Binger Kurverein

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Dietrich II. von Moers, Konrad III. von Dhaun, Otto von Ziegenhain, Ludwig III. von der Pfalz, Friedrich I. von Sachsen, Friedrich I. von Brandenburg
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Binger Kurverein
Untertitel:
aus: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit / bearb. von Karl Zeumer, Seite 234-237.
Herausgeber: Karl Zeumer
Auflage: Zweite vermehrte Auflage
Entstehungsdatum: 1424
Erscheinungsdatum: 1913
Verlag: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Digitalisat des Deutschen Rechtswörterbuches
Kurzbeschreibung:
Es gelten die Editionsrichtlinien für alle der Sammlung entnommenen Texte.
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[234]
Nr. 158. (139). Der Binger Kurverein - 1424, Jan. 17.

Altmann u. Bernheim, Ausgew. Urk. 2. Aufl. Nr. 33, S. 81 ff. Die eingeklammerten Worte sind in der späteren Fassung fortgelassen. — Vgl. oben Nr. 153.

Von Gotes gnaden wir Dietherich zu Colne, Cunrad zu Menze und Otto zu Triere, erzbischove des heiligen Romischen riches, in Duthschen und Welschen landen, durch das kongriche zu Arelat und in Italien erzkanzelere, Ludwig pfalzgrave bi Rine, des heiligen Romischen richs erztruchseß und herzog in Beyern, Friderich herzog zu Sachsen, des heiligen Romischen richs erzmarschalke (lantgrave in Duringen) und marggrave zu Mißen, und Friderich marggrave zu Brandenburg, des heiligen Romischen riches erzkamerer und burggrave zu Nurenberg, alle desselben heiligen Romischen richs kurfursten, bekennen und dun kunt offinbar mit diesem briefe allen den, die in sehent oder horent lesen: Als sich leider in der cronen und kungrich zu Beheim groß und swere ketzeri und unglaube erhaben und sich auch von ziten zu ziten gemerert hat und (noch) alles von tage zu tage ie forder und me inrißet, witert und merert, und wiewol wir uns furmals mit andern des heiligen riches fursten, graven, herren und [235] stedten davon underett und dem zu wiedersten nach allem unserm vermogen gedacht und auch (zu jare ein reise und zoge darumb hinin gen Beheim mit) großer koste und zerunge getan haben, so sint doch soliche unser muwe, koste und arbeid noch nit zu solchem nocze und fromen komen, als der heiligen cristenheit und dem heiligen cristenglauben notdorftig were. Want uns nu der almechtige Got darzu gewirdiget und geordet hat, was gebrechen in der heiligen kirchen und christenheit und dem heiligen Romischen riche sint und besunder wieder den heiligen cristenglauben, das wir billichen (nach allem unserm vermogen davor und wieder sin und die zu vertilgen und nider zu trucken alle unser machte darzu geben und strecken) und auch ander des heiligen Romischen riches fursten, graven, herren, ritter, knechte, stedte und alle ander cristenglaubigen darzu zu helfen erwecken, ermanen und bitden, als dann cristenlichen fursten und des heiligen Romischen riches nehsten geliedern zu tunde geburet, und wir auch nach zitigem rat, den wir darumbe etwe dicke under einander selber allein und auch mit unsern getruwen reten, beide geistlichen und weltlichen, darumb gehabet haben, nit beßers gemerken oder versten konnen, das den vorgenanten keczerien, unglauben und irsal zu wiedersten kein besser anfang gesin moge, dann das wir obgenanten kurfursten uns samentlichen mit einander vereinen und in fruntlicher und cristelicher einunge bi einander verliben und ander des heiligen riches fursten, beide geistliche und werntliche, zu uns rufen und ziehen: und darumbe so haben wir als cristenliche fursten, den soliche sachen und gebrechen mugelichen leit sin sollent, den zu wiedersten und darvor zu sin dem allmechtigen Got zu lobe, der heiligen kirchen und ganzem cristenglauben zu sterkunge und dem heiligen Romischen riche und allen cristengleubigen, die darin und darzu gehoren, zu eren, nocze und fromen uns samentlichen mit einander vereinet und verbunden, vereinen und verbinden uns also samentlichen mit einander in craft diß briefs, als hernach geschriben stet.

