Beschreibung des Oberamts Weinsberg/Kapitel B 19

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Mainhardt,


Gemeinde II. Cl. Marktflecken mit 650 Einwohnern, worunter 18 Katholiken, welche nach Pfedelbach eingepfarrt sind, von wo aus die dahin eingepfarrten Katholiken des Waldes durch einen Excurrentvicar in Mainhardt pastorirt werden. Evangelische Pfarrei mit untengenannten Filialien. Zur politischen und Schulgemeinde gehören: 1) Baad, Weiler mit 44 Einw. 3) Dennhof, Weiler, 44 Einw. 4) Gailsbach, Weiler, 346 Einw., worunter 6 Kathol. 5) Hammerschmiede, Weiler, 28 Einw. 6) Hohengarten, Weiler, 58 Einw. 7) Mittelmühle, 8 Einw. 8) Mönchsberg, Weiler, 113 Einw. 9) Neusägmühle, 8 Einw. 10) Neuwirthshaus, 6 Einw. 11) Nüßlenshof, 18 Einw. 12) Vordermühle, 12 Einw. 13) Waspenhof, 25 Einw. 14) Eigene Schulgemeinde Hohenstraßen, 332 Einw., worunter 12 Kathol., wozu gehört: 15) Wiedhof, Weiler, 34 Einw. Gesammt-Gemeinde: 1714 Einwohner, worunter 30 Katholiken, Filialisten von Pfedelbach (s. oben).

Zur kirchlichen Gemeinde und Pfarrei gehören noch als Filialien:

1) die politische und Schulgemeinde Ammertsweiler mit Parzellen mit 575 Einw., worunter 17 Kathol. (s. Ammertsweiler);
2) die politische und Schulgemeinde Hütten, O.-A. Gaildorf (Jaxtkreis), sammt Parzellen mit 437 Einw., worunter 3 Kathol., Filialisten von Hausen a. d. Roth;
3) die politische Gemeinde Geißelhardt, O.-A. Öhringen (Jaxtkreis), sammt 11 Parzellen mit 1097 Seelen, worunter 30 Kathol., Filialisten von Pfedelbach, mit 2 Schulgemeinden: Lachweiler und Rappenhof;
4) die Parzellen von Bubenorbis, O.-A. Hall (Jaxtkreis): Riegenhof, Weiler, Stock mit Aschenhütte, Weiler; Siegelbronn, Weiler: mit zusammen 283 Seelen, worunter 8 Katholiken.

Letztere, Nr. 4, gehören auch zur Schulgemeinde Mainhardt, welche somit 2009 Seelen umfaßt, während die Kirchengemeinde, mit Nr. 1 bis 4, 4060 evangelische und 87 Katholiken zählt.

Die früher noch dazu gehörige Rösersmühle, Gemeinde Murrhardt, O.-A. Backnang, mit 34 Seelen, wurde im Jahr 1854 der neuerrichteten Gemeinde Grab zugetheilt.

Mainhardt, Markt- und Pfarrdorf, liegt an der östlichen Spitze des Oberamtsbezirkes, auf einem nördlichen Vorsprunge der Hochebene, welche von ihm, als dem Hauptorte, den Namen Mainhardter Wald führt, über dem hier steil abfallenden Thälchen der Brettach, welche unweit davon entspringt und in nordwestlicher Richtung dem Kocher zueilt. Die andere südliche und südwestliche Abdachung ist gegen das Thälchen der Roth, welche südöstlich zieht und oberhalb Gaildorf in den Kocher mündet.

Die Meereshöhe beträgt an der Erdfläche der Kirche 1610′ (württ.). Mainhardt liegt also um 902′ (württ.) höher, als die Oberamtsstadt, von welcher sie in südöstlicher Richtung 61/2 Stunden (geom.) entfernt ist (3 Postmeilen). Die Poststraße von Heilbronn über Weinsberg und Löwenstein nach Hall, und auf der anderen Seite von Backnang über Örlach nach Hall, unweit von hier einmündend, zieht kaum 1/8 Stunde aufwärts vom Dorfe in| östlicher Richtung vorüber und die Post, Zwischenstation zwischen Löwenstein, Örlach und Hall, steht mit etlichen anderen Häusern an dieser Straße, welche hier von der aus Mainhardt nach Mönchsberg führenden Vicinalstraße gekreuzt wird. Eine steile Steige führt vom Dorfe nördlich in das Brettachthal hinab und auf dem jenseitigen Ufer nach dem Weiler Gailsbach hinauf, von wo aus die Verbindung mit Öhringen durch eine über Gleichen führende Vicinalstraße vermittelt wird.

Eine freundliche Aussicht gegen Norden und Nordwesten bietet sich oberhalb des Dorfes dar, nicht nur auf die gegenüber liegende, durch die vielen Weiler und Höfe belebte Höhe des angränzenden Oberamts Öhringen, sondern auch über das nordwestlich ziehende schmale und waldigte Brettachthal hinweg auf das links vorspringende Maienfels und hinter demselben auf die blauen Höhen zwischen der Jaxt und dem Kocher.

Der Ort ist regelmäßig gebaut und hat sehr viele ansehnliche Gebäude, worunter sich das Post- und Gasthaus an der Landstraße, die Apotheke, das kleine fürstliche Schlößchen und Forsthaus nebst der kath. Kapelle, die Gasthöfe zum Stern, zum Adler, die Kaufläden und das neugebaute Rathhaus an der ziemlich breiten und reinlichen Orts- und Marktstraße auszeichnen.

