Die Gartenlaube (1853)/Heft 6

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Autor: Verschiedene
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Titel: Die Gartenlaube
Untertitel: Illustrirtes Familienblatt
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Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Entstehungsdatum: 1853
Erscheinungsdatum: 1853
Verlag: Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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No. 6. 1853.
Die Gartenlaube.


Familien-Blatt. – Verantwortlicher Redakteur Ferdinand Stolle.


Wöchentlich ein ganzer Bogen mit Illustrationen.
Durch alle Buchhandlungen und Postämter für 10 Ngr. vierteljährlich zu beziehen.


Getreu bis zum Ende.

(Erzählung aus der Wirklichkeit.)

Es war im Winter. Napoleon reis’te in der Nacht mit einem Adjutanten nach Spanien ab, wo der Krieg begann. Am Morgen rollte der Wagen in der grauen Ebene hin. In einiger Entfernung zeigte sich ein großartiges altes Schloß. „Sind Sie bekannt hier?“ fragte Napoleon den Adjutanten. „Wie heißt das Schloß?“

„Kervegan, Sire. Es wurde 1794 von den republikanischen Truppen belagert. Ich selbst war dabei.“

„Erzählen Sie mir davon.“

„Die Vendée war unterworfen, nur dies Schloß hielt sich noch, in welchem sich Graf Kervegan mit seinen vier Söhnen und etwa hundert seiner Getreuen eingeschlossen hatte. Mein Regiment erhielt den Befehl, das Schloß um jeden Preis zu nehmen. Wir griffen es vergeblich an und hatten bedeutenden Verlust. Zugänglich war das Schloß nur von einer Seite her, wo es an einen sehr großen Teich stieß. Ich bekam den Auftrag, in Böten mit etwa hundert Mann in der Nacht über den Teich zu fahren, an den Stufen auszusteigen, die von dem Schlosse da hinabführten und durch die kleine Thür einzudringen. Die Nacht war sehr finster; ich langte in einem kleinen Boote zuerst mit vier Mann an. Die Thür gab bald nach. Sie führte in einen schmalen Gang und zu einer zweiten Treppe. Ich trat mit meinen vier Mann hinein, als eben draußen ein anderes Boot anlangte. Da schloß sich plötzlich, wie durch Zauberei, die Thür nach dem Teiche zu, aus allen Fenstern knallten Schüsse und meine Leute sahen sich unter dem mörderischen Feuer bald genöthigt umzukehren. Ich drang mit meinen vier Mann vor und gelangte bald in einen großen Saal voll Bewaffneter. Wir unterlagen der Uebermacht.

„Lassen Sie es sich bei mir gefallen,“ sagte dann der Besitzer des Schlosses; „lange werden Sie nicht zu warten haben, denn wir besitzen nur noch auf acht Tage Lebensmittel. Pulver indeß haben wir genug und wir halten uns bis zum letzten Augenblicke.“

Neben ihm standen zwei junge Männer, einer von zwanzig, der andere von etwa fünfzehn Jahren, seine Söhne.

„Sie störten uns bei dem Abendessen,“ fuhr der Schloßherr fort; „Graf Kervegan ist nicht mehr reich, aber Sie finden an seinem Tische doch noch alten Wein und freundliche Gesichter. Begleiten Sie uns und theilen Sie mit uns was wir haben.“

Wir gingen in den Speisesaal, in dem eine Tafel mit wenigstens sechzig Gedecken stand. Oben an derselben [56] saß eine noch schöne Frau mit zwei Kindern von acht bis zehn Jahren, die Patronen machten. Der Graf stellte mich seiner Gemahlin vor, die mir würdevoll die Hand zum Kusse reichte, als wären wir im Schlosse zu Versailles. Dann setzten alle sich an den Tisch, die Pistolen zur Seite. Ich bewunderte die ruhige Fassung und wagte endlich zu dem Grafen zu sagen: „Ich bin zwar nur Lieutenant, verbürge mich aber, für Sie jetzt noch die Capitulation zu erwirken, die Ihnen im Anfang geboten wurde: freien Abzug für Ihre Leute und Pässe für Sie und Ihre Familie.“

„Mein König,“ antwortete der Graf, „hat mich nicht ermächtiget zu capituliren. Fragen Sie meine Leute: wollen sie sich ergeben, willige ich unter einer einzigen Bedingung ein, - unter der Bedingung, daß man mich auf das Schaffot führe.“

„Es lebe der König!“ riefen die Anwesenden.

Am andern Tage stürmte mein Regiment von neuem vergeblich; am dritten kamen die Kanonen an. Ich bot noch einmal die Capitulation an, der Graf aber sagte nichts als: „Wenn Sie einmal den König sehen, theilen Sie ihm mit: Graf von Kervegan ist für seinen König gestorben, wie seine Väter für ihren König starben.“

Die Kanonen begannen gegen das Schloß zu donnern.

In der Nacht ließ mich der Graf rufen. Er war mit seiner Frau und drei seiner Söhne allein und begann ohne Weiteres: „Ich habe einige Fässer Pulver in dem einzeln stehenden Thurme. Morgen werden wir uns da in die Luft sprengen. Sie sollen unser Schicksal nicht theilen. Für Ihr Leben aber verlange ich das Leben meiner Frau und zweier meiner Söhne.“

„Herr Graf, nehmen Sie die Capitulation an!“ bat ich so dringend als möglich.

„Nein; aber ein Kervegan ist schon gefallen; zwei werden morgen sterben; meine alten Könige dürfen Ihren Kervegan nicht vermissen, wenn sie zurückkommen. Das Loos hat entschieden, welcher von meinen Söhnen bei mir bleiben soll: der jüngste.“

„Warum wollen Sie ihn nicht auch retten?“

„Weil das Boot, das Sie hinwegführen soll, nur vier Personen tragen kann.“

Was ich auch that, ich vermochte den Entschluß des eisenfesten Mannes nicht zu erschüttern. Der Abschied war ergreifend; mir traten die Thränen in die Augen, als die Mutter ihren Sohn lange umarmt hielt, der mit dem Vater sterben sollte; aber sie umarmte ihn - ohne Thränen; sie sah in ihm einen Märtyrer der guten Sache.

Nach einer Stunde waren wir am Ufer. Als der Morgen dämmerte, erschütterte furchtbarer Donner die Erde und blutroth leuchtete eine riesige Feuergarbe empor - der Thurm im Schlosse war in die Luft geflogen, der Graf mit seinem Sohne und seinen Dienern für seinen König gestorben. Die Gräfin fiel in Ohnmacht.

„Und trotz solchen Männern ist die Monarchie gefallen, konnte die Monarchie fallen!“ sagte Napoleon. „Was ist aus der Gräfin geworden?“

„Sie ging nach Spanien; jetzt ist sie in Hartwell bei dem Grafen von Provence mit ihrem ältesten Sohne.“

„Und der andere?“

„Dient in der spanischen Armee. Er ist vielleicht achtzehn Jahre alt.“

Nach etwa einem Monate ging Napoleon Abends in seinem Zelte in Spanien auf und ab. Er hielt einen Bericht eines Generals in der Hand und las. Eine Stelle darin schien seine Aufmerksamkeit zu erregen, denn er rief den Adjutanten, der ihn auf der Reise begleitet hatte.

„Rufen Sie den Oberst des 64. Linienregiments.“

Der Oberst erschien bald.

„Wie ist das mit dem jungen Franzosen, der Sie gerettet hat?“

„Ich hatte mich mit zehn Mann meiner Colonne verirrt und gerieth in einen Hinterhalt in einer engen Schlucht, wo hinter jedem Busche eine Kugel hervor pfiff. Bald waren nur noch vier Mann bei mir. Wir wurden nun umringt; meine Leute fielen sämmtlich und einer der Spanier setzte auch mir sein Gewehr auf die Brust. Aber plötzlich blitzte es in der Nähe, der Mann, der mich niederschießen wollte, brach zusammen und gleichzeitig hörte ich mir eine Stimme französisch zurufen: „Ergeben Sie sich nicht.“ Ich erlangte meine Kaltblütigkeit wieder. Ein junger Mann, der in jeder Hand ein Pistol hielt und die noch rauchende Flinte umgehangen hatte, war mit ein Paar Sprüngen bei mir. Wir griffen die wenigen Feinde an, bis ich stürzte . . Als ich wieder zu mir kam, verband mich der junge Landsmann. Um uns her lagen fünf todte Spanier. Mein Retter war sehr jung, etwa siebenzehn Jahre alt, sehr blaß und von Blut bedeckt. Er hatte siebenzehn Stiche mit einem catalonischen Messer erhalten und wurde neben mir bald ohnmächtig. Zum Glück war das Schießen gehört worden und eine Compagnie Carabiniers rückte im Sturmmarsch heran. Ich ließ den jungen Mann ins Lager bringen; seine Wunden sind meist nicht gefährlich und die Aerzte machen mir Hoffnung, sein Leben zu retten.“

„Wo ist der junge Mann?“ frage der Kaiser.

„Hier in meinem Zelte.“

„Ich will ihn sehen . . Bringen Sie mich zu ihm.“

Der junge Mann schlief. Er war siebenzehn bis achtzehn Jahre alt, blond und klein.

„Wecken Sie ihn,“ sagte Napoleon.

