Das Denkmal der Völkerschlacht bei Leipzig

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Autor: Otto Moser
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Titel: Das Denkmal der Völkerschlacht bei Leipzig
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 824
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[824] Das Denkmal der Völkerschlacht bei Leipzig. Der Gedanke, den gewaltigen Kampf, in welchem nach dreitägigem Ringen auf den blutgetränkten Ebenen Leipzigs der französischen Oberherrschaft über Deutschland ein Ende gemacht und der korsische Eroberer zu Boden geschmettert wurde, durch ein Nationaldenkmal zu verherrlichen, entstand bereits im Jahre 1814. Man hatte drei Entwürfe beschafft, die dem damaligen Zeitgeschmack in ausgiebiger Weise Rechnung trugen. Der erste Entwurf zeigte einen Sockel mit senkrecht darauf gestelltem Kolossalschwerte, die Spitze nach oben gerichtet. Auf dem zweiten Entwurfe trug der Sockel, quergelegt, Schwert und Landwehrkreuz, während auf dem dritten Entwurfe eine aus Lanzen gebildete Säule, mit einem Kreuze als Krönung, dargestellt war. Einen weiteren, wohl den besten Vorschlag in der Denkmalsangelegenheit, machte Kotzebue. Er wollte, daß die auf dem Felsberge, unweit Reichenbach im Odenwalde, liegende sogenannte „Römersäule“ auf dem Schlachtfelde bei Leipzig aufgerichtet würde, ein Denkmal, verfertigt von den ersten Unterdrückern Deutschlands und aufgestellt zur Erinnerung an den herrlichen Sieg über die letzten Unterjocher der deutschen Völkerstämme.

„Daß auf den Feldern bei Leipzig,“ schrieb damals Arndt, „ein Ehrenmal errichtet werden muß, damit auch die spätesten Enkel noch ersehen, was daselbst in den Oktobertagen des Jahres 1813 geschah, darüber ist in ganz Deutschland, ja wohl in der ganzen Welt, nur eine Stimme.“ Arndt machte dazu auch einen Vorschlag, aber niemand nahm sich der Sache ernstlich an, und so unterblieb die Ausführung.

Da kam das Jahr 1863 und mit ihm die großartige fünfzigjährige Jubelfeier der Leipziger Völkerschlacht, wozu mehr als zweihundert Städte Abgeordnete gesendet hatten und welcher noch Hunderte von Veteranen aus den Riesenkämpfen jener Tage beiwohnten. Auf der Höhe bei Stötteritz, unfern der Stätte, von welcher aus Napoleon am 18. Oktober die Entscheidungsschlacht leitete und in später Abendstunde sich zur Flucht wandte, wurde in Gegenwart einer unübersehbaren Menschenmenge der Grundstein zu einem Denkmal in die Erde gesenkt und dabei ein begeisterter Weiheakt vollzogen. Die politischen Verhältnisse der nächsten Zeit waren aber leider nicht dazu angethan, das Denkmalsprojekt weiter zu verfolgen.

Das alles hat sich ausgeglichen. Das deutsche Volk steht geeinigt und verbrüdert in allen seinen Stämmen, und so konnte auch mit der fünfundsiebzigsten Erinnerungsfeier an die Völkerschlacht der Gedanke, auf der Blutstätte, wo Deutschlands Rettung errungen wurde, ein Denkmal aufzurichten, neu erstehen und begeisterte Aufnahme finden. Hatten die unerwarteten Ereignisse, welche Jahr auf Jahr einander folgten, die Kämpfe der Gegenwart, der Dank für die Gefallenen und Kämpfer der neuen Schlachten, Blicke und Gedanken von den fast sagenhaft gewordenen Kämpfen der Vergangenheit abgelenkt, so einigte sich nunmehr Alldeutschland zu gemeinsamer Tilgung jener Dankesschuld. In Leipzig bildete sich ein Komité zur Errichtung eines Denkmals, und alsbald meldeten sich die Vertretungen von fünfzehn der bedeutendsten Städte, Augsburg, Berlin, Braunschweig, Bremen, Brünn, Cassel, Dresden, Graz, Hannover, Karlsruhe, Königsberg, Leipzig, Oldenburg, Posen und Weimar zur Annahme von Gaben für das Ehrenmal. Auch von vielen anderen Seiten wurden der Schöpfung eines solchen die wärmsten Sympathien entgegengebracht.

So darf man denn hoffen, daß in nicht ferner Zeit das von der ganzen Nation dargebrachte Erinnerungsmal über den blutgetränkten Gefilden der Völkerschlacht erglänzen werde, nicht allein als Zeichen der Dankbarkeit, sondern auch als Wahrzeichen deutscher Kraft und deutschen Muthes, die vielleicht gebeugt, aber nimmer gebrochen werden konnten und keinen Feind, wäre er auch der mächtigste, zu fürchten brauchen.

Otto Moser.