Die Mülle von Schwyndelszheym vnd Gredt Müllerin Jarzeit

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Thomas Murner
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Mülle von Schwyndelszheym vnd Gredt Müllerin Jarzeit
Untertitel:
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1515
Verlag: Matthias Hüpfuff
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Straßburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Zwickauer Facsimiledrucke No. 2. Thomas Murner. Die Mühle von Schwindelsheim. Zwickau S. Verlag von F. Ullmann. 1910.
Digital bei Internet Archive und Djvu auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
Editionsrichtlinien
  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene Buchstaben werden mit <sup> hochgestellt.
  • Das Capitulum-Zeichen wurde weglassen.
  • Abkürzungen werden aufgelöst
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 Deutschland

[1r]
Die Mülle von
Schwyndelszheym vnd
Gredt Müllerin Jarzeit.




[1v]

Wir essel handt hyn durch gerissen
     dz wir hie sitzen vff dem küsse
Man mvß vns esselen baß für gon
     den man dem keyser vor hat thon.




[2r]

Der schwindelszheymer Mülle vorrede.

DRy mil von Straßburg ligt ein mül
Von der redt ieder man so vil
Dz mich groß wunder hat genümen
wo doch so seltzam red har kümen
findt man vnbehoblet lüth
     die gar zuo berden kynnend nüt
Vnd die do handt ein eygen kopff
     oder sunst wer sey ein tropff
Der weder schimpff noch ernste kan
     gen schwindelßheim muoß er bal gan
     vnd sich den müller deuffen lan
Als ich die sach nün baß betracht
     so sihe ich das der nam hat gemacht
Solche vffruor in dem landt
     das yedem ist die müle bekandt
Sie heysset schwindelßheymer müll
     wer dissen namen kennen will
Der selbig lern was schwindel sey
     so mag er das als mercken fry
Schwindel ist ein wanckel muot
     den mensch dorheit selber dut
Vnd ist zuo allem fal gerist
     schwindelem haupt gar vil gebrist
Wer gsellig leben wel vff erden
     der selbig lern auch menschlich berden


[2v]


Vnd luog das er sein haupt bewar
     das er gon schwindelßheym nit far
Wer vber tisch bey geselschafft sitzt
     vnd sich bey schimpff in zorn erhitzt
Vnd wo man ernsten sol wil schimpffen
     Nüt fueglichs fahen an mit glimpffen
In dugendt zeygen sich so blindt
     wie er mit got sey geschwister kindt
Vnd kan zuo aller sach kein art
     dar zuo fliecht got ein stroein bart
Vnd spilt mit im der haber geiß
     auch briet dem gonch die eyer heiß
Schnidt im loeffel groß vnd klein
     Dar zuo dreyt er im ermel ein
Belybt ein standtfast auch do mit
     den pfeffer vff das tisch tuoch schüt
Vnd laßt im vor ein affen scheren
     von seiner frawen sich wil neren
Ab dem zun ein sachen brechen
     vnd hinderm wein will hawen stechen
Verlornen hauffen greiffen an
     mit lieben gensen stille stan
Der selb muoß hyn zur mylen gan
     den müller noch baß theuffen lan
Wer vberg zun sein gfatter grießt
     Ein sack an gantzen enden bueßt
Mit christem glauben gat vff steltzen
     durch ein mal korb frysset seltzam


[3r]


