aus- und Ansichten ausgezeichneter Fußweg, der am Seegestade hin angelegt wurde, verbindet das Gut mit dem Schloß Friedrichshafen; auf der nördlichen Seite läuft die Landstraße nach Meersburg hin. Der Viehstand besteht in der großen dunkelbraunen Rigi-Race, wovon der Stamm in der Schweiz selber von dem Kloster Einsiedeln gekauft wurde, und welche hier so gut gedeiht, daß die Nachzucht den Mutterstamm noch übertrifft. Auf dem Gute wird vorzüglicher Käse nach Schweizer Art bereitet, sehr erfreulich ist die Wahrnehmung, wie das in der Bewirthschaftung des Guts gegebene Beispiel bereits mannigfaltige Nachahmung findet und einen auffallenden Beweis, wie es insbesondere den Eifer in Veredlung der Viehzucht angeregt hat, lieferte ein in vorletztem Jahre stattgefundener Verkauf in der Meierei, wobei von drei 3–6 Wochen alten Kälbern, zwei bis auf 38 fl. und eines auf 40 fl. von den benachbarten Bauern gesteigert wurden.|
    Manzell gehörte früher, unter der Landeshoheit der Östreichischen Landvogtei, dem Kloster Weißenau, und zuletzt unter Würtembergischer Landeshoheit dem Grafen von Sternberg. Es bildete zur Klosterzeit mit Kappel, Weiler an der Ach, Steinach und mit Theilen von Schnetzenhausen und Berg ein eigenes Amt, das Klosteramt Manzell. Der kleine Ort hatte vormals eine eigene Kirche mit den Rechten einer Pfarrkirche und einem eigenen Pfarrgeistlichen. Diese Kirche, welche theilweise noch steht, war eine der ersten und ältesten christlichen Kirchen am Bodensee, welche urkundlich schon im 9ten Jahrhundert mit einem eigenen Priester versehen und nach allen Umständen schon lange vorher der Sitz frommer Andacht war. Die Kirche wurde im Jahr 1751 von dem Abt Antonius zu Weißenau neu hergestellt, und behielt, wie wir später sehen werden, ihre Bestimmung bis zur großen Auflösung im Jahr 1802.

    Manzell hat seinen Namen und Ursprung ohne Zweifel von einer Zelle des heiligen Magnus, Mang – Magni cella, worin entweder ein Jünger des heiligen Mang oder der Heilige selbst sich seinem der Verkündigung des Christenthums geweihten Beruf widmete. Gallenzell hieß ehemals auch St. Gallen, von der Zelle des heil. Gallus. Mangenzell wird der Name Manzell noch vom Volk gesprochen, und bis gegen das Ende des letzten Jahrhunderts fand alljährlich am zweiten Pfingstfest von Weißenau aus der sogenannte Magnusritt statt, eine Art von Weingarter Blutritt, wobei der zu Weißenau aufbewahrt gewesene Theil von dem Blut Christi, in feierlicher Procession zu Pferd, nach Manzell gebracht und dort zur Anbetung ausgesetzt wurde.[2]

