Der Unterschied

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Autor: Johann Christoph Friedrich Haug oder Ferdinand Friedrich Pfeifer[1]
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Titel: Der Unterschied
Untertitel:
aus: Anthologie auf das Jahr 1782, S. 193 – 195
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1782
Verlag: J. B. Metzler
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[193]
Der Unterschied.


Nein, Liebe, nein! du kannsts nicht seyn!
Dich kenn ich! Freundschaft ists allein,
     Was mich zu Daphnen zieht!
Bey ihr wird jezt mein Herz kaum warm,

5
Doch glüht’ es einst in Chloens Arm!

     Es ist – ein Unterschied!

Wann Chloe mir entgegen gieng,
Wie klopfte zitternd mein Herz? Wie hieng
     Der Himmel um mich her?

10
Sie kam und gab mir ihre Hand,

Ich sah ihr Aug auf mich gewandt,
     Und sah den Himmel nicht mehr!

[194]

Wann Daphne mir in Garten winkt,
So oft sie ihre Blumen tränkt,

15
     Eil ich wohl auch herbey!

Doch klopft nur vom Gefühl der Lust
Und nicht von Liebe meine Brust,
     Doch fühl ich nur den May.

Wann ich an Chloens Busen lag,

20
Wie riß im Flug die Sonne den Tag

     Ob unsren Häuptern fort!
Der Stern des Morgens kam zurük
Als Stern des Abends, da fand sein Blik
     Uns noch am nehmlichen Ort.

25
Für Daphnen und die Fröhlichkeit

Ist jezt mein Abend nur geweyht,
     Der uns zum Scherz vereint.
Und komm ich jemals ungefragt
So werd ich lachend fortgejagt,

30
     Bis meine Zeit erscheint.
[195]

Wann Chloe bebend mich umfieng,
Ihr Mund untrennbar an meinem hieng,
     Wann aufgelößt im Kuß
Ganz ihre Seele sich ergoß,

35
Ganz in die meine hinüber floß,

     Da hieng mein Leben am Kuß!

Wann Daphne mich zuweilen küßt,
So selten auch der Zufall ist,
     Brennt auch die Wange mir.

40
Doch wann mein Herz zu sichtbar wallt,

So kühlt ihr Scherz die Flamme bald,
     Und Wasser hilft dafür.

Nein, Mädchen! Liebe kanns nicht seyn,
Sie kenn’ ich! Freundschaft ists allein

45
Was jezt zu dir mich zieht.

Zwar machst du mir oft ziemlich warm.
Doch glüht’ ich nur in Chloens Arm!
     Es ist – ein Unterschied!

G.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Autorschaft des Textes ist nicht zu hundert Prozent geklärt, da sich die Chiffre G. nicht mit Sicherheit einem bestimmten Schriftsteller zuordnen lässt.
    Eduard Bülow kann die Chiffre keinem bestimmten Autor zuordnen.
    Eduard Boas vermutet Ferdinand Friedrich Pfeifer als Autor.
    Edmund Goetze hingegen schreibt die Chiffre G. (sowie die Chiffren Ha. und U.) Johann Christoph Friedrich Haug zu. Aus diesen Chiffren kann auch der Name "Haug" gebildet werden.
    Genaueres in:
    • Edmund Goetze: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen von Karl Goedeke. Zweite ganz neu bearbeitete Auflage. Fünfter Band - Vom siebenjährigen bis zum Weltkriege. Zweite Abteilung. Dresden: Verlag von L. Ehlermann, 1893, Seite 165f.
    • Eduard Boas; Wendelin von Maltzahn (Hrsg.): Schiller’s Jugendjahre. – Zweiter Band. Hannover: Carl Rümpler, 1856. Seite 205 f.
    • Friedrich Schiller; Eduard Bülow (Hrsg.): Anthologie auf das Jahr 1782 von Friedrich Schiller — Mit einer einleitenden Abhandlung über das Dämonische und einem Anhange neu herausgegeben von Eduard Bülow. Heidelberg: Verlag von Bangel & Schmitt; Hoffmeister’sche Univ.-Buchhandlung, 1850. Seite XXXIX. f.