Die Liebesbriefe der Marquise/Cagliostro

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[249]

CAGLIOSTRO


[251]

Baron Ferdinand Wurmser an Delphine.
Petersburg, am 2. Juli 1779.


Verehrte Cousine! Sie werden sich des blassen Jünglings kaum mehr entsinnen, der vor Jahren in Etupes die reizendste Nymphe dem kühnsten Schäfer vergeblich zu entreißen versuchte. Prinz Friedrich-Eugen blieb Sieger, und auf seine Stirn neigte sie sich zum Weihekuß, während ich im stillen Boskett meine Niederlage beweinte und tagelang den düsteren Gedanken erwog, nächtlicherweile im schwarzen Schwanenteich zu verschwinden.

Der plötzliche Tod meines älteren Bruders zwingt mich, meine Stellung am Hofe des Großfürsten Paul aufzugeben, um mich der Verwaltung unserer Güter zu widmen. Ich reise in diesen Tagen ab, und wenn der Schmerz, meine gütige Herrin, die Großfürstin, verlassen zu müssen, durch die Freude auf die Rückkehr in die Heimat gemildert wird, so trägt der Gedanke an Sie, deren Schönheit und liebenswürdige Gastfreundschaft ich oft genug rühmen hörte, viel dazu bei.

Aber ich wäre vielleicht nicht so unbescheiden, meine Ankunft in Straßburg jetzt schon anzukündigen, wenn nicht die Großfürstin mich beauftragt hätte, Ihnen in Erinnerung an die schöne Zeit gemeinsamer Jugendtage in Montbéliard und [252] Etapes die herzlichsten Grüße zu übermitteln. Etupes die herzlichsten Grüße zu übermitteln. „Sagen Sie der Marquise, daß Sie meinen scheidenden Kammerherrn als meinen Freund empfangen möchte,“ war sie gütig genug, mir aufzutragen. Sie hofft, in nicht zu ferner Zeit während des lange geplanten Besuchs in Frankreich die Beziehungen zu Ihnen wieder anzuknüpfen. Mit aufrichtigem Bedauern hörte sie von dem Schicksalsschlag, der Sie, teure Cousine, betroffen hat.

Mir war es besonders schmerzlich, erst nach dem entsetzlichen Ende Ihres Kindes von seinem Leiden erfahren zu haben. Wäre ich doch imstande gewesen, Ihnen den richtigen Arzt zu empfehlen. Vielleicht haben Sie schon von der außerordentlichen Erscheinung gehört, die plötzlich hier auftauchte, ohne daß jemand zu sagen vermocht hätte, woher sie kam, welches ihr Ursprung war. Ich spreche vom Grafen Cagliostro. Er geht umher und heilt Kranke, wie Christus; verteilt Geld unter die Armen, wie Harun-al-Raschid, und zwingt Verstorbene, aus der Tiefe ihres dunklen Grabes an das Licht seiner mystischen Lampe.

Sie werden ihm sicherlich noch begegnen, denn er ist überall.

In fünf bis sechs Wochen hoffe ich im Elsaß zu sein, um Ihnen meine Aufwartung machen zu können. Empfehlen Sie mich, bitte, unbekannterweise dem Herrn Marquis, den mein Bruder mir als das Vorbild des Edelmannes der alten Schule geschildert hat. [253]

Graf Guibert an Delphine.
Paris, am 25. August 1779.


Die Begegnung mit Ihnen, teuerste Marquise, hat mich wie ein erschütternder Traum, der uns auch am Tage nicht los läßt, von Spa hierher verfolgt.

Keiner der Eindrücke der Reise, – und sie waren stark genug –, vermochte das rührende Bild der zarten, von schwarzen Schleiern verhüllten Gestalt zu verwischen, aus deren marmorweißem Antlitz der Blick dunkelglühender Augen mich bis ins Innerste traf. Sie waren gekommen, um in dem berühmten Bade Heilung zu suchen.

„Der Marquis hat es gewünscht,“ sagten Sie mit einem bitter-schmerzlichen Lächeln. Der Marquis?! wiederholte ich im Stillen erstaunt; wußte ich doch, was alle wußten. Sollte die Tragödie Ihres Kindes mit ihrem rätselhaft schauerlichen Schluß zwei Getrennte wieder zusammengeführt haben? – aber noch ehe ich zu Ende gedacht hatte, bekam ich die Antwort: der Marquis trat herzu, – ein alter Mann mit gebeugtem Rücken und eingefallenen Zügen, – ich hätte ihn fast nicht erkannt! Einen Augenblick lang erinnerte ich mich erschrocken der dunklen Gerüchte, die mir von den großen mißglückten Spekulationen des Herrn von Saint-James, an denen der Marquis ebenso wie der Kardinal Rohan stark beteiligt sein [254] sollen, vor kurzem zu Ohren gekommen waren. Aber bald sah ich, welch andere Sorgen ihn bedrückten. Sorgfältig wie ein Vater hüllte er Sie in den Mantel und begrüßte mich mit einer Herzlichkeit, die ich nicht begriff, – hatten wir uns doch mehr als fern gestanden.

„Wie freue ich mich Ihrer Anwesenheit“, versicherte er mir immer wieder. Als ich dann mit ihm allein war, kannte ich ihn vollends nicht mehr: Die Angst um Sie ließ ihn jede Form vergessen; ich sah plötzlich einen Menschen, wo ich bisher nur einen vollendeten Aristokraten gesehen hatte. Er bat mich, Ihnen Gesellschaft zu leisten, Sie zu zerstreuen, Sie den Interessen des Pariser Lebens wieder zuzuführen.

Hätte es eine schönere Aufgabe für mich geben können? Sie wissen, mit welchem Feuereifer ich sie auf mich nahm, aber Sie ahnen nicht, wie sich an jedem Blutstropfen, der langsam in Ihre Wangen stieg, wenn ich meine Redekunst, meinen Witz, meine Phantasie anpeitschte wie der Reiter das Rennpferd, die Glut meines Herzens neu entzündete, wie jeder Schatten eines Lächelns, der Ihre Lippen teilte, alte, unerfüllte Wünsche stürmisch in mir aufsteigen ließ.

Eine Order des Kriegsministers, so sagte ich Ihnen, verlange meine Rückkehr nach Paris. Ich habe gelogen; ich wollte sogar die Lüge aufrecht erhalten. Erst jetzt, wo ich fern von [255] Ihnen bin, fühle ich, daß ich die Wahrheit sagen muß.

Vor zwei Jahren warb ich um Ihre Gunst; Ihr Besitz wäre mir im Kranz meines Ruhmes als eins der kostbarsten, goldenen Lorbeerblätter erschienen. Keinen Augenblick störte mich der Gedanke an den rechtmäßigen Besitzer dieser entzückenden Frau; der Marquis Montjoie, an dessen Existenz in Ihrem Hause kaum etwas erinnerte; der Marquis Montjoie, der mit überlegen-ruhiger Kühle der reizenden Delphine gegenüberstand; der Marquis Montjoie, der die Hinterzimmer der Madame Gaillard dem Schlafgemach seiner Gemahlin vorzog, – die er freilich auch nur, als erfülle er eine peinliche Pflicht, mit ernst-gelangweiltem Gesicht zu verlassen pflegte –, dieser Marquis Montjoie war das geringste Hindernis auf dem Wege zu Ihnen. Aber selbst wenn ich gewußt hätte, daß er mehr für Sie fühlte, als für irgend ein besonders wertvolles Stück seines Haushalts, ich hätte die Hoffnung nicht fahren lassen. Solange ein Mann im Kampf um ein Weib einen ebenbürtigen Rivalen, – und wäre es der eigene Gatte seiner Schönen –, vor sich hat, so lange gab die Natur selbst ihm das Recht, um ihren Besitz mit ihm zu ringen. Nicht Stärke – nein, nur Schwäche entwaffnet vor dem Angriff.

Darum mußte ich jetzt von Ihnen fliehen. Ich hätte nicht wunschlos neben Ihnen leben und [256] nicht als Mann von Ehre um Sie ringen können. Der alte kranke Marquis ist kein Rivale mehr.

Und doch: Wenn Ihr Herz einmal freiwillig entschiede!! Schönste Delphine, ich fange an, zu begreifen, daß Sie nicht nur ein goldenes Blatt in der Siegeskrone, sondern der Rosenkranz selber sind, mit dem das Leben seine Lieblinge krönt.

Darf ich nun zum Lohn für meine Entsagung, die ich mir nicht zum zweiten Male aufzulegen imstande wäre, nachdem die Kraft, sie zu tragen, schon jetzt nicht ausreicht, den Faden unseres letzten Gesprächs weiterspinnen? Darf ich hoffen, daß Sie ihn aufgreifen und er allmählich zu einem starken Bande zwischen uns wird?

Mit jener genialen weiblichen Güte, die uns sogar sachliches Interesse vorzutäuschen vermag, haben Sie an dem Schicksal meiner kriegswissenschaftlichen Arbeit Anteil genommen. Sie hat inzwischen die öffentliche Aufmerksamkeit in höherem Maße erregt, als ich es erwarten durfte. Seit dem großen Erfolg von Glucks lphigenia schienen unsere großen Geister, – ich wäre fast geneigt, das „groß“ in Anführungsstrichen zu schreiben –, wieder im musikalischen Krieg ihre Kräfte zu erschöpfen; eine Erscheinung, die nur in einem Lande möglich sein kann, wo man den Bürger als ein unmündiges Kind behandelt und seine tätige Teilnahme am politischen Leben mit der Bastille belohnt. [257] In der Verteidigung meiner Ideen war ich mit Herrn von Mesnil-Durand in eine sehr lebhafte Diskussion geraten, und ich war gezwungen, nicht nur gegen ihn, sondern auch gegen den Herzog von Broglie, meinen alten Freund und Wohltäter, kritisch vorzugehen.