Die, nach mehr als 20jährigem Proceß mit der Standesherrschaft, im Jahr 1848 bis 1850 auf deren Kosten an der Stelle der alten, baufälligen und engräumigen, neugebaute Kirche, steht am nördlichen Ende des Dorfes links von der obengedachten nach Gailsbach führenden Vicinalstraße, auf einem freien Platze, weithin über die Hochebene des ausgedehnten Kirchspiels sichtbar. Sie ist ein Oblongum von 140′ Länge, 70′ Breite und Höhe, aus dem Sandstein eines nahegelegenen herrschaftlichen Steinbruches erbaut, welcher zu der gedoppelten Säulenreihe, auf der die zu beiden Seiten über einander liegende Emporkirchen ruhen, sehr ansehnliche Stücke geliefert hat. Das Stehenbleiben des alten, übrigens um einen Stock erhöhten Thurmes, wobei dann nur auf seiner westlichen Seite ein größerer Raum für die neue Kirche zu Gebot stand, als die alte Kirche auf seiner östlichen Seite eingenommen hatte, veranlaßte die Abnormität, daß der, um vier Stufen über das Schiff erhabene und mit einem eisernen Geländer eingefaßte Chor statt, wie sonst gegen Osten, im Westen der Kirche ist. Drei hohe Rundbogenfenster mit eingesetzten Streifen farbigen Glases beleuchten ihn auf’s Freundlichste. In der Mitte steht der Altar mit einem gestifteten gußeisernen und vergoldeten Crucifix; vor ihm der zierlich behauene| Taufstein und rechts auf einer steinernen, marmorirten Säule freistehend die Kanzel, auf welche eine gebogene Treppe von der rechts vom Chor angebrachten Sacristei führt. Das Hauptportal führt im Osten durch die Mitte des Thurmes in das Schiff der Kirche. Auf dieser Seite, gegenüber vom Chor, in der Höhe der unteren Empore, ist die recht gute Orgel angebracht, welche wenige Jahre später von der Gemeinde angeschafft wurde. Die zwei alten Glocken tragen die Jahrszahl 1638 und die Inschrift: Ludwig Gottfried, Graf von Hohenlohe und Herr von Langenburg. Die dritte ist ohne Jahrszahl und Inschrift.

Die katholische Kapelle ist am fürstlichen Schlößchen, das mit einer Mauer umfriedigt im südlichen Theile des Dorfes, an der zur Poststraße führenden Ortsstraße steht und vom standesherrlichen Revierförster bewohnt wird. Ziemlich alte Bauart. Großer Garten von 1 Morgen. Brunnen außen – 1 Rohr in den Schloßhof.

Der der ganzen Kirchengemeinde zugehörende im Jahr 1429 angelegte, im Jahr 1846 bedeutend vergrößerte, mit einer Mauer umgebene Friedhof liegt südöstlich vom Mutterort auf einer Anhöhe gegen die Haller Poststraße hin. Trotz dieser hohen und abhängigen Lage füllten sich die Gräber oft so mit Wasser, daß durch Ziehung eines Abzuggrabens geholfen werden mußte. Die Baulast liegt der kirchlichen Gemeinde ob.

Das im Jahr 1790 gebaute Pfarrhaus mit Pfarrscheuer liegt auf der äußeren Nordseite des Dorfes, ca. 100 Schritte von der Kirche, durch den Pfarrgarten davon getrennt mit sehr weiter, freundlicher Aussicht auf die nördlichen Theile des Kirchspiels und über das Brettachthal hinweg auf Maienfels und die dahinter liegende blaue Ferne. Die Baulast hat die Standesherrschaft.

Das alte Schulhaus, unterhalb der Kirche gelegen, hat durch den Abbruch der alten Kirche, auf der Ostseite des Thurmes, einen freien Vorplatz gewonnen, dient aber nur noch zur Wohnung für die Lehrer. Für die Schule selbst ist im Jahr 1843 ein eigenes einstockiges 54′ langes und 38′ breites Haus mit steinernem Unterstock im oberen südlichen Theile des Dorfes, zunächst der Ausgangsstraße gebaut worden, das zwei durch einen Öhrn getrennte geräumige Lehrsäle zu ebener Erde und einen dritten in der Mansarde hat. Die Baulast von beiden liegt der fürstlichen Grundherrschaft ob.

Das im Jahr 1840 neugebaute Rathhaus mit zwei Stationsgefängnissen zu ebener Erde, geräumigem Rathszimmer im zweiten Stock (vor dessen Fenstern während des Kirchenbaues ein hölzerner Balkon zum Predigen errichtet war) steht mitten auf dem Markte, beziehungsweise an der zum Viehmarkt dienenden breiten Ortsstraße.

| Gutes Trinkwasser liefern 2 laufende, besonders der sogen. Schloßbrunnen und 14 Pumpbrunnen. Für Feuersgefahr ist in einer südöstliche Ecke des Dorfes eine Wette angelegt, welche vom anliegenden Brunnen gespeist wird, auch eine eigene Quelle hat. Ein größerer Weiher ist an der Vicinalstraße nach Mönchsberg unweit der Post; ein See ist unterhalb Hohenstraßen und Dennhof mit Ausmündung über Bad in die Brettach, der Herrschaft gehörig. Sogenannte Hungerbrunnen kommen hier nicht vor.

