Beschreibung des Oberamts Vaihingen/Kapitel B 4

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Ensingen.
Gemeinde II. Kl. mit 828 Einw. a. Ensingen, Pfarrd., 476 Einw., wor. 2 Kath. b. Klein-Glattbach, Pfarrw., 348 Einw. c. Eisenbahnstation Hs., 4 Einw. – Evang. Pfarrei zu Ensingen; ev. Pfarrer in Kl. Glattbach ist der Helfer in Vaihingen. Die Kath. sind nach Hohen-Asberg eingepfarrt.

a. Der Ort Ensingen liegt am Fuße eines durch das Metter-Thal von dem eigentlichen Stromberg getrennten, bewaldeten Höhenzugs, dessen äußerste (westliche) Spitze ehemals die längst abgegangene Eselsburg zierte, am Anfange eines anmuthigen Wiesenthälchens ziemlich unregelmäßig und enge gebaut. Gegen Norden durch den südlichen mit Reben bepflanzten Abhang des Höhenzugs geschützt, gegen Süden an eine offene, weitgedehnte fruchtbare Ackerebene sich anlehnend, hat derselbe eine freundliche und gesunde Lage. Der Ort selbst, durch den die Heilbronn-Pforzheimer Landstraße führt, und der mittelst einer über Klein-Glattbach angelegten Vicinalstraße mit der 1 Stunde südlich gelegenen Oberamtsstadt in Verkehr gesetzt ist[1], besteht meist aus mittelgroßen, häufig mit steinernem Unterstock versehenen, ländlichen Wohnungen und ist mit reinlichen, steinbeschlagenen, zum Theil gekandelten Ortsstraßen versehen.

Beinahe mitten im Ort liegt etwas erhöht die alte Pfarrkirche zu St. Veit, welche nach der über dem südlichen, spitzbogigen Eingang angebrachten Inschrift (Anno dom. 1468 renovata est hec structura sub Friderico de Nippenburg pastore hujus ecclesie) 1468 erneuert wurde; über derselben ist das Wappen der Herren von Nippenburg in Stein ausgehauen. Seit der Zeit dieser Erneuerung wurden mehrere styllose Veränderungen an dem Langhause der Kirche vorgenommen, so daß demselben von seiner ehemaligen germanischen Bauweise außer zwei spitzbogigen Eingängen und einem spitzbogigen, germanisch gefüllten Fenster nichts mehr geblieben ist. An der Ostseite steht der viereckige Thurm, dessen unterstes mit rundbogigen, germanisch gefüllten Fenstern versehenes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt; das obere Stockwerk des nicht hohen Thurms ist aus Holz erbaut und mit einem Zeltdach gedeckt.

Von den drei auf dem Thurme hängenden Glocken ist die älteste 1720 gegossen worden. Das Innere der Kirche hat außer einem alten, aus Holz gut geschnittenem Bilde des Gekreuzigten | und einem Grabdenkmale eines Geistlichen von 1521 nichts Bemerkenswerthes. Die Unterhaltung der Kirche besorgt die Stiftungspflege.

Der um die Kirche gelegene, mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz ist längst aufgegeben, der jetzige befindet sich an dem südlichen Ende des Orts. In der Nähe der Kirche liegt das freundliche, in neuerer Zeit mehrfach verbesserte Pfarrhaus nebst einem ummauerten, mit Zierbäumen besetzten Vorhof; die Unterhaltung desselben hat der Staat.

Das dem Pfarrhause nahe gelegene Schulhaus wurde im Jahr 1834 mit einem Gemeindeaufwand von 4000 fl. neu erbaut, und enthält außer den Schulgelassen auch die Wohnung des Schulmeisters und des Lehrgehilfen; eine Industrieschule besteht seit 1824.

Das an der Hauptstraße stehende ansehnliche Rathhaus ist im Jahr 1845 mit einem Gemeindeaufwand von 6000 fl. in einem modernen Style erbaut worden und trägt auf dem First ein Thürmchen mit Glocke. Ein Gemeindebackhaus wurde 1838 errichtet.