Vnd laßt ein bseichten sack sich zwingen
     nach sattel narung vil wil ringen
Vnd dem buren gulden schriben
     die muoß man all zuor müllen triben
Sie seint irs haupts nit wol bewart
     darumb gan schwindelßheim[1] man fart
Der schwindelßheymer wayß ich ein
     der dreit im ruck ein schelmen bain
Vnd kan mir floehe heuschrecken sünnen
     mit hinder stichen gelt gewynnen
Setzen kleine stuel vff benck
     dz selb seind alles schwindel schwenck
Vnserem rappen muoß yn strichen
     mit grossem suffen vßher kichen
Seinem gsellen fueßly halten
     vnd ein haerly fein zerspalten
Mit lechlen kummen an das brett
     Fraw kriemhilt wecken vß dem bett
Mein betzly vmb das leder schlagen
     am prediger stuol von enten sagen
     vnd dar zuo hon ein guotten magen
Mein arme schefflly schinden gar
     vnd mit roßdreck schwymmen har
zuo sehen spylen seinen kinden
     den hueneren ire schwentz vff binden
Den karren schmieren das er lauff
     regieren nach dem marckt sein kauff
Vff beben süberlich die bain


[3v]


     oder sunst sein[2] katzen rayn
Ein hagel syeden im grind lusen
     In eim tag sein erb verbusen
Hoeren wachsen alles graß
     vor yderman verstone baß
Mit krieg vnd heffen brechen schaden
     Den armen essel vber laden
Bey der nasen fieren mich
     vnderm huetlin süberlich
Spilen \ durch ein bret erliegen
     mit rot welsch alle welt betriegen
Mit andrem dreck sich weschen reyn
     verdowen hertte kyssel stein
Den affen lernen gigen schon
     gestrifflet sein \ vnd mümlen gon
Mit zwey liecht dem teuffel borgen
     vnd nür die foegly lassen sorgen
Auch ein dreck wider stincken machen
     mit iuden spiessen sich besachen
Nach der decken strecken sich
     Dieb ab dem galgen knipffen glich
Vnd sie wider hencken dran
     vff stecken rytten ynhar gan
Eyer wannen \ eng gebrissen
     vnd vff den grossen huffen schissen
Guot frum buob sein bey guotem wein
O legen die all in dem reyn
Die in dem haupt solch schwindel tragen


[4r]


     so doerfft der myller sich nym klagen
     das sie den zynß im dannen tragen
Das bad vß schütten mit den kinden
     vmb gelt im seinen essel schinden
Es muest nit vff dem zan vß gon
     dz peter nit sein kopff will lon
Vff nüß schalen were kein fründtschafft mere
     so guckten die geuch auch nym so sere
Sie fischten nymmer vor dem berren
     so lieff der hengst nit nach den merren
Doch wo sie dise stuck nit triben
     so wer die mül verborgen blyben
Die stück die ich ob hab genant
     Noch tusendt mere mir seind bekant
Vnd schwindlen in dem haupt daruon
     Das sie warlich kum blyben ston
Ich besorg wo man sie nit erwyscht
     sie syend zuo dem fall gerist
Darumb Salomon dz selber iahe
     das er kein schwindlen nie mer sahe
Das sich eim fall so woll verglicht
     wie man falsch goldt vff steinen stricht
Die schwindelßheymer hab ich genent
     wie ich sie vormals hab erkent
Nun will ich yetzundt weiter sagen
     wie sie den zinß der mül entragen
Wie wol ich vil dar gegen fyndt
     die gebendt mer dens schuldig seindt


[4v]

Gredt müllerin jar zeit halten.

Zuo schwindelßheim gredt müllerin
     ist leider schon gestorben hyn
Darumb zucht vßhin mancherman
     Das er ir iarzeit moeg began




[5r]


Keiser \ künig \ fürsten \ herren
     hondt sich vor zeit nit moegen weren
Sie muosten vff diß iarzeit kummen
     so bald sie hondt den todt vernummen
Gredt müllerin ob alln ein kron
     die in so vil dienst hat gethon
Es sol sich niemans wundren dran
     das man ir iarzeit will began
     vnd dar kumpt so manch tusendt man
Es ist ein eren fraw gesein
     die yederman kundt dienen fein
Bestia sag ich für war
     freylich die best in allen vor
Insingnis meretrix auch do mit
     ya singen nach dem meister drytt
Ich muoß beschriben all ir tugendt[3]
     im alter har biß von der iugendt
Sie hatt sich ghalten also schon
     das man sie billich sol begon
Gespunnen was sie vß luter syden
     vnd kundt nie ding denn zarts erlyden
Sie was so lyß vnd zart gebachen
     das sie kundt mit dem arßloch krachen
Pfersich kernen groß vnd klein
     das thetten ir schne weissen bein
Man muost so senfft reden zuo ir
     das ir der schwindel schüß nit für
Wie wol das mich nit wunder nympt