    Manzell kommt wiederholt schon sehr frühe in Urkunden vor: eine Urkunde vom 12. Mai 818 über eine Schenkung eines gewissen Werinpert, zu Wechsetsweiler, an das Kloster St. Gallen ist in Manzell selbst ausgestellt – Actum in Cella quae nuncupatur Majoris. Nach einer andern Urkunde übergibt der Priester Pero im Jahr 897 demselben Kloster St. Gallen seine Güter im Thurgau, unter der Bedingung, daß ihm nach dem Ableben des| Priesters Engelbert zu Manzell (Manuncella) die Kirche zu Manzell (Basilica in Manuncella) mit Zugehör auf Lebenszeit zu Theil werde. Neugart, C. D. No. 195 u. 627. Hiernach war die Kirche mit Zugehör Eigenthum des Klosters St. Gallen, hatte damals schon ihren eigenen Priester und wird, zur Unterscheidung von gewöhnlichen Kapellen, Basilica genannt. Außer dem Kloster St. Gallen hatten aber auch noch Andere Theil an den Gütern zu Manzell, es befand sich sogar der Sitz einer adeligen Familie daselbst, denn 1216 und 1220 kommen Heinrich und Hermann von Manzell als Besitzer des Guts Bibrugg vor; 1250 vermachte Heinrich von Ravensburg, der Sohn Dieto’s von Aistegen (Löwenthal), dem Kloster Weißenau seine Leute und Güter zu Manzell. Mit der Kirche und deren Gut findet man um diese Zeit die Grafen von Nellenburg von dem Kloster St. Gallen belehnt, von welchen sie die v. Summerau wieder als Afterlehen hatten. Die Brüder Albert und Heinrich von Summerau schenkten 1229 zum Seelenheil ihres auf einem Kreuzzug umgekommenen Bruders Cuno, dem Kloster Weißenau die Kirche und deren Güter, und machten sie durch Unterstellung anderer Besitzungen von dem Lehensverbande frei. Vergl. Summerau. So befand sich Weißenau im Besitze der Güter und der Kirche zu Manzell. Die von Heinrich von Ravensburg vermachten eigenthümlichen Güter bildeten den Grund der später noch durch einzelne Käufe und Schenkungen vergrößerten Domäne des Klosters, welche unter dem Namen Pfleghof begriffen wurde. Die Kirche wurde mit dem Pfarrwiddum schon 1230 dem Kloster incorporirt und daher von einem Klostergeistlichen versehen, der zu Manzell seinen Sitz hatte, und meist auch das Klostergut verwaltete. Im 30jährigen Krieg 1634 brannte, mit Ausnahme der Kirche, ganz Manzell und damit auch der Pfarrhof, von den Schweden angezündet, ab. Von dieser Zeit wurde kein ordentlicher Gottesdienst mehr gehalten, bis endlich auf vielfache Klagen der Manzeller das Kloster Weißenau 1710 einen neuen Pfarrhof herstellen ließ und wieder einen Geistlichen in den Ort setzte. Da jedoch das Kloster zur Pfarrwohnung einen erledigten Lehenhof verwendete, dessen Heimfall zweifelhaft war, so gerieth es darüber mit der Östreichischen Landvogtei, welche über die Rechte der Lehensbauern wachte, in lange verdrießliche Händel, die erst im Jahr 1712 beigelegt wurden. Als das Kloster Weißenau 1802 und 1803 aufgehoben und dem Grafen von Sternberg zugetheilt wurde, nahm Östreich Kraft des Heimfallrechtes, unter Anderem auch Manzell mit Zugehör in Beschlag, und so kam die Besitzung schon 1805 mit der Landvogtei an die Krone Würtemberg. Durch die mit Sternberg im Jahr 1814, wegen der| Epaven, getroffene Übereinkunft wurde das Gut an das Gräfliche Haus zurückgegeben und dieses blieb in dem Besitze, bis durch den Verkauf vom 30. März 1835 sämmtliche Sternbergische Besitzungen in Würtemberg an den Staat übergingen. Während der Zeit, daß Manzell sich mit Beschlag belegt befand, war jedoch der sogenannte Pfleghof an Einzelne verkauft worden.