Ensingen ist der Sitz eines K. Revierförsters, dessen freundliche Amtswohnung am nördlichen Ende des Dorfs steht.

Durch den nördlichen Theil des Orts fließt der sog. Brünnelesbach, der in einem 4 Morgen großen, 1/8 Stunde westlich vom Ort gelegenen Weiher entspringt, und als Anfang des Glattbaches angesehen werden kann. Der Ort hat keinen laufenden Brunnen und erhält sein Trinkwasser aus vielen Pumpbrunnen in hinreichender Menge; da es aus mit Gyps durchzogenen Mergelschichten kommt, so mag der Beschaffenheit desselben das unter den Einwohnern nicht seltene Erscheinen des Kropfes und zuweilen des Kretinismus zuzuschreiben sein. Außerhalb (östlich) des Orts besteht ein laufender Brunnen und in den nördlich vom Ort gelegenen Hochweingärten eine periodisch fließende Quelle (Hungerbrunnen).

Die Einwohner haben im Allgemeinen eine dauerhafte Gesundheit und erreichen nicht selten ein hohes Alter, werden übrigens öfters von Frieselkrankheiten heimgesucht. Im Charakter der Einwohner findet man vielen Fleiß, Sparsamkeit und kirchlichen Sinn. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Ackerbau, Weinbau und Viehzucht; minder Bemittelte suchen ihr Auskommen durch Taglohnarbeiten zu sichern. Die Vermögensumstände sind im Allgemeinen gut; der größte Güterbesitz in einer Hand beträgt 50 Morgen, der häufigste über 8 Morgen, und die durchschnittliche Vertheilung der Grundstücke 1/2 Morgen.

Die Gemeindemarkung, mit Einschluß von Klein-Glattbach, ist sehr ausgedehnt und besteht größtentheils aus einem flachwelligen, | nur von einigen unbedeutend eingefurchten Thälchen durchzogenen, fruchtbaren Ackerlande, während der im Norden derselben sich erhebende Höhenzug, die zunächst bei Ensingen gelegenen südlichen, mit Reben bepflanzten Abhänge ausgenommen, mit Wald bestockt ist. Gegen Osten lagert sich der Bartenberg, ein ebenfalls mit Wald bestockter Ausläufer des Höhenzuges.

Die klimatischen und Bodenverhältnisse sind sehr günstig, indem nicht nur die Reben, edlere Obstsorten, Gurken, Bohnen, sondern sogar Mandelbäume gedeihen; wegen der geschützten Lage kommen Frühlingsfröste selten, (neuerer Zeit in den Jahren 1838 und 1842) vor. Der Boden, soweit er für den Ackerbau benützt wird, besteht aus einem sehr fruchtbaren Diluviallehm, der gegen Süden leichtsandig wird und sich dort für den Kartoffelbau vortrefflich eignet. Die Gehänge und Ausläufer des Höhenzugs gehören den für den Wein-, wie für den Waldbau sich eignenden Keupermergeln an, während der Rücken desselben aus einem Gemenge von Thon und vorherrschend Sand (Verwitterung des grobkörnigen Keupersandsteins) besteht. In den Thalebenen haben sich tiefgründige, für den Wiesenbau äußerst günstige Alluvialböden abgelagert. Die besten Felder liegen in der Nähe des Orts.

Etwa 1/2 Stunde südlich von Ensingen und nur 1/4 Stunde südwestlich von Klein-Glattbach sind zwei Brüche im Lettenkohlensandstein angelegt, welche Privaten gehören und nicht nur vortreffliche Werksteine, sondern auch Schleifsteine liefern; mit letzteren wird ein kleiner Handel getrieben.

Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben und landwirthschaftliche Neuerungen, wie die allgemeine Einführung verbesserter Pflüge (Suppinger und Brabanter), die Anwendung der Walze etc., haben Eingang gefunden. Die Einrichtung der Düngerstätten läßt noch Manches zu wünschen übrig, dagegen wird die Gülle fleißig benützt, und zur Düngung der Futterkräuter der Gyps häufig angewendet.

Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien, und von diesen der Roggen nur in geringer Ausdehnung um des nöthigen Bindstrohs willen. Bei einer Aussaat von 4 Simri Dinkel, 3 Simri Roggen, 3 Simri Gerste und 4 Simri Hafer wird von dem Morgen ein durchschnittlicher Ertrag von 8–10, zuweilen 12 Scheffeln Dinkel, 3 Scheffeln Roggen, 4 Scheffeln Gerste und 6 Scheffeln Hafer erzielt. In der zu 6/7 angeblümten Brache zieht man wegen des nicht zureichenden Wiesenertrags in großer Ausdehnung Futterkräuter (dreiblätterigen Klee, Luzerne und Esper), und Kartoffeln, auch Ackerbohnen, etwas Reps, Mohn und ziemlich viel Hanf, welch letzterer, sowie Kraut, auch in eigenen Ländern zum | Anbau kommt. Getreide wird viel nach Außen abgesetzt, namentlich kaufen Bäcker von Stuttgart, Ludwigsburg und Vaihingen im Ort selbst Dinkel auf. Der Hafer, welcher vortrefflich gedeiht, findet seinen Absatz vorzugsweise in das Großherzogthum Baden. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 800 fl., der mittlere 400 fl. und der geringste 100 fl. Der Wiesenbau ist nicht sehr ausgedehnt und für den Viehstand unzureichend; übrigens wird gegenwärtig für die Wiesen mittelst bedeutender Entwässerungen und Bewässerungen sehr Vieles gethan. Dieselben kosten per Morgen 300–800 fl., sind durchgängig zweimähdig und ertragen im Durchschnitt 20 Centner Heu und 10–12 Centner Öhmd. Der Weinbau ist beträchtlich, beschäftigt sich aber meist noch mit spät reifenden Sorten, vorzugsweise mit Trollingern, rothen Elblingen und Silvanern, außer welchen jedoch in neuerer Zeit auch edlere Sorten, wie Rißling, Klevner, Portugisen gepflanzt werden. Die Stöcke werden gewöhnlich in einer Entfernung von 3′ 3″, in neuerer Zeit von 3′ 5″ gesetzt; das Beziehen derselben ist allgemein. Der gewonnene Wein, welcher seinen Absatz hauptsächlich in den Schwarzwald findet, gehört im Allgemeinen zu den mittelmäßigen und eignet sich vorzüglich auf das Lager. Der Morgen erträgt durchschnittlich 6–8 Eimer; die Herbstpreise waren in dem Jahr 1846 40–50 fl., 1847 18 fl., 1848 16–20 fl., 1849 12 fl., 1850 10 fl., 1852 16–20 fl. Im Jahr 1834 wurden 40.000 fl. für Wein erlöst. Die Preise für einen Morgen Weinberg bewegen sich von 200–600 fl. Auch die Obstzucht ist beträchtlich und hebt sich in neuerer Zeit durch die Bemühungen der überhaupt um die Landwirthschaft sich annehmenden dermaligen Ortsvorstände (Pfarrer Haagen und Schultheiß Schneider). Es werden hauptsächlich Luiken, Breitling, Rosenäpfel, Schafnasen, Palmischbirnen, Knausbirnen, Bratbirnen, Wehrlesbirnen, Wolfsbirnen, Kronbirnen, Muskatellerbirnen und Hübschenlinsbirnen gezogen; letztere sind eigenthümlich und kommen anderwärts selten vor. Über den Verbrauch im Ort selbst wird noch sehr viel Obst nach Außen abgesetzt. Eine Gemeindebaumschule ist neu angelegt worden, indessen werden noch viele Jungstämme von auswärts bezogen.

