Das grausamste Volk der Erde

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Autor: Walther Kabel
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Titel: Das grausamste Volk der Erde
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aus: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1915, Sechster Band, Seite 212–213
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Erscheinungsdatum: 1915
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
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Erscheinungsort: Stuttgart, Berlin, Leipzig
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[212] Das grausamste Volk der Erde dürften nach den übereinstimmenden Berichten verschiedener Afrikaforscher die Baggara sein, ein nubischer Stamm im oberen Nilgebiet, der äußerst kriegerisch ist. Als begeistertste Anhänger des Mahdi stellten sie diesem die tüchtigsten Hilfstruppen.

Die Baggara führen ein Nomaden- und Jägerleben, halten sich Sklaven, die alle häuslichen Arbeiten verrichten müssen, und kümmern sich selbst nur um ihre Herden und die Aufzucht von Pferden und Reitkamelen. Ein Reisender, der ihr Gebiet berührte, war Zeuge der Hinrichtung mehrerer Neger, die von den Baggara als angebliche Spione aufgegriffen worden waren. „Ich merkte, daß man dieses widerliche Schauspiel absichtlich in der [213] Nähe des mir angewiesenen Zeltes veranstaltete. Wenn ich auch nur das Geschrei der armen Opfer hörte und von den entsetzlichen Vorgängen selbst nichts sah, so erfuhr ich doch nachher aus dem Munde des mir als Begleiter mitgegebenen Kameltreibers noch genug, um mir ein Urteil über diese Teufel in Menschengestalt bilden zu können. Die schrecklichsten Foltern, die eine unmenschliche Rechtspflege früher in Europa zur Erpressung von Geständnissen erdacht hatte, sind nichts im Vergleich zu den Martern, die die Baggara den angeblichen Spionen zuteil werden ließen. Diesen Kreaturen, die den Namen Menschen nicht verdienen, muß es geradezu ein Vergnügen sein, sich an den Qualen ihrer Opfer weiden zu können. Es genügt wohl, wenn ich erwähne, daß diese Teufel einem der Neger beide Füße dicht über den Gelenken abgehauen und die Stümpfe dann so lange im Feuer geröstet hatten, bis die Blutung aufhörte. Den so Verstümmelten zwangen sie dann zum Spießrutenlaufen durch eine Gasse von halberwachsenen Knaben, die mit Messern bewaffnet waren und blindlings auf den vor Schmerzen bereits halb Wahnsinnigen einstachen.“

Der französische Forscher Bonvin, der 1899 als Araber verkleidet fast ein Jahr lang den Sudan durchstreifte, berichtet von den Baggara folgendes: „Sklaven, die nach einem Fluchtversuch wieder eingefangen werden, spannt man mit Armen und Füßen zwischen vier in die Erde gerammte Pfähle aus und legt ihnen auf die empfindlichsten Körperstellen glühend gemachte Steine. Nachts bleiben die Ärmsten dann außerhalb des Lagers in dieser Streckfolter liegen, wo sie noch lebend von den Hyänen zerrissen werden. Schwächliche Kinder, ob Knaben oder Mädchen ist gleichgültig, werden von den eigenen Müttern nach einem Stammesgesetz durch Lanzenstiche getötet. Die Probe, ob ein Kind am Leben bleiben soll oder nicht, besteht darin, daß die kränklichen Geschöpfe nach Vollendung des sechsten Lebensjahres den Stamm einer Dattelpalme bis zur Krone erklettern müssen. Gelingt dies nicht, so wird das betreffende Kind unbarmherzig niedergestochen.“

W. K.