Über die climatischen Verhältnisse, die Eigenschaften der Einwohner und den Volkscharakter ist im allgemeinen Theil nachzusehen.

Der Mutterort Mainhardt zeichnet sich übrigens im Besseren aus, da auch die ökonomischen Verhältnisse der Bewohner zu den besseren gehören. Der ausgedehnteste Grundbesitz beträgt 100 Morgen, der mittlere 15–20 Morgen, der geringste 3–4 Morgen. Ganz Besitzlose gibt es in Mainhardt wenige. Mit Holzhandel beschäftigen sich 10–12 Einwohner. Die größeren und kleineren Gewerbetreibenden, deren hier 20–25 gezählt werden, finden bei dem Zusammenströmen des bedeutenden Kirchspiels ihr gutes Fortkommen. Auch der Boden, gemischter Sandboden mit mehr Humus, theilweise mit lehmigter Unterlage gegen Mönchsberg, ist hier minder steril und mager, als mehr im Innern der Hochebene und die Landwirthschaft findet hiebei mehr Reiz, mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe, mit Güllen und Mergel auf seine Besserung und einen reichlicheren Ertrag hinzuarbeiten.

Die im Ganzen mit Mönchsberg 3724 Morgen große Gemeindemarkung enthält 73 Morg. Gärten und Länder, 829 Morg. Äcker, 118 Morg. zweimähdige und 725 Morg. einmähdige Wiesen, 516 Morg. Laub-, 722 Morg. gemischten Wald, 545 Morg. Nadelholz, 44 Morgen Weide, 7 Morgen Öde, 1 Morgen Steinbruch, 1/2 Morgen Mergelgrube, 31/2 Morgen See. Davon gehören dem Staate: bei Mainhardt in den letzten zwei Jahren erkaufte 25 Morg. Wald, bei Mönchsberg. 7 Morg. Äcker, 5 Morg. Wiesen, 174 Morg. Nadelwald; der Grundherrschaft bei Mainhardt: 5 Morg. Gärten, 5 Morg. Äcker, 10 Morg. Wiesen (welche an Einwohner verpachtet sind), 226 Morg. Laub- und 365 Morg. gemischten Wald, Morg. Nadelholz, 1 Morg. See; der Gemeinde: 3 Morg. Wiesen, 16 Morg. Weide, 1 Morg. See. Der Rest vom Wald ist im Besitz der meistbegüterten Einwohner. Flürlicher Feldbau und Brachbau findet hier nicht Statt weil der Besitz zu getheilt ist und jedes Stück Boden benützt wird.

| Kartoffeln, welche in dem sandigen Boden gut gerathen, Futtergewächse, Rüben u. s. w. werden zwischen Getreide, Hanf, Kraut, besonders in Ländern gebaut. Auch mit Riesenmöhren ist ein Versuch gemacht worden, der aber abgenommen hat, seit die Kartoffeln besser gerathen. An Getreide ist vorherrschend Dinkel, Roggen, Gerste und Haber. Roggen wird häufig gebaut, Reps kommt weniger vor, ebenso Ackerbohnen. Mit Hopfen ist auf 3/8 Morgen ein nicht unbedeutender Versuch mit Erfolg gemacht worden. Bei einer Aussaat von 8 Sri. Dinkel, 4 Sri. Gerste und 8 Sri. Haber belauft sich der Durchschnittsertrag per Morgen auf 5 Schff. Dinkel, 3 Schff. Gerste und 4 Schff. Haber. Von dem Getreide wird von den größeren Güterbesitzern auf den Schrannen von Heilbronn und Hall abgesetzt. Die besseren Äcker liegen um den Ort. Die höchsten Preise eines Morgens Acker sind 200 fl., die mittleren 150 fl., die geringsten 50–80 fl.

Die Wiesen sind nur zu 1/7 zweimähdig, 6/7 einmähdig. Wässerung ist nur bei den in Thaleinschnitten liegenden anwendbar. Versumpften ist auf Anregung des landw. Vereins durch Drainirung geholfen worden. Das Nachgras bei den einmähdigen wird theils grün verfüttert, theils zum Einzelnweiden benützt. Der Ertrag eines Morgens Wiese wird zu 15–16 Ctr. Heu, und bei den zweimähdigen zu 8 Ctr. Öhmd geschätzt. Die Preise von 1 Morgen Wiese bewegen sich zwischen 60 und 300 fl.

Der Obstzucht, welcher freilich der Boden, die Winterstürme, und die länger andauernden Frühlingsfröste weniger günstig sind, hat der landw. Verein neuerer Zeit durch Einführung mehrerer 1000 veredelter Stämmchen aufzuhelfen gesucht und die Pflege derselben sich zur Aufgabe gemacht. Der Erfolg ist abzuwarten, bis die Bäume, welche gut fortwachsen, tragbar werden.

Die Rindviehzucht ist die bedeutendste in dieser Region des Oberamtsbezirks. Die hier vorkommende Race ist die Hall-Limpurger. Es waren bei der jüngsten Aufnahme vorhanden im Ganzen 530 Stücke, worunter 112 Ochsen und Stiere, 267 Kühe, 151 Stücke Schmalvieh. Die Nachzucht geschieht durch 3 Farren, welche auf Kosten der Gemeinde bei Ortsbürgern eingestellt sind, die dafür 120 fl. bezahlt und ihnen eine Wiese überläßt.