1. Zum ersten sollen und wollen wir obgenanten herren, also lange wir geleben, einander und unser iglicher den andern mit guten rechten und ganzen truwen meinen, haben und halten (und unser iglicher sal auch des andern schaden warnen und sinen fromen und bestes getrulichen werben an allen stetden und enden heimlich und offentlich, und wir sollen uns auch von einander nit scheiden, nach scheiden lassen umb keinerlei sachen oder geschichte willen, die imand erdenken mochte), ane alle geverde. Wir sollen auch umbe dheinerlei sache oder geschichte willen, wie sich das dann fugen oder machen mochte, mit einander nummer zu kriege oder zu fientschaft komen in dheine wise, ane alle geverde.

2. Auch sollen und wollen wir mit hulfe, bistand und rade anderer des heiligen riches fursten, geistlicher und werntlicher, grafen, frien, herren, rittere, knechte, stedte und aller cristengleubiger, die wir dann in den sachen zu uns bringen und haben mogen, darzu gedenken und tun, mit was wegen das danne allerbequemlichest und beste gescheen und zugen mag, das die obgenannte ketzerie und unglaube vertilget und nidergetrucket werde. Und ob imand were, der den vorgenanten ketzern und unglaubigen hulfe, bistand oder zulegunge dete, (er were kunig, prelate, furste, grave, herre, ritter, knecht oder) in welchem stat oder wesen er danne were, niemand ußgenomen, wieder den und die sollen und wollen wir obgenanten kurfursten samentlichen mit einander sin und mit unser ritterschaft, landen, luden und aller unser ganzer machte die understene zu vertilgen und zu vertriben und sollen auch daran einander nit lassen, nach uns darin von einander scheiden oder scheiden laßen in dheine wise, ane alle geverde.

3. Wer es auch, das imand, were der were, niemand ußgenomen, dheinen under uns von sinen kurfurstentume, herlikeiden, herschaften, friheiden, pantschaften, gerichten, geistlichen oder werntlichen, ampten, zollen, geleiten, rechten (oder inhabenden gutern) dringen oder mit gewalt uberziehen, bekriegen, verunrechten oder verbuwen wolte und derselbe doch des rechten fur uns andern gehorsam wolte sin und butig fur [236] uns were, so sollen und wollen wir einander und unser iglicher (dem andern mit siner ritterschaft, landen und luten und aller siner ganzer macht) darwieder getruliche beraden und beholfen sin und auch damide zu ziehen zu stunt und unverzugenlich, so unser einer von dem andern darumb ermanet wirdet, ane alles wiedersprechen, indrag und sumeniß, und darzu tun zu glicher wise und in aller der maßen, als ob das unser iglichen selber anginge und sin eigen sache were, alle geverde (und argeliste genzlichen) ußgescheiden.

4. Auch sollen und wollen wir obgenant kurfursten in allen sachen und handelungen, die die heilige kirche und den heiligen stule zu Rome als von des babstumes wegen, ob ein scisma worde, und die das heilige Romische riche und uns kurfursten als von des heiligen Romischen riches und unser kurfurstentume wegen antreffende sin, vesteliche und in ganzen truwen bi einander bliben. Und sollen die auch samentlichen mit einander handeln und unser einicher oder imans von sinen wegen sal darinne nit werben, tun oder einiche forteil suchen ane die andern noch ane iren willen, wissen und gutdunken in dheine wise.