Beide verteidigten sich persönlich, wo ich sachlich angegriffen hatte; ganz Paris wurde zu ihrem Echo, das mich der gröbsten Undankbarkeit zieh. Der Herzog von Broglie verschloß mir sein Haus. Ein trauriges Zeichen für die Gesinnungslosigkeit der Bürger Frankreichs, die im Grunde von mir verlangten, die Tugend der Vaterlandsliebe der Tugend persönlicher Dankbarkeit unterzuordnen. Ich teilte in diesem Fall das Schicksal meines Freundes Condorcet, der wegen seiner Kritik der Finanzpolitik des Herrn Necker auf das schärfste getadelt wurde. „Wie kommen sie dazu, sich zum Richter des Ministers aufzuwerfen?“ frug man ihn entrüstet. „Soll ich mich auch noch verteidigen müssen, weil ich mich mit öffentlichen Angelegenheiten beschäftige?“ antwortete er. „Das ist das Recht, ja die Pflicht jedes Bürgers, der keiner besonderen Mission bedarf, um Rechte des Volks zu verteidigen oder Maßnahmen zu bekämpfen, die ihm entgegenstehen.“

Der korrumpierten Gesellschaft von Versailles, die keine anderen Gesetze kennt, als die der Hofetikette, die von der Vortrefflichkeit aller Einrichtungen [258] überzeugt ist, wenn die Hofschranzen ihre Pensionen, die Bankiers ihre guten Köche haben, erscheinen Auffassungen, wie die unseren, nur als eine Lächerlichkeit. Als ob es keine anderen Leiden gäbe, als die, die uns persönlich verletzen! Als ob die Natur selbst, die uns den Mut gab und ein fühlendes Herz, uns nicht zu Hütern des öffentlichen Wohles berufen hätte

Wir haben es erleben müssen, daß der Aufruhr der Ballettänzer der Oper das öffentliche Interesse mehr in Anspruch nahm, als die Verluste des französischen Handels, die Einnahme von Pondéchery, die unglückliche Expedition der Sainte-Lucie. Hätte ich nicht kurz vorher den frenetischen Jubel mit erlebt, mit dem die Pariser die heimkehrenden Helden des amerikanischen Freiheitskrieges begrüßten, ich würde an all meinen Hoffnungen irre geworden sein. Es war ein momentaner Ausbruch tiefgewurzelten Hasses gegen den Feudalstaat; eines Hasses jedoch, der nicht mehr ist, als ein Gefühl, denn als der Marquis Lafayette und der Prinz Montbéliard, ohne sich einen Augenblick Ruhe zu gönnen und des Triumphes zu genießen, der ihnen überall bereitet wurde, der französischen Marine für den Kampf gegen England ihre erprobten Waffen zur Verfügung stellten, verstand sie niemand.

Kurz vor seiner Einschiffung hatte ich übrigens noch Gelegenheit, den Prinzen zu sprechen. Ich [259] freute mich, auch in ihm einen jener seltenen Patrioten kennen zu lernen, die sich selbst nicht als Einzelnen, sondern als Teil des Ganzen fühlen. Er war sehr niedergeschlagen über das, was er vorgefunden hatte. „Amerika hat mir die Augen für Frankreich geöffnet,“ sagte er. „Dort ein Volk, das mit Hingabe aller Mittel und Kräfte für die Freiheit kämpft, hier eines, dessen einzelne Glieder den Boden ihres Vaterlandes betrachten wie erobertes Gebiet, das jeder nach besten Kräften für eignen Vorteil zu plündern sich berechtigt glaubt. Dort Männer, von denen jeder sich als Vaterlandsverteidiger fühlt, hier Offiziere, deren Schlafzimmer den Boudoiren der Kurtisanen gleichen und die einander durch nichts eifriger zu übertreffen begehren, als durch die Kostspieligkeit ihrer Mätressen.“

Im Laufe unserer langen Unterhaltung war ich versucht, auch Ihrer, teuerste Marquise, zu erwähnen und des merkwürdigen Zusammenhangs zwischen dem Namen des Prinzen und Ihrem gefährlichen Sturz, aber meine Diskretion siegte über meine Neugierde. Oder fürchtete ich am Ende im geheimen, einem ebenbürtigen Rivalen gegenüberzustehen?



Graf Guibert an Delphine.
Paris, am 21. Juli 1780.


Kaum hätte ich noch auf einen Brief von Ihnen, teuerste Marquise, zu hoffen gewagt, und ich [260] weiß nicht einmal, ob ich mich freuen darf, daß ich ihn endlich doch erhielt. Er ist kurz und kühl; ich würde darnach glauben, daß nur die Höflichkeit ihn diktiert hat, wenn er nicht so viel Fragen als Sätze enthielte, – Fragen, die sichtlich nicht bloßer Neugierde entstammen, sondern hinter denen eine Empfindung lauert, wie geheime Angst.

Kein Zweifel, die Zeiten sind ernst, Frau Marquise. Aber meine Reise von Spa nach Paris, die mich über die Kohlengruben von Anzin und Fresnes geführt hat, ließ mich schaudernd erkennen, für wen sie wahrhaft ernst sind: ich sah Kinder, sah werdende Mütter in den schwarzen Erdhöhlen, und das im Zeitalter Rousseaus! Ich sah Aufseher mit der Peitsche hinter ihnen, und das im Zeitalter der Befreiung Amerikas! Wer diesen Eindruck mit sich nimmt, lächelt geringschätzig über die Klagen jener „Notleidenden“, die heute in seidenen Westen mit Diamantboutons in den Vorzimmern der Minister über die schlechten Zeiten jammern. Sind sie nicht selbst daran Schuld, daß die Landarbeiter dem Frondienst auf ihren Gütern sogar die Arbeit unter der Erde vorziehen?

Wenn man Ihnen die Finanzpolitik Herrn Neckers als Ursache der allgemeinen Bedrängnis angab, so hat man Sie falsch berichtet. Er ist unschuldig – im Guten, wie im Bösen. Seine Einschränkungen des königlichen Haushalts treffen [261] natürlich den Hof empfindlich, – so sind eine Reihe Schloßoffiziere, deren ganze Aufgabe darin bestand, den Küchendienst zu überwachen und dafür zu sorgen, daß die Braten rechtzeitig aufgetragen wurden, zur Marine kommandiert, wo man wahrscheinlich, dank ihrer Vorkenntnisse im Kommandieren toter Gänse und Schweine, Wunder an Tapferkeit von ihnen erwartet; – aber diese kläglichen Maßnahmen sind nur ein verzweifelter Versuch, die öffentliche Meinung zu beruhigen, sie nützen so wenig, wie es etwas nützen würde, einen Urwald mittels eines Bratenmessers in fruchtbares Land verwandeln zu wollen. Die Steuern, die Necker sonst noch teils aufhebt, teils ausschreibt, sind ebensolche Sisyphus-Arbeit: sie stopfen ein Loch zu und reißen daneben ein anderes auf. Ich wiederhole: er ist unschuldig, und die ungeheure Schuld der Vergangenheit wird auch kein größerer als er zu tilgen vermögen.

Sie sagen: „Ich fürchte mich nicht, aber der Marquis ist krank und die Sorgen um finanzielle Katastrophen bedrücken ihn, darum möchte ich klar sehen.“ Ich wußte, daß Ihr Stolz keine Furcht aufkommen läßt, aber ich weiß auch, daß das Riesenvermögen des Herrn Marquis selbst durch die gewagten Spekulationen des Herrn von Saint-James nicht in dauernde Gefahr geraten kann. Ängstlich ist im Augenblick alles, denn [262] vom Ausgang des Krieges hängt außerordentlich viel ab. Vorläufig können wir von wesentlichen Erfolgen Frankreichs nicht sprechen, und der Lorbeerkranz, den der Admiral d'Estaing in der Oper entgegennahm, war dem Ort entsprechend nur Theater für das Volk. Wir haben uns, seit dem Zeitalter des großen Königs, der Siege so entwöhnt, daß wir geneigt sind, jeden kleinen Erfolg zu einer Heldentat aufzubauschen. Der König ist besonders überschwenglich bei solcher Gelegenheit, aber Orden und Titel, die er freudig ausstreut, vermögen den Epigonen nicht die Größe ihrer Ahnen zu verleihen.

Sie fragen nach der Stimmung des Hofs. Ich habe mich so viel als möglich zurückgezogen, kann also aus eigener Anschauung nur wenig berichten. Wenn man nach der Menge der Feste und Empfänge urteilen könnte, müßte sie sehr rosig sein, aber da Feste um so weniger ein Ausdruck des Vergnügens sind, je mehr sie zur alltäglichen Gewohnheit werden, so sind sie kein Gradmesser für die Laune der Fürsten.