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Die Gemeinde, einschließlich Klein-Glattbach, besitzt 700 Morgen Waldungen, welche, mit Ausnahme von 60 Morgen Nadelwald, im 20jährigen Umtrieb bewirthschaftet werden; es werden jährlich etwa 11.000 Stück Wellen aufgemacht, von denen jeder Bürger 40–50 Stücke erhält, während der Erlös aus dem Oberholz im jährlichen Betrag von 800 fl. in die Gemeindekasse fließt. Etwa 20 Morgen Gemeindegüter werden um den mäßigen Preis von etwa 10 fl. an | ärmere Ortseinwohner verpachtet. An eigentlichen Weiden sind etwa 50 Morgen vorhanden, welche nebst der Brach- und Stoppelweide an einen Pachtschäfer um 200 fl. jährlich verliehen werden; überdieß trägt die Pferchnutzung der Gemeinde alljährlich 500 bis 600 fl. ein.

In bedeutender Ausdehnung wird die Rindviehzucht betrieben; sie beschäftigt sich mit einer starken Landrace, zu deren Nachzucht drei tüchtige Zuchtstiere im Gebrauch sind. Die Haltung von zwei Farren liegt den beiden Widdumshofbesitzern ob, während den dritten die Gemeinde anschafft und denselben einem Ortsbürger gegen jährliche 50–55 fl. in Verpflegung gibt. Die Schweinezucht ist mittelmäßig und erlaubt nur theilweise einen Verkauf von Ferkeln nach Außen; die Mastung geschieht theils für den eigenen Bedarf, theils auf den Handel. In dem westlich gelegenen See, welchen die Gemeinde um 4–5 fl. jährlich verpachtet hat, werden Karpfen gezogen.

Die Gewerbe beschränken sich nur auf die gewöhnlichen Handwerker; unter diesen befindet sich ein geschickter Schmid, der namentlich verbesserte Pflüge für den Ort und die ganze Umgegend verfertigt.

Über das Gemeinde- und Stiftungsvermögen s. Tabelle III; der jährlich für die Gesammtgemeinde (Ensingen und Klein-Glattbach) umzulegende Gemeindeschaden beträgt 1500 fl. Armenstiftungen sind 800–900 fl. vorhanden.

Etwa 1/4 Stunde nördlich vom Ort erhebt sich die Eselsburg (alt Eselsberg), ein die ganze Umgegend weit beherrschender Punkt, zu dem ein an manchen Stellen noch erhaltenes Pflaster führt; von der ehemaligen gräflich Vaihingischen Burg sind noch bedeutende Gräben und Wälle vorhanden, die nicht nur um die Burg selbst liefen, sondern auch westlich derselben einen namhaften Vorgraben bildeten, der den schmalen Bergrücken, wo die Burg allein von Natur zugänglich war, befestigte. Von diesem äußersten Vorgraben führt bei dem sog. Thor ein noch sichtbarer Weg bis zu einem kleinen Bassin, das nach der Volkssage die Schwemme für die Pferde der Burgbewohner gewesen sein soll. Unfern der alten Burg an dem nördlichen Bergabhang befindet sich noch der rund gefaßte Schloßbrunnen. Der dermalige Revierförster zu Ensingen, Graf v. Uexküll, läßt gegenwärtig nicht nur die wildverwachsene, jede Aussicht versagende nächste Umgebung der Burg etwas lichten und zugänglich machen, sondern auch die letzten Grundreste derselben allmälig wieder ausgraben und mit einfachen Anlagen umgeben[2]. | Auf der äußersten Spitze wurde ein Pavillon errichtet, von dem man eine überaus schöne und ausgedehnte Aussicht über das fruchtbare, mit freundlichen Ortschaften besetzte Flachland genießt, welches gegen Osten von dem Schwarzwalde, hinter dem noch ein Theil der Vogesen sichtbar ist, gegen Süden von den Stuttgarter Bergen und dem Schurwald, gegen Osten von dem Welzheimer Wald, Murrhardter Wald und den Löwensteiner Bergen begrenzt wird; überdieß bildet noch ein namhafter Theil des Nordwestabfalls der Alp in der Richtung gegen Süden den fernen Hintergrund des sehr anziehenden Panorama’s. Über das Flachland hinweg zählt man 45 Ortschaften und auf demselben erhebt sich einerseits der isolirte Asberg, andererseits das Schloß Vaihingen, für das Auge angenehme Ruhepunkte bildend.