    Die Pfarrei war schon von Östreich gleich nach der Epavisirung aufgehoben worden, die wenigen Pfarrkinder wurden an die Kirche zu Fischbach gewiesen. Nachdem im Jahr 1806 Manzell völlig als Filial mit Fischbach verbunden worden war, wurde 1810 auch die Kirche verkauft. Thurm und Chor wurden abgebrochen, das Schiff der Kirche aber in ein Wohnhaus verwandelt. Bei dem Abbruch des Thurms fand man in dessen Knopf eine lateinische Schrift, zum Andenken der Wiederherstellung der Kirche im Jahr 1751, verfaßt von Bernhard Sailer, damaligem Pfarrer in Manzell. Da die Kirche zu Manzell mehr eine Art von Klosterkirche, das Bethaus einer Zelle, als die Pfarrkirche einer Gemeinde war, so zog Östreich nach der Aufhebung des Gottesdienstes in derselben, als Landes- und Grund-Herr, auch das Vermögen und Einkommen der ohnehin längst incorporirten Kirche und ihres Dieners an sich, und so kam dasselbe auch an Würtemberg und von diesem an Sternberg. Der Pfarrei Fischbach war jedoch, wegen der Einpfarrung von Manzell, ein Theil des Pfarrwiddums überlassen worden. Der übrig gebliebene Theil war derjenige, den Sternberg 1827 an die Königl. Privat-Vermögens-Curatel verkaufte. Früher befand sich zu Manzell auch eine Schiffslände, sie wurde aber 1812 aufgehoben.
  • 16) Meisterhofen, ein aus 2 großen Höfen bestehender katholischer Weiler, an der Ach, mit 13 Einwohnern. Filial von Jettenhausen, vormals Kloster Löwenthalisch. Die Zehnten hat die Pfarrei Jettenhausen zu beziehen, welche auch Grundgefälle hat. In Meisterhofen ist eine Capelle zu St. Blasius, welche wegen ihrer alterthümlichen Bauart merkwürdig gefunden wird.
  • 17) Neuhäuser, ein katholischer Weiler, aus 3 Häusern bestehend, wovon 1 nach Fischbach und 2 nach Jettenhausen eingepfarrt sind. Die Häuser sind neu und erst seit Anlegung des Königl. Guts zu Manzell entstanden, zu dessen Arrondirung auch einzelne Häuser daselbst erworben und abgebrochen, und dagegen diese neuen gebaut wurden.
  • 18) Riedern, ein katholischer Weiler, hart an der Landesgrenze, mit 18 Einwohnern. Filial von Fischbach, bestehend aus 2 großen Höfen und 1 Tagelöhnerhaus; Grundherr Fürst von Fürstenberg. Die Zehnten sind Badisch.|
  • 19) St. Georgen, katholischer Weiler, unweit Löwenthal in einem Obstgarten gelegen, mit 135 Einwohnern, einer Capelle, Filial von Friedrichshafen. Die Grundherrschaft war zwischen dem Kloster Löwenthal und der Buchhornischen Herrschaft Baumgarten getheilt; der Löwenthalische Antheil stand aber unter hoher und niederer Gerichtsbarkeit der Landvogtei, über den Baumgartischen oder Buchhornischen hatte dagegen die Herrschaft selbst die niedere Gerichtsbarkeit und das Besteurungsrecht. Bis 1812 war jener nach Löwenthal, dieser nach Jettenhausen eingepfarrt. Löwenthal hatte überdieß auch 416/8 eigene an seine Markung anstoßende Güter, die jetzt Eigenthum der Königl. Hofkammer sind, siehe S. 70 und Löwenthal. Von St. Georgen führt ein alter schnurgerader Weg durch den Seewald nach der Lochbrücke; würde die Landstraße von Ravensburg nach Friedrichshafen dieser Linie folgen, so wäre der Weg von Lochbrück nach Friedrichshafen um fast eine Stunde abgekürzt.