Der Oberst that es und flüsterte ihm zu: „Der Kaiser!“

Der Verwundete richtete sich ein wenig auf und neigte lächelnd das Haupt.

„Wie kommt es, daß Sie in Spanien sind?“ fragte Napoleon.

„Ich diente in der Garde des Königs.“

„Und,“ fragte der Kaiser mit Stirnrunzeln, „Sie kämpften gegen Ihre Landsleute?“

„Nein, Sire; ich trat aus dem Dienste des Königs, sobald der Krieg begann.“

„Kehren Sie nach Frankreich zurück.“

„Ich bin ausgewandert.“

„Ich werde Sie aus den Listen streichen lassen.“

„Ich danke, Sire. Bei Gott, ich habe nicht die Absicht, Sie zu beleidigen. Ich bewundere Sie als Feldherrn, ich liebe Sie um des Ruhmes willen, den Sie meinem Vaterlande geben.“

„Nun?“

„Ich hatte drei Brüder . . Zwei sind in der Vendée für den König gefallen . .“

„Wie heißen Sie?“ fragte Napoleon rasch.

[57] „Max v. Kervegan, Sire.“

„Ihr Vater sprengte sich mit den Seinigen in die Luft?“

„Ja, Sire.“

„Und Ihre Mutter, Ihr Bruder?“

„Sie sind in England, bei dem König.“

„Sind sie reich?“

„Verbannte sind nie reich.“

„Wenn ich Ihrer Mutter ihre Güter zurückgäbe, Ihren Bruder zum Obersten, Sie selbst zum Lieutenant ernennete . . “

„Sire,“ entgegnete der junge Mann ehrfurchtsvoll, aber fest, „. . unser ganzes Blut gehört dem Könige.“

„Sie vergessen Ihr Vaterland,“ fiel Napoleon etwas barsch ein.

Max ließ den Kopf sinken.

„Ich begreife, ich bewundere Ihre Treue,“ fuhr der Kaiser fort; „aber dem König, dem Kaiser geht das Vaterland vor. Das Vaterland bedarf Ihres Blutes und ich nehme es in Anspruch . . Wollen Sie ihm dienen?“

Max zögerte.

„Nun,“ setzte Napoleon hinzu, „wenn die Bourbons zurückkommen, soll es Ihnen freistehen, zu denselben zurückzukehren. Ich verlange von Ihnen keinen Treuschwur.“

„So trete ich als gemeiner Soldat ein,“ sagte Max nach einigem Nachdenken.

„Warum dies?“

„Ich will dem Vaterlande dienen, nicht mehr.“

Kervegan wurde doch später Hauptmann in der Garde und folgte dem Kaiser in allen Schlachten; aber wo er auch war, überall blickte er nach der verbannten Königsfamilie. Er hielt Napoleon für das Haupt des Staates für eine kurze Zeit und meinte, Gott habe den Gewaltigen nur gesandt, damit er durch den Ruhmesglanz die Gräuel der Schreckenszeit verhülle.


Zehn Jahre vergingen. Den Tagen des Ruhms waren Tage des Unglücks gefolgt.

Napoleon befand sich in Fontainebleau, von den Trümmern seiner Garde umgeben. Die Alliirten waren in Paris. Ludwig XVIII. kehrte nach Frankreich zurück, Napoleon schickte sich zur Abreise nach Elba an. Alle Männer, die er aus dem Staube emporgezogen und groß gemacht hatte, verließen ihn. Er ging den ganzen Morgen einsam und allein in dem Park umher. Erst Mittags kam er in das Schloß zurück. Es war fast verödet. Alle Generale und Würdenträger hatten sich nacheinander entfernt und sammelten sich um den neuen Thron.

Mit einemmale trat dem Kaiser ein junger Mann entgegen. Er war blaß und traurig in seiner Uniform als Capitain der schwarzen Husaren; in seinen schwarzen Augen glänzte etwas wie eine Thräne.

Der Kaiser zuckte zusammen als er ihn erblickte.

„Ah, Sie sind es, Kervegan! . . Ich weiß,“ setzte er mit bitterm Lächeln hinzu, „Sie lieben mich nicht; Sie waren den Bourbons von Ihrer Geburt an zugethan; Sie dienten in mir nur Ihrem Vaterlande; das Land geht zu andern Geschicken über und Sie kehren zu Ihren Königen zurück . . Aber Sie nehmen doch wenigstens Abschied von mir; Sie kommen stolz und traurig, wie Sie es immer waren. Die Andern, die ich mit Ehren, Würden und Ruhm überschüttet habe, gehen, ohne mich eines letzten Grußes zu würdigen . . Gehen Sie mit Gott, Kervegan, und nehmen Sie meinen Dank.“

Der Kaiser reichte dem jungen Manne die Hand. – Kervegan küßte sie und sagte:

„Sire, ich komme nicht, um Abschied zu nehmen.“

„Was wünschen Sie sonst, Kervegan?“

„Sire, mein älterer Bruder und meine Mutter sind bei dem Könige. Der Name Kervegan fehlt nicht am Hofe; ich habe also nicht nöthig, auch dahin zu gehen.“

„Und wohin gehen Sie?“

„Sire, ich komme, um Sie um die Erlaubniß zu bitten, Sie nach der Insel Elba begleiten zu dürfen.“

„Ah!“ rief Napoleon verwundert aus. „Das sind Männer!“ setzte er leise hinzu.




Friedrich Fröbel und seine Kindergärten.

(Zwei Briefe an eine Mutter.)
I.

Freundlichen Dank dafür, verehrte Frau, daß Sie in Ihrer Rathlosigkeit und Sorge um den besten Weg für die Erziehung Ihrer Kinder sich des alten Freundes erinnern und Ihre Zuflucht vertrauensvoll zu mir nehmen. Wie können Sie auch nur noch fragen, ob ich geneigt sein werde, mit den Sorgen eines treuen Mutterherzens mich zu beschäftigen. Ist es denn möglich, daß ich Gefühlen, Ideen und Neigungen, die auf eine so wichtige Sache, wie die der Erziehung gerichtet sind, untreu werden kann? Und sind diese nicht der einzige Schatz, von dem ich Andern mittheilen, womit ich leidlich nützen kann? Aber auch abgesehen von meiner persönlichen Theilnahme an Ihren Haus- und Familienfragen, ist der Auftrag, den Sie mir ertheilen, für mich so anziehend, daß ich die Ausführung desselben selbst bei weniger Muße, als ich gegenwärtig noch genieße, nicht versagen könnte. – Von Friedrich Fröbel wollen Sie hören, über seine Kindergärten wünschen Sie näher unterrichtet zu sein. Wie bereit kommt hier mein Herz Ihren Wünschen entgegen! Wird auch die Erinnerung an den nun verewigten Freund für mich nicht ohne Wehmuth sein, so wird doch selbst diese Empfindung nur dazu dienen, meine Liebe beredter zu machen.

Sie haben Recht gethan, verehrte Frau, wenn Sie in dem Streite, der sich über Fröbel’s Verdienste als Erzieher [58] entsponnen hat, nicht nach der Meinung Solcher sich entschieden haben, welche Person und Sache nicht aus eigner Erfahrung und vorurtheilsfrei, sondern nur nach Gerüchten und unter dem Einflusse ungehöriger Nebenrücksichten beurtheilen. Es ist hier viel, und was das Schlimmste ist mit Absicht und gegen Besserwissen gefehlt worden; aber wie immer eine gute Sache durch fanatische Verketzerung und Anfeindung an Geltung und Ausbreitung unter vernünftigen und charakterstarken Menschen nur gewinnt, so hat der blinde Eifer seiner Feinde dem Segenswerke Fröbel’s schneller und mindestens ebenso viele Freunde verschafft, als der fruchtbringende Widerstreit ehrlicher Gegner und das treue Wirken seiner Anhänger und Nachfolger. Auch hat der edle, der Reinheit und Wahrheit seines Strebens sich immer klar bewußte Fröbel durch keinerlei Mühsal und Anfechtung sich irren und entmuthigen, oder gar zu Haß und zu den Fehlern seiner Feinde sich verleiten lassen. Sollten wir die Erinnerung an den treusten und liebevollsten Menschenfreund uns durch Eifern gegen seine Widersacher trüben? – Sie verlangen nach dem Zeugnisse eines unparteiischen, der Person und Sache kundigen Mannes; ich gebe Ihnen dieses nach meinem besten Wissen und wie ich denke zugleich als das beste Geschenk für Ihre lieben Kinder. Denn das weiß ich ja voraus, daß Sie nun, von Ihren Zweifeln erlöst, voll Ruhe die Kleinen dem Kindergarten und damit ihrem Glücke zuführen werden. Schenken Sie Ihre Aufmerksamkeit zuerst einer kurzen Lebens- und Charakterschilderung des verewigten Kinderfreundes.

