Die Kapelle des Peterhofes

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Autor: Friedrich Kempf
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Titel: Die Kapelle des Peterhofes
Untertitel:
aus: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten Seite 357-363
Herausgeber: Badischer Architekten- und Ingenieur- Verband
Auflage:
Entstehungsdatum: 1898
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: H. M. Poppes & Sohn
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Erscheinungsort: Freiburg
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Nordwand der Peterhof-Kapelle.


DIE KAPELLE DES PETERHOFES[1].
Von Fr. Kempf.

Die Gebäudegruppe, welche mit dem Namen Peterhof bezeichnet ist, gehörte ehemals der Benediktinerabtei St. Peter auf dem Schwarzwalde.

Im Jahre 1507 erwarb Abt Petrus Gremmelspach ein kleines Haus mit dem daran anstossenden Garten, »die alte Münze«, in welcher ehemals die Prägestätte des städtischen Geldes sich befunden hatte, gelegen, »unten in der Hellergasse, auch die Münzgasse genannt«. Die nachfolgenden Aebte Adam Geldin, Johannes VII. Erb und Daniel Wehinger vergrösserten dann dieses Besitzthum durch Ankauf der Häuser »zum Hasen« und »zum Löweneck«, sowie einiger anderer Grundstücke in der Löwengasse und der benachbarten Kittelgasse. An Stelle dieser meist kleinen Liegenschaften, die sich im Ganzen auf sechs bis sieben belaufen haben mögen, wurde ein grösseres zusammenhängendes Gebäude, der eigentliche Peterhof, aufgeführt. Diesen unterzog bereits Abt Johannes Joachim Mynsinger von Frundeck (1580–1585) einer umfassenden Restauration, doch starb er vor Vollendung der Arbeiten nach fünfjähriger Regierung plötzlich im Klosterhof. Sein Nachfolger Gallus Vögelin, ein kunstsinniger und baulustiger [365] Prälat, begann alsbald mit dem Bau der Heiligkreuzkapelle, welcher so rasch gefördert wurde, dass die Jahreszahl 1587 als Zeitpunkt der Vollendung in die Altarplatte eingemeisselt werden konnte. Abt Gallus erstand hierauf noch ein an den Hof anstossendes Haus um den Kaufpreis von 1100 Gulden.


Wappen an der Aussenseite des Peterhofes.


Der Peterhof diente den Aebten und Mönchen, wenn sie sich in Freiburg aufhielten, als Absteigequartier. Auch beherbergte er Mönche und Zöglinge von anderen Klöstern, welche die hiesige Universität besuchten. Ebenso erhielten daselbst die studirenden Söhne mehrerer Adelsfamilien ihre Verpflegung. Nach der Aufhebung der Abtei im März 1807 ergriff der Staat Besitz von dem Hofe, welcher von da ab nach und nach verschiedene Bestimmungen erfüllte. Eine Zeit lang war das Gymnasium darin untergebracht,[WS 1] später diente er den Zwecken der Garnisonverwaltung und ist noch gegenwärtig Eigenthum des Militärfiskus.,[WS 2]


Wappentafel im Peterhof.


Das Gebäude zeigt in seiner heutigen Anlage deutlich die verschiedenen Entwickelungszeiten. Im 18. Jahrhundert hat es einen vollständigen Umbau erfahren, wie sich das aus der jetzt vorherrschenden [366] Architectur und seiner ganzen Erscheinung auf den ersten Blick ergibt. Ueber der äusseren Eingangsthüre ist das bei der Kapelle wiederkehrende Wappen der Abtei St. Peter und ihres Abtes mit Inful und Stab angebracht; ein zweites befindet sich über dem Hofeingange mit der Jahreszahl MDCCXXXI und darüber die Buchstaben: ‚V(dalrici) A(bbatis) S. P(etri)‘, zweifellos das Wappen des baueifrigen Abtes Ulrich Bürgi, der 1719–1739 regierte und unter vielem Anderen die St. Ursula-Kapelle zu St. Peter durch Meister Johann Fesenmayer von Freiburg ausführen liess, sowie die Pfarr- und Seminar-Kirche daselbst, als deren Meister Peter Thumb aus Betzen im Bregenzerwald genannt wird. Die genannte Kapelle wurde 1720, die Kirche 1727 geweiht. Es ist hiernach nicht unwahrscheinlich, dass einer der beiden Meister auch den Umbau des Peterhofes besorgt hat.



