Corrida

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Autor: Rainer Maria Rilke
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Titel: Corrida
Untertitel: In memoriam Montez, 1830
aus: Der neuen Gedichte anderer Teil, S. 82-83
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1918
Verlag: Insel-Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Österreichische Nationalbibliothek
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CORRIDA

IN MEMORIAM MONTEZ, 1830

Seit er, klein beinah, aus dem Toril
ausbrach, aufgescheuchten Augs und Ohrs,
und den Eigensinn des Picadors
und die Bänderhaken wie im Spiel

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hinnahm, ist die stürmische Gestalt

angewachsen — sieh: zu welcher Masse,
aufgehäuft aus altem schwarzen Hasse,
und das Haupt zu einer Faust geballt,

nicht mehr spielend gegen irgendwen,

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nein: die blutigen Nackenhaken hissend

hinter den gefällten Hörnern, wissend
und von Ewigkeit her gegen den,

der in Gold und mauver Rosaseide
plötzlich umkehrt und, wie einen Schwarm

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Bienen und als ob er’s eben leide,

den Bestürzten unter seinem Arm

durchläßt, — während seine Blicke heiß
sich noch einmal heben, leichtgelenkt,
und als schlüge draußen jener Kreis

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sich aus ihrem Glanz und Dunkel nieder

und aus jedem Schlagen seiner Lider,

ehe er gleichmütig, ungehässig,
an sich selbst gelehnt, gelassen, lässig
in die wiederhergerollte große

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Woge über dem verlornen Stoße

seinen Degen beinah sanft versenkt.