Friedrich Fröbel wurde am 21. April 1782 zu Oberweißach im Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, woselbst sein Vater Pastor war, geboren. Im ersten Lebensjahre schon verlor er die Mutter und mit ihr ein Glück, das er später so hoch pries, und das der ganzen Kinderwelt zu sichern für ihn die hochheilige Aufgabe eines langen Lebens wurde; das Glück, von der Mutter auch geistig geboren zu werden und an der Hand treuster Liebe zu bewußtem Leben heranzureifen. Unter liebeleerer, stiefmütterlicher Obhut verflossen ihm die Jahre der Kindheit. Fürwahr, eine deutungsvolle Vorbereitung auf die schweren Seelenkämpfe seines späteren Lebens. – Vierzehn Jahre alt entschied er sich für den Beruf eines Landwirths. Bald aber befriedigten die praktischen Arbeiten des erwählten Berufs in Forst und Feld seinen höher und weiter strebenden Geist nicht mehr; einmal in die Werkstätte der Natur eingetreten, verlangte er nach der Kenntniß aller ihrer Geheimnisse, drängte es ihn über das Gebiet glücklicher Ahnungen hinaus zu bewußter, befriedigender Klarheit. Er bezog deshalb im Anfange dieses Jahrhunderts die Universität Jena und widmete sich dort dem Studium der mathematischen und Naturwissenschaften. Der Tod seines Vaters rief ihn aber schon 1802 von dort zurück und nöthigte ihn, den früheren praktischen Beruf wieder aufzunehmen, bis ihn nach wenigen Jahren das Geschick in seine ernste, bis dahin von ihm nicht geahnte Laufbahn einführte.

In Frankfurt a. M. war von einem bewährten Erzieher, Gruner[WS 1], eine Musterschule begründet worden. In dieser wurde der bisherige Landwirth Fröbel als Mitarbeiter bestellt und bald erwies es sich, daß er, wie Gruner ihm zugerufen hatte, berufen sei, „nicht Pflanzen zu ziehen und Häuser aufzubauen, sondern Menschen und Geister.“ Durch[WS 2] besondere wissenschaftliche pädagogische Vorbildung leistete Fröbel als Lehrer doch Außerordentliches. Er brachte für die neue Thätigkeit eine rechte, ächte Gottesbegabung mit. Nicht so Verstand und Wissen, als vornehmlich Gemüth und Charakter waren es, durch welche er seine Zöglinge an sich fesselte, und das ist es ja, was den Erzieher macht, der in ihrem innersten und geheimsten Leben die Seele erfassen und nach Außen zur Entfaltung führen soll. Aber Fröbel wollte ganz werden, wozu ihn, wie das jetzt klar vor seiner Seele stand, die Weisheit und Liebe des Vaters der Menschen bestimmt hatte. Er vollendete deshalb seine Bildung zum Erzieher auch wissenschaftlich, indem er zwei Jahre, von 1808–10, bei dem ihm geistesverwandten Pestalozzi in der Schweiz als Lehrer lebte und dann in den Jahren 10 und 11 zu Göttingen und Berlin, wo er zugleich praktisch als Lehrer wirkte, seine Studien als Pädagog zum Abschluß brachte.

Eine Unterbrechung, wenn auch nur eine äußere, denn im Forschen blieb er unermüdlich, – erlitt Fröbel’s Thätigkeit durch den Ausbruch des Krieges 1813. Der deutsche, für Vaterland und Freiheit glühende Mann trat als Freiwilliger in Lützow’s Jägercorps und nahm an allen Zügen dieser Heldenschaar Theil, bis der Friede ihn im folgenden Jahre nach Berlin zurückführte. Ohne das hohe Ziel seines Lebens- und Lieblingsberufs auch nur einen Tag aus den Augen zu verlieren, wirkte er hier vorübergehend als Inspektor am Königl. Museum für Mineralogie. Erst zwei Jahre später kehrte er in den verlassenen Wirkungskreis zurück und war jetzt freier und selbstständiger als je zuvor, wenn auch nicht unter den günstigsten äußeren Umständen. In diese Zeit fällt auch seine erste Verheirathung, durch welche er eine treue, hingebende Gehülfin in seinen Menschen beglückenden Bestrebungen fand. – Könnte ich Ihnen doch gerade diesen Wendepunkt in seinem Leben – den Beginn eines Erziehungsverfahrens nach seinen selbsteigenen Ideen – mit der Ausführlichkeit und in allen den kleinen originellen Zügen schildern, wie ich Fröbel selbst hierüber oft an stillen, gemüthlichen Winterabenden des Sturmjahres 48 im Kreise seiner Schüler und Schülerinnen und in meiner Familie sprechen hörte. Wie der alte Krieger, der auf dem Meere ergraute Schiffer gern von den erlebten und glücklich bestandenen Gefahren ihres Berufes sprechen, so hören wir auch Männer, die eine große, ihre Seele ganz erfüllende Idee ein langes Leben hindurch vor der Welt vertreten und verfochten haben, gern der Drangsale und Beschwerden sich erinnern, die sich der Verwirklichung ihrer Absichten und Pläne entgegenstellten, und die sie glücklich und durch selbsteigene Kraft bewältigten. Mit wie gemütlicher Selbstzufriedenheit schilderte Fröbel unter welchen Sorgen er die Kinder seiner Brüder (seine Ehe blieb kinderlos) um sich versammelte, mit diesen das Ganze und Große seines Plans für eine naturgemäße Menschenerziehung im Kleinen auszuführen begann und dann weiter vorschritt zu Begründung der ersten größeren Erziehungsanstalt im Dorfe Keilhau. – An dieser Anstalt wirkte Fröbel längere Zeit in Gemeinschaft mit den Mitbegründern derselben, seinen treusten Herzens- und Berufsfreunden Middendorf[WS 3] und Barop[WS 4]. Später – denn sein Name war jetzt durch seine öffentliche Wirksamkeit und durch seine Schriften weithin [59] bekannt worden – folgte er einem ehrenvollen Rufe nach der Schweiz und gründete dort nach seinem System Erziehungsanstalten zu Willichau und Burgdorf.

Mit seiner Rückkehr nach Deutschland um das Jahr 1837 beginnt der letzte scharf bezeichnete Abschnitt seiner erzieherischen Wirksamkeit, ein Abschnitt, den ein dankbareres Geschlecht später als eine der wichtigsten Epochen in der Geschichte der Erziehungskunst bezeichnen wird.

Friedrich Fröbel.

Wohl fühlend, daß eine Reform der Gesammterziehung des Menschen, wie sie in seinem Geiste fertig ihm vorschwebte, sollte sie praktisch durchgeführt werden, die Kräfte des Einzelnen übersteige, beschränkte er von jetzt ab sich darauf, für sein Gebäude – in Wahrheit ein Tempel der Humanität – nur den Grundstein zu legen. Er widmete deshalb alle seine Kräfte der Pflege und Erziehung der ersten Kindheit und hieraus entstanden jene Spielschulen oder Kindergärten, für deren Ausbreitung er seit dem genannten Jahre als apostolischer Wanderlehrer unermüdlich und mit entschiedenem Erfolge bis zum letzten seiner Tage thätig war. Die meisten größeren Städte Deutschlands, zuletzt Dresden und Hamburg, besuchte er in solcher Weise, lehrte und ermahnte mit dem Feuer und der Beredtsamkeit reinster Menschenliebe und gewann Tausende seinem Herzen und seiner Sache zu Freunden. 1849 ließ er sich in Marienthal bei Bad Liebenstein im Meiningen’schen nieder und fand hier in einer seiner früheren Schülerinnen eine zweite, ebenso gemüthreiche als für sein Streben tief begeisterte Gattin. In Gemeinschaft mit ihr legte er den Grund zu einer Zentralanstalt für Heranbildung von Kindergärtnerinnen. Mitten in diesem Werke überraschte ihn, den noch immer geistesfrischen und lebenskräftigen Greis, der Tod. Er starb nach kurzer Krankheit am 21. Juni vor. J. im 71. Jahre seines arbeitsvollen, aber von Gott und Menschen gesegneten Lebens.

Hier haben Sie, verehrte Frau, in gedrängtester Form die äußeren Umrisse eines Lebens, dessen vollen reichen Inhalt zu schildern wohl eine Jahresaufgabe sein möchte. Aber empfingen wir nur aus Geist und Herzen seiner [60] nächsten Freunde ein „Leben Fröbel’s“, es würde fürwahr ein herrliches Bibelbuch werden für alle kinderfreundlichen Herzen und Familien. Die wenigen Grundzüge, die ich Ihnen gab, mögen Ihnen aber wohl genügen zu fruchtbarem Nachdenken über den immer bedeutungsvollen, nie zufälligen Wechsel menschlicher Schicksale, und denken Sie dann auch daran, daß der fromme Fröbel selbst in solchem Sinne alle Ereignisse seines Lebens auffaßte. – Aber ich habe mir und wohl auch Ihnen noch nicht genug gethan. Ich muß Ihnen von Fröbel’s Person und Wesen selbst noch Einiges sagen, damit Sie ein möglichst charakteristisches Bild von ihm für Ihre Vorstellung gewinnen. Dann erst wollen wir von den Kindergärten sprechen.