Auf „Esilsperc“ stellte z. B. Graf Konrad von Vaihingen den 11. Nov. 1271 eine Urkunde aus; diese Burg schuf dem Grafen Friedrich von Zollern, zweitem Gemahl der Vaihinger Gräfin Mechthild, welcher den 21. Mai 1377 in der Schlacht von Reutlingen fiel, den Namen „Herr zu Eselsberg“ (Stälin Wirt. Gesch. 3, 321. 711. 719). Auf ebenderselben saß zu Zeiten ein gräflich Vaihingisches Ministerialengeschlecht; Werner und Heinrich von Eselsberg sind Zeugen K. Heinrichs VI. den 28. Januar 1194 zu Würzburg (Wirt. Urkundenbuch 2, 301), Belrein von E. kommt in den Jahren 1225–1252 in Urkunden vor (z. B. Gudenus Sylloge 144. Würdtwein Subs. 5, 278) und machte sich als Gründer des Klosters Rechentshofen (s. d.) bekannt.

Noch haften an dem Burgplatz verschiedene Volkssagen, namentlich läßt dieselbe einen Ritter, den sog. Schanzritter, den Kopf unter dem Arm tragend, von der Burg in das Dorf Ensingen reiten. Auch soll in der Christnacht der wilde Jäger von der Eselsburg bis nach dem Wunnensteln und von da wieder zurück unter fürchterlichem Getöse, Hundegebell etc. seinen Zug haben.

Südlich von der Eselsburg, in dem Ensinger Fleckenwald, zieht quer über den schmalen Bergrücken eine alte Verschanzung, die ohne Zweifel mit der Burg in Verbindung stand.

Der Ort Ensingen selbst war, wie die eben besprochene Burg, gräflich Vaihingisch, und wurde mit ihr und ein paar anderen Orten von dem Grafen Heinrich von Vaihingen noch bei Lebzeiten seines Vaters den 26. September 1356 dem Grafen Eberhard von Württemberg vermacht.

| Die älteste bekannte Nennung desselben wäre aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, wenn der gegen das Kloster Hirschau wohlthätige Adalbert von E. (Cod. Hirs. 64b) gewiß diesem E. und nicht einem anderen gleichnamigen angehört.

Im Jahr 1298 verkaufte Agnes, Wittwe Graf Konrads von Vaihingen, geb. Gräfin von Asberg, 5 Malter Korngült aus ihrem hiesigen Hof an Mechthild, Wittwe Konrads von Ingersheim, für 12 Pfd. Heller. Dieselbe Agnes beschenkte mit hiesiger Kelter und deren Zugehör das Kloster Rechentshofen behufs der Stiftung einer Jahrzeit für die gräflich Vaihingische Familie (Mone Zeitschr. 5, 197).

Gülten besaßen allhier Friedrich von Dürmenz, welcher solche 1340 dem Erzstift Mainz zu Lehen auftrug (Würdtwein Nov. Subs. 5, 197), ferner Heinrich Truchseß von Waldburg, welcher sie im Jahr 1417 an Württemberg verkaufte (Sattler Gr. 2, 62).

Der Kirchensatz war ursprünglich gräflich Vaihingisch und kam mit dem Orte selbst an Württemberg, wenigstens die Oberlehensherrlichkeit hierüber. Am 5. März 1395 reversirte sich Fritz von Nippenburg gegen den Grafen Eberhard von Württemberg über diesen Kirchensatz als ein rechtes Mannlehen. Die Herren von Nippenburg blieben Träger des Lehens, bis solches Herzog Ludwig von Württemberg den 22. August 1587 erkaufte und bleibend an das Haus Württemberg brachte.

Eine Frühmeßpfründe stiftete Heinrich, genannt Risach (Reischach), welche Gottfried von Randeck, Probst zur heiligen Dreifaltigkeit in Speier, den 22. April 1354 bestätigte.