Ich traf die Königin im Juni in Ermenonville, wohin ich der Einladung der liebenswürdigen Madame de Girardin gefolgt war. Ein göttlicher Landsitz! Rousseau selbst hätte sich für seine ewige Ruhe keinen schöneren Ort aussuchen können. An seinem Grabe auf der Pappelinsel, wo die hohen Bäume in lichtem Hoffnungsgrün prophetisch [263] gen Himmel weisen, wo Trauerrosen sich liebevoll wie weinende Frauengesichter um das Denkmal schmiegen und die kleinen Wellen des Flusses nur leise miteinander flüstern, als wollten sie die Stille nicht stören, predigt alles die Seligkeit der Rückkehr zur Natur.

Die Königin war sehr verstimmt. Am Morgen hatte sie von der Absicht einer neuen Einschränkung der Zahl ihrer Dienerschaft erfahren, nachdem sie schon kurz vorher gezwungen worden war, ihre Wünsche für den Theaterbau von Trianon erheblich einzuschränken. „„Man mißt, wie es scheint, den Hofhalt des Königs von Frankreich an dem bourgeoisen Budget des Herrn Necker,“ sagte sie. Ihre weichen Züge, die ich bisher nur von einem Lächeln verklärt sah, bekamen dabei den harten Ausdruck, der ihrer kaiserlichen Mutter besonders eigentümlich ist. „Würden Sie sich von Ihrem Hausknecht das Menü Ihrer Tafel bestimmen lassen?“ frug sie mich. „Von meinem Hausknecht – nein!“ entgegnete ich; „wohl aber von meinem Verwalter, der für die geregelte Wirtschaftsführung verantwortlich ist.“

Bei dem Rundgang durch den Park kamen wir am Grabe des Unsterblichen vorüber. Die Königin streifte es durch ihre Lorgnette mit einem eisigen Blick, und sagte dann mit hochmütig zurückgeworfenem Haupt, – einer Bewegung, der nur die Tochter Maria Theresias fähig ist –: „die [264] Trauerrosen in Trianon blühen üppiger.“ Darauf raffte sie ihr Kleid, als dürfte es den Boden nicht berühren, und schritt vorüber. Beim Souper machte ich der Gräfin Polignac mein Kompliment über die geschmackvolle Toilette der Damen: „Sie tragen weiche Schuhe ohne Hacken, große Strohhüte auf natürlich fallenden Locken, weiße, schlichte Musselingewänder – nennt man dies reizende Ensemble nicht eine Kleidung à la Rousseau?!“ – „Mademoiselle Bertin, die sie schuf, nennt sie Roben à la reine,“ rief die Königin über den Tisch hinweg mir zu, und geruhte darnach, mich nicht mehr zu bemerken.

Ein paar Wochen später war ich beim Grafen von Provence auf Schloß Brunoy. Wer nichts weiter kennt, als diesen Palast eines Krösus, muß glauben, ganz Frankreich schwämme in Gold. Zu einem jener beliebten Herrenfeste, das unsere reizendsten Priesterinnen Terpsychorens durch pikante Tänze und noch pikantere Couplets so besonders anziehend zu machen pflegen, wurde der König erwartet. In der Nacht, ehe er kam, improvisierten die Kavaliere einen Raub der Sabinerinnen –, die Erzählung von dieser Posse, die in einem Bacchanal endete, amüsierte den König mehr als die wohlvorbereiteten Aufführungen. Er ist, wie Sie wissen, nur unfreiwillig tugendhaft.

Es gab dann noch eine Jagd auf wahrhaft hoffähige Hirsche: sie schienen den Tod durch eine [265] königliche Kugel als eine besondere Auszeichnung anzusehen.

Zum Schluß hatte der König eine Privatkonferenz mit dem Grafen. Er schied außerordentlich befriedigt.

Ein paar Tage später waren die Straßen von Versailles voll betrunkner Schweizer, – ihre gestundeten Gehälter waren ihnen bar ausgezahlt worden, – die Marställe voll englischer Pferde, und in Trianon wurde der unterbrochene Theaterbau fortgesetzt. „Geschäfte zu machen, ist so gemein,“ sagten Sie mir in Spa mit einer unvergleichlichen, wegwerfenden Handbewegung. Aber Könige adeln alles, – nicht wahr, Frau Marquise?

Ich lese eben Ihre Zeilen noch einmal, und plötzlich scheint mir, als ob der leise Wunsch, nach Versailles zurückzukehren, zwischen ihnen stünde. Ich wäre trostlos, wenn ich ihn unterdrückt, statt angefacht hätte. Aber warum hüllen Sie auch Ihr Innerstes immer in tausend schimmernde Schleier? Sollten Sie wissen, daß das Geheimnis, zu langweilen, darin besteht, alles auszusprechen?



Kardinal Prinz Louis Rohan an Delphine.
Versailles, am 30. August 1780.


Verehrteste Frau Marquise, die liebenswürdige Aufnahme, die Sie mir in Froberg bereiteten, der [266] sympathische Eindruck, den ich, – Sie gestatten einem Priester die offene Bemerkung –, von der Erneuerung freundlicher Beziehungen zwischen Ihnen und dem Herrn Marquis gewonnen habe, treibt mich zu diesem Brief.

Sie entsinnen sich unseres langen Gesprächs im Anschluß an die höchst merkwürdigen Mitteilungen des Baron Wurmser über den Grafen Cagliostro, seine Heilungen und Prophezeiungen. In Erinnerung an die schmerzlichen Erfahrungen, die Sie, teure Marquise, mit Herrn Dr. Mesmer gemacht haben, erklärten Sie von vornherein alles für Schwindel, was Wurmser zu berichten wußte. Auch ich war skeptisch, obwohl ich als gläubiger Christ die Möglichkeit neuer Wunder niemals leugnen werde und überzeugt bin, daß grade so unruhige, von Hoffnungen und Erwartungen schwangere Zeiten besonders geeignet sind, verborgene göttliche Kräfte in einzelnen begnadeten Menschen hervorzulocken.

Sie werden sich daher denken können, daß ich nicht zögerte, die Bekanntschaft des mysteriösen Grafen zu suchen, der sich im Augenblick in Paris aufhält. Er hat meine kühnsten Erwartungen weit übertroffen. Ich kam zu später Stunde in bürgerlicher Kleidung und vollkommen maskiert zu ihm. Ohne einen Augenblick zu zögern, begrüßte er mich mit tiefer Verbeugung als den Kardinal Rohan und hatte, ehe ich noch ein Wort [267] zu sagen vermochte, meinen Charakter, meine Wünsche und Neigungen, ja die geheimsten Ereignisse aus meiner Vergangenheit so detailliert beschrieben, wie ich sie mir selbst kaum je einzugestehen gewagt hatte. Diese Beweise seiner phänomenalen Fähigkeiten hätten schon genügt, meine Zweifel zu zerstreuen; aber was ich dann noch erlebte, machte mich zu seinem Adepten. Ich traf am nächsten Tage die Gräfin Bethune bei ihm, und ich sprach mit ihr, als wäre sie niemals taub gewesen; ich sah mit meinen eigenen Augen einen armen gelähmten Bettler, den er gehen hieß wie einen leichtfüßigen Jüngling, und ein blindes kleines Mädchen, dem er mit einem Hauch seines Mundes die Augen öffnete. Als ihn am Abend die Menge der Kranken verlassen hatte, – ihr heißer Dank war der einzige Lohn, den er annahm! –, hielt er mich noch zurück.

Im Lichte einer einzigen bläulich flackernden Flamme, die ohne Lampe und Docht mitten in seinem, von Phiolen und duftenden Essenzen gefüllten Laboratorium zu schweben schien, hatten wir ein denkwürdiges Gespräch, das die Gegenwart und die Zukunft Frankreichs umfaßte. Was er sagte, muß Geheimnis bleiben zwischen uns, es hat mich tief erschüttert, und die Rolle, die er mir in der Flut kommender Ereignisse zuwies, erfüllte mich mit einem so heißen Dank gegen Gott, daß ich in Gebet versunken in die Kniee sank.

[268] Das Geräusch knisternder Funken weckte mich erst aus der frommen Entrücktheit. Das ganze Gemach war erfüllt von Glut; ich wollte schon um Hilfe rufend zum Fenster stürzen, als eine Stimme, dröhnend wie die eines Erzengels, mich zurückhielt. Ich sah den Grafen vor mir stehen, und doch war er es nicht, denn eben erst war er mir wie ein Mann von kaum fünfzig Jahren erschienen, und jetzt war er ein Greis, dessen Alter niemand hätte bestimmen können: Die braune Haut spannte sich straff über die Knochen, tief in den Höhlen lagen die Augen, die mageren Hände griffen in die glühende Luft, die uns umgab, und wo sie hinfaßten, verdichtete sie sich zu rotem Golde, zu schimmernden Edelsteinen. Äffte mich ein Spuk der Hölle?! Ich riß das Kreuz von meiner Brust und streckte es beschwörend dem Grafen entgegen. Mit demütiger Gebärde drückte er die Lippen darauf! –

Glauben Sie mir, Frau Marquise: im Augenblick der höchsten Not hat Gott selbst Frankreich den Retter gesendet!

Ich habe in der Zeit meines Aufenthalts alles versucht, um meiner Überzeugung Anhänger zu gewinnen; aber leider hat sich das Gift des Unglaubens wie eine Seuche verbreitet, und selbst die ersten Diener des Staates und der Kirche nicht verschont.

