Bestrafter Kornwucher

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Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Bestrafter Kornwucher
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 241–242
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[241]
81. Bestrafter Kornwucher.
(1571.)

„Unser täglich Brodt gieb uns heute,“ beten wir mit Recht, denn es wird uns oft schwer genug, gutes Brodt zu gewinnen, sonderlich wenn das liebe Korn mißrathen und dann leicht ein Gegenstand der Gewinnsucht einiger Speculanten ist, die grade durch die allgemeine Noth reich werden [242] wollen. Gewissenhafte Korn-Speculanten giebt’s genug; gegen die eigennützigen hilft kein Gesetz, und nur die’s gar zu arg treiben, finden zuweilen in ihrem eignen Gewerbe eine gerechte göttliche Strafe.

Gar zu arg trieben’s auch Ao. 1571 zwei Bürger Jochim Ernst und Johann Sprenger, die hatten ein Kornlager zu Lauenburg an der Elbe, und trotz der allgemeinen Theurung und des Kornmangels wollten sie nicht verkaufen, sondern dachten, wenn die Preise stiegen: es muß noch besser kommen! Und um ihren Vortheil noch sorglicher zu wahren, wollten sie das Korn nach Hamburg verschiffen lassen, und unter Wehklagen der hungrigen Lauenburger, die so gern etwas von dem vielen Getraide behalten hätten, wurden die vollen Säcke in die Schiffe getragen. Doch da ereignete sich ein Strafgericht Gottes, denn in den Kornsäcken begann es sich wunderlich zu regen, als stecke Lebendiges darin, und alsbald surrte und summte es immer lauter, und aus jedem der Säcke flogen ungeheure Schwärme von Motten und Käferchen, die verdunkelten beinahe die helle Luft und flogen auf und davon; und als die Leute auf die Säcke sahen, da waren sie fast leer und nur die ausgefressenen Hülsen zurückgeblieben.

Die bösen Kornwucherer aber, die dabei standen, verschracken sehr, Jochim Ernst kriegte vor Entsetzen den Stickfluß und blieb auf dem Fleck todt; Johann Sprenger gebehrdete sich verzweifelt, lief in die Elbe und wollte sich versaufen, was aber die Lauenburger nicht litten; darauf ist er – Gott behüt’ uns – vom Satan leibhaftig besessen worden, hat noch eine Zeitlang gräulich geflucht und geraset, und ist dann eines so erschrecklichen Todes verfahren, daß man wohl sehen konnte, es habe ihn der Teufel geholt.

Anmerkungen

[384] Aus den handschriftl. Beckendorp’schen und Janibal’schen Chroniken.