Aelteren Charakter haben gegenwärtig nur noch wenige Theile des Peterhofes. Zu diesen aber gehört in hervorragender Weise die von späteren Zuthaten vollständig befreite Kapelle. Sie war, wie oben gesagt, dem hl. Kreuze geweiht und ist, wie gleichfalls schon erwähnt wurde, durch Abt Gallus erbaut, dessen Wappen in dem reich gemeisselten Skulpturwerk über der Eingangsthüre des Wendeltreppenthurmes im Hofe zu erblicken ist. Das Werk stammt aus einer Zeit, [367] in der man immer noch mit Liebe am Alten festhielt und so lässt sie eine reizvolle Verbindung von neuen und alten Bildungen erkennen. Der in Stuck gekleidete Raum ist im Allgemeinen gut erhalten, trotzdem er lange Zeit als militärisches Magazin hat dienen müssen. Dem Grossh. Conservator der kirchlichen Alterthümer, Geh. Hofrath F. X. Kraus, gebührt das Verdienst, auf das interessante Denkmal die Aufmerksamkeit gelenkt und dessen gründliche Wiederherstellung durchgeführt zu haben. Zu der Instandsetzung, welche im Jahre 1892 erfolgte, haben der Militärfiskus und das Grossh. Ministerium die erforderlichen Mittel bewilligt.


Kapelle im Petershof / (Querschnitt.)


Auf einer eisernen Treppe, welche jetzt vom Hofe aus die Kapelle zugänglich macht (früher war diese nur von dem grossen Saale aus, dem jetzigen Garnison-Verwaltungsbureau, zu erreichen), gelangt man zunächst in einen Vorraum, von welchem einige Stufen hinab führen. Eine 0,90 m breite Thüre, die durch ein interessantes Schloss mit drei Riegeln an der Innenseite bemerkenswerth ist, schliesst die Kapelle sicher ab. Das Aeussere ist mit unverkennbarer Absicht vollständig schmucklos gelassen; um so grösser ist die Ueberraschung, die uns [368] die glänzende Ausstattung des Innern bietet. Die schlichte Aussenseite wird wohl auch die Ursache sein, dass die Kapelle so lange unbeachtet geblieben ist.


Fensterschnitte aus der Kapelle im Petershof.
1587


Der im Grundriss rechteckige, gewölbte Innenraum hat eine Länge von 7,15 m und eine Breite von 5 m. Das Gewölbe wirkt etwas gedrückt, da seine Höhe nur 3,60 m beträgt. Der Boden ist mit quadratischen ungemusterten – nur bei einigen scheinen Spuren von Musterung vorhanden zu sein – Ziegelplatten belegt. Luft und Licht empfängt die Kapelle durch zwei etwas über 1 m grosse Rundbogenfenster, wovon das eine über dem Altar, das andere diesem gegenüber angebracht ist. Zwei Kreuzgewölbe auf Hausteinrippen bilden die Decke. In ihre Felder sind sich durchkreuzende, schwächer profilirte Rippen sternförmig eingelegt, deren Anfänge durch Masken vermittelt werden. Auf den Kreuzungspunkten dieser Zwischenrippen schweben nackte, anmuthige Engelsgestalten mit Musikinstrumenten. Die kreisrunden Schlusssteine der Diagonalrippen enthalten zwei Doppelwappen: das eine mit den zwei Schlüsseln und dem Stern ist das Wappen der Abtei, das andere mit den zwei Leoparden und dem Adler im rothen Felde, bedeckt von der Mitra, dasjenige des regierenden Abtes. Die Gewölbefelder sind durch erhaben gearbeitete Sterne belebt. Die ganze Gewölbeanordnung zeigt unverkennbar gothische Anklänge.


Decke der Kapelle.