Pferdezucht wird nicht getrieben. Bei der letzten Aufnahme fanden sich 19 Stuten, 29 Wallachen, im Ganzen 48 Pferde.

Eine Schäferei besteht nicht, da keine Brachweide vorhanden ist. Die obengenannten 44 Morgen Weide gehören nach Gailsbach und sind dort an einen Schäfer verpachtet. Im Besitze von| Einzelnen fanden sich bei der letzten Aufnahme im Ganzen nur 29 Landschafe, worunter 10 Mutterschafe.

Bedeutender ist hier, in der Nähe von Hall, von wo sie ausgeht, die Schweinszucht. Es waren bei der jüngsten Aufnahme zwar keine Mutterschweine, aber 116 Mastschweine und 55 Läufer und Milchschweine, im Ganzen 171 Stücke vorhanden. Sehr viele davon werden besonders auf den isolirten Höfen und Weilern in’s Haus geschlachtet. Das Übrige wird an Metzger der Umgegend abgesetzt.

Ziegen, welche von Ärmeren wegen der Milch gehalten werden und an den Bergschluchten reichliche Nahrung finden, waren am 1. Jan. 1859 nicht weniger als 70 vorhanden.

Auch die Bienenzucht wird von Einzelnen nicht unfleißig, wenn auch noch zum Theile nach alter Methode, betrieben. Die rationellere findet aber neuerdings Eingang. Man zählte bei der jüngsten Aufnahme 70 Bienenstöcke.

Geflügel wird meist nur für den eigenen Bedarf gezogen. Eierhandel wird aber nach Heilbronn und Hall durch Aufkäufer getrieben.

Der Ort hat das Recht, jährlich vier Vieh- und Krämermärkte zu halten, und zwar am 19. Februar, 2. April, 18. Juni und 28. Oktober, auf welchen, besonders im Sommer, lebhaft gehandelt wird.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tab. III.

Antiquarisches und Geschichtliches von Mainhardt s. unten nach den Parcellen und im allgemeinen Theile.

2) Baad, Weiler mit 44 Einw., liegt 1/8 Stunde westlich unterhalb Mainhardt, in einer mehrzweigigen Thalschlucht, deren Doppelquellen von der Höhe von Hohenstraßen herabkommen und unterhalb Baad bei der Mittelmühle in die Brettach, hier Betzenbach genannt, ausmünden. Die Badquelle ist in ein noch vorhandenes viereckiges, mit behauenen Steinen umgebenes Bassin gefaßt; sie fällt 30 Schritte unterhalb der Wiese zu Tag kommend und stark strömend in den Badbach, und enthält zweifelsohne mineralische Bestandtheile und zwar Schwefel, was sich aus der ockergelben Farbe der Umfassungssteine und aus dem, faulen Eiern ähnlichen Geschmack ergibt. Im Mai 1485 erschien (nach Wibel) eine eigene Verordnung, welchergestalt es wegen des Badgeldes, Zehrung und Nachtlagers der Gäste gehalten werden soll. Alle Spiele und das Schuldenmachen sind verboten, Schlägereien bei Abhauung der rechten Hand. 1598 wurde das Badhaus an Hans Koch verliehen. Bei| der Waldenburgischen Haupttheilung im Jahr 1615 wurde das Bad zu 235 fl. Capital angeschlagen. Die Zeit seines Eingehens ist nicht bekannt. Vom Badhaus selbst findet man keine Spur mehr. Es soll an oder wohl auch über der obenberührten Badquelle gestanden und vor circa 50 Jahren abgebrochen worden sein. Jetzt ist der Platz eine Wiese. Es sind jetzt nur noch wenige ziemlich unansehnliche Häuser mit geringem Grundbesitze vorhanden. Die Erwerbsquelle der Bewohner ist Handwerks- und Taglohnarbeit. Trinkwasser erhalten sie von einem laufenden, aus dem Berg hervorquellenden Brunnen. Über die römischen Alterthümer s. den allgem. Theil.

Bei Baad liegt die Badmühle, am Fußweg von Mainhardt nach Dennhof, mit 1 Mahl- und 1 Gerbgang.

Unterhalb Baad liegt eine Säg-, Lohmühle und Hanfreibe am Badebach, vor dem Ausflusse des Badebaches in die Brettach.

3) Dennhof, Weiler mit 44 Einw., liegt auf der von Bad nordwestlich sich gegen die Landstraße hinaufziehenden Anhöhe, 3/8 Stunden (geom.) vom Mutterort entfernt. Der nähere Fußweg von Mainhardt nach Ammertsweiler, wenn man den Bogen und Winkel der Landstraße abschneiden will, führt daran vorüber. Es sind eigentlich drei von einander in kleiner Entfernung stehende Höfe, ziemlich stattliche Hof- und Ökonomiegebäude mit steinernen Unterstöcken, mit einem nicht unbeträchtlichen Grundbesitz an Gärten und Feldern umgeben. Landwirthschaft, Viehzucht und etwas Brennholzhandel sind die Hauptquellen des Erwerbs. Trinkwasser erhalten die Bewohner von vier eigenen Pumpbrunnen.