Wie mir Graf Chevreuse erzählte, scheint jedoch [269] die Königin lebhaftes Interesse für die Wunder Cagliostros zu haben. Als er ihr auf meine Veranlassung von seinen Leistungen berichtete, rief sie mit leuchtenden Augen: „Er macht Brillanten!“ und klatschte wie ein glückliches Kind in die Hände dabei. Leider ist es mir jedoch noch immer nicht gelungen, eine persönliche Audienz durchzusetzen, von der so viel abhängen würde. Der Einfluß der Gräfin Polignac ist stärker denn je; sie weiß ihn mit wahrhaft infernalischer Klugheit für sich und ihre Familie auszunutzen, was nichts anderes bedeutet, als daß sie die Rohans und ihre Anhänger fern hält. Ich hatte gehofft, der Königin bei dem Einweihungsfest des kleinen Theaters von Trianon den Grafen im geheimen vorstellen zu können, aber die Späheraugen der Partei Polignac verhinderten geschickt jede Annäherung.

Wie bedauerte ich an einem zauberhaften Abend wie diesem, Sie, schönste Marquise, nicht unter uns zu wissen. Das kleine goldstrotzende Theater, das von außen ganz den Charakter eines Tempels, von innen den eines liebesschwülen Boudoirs besitzt, ist der passendste Rahmen für das graziöse Spiel unserer reizenden Königin. Sie war eine Soubrette, der man es glauben kann, daß der Liebhaber, den Herr von Vaudreuil mit dem natürlichsten Feuer spielte, aus unbefriedigter Sehnsucht wahnsinnig werden kann. Das Stück des Herrn Sedaine – der König und der Bauer – ist freilich etwas schlüpfrig und [270] nicht allzu reich an Geist, aber das entzückende Spiel all der erlauchten Komödianten ließ schließlich alles verzeihlich erscheinen. Strahlend vor Stolz nahm die Königin die Huldigungen des illustren Publikums entgegen. Die neuen chinesischen Laternen verbreiteten ein magisches Licht im nachtdunklen Park, als das Theater sich wieder öffnete; man strömte hinaus, man suchte und fand sich.

„Und draußen auf dem Meer wird inzwischen mit Menschenleben um die Zukunft Frankreichs gespielt,“ hörte ich einen Offizier neben mir sagen, einen der vielen, die mehr und mehr vergessen haben, daß es zur Treue gegen den Monarchen gehört, sich auch seinen unrichtigen Maßnahmen kritiklos zu beugen.

Ich sollte bald darauf noch ein Beispiel für den herrschenden Geist der Aufsessigkeit kennen lernen. Der Herzog von Chartres gab zu Ehren seiner geistreichen Freundin Frau von Genlis ein Nachtfest im Park von Monceau, das mit einer Wasserfahrt auf bekränzten Gondeln schließen sollte. Kaum hatte die ganze Gesellschaft Platz genommen, als sich herausstellte, daß sämtliche Ruderer betrunken waren. Erschrocken drängte alles hinaus. In diesem Augenblick sagte ein kleiner Kapitän laut zu unserem edlen Gastgeber: „Wir Franzosen machen auf dem Wasser anscheinend stets dieselben schlechten Erfahrungen.“ „Und trotzdem [271] sehen Sie, welch schönen Sieg wir erringen,“ entgegnete der Herzog lächelnd und wies auf die Gruppen ängstlicher Damen, die sich zitternd in die Arme hilfsbereiter Herren schmiegten. Laharpe, der Unvermeidliche, ließ sich die Gelegenheit zu einer poetischen Improvisation natürlich nicht entgehen, wobei er Frau von Genlis als Venus, den Herzog als Mars feierte und es nur, – aus übertriebener Bescheidenheit! – unterließ, sich selbst als Adonis vorzustellen.

In wenigen Wochen kehre ich nach Straßburg zurück. Sollte Graf Cagliostro meinen dringenden Bitten, mitzukommen, noch Gehör schenken, so hoffe ich nicht nur für mich, sondern vor allem für Sie, teuerste Marquise, auf eine im höchsten Sinne bedeutungsvolle Zeit.



Marquis Montjoie an Delphine.
Straßburg, den 15. September 1780.


Meine liebe Delphine. Rohan hat nicht zu viel gesagt. Ich bin aufs äußerste überrascht von dem Erlebten und glaube darnach zu den größten Erwartungen berechtigt zu sein. Ich brauche Ihnen wohl kaum noch zu versichern, daß der Gedanke, meine körperlichen Kräfte zurückzugewinnen, und mein Vermögen, wenn nicht zu vergrößern, so doch zu erhalten, mit dem Wunsche, Ihnen nicht beschwerlich zu fallen, und Sie mit dem Glanz zu umgeben, [272] für den sie geschaffen sind, so innig verschwistert ist, daß er fast identisch erscheint. Seit der großen Tragödie unseres Hauses, unter der ich Sie zusammenbrechen sah, habe ich immer darnach getrachtet, Sie wieder froh zu sehen. Nichts würde mir größere Freude bereiten, als Ihre Wünsche erfüllen zu können, nichts bekümmerte mich mehr, als daß die schwierigen, finanziellen Verhältnisse mich daran zu verhindern vermöchten. Der Graf Cagliostro hat mich dieser Sorge entrissen; es bleibt nur die eine noch drückendere, daß Sie wunschlos neben mir her gehen. Ich muß die Vergangenheit zu Rate ziehen, um zu wissen, was wenigstens damals Ihr Interesse heraufrief. Ich habe Gartenkünstler und Architekten engagiert, um Park und Pavillon durch sie vollenden zu lassen, und hoffe wenigstens auf ein zustimmendes Kopfnicken.

Und nun habe ich eine Bitte an Sie. Ich legte dem Grafen die eine schwerwiegende Frage vor, ob ich noch auf einen Erben hoffen dürfte. Er behauptet, sie beantworten zu können, wenn er Sie gesehen hat. Diesem Wunsche Folge zu leisten, ist seit Jahren der erste Wunsch, den ich Ihnen ausspreche. Sie haben mir selbst das Zeugnis ausgestellt, daß ich sie behandle wie ein väterlicher Freund. Beweisen Sie mir jetzt die Dankbarkeit, die Sie mir so oft versichert haben.



[273]

Kardinal Prinz Louis Rohan an Delphine.
Straßburg, den 26. September 1780.


Die Sorge um Sie, teuerste Frau Marquise, verfolgte mich bis in meine Träume. Lassen Sie mich umgehend wissen, wie Sie den fürchterlichen – leider durch Ihre eigene Schuld fürchterlichen Abend überstanden haben. Wie konnten Sie nur den Zustand der Entrücktheit, in dem der Graf sich befand, so jäh unterbrechen, so daß er wie ein Toter zu Boden stürzte?! Ist der Gedanke, noch ein Kind bekommen zu können, Ihnen so schrecklich, daß er jenen Aufschrei äußerster Verzweiflung auslösen mußte? Wollen Sie die ehelichen Pflichten nicht mehr anerkennen, Pflichten, die leider auch unter dem korrumpierenden Einfluß antichristlicher Moral auf den Schutthaufen der Vergangenheit geworfen werden?

Mit dem hoheitsvollen Lächeln eines Überlegenen ging der Graf über den aufregenden Moment hinweg. Als er aber dann unter dem zauberhaften Licht der schwebenden Flamme aus Ihrem eigenen Ring Tropfen flüssigen Goldes, aus Ihrem eigenen Halsband schimmernde Edelsteine fallen ließ, und der Marquis und ich dem Wunder mit andächtigem Staunen zusahen, warum sprangen Sie auf und griffen in die Glut, so daß ihre weiße Hand sich mit roten Brandwunden bedeckte; warum [274] warfen Sie einem Manne, der unser aller Wohltäter werden kann, Ihr „Schwindler!“ entgegen?!

Als ich heute früh den Grafen begrüßte, – sein Aussehen bestätigte mir diesmal mehr als seine Worte, daß er das Alter Mose erreicht hat –, sprach er in Ausdrücken warmer Anteilnahme von Ihnen. Wir alle wollen Ihr Bestes, schönste Frau, und ich hoffe, Sie werden mich und den Grafen empfangen, wenn wir uns im Laufe dieses Tages bei Ihnen melden lassen. Vergessen Sie nicht, daß Ihre Weigerung auch Ihrem Herrn Gemahl der Hilfe eines Menschen berauben dürfte, von dem er alles erwartet.



Graf Cagliostro an Delphine.

Frau Marquise! Sie wollen mich nicht empfangen. Es scheint Ihnen unbekannt zu sein, daß alles, was mich betrifft, nicht vom Willen eines Sterblichen abhängt.

Der Marquis ist ohne mich ruiniert und Sie seine lebenslänglich Gefangene.

Auf Schloß Froberg sehen wir uns wieder.



Graf Guibert an Delphine.
Paris, am 15. Dezember 1780.


Meine teure Frau Marquise! Ihre Mitteilung enthielt für mich nichts Neues. Ganz Paris ist erfüllt vom Ruhm Cagliostros, den die Einen für einen geschickten Taschenspieler, die Andern für [275] einen Zauberer halten. Daß der Kardinal Rohan ihm verfallen ist, daß der Marquis Montjoie in Straßburg ein Laboratorium einrichtete, um die Kunst des Goldmachens von dem mysteriösen Fremden zu erlernen, – das ist das Tagesgespräch in den Salons, und Cagliostro kann sicher sein, mit dem Ruhm, der ihm jetzt vorangeht, Paris zu erobern. Eine Gesellschaft, die zu Madame Bontemps strömt, um sich aus dem Kaffeesatz wahrsagen zu lassen, die an Stelle geistreicher Konversation Sitzungen mit Somnambulen treten läßt, ist reif für diesen Propheten. Würden unsere Philosophen sich wohl die Mühe gegeben haben, den Glauben zu vernichten, wenn sie geahnt hätten, daß sie dadurch nur dem Aberglauben die Wege bereiten?! Je mehr die Furcht vor der Wirklichkeit wächst, desto mehr flüchten die Feigen in das Reich phantastischer Träume.