5. Und wer es, das iemans, were der were, nach dem heiligen Romischen riche stunde oder sten worde und sich des underwinden wolte an unser aller obgenanten kurfursten samentlichen wissen, willen und verhengniße, es were mit vicariate oder anders, in wilcherlei wise das were: darwieder sollen und wollen wir samentlichen und vestlichen sin, und darzu sal unser einer ane die andern sinen willen, gunst und verhengniß nit tun noch geben in dheine wise ane alle geverde; doch behelteniß unser iglichem sines rechten nach ußwisunge der gulden bulle. Wer es auch, das daz heilige Romische riche ledig worde, so sollen wir und unser iglicher alsdann unser rechte und kure daran behalten und haben, als danne unser iglichem zugehoret.

6. Queme auch einiche rede, teidinge oder werbunge an einichen von uns obgenannten kurfursten von der obgenannten stucke und artikel wegen, darzu sal der under uns, den das anqueme, nit entliche entwort geben, nach da in einicherlei dun ane unser aller anderr wissen und willen. Und was wir alsdanne in den sachen samentlichen zu rade werden zu dun, das sollen wir samentlichen dun und unser einer nit ane die andern, ane alle geverde.

7. Understunde auch unser herre der Romische kunig oder imand von sinen wegen oder iman anders das heilige Romische riche oder einiche sin zugehorunge zu smelen, abezubrechen oder dem riche zu enpfremden oder das riche zu entliden, darwieder sollen wir samentlichen sin und sollen unser willen, gunst und verhengniß darzu nit tun nach geben in dheine wise. Und were desglichen icht gescheen vor datum diß briefs, darzu sollen wir auch nu furbas keine bestetigunge geben oder dun, ane alle geverde.

8. Und wer es, das imants, were der were, in was states, wesens oder wirden der were, als vor geschriben stet, von dieser unser bunteniß und einunge wegen sine ungunst, ungnade und argen willen, es were mit fientschaft oder anders, wie das zuginge, an uns samentlichen oder besunder legen wolte, das sal uns herre gliche samentlichen antreffen, und sal unser einer sich von den andern nit scheiden, sunder iglicher von uns herren sal dem andern ane verzog darin und darwieder getrulich bistendig beraten und beholfen sin mit siner ritterschaft, slossen, stedten, landen und aller siner ganzen macht, als lange des not ist, ane allerlei intrag, wiederrede, hinderniß und geverde.

9. Wer es auch, das dheiner under uns obgenanten kurfursten von dodes wegen abegen worde, da Got lange vor si, so sollen die andern under uns, die dannoch in leben verliben, des abegegangen erben oder nachkomen zu ine in diese verbunteniß und einunge enphaen und nemen, doch also das sie dieselben verbunteniß und einunge zuvor, und ee sie darin genomen werden, getrulichen zu halten geloben und zu den heiligen sweren und auch ire besigelte briefe nach ußwisunge diß brifs daruber geben. Welche aber unser erben oder nachkomen des nit tun wolten, so sollen doch die andern [237] under uns, die dannoch in leben sin, sich getruliche zu einander halten nach ußwisunge dieser unser verbunteniß und einunge, ane alle geverde.

10. Alle und igliche vorgeschriben stucke, punkte und artikel han wir obgenanten kurfursten iglicher dem andern in sine hant gelobt bi unsern furstenlichen truwen und eren und haben die darnach liplichen zu den heilgen gesworen iglicher dem andern, die ware, veste, stete und unverbruchenlich zu halten, zu follenfuren und zu tun und auch darwieder nit zu suchen oder zu tun, geistlich oder werntlich, heimlich oder offinlich in dheine wise, alle geverde und argelist genzlich ußgescheiden.

Und des alles zu orkunde und ganzer stetigkeit so haben wir Dietherich zu Colne und Conrad zu Menze erzbischofe obgenant unser secrete und heimeliche ingesigele und wir ander obgenanten unser ingesigele an diesen brief dun henken, der geben ist zu Bingen, in dem jare, als man schreibe nach Cristi geborte dusent vierhundert zwenzig und vier jare, of sant Anthonien des heiligen bichters tag.