Friedrich Fröbel zeigte dem Beobachter in seinem Wesen eine glückliche Vereinigung von Gegensätzen, durch welche er schon bei einer ersten Begegnung Aufmerksamkeit und bald erhöhte Theilnahme, selbst Bewunderung erregte. Ein Mann, dem Greisenalter nahe, bewegte er sich vor uns mit der Lebendigkeit und Unermüdlichkeit der Jugend; sein graues, doch volles Haar umkleidete ein Antlitz in der Frische, in den Farben und Zügen der Gesundheit und Kraft. Wir gedachten seines Alters und mahnten zu Schonung und Ruhe; aber der Sechziger wanderte munteren Geistes und ohne zu ermüden mit uns auf stundenweiten Spaziergängen, und daheim im freundschaftlichen oder wissenschaftlichen Wechselgespräch merkte er, daß längst schon die Nacht gekommen, erst dann, wenn seinen jüngeren Freunden die Augenlider schwer wurden. Und wollte einmal die Sprache, seine Bewegung uns die Macht des Alters verrathen, da sagte uns ein fester, geistvoller Blick seiner Augen, daß wir uns täuschten. Wohin immer wir staunend und prüfend den Blick lenkten, um jede Spur, um jede Linie, sahen wir, hatte der Geist mit der Gewalt der Zeit gekämpft und war Sieger geblieben. – Hatte uns zuerst die Jugendkraft bei den Jahren des Alters in Fröbel’s Erscheinung angenehm berührt und als erster Eindruck für ihn eingenommen, so überraschte uns nicht weniger die Art der Verschmelzung des Idealen mit dem Praktischen, die wir in ihm kennen lernten. Wenn wir Fröbel über Verfahren, Zweck und Wirkung seiner Erziehungsweise sprechen hörten, wenn wir ihn die seinen Absichten dienenden Erziehungs- und Unterrichtsmittel vor uns ausbreiten sahen und erläutern hörten, so bewältigte uns wohl der Glanz und die Summe seiner Gedanken und der zur Veranschaulichung vorgelegten Spielmittel und Arbeitsformen dergestalt, daß wir einige Zeit uns mühen mußten, um von stummer Verwunderung zu klarem Verständniß uns zu erheben. Und was war es denn, daß wir im ersten Augenblicke an uns selbst und an dem begeisterten Redner vor uns irre wurden?

Es war der Umstand, daß Fröbel das ganz Gewöhnliche, Altbekannte, an sich Geringfügige und Trockne auf eine uns völlig neue Weise zu geistiger Bedeutung erhob, daß er herrliche Ideen, inhaltreiche Gedanken auf dem kürzesten Wege und durch die einfachsten Mittel, welche erdacht werden können, uns veranschaulichte. Papierstreifen, Holzspähne, Fruchtkerne wurden in seiner Hand zu heiteren Bildern, und spröde geometrische Formen zwang er, daß sie durch Schönheit uns über ihren Charakter täuschten. Wenige Striche, und wir übersahen ein eben so sinnreiches, als leicht faßliches Zeichensystem; ein kurzes Spiel mit Würfel oder Ball, und wir erfreuten uns der Einsicht in einen mathematischen Lehrsatz, mit dem wir seit den Schuljahren nicht einig werden konnten. Dies Alles sahen wir vor unseren Augen geschehen und diese Wunder deutete uns das nicht weniger wunderbare Wort des Lehrers. Wir glaubten nicht recht zu sehen, nicht recht zu hören, es war ja gar nicht möglich, daß mit all diesen unscheinbaren Dingen Etwas von Bedeutung und Werth gelehrt oder geschaffen werden konnte! Und indem wir noch mit dem eigenen Widerstreben kämpften, überraschte uns die Erkenntniß und mit der Befriedigung und Freude, welche der Aufschluß über eine Wahrheit gewährt, wendeten wir uns bewundernd und dankend an den Mann, dessen vor Kurzem noch unerkannte Geheimnisse uns so peinliche Zweifel verursacht hatten. Da hatten wir schulgerechten Köpfe unsere verdiente Strafe, oder vielmehr wir duldeten sie für die, welche sie verdient hatten. Unsere in der Schulstube blöd gewordenen Sinne sahen den Wald vor Bäumen nicht, erkannten nicht die Einfachheit und Schönheit der Natur und des Natürlichen.

Aber so wohlthuend auch die eben geschilderten Eigenthümlichkeiten in Fröbel’s Wesen auf uns einwirken mochten, dennoch würden sie nicht genügt haben, unsere Aufmerksamkeit für immer zu beschäftigen, unsere Neigung dauernd zu fesseln. Aber ich sah ihn mit meinen Freunden auch in der Ausübung seines Berufs – und hier wurden wir wahrhaft von ihm erbaut. Fröbel hat seinen Beruf als Erzieher in voller Uebereinstimmung mit den Neigungen und Bedürfnissen seines Herzens und mit den Fähigkeiten seines Geistes gewählt. In diesem Bekenntniß hat sich gewiß Jeder gedrungen gefühlt, der auch nur einmal Fröbel unter Kindern gesehen hat. Fröbel im Kindergarten, im Kreise seiner kleinen Zöglinge war ein Zauberer an sich selbst und an den Kindern. Wer ihn sah, mußte staunend sich fragen, wohin sind die Jahre, wohin die Bürde des Körpers, die Last der ernsten Erfahrungen, der bittern Sorgen und Kämpfe eines halben Jahrhunderts? Wenn er mit den Kindern spielte, wenn seine hohe Gestalt unter der zwergigen Enkelwelt mit der Spannkraft der Jugend sich neigte und beugte, wenn er mit kräftiger Stimme ihre Gesänge leitete, mit ihnen lachte und scherzte und im Ausdruck herzlichster Freude von keinem seiner kleinen Freunde sich übertreffen ließ; und wieder, wenn er den überlauten Jubel stillte, die schnell beruhigte Schaar im Kreise um sich versammelte und den gespannt Lauschenden Geschichtchen erzählte vom heitern Leben in der Natur, von guten und schlimmen Kindern, von Mutter und Vater, von Aeltern- und Kindesliebe, und wenn er ihnen ein Lied lehrte von der Liebe und Güte des unsichtbaren Vaters; – wer hätte von solchem Anblicke nicht tief gerührt und erbaut, wer nicht bewundernd bekennen sollen, daß nur dem reinsten menschlichen Wohlwollen, der Alles mit empfindenden, Alles belebenden und beglückenden Liebe, nur einem für die zartesten Regungen des kindlichen Gemüths empfindsamen Herzen solche Leistungen gelingen, solche Opfer möglich werden können? Es giebt nur Eins, was größer ist und dennoch weniger bewundernswürdig als Fröbel’s kinderbeseligendes Herz: es ist die Mutterliebe; aber tausend, tausend Mütter sind ärmer an Liebe als Er war. Unter Allen, die aufmerksame Zeugen und Beobachter [61] seiner Wirksamkeit waren, ist nur eine Stimme über Fröbel’s seltene Gemüthsbegabung für seinen Beruf. Am vollgültigsten ist aber hier das Zeugniß der Frauen und Mütter, und dieses hat er bei seinem Leben allüberall, wo er persönlich wirkte, gewonnen, ja Viele haben durch ihn sich nicht blos übertroffen, sondern – gebessert bekannt.

Fröbel kam auf dem glücklichsten Umwege den er gehen konnte, – durch die Naturwissenschaften, – zu seinem Lehramte. Dieser Umstand gab in Verbindung mit seiner übrigen natürlichen Begabung seinem Streben auf dem Getriebe der Erziehung eine bestimmte originale Richtung. Liebe und Kenntniß der Natur, fromme, gläubige Hingebung an Gott und seine weise liebevolle Führung, hohe Sittenreinheit und glühende Liebe zu den Menschen, die er so gern Alle, Alle glücklich gemacht hätte: dies waren die Grundelemente seiner geistigen Natur. Alles was er fühlte, dachte, strebte müsse hiermit in Harmonie sein, wie hätte er die Menschenerziehung anders als im großartigsten Maaßstabe erfassen oder erstreben können? Sein ganzer Erziehungsplan ist gegründet auf dem Göttlichen im Menschen, er stellte in sich das höchste Ziel, er will gute und weise, durch Glauben, Weisheit und Tugend glückliche Menschen bilden, dem Bösen und dem Elend unter den Menschen im Wege der Erziehung siegreich für immer entgegentreten. Dabei hielt er immer das Allgemeine, das große Ganze im Auge. Indem er die Individuen bildete, gedachte er des Volkes und Vaterlandes dem sie angehören, gedachte er der Menschheit, die mit der Wiedergeburt jeder einzelnen Seele zum Guten einen Schritt der Vollkommenheit näher rückt. Indem er die Kinder der Gegenwart liebend überwachte und um ihr Wohl sich sorgte, freuete er sich des Geschlechts der Zukunft, an dem sein Fleiß und seine Liebe in tausendfältiger Frucht gesegnet werden könnte. Treu folgend den Gesetzen, die er in der Natur und im Menschen ausgesprochen gefunden hatte, erfüllte er den Menschen als ein Ganzes und trennte durch die Erziehung nicht, was eine höhere Weisheit in Eins verbunden hatte, Geistiges und Leibliches, Himmlisches und Irdisches, Ewiges und Vergängliches. Jede Kraft, jede Fähigkeit im Menschen beschäftigte und bildete er nach ihrem Wesen und für den Zweck des Ganzen. Er versinnlichte das Geistige und vergeistigte das Sinnliche, machte Jenes faßlich und veredelte dieses, und ließ so nicht zu, daß der Mensch in kläglicher Zwietracht zerfallen und in ihm Eins des Andern, der Leib der Seele Feind werde.