Sie werden vom Mißerfolg meiner Tragödie „Der Tod des Cajus Gracchus“ gelesen haben. Der Ernst erschreckte das Publikum; es verträgt den Witz, ja die Satire, es lacht über sich selbst und über unsere politischen Zustände, wenn man sie ihnen auch in Form der drastischsten Karikaturen vorführt, aber es wird nie verstehen wollen, daß die Komödie im Grunde ein Trauerspiel ist.

Herr Necker scheint alle Mittel seiner Weisheit erschöpft zu haben, ohne es vor der Öffentlichkeit zugeben zu wollen. Herrn Linguet, der [276] in seiner Zeitschrift nicht aufhört, die Maßnahmen des Generalkontrolleurs lächerlich zu machen, ist zwar in der Bastille Gelegenheit geboten worden, für seine literarischen Sünden Buße zu tun, aber jedermann weiß –, er selbst am genauesten –, daß der Hof seine gepfefferten Aufsätze mit Vergnügen liest. Ich bin kein Anhänger der steifen Würde Herrn Neckers, noch weniger der geistreichelnden Charakterlosigkeit des Herrn Linguet, der nur Leute zu blenden vermag, die des Tageslichts ganz und gar entwöhnt sind, aber angesichts der Möglichkeit der Verabschiedung Neckers kann ich mir nicht verhehlen, daß, wer auch sein Nachfolger sein mag, er sicher nur noch unfähiger sein wird, Frankreich vor dem Ruin zu retten.

Ist es nicht auch ein Zeichen bedenklichen Niedergangs, daß ich an die reizendste aller Marquisen schreibe, als wäre sie ein alter Diplomat? Wahrhaftig, der Franzose verlernt es, in seinem Klub- und Kaffeehausleben mit schönen Frauen Konversation zu machen. An Stelle der Kunst der Unterhaltung tritt der schlechte Stil der Journale oder der rohe Jargon der Grisetten.

Der Dienst, schönste Frau, führt mich in nächster Zeit nach dem Elsaß. Sie würden sich einer geistigen Lebensrettung rühmen können, wenn Sie mir auch nur für wenige Tage Aufnahme gewähren. Allein die Hoffnung, Sie zu sehen, Ihre [277] kleine Hand ehrfürchtig an die Lippen ziehen zu dürfen, entreißt mich schon der morosen Stimmung. Die Gegenwart vergessen, indem man sie genießt, ist schließlich die beste Philosophie.



Graf Guibert an Delphine.
Paris, am 20. März 1781.


Teuerste Delphine. Wie ich Adam beneide! Er wurde zwar gleich mir nach einer Zeit, die zeitlos war, darum so lang wie die Ewigkeit und so kurz wie ein Augenaufschlag, aus dem Paradiese vertrieben –, aber er hatte doch die verbotene Frucht genossen!

Habe ich Ihnen nicht wochenlang treu gedient? sogar das Grauen vor dem unheimlichen Gast Ihres Hauses überwunden, um Ihnen im Kampf gegen diese Riesenspinne beizustehen, die unsichtbar ihre Fäden um Sie zieht.

Habe ich in Ihren neuen Parkanlagen nicht den Obergärtner, beim Ausbau Ihres Pavillons nicht den Architekten gespielt, wobei ich die süße Hoffnung nährte, daß diese Grotten und Lauben, daß diese rosiggoldene Venusmuschel mir einmal mehr zu bieten hätte als künstlerischen Genuß?

Unser Jahrhundert ist ein mit den köstlichsten Gütern reich beladenes Schiff, das einem fremden Erdteil zusteuert, um, vom Orkan getrieben, an seinen Felsen zu zerschellen. Aber mag all sein Reichtum dabei zugrunde gehen, wenn nur gerettet [278] wird, was zur höchsten Blüte sich entfaltete: die Kunst der Liebe. Und Sie, geboren zu ihrer Hüterin, wollen ihr jetzt schon treulos sein? Heißt das nicht, den Barbaren die Zukunft überlassen? Sollten nicht gerade wir, die Kinder einer sterbenden Epoche, noch jede Glücksmöglichkeit erschöpfen, damit sie im rotglühenden Glanze des Abendrots untergeht, und nicht unter grauem Himmel und kühlen Regentränen?

O, es ist bitter für den Grafen Guibert, als Ersatz für die Liebe über Liebe philosophieren zu müssen! Ich würde ganz darauf verzichten, ich würde vor allem Ihren Wunsch, Ihnen nicht von Gefühlen, sondern von Literatur und Politik zu erzählen, unerfüllt lassen, wenn nicht Ihre leuchtenden Augen, Ihr roter Mund, Ihre kleinen weichen Hände, Ihre reizende mit holder Koketterie gekleidete Gestalt mich überzeugt hätten, daß Sie mit den politisierenden Damen des Palais-Royal nichts, aber auch gar nichts zu tun haben. Einer Delphine Montjoie werden diese Dinge nicht zum Lebensinhalt; sie dienen ihr nur, um ihren Geist zu entfalten, ihre Empfindung zu vertiefen, wie Blumen und Bänder, Seidengewebe und Edelsteine ihr dienen, um ihren Reiz zu erhöhen.

In diesem Sinne ergebe ich mich sogar in das Schicksal eines bloßen Chroniqueurs.

Von Neckers Rechenschaftsbericht, den schon alle Welt in Händen hat, brauche ich Ihnen kaum [279] noch etwas zu sagen. Er ist das, was ich von einem Manne, der Klugheit, aber keine Größe besitzt, erwartete: eine geschickte Verschleierung der Tatsachen, ein Ablenken des Unwillens über eine allgemeine Mißwirtschaft auf die Häupter von wenigen Mitschuldigen. Das Volk, oder vielmehr diejenigen Kreise, die sich heute als Volk zu bezeichnen lieben, – Advokaten, Zeitungsschreiber, Krämer und deklassierte Aristokraten –, jubelt, die Parlamentsräte, die Intendanten und Generalpächter, denen Necker einige Wahrheiten sagt, sind empört. Es wird sich wahrscheinlich wieder einmal zeigen, daß in der Politik nicht die Mehrheit der Menschen, sondern die Macht des Geldes den Ausschlag gibt, um so mehr, als die Königin des Sparens müde ist und Necker zu Fall bringen wird, wenn nicht der Graf Cagliostro sich sehr beeilt, auch ihr die Kunst des Goldmachens zu lehren.

Sie sehen: meine Gedanken kehren trotz allen Sträubens immer wieder zu dem „Meister“ zurück. Niemand konnte ihm skeptischer, ja feindseliger gegenübertreten als ich, vor allem, seit ich sah, wie er den Marquis und den Kardinal zu bloßen Werkzeugen seines Willens gemacht hat, und wie sehr Sie um seinetwegen litten. Trotzdem –, ich bin außerstande, ihn kurzerhand als einen raffinierten Betrüger abzutun. Er hat mir Dinge aus meiner Vergangenheit gesagt, die nur ich wissen [280] konnte; er hat Prophezeihungen ausgesprochen, die nicht in die Rubrik billiger Träume zu verweisen sind; er hat Saiten in mir zum Klingen gebracht, die mir früher wie bloße Rudimente kindlicher Geistesbeschaffenheit erschienen und von denen ich glaubte, daß die Voltaire und die Holbach sie längst zerrissen hätten.

Wissen Sie noch, wie ich am letzten Abend vor dem Pavillon über den „Goldmacher“ zu scherzen versuchte, um Ihre Angst zu zerstreuen? Keine Wolke trübte den strahlenden Himmel; purpurn senkte sich der Sonnenball. Da fiel auf einmal ein langer dunkler Schatten über den Rasen vor uns bis zum Teich; die Schwäne schlugen mit den Flügeln, Sie zogen fröstelnd das weiße Tuch um die Schultern – Cagliostro war vorübergegangen.

Ich wollte, Sie wären in Paris, teuerste Frau!



Marquis Montjoie an Delphine.
Paris, am 25. Mai 1781.


Meine liebe Delphine! Kaum hier angekommen, bin ich Zeuge eines „umwälzenden Ereignisses“ geworden, – genau wie Cagliostro es vorausgesagt hat. Ein neuer Beweis, der seinen Eindruck auf Sie nicht verfehlen dürfte!

Necker erhielt seine Demission, nachdem alle Welt zum Dank für die erstaunliche Leistung eines Plus von zehn Millionen im Staatsschatz mindestens seine Standeserhöhung und seine Ernennung [281] zum Minister erwartet hatte. Sie wissen, daß er mich den Genfer Bankier nie vergessen ließ, daß ich aber zugleich großes und, wie sich herausstellte, berechtigtes Vertrauen in seine Geschäftsklugheit gehabt habe. Leider war er den Herren Finanziers und Generalpächtern, die immer mehr das große Wort führen, je mehr sie unsere Güter, unser Vermögen, unsere Bildung sich aneignen und sogar den König dadurch zu täuschen versuchen, viel zu klug. Sie sind es in der Tat, die Necker gestürzt haben. Wie stark muß ihr Einfluß sein, daß dergleichen geschehen konnte.