[5v]


     den weipplich zerten solches zimpt
Denn wer die sach will werden ynnen
     was alle weiber yetzundt künnen
So gib in an die kunckel spynnen
     vnd zal darnach was sie gewynnen
Gredt müllerin brandt mit gesicht
     das eim der flam dz hertz durch sticht
Sie weich mit augen niemans nit
     ob sie der keiser selber byt
     do mit ir hertz sie vßhar schüt
Sie hielt all zeit ir augen styll
     als eine die verraten will
Mit den augen ir gemüt
     dem mann entzündts do mit sein bluet
     das es gantz schellig würdt vnd wyet
Wie wol ich hab ein grosses wunder
     an frümen frawen nür besunder
     das sie ir augen nit thuondt vnder
So sie das selb doch sicher wissen
     dz nersche mann seind bald beschissen
Wellendt ir belyben frum
     yns teüffels namen kere dich vmb
Nit syhe du mich an als du nit soltst
     vnd du mich yetz glich kauffen woltst
Vnzüchtig augen botten sindt
     wie man das hertz im menschen findt
Doch kundt gredt müllerin disen tandt
     Das sie mit augen in dem landt


[6r]


Gefeßlet hatte manchen mann
     dann lechlet sie in fründtlich an
Das einer maynt es sey schon gthan
     Sie woel in für ein bulen han
Dann kundt sie erst den blinden fieren
     vnd war sie wolt do hyn regieren
Denn sie im gantz vnd gar gefalt
     Nun hoer zuo wie er es heimlich halt
Er dingt im ettwa zwentzig schuoler
     der selb heimlich verschwigent buoler
Die singendt ir denn vor dem hauß
     das boerendt die dynn vnd auch duß
Im hauß macht er ir vngemach
     so der ee mann merckt die sach
Vnd das hoert all nachpurschafft
     das yede zuo dem fenster gafft
Vnd sehendt das die selbig sey
     die so still treybt buolery
Also halt er sein heimlicheyt
     das nyemans denn ein yeder seyt
Wie kan der selb sein buolen schwigen
     der das laßt vff der fidel gigen
Mit trummetten vnd mit singen
     das durch die gantze statt muoß klingen
Der nar würdt also gar verblendt
     das er sich selb vnd sie auch schendt
So rüefft er dann was kan die schon
     hettstu die frag an mich gethon


[6v]


Ich wolt dir bald das han gesagt
     was sie kan die rayne magt
Gredt müllerin kundt beym buolen ligen
     vnd dich lon vff der gassen schryen
Wenn du wenst du syest allein
     so hat sie in dem bett noch ein
Sie kan dich lernen hechlen lecken
     vnd lassen wüetten wie ein gecken
Sie kan dich singen lassen pfiffen
     vnd sie dir nach dem seckel greiffen
Sie kan dich lernen hefftig schwitzen
     von dem schne als von der hitzen
     wenn sie ruowet so muostu blitzen
Sie kan mit falscheit dich ergetzen
     Ein schühebutzen in das fenster setzen
Wenn du wenest sie lyg selb do
     so ists ein butz gemacht vß stro
Sie kan zuo nacht dich machen lauffen
     vnd vmb ein krantz ein schuben kauffen
Sie kan dich bey der nasen fieren
     das buoler mueßly zamen rieren
Sie kan dich zuo eim narren machen
     vnd wenn du waynst so kan sie lachen
Sie kan dich gantz vnd gar verarmen
     vnd thuost sie dennocht nüt erbarmen
Wiltu kein pfennig fallen lassen
     verspotten kan sie dich vnd hassen
Sie kan dich lassen sein ein tropffen