4) Gailsbach, Weiler mit 346 Einw., liegt 3/8 Stunden (geom.) nördlich von Mainhardt auf der bedeutenden Anhöhe, welche durch das steile Brettachthal vom Mutterorte geschieden ist. Zu Wagen kann man dahin nur in dem Bogen gelangen, in welchem die dieß- und jenseitige Steige die steilsten Höhen umgeht. Über diesen Weiler zog sich der römische Gränzwall, von Mainhardt aus das Brettachthal überschreitend gegen die jetzige Gränze des Oberamts Öhringen, im Munde des Volks und auf der Karte Schweingraben benannt. Der Ort hat nicht viele ansehnliche zweistockige Gebäude, wohl aber sieht man manchen geringen Wohnungen die Armuth der Bewohner an, deren Viele sich – bei geringem Grundbesitze – mit Taglohnarbeit nähren. Der Boden nimmt hier statt der jenseitigen gelben eine röthliche Farbe an und ist minder ergiebig, wird aber durch den Fleiß der Bewohner und durch den Pförch ihrer Schäferei verbessert. Trinkwasser erhält der Weiler von fünf Pumpbrunnen. Laufende Brunnen sind nicht vorhanden.

| 5) Hammerschmiede, 3 Häuser mit 28 Einw., von Mainhardt 3/4 Stunden (geom.) südlich, isolirt im engen, tiefen Roththale unterhalb Mönchsberg gelegen, an der Gränze des Oberamtsbezirkes. Ein im Jahr 1794 gegründetes Hammerwerk, 1832 Eigenthum des H. Wenzel, das übrigens nur zwei Arbeiter beschäftigte und seinen Absatz nur im Inland hatte. Jetzt im Besitz von Knaupp. Daneben sind zwei Sägmühlen, wovon eine dem Knaupp, die andere dem Sternwirth Hagenbucher gehört. In beiden werden zumeist Bretter geschnitten, welche zu einem großen Bretterhandel dienen. Trinkwasser bekommen die Bewohner von einem laufenden Brunnen.

6) Hohengarten, Weiler mit 58 Einw., liegt 5/8 Stunden südwestlich von Mainhardt an der alten Poststraße von Wüstenroth nach Mainhardt, welche unweit davon in die neue Poststraße von Mainhardt nach Örlach einmündet, auf einer südlich gegen das Roththal sich senkenden Anhöhe. Der Ort gehörte von jeher zu der ihm näher gelegenen Kirchen- und Schulgemeinde Mainhardt, aber zur politischen Gemeinde Wüstenroth, von der er erst im J. 1856 getrennt und nun auch der politischen Gemeinde Mainhardt zugetheilt wurde, wie die nachfolgenden Nummern 8. 10. 11 und 13.

Zu Hohengarten gehört die unterhalb der Örlacher Poststraße liegende Sägmühle mit einem Wohnhäusle. Auf der Mühle haben einzelne Bewohner von Hohengarten, welche Waldungen besitzen, einen Säger. – Die hier geschnittenen Bretter kommen auf ihre Rechnung in den Handel.

Es finden sich in Hohengarten meist ziemlich ansehnliche Wohn- und Ökonomiegebäude, und die umliegenden Felder gehören zu den Besseren, weßhalb auch die Bewohner zu den Wohlhabenderen gehören und den Landbau mit großem Fleiße betreiben. Trinkwasser erhält der Weiler blos aus Pumpbrunnen. Früher zur Burg Böhringsweiler gehörig wurde der Ort mit dieser 1804/12 württembergisch.

7) Mittelmühle mit 8 Einw., liegt 1/8 Stunde nördlich von Mainhardt, unter dem Fuße der Anhöhe vom Mutterort, in dem schmalen, tiefen Brettachthale, wo die Brettach noch irriger Weise der Betzenbach genannt wird, während die viel weiter oben liegenden Wiesen die Brettachwiesen heißen. Die steile, jedoch kurze Steige, welche von Mainhardt nach Gailsbach führt, überschreitet hier vor ihrer Wiedererhebung gegen Gailsbach hinauf mit einer Brücke die Brettach. Von Baad her mündet hier ein kleiner Bach mit einem Wasserfall ein. Die Mühle hat zwei Mahlgänge und einen Gerbgang, ziemlichen Grundbesitz und neben dem Wohn- ein| Ökonomiegebäude. Sie erhält ihr Trinkwasser aus einem laufenden, bei der Mühle befindlichen Brunnen.

8) Mönchsberg, Weiler mit 113 Einw., 5/8 Stunden (geom.) südöstlich von Mainhardt entfernt und durch ein Vicinalsträßchen mit ihm verbunden, gehörte früher zur politischen Gemeinde Wüstenroth, zur kirchlichen Gemeinde Mainhardt und zur Schulgemeinde Hütten, Oberamts Gaildorf. Seit 1853 ist der Ort durch Unterhandlungen mit der Standesherrschaft der Schul- und seit 1856 auch der politischen Gemeinde Mainhardt zugetheilt.

Anzuführen ist hier nur das am Wege im Schatten einer stattlichen Linde stehende freundliche Revierförsterhaus mit anstoßendem Garten und ergiebig gemachten Feldern, hinter welchen am südlichen Waldessaum ein Holzpflanzengarten und im Tannenwalde liebliche Anlagen mit kleinen Fischweihern und der sog. Olgaschlucht zu finden sind.

Den geringen, einzeln zerstreut stehenden übrigen Wohnungen sieht man die Armuth der Bewohner an, welche wenig Grundbesitz haben und sich meist mit Holzarbeit und Taglohn nähren und die Wohlthätigkeit der Umgegend vielfach in Anspruch nehmen. Trinkwasser erhält der Weiler von einer nahe liegenden nicht förmlich gefaßten Quelle und einem Pumpbrunnen am Forsthause.