Ich war Sonntag inmitten der Stadt, als die Nachricht sich verbreitete. Alles war aufs äußerste konsterniert. Die Promenaden, die Cafés waren im Augenblick überfüllt, aber es herrschte überall eine fast beängstigende Stille. Man sah sich vielsagend an, man drückte einander teilnehmend die Hand, als stünde man vor einer allgemeinen Katastrophe. In den nächsten Tagen entwickelte sich eine förmliche Völkerwanderung nach Saint-Quen, wohin Necker und seine Familie sich sofort zurückgezogen hatten. Man bemerkte die Herzöge von Orléans, von Chartres, von Choiseul und Richelieu, sogar den Erzbischof von Paris, und sah darin eine offene Parteinahme wider den König, die von neugierigen Massen vielfach lebhaft applaudiert wurde.

Am Abend kam es in der Comédie Française [282] zu turbulenten Szenen. Man gab La partie de chasse de Henri IV. Bei den Worten des Herzogs von Bellegarde „sprechen Sie mit Respekt von einem so großen Minister!“ brach das Publikum in minutenlange Bravo-Rufe aus, und bei dem Ausruf Heinrichs IV. „die Grausamen! Wie konnten sie mich um diesen Mann betrügen!“ weinte alles.

In der Oper kam es am selben Abend zu einem lärmenden Auftritt, als ein Kavalier seiner Freude über den Rücktritt Neckers allzulauten Ausdruck gab, und Herr von Bourboulon, dessen Broschüre den Generalkontrolleur wegen seines Rechenschaftsberichts der Fälschung zieh, kann sich öffentlich nicht sehen lassen, ohne insultiert zu werden. „Nun ist Frankreich verloren,“ hörte ich auf offener Straße einfache Leute tränenden Auges zu einander sagen.

Ich kann nicht leugnen, daß ich Ähnliches empfinden würde, wenn ich nicht in letzter Zeit zu neuen Hoffnungen mich berechtigt glaubte, von denen ich nur bedauern kann, daß sie nicht auch die Ihren sind. Herr von Saint-James war nicht wenig verblüfft, als ich einen Teil meines Kapitals kündigte; er warnte mich vor Schwindlern, woraus ich entnahm, daß mein Verkehr mit Cagliostro nicht unbekannt geblieben ist, aber, meiner Abmachung mit dem Grafen getreu, habe ich mit keiner Silbe erwähnt, was ich nun schon Dutzende von Malen mit eigenen Augen sah: daß ein [283] Louisd'or sich in der Glut des geheimnisvollen Feuers verdoppelte und verdreifachte. Ich habe bei Gelegenheit des Besuches auch Ihren Wunsch erfüllt und Ihr kleines Kapital aus dem Geschäft zurückgezogen. Ich hoffe, Sie werden es in ein paar Boutons für Ihre rosigen Ohren oder in eine Kette um Ihren weißen Hals verwandeln –, andernfalls würde mir diese Laune der schönen Marquise nicht ganz verständlich sein. Fast soviel als es ausmacht, habe ich bereits für Sie ausgegeben: Spitzen, Seidenstoffe, Hüte und Häubchen für Ihre reizende Person, entzückende kleine Möbel für den Pavillon – Ihren goldenen Rahmen – gehen heute nach Froberg ab.

Werden Sie jemals wieder daran denken, sich für mich zu schmücken, meine liebe Delphine? Sie haben keinen Liebhaber, – obwohl ich nur der Gatte bin, glaube ich, es behaupten zu können! – würden Sie nicht, versuchsweise, einmal mit mir vorlieb nehmen?! Ich heiratete Sie, weil Sie mich entzückten, Ihre junge Schönheit meiner Eitelkeit schmeichelte. Aber jetzt, Delphine, werbe ich um Sie, weil ich Sie liebe. Ich bin kein schmachtender Anbeter; ich kann Sie nicht einmal mit der ergreifenden Geschichte meiner Gattentreue rühren. Treue ist eine bourgeoise Tugend, die nach Frondienst schmeckt. Aber ich werde vermögen, was kein anderer vermag: Ihnen alle Herrlichkeit der Welt zu Füßen zu legen.


[284]

Marquis Montjoie an Delphine.
Paris, am 3. Juni 1781


Meine Liebe! Die Nachricht von Ihrer Abreise nach Spa, die Mitteilung von dem längeren Besuch, den Sie nach dem Badeaufenthalt Ihrer Freundin Clarisse machen wollen, – eine Freundschaft, der Sie sich gerade jetzt zu erinnern belieben! – ist die deutlichste Antwort auf meinen letzten Brief.

Ich kann warten! Der Meister sagte mir, als wir die letzte Sitzung miteinander hatten: sie kommt wieder. Ich glaube ihm. Erholen Sie sich, amüsieren Sie sich, lassen Sie Dutzende von Männern zu Ihren Füßen schmachten. Mir soll es recht sein, denn – Sie kommen wieder!



Graf Guy Chevreuse an Delphine.
Versailles, am 18. Juli 1781.


Soeben erfahre ich von meiner Schwester, daß Sie, Holdseligste, endlich einer Einladung nach Chateau Larose folgen wollen. Sie ist entzückt; ich bin es noch mehr; und meine Neugierde kennt vollends keine Grenzen, denn die Marquise Delphine ist ein Rätsel, das einem Mann, der das Geheimnis „Weib“ ganz zu ergründen geglaubt hatte, immer aufs neue zu lösen übrig bleibt.

„Die Marquise Montjoie hat den Schleier genommen,“ wußte die kleine Lamballe noch vor einem Jahre mit dem himmlischsten ihrer Augenaufschläge [285] zu berichten. Ich erschrak. Aber meine Phantasie arbeitete bereits an der entzückendsten aller Klosterentführungen.

„Die reizende Delphine ist des Grafen Cagliostro Adeptin,“ erzählte wenige Monate später der Baron Wurmser bewundernd, als ob Sie es noch nötig gehabt hätten, das Zaubern zu lernen. Ich war empört. Und mein Entschluß stand fest, den Hexenmeister zu entlarven, um ihm sein Opfer entreißen zu können.

„Wissen Sie, wer der Marquise Montjoie einziger Liebhaber ist?“ lachte Herr von Vaudreuil, als er im vorigen Winter in Straßburg gewesen war, „der Herr Marquis!“ Ich war verzweifelt. Denn nun erst schienen Sie mir verloren.

Und jetzt erfahre ich von Ihrem Hofstaat in Spa, zu dem der Marquis nicht gehört, – denn ich sehe ihn in Paris im Gefolge Cagliostros –, von Ihrer bevorstehenden Ankunft in Larose – allein!

Versailles ist tot, seitdem der Zustand der Königin uns zur Tugend zwingt. Aber selbst wenn es im höchsten Glanze strahlt, selbst wenn alle Marmorgöttinnen seiner Gärten lebendig geworden wären, nur um mich zu umarmen, – Larose erschiene mir, von Delphine bewohnt, als der Himmel auf Erden – vorausgesetzt, daß es nicht der der Heiligen und der Erzengel, sondern der der Houris und der Grazien ist.

Ich werde kurz vor Ihnen in Larose eintreffen, [286] um nicht nur des Vorzugs zu genießen, die holde Delphine aus dem Wagen heben zu können, sondern um auch der Erste zu sein, der Ihnen das neueste gesellschaftliche Ereignis von Paris zu berichten vermag: die Eröffnung des Hotels Dervieux in der rue Chantereine, eines Meisterwerks von Bellanger. Die jüngste und schönste Dienerin Terpsichores wird dank der Gunst des Prinzen von Soubise seine Herrin sein, und ich rühme mich, sie entdeckt zu haben. Daß sie schön ist, wird die Marquise Montjoie mir glauben; wer könnte, der Sie kennt, mit einem anderen Maßstab messen, als dem Ihren? Für den Geist der Kleinen zeugt dies Bonmot: Ein junger Mann bewarb sich um sie. Sie wies ihn ab. Er kam immer wieder; schließlich schrieb er flehend: „Gewähren Sie mir nur als Almosen Ihre Gunst.“ Sie erwiderte auf rosigem billet-doux-Papier: „Ich bedaure lebhaft, mein Herr, ich habe schon meine Armen.“ Sie werden mir zugeben, schönste Frau, daß Guy Chevreuse, dank der Erziehung durch Sie, auf der Höhe seines guten Geschmacks geblieben ist.

Je mehr die Gelehrten sich über die Entdeckungen neuer Wunder der Chemie und der Physik den Kopf zerbrechen und ihrer Unsterblichkeit die Genüsse ihrer Sterblichkeit opfern, desto mehr fühle ich es als heilige Pflicht, der gräßlich ernsthaft werdenden Menschheit Quellen der [287] Freude zu erschließen, auch wenn mein Dank dafür in nichts besteht, als im jus primae noctis. Das ist lateinisch, schönste Frau; ich lernte die drei Worte, in denen sich meine ganze Kenntniß der klassischen Sprache erschöpft, von Herrn von Beaumarchais und bitte Sie, sie sich von ihm –, der mit uns in Larose und mein gefährlichster Nebenbuhler sein wird! – erklären zu lassen.

