Conrad von Einsiedel auf Gnandstein

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Conrad von Einsiedel auf Gnandstein
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 285-286
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Quelle: Google-USA* und Commons
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320) Conrad von Einsiedel auf Gnandstein.
Fabricius, Origines Sax. Lips. 1606. p. 701. Theobald, Husitenkrieg. S. 237.

Unter den Edlen Sachsens, die im Jahre 1426 mit Kurfürst Friedrich dem Streitbaren gen Außig den Hussiten entgegenzogen, befand sich auch Ritter Conrad von Einsiedel auf Gnandstein. Am 15. Juni geschah denn jene blutige Schlacht, in welcher die Blüthe des sächsischen Adels ein ruhmloses Grab fand. Zu den Wenigen, die ihr Leben nicht verloren, gehörte Conrad von Einsiedel. Er floh mit einer Anzahl seiner Kampfesgenossen auf das Schloß Schreckenstein. Doch da die treulose Besatzung des Schreckensteines den Hussiten heimlich die Thore der Feste öffnete, mußte schon am zweiten Tage Conrad dieselbe dem Georg Dieckzinski übergeben. Letzterer aber schenkte dem gefangenen Conrad von Einsiedel Leben und Freiheit und ließ ihn ungehindert in sein Vaterland zurückkehren.

Um dem Höchsten für die Rettung aus der Gewalt der Feinde zu danken, beschloß Conrad zum heiligen Grabe in Jerusalem zu pilgern, um hier das Opfer seines Dankes darzubringen. Er hatte jedoch das Ziel seiner Reise noch nicht erreicht, als er in neue Gefangenschaft gerieth. Jetzt wurde er ein Gefangener der Saracenen, die ihn als Sclaven verkauften. Fast dreißig Jahre hatte er die Sclavenketten getragen, als er im Jahre 1455 bei der Belagerung von Belgrad in dem türkischen Heere zum Schanzen verwendet wurde. Als nun hier das türkische Heer durch Johann Hunyades eine gewaltige Niederlage erlitt, fiel Conrad [286] wiederum als Gefangener in die Hände der Ungarn. Diese schenkten ihm als einem Christen die Freiheit.

Hoffnungsvoll kehrte er zur Heimath und zur Gattin zurück, hoch schlug sein Herz, da er Gnandsteins Warte sah. Aber als er an dem Thore seiner Burg Einlaß begehrte, ward er schnöde abgewiesen. Niemand, selbst die Gemahlin, wollte den längst todt Geglaubten wieder erkennen, und in die Besitzungen des Verschollenen hatten sich die Verwandten bereits getheilt. Der von Allen verstoßene Conrad flüchtete sich zu seinem alten Jugendfreund, Hans von Gablenz zu Windischleuba. Dieser erkannte ihn wieder, und da ihm Conrad gewisse geheime Merkmale, die er sowohl, als seine Gemahlin an ihren Körpern hatten, vertraute, so wurde Gablenz der Vermittler zwischen beiden Gatten. Er überzeugte auch bald Gattin und Bruder, der Zurückgekehrte sei wirklich Conrad von Einsiedel. Obgleich nun Conrad die vertheilten und vererbten Güter nicht wieder erhalten konnte, so mußte ihm doch auf Befehl Churfürst Friedrichs des Sanftmüthigen eine anständige Abfindungssumme gewährt werden.

Noch erlebte Conrad das Glück, daß ihm seine Gemahlin, ohngeachtet ihres höheren Lebensalters, eine frohe Nachkommenschaft schenkte.

Conrads Stamm sollte jedoch nicht fortblühen. Nur einer seiner Söhne, Wilhelm, erreichte die Jahre des Mannesalters. Allein auch ihm wurde das heilige Land verderblich. Als er im Jahre 1493 mit Churfürst Friedrich dem Weisen nach Jerusalem pilgerte, verlor er unter Weges auf gewaltsame Weise sein Leben.