Der Bär und die Lappin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Bär und die Lappin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 175
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[175] Der Bär und die Lappin. Man schreibt aus Stockholm: Seit Jahren schon haben sich die Raubthiere, als: Bären, Wölfe, Füchse etc. nicht so häufig in unsern nördlichen Landestheilen gezeigt, als in diesem Frühjahre. Selbst die Rennthiere der Lappen kommen in Folge des strengen Winters weit in die südlicheren Gegenden herunter, um sich vor des Winters Strenge zu schützen. Die Norob. P. schreibt, daß unlängst ein Fall vorgekommen ist, der deutlich zeigt, wie unerschrocken die Weiber der Lappen sind. Die Lappin Christum, welche schon mehrmals verheirathet war, ging in Gesellschaft eines anderen Lappen in einen Wald, als plötzlich sich ihren erstaunten Augen eine Bärenmutter mit zwei jungen halbgewachsenen Bären wies. Die Bärin durchrauschte das kleine Buschwerk, um sich wahrscheinlich über die beiden Lappen zu machen. Der Mann, ohne sich weiter zu bedenken, rannte davon und suchte hinter dichtem Dickicht sich zu verbergen, wohl in der Absicht, irgend auf einen Baum zu gelangen, von wo aus er sich gegen die Meister Petze vertheidigen könnte. Doch die Lappin, ein herkulisch fest gebautes Weib, trotzte der Gefahr und blieb an Ort und Stelle. Schnell hatte sie einen Plan gefaßt, und als der Bär sich ihr nahte, warf sie ihm kunstgerecht, wie man wilde Pferde fängt, die Leine, die sie bei sich führte, um den Hals und lief, den Bären hinter sich herziehend, zu einem nahen Baume und band ihn dort fest. Die Jungen standen unthätig um die Mutter, die laut brüllte. Während die Bärin sich mit Macht befreien wollte, war auch das Weib nicht säumig, sich eine Waffe zu fassen. Sie ergriff einen abgebrochenen Baumast und versetzte der Bärenmutter damit mehrere mächtige Hiebe, so daß diese sich endlich im Blute schwimmend vor ihren Füßen wälzte. Die jungen Bären liefen brummend umher. Als dies geschehen war, erhob die Lappin ein lautes Freudengeschrei, wodurch sich der versteckte Mann hervorwagte und nun die Bescheerung mit großen Augen ansah. Nun wollte der Mann die Beute getheilt wissen, doch gab dies das muthige Lappenweib nicht zu und warf ihm seine Feigheit in den schärfsten Ausdrücken vor. Die jungen Bären wurden gefangen genommen und im Triumphe nach der Hütte der Lappin gebracht.