Was begabte Männer Heilsames erdenken, was sie Großes und Gutes schaffen, empfangen die Menschen oft genug mit Gleichgültigkeit und Vorurtheil, ja selbst mit feindseliger Gesinnung. So schwer trennt unser Geschlecht sich von der Gewohnheit des Alten, des Mittelmäßigen und Unvollkommenen, daß es Wohlthaten, die seine Bildung und Gesittung, sein Glück und seinen Frieden fördern nur mit Widerwillen hinnimmt! Wem wird es bei der Macht dieser Erbsünde befremden, daß auch Fröbel dem seltsamen Geschick verdienstvoller Männer, – für Wahrheit Verfolgung, für Liebe Undank zu dulden nicht entgangen ist? Aber Werke, welche die Kurzsichtigkeit der Menschen zurückweist und durch Nichtachtung und Vorurtheil zu verderben droht, werden wunderbar erhalten durch die göttliche Kraft ihrer Urheber, durch den Muth und die Ausdauer, womit diese nicht aufhören, den Menschen auch gegen ihren Willen Gutes zu thun. Auch diese Geistesgröße besaß Fröbel neben den übrigen glänzenden Eigenschaften, die ihn vor seinen Zeitgenossen auszeichneten, und zum Gegenstand allgemeiner Verehrung machten. Kein Mißlingen seiner Pläne, keine Thorheit seiner Feinde – und Freunde, keine Noth ist im Stande gewesen, seinen Muth zu brechen, seine Berufstreue zu erschöpfen. Bis zum letzten Tage seines Lebens stand er ungeschwächt und zu jedem Kampfe bereit, ja seine Zuversicht und seine Hoffnungen wuchsen mit den Bedrängnissen, die seinem Werke sich entgegenstellten und im sichern Vorgefühl eines redlichen Sieges bekannte er noch kurz vor seinem Tode freudig vor seinen Freunden, daß just unter den schlimmen Zeichen der Gegenwart seiner Lehre neue Freunde und Anhänger gewonnen worden seien. Mit dieser Siegesfreudigkeit ist er zu dem Frieden Gottes eingegangen. –

Ich habe mich wohl ein wenig gehen lassen in meiner Schilderung? Werden Sie zürnen, daß ich nicht kurz gewesen bin und im Anschauen des Seelenbildes eines großen und guten Menschen den nächsten Zweck dieser Zeilen vergessen konnte? Ich muß nun schon meinen Bericht über die Kindergärten für einen zweiten Brief aufsparen. Erzählen Sie nur immer Ihren Kindern vom guten Vater Fröbel; bald hören Sie Mehr von ihm. Mit herzlichen Grüßen etc. etc.




Aus der Menschenheimath.

Briefe
Des Schulmeisters emer. Johannes Frisch an seinen ehemaligen Schüler.
Fünfter Brief.
Die Zauberer der Thierwelt.

Wenn ich von Zauberern, von Zauberei spreche, so weißt Du von selbst, mein lieber Freund, daß ich dabei nicht an Uebernatürliches denke, an eine besondere, die Naturgesetze übersteigende Macht. Denn Du weißt auch, daß ich die Macht der Naturgesetze über Alles hochschätze und mich in Demuth vor ihnen beuge. Und dennoch will ich Dir jetzt von Zauberern der Thierwelt erzählen? – So ist es! und Du wirst finden, daß es mit dieser Zauberei geht wie mit aller Zauberei – daß es dabei ganz natürlich hergeht, das heißt, [62] nach Vorschrift der Naturgesetze; nur daß wir das Gesetz, nach welchem dabei verfahren wird, nicht so offen vor Augen da liegen sehen, wie sonst. Du siehst hieraus, lieber Freund, daß wir den Menschen den Glauben an Zauberei und an Wunder nicht anders werden abgewöhnen können, als dadurch, daß wir sie anhalten, für jede ungewöhnliche Erscheinung, die ihnen aufstößt, immer nach einer ihr vorausgegangenen veranlassenden Ursache zu suchen. In den meisten Fällen werden sie diese finden, und zwar um so leichter und häufiger, je mehr sie mit den Gesetzen und Erscheinungen der sie umgebenden Natur bekannt sind.

Doch ich komme zu meinen Zauberern der Thierwelt.

Das sind keineswegs die Riesen oder die Prachtexemplare unter den Thieren. Suche sie vielmehr unter den kleinsten und unscheinbarsten Thierchen; und wo anders könnten wir sie vermuthen, als unter den Insekten, die man schon oft eine Welt voll Wunder genannt hat?

Die Gallwespen sind es, die ich meine, und ich halte es für das Beste, wenn ich Dir gleich am Anfange meiner kleinen Erzählung von ihren Zaubereien kurz und bestimmt angebe, worin ich denn ihre Zauberkraft finde. Ich finde sie in dem wunderbaren Vermögen, womit sie, die doch Thiere sind, in das Bildungsleben eines anderen Naturreiches, des Pflanzenreiches, eingreifen. Oder es wäre nicht wunderbar, daß die Eiche durch den winzigen Stich der kleinen Gallwespe gezwungen wird, an dieser Stelle die Galläpfel zu bilden, die außerdem ihren gewöhnlichen Bildungstrieben stets fern liegen? Unsere Blumenzüchter können viel – aber so etwas können sie nicht. Die haben z. B. aus der einfachen unscheinbaren wilden Georgine hunderte von Prachtsorten gezogen, aber diese sind zuletzt doch weiter nichts, als höhere Entwickelungen der schon in der einfachen Stammform vorhanden gewesenen Blumentheile. Und zudem haben es die Gärtner ja nicht einmal gemacht; sie wußten vorher nicht, welche neue und ob überhaupt eine neue Spielart das Ergebniß ihrer Culturversuche sein würde. Sie thaten weiter nichts, als sie gaben versuchsweise der sich entwickelnden Pflanze neue, von den gewöhnlichen abweichende Entwickelungsbedingungen und warteten nun ruhig ab, ob unter diesen die Natur, denn sie ist es, die es macht, etwas Anderes hervorbringen werde.

Anders bei den Gallwespen. Jede nach ihrer Art sticht bald den, bald jenen Theil dieser oder jener Pflanzenart an, legt ein oder einige ihrer winzigen Eierchen hinein und weiß nun bestimmt, daß sich um diese als Wiege und Vorratskammer bald die Galle wölben wird. Ich sage: sie weiß es, ich hätte vielmehr sagen sollen: sie ahnt es, oder noch besser: als naturnothwendige Folge stellt sich darauf die Gallenbildung ein.

Auf meinem heutigen Bildchen habe ich Dir F. 2 u. 3 die Rosengallwespe etwas vergrößert abgezeichnet. Darunter sind die Maaße der natürlichen Größe angegeben. Die Gallwespen bilden eine kleine Familie in der großen Insektenordnung, welche man Hautflügler, Hymenopteren, nennt. Ich nenne diese Ordnung immer die geistige Aristokratie unter den Insekten, und Du wirst diese Benennung passend finden, wenn ich Dir sage, daß auch die Bienen und Ameisen zu den Hautflüglern gehören.

Ich will Dir heute von den Gallwespen nur das erzählen, was auf die Bildung der Gallen Bezug hat.

Es sind nur wenige Pflanzen, auf denen man bis jetzt die Gallen gefunden hat. Unter diesen steht oben an die Eiche, die allein von etwa 30 verschiedenen Gallwespenarten als Gallbildnerin benutzt wird. Außerdem finden sich echte Gallwespen-Gallen noch auf den Rosen, namentlich auf den wilden Feldrosen, auf den Brombeersträuchen, auf dem wilden Mohn oder der bekannten benennenswerthen Klatschrose, der Genossin der Kornblume, und auf dem Habichtskraute.

Jede Gallwespenart hat besonders gestaltete und beschaffene Gallen, und diese finden sich nicht etwa an beliebigen Stellen der Gallenpflanze, sondern es herrscht hierin ein bestimmtes Gesetz. Die eine Art sticht nur die Knospen, eine andere die Schüsselchen der Eicheln, eine dritte nur die Unterseite der Blätter, eine andere nur die Oberseite der Blätter der Eiche an. Daß die Verschiedenheit der Gallen aber nicht von dieser Verschiedenheit der Pflanzentheile, aus denen sie hervorgehen, sondern von der Artverschiedenheit der Gallwespen herrühre, geht daraus bestimmt hervor, daß man zuweilen auf der Oberseite eines Eichenblattes die von einander ganz verschiedenen Gallen zweier Gallwespenarten nebeneinander findet.

Figur 1 zeigt Dir etwas, was Du ohne Zweifel schon in der Natur gesehen hast. Es ist die moosartige Galle der Rosengallwespe. Diese scheint ausnahmsweise in der Wahl ihres Platzes nicht beschränkt zu sein, indem man diesen sogenannten Bedeguar sowohl an den jungen Zweigen als auch an den Blattstielen und Blättern der wilden Rose findet. Inwendig ist der moosartige meist braun- oder karminroth gefärbte krause Kopf der Galle mit einem dichteren wachskammerigen Kerne erfüllt, in dessen Zellen die madenförmigen Lärvchen der Gallwespe Wohnung und Nahrung finden.

[63] Aber nun sieh Dir einmal den Eichenzweig F. 4 an. An ihm sind die Knospen zu großen bleichfarbigen artischocken- oder hopfenähnlichen Bildungen umgewandelt. Die Knospenschuppen sind zu förmlichen Blättchen geworden, die äußeren breit und kurz, die inneren schmal und lang.