Übrigens wird noch eine dritte Schülerin von L'Abbaye aux Bois unter den Gästen sein: Die Prinzessin d'Hénin. Es wird also an Beweisen dafür nicht fehlen, daß trotz Rousseau und seiner jüngsten Nachfolgerin in der Predigt von der freien und naturgemäßen Kindererziehung der Madame d'Epinay die des Klosters noch immer die beste ist, sie gab uns die reizendsten, die vorurteilslosesten, die liebenswertesten Frauen. Mit einer Grazie ohnegleichen hat sich die Prinzessin in das Verhältnis ihres Gatten zu Mademoiselle Arnould gefunden. Als eine Tugendhafte aus dem Salon Necker sie kürzlich bedauern wollte, sagte sie achselzuckend: „Was wollen Sie?! Mir sind Männer, die nichts zu tun haben, antipathisch. Der Prinz hat doch nun wenigstens eine Beschäftigung.“ „Hat er denn keinen andere?“ frug die Tugendhafte malitiös, „Bei mir jedenfalls nicht!“ antwortete lächelnd die Prinzessin.

Ich greife schleunigst nach Siegellack und Petschaft, ich gerate ja fast in die Gefahr, meinen [288] Witz noch vor unsrer Begegnung zu erschöpfen, und wollte ihn doch, als Strahlenbündel verpackt, nach Larose mitnehmen, um in blendender Gloriole vor Ihnen, Holdseligste, dazustehen.



Herr von Beaumarchais an Delphine.
Paris, den 11. Oktober 1781.

Wer Larose mit Paris vertauscht, ist weit mehr ein Sträfling, als wer die Freiheit der Hauptstadt mit den Ketten der Bastille vertauschte. Ich sitze vor dem Schreibtisch, statt vor der schönsten Frau Frankreichs, ich schaue durch trübe Scheiben auf Häusermauern, statt durch grüne Blätter auf blauen Himmel, und – Schrecken aller Schrecken! – ich lese Figaros Streiche einem Haufen hirnloser Komödianten vor, statt der fine fleur der Pariser Gesellschaft. Noch klingt mir Ihr perlendes Lachen im Ohr, – als ein gellender Mißton drängt sich die Kritik hochmögender Kollegen dazwischen, die zwar nichts besser machen, aber alles besser wissen wollen.

Es gibt Leute unter ihnen – à la Demoines, der der Dubarry Tugendkränze flocht und Ludwig XVI. so lange versichert hat, daß er ein Genie ist, bis er es selber glaubt –, die angesichts meiner Komödie um die Sicherheit des Staats und um die guten Sitten der Pariser zittern. Ich tröste mich; denn noch haben alle, die ihre Feder zum Schwerte schliffen, den Vorwurf ertragen müssen, daß sie [289] Zustände schaffen, während sie lediglich den Mut hatten, deren Vorhandensein aufzudecken. Wie die ängstlichen Bedenken literarischer Streber mir bestätigen, daß mein Stück gut ist, so bestätigt mir der lebhafte Beifall, den seine Vorlesung bei dem alten Kanzler Maurepas vor einer Gesellschaft ehrwürdiger Kirchenfürsten fand, daß Figaro recht hat, mit der Narrenpeitsche auf die Almavivas einzuschlagen. Oder finden Sie nicht, daß sogar ein simpler Barbier dunkler Herkunft sich erlauben kann, die Gesellschaft zu verachten, die den Aussatz, an dem sie leidet, bloß – komisch findet?!

Sie haben recht, klügste aller Marquisen: Beaumarchais und Figaro sind identisch, – „Herr da und Knecht dort, wie es dem Glücke gefällt,“ – und ich meine alle Maurepas, für die Frankreich nur da ist, damit sie Minister sein können, und alle Rohans, die mir die Herausgabe der Werke Voltaires verbieten und damit Voltaire selbst glauben vernichtet zu haben, wenn Figaro zu Almaviva sagt: „weil Sie ein großer Herr sind, meinen Sie ein großes Genie zu sein. Adel, Vermögen, Rang, Würden, all das macht stolz. Aber was haben Sie geleistet für so viel Herrlichkeiten? Sie haben sich nur die Mühe genommen, geboren zu werden! Im übrigen ein Alltagsmensch, während ich, im dunklen Haufen verloren, nur um mich fortzubringen, mehr Witz und Wissen aufwenden [290] mußte, als man in den letzten hundert Jahren verbraucht hat, um den Staat zu regieren.“

Sie haben aber unrecht, wenn Sie sagen: Figaro wird die Bühne nie betreten. Er wird, Frau Marquise, er wird! Schon habe ich Madame Campan eine Abschrift meiner Komödie in die Hände gespielt und sie hat sie dem König und der Königin vorgelesen. „Das ist abscheulich! Das ist unanständig!“ hat Ludwig XVI. nicht aufgehört zu versichern. „Man wird das Stück nicht aufführen,“ hat er mit der ganzen Autorität des absoluten Monarchen hinzugefügt. Ist das nicht ein Riesenerfolg, eine sichere Gewähr für die Aufführung?! Der König will nicht, daß Figaros Hochzeit gespielt wird; ich aber schwöre, sie wird gespielt werden und wäre es auf dem Chor von Notre-Dame!

Das Antichambre will in den Salon, Frau Marquise, und Figaro reißt zu dem Zweck die Flügeltüren auf.

Sie glauben mir nicht? Sie weisen mich wieder darauf hin, mit welcher Begeisterung die Geburt des Dauphin begrüßt worden ist, wie „das Volk“ Vivat schrie, wie „das Volk“ den Namenszug des Neugeborenen als Broschen und Busennadeln trägt. Was ist „das Volk?!“ Einmal ein Haufe märchenseliger Kinder, die in jedem Prinzlein einen Erlöser verzauberter Prinzessinnen sehen, das andere Mal eine Herde blutdürstiger Raubtiere, die Tauben [292] mit derselben Gier verschlingen, wie Wildkatzen.

Sie wünschen noch ein Pariser Ragout? Cagliostro macht glänzende Geschäfte. Er ist, bei Gott, ein großer Erzieher, denn er beweist, daß man nur die Frechheit haben muß, Glassplitter für Edelsteine auszugeben, um alle Narren – d. h. die Mehrheit – glauben zu machen, daß sie es wirklich sind.

Die Redoute chinoise ist im Reisein der besten Gesellschaft eröffnet worden. Ein Variété, wo man Dirnenlieder singt und Vagabundengeschichten erzählt, eine Bildungsanstalt also, die bestimmt ist, in den Theatern für „das Volk“ Platz zu machen. Die Übersättigten kehren bekanntlich immer zum Schweinefett als zu einer Delikatesse zurück.

Die Muse Rétifs de la Bretonne ist wieder einmal kläglich niedergekommen. Für ein Siebenmonatskind ist das Kleine recht lebhaft, und dabei von einer Natürlichkeit –! Zeigten seine älteren Geschwister nur den völlig feigenblattlosen Körper, so geht das jüngste so weit, auch seine primitivsten Funktionen blos zu stellen. Sein Erfolg ist selbstverständlich enorm. Ist das am Ende ein Reweis für unser Greisentum? An Exhibitionen berauschen sich immer nur Zeugungsunfähige.

Übrigens ist Herrn Rétif in dem Chevalier Choderlos de Laclos ein gefährlicher Konkurrent erstanden. Seine „Liaisons dangereuses„ sind ein [291] graziöses Büchlein, und wie Rétif der Rousseau der Gosse ist, so dürfte Laclos der Rétif der guten Gesellschaft werden.

Von alten Freunden hat sich der gute Laharpe mit einer Ausgabe seiner gesammelten Werke eingestellt. Man pflegte das früher der Nachwelt zu überlassen, und wenn es mich schon überrascht, daß Laharpe den Mut besitzt, seine ganze Karriere – vom begeisterten Anhänger Voltaires bis zum Freunde Marie Antoinettes – offenherzig zu enthüllen, so wundert es mich weit mehr, daß er die Selbsterkenntnis besitzt, zu tun, woran nach seinem Tode niemand mehr denken würde. Er ist, wie Herr von Chamfort bissig bemerkte, eben ein Mann, der sich seiner Fehler bedient, um seine Laster zu verstecken.

Der Herzog von Chartres hat die große Allee vom Palais-Royal niederschlagen lassen, um gedeckte Wege anzulegen. Seitdem die Spekulanten wie Prinzen leben, ist es den Prinzen nicht zu verargen, wenn sie Spekulanten werden.

Madame de Genlis hat sich nun auch entschlossen, die Reform der Erziehung in die Hand zu nehmen –, natürlich indem sie ein Buch darüber schrieb. Ist der Eifer, die Kinder vor schlechter Erziehung zu retten, nicht schrecklich rührend in einer Zeit, wo die Eltern kein Brot mehr zu essen haben?!

Sie sehen, eine Überfülle erstaunlicher Ereignisse; [293] kommen Sie bald, damit Ihnen nicht allzu viel entgeht, – vor allem aber, damit Sie Figaros Sieg erleben!



Baron Ferdinand Wurmser an Delphine.
Paris, den 10. Februar 1782.


Verehrte Cousine. Wenn ich jetzt erst dazu komme, Ihnen zu schreiben, so werden Sie das einem Manne zugute halten, der nach einem Jahrzehnt der Abwesenheit nach Paris zurückgekehrt ist und bei jedem Schritt, den er tut, zu träumen glaubt.

Welch eine Umwälzung! Ich bin von ihr noch dermaßen benommen, daß ich nicht weiß, ob ich sie freudig begrüßen, oder vor ihr erschrecken soll. Ein Eindruck ist es vor allem, der geradezu verblüffend wirkt, und den ich in vier Worten zusammenfassen kann: Das Volk ist da!

