Der letzte Graf von Freiburg

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Textdaten
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Autor: Heinrich Schreiber
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Titel: Der letzte Graf von Freiburg
Untertitel:
aus: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau, S. 35-36
Herausgeber: Heinrich Schreiber
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Franz Xaver Wrangler
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Erscheinungsort: Freiburg
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Freiburg und Commons
Kurzbeschreibung:
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19. Der letzte Graf von Freiburg.

Schon zu Anfang des Jahres 1366 hatte Graf Egon IV. es umsonst versucht, in die Stadt Freiburg durch Verrath einzudringen. Die Sage berichtet hievon Folgendes:


„Es kam damals ein armer Mann um Mitternacht vor Freiburg, und klopfte freventlich am Thore; da redete der Bürgermeister mit ihm und fragte ihn, was er wolle; er wisse doch, daß ihm die Stadt verboten sei. Jener antwortete: es wäre darum, daß er die frommen Herren von Freiburg warne, denn ihr Leib und Gut sei verrathen und verkauft auf diese Nacht. Und bat den Bürgermeister, daß er ihn einlassen möge, er wolle ihm dann Alles entdecken. Da nahm ihn der Bürgermeister gefangen und meinte, er gehe nicht mit rechten Dingen um; aber der arme Mann sagte ihm sichern Grund. Kommt mit mir zu St. Johannes-Thor, da sitzt Einer unter einer Weide und hat die Schlüssel zum Thore, und wenn man ihm das Wahrzeichen giebt, so öffnet er. Dann ist auch die Brücke bei dem obern Thor mit Dung belegt, und steht ein Wagen darauf; dieselbe soll auch von dem Feinde gebraucht werden.

Da sie nun an die Orte kamen, und die Sachen fanden, wie er gesagt hatte, ließ der Bürgermeister an die Glocke schlagen, sammelte die Gemeinde auf dem Kirchhofe, besetzte die Thore und die Straßen außerhalb der Stadt zu dem Schloß und redete den Bürgern zu, sich ihres Leibes und Gutes tapfer zu wehren. Das geschah zwischen zwölf und ein Uhr in der Nacht. Indessen war Graf Egon mit seinen Helfern so nahe zur Stadt gekommen, daß sie die Glocke hörten. Darauf aufmerksam gemacht, fragte er, was das für ein Geläute sei? Man erwiederte ihm: „es sei wohl die Wartglocke“. Als er aber aufmerksamer horchte und das Sturm-Geläute erkannte, rief er entsetzt aus: [36]O weh, heute Herr zu Freiburg und nimmermehr!“ Nichts destoweniger rückte der Zug näher gegen die Stadt. Als sie aber merkten, daß sie ihre Absicht nicht erreichen und auch in das Schloß nicht kommen mochten, kehrten sie wieder von dannen und verbrannten nur den Mönchshof, der zu dieser Zeit mit vier Priestern von Thennenbach besetzt war und vor dem Mönchsthore lag.“

Die Sage erweitert ihre Angabe noch dadurch, daß sie beifügt, der arme Mann hätte die Verräther und den Grafen, in der Schenke zu Lehen, wo er unbemerkt hinter dem Ofen gelegen, belauscht; auch sei der Thurmwächter in den Verrath verflochten gewesen, indem er den Auftrag gehabt habe, durch eine brennende Fackel den verschiedenen Abtheilungen ein gleichzeitiges Angriff-Zeichen zu geben. Deßwegen dürfe seither weder Feuer noch Licht mehr auf dem Münsterthurm unterhalten werden. Wirklich wurde auch von da an lange Zeit hindurch um Mitternacht immer das sogenannte Gräuselhorn von dem Thurmwächter des Münsters geblasen.

(Geschichte der Stadt. Thl. II. S. 179 ff. – H. Schr.)