Inwendig findet sich im Grunde dieser metamorphosirten Eichenknospe ein braunschwarzer Körper (F. 5), der einem Apfelkerne an Gestalt und Größe nahe kommt. Das ist die eigentliche Kammer des Lärvchens; das andere ist blos Nebensache. Bei F. 6 habe ich von dieser Kammer senkrecht ein Stück abgeschnitten und Du siehst inwendig die gekrümmte Gallwespenlarve liegen.

Figur 7 zeigt Dir ein Eichenblatt. Auf seiner Oberseite sitzen eine Menge kleine Bach-Gallen, welche ich Dir nicht besser, als durch eine Vergleichung mit – Hemdenknöpfchen beschreiben kann. Ihr Rand ist etwas erhabener als der Mittelpunkt, und von diesem sind sie nach dem Rande hin mit seidenartigem Ueberzuge strahlig bedeckt. Auch in diesem engen Kämmerlein, von denen F. 8 eine Vergrößerung zeigt, liegt ein Lärvchen.

Ist das nicht die wahre, echte „natürliche Magie“?

Versuchen wir es jetzt, sie uns zu erklären.

Wir finden, wie überall im Thierreiche, so namentlich bei den Insekten die wunderbarsten und sinnreichsten Vorkehrungen von der Natur getroffen bei der Ablegung der Eier und überhaupt in der Sorge für die Nachkommenschaft. Bei den Gallwespen sind dieselben rein chemischer Natur und bieten, wie vielleicht nirgends augenfälliger im ganzen Naturhaushalte, den Beweis, daß alles Leben zuletzt auf physikalischen und chemischen Processen beruht.

Es ist unmöglich, sich die Sache anders und mit den Naturgesetzen übereinstimmender zu denken, als so, daß das Gallwespenweibchen bei dem Stiche in das Pflanzenglied mit dem Ei zugleich ein winziges Tröpfchen eines Saftes in die Wunde bringt, welches mit den Säften der Pflanze sofort sich vermischt und dadurch die Gallenbildung hervorruft. Die Verschiedenheit der von den verschiedenen Gallwespenarten abgegebenen Säfte (denn ohne Zweifel sind sie in jeder Art verschieden) und die Verschiedenheit der Pflanzensäfte bedingen die verschiedene Form und Beschaffenheit der Gallen.

Wenn man die Sache so auffaßt, wie man sie vernunft- und naturgemäß gar nicht anders auffassen kann, dann hört die Gallenbildung auf, blos eine Nahrung für das nach Naturwundern verlangende Gemüth zu sein, und sie wird eine von den erst wenigen aufgefundenen Wurzeln, aus welchen die Wissenschaft dereinst den Baum des Lebens aufbauen wird.

Ja, Freund, in dem Zunächst liegenden, von uns darum meist Uebersehenen, liegen oft die wichtigsten Aufschlüsse über das Geheimniß des Lebens.

Nichts ist klein, was uns Anlaß zum forschenden Denken darüber giebt!




Unterhaltungen über deutsche Classiker.

„Wenn Deutschland“, sagt die Cotta’sche Buchhandlung in der Ankündigung der eben erscheinenden wohlfeilen Ausgabe der deutschen Classiker, die, nebenbei gesagt, sehr ärmlich und geschmacklos ausgestattet ist, „trotz aller politischen Zerklüftung auf etwas stolz zu sein das Recht hat, so sind es seine großen Dichter und Denker, deren unsterbliche Werke, hervorgegangen aus dem unergründlichen Walten des Volksgeistes, umgekehrt wieder auf dessen Entwicklung und Fortbildung den mächtigsten Einfluß zu üben bestimmt sind. Diese Schriften, die Geistesblüthen der Edelsten unseres Volkes, sind ein reicher unerschöpflicher Born, der seinen befruchtenden Segen über die gegenwärtigen und kommenden Geschlechter in ungeschwächter Kraft fort und fort ergießt; sie sind ein theures Vermächtniß, zu dessen Genusse jeder, der dazu die Fähigkeit hat, berechtigt ist“.

Sehr wahr, aber das Verständniß und somit der Genuß dieser unsterblichen Werke würde um ein Bedeutendes gefördert werden durch genauere Kenntniß der Männer, die sie schufen, und für diese Kenntniß ist unter den Tausenden im Volke, die Schiller, Göthe u. s. w. verehren und bewundern, bisher sehr wenig gethan worden, obschon der schönste Stoff in reichster Fülle namentlich in den Briefen sich findet, welche jene Männer unter einander und mit Andern gewechselt haben und die gedruckt vorliegen. Freilich umfassen diese Briefe bereits wohl hundert Bände und es ist nicht Jedermanns Sache, dieselben durchzustudiren.

[64] Da streitet man z. B., welcher der Größere sei, ob Schiller, ob Göthe, obgleich der Streit ein sehr müßiger ist, denn Göthe selbst sagte schon: „die Deutschen sollten sich freuen, daß sie zwei solche Kerle haben wie wir.“ Haben die beiden Dichterfürsten nicht selbst ihre Meinung über sich und über einander ausgesprochen und sollte nicht das, was Schiller über Göthe, Göthe über Schiller und jeder über sich selbst sagt, das Entscheidende und Maßgebende sein?

Sie haben sehr oft und sehr aufrichtig über einander gesprochen; so z. B. schreibt

Schiller über Göthe

zuerst an Körner am 12. Aug. 1787: "Göthe wird von vielen Menschen mit einer Art Anbetung genannt und mehr noch als Mensch denn als Schriftsteller geliebt und bewundert. Alles, was er ist, ist er ganz und er kann, wie Julius Cäsar, Vieles zugleich sein. Nach Herder’s Behauptung hat er einen klaren universalischen Verstand, das wahrste und innigste Gefühl, die größte Reinheit des Herzens, ist auch rein von allem Intriguengeist und hat wissentlich noch Niemand verfolgt, noch keines Andern Glück untergraben. Er liebt in allen Dingen Helle und Klarheit, selbst im Kleinen seiner politischen Geschäfte und mit eben diesem Eifer haßt er Mystik, Geschraubtheit und Verworrenheit." Am 19. Decbr. 87 (ebenfalls an Körner): "Göthe’s Rückkunft aus Italien ist noch ungewiß. Während er dort malt, müssen Andere für ihn wie Lastthiere schwitzen. Er verzehrt in Italien für Nichtsthun eine Besoldung von 1800 Thlrn. und sie müssen für die Hälfte des Geldes doppelte Last tragen."

Am 12. Decbr. 88 schreibt er seiner zukünftigen Schwägerin: „Göthe will ich heute besuchen. Er ist gar selten allein und ich möchte doch nicht gern blos ihn beobachten, sondern mir auch etwas für mich aus ihm nehmen. Der Herzog ist die Abende fast immer da und den Vormittag belagern ihn Geschäfte.“

Am 28. Decbr. berichtet er derselben: „Göthe habe ich einmal besucht. Er zeigt viele Theilnahme an dem, was er glaubt, daß es zu meinem Glücke beitragen könnte“; dagegen vertraut er seinem Freunde Körner (2. Febr. 89): „Oefters um Göthe zu sein, würde mich unglücklich machen; er hat auch gegen seine nächsten Freunde kein Moment der Ergießung, er ist an nichts zu fassen; ich glaube in der That, er ist ein Egoist in ungewöhnlichem Grade. Er besitzt das Talent, die Menschen zu fesseln und durch kleine sowohl als große Attentionen sich verbindlich zu machen, aber sich selbst weiß er immer frei zu erhalten. Er macht seine Existenz wohlthätig kund, aber nur wie ein Gott, ohne sich selbst zu geben, - dies scheint mir eine consequente und planmäßige Handlungsart, die ganz auf den höchsten Genuß der Eigenliebe calculirt ist. Mir ist er dadurch verhaßt, obgleich ich seinen Geist von ganzem Herzen liebe und groß von ihm denke. Eine ganz sonderbare Mischung von Haß und Liebe ist es, die er in mir geweckt hat, eine Empfindung, die derjenigen nicht unähnlich ist, die Brutus und Cassius gegen Cäsar gehabt haben müssen; ich könnte seinen Geist umbringen und ihn von Herzen lieben. „Die Götter Griechenlands“ hat er sehr günstig beurteilt, nur zu lang hat er sie gefunden, worin er auch nicht unrecht haben mag. Sein Kopf ist reif. Ich will ihn auch mit Lauschern umgeben, denn ich selbst werde ihn nie über mich befragen.“

Schon am 25. Febr. 89 erklärt Schiller geradezu: „Mit Göthe messe ich mich nicht, wenn er seine ganze Kraft anwenden will. Er hat weit mehr Genie als ich und dabei weit mehr Reichthum an Kenntnissen, eine sichere Sinnlichkeit und zu allem diesen einen durch Kunstkenntniß aller Art geläuterten und verfeinerten Kunstsinn, was mir in einem Grade mangelt, der ganz und gar bis zur Unwissenheit geht.“