Allhier starb den 11. Dezember 1788 als Pfarrer der berühmte Sprachforscher Friedrich Karl Fulda (geb. zu Wimpfen den 13. September 1724).

b. Der Weiler Klein-Glattbach (früher Wüsten-Glattbach, wie auch in Lagerbüchern und Urkunden vorkommt), ein kleiner, reinlich gehaltener Ort, liegt 1/2 Stunde nördlich von Vaihingen und 1/2 Stunde südlich von Ensingen an einem leicht geneigten Abhange gegen das Glattbach-Thälchen. Die Wohnungen sind im Allgemeinen gut aussehend, namentlich nehmen sich die am westlichen Ende gelegenen Gebäude, der Drittelhof und das Siegwartische Haus [3], welches früher ein Schloß gewesen sein soll, sehr gut aus.

Der Drittelhof kam nach dem Anfang des vorigen Jahrhunderts an die Familie von Neubronn-Eisenburg, Marx Tobias von | Neubronn († 1737 als Hauptmann) begab sich im Jahr 1715 mit seiner Familie auf das damals neu erworbene Gut, mit welchem übrigens keine besonderen Rechte verbunden waren (Cast Adelsbuch 452).

Von diesem Hof, auch Schafhof genannt, welcher gegenwärtig der Frau v. Neubronn und Albert Grab von Pforzheim gehört, bezog der Staat früher die Drittel-Gebühr, daher sein Name. Der Hof mit zwei ansehnlichen Wohngebäuden und mehreren Ökonomiegebäuden ist unter die beiden Besitzer so getheilt, daß der v. Neubronnsche Antheil 270 Morgen, der Grabische aber 310 Morgen beträgt; ersterer ist verpachtet, letzterer wird von einem Verwalter in neun Rotationen rationell bewirthschaftet, und ist mit einem schönen Viehstand (Landschlag mit Bastard-Schweizer-Kreuzung) versehen. Den Grab’schen Antheil hat der Vater des gegenwärtigen Besitzers im Jahr 1829 von zwei Privaten erkauft.

Beinahe in der Mitte des Orts steht das kleine Kirchlein, dessen Langhaus verändert und modernisirt wurde, während der viereckige, nicht hohe Thurm noch ziemlich unverändert blieb; das unterste Stockwerk desselben vertritt die Stelle des Chors, von dem übrigens der dreiseitige, mit germanischen Fenstern und Strebepfeilern versehene Chorschluß an der Ostseite des Thurms hervorsteht. Auf dem Thurme hängen zwei Glocken, die eine ist 1699, die andere 1850 gegossen worden. Das Innere des Langhauses hat nichts Bemerkenswerthes; dagegen enthält das mit einem Netzgewölbe gedeckte Chor einen gut geschnittenen Chorstuhl, an dessen Brüstung Blumwerk und zwei Wappenschilde, einer zwei gekreuzte Schlüssel, der andere einen Kelch enthaltend, angebracht sind. Das Wappen mit den gekreuzten Schlüsseln befindet sich auch an einem Schlußstein des Chorgewölbes. An einer der Chorwände ist ein germanisch gehaltenes Sakramenthäuschen angebracht. Die Unterhaltung der Kirche steht der Stiftungspflege zu. Der an der Kirche gelegene, ummauerte Begräbnißplatz wurde im Jahr 1843 aufgegeben und ist nun ein neuer an die Ostseite des Orts verlegt.

Zunächst der Kirche steht das nicht geräumige Schulhaus, welches zugleich die Wohnung des Lehrers enthält; auch ist eine Industrieschule vorhanden.

Ein Gemeinde-Back- und Waschhaus besteht seit etwa 30 Jahren.