[7r]


     vnd die gantze nacht lon klopffen
Wenn sie dich nit will lassen yn
     so kan sie nit do heyme sein
     das alles kan gredt müllerin
Ja do sie noch im leben was
     die weiber handts auch gelernet das
     vnd künnends denn gredt müllerin baß
Durch solchen dienst vnd soelche kunst
     erwarb sie so ein grassen gunst
Das weltlich geistlich alle sandt
     vff ir iarzeit seind gerandt
     vnd kent man sie in allem landt
Das iarzeit ist in grosser acht
     denn man kein keiser nie hatt gemacht
Wo sie in der kirchen ston
     so schickent sich hyn vß zuo gon
Gen schwindelßheim hyn vff die müll
     do man das iarzeit halten will
Wer von buolschafft hie verdirbt
     mit lachen nach dem waynen wirbt
Vnd küßt sich hie mit lieb zuo todt
     der selb vff dises iarzeit gadt
     vnd kumpt von lieb in leydes not
Denn warlich hie nach lieben werben
     ist in fründtlicheit verderben[4]
     vnd in eignem schmaltz ersterben
Wer vff erden buolen thuot
     der kumet gar sueß in groß armuot


[7v]

An die groß glock louffen

Louff hyn stürm an die groesten glocken
     das wir do mit zuo samen locken
Allen guoten lieben gsellen
     die mit vns iarzeit hallten wellen




[8r]


Die glock ist frylich gossen schon
     das man so wyt hoert iren thon
     das ieder wiß zuom iarzeit gon
Man solt die grossen glocken lüten
     nit mer denn zuo den hoechsten[5] zeitten
So ist es leyder ietz vff erden
     das nur die schellen klingelet werden
Wenn sich got der herr ertzeigt
     so findt man kum ein der sich neigt
Wenn aber ietzundt iung vnd alten
     gredt müllerin will iarzeit halten
Vnd Adams ryp sehen zuo zeitten
     mit grossen glocken muoß man lytten
Denn das rypp ist wunderlich
     vnd kan allzeit erbeben sich
Das solch rypply nur allein
     me thuot denn sunst ein huffen beyn
Denn wo der tüffel vogel facht
     das wyb er zu eim kutzen macht
Vil werden durch den kutzen betrogen
     ich habs nit vß den fingeren gsogen
Denn Eua was das erste rypp
     das solche grosse hochfart trypp
Da durch sie vns vnd selber sich
     in kummer stiesse iemerlich
Do sie den appfel anesach
     so bald der teüffel zuo ir sprach
Eßt ir den apffel mit geferden


[8v]


     so werdendt ir als goetter werden
Wyssen boeß vnd auch das guot
     do fiel das weib in vbermuot
     als ein hoffertigs rippli thuot
Vnd fieng an goetlich art begeren
     vnd meynt wenn sie auch goetter weren
Auch vnderstuondt sich got zuo glichen
     doch gott zuo werden nympt vil kichen
Eua hat ein somen geseyet
     Den man noch yetz vff erden meyet
Der grundt ist an im selbs so guot
     das er so grossen wuocher thuot
Was hoff art in den wybren steckt
     die hatt vns Tullia wol endeckt
Denn do ir vatter was erschlagen
     das sie selbs hat angetragen
Vff das ir mann moecht künig werden
     saß vff ein karch sie mit geferden
Zuom radthauß ließ sie ylendts rennen
     do sie irn mann hort künig nennen
Im glück zuo wynschen in zuo griessen
     ir vatter lag todt vndern fuessen
Vnd was sunst eng die selbig gaß
     so bald der fuormann sahe das
Stuondt er styll vnd meynt im syn
     man solt den todten nemmen hyn
Bald warff das schentlich vppig wyb
     ein stuol dem fuormann in sein lyb