Er lernte Göthe näher kennen, er kam allmälig öfterer mit ihm in Berührung und es entstand innige Freundschaft zwischen beiden, so daß Göthe selbst sagt: „so verschieden unsere beiderseitigen Naturen waren, so gingen doch unsere Neigungen auf Eins, welches denn unser Verhältniß so innig machte, daß im Grunde Keiner ohne den Andern leben konnte.“ Namentlich verging von 1794 an bis zu Schiller’s Tod kaum ein Tag, an welchem sie einander nicht wenigstens schrieben. Der erste Brief Schiller’s an Göthe (23. Aug. 1794) sagt unter Anderm: „lange schon habe ich dem Gange Ihres Geistes zugesehen. Sie suchen das Nothwendige der Natur, aber Sie suchen es auf dem schwersten Wege, vor welchem jede schwächere Kraft sich wohl hüten wird. Sie nehmen die ganze Natur zusammen, um über das Einzelne Licht zu bekommen; in der Allheit ihrer Erscheinungsarten suchen Sie den Erklärungsgrund für das Individuum auf. Von der einfachen Organisation steigen Sie, Schritt vor Schritt, zu der mehr verwickelten hinauf, um endlich die verwickeltste von allen, den Menschen, aus den Materialien des ganzen Naturgebäudes zu erbauen. Dadurch, daß Sie ihn in der Natur gleichsam nacherschaffen, suchen Sie in seine Technik einzudringen - eine große Idee, die zur Genüge zeigt, wie sehr Ihr Geist das reiche Ganze seiner Vorstellungen in seiner schönen Einheit zusammenhält. Sie können niemals gehofft haben, daß Ihr Leben zu einem solchen Ziel zureichen werde, aber einen solchen Weg auch nur einzuschlagen ist mehr werth als jeden anderen zu endigen. Da Sie ein Deutscher geboren sind, da Ihr griechischer Geist in diese nordische Schöpfung geworfen wurde, blieb Ihnen keine andere Wahl, als entweder selbst ein nordischer Künstler zu werden, oder Ihrer Einbildungskraft das, was ihr die Wirklichkeit vorenthielt, durch Nachhülfe der Denkkraft zu ersetzen und so gleichsam von innen heraus ein Griechenland zu gebären etc.“

Wie die Unterredungen mit Göthe auf Schiller gewirkt, schreibt dieser selbst mehrmals z. B. 1795:

„Es wird mir Zeit kosten, alle die Ideen zu entwirren, die Sie in mir angeregt haben, aber keine einzige, hoffe ich, soll verloren sein.“

Ferner: „Die Unterhaltung mit Ihnen hat meine ganze Ideenmasse in Bewegung gebracht. Ueber so Manches, worüber ich mit mir selbst nicht einig werden konnte, hat die Anschauung Ihres Geistes ein unerwartetes Licht mir angesteckt. Mir fehlte der Körper zu manchen Ideen und Sie brachten mich auf die Spur derselben.“

Und 1796: „Ich empfinde es ganz erstaunlich, was Ihr näheres Einwirken auf mich in mir verändert hat und obgleich an der Art und an dem Vermögen nichts anders gemacht ist, so ist doch eine große Läuterung in mir vorgegangen.“

[65] Und 1797 „Ich kann nie von Ihnen gehen, ohne daß etwas in mir gepflanzt worden wäre, und die schönste und fruchtbarste Art, wie ich unsere wechselseitigen Mittheilungen benutze, ist immer diese, daß ich sie unmittelbar auf die gegenwärtige Beschäftigung (die Arbeit an Wallenstein) anwende und gleich productiv gebrauche.“

An Prof. Meyer[WS 5] endlich schreibt er am 21. Juli 1797 über Göthe: „während wir Andern mühselig sammeln und prüfen müssen, um etwas Leidliches hervorzubringen, darf er nur leis an dem Baume schütteln, um sich die schönsten Früchte, reif und schwer, zufallen zu lassen. Es ist unglaublich, mit welcher Leichtigkeit er jetzt die Früchte eines wohl angewandten Lebens und einer erhaltenden Bildung an sich selbst einerntet, wie bedeutend und sicher jetzt alle seine Schritte sind, wie ihn die Klarheit über sich selbst und die Gegenstände vor jedem eiteln Streben und Herumtappen bewahrt.“




Blätter und Blüthen.

Menschenhandel in Egypten. Als ich gestern von der Jagd an’s Ufer zurückkam – erzählt Gentz[WS 6] in seiner schon erwähnten Reise[WS 7] – fand ich ein Sklavenschiff, das aus dem Sennaar[WS 8] kam, gelandet. Der Herr des Schiffes hielt mich für einen Türken und wurde in diesem Glauben noch bestärkt, da mein Reisegefährte von Zeit zu Zeit einige türkische Worte, die er in Constantinopel gelernt hat, hören ließ. Ich unterhielt mich mit ihm, so gut es ging, arabisch; er erzählte, daß er aus Kartum käme, wo er die deutsche Expedition angetroffen, welche seit acht Monaten von Cairo abgereist ist, um die Quellen des Nils zu entdecken. Ich drückte den Wunsch aus, einige Sklaven zu kaufen; er zeigte mir alle; sie waren sehr jung. Unter den Mädchen befanden sich drei von einer mir unbekannten Race, wahrscheinlich aus der Gegend von Abyssinien. Die eine von ihnen zeichte sich durch eine wunderbare Schönheit aus. Von Farbe war sie fast schwarz und ohne Flecken, die sich häufig bei den Negern finden; die Haut war sanft wie Sammet, die Form der Gesichtszüge so edel, daß nicht die geringste Analogie der Negerformation sich zeigte; die Bildung der Nase im Gegentheil zeigte fast den römischen Typus; der Blick der Augen war von einem Adel, der niemals den Negersklavinnen eigen ist. Man befindet sich in einer seltenen Lage, vis à vis einem Sklavenhändler, dessen Waare zu kaufen man vorgiebt, wenn er einem ein schönes, junges Wesen vorführt, für das man leicht eine große Affektion fühlen könnte, und ihr gebieten sieht, alle ihre Reize zu enthüllen. So lässt er sie den Mund öffnen, um die Vortrefflichkeit der Zähne zu zeigen, alle Bewegungen mit Armen und Füßen machen, um zu constatiren, daß alle Gelenke ihre Funktionen verrichten. Die Negerinnen sind ziemlich unempfindlich bei all diesen Operationen; nicht so die edlere Race der Abyssinierinnen, der Schan-Gallas und der Barabras[WS 9]. –

Kauft man eine Sklavin, so hat man das Recht, dieselbe während dreier Tage bei sich zu behalten, ihre Vorzüge und Mängel gründlich zu studiren, und kann sie dann, wenn man an ihr unangenehme Eigenschaften entdeckt, dem Sklavenhändler zurückgeben. Schnarcht sie vielleicht dem Herrn, der sie kaufen will zu stark, so ist dies ein vollgültiger Grund, die Stipulation[WS 10] rückgängig zu machen. – Die schöne liebenswürdige Sklavin erinnerte mich an einen Spruch des weisen Salomon, welcher Frauenschönheit zu würdigen verstand; er läßt die Geliebte sprechen. „Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems.“ –

Ich machte dem Mädchen eine kleine Goldmünze zum Geschenk, welche sie mit vielem Zaudern annahm, während die Negerinnen sich vordrängen, um ein Geschenk zu erhaschen. Die Sklavenhändler behandeln diese armen Geschöpfe so gut wie möglich, besonders so lange, bis sie in Cairo angekommen sind, aus Furcht, daß sie ihnen fortlaufen; nur die Männer bindet man je ein Dutzend an eine lange Stange mit den Händen, und läßt sie so vor der Karavane einher laufen; den Mädchen schwatzen sie vor, daß sie große Damen in den Harems der reichen Paschas werden würden; oft ist dies der Fall, und dann befinden sie sich in einer Lage, die manche Schöne unserer Länder beneiden würde. Die Sklaven in den Ländern der Muselmänner genießen – man muß dies gerechterweise anerkennen – ein unendlich besseres Loos, als die Sklaven der amerikanischen christlichen Kolonien der Spanier und übrigen Völker. – Einen sehr netten und hübschen Jungen kann man hier für 10–40 Thaler kaufen. Als ich ein kleines Dorf in der Nähe Philoë’s passirte, bot man mir allerhand Sachen zum Kauf an, Datteln, Hühner, Lanzen, Schilde aus der Haut des Hippopotam, und unter Anderm ein kleines Mädchen von 1 1/2 Jahren etwa, dessen die Mutter sich gern um 2 oder 3 Thaler entledigt hätte. –