Früher zur Burg Böhringsweiler gehörig theilte der Ort das Schicksal dieser Burg und kam mit ihr und Wüstenroth unter Herzog Ulrich 1504/12 an Württemberg. (Siehe Wüstenroth, zu dem es deßhalb bis zum Jahr 1856 gehörte.) Von einem früheren Kloster, worauf der Name hindeuten könnte, keine Spur. Nach der Sage einst zum Kloster Murrhardt gehörig, von wo aus die Mönche hieher Ausflüge gemacht haben sollen.

9) Neu-Sägmühle, mit 8 Einw., liegt 3/4 Stunden (geom.) südwestlich vom Mutterort, in dem schmalen, waldigten Thale der Roth an der Oberamtsgränze, am Fußwege von Mainhardt nach Lämmersbach, Oberamts Backnang. Es ist hier kein Sägewerk mehr, sondern das Ganze besteht in einem Wohnhaus und einer Scheuer mit einigen Morgen Güterbesitz. Trinkwasser erhalten die Bewohner von einer nicht gefaßten Bergquelle.

10) Neuwirthshaus mit 6 Einw., liegt stark 1/8 Stunde südlich auswärts von Mainhardt, an der hier vereinten Land- und Poststraße von Löwenstein und Örlach nach Mainhardt und Hall, gehörte früher als altwürttembergisch (Böhringsweilerisch) zur Gemeinde Wüstenroth, hatte aber Kirche und Schule in dem so nahen Mainhardt, mit dessen politischem Gemeindebezirk es im Jahr| 1856 verbunden wurde. Ein langes, stattliches, nur minder gut erhaltenes Gebäude, das von jeher Wirthschaftsgerechtigkeit hatte und solche gegenwärtig wieder ausübt. Das Gut wurde ca. 1853 im Gante von einem Haller Bürger erkauft und ist in neuerer Zeit an einen aus Amerika zurückgekommenen Ökonomen übertragen, der jetzt die Landwirthschaft rationell darauf betreibt und das Gut wieder emporgebracht hat. Ca. 120 Morgen Äcker und Wiesen [auf] ergiebigem Boden. Trinkwasser hat es blos von einem Pumpbrunnen.

11) Nüßlenshof mit 18 Einw., liegt in gleicher Linie mit Nr. 10. 1/8 Stunde von ihm entfernt an der Land- und Poststraße, welche sich unweit davon in die nach Örlach und in die nach Löwenstein scheidet. Die Entfernung vom Mutterorte beträgt 1/4 Stunde (geom.). Der Hof gehörte früher, wie Nr. 6. 8. 10 und 13, als altwürttembergisch (Böhringsweilerisch) zur Gemeinde Wüstenroth, hatte aber Kirche und Schule in dem weit näheren Mainhardt, mit welchem es denn auch im Jahr 1856 in politischen Verband kam. Ein stattliches, zweistockiges Gebäude, vor welchem einige alte Nußbäume stehen, die ihm offenbar den Namen gegeben haben. Auf den ebenen Feldern hinter den Höfen Nr. 10 und 11 war das Übungslager des württ. Armee-Corps im Herbst 1857 einige Tage lang. Neben Ackerbau und Viehzucht wird von den Bewohnern Holzhandel getrieben. Trinkwasser erhalten sie aus einem Pumpbrunnen hinter dem Hause.

12) Vordermühle mit 12 Einw., liegt 1/8 Stunde (geom.) nordwestlich vom Mutterort, in dem schmalen, tiefen Brettachthale, rechts oberhalb der Mittelmühle, an dem Fußwege, der nach Gailsbach steil hinaufführt. Ein gut erhaltenes Gebäude mit Ökonomiegebäuden. Die Mühle hat zwei Mahlgänge und einen Gerbgang. Trinkwasser erhalten die Bewohner im Überfluß aus einem in der Nähe gefaßten laufenden Brunnen.

13) Waspenhof mit 25 Einw., 1/4 Stunde (geom.) südlich von Mainhardt entfernt, 1/16 Stunde südlich von dem an der Landstraße gelegenen Neu-Wirthshaus Nr. 10 und wie dieses früher als altwürttembergisch (Böhringsweilerisch) zur Gemeinde Wüstenroth gehörig, mit Kirche und Schule in Mainhardt und mit dessen politischer Gemeinde erst im Jahr 1856 verbunden. Es sind drei ziemlich stattliche, mit Gärten und Feldern umgebene Gehöfte, deren Bewohner Landwirthschaft, auch etwas Holzhandel treiben. Trinkwasser erhalten sie von einer, in der Nähe befindlichen, nicht gefaßten Quelle und einem Pumpbrunnen.