[9r]


Vnd zwang in das er mit dem karren
     muost uber iren vatter faren
Sie hett genuogsam do mit zeigt
     wo zuo die weiber seindt geneigt
Vnd das sie mer nach hochfart stellen
     denn all ir elter eren wellen
Sie handts behauptet mit dem schwert
     das die groß glock gelütet werdt
Wo man ir hochtzeit sol begon
     die groest glock muoß man leüten lon
Irs brangen vnd ir hoffart berden
     Gar offt vnd dick gestraffet werden
Sie machen vff den kopff[6] ein pundt
     vnd ist verdarraßt in der mundt
Vnd wicklendt sich so seltzem dreyn
     ich wolt vil ee im harnasch sein
Was ists das ir euch mutzen schon
     vnd so hoefflich sehen lon
In roecken \ hembder \ vnd in kleyt
     die yede an dem drecksack dreyt
Vnd so mans bey dem liecht besicht
     so ist die selb zierd üwer nicht
Der schnider schneid sie in das tuoch
     wo ich ein solche zierden suoch
Zuo eym altgwender will ich gon
     Der vil verkaufft der kleider schon
Mützen weschen \ vnd glat gerben
     in spiegel sehen \ antlit ferben


[9v]


     die selbig schoenen bald verderben
Schlafft sie druber nür ein nacht
     so bald sie morgens denn erwacht
So sicht sie wie ein pfan geschwindt
     do düffel in geroestet syndt
Es dunckt mich eben wyber mützen
     Als wen man stricht ein iunge kutzen
Doch solt man in als ir fürnemmen
     schriben in ein buoch zuo semmen
Ich muest mein lebtag schriben dran
     kein mann vff erd das geschriben kan
Es ist genuog mit dem geseyt
     was wypplich hertzly in im dreyt
Denn sie all seindt im radt gesyn
     vnd handt gemeyn verwilliget dryn
     darzuo mit in gredt müllerin
Wo man ir iarzeit will begon
     die groest glock sol man lüten lon
Ich radt euch auch ir frummen mann
     das ir das selb nit vnterlan
Denn wo ir das in vnterliessen
     ir muesten das schwerlicher buessen
Denn hetten ir got selb erstochen
     es wurd kum werden so gerochen
Londts gon mit andrer irrung hyn
     die mat die muoß geschoren syn
Vnd schlieg der dunder gar daryn
     so will das krütli han syn synn


[10r]

Gredt mülleryn oppffer

Wer als syn gut den wybren gyt
     das er behalt vff erden nüt
Vnd hett in das als angehangen
     das selb heißt hie zu opffer gangen.




[10v]


Schwindelßheymer knaben syndt
     Für war glich dem verlornen kindt
Von dem ich findt in christus lere
     das als sein gut opfferet ere
Vff gredt müllerin iarzeitt
     do man das erb den wybren gyt
Ich glaub es beschehe noch hüt betag
     das manch boeß kindt vil mer verdrag
     denn all sei gschlecht im grund vermag
Do sie es nun als sampt verthatten
     so meynendt sie das nest zuo bratten
Das dunckt mich sein die letste stundt
     wenn einer vff das haupt guot kumptt
Die eschen von dem herd vff rumpt
     der hett sich warlich nit versumpt
Vnd warlich bald feyr aben gemacht
     seins vatters erbteil gantz verlacht
Das sein vatter mit weynen gewan
     mit lachen hett er das verthan
Gibstu dein kinden dein guot als
     so schlagend sie dich dran an halß
Volg du mir \ vff disser erden
     Laß nit dein kind dein meister werde
Dein vorteil solt nit vber geben
     behalt das schwert in deinem leben
Kein zung vff disser erd vß spricht
     so ergendt menschlich betrachtung nicht
Die grosse truw vnd liebes bandt