  • 20) Schnetzenhausen, ein katholischer Pfarrweiler, mit 149 Einwohnern. Die Zehnten haben der Staat und das Großherzogthum Baden, die Gefälle ebendieselben und die Kirchenpflege Schnetzenhausen zu beziehen. Früher war die Grundherrschaft unter der Landeshoheit der Landvogtei zwischen dem Kloster Weißenau, nachher Sternberg, den Klöstern Weingarten und Löwenthal, der Stadt Buchhorn und dem Kloster Zofingen in Constanz vertheilt. Die Pfarrkirche zu St. Peter und Paul wurde 1754 auf Kosten der Kirchenpflege, auf der die Baulast liegt, neu gebaut. Die eigene Pfarrstelle wurde 1821 aufgehoben und der Pfarrsprengel, wozu auch der Badische Ort Ober-Raderach gehörte, unter die benachbarten Pfarreien vertheilt. Die Kirche zu Schnetzenhausen genießt übrigens fortwährend pfarrliche Rechte und auch eine Schule hat der Ort. Schnetzenhausen hat starken Weinbau, auch eine Schildwirthschaft. Es ist ein sehr alter Ort, schon im Jahr 808 wird daselbst in Gegenwart des Grafen Ulrichs und vieler Zeugen eine Urkunde ausgestellt. S. Neugart, C. D. No. 165. Es hatte ehemals auch seine eigenen Edelleute; ein Ritter Herrmann von Schnetzenhausen schenkte 1215 dem Kloster Weißenau seine Zehnten zu Fidazhofen, und ein Bernhard von Schnetzenhausen 1286 demselben Kloster einen Hof.
  • 21) Seemoos, ein katholischer Weiler, hart an dem Bodensee gelegen, mit 44 Einwohnern, Filial von Friedrichshafen. Die Zehnten hat der Staat, die Gefälle ebenderselbe, von Weingarten und Löwenthal her, von 1 Lehen hat sie Baden. Die Weingartischen Höfe gehörten zu Hofen.|
  • 22) Spaltenstein, ein kleiner Weiler, an der Vicinalstraße nach Markdorf, mit 41 katholischen Einwohnern, Filial von Schnetzenhausen, jetzt Fischbach. Grundherr der Fürst von Fürstenberg-Heiligenberg. Die Zehnten und auch einigen Antheil an den Lehensgefällen haben der Staat und Baden.
  • 23) Trautenmühle, ehemals Trutenmühle, ein kleiner Weiler an der Ravensburger Straße und der Ach, über welche hier eine Brücke führt. Der Ort besteht aus einer Mahl- und Sägemühle, einem Wirthshaus und 1 Bierbrauerei mit 10 katholischen Einwohnern, Filial von Friedrichshafen; die Zehnten und Gefälle hat der Staat, letztere von Löwenthal her. Im Jahr 1837 kaufte die Königliche Hofkammer von dem Schultheißen J. Scholter die Mahl- und die Sägemühle nebst Scheuer und Stallung, mit ungefähr 20 Morgen Güter. S. M. der König ließen diese Erwerbung in der Absicht machen, auch in der Gegend des Bodensees das Beispiel einer Kunstmühle aufzustellen. Die auf den Gütern haftenden Zehnten wurden in dem Tauschvertrag von 1838 von der Staatsfinanz-Verwaltung an die Hofkammer abgetreten.