14) Eine eigene Schulgemeinde bildet mit Nr. 15 der Weiler| Hohenstraßen mit 332 Einw. Die Entfernung von dem, durch mehrzweigige Thalschluchten geschiedenen Mutterorte beträgt auf dem Bogen, welchen die Landstraße auf der Höhe um diese Thalschluchten herum macht, 3/4 Stunden (geom.). Der Weiler selbst liegt in einzeln stehenden, durch Gärten und Länder getrennten, zum größeren Theile niedrigen, armselig aussehenden Häusern, bei 3/8 Stunden [au]seinander gestreckt theils zu beiden Seiten der Land- und Poststraße, theils auf eine südlich davon ansteigende Anhöhe sich hinaufziehend. Fuhrwesensgeschirr vor den größeren, und Vorrichtungen zum Schindeln-Trocknen vor den kleineren Häusern weisen auf den Erwerb der Bewohner, welche ohne vielen Grundbesitz sind, hin. Wo einiger Grundbesitz ist, da nehmen auch Wohnungen und Ökonomiegebäude mehr die Gestalt von kleinen Höfen an. Nur einstockig, aber freundlich und hoch an der Landstraße, fast mitten im Ort gelegen, ist das kleine, im Jahr 1842 von Stein neu erbaute Schulhaus, mit dem nicht sehr geräumigen Lehrzimmer auf der einen, und der beschränkten Lehrerwohnung auf der anderen Seite, weithin in’s niederer liegende Kirchspiel kenntlich an seinem glänzenden Thürmchen mit Glocke, mit welcher die Kinder des zerstreut liegenden Weilers zur Schule gerufen und den Alten die Zeiten des Morgen- und Abendgebets und des Mittags verkündet werden.

Nicht weit vom westlichen Ende des Weilers steht das zweistockige Wirthshaus „zum Fuchs“, wovon dieser Theil des Orts, wie noch aus der Bohnenberger’schen Karte zu finden ist, „im Fuchsschwanz“ benannt wird. Der Name „Hohenstraßen“ ist jedenfalls der ältere und bezeichnendere, da schon zur Zeit der Römer von der Neckarthalstraße eine Seitenstraße über den Gebirgszug des Jägerhauses nach Löwenstein, und von da aus dem Gebirgskamm über Hohenstraßen an den römischen Gränzwall bei Mainhardt und die dortige Niederlassung führte. Trinkwasser erhält der Ort von verschiedenen, 9–10 Pumpbrunnen.

15) Wiedhof, wie viele Höfe dieses Gebirgs zu einem Weiler mit 34 Einwohnern geworden, fast 3/8 Stunden südwestlich vom Schulort Hohenstraßen, 11/8 Stunde vom Mutterort Mainhardt entfernt, von ersterem durch eine waldigte Schlucht geschieden, am südlichen Saume des Waldes Scheiterhau, auf einer Anhöhe oberhalb Böhringsweiler und dem Roththale. Wenige, zum Theil nicht unansehnliche Häuser und Ökonomiegebäude mit wenigem Grundbesitz. Erwerbsquellen, neben weniger Landwirthschaft, Handwerke: Ein Weißbinder, ein Maurer, ein größerer Bauer. Trinkwasser erhält der Ort von einer nahe liegenden, nicht gefaßten Quelle.

| Über die hier vorkommenden römischen Alterthümer siehe Abschnitt VII. 4.

Mainhardt erscheint erstmals in einer Urkunde König Konrads II. vom 16. Juli 1027, worin dieser König dem Bisthum Würzburg einen Wald um Murrhardt schenkt, dessen Abgränzung an einer Stelle usque ad semitam, quae ducit per Meginhart bezeichnet wird.

Mainhardt gehörte ursprünglich zur Herrschaft Gleichen, die ihren Namen von der Maienfels gegenüber liegenden Burg Gleichen hatte; letztere trugen zeitweilig die Schenken von Limpurg vom Reiche zu Lehen. Als aber König Rudolph im Jahre 1274 dem Schenken Walther von Limpurg alle Güter, welche dieser dem Kloster Lichtenstern geschenkt hatte und welche Reichslehen waren, diesem eignete, so resignirte dafür Walther villam Mainhardt (Besold Virg. 434).

Hierauf vertauschte König Albrecht (1298–1308) an Luitgarde von Bolanden, die Wittwe seines Bruders, Grafen Albrecht v. Löwenstein, die reichslehnbare Burg Gleichen mit Zubehör für deren Allodium, die Burg Wildenstein (bei Bolanden), was Kaiser Heinrich VII. am 5. Oct. 1309 bestätigte (Stälin, Wirt. Gesch. 3, 683). So wurde die Herrschaft Löwensteinisch. Am 14. Juni 1332 bestätigte Kaiser Ludwig IV. dem Grafen Nikolaus von Löwenstein die Freiheiten von Löwenstein, Murrhardt, Gleichen und „Meinhart des Stedtle’s“, welche diese Orte von seinen Vorfahrern im Reiche erhalten hatten (Act. Theod. Pal. I, 360). Im Jahr 1369 versicherte Graf Albrecht von Löwenstein seine Gattin Udelhild mit Heirathsgut und Morgengabe auf seine Stadt Mainhardt.

Aber 1380 verkaufte Graf Albrecht von Löwenstein unter der Bedingung der Rücklösung an Konrad von Weinsberg, Domherrn in Mainz (nachmaligen Erzbischof), die Burg Gleichen (und hiemit wahrscheinlich auch Mainhardt) für 800 fl. (Reg. Boic. 10, 49.) Die Einlösung erfolgte nicht mehr; vielmehr erlaubten Graf Heinrich von Löwenstein und seine Gattin Anna den 23. März 1416 dem Grafen Albrecht von Hohenlohe, das an die von Weinsberg verpfändete Schloß Gleichen mit der Stadt Mainhardt einzulösen. (Lünig Reichsarchiv 22, 293; vgl. Stälin Wirt. Gesch. 3, 683.)