[11r]


     die vnser elter mit vns handt
Darumb das Aristoteles lert
     das nimmer gnuogsam wider koert
Den eltren \ meisteren \ vnd auch got
     danckparkeit in sagen lodt
Darumb thuondt die ein vbel thadt
     wer sein vatter muoter ladt
Vnd die enteret hie vff erden
     Oder sunst sie suocht mit gferden
Die dich so sur erarnet handt
     nuon wirdt es leyder nit erkant
Von manchen oeden byebschen kinden
     die wider vatter muoter sünden
Als absolon seim vatter datt
     der in vom reich vertriben hatt
We dem der in den alten tagen
     sein elteren will das hertz ab nagen
Vnd tag vnd nacht ir guot abschinden
     huet dich gibs nit dein boesen kinden
Die kindt syndt falsch vnd vngetruw
     Gib ynen das dichs nit geruw
Hastu aber frumme kindt
     so gedenck das sie vnerfaren sindt
     vnd in der welte sachen blindt
Sie wenen wo sie gelt vß geben
     der glich dieg man in auch dorneben
So felt es vmb ein puren schuoch
     vnd würdt in für ir gab ein fluoch


[11v]


Kumments hinder wyber danndt
     den sie vor nie erfaren handt
So fahen sie zuo opffren an
     Was sie in allen wincklen han
Es facht wol an mit kleinen dingen
     Ein krentzly darnach schuben bringen
Ein facillet bringt ir ein rock
     vil kind verfaren an dem stock
Gredt müllerin opffer nympt nüt vß
     er heischt das dynn \ vnd vor dem hauß
Ich hab vil buoier sehen geben
     brot heischen do mit dorneben
Die selben kotzen vnd die lungen
     den als ir guot handt gen die iungen
Weß der gesel kumpt vff den grundt
     so kynnendt sie dann tausent fundt
Wie man scheydet solche ee
     das der kotzen gschicht nit wee
Hett der iung irn dandt erfaren
     er würd syn pfennig baß bewaren
Hiett dich laß nit von dir gan
     das du darnach muest mangel han
Ob sy dann verwißt dir deß
     so zuck die fust vnd schlags ins gefreß
Facht sie dann dir an zuo weynen
     so schlag vff naß beyn bald der reynen
Streich vmb streich vnd püff vmb püff
     luog zuo got dann eben triff


[12r]


     dann ghoert ir beyd ins narren schiff
Ich darffs nit weitter declarieren
     wen man hie will zuo opfferen fieren
Den selben gredt so hefftig trybt
     das im ein herly nit belybt
O got wie scheren sie so genow
     Biß sie dich bringen vff das strow
Das opffer wil den rytten han
     das nyemans genuog dar bringen kan
Biß sie sich selber gantz verarmen
     vnd dennocht keinen mann erbarmen
Biß er das alles sampt verthuo
     so spot man syn erst anch dar zuo
Mit fingeren zeigt man vff yn dradt
     vnd spricht das er zuo opffer gadt
Gredt mülleryn vff das iarzeit ryt
     biß das ers alles sampt vergyt
Dem teüffel die sel \ den lyb verderbt
     das guot der gredten das er erbt
Kumpt er dann in bettels not
     im gebens nit ein stückly brot
     vnd solt er vor in sterben todt
Ich lad euch wol zuo opffer gon
     doch gib ich iedem solchen lon
Den vor die weiber geben haben
     als sie vor den verlornen knaben
Mit den kuncklen vß hyn tribben
     Do er syn guot hat vff geribben


[12v]

Ein rohen narren fressen

Nun sitzendt nider lieben frindt
     all die zuom opffer kummen sindt
Wenn ir all sind zamen gsessen
     so helfft ein rohen narren fressen




[13r]