  • 24) Unter-Raderach, ein katholischer Weiler mit einer Schildwirthschaft an der Badischen Grenze mit 169 Einwohnern, Filial von Berg, s. Schnetzenhausen. Die Zehnten haben Baden (Mainau) und die Pfarrei, die Grund- und Lehensgefälle der Staat, die Pfarrstelle und Kirchenpflege, die Kaplanei Eriskirch etc. zu beziehen. Früher war die Grundherrschaft gar vielfach vertheilt und in ältern Zeiten hatte Unter-Raderach seine eigenen Edelleute, welche ihren Sitz zu Ober-Raderach, eine kleine halbe Stunde von Unter-Raderach hatten, wo noch ihre Burg steht. Die Herren von Raderach, oder Raderay, wie sie gemeiniglich genannt wurden, gehörten zu den bedeutendern Geschlechtern von Oberschwaben; sie kommen häufig in Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts vor, besonders in Urkunden des Klosters Weingarten, zu dessen Wohlthätern sie gehörten. Werner v. Raderach, der letzte seines Geschlechts, schenkte das Eigenthum seiner Burg nebst Zugehör im Jahr 1278 mit Genehmigung des Bischofs von Constanz, an den er es kurz vorher verpfändet hatte, seinen Verwandten Ulrich von Schönegg etc. Von diesen kam sie nachher an die von Nellenburg und dann 1286 für 500 M. S. als Eigenthum an das Hochstift Constanz. Zu Ober-Raderach und von 3 Häusern zu Wackershausen hatte Constanz die landesherrlichen Rechte, während sie zu Unter-Raderach die Östreichische Landvogtei hatte, daher fiel dann auch jenes mit Constanz an das Großherzogthum Baden, dieses aber mit der Landvogtei an die Krone Würtemberg.|
  • 25) Wackershausen, später erst Waggershausen geschrieben, ein katholischer Weiler, unweit Friedrichshafen, an dem Mühlbach, mit 89 Einwohnern, Filial von Jettenhausen. Die Zehntherren sind dieselben, wie zu Unter-Raderach. Die Gefälle haben das Königl. Cameralamt, das Großherzogthum Baden und die Pfarrei zu beziehen. Wackershausen war ein Bestandtheil der Weingartischen Vogtei Hofen, mit Ausnahme von drei, jetzt vier Häusern, die nun unter Badischer Hoheit stehen, übrigens ohne allen Grundbesitz sind, s. S. 4. u. Parz. 24.
  • 26) Weiler an der Ach, ein katholischer Weiler, oberhalb Berg, wovon er Filial ist, mit 11 Einwohnern. Die Zehnten hat der Staat zu beziehen. Zu dem Weiler gehörte vormals auch die auf dem linken Ufer der Ach gelegene Weilermühle, die jetzt der Gemeinde Ailingen zugetheilt ist, von dessen Kirche sie immer Filial war. Grundherr war vormals das Kloster Weißenau und nach ihm der Graf von Sternberg. s. Manzell.
  • 27) Windhag, ein katholischer Weiler mit 14 Einwohnern. Zehnten und Gefälle hat der Staat zu beziehen, die Grundherrschaft war früher Löwenthalisch. Die Territorial-Jurisdiction hatte, kraft Vergleichs mit der Landvogtei, die Weingartische Vogtei Hofen.

  1. Von dieser Heirath sagt von Raumer in seiner Geschichte der Hohenstaufen: Friedrichs I. Gemahlin Adelheid, geborne Markgräfin von Vohburg, war unfruchtbar, und in Hinsicht ihres Wandels vielleicht nicht über allen Tadel erhaben. Beides würde zu einer Trennung von Tisch und Bette genügt, keineswegs aber eine zweite Ehe erlaubt haben; um deßwillen findet sich Verwandtschaftsnähe als Hauptgrund der Scheidung angegeben, welche Kardinal Johann Orsini und mehrere Prälaten im Frühjahr 1153 in Kostnitz aussprachen. Wenn Friedrich die ihm als Heirathsgut zugebrachte Stadt Eger behielt, und Adelheid, die Kaiserin, nachmals einen bloßen Dienstmann, Dieto von Ravensburg, heirathete: so erregt dies allerhand an obige Beschuldigung erinnernde Bedenken.
  2. Der heilige Mang war nach der gewöhnlichen Meinung ein Schüler des im Jahr 627 zu Arbon, Manzell gegenüber, verstorbenen heiligen Gall und gilt für den Apostel des Algaues oder den Verbreiter des Christenthums in den obern Illergegenden, wohin er sich vom Bodensee aus gewendet hat. Er selber soll im Jahr 660 gestorben seyn. Vergl. Neugart, von Arx, von Koch-Sternfeld u. A., wogegen Placidus Braun u. A. neuerlich das Zeitalter des Heiligen um mehr als ein Jahrhundert später annehmen und in die Zeit von 698 bis 775 setzen.