Seitdem blieb, obwohl Graf Georg von Löwenstein erklärte, 20. Juli 1464: er habe in den Verkauf des Schlosses Gleichen an Hohenlohe nicht gewilligt, dasselbe nebst Zugehörungen hohenlohisch. (Acta Theod. Pal. I, 350.) Auch die Ritter von Münkheim, welche hier begütert waren, verkauften um dieselbe Zeit (1424) ihr Besitzthum an die Grafen von Hohenlohe.

| Gegenüber dem Hause Hohenlohe trat Pfalzgraf Friedrich mit Auslösungsansprüchen auf und machte Miene den Ort in Besitz zu nehmen; er leistete jedoch am 11. März 1471 zu Heidelberg gegen anderweitiges Zugeständniß (s. Böhringsweiler) hierauf Verzicht. In der hohenlohischen Theilung von 1615 (Goth. Hofkalender auf 1836 S. 119) kam Mainhardt mit Zugehörungen an Hohenlohe-Pfedelbach, wo es blieb, bis es nach dem Aussterben dieser Linie in der Theilung von 1728–29 an Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein gelangte, welch letzterer Linie seither die Grundherrlichkeit und das Patronat zustand.

In der Kipperzeit (1621) war allhier eine hohenlohische Münzstätte.

Was die hiesige Kirche betrifft, so verordneten die Grafen Albrecht und Kraft von Hohenlohe im Jahr 1486, daß zu besserer Unterhaltung des Pfarrers, der bisher mit den Stolgebühren nur 14 fl. erhielt, die bisher zum Bau der Kirche verwendeten Zehnten in Mainhardt, Steinbrück, Schönhard, Frohnfalls, Reichenbach, Büchelberg, Dennweiler (Dennhof) und Gailsbach zu ewigen Zeiten vom Pfarrer eingezogen werden sollten. (Hanselm. 1, 523; Wibel 2, 274.) Diese „ewige Zeiten“ endeten im 30jährigen Kriege, wo der Wald so entvölkert wurde, daß der Pfarrer sich und seine Familie vom Ertrag des Zehnten nicht mehr erhalten konnte, weßwegen er sich genöthigt sah, die regierenden Grafen um eine fixe Besoldung an Geld und Naturalien zu bitten, was ihm willfahrt wurde.

Die Reformation erfolgte hier zugleich wie im ganzen Fürstenthum Hohenlohe. Gregorius Frigher, past. Mainhard., hat schon die concordiae mit unterzeichnet. (Walch.)

Die Episcopalrechte wurden durch das fürstlich evang. Consistorium Pfedelbach ausgeübt, zu dessen Decanat es 1562 kam, bis das Fürstenthum im Jahr 1806 der württ. Oberhoheit unterworfen wurde. Mainhardt kam zuerst an das Decanatamt Öhringen und ging von diesem erst im Sommer 1822 an das Decanatamt Weinsberg über.

In politischer Beziehung wurde Mainhardt nach der Mediatisirung 1807 dem Kreise Öhringen, dem Oberamt Neuenstein, dem Cameralamt Öhringen zugetheilt und hatte ein königl. Unteramt seinen Sitz daselbst.

Bei Errichtung von 12 Landvogteien im Jahr 1810 kam das Unteramt Mainhardt von dem Oberamt (Neuenstein) Öhringen an das Oberamt Weinsberg. Landvogtei am unteren Neckar. Ende| 1812 wurde die Unteramtei und Amtsschreiberei Mainhardt aufgelöst und der Ort der Unteramtei und Amtsschreiberei Böhringsweiler zugetheilt. Das Unteramt Böhringsweiler wurde im Jahr 1826 mit Errichtung der Notariate aufgehoben und Mainhardt wurde nun dem königl. fürstlichen Amte Pfedelbach zugetheilt.

Die staatsrechtlichen Verhältnisse des fürstlichen Hauses Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein wurden durch die Declaration vom 27. Oct. 1823 (Reg.-Bl. Nr. 61) geordnet, in deren Folge Mainhardt zum königl. fürstlichen Amt und Amtsgerichte Pfedelbach getheilt wurde.

Im Juni 1835 verzichtete der Fürst auf die übernommene Polizeiverwaltung, worauf das Oberamt Weinsberg dieselbe von dem aufgehobenen königl. fürstlichen Amt Pfedelbach-Mainhardt übernahm.

Die dazu gehörige Gemeinde Geiselhard mit Parzellen gieng im Jahr 1840 vom Oberamt Weinsberg an das näher gelegene Oberamt Öhringen über.

Im Dec. 1839 verzichtete der Fürst auch auf die 1823 übernommene Gerichtsbarkeit, worauf dieselbe von dem aufgehobenen königl. fürstlichen Amtsgerichte Pfedelbach-Mainhardt an das Oberamtsgericht Weinsberg übergieng (Reg.-Bl. von 1839. S. 741).

Geiselhard gieng sofort im Jahr 1842 wie an das Oberamt, so an das Oberamtsgericht Öhringen über, blieb aber (s. oben) mit Mainhardt bis jetzt in kirchlichem Verband und somit auch dem Decanatamt Weinsberg untergeordnet.

Gefällberechtigt war beim Erscheinen der Ablösungsgesetze von 1848 und 1849: a) der Fürst Carl von Hohenlohe-Bartenstein in Mainhardt selbst, im Dennhof, in Gailsbach, in Hohenstraßen, im Wiedhof. b) Die Stiftungspflege Öhringen.


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