Zuo dissem essen kumpt manch mann
     vil besser wers er gieng dar von
So sind des müllers narren geratten
     das sie zuo sieden weder braten[7]
Sollen \ sind sie schon zerhauwen
     wer sie frißt der kans nit douwen
Ich fraß selbs auch ein mal ein stick
     das mir im magen stoßt vff dick
Vnd douw yetz zwentzig jar daran
     Noch will es sich nit deuwen lan
Wer syn acht nympt der merckt mirs an
     das ich ein stick auch fressen han
Roß ysen vnd auch herte beyn
     verdauwt ich ee vnd kyssel steyn
     Denn nür das selbig stück allein
Das ich vom rohen narren fraß
     we mir das ich ye nyder saß
Ich hett die narren gern gebratten
     do woltens nit dar zuo geraten
So londt sie sich auch sieden nit
     Roesten \ dempffen \ auch do mit
Was ich mit ynnen anefieng
     das selb mir alles hindergieng
Es gschehe noch morn solch geschichten
     wer vil mit narren wolt vß richten
Das sich nit fiegten synen sachen
     so lond sie sich darzuo nit bachen
Wie man in thuot so hatts den rytten


[13v]


     man kent die narren an den sytten
Verbürgt er sich schon hinder thür
     so streckt er doch ein or her für
Ich bin auch vff der würdtschafft gesessen
     vnd hab nur einen mundt vol gessen
Wolt got das er im ryn duß leg
     hyn das mirs der teüffel geseg
Hett ich dar für in meinem mundt
     genummen einen kelschen strundt
Do solt ich als mein guot vmb geben
     so fiert ich nit solch narren leben
Ich foercht nüt vbelers hie vff erden
     es werd von got gestraffet werden[8]
Der mundt vol würcket mer in mir
     denn ein gantzer nar in dir
Ich kan nit wyssen wie es zuo gadt
     das mich der mundt vol nit verladt
Es nympt in mir so hefftig zuo
     das stuck würdt groesser denn ein kuo
Ich gedenck es sey ein sunder glück
     das also wachset mir mein stick
Wuochs es so in iedermann
     so doerfften wir kein metziger han
Es macht wenn ich zuom rechten stand
     so fier ichs nerly bey der handt
Je gelerter ich von künsten byn
     ye verkerter werden mir die syn
So wolt ich gern vffs brettly sitzen


[14r]


     mein mül kan ich nach pfennig spitzen
Ich machs als als vff den nuwen schlag
     vnd buol sterts vmb den pfennig sack
Ich züh iung woelff \ lach mich zuo todt
     wo ein groß schiff vndergadt
So kan ich har zuo samen knypffen
     vnd machen das eym fueß entschlypffen
Ein eignen kopff hab ich do mit
     vnd volgt dar nach dem keiser nit
Das fueter ligt mir nahe zuo buoß
     so schiß ich mir offt selb ins muoß
Hans acht sein nit kan ich berauben
     in der desch hab ich kein glauben
Bey dem arß triff ichs an schlaff
     vnd byn zuo thedig wie ein aff
Fyer aben kan ich machen bald
     so ist mein suw feißt in dem wald
Mit beyden achslen kan ich gigen
     wo ich nit wil bieten welsch sigen
Ich sprich offt were dich vnser han
     in die zung mich schniden kan
Vnd bezal offt dick vff dem yß
     als ich ward got nie also wyß
So henck ich iedem spetly an
     iung sudet wol ya facht es an
So schlag ich dick mit feüsten dryn
     vnd felt das hertz mir gar do hyn
     vnd kan dar zuo kein holfaß syn


[14v]