Feldbau und Viehzucht sind die Nahrungsquellen der fleißigen und sparsamen Einwohner, welche sich im Allgemeinen in guten Vermögensumständen befinden, und im Einzelnen, abgesehen von den Drittelhofbesitzern, 95 Morgen, durchschnittlich aber 25 Morgen Feldgüter besitzen.

| Gutes Trinkwasser liefern fünf Pump- und ein Schöpfbrunnen, wenn auch bei sehr trockener Witterung einzelne nachlassen, in hinlänglicher Menge; nördlich am Ort fließt der Glattbach vorüber, und überdieß sind gegen Feuersgefahr zwei Wetten angelegt. Zunächst am Ort lag ein 73 Morgen großer Weiher, der in den 1820er Jahren trocken gelegt und in Wiesen verwandelt wurde, ferner bestand im sog. Rohr, 1/4 Stunde südlich vom Ort, ein weiterer 7 Morgen großer Weiher, der schon gegen 100 Jahre trocken liegt. Außerhalb des Orts sind mehrere immerfließende Quellen vorhanden, wie im Rohr, im Birkenbrunnen (Bürgbrunnen), in den Osterwiesen, im Aischbach, im Schweinen- und Mühlthälchen; von der letzteren Stelle wird das Wasser nach Vaihingen geleitet, um dort drei Brunnen zu speisen. Auch befinden sich auf der Markung fünf periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen), die nur in ganz nassen Jahrgängen Wasser führen.

Der Boden der Markung des Weilers besteht im Allgemeinen aus einem fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehm, gegen den Bartenberg wird derselbe thonig, und am Hang gegen das sog. Steinmäurach tritt ein weißlichter Thon (Schlaisboden) auf. Im Rohrthälchen lagert Moor und Torfgrund; früher daselbst angestellte Versuche auf Torf lohnten sich nicht, weil der Torf zu viele erdige Theile enthält. Die ergiebigsten Äcker liegen hinter der Kirche, am Riexinger Weg etc.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig, nur ist die Markung etwas weniger geschützt, als die von Ensingen, daher auch zuweilen Frühlingsfröste dem Obst, namentlich in tiefer gelegenen Stellen, schaden, während es auf den Anhöhen gut gedeiht. Hagelschlag kam früher öfters, seit dem Jahr 1838 aber nicht mehr vor.

Der landwirthschaftliche Betrieb steht auf der gleichen Stufe wie zu Ensingen (s. oben), jedoch ist der Repsbau bedeutender und die Brache wird nur zu 2/3 eingebaut. Die höchsten Preise eines Morgens Acker sind 300 fl., die mittleren 200 fl., und die geringsten 100 fl.; die Wiesenpreise aber bewegen sich von 200 bis 400 fl. per Morgen. Getreide wird nicht nur an Händler und Bäcker im Ort selbst, sondern auch in das Großherzogthum Baden in großer Ausdehnung abgesetzt. Der Wiesenbau ist etwas geringer als in Ensingen, namentlich erzeugen die Wiesen in dem sog. Rohr zuweilen saures Futter. Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, von denen 15 Morgen bewässert werden können, ertragen durchschnittlich per Morgen 18 Centner Heu und 9–10 Centner Öhmd. Weinbau wird nur auf etwa 10 Morgen, die am Bardenberg | liegen, betrieben, und die Reben leiden nicht selten durch Frühlingsfröste.

Die Obstzucht hat sich in den letzten 20 Jahren sehr gehoben, übrigens gedeiht das Obst nicht besonders gerne. Über die Obstsorten, welche gepflanzt werden, s. die Beschr. von Ensingen.

Die Gemeindeweide hat der Ort mit Ensingen gemeinschaftlich, dagegen besitzen die sog. Drittelhöfler, welche etwa 400 Stück Bastardschafe halten, eigene Weiden, und haben überdieß noch die Benützung der Brach- und Stoppelweide wie des Pferchs.

Pferde werden nicht gezüchtet, obgleich die Pferdehaltung nicht unbedeutend ist; die Fohlen werden aufgekauft, nachgezogen und theilweise wieder zum Verkauf gebracht. Die mit einer guten Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht ist beträchtlich und wird durch zwei Farren, welche der Verwalter des Grab’schen Guts gegen eine Gemeindeentschädigung von 105 fl. hält, immer noch verbessert. Mit Vieh, zuweilen auch mit gemästetem, wird einiger Handel auf benachbarten Märkten getrieben. Die Schweinezucht wird in solcher Ausdehnung betrieben, daß nicht nur alle für den Ort nöthigen Ferkel selbst gezogen, sondern auch noch viele nach Außen verkauft werden; auch gemästete Schweine kommen viele zum Verkauf.