Sind wir früher, als wir uns fast nur zu Pferde oder zu Wagen durch die Straßen bewegten, so rasch an ihm vorübergeglitten, oder wagte es sich wirklich nicht aus seinen Quartieren heraus, – ich weiß es nicht; jedenfalls ist es erst jetzt vorhanden. Es geht, ohne uns Platz zu machen, auf denselben Wegen wie wir, es schreit und lärmt auf den öffentlichen Plätzen, es spricht mit lauter Stimme von Freiheit, Demokratie, Republik, wo es früher nur den Mund aufzutun wagte, um vive [294] le roi zu rufen. Das Erstaunlichste aber erlebte ich gestern.

Das Gerücht von der Ankunft Lafayettes hatte sich verbreitet. In Versailles wußte freilich niemand davon, als die Pariser Straßenjungen sich schon im “vive Lafayette“ übten. Ich hielt mich von früh an im Palais-Royal auf, wo die Arkaden, die der Herzog zum Ersatz der verschwundenen großen Allee bauen ließ, der Vollendung entgegengehen und der Sammelpunkt geistigen Lebens zu werden scheinen. Man sprach voll Begeisterung von dem erwarteten Helden, von der endgültigen Befreiung Amerikas, von dem großen, ausschlaggebenden Sieg bei Yorktown.

„Ein Fanal der Freiheit war der Brand der Stadt!“ schrie Einer, der dabei gewesen sein wollte. „ Bald brennt es auch bei uns!„ rief ein Andrer. „Und mit den Feudalrechten und den Steueredikten schüren wir den Scheiterhaufen der Monarchie“, frohlockte ein Dritter, – ein buckliger Mensch mit dem ausgemergelten Gesicht eines Savanarola. Alles applaudierte.

Der Ruf „Lafayette!“ der irgendwo von oben zu kommen schien, übertönte den Lärm. Einen Augenblick tiefen Schweigens – –, dann wälzte sich die Menge einmütig dem Eingang zu, und schon in der nächsten Minute sah ich einen Mann in Uniform, von starken Armen getragen, hoch über ihren Köpfen schweben. Hüte flogen in [295] die Luft, Taschentücher wehten, – lauter weiße Fahnen –; als der Marquis endlich mit den Füßen wieder den Boden berührte, streckten sich ihm hunderte von Händen entgegen. Und breite, schmutzige Fäuste umklammerten seine schmale Aristokratenhand. Alles in mir empörte sich beim Anblick dieser Berührung. Ich versuchte, mich hinaus zu drängen. Da traf mein Blick von ungefähr einen anderen Uniformierten, der neben Lafayette stand: dies scharfgeschnittene Profil, diese stahlblauen Augen, diese hellen blonden Haare waren mir bekannt, ja vertraut. Friedrich-Eugen! Das Erstaunen löste den lauten Ruf von meinen Lippen. Er hörte mich nicht; er sprach – fast freundschaftlich, wie mir schien – mit jenem Buckligen, und seine braun gebrannten Wangen färbten sich dabei mit einem leisen Rot, seine schmalen Lippen umspielte ein Lächeln, – er freute sich dieser Begegnung!!

Ich wäre außer stände gewesen, den alten Freund zu begrüßen, und bahnte mir mit den Ellenbogen den Weg hinaus.

Als ich ziellos durch die Straßen stürmte, führte mich der Zufall – oder das Schicksal?! – an Gagliostros Haus vorbei. Ich zögerte unwillkürlich und schaute hinauf. Der Meister stand am offenen Fenster. Etwas wie ein teufliches Grinsen, das ich nie vorher an ihm gesehen hatte, verzerrte seine Züge. Mit der großen gelben Hand winkte er mir [296] zu und rief mit einer Stimme, als kratze eine Stahlklinge über eine Schiefertafel: „Die Luft weht schneidend heute, was, Herr Baron?! Machen Sie, daß Sie nach Hause kommen, für zarte Häute ist das nichts,“ und, hell auflachend, schlug er krachend das Fenster zu. Ich stand noch wie gebannt, als ich den Marquis, Ihren Gemahl, unten aus dem Torweg treten sah. Er ging langsam, sehr gebückt, seine Schultern zuckten, als fröre ihn unter dem dicken schwarzen Mantel. Besorgt wollte ich ihn anreden. Aber er sah an mir vorbei ins Leere.

Es war ein böser Tag, teuerste Cousine, und ich würde am liebsten meine Koffer packen, und den Weg, den ich kam, mit der schnellsten Post zurückkehren. Rußland erscheint mir jetzt wie eine stille, felsenumschlossene Bucht, in deren dunklen Wassern sich zwar die Sonne nicht spiegelt, die aber auch der Sturm nicht aufpeitscht.

Aber die bevorstehende Ankunft des Großfürsten fesselt mich hier, und ich knüpfe die Hoffnung daran, daß sie mit vielen Festen und Empfängen die Wirkungen schlechter Träume zerstreuen wird.


Graf Guy Chevreuse an Delphine.
Versailles, am 15. März 1782.


Verehrteste Frau Marquise. Im Auftrage meiner erhabenen Gebieterin, Ihrer Majestät der Königin, habe ich die Ehre, Ihnen dero allerhöchste Wünsche ganz ergebenst zu unterbreiten.

[297] Ihre Kaiserlichen Hoheiten, der Großfürst Paul von Rußland und seine Gemahlin, die Großfürstin Maria Feodorowna, geborene Prinzessin Montbéliard, gedenken im Mai den französischen Hof durch ihren Besuch auszuzeichnen, und Ihre Majestät will alles daran setzen, um den erlauchten Gästen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Sie bittet daher die Frau Marquise Delphine Montjoie als Jugendgespielin Ihrer Kaiserlichen Hoheit während der kommenden Monate die Gastfreundschaft des französischen Hofes gleichfalls akzeptieren zu wollen.

Bis hierher schreibt Ihnen, schönste Delphine, nur die von einem höheren Willen in Bewegung gesetzte Feder, und jetzt erst tritt Guy Chevreuse persönlich in Aktion, um seinem Vergnügen darüber Ausdruck zu geben, daß auch die liebenswürdigste Bitte einer Königin selbst für die stolzeste Marquise einem Befehle gleichkommt, und daß Ihnen im Augenblick, wie ich vorsichtshalber schon vorher in Erfahrung brachte, jede Begründung eines möglichen Ungehorsams fehlt. Ich durfte mich in Larose selbst überzeugen, daß Sie nicht den Schleier zu nehmen willens sind, denn statt mit dem Rosenkranz für fromme Nonnenhände, sah ich Sie mit einer Kette aufgereihter Männerherzen grausam spielen. Immer, wenn ich hoffte, Sie hielten das meine fest, ließen Sie wieder ein anderes durch die weißen Finger gleiten. Ich weiß auch, [298] daß Sie in Straßburg nicht so auf der Höhe der allerneuesten Mode stehen, um sich durch eine Turteltauben-Ehe fesseln zu lassen, und daß Sie nicht zu den Getreuen Cagliostros gehören, schon weil der Herr Marquis dazu gehört. Ich traf ihn erst gestern in der Loge des Großmeisters, wo die reizendsten Frauen und die vornehmsten Kavaliere in schauerndem Entzücken der Mysterien harren, die ihnen der wieder erstandene Priester der Isis enthüllen will.

Was mich zu ihm trieb? Die Spielleidenschaft –, sein Schmelzofen ist wie Würfel und Karten: er schafft und er verschlingt Vermögen. Die Neugierde –, in der Welt, die wir bis zur Neige ausgekostet zu haben glaubten, sind die okkulten Wissenschaften die neue, große Sensation. Überdies: ein Priester, der Gold macht, bekehrt selbst den ärgsten Ketzer, um so mehr, wenn Seine Hochwürden, der Kardinal von Straßburg und Großalmosenier von Frankreich seinen Segen dazu gibt.

Man könnte glauben, Cagliostro wäre ein heimlicher Agent der Condorcet und Mirabeau: er betäubt mit seinen Hexenkünsten ihre Gegner, er fasziniert die Geister, er schläfert alles Mißtrauen ein, er lenkt die Einbildungskraft von der Nüchternheit des öffentlichen Lebens ab. Glauben Sie, es würde sich in Paris noch irgend jemand über die Belagerung von Gibraltar aufregen, wenn jeder [299] Mann Gold machen könnte und jedes Weib das Elixier ewiger Jugend besäße?!

Wir sind in Trianon schon mitten in der Vorbereitung reizender Aufführungen zu Ehren der kommenden Gäste. Herr von Calonne, der mit den Finanzen Frankreichs die Griesgrämigkeit aller seiner Vorgänger erbte, – genau wie ein petit-maître seinen Witz verliert, wenn er anfängt, seine Schulden nachzurechnen –, sagte neulich mit düsterem Stirnfalten zur Königin: „Sie tanzen auf einem Vulkan, Majestät.“ „Wenn wir nur tanzen!“ lachte sie, „und das Parkett glatt genug ist. Was kümmert es mich, was sich darunter versteckt!“ Und Chérubins Romanze trällernd, ging sie dem König entgegen, dem bei dem Ton des verbotenen Liedes jedesmal die Zornader schwillt.

Ich dagegen dachte noch immer mit einem angenehmen Schauder an den Vulkan. Mir scheint es weit reizvoller, mit einem Feuerwerk in die Luft zu gehen, als ängstlich in das Tal hinabzukriechen.

Was meinen Sie dazu, schönste Frau?