Etwa 1,50 m über dem Boden zieht sich rings um die Kapelle ein hübsch gegliedertes Horizontalgesimse, über welchem die Spitzbogenzwickel [369] einen ungemein reichen ornamentalen und figürlichen Schmuck zeigen. Zu beiden Seiten der Rundbogenfenster sind, von reichem Flecht- und Rollwerk und von Engelsputten umgeben, auf höchst geschickte Weise die vier Evangelisten mit ihren Symbolen, sitzend und in Betrachtung vertieft, den Blick auf das Evangelienbuch gerichtet, in hohem Relief angeordnet und zwar auf der östlichen Wand Markus und Matthäus, auf der westlichen Lukas und Johannes.

An der Ostwand steht noch die alte Mensa des Altares, deren Platte auf der Vorderseite die schon erwähnte Jahreszahl 1587 trägt. In die Leibungen der beiden Fenster sind hübsch gezeichnete Flachmusterornamente eingelegt.

Die Bogenzwickel der Langseiten sind durch reiche dreitheilige, schön gegliederte Pilasterarchitectur mit Roll- und Bandwerk ausgefüllt. Die Pilaster selbst zeigen Laubwerkfüllungen und Masken unter den Kapitellen. Auf diesen sieht man nackte, graciös bewegte Engelsfiguren mit Festons.

Inmitten der architectonisch abgegrenzten Felder stehen zu je Dreien, dem Raume angepasst, auf Postamenten und volutenartigen Konsolen, 90 cm hoch, die etwas unbeholfenen Gestalten der zwölf Apostel mit ihren Abzeichen. Das Relief der Architectur sowohl, als des Flechtwerkes ist flach behandelt. Die Thüre hat eine sehr reiche Einfassung. Ueber ihr erblickt man zwei von Putten getragene Wappenschilder. Unter den Bildern der Aposteln und Evangelisten sind Schriftrollen angebracht. Pilaster mit ornamentalen Füllungen theilen die Langseiten in zwei Hälften. Im Uebrigen sind die unteren Flächen vollständig glatt.

Ungemein zart und doch wirkungsvoll ist die Bemalung. Die Stuckdecoration ist weiss mit Goldeinfassung gehalten, die Gründe sind lichtblau, die Rippen marmorirt, die Wappen und Schlusssteine reich gefasst. Bei den Apostel- und Evangelistenfiguren erscheinen nur die Gewandsäume und Embleme in Gold, während alles Uebrige weiss gelassen ist. Den unbekleideten Theilen der Engelsfiguren ist der natürliche Fleischton gegeben. Bei der Wiederherstellung zeigte sich, dass die Malerei früher schon einmal, wohl im 18. Jahrhundert, erneuert worden war; vielleicht ist auf diese Zeit die etwas modern erscheinende Marmorirung der Gewölberippen zurückzuführen.

Ueber die Ausstattungsgegenstände der Kapelle wissen wir nur wenig. An der Westwand soll ein Gestühl gestanden haben, das jedenfalls sehr zur Belebung des Raumes beigetragen hat.

Unzweifelhaft ist das Bauwerk, das etwas Vornehmes in seiner [370] Gesammterscheinung hat, zu den schönsten Renaissancedenkmälern unseres Landes zu rechnen. Leider sind wir über seinen Meister gar nicht unterrichtet. Die Stilformen der Kapelle aber stehen in unserer Stadt nicht vereinzelt da. So zeigen manche Architecturtheile des Baseler Hofes eine gewisse Uebereinstimmung mit ihr; ob aber daraus auf einen gemeinsamen Erbauer geschlossen werden darf, lassen wir dahingestellt[2].



  1. Vgl. J. Mayer, Geschichte der Benediktinerabtei St. Peter; Fr. X. Kraus, Die Peterhofkapelle, Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde (Freiburg), Band II.
  2. Herr Garnisonbaurath Hartung hat von der Kapelle sachkundige Aufnahmen gefertigt; jene von der Nordwand ist oben in Autotypie wiedergegeben; die farbige Tafel ist nach einer Aufnahme des Kunstmalers Schuster hergestellt. Die übrigen Abbildungen sind der Zeitschrift des Breisgauvereins Schauinsland entnommen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. vgl. S. 259 ff.
  2. vgl. S. 585