Die Bienenzucht ist mittelmäßig.

Durch Vicinalstraßen nach Vaihingen, Illingen, Ensingen und Sersheim ist der Ort mit der Umgegend in Verkehr gesetzt; die nächste Eisenbahnstation Sersheim liegt 1/4 Stunde östlich vom Ort.

Etwa 1/8 Stunde westlich vom Ort befinden sich zwei sehr ergiebige Lettenkohlensandsteinbrüche (s. Ensingen), und etwas weiter unten ein Muschelkalkbruch, der gutes Straßenmaterial liefert.

Zu der mit Ensingen gemeinschaftlichen Gemeindeverwaltung stellt der Ort, welcher einen Anwalt hat, ein Mitglied des Gemeinderaths und zwei Mitglieder des Bürgerausschusses.

Klein-Glattbach hat ein besonderes Stiftungsvermögen, (s. Tabelle III).

Nördlich vom Ort auf den sog. Kapellenäckern wurden schon behauene Steine ausgegraben.

Früher gehörte Klein-Glattbach zur Grafschaft Vaihingen. Graf Konrad von Vaihingen trug den Ort den 16. Nov. 1271 dem Bischof von Würzburg zu Lehen auf. Mit Vaihingen kam er im Jahr 1339 an Württemberg. Nebenbei besaßen bedeutenden Antheil die Herren von Lomersheim. Im Jahr 1293 verkaufte Ritter Konrad Glaz von Lomersheim dem Kloster Maulbronn alle seine Güter in Wüsten-Glattbach mit seinen Leibeigenen und dem Vogtrecht um 951/2 Pf. Heller, und im Februar 1295 urkundete | Rudolph von Roßwaag, wie er ein Drittel von W. G. von Konrad von Lomersheim als Lehensersatz erhalten, und wie Letzterer solches wieder als Lehen von ihm empfangen habe (Mone Zeitschr. 2, 378). Vergl. auch Groß-Glattbach.

Am 8. März 1350 schenkten die Markgrafen Hermann, Friedrich und Rudolph von Baden dem Frauenkloster in Pforzheim das hiesige Kirchenpatronat. Seit 1636 ist der Ort ein Filial des Diaconats Vaihingen. Je am zweiten Sonntag wird allhier Gottesdienst gehalten und dabei mit Predigt und Catechisation abgewechselt.

Am 4. Mai 1316 verkauften Probst Petrus und Convent zu Lorsch dem Kloster Maulbronn drei Pfund Heller Gült aus der Mühle zu Wüsten-Glattbach.

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungs-Gesetze von 1848 und 1849, und erhielten in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien für Zehnten, die K. Finanzverwaltung 25.917 fl. 50 kr., die Ortspfarrei 6976 fl., und die Pfarrei Klein-Glattbach 896 fl. Für andere Gefälle, die Finanzverwaltung 6952 fl. 49 kr., und der Hospital Markgröningen 78 fl. 59 kr.


  1. Die Entfernung von Ensingen bis zur nächsten Eisenbahnstation Sersheim beträgt 3/4 Stunden.
  2. Während diesen Nachgrabungen wurden verschiedene Antiquitäten aufgefunden, als: eine Speerspitze, eine Axt, eine Pfeilspitze, viele Bruchstücke aus blaugrauem Thon, sehr alte dünne Silbermünzen, worunter Bracteaten, ein Plättchen von Bronce, auf welches ein Steinbock gravirt ist.
  3. Johann Jakob Siegwarthen, Burgvogt zu Niefen, kommt in einer Urkunde, betreffend den Wiesenzehenten in Wüsten-Glattbach, von 1675 vor.
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