Avis für reiche Auswanderer nach Amerika. Kaum glaublich ist es, wie gut gestellt und verwöhnt dort die Dienstmägde sind. Ist gleich keineswegs, wie von Manchen erwähnt wird, es allgemeiner Gebrauch, diese mit an dem Tische der Hausherrschaft speisen zu lassen, müssen sie vielmehr in den Häusern der Vornehmen ihre Mahlzeiten in der Küche verzehren, so wird doch für sie nicht besonders gekocht, sondern sie bekommen ihren Theil von den Speisen der Herrschaft, dazu einen Lohn, der mindestens monatlich drei Dollar beträgt. Ein Mädchen, das aber nur etwas gewandt ist, bekommt monatlich vier bis fünf Dollar. Versteht dasselbe dagegen das Kochen oder Nähen, so erhält es sechs bis acht Dollar. So ist es wenigstens in den östlichen Staaten. Ob sich’s im Innern anders verhält, weiß ich zwar nicht, bezweifle dieses aber, weil in den Küstengegenden durch die Menge von Einwanderern es nicht an Mädchen gebricht, wogegen es im Innern an solchen mangelt. Nur in den sklavenhaltenden Staaten tritt ein anderes Verhältniß ein, indem die Sklavinnen von den Eigenthümern als Dienstmägde gegen niedrigern Lohn vermiethet werden. Nun sind die Stoffe der Kleidungsstücke, namentlich die baumnwollnen und wollnen, in den Vereinigten Staaten fast wohlfeiler als in Deutschland; nur das Macherlohn ist theuer. Gleichfalls sind die Schuhe, [66] insbesondere die in Fabriken angefertigten, nicht genähten, sondern mit hölzernen Stiften versehenen, dessenungeachtet aber zierlich und dauerhaft gearbeiteten, beinah billiger als in Deutschland. Da nun die Mädchen weder grobe Arbeit noch viele Wege zu verrichten brauchen, weil alle Lebensmittel in der Nähe der Wohnungen zu haben sind, viele Ausrichtungen von selbst wegfallen, indem die Amerikaner wenig mit Andern im Verkehr leben, so zerreißen sie auch wenig Kleidungsstücke und haben Zeit genug, sie selbst anzufertigen, oder wenn sie dazu nicht im Stande sind, wenigstens sie auszubessern, und können daher fast allen Lohn sich ersparen. Freilich aber wollen sie im Aufwande hinter den Amerikanerinnen nicht zurückbleiben, und dann geht ein großer Theil ihres Lohnes in Luxusgegenständen wieder drauf. Das Widerlichste aber für die Herrschaft ist, daß alle Miethverträge nur auf einen Monat abgeschlossen werden, und daß das Mädchen vorher nicht zu kündigen braucht. Der Herrschaft steht zwar dasselbe Recht dem Mädchen gegenüber zu. Sie wird aber höchst selten davon Gebrauch machen, sobald die Magd nur einigermaßen gut ist, während das Mädchen, um höhern Lohn von der Herrschaft zu erpressen, oder um sie des erhaltenen geringfügigen Verweises wegen in Verlegenheit zu setzen, mit Ablauf des Monats anzeigt, daß es denselben Abend noch, oder am nächsten Morgen aus dem Dienst gehen werde. Dann mag die Herrschaft zusehen, woher sie sofort eine andere Magd bekommt. Ist die Magd frech oder faul, so muß man das über sich ergehen lassen, oder sie durch Auszahlung des vollen monatlichen Lohns sich vom Halse schaffen, da man nur wegen begangener Verbrechen sie ohne Lohnzahlung aus dem Dienste weisen kann. Schickt man sie fort wegen ein oder der andern Untugend, selten bekommt man bessere, da man sie immer aufs Geradewohl miethen muß, weil kein Mädchen Zeugnisse seines Wohlverhaltens mit sich führt. Das Verhältniß der Dienstboten zur Herrschaft allein kann dem, der an Aufwartung gewöhnt ist, den Aufenthalt in Amerika verleiden. Dem wird nun von Manchen entgegengehalten, daß es nicht auffalle, wenn man die Dienste der Mägde selbst verrichte: die Schuhe putze, Zimmer und Straße kehre u. s. w. In gewissen Kreisen, bis zum vermöglichen Mittelstande, sind solche Verrichtungen allerdings nicht anstößig. Indessen die Reichen hüten sich gar sehr sie vorzunehmen, und wer mit ihnen im Verkehr leben will oder muß, mag sich ebenfalls derselben enthalten, will er nicht in ihren Augen sich erniedrigen. Zugestanden aber, in solchen Verrichtungen liege nichts Anstößiges: ist ihre Vornahme für den, der in der Lage ist, eine Dienstmagd sich halten zu können, eine Annehmlichkeit, oder daß man sie, ohne Anstoß zu erregen, vornehmen kann, ein Vorzug der Vereinigten Staaten – wie manche wunderbarer Weise behaupten wollen?

St. Petersburger Adreßbuch. Zu den Merkwürdigkeiten dieser Hauptstadt, sagt die Petersburger Zeitung, gehört ein Buch, das das einzige in der ganzen Welt sein dürfte, welches über eine Million Seiten zählt, dessen Blätter mit Eisenstäben zusammengeheftet sind und dessen Einband das Stockwerk eines großen Hauses ist. – Dieses Riesenbuch nimmt die obere Etage der Uprava (Polizeiamt) ein und ist der sogenannte Adreßtisch, der zwar schon seit längerer Zeit besteht, aber erst seit kurzem den letzten Grad der Vollendung erreicht hat und noch keineswegs so allgemein bekannt ist, wie er seiner Nützlichkeit und zweckmäßigen Einrichtung wegen verdient. Sobald nämlich Jemand seine Wohnung verändert – und dieser Fall tritt laut offiziellen Angaben in Petersburg täglich zweitausend Mal ein – füllt der Hausbesitzer einen vorschriftsmäßig gedruckten und eingerichteten Schein mit dem Namen und Stande des neuen Miethsmannes aus und schickt ihn auf das Comtoir des Quartaloffiziers, der ihn ohne Zeitverlust an den Adreßtisch befördert. Hier ist eine kleine Anzahl von Beamten hinreichend, um die einlaufenden Scheine sogleich nach den Ständen und nach den Anfangsbuchstaben des Namens zu klassifiziren. Die Zettel, welche alle zu diesem Zwecke auf der linken Seite zwei große runde Löcher haben, werden ganz einfach an bogenförmigen Eisenstäben aufgereiht, die sich in der Mitte öffnen lassen, so daß man augenblicklich beliebige Blätter herausnehmen und neue hinzuthun kann. Lange Reihen solcher Zettelstäbe in schönster Ordnung füllen im eigentlichen Sinne mehrere geräumige Säle, und so bedarf es nur weniger Minuten, um den Aufenthalt des obscursten Petersburgers, der gestern ausgezogen, unfehlbar ausfindig zu machen.



Briefkasten.

Aus Gera. Bei der angestrengtesten Arbeit, die nach Ihren Zeilen Ihnen obzuliegen scheint, ist es doppelt hübsch von Ihnen, sich so ausführlich mit den gestellten Fragen beschäftigt zu haben. Aber Sie haben dieselben mehr von Ihrem eigenen persönlichen Standpunkt aus behandelt und mehr die äußeren Verhältnisse, als den innersten Menschen betrachtet. – Aus Jena. (H. G.) Ihnen nicht minder freundlichen Dank als Ihrer (Frau ober Fräulein) Schwester, obgleich diese in manchen Punkten den Fragen schon tiefer und schärfer zu Grunde geht als Sie. Wenn Sie diese Zeilen lesen, werden Sie schon meine Beantwortungen in Händen und gesehen haben, wie dieselben mit manchen der Ihrer Schwester frappant zusammen stimmen, wenn auch mehr dem innern Sinne nach als der Darstellung. So namentlich bei Frage 3, 4, 5. und 10. Bei Frage 8 stimmte ich in meiner Beantwortung mehr mit Ihnen, als mit Ihrer Schwester, doch hat auch deren Beantwortung so viel Richtiges, daß ich mich nicht enthalten kann, sie hier zu weiterer Beachtung mitzutheilen. – Fr.: Wer erscheint in einer Gesellschaft oft am geistreichsten? – Antw.: Der Belesene. Erborgte, auswendig gelernte Weisheit, läßt sich gewandter wiedergeben als eigenes Wissen, die Frucht reiflichen, tiefen Denkens. Ebenso ist die Beantwortung Ihrer Schwester von Frage 9, einer besonderen Beachtung werth, so daß sich Viele dieselbe merken möchten. – Fr.: Wem bieten wir am liebsten unsere Wohltaten an? – Antw.: Dem, der es recht laut in der Welt ausposaunt. Der Fragsteller. – Dr. L--u. in Frkft. Sie sind nicht glücklich in der Wahl Ihrer Stoffe. Die Hutgeschichte ist nicht neu und die Einkleidung allein thut’s nicht. Das Freiexemplar wird Ihnen in der angedeuteten Weise zugehen. – Hbr. in Pl. Freundlichen Dank für das ausführliche Schreiben. Sie werden das Gesandte in der nächsten Nummer finden.

Die Redaktion.     


Berichtigung. Nr. 5. Seite 45, ist in der 2. Spalte, Zeile 1, statt Angel „Regel“ zu lesen.

"     "     "     54, ist in der 2.     "     "     10,     "     In Europa „In der europäischen Türkei“ zu lesen.



Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Schnellpressendruck von Giesecke & Devrient in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gottlieb Anton Gruner, deutscher Pädagoge (1778–1844) (Quelle: Deutsche Biographie)
  2. Vorlage unleserlich
  3. Johann Wilhelm Middendorf, deutscher evangelischer Theologe und Pädagoge (1793–1853) (Quelle: Wikipedia)
  4. Johannes Arnold Barop, deutscher Pädagoge (1802–1878)
  5. Heinrich Meyer, Schweizer Maler und Kunstschriftsteller (1760–1832) (Quelle: Wikipedia)
  6. Karl Wilhelm Gentz (1822-1890), deutscher Maler (Quelle: Wikipedia)
  7. „Briefe einer Reise nach Ägypten und Nubien 1850/1851“, Berlin 1853
  8. Sannar, Bundesstaat im Südosten des Sudan (Quelle: Wikipedia)
  9. Historische Bezeichnung für Nubier (Quelle: englische Wikipedia)
  10. Vertragstyp des römischen Rechts (Quelle: Wikipedia)