Ich hab mich vnder die klyen gemischt
     so ist mir offt ein poß entwyscht
     der nit gantz glat behoblet ist
Wer hohen zorn nit kan vergessen
     der hat auch rohe narren fressen
Wer im selb thuot lob veriehen
     in eim spiegel zwen narren sehen
Sicht er sich selb so ists der dryt
     wer gantz vnd gar kan schimpffen nit
Vnd nympt sich doch des schimpffes an
     das all sein frynd vnd er nicht kan
Es ist gar vnuerdowlich spiß
     wer narren frißt mit hohem fliß
Der narr ligt manchem in dem magen
     das er yn in das grab muoß tragen
Sie werden engbristig dar von
     das sie kein otem moegendt lon
Wo sie nit gantz vom narren sterben
     so muessens doch kichens verderben
Das ich die poeßly alle kan
     hatt nur allein der mundtfol than
     den ich vom narren gessen han
Den ich mein lebtag nit verdaw
     darumb das ich in asse raw
Zuo schwindelßheym duß vff der müll
     Do hab ich noch gesellen vil
Die auch vom narren raw handfressen
     vnd künnendts nymmer mer vergessen


[15r]
Der Shlepp Sack

Die wyber sind auch vbel geschlagen
     von dem schlepsack \ als sie klagen
Das het als sampt der müller thon
     Der yeder thadt gibt iren lon.




[15v]


Mit disem sack geschlagen werden
     alle weib mit boesen berden
Die ire augen vnder schlagen
     wie sie die hundt zuor metzig tragen
Ihr brüstly vff ein schefftly stellen
     als ob sie sie verkauffen wellen
Du darffst nit rüsten vff ein schragen
     an den marck sie feil vmb tragen
Du findst wol einen der sie kaufft
     vnd nit ein drit zuo marckt drum laufft
Gar hoefflich sie zuo kirchen dretten
     nit das sie wellen daryn betten
Das prediger stuelil dreit die magt
     ist es das meyn fraw denn clagt
Ach gnedige fraw spricht sie behendt
     was clagt ir \ ich thuo was ir wendt
Sie hatt den kopff verdarraßt gar
     als gieng ein schleyer üll do har
vnd went sie manch den mannen zutz
     so stadt sie wie ein faßnacht butz
Wie ein schü butz vff dem landt
     vnd nympt dann yn ein weyten standt
Die andren muessendt wychen all
     die boeck die dulden kein im stall
Welche wyber also brangen
     so sie zuo kirchen hyn sindt gangen
Von denen mag ich froelich sagen
     dz sie mit dem schlepsack sint geschlagen


[16r]


Sie gond zuo marckt hyn vff vnd nyder
     dort kauffendts[9] nüt \ har kummens wid
Vnd streckend finger vß mit lyst
     die handt die wol geringer ist
     vnd fragendt wie man geb die visch
Das bersingil \ schnad vischil \ korpil
     drüschil \ humrlingil \ vnd semlinlingil
     vnd wie mans büt so ists zü vil
Sie fragt nür das man sehe die ring
     nit das sie kauffen wel die ding
Wenn sie dry stunden vmbhar gadt
     vnd biß zuo zehen gaffen stadt
     biß das mans genuog gesehen hat
So kauffens vmb ein haller besen
     das ist als ir geschefft gewesen
Das sie am morgen hatt getriben
     wer sie da heym im hauß belyben
Sie hat versumet in dem hauß
     darzuo nüt geschafft duß
Darumb ich bit euch lieben mann
     wenn üwere weib so lang duß gan
Biß sie zuo letst ein besen kauffen
     so sollendt ir den stil vß rauffen
Vnd ir den vber die lenden messen
     zwo drey elen nit vergessen
Spricht sie lieber mann hoer vff
     so bit ich dich gib noch ein puff
Laß redlich vff sie bengel regen


[16v]


     darnach küß sie von meinen wegen
Es muessendt starcke bengel sein
     die den schlepsack nimmendt hyn
Welches weib mir ist geschlagen
     die mag nym eer vff erd eriagen
Lieffends nit gon schwindelßheim
     so thet der müller niendert keym
Nun lockt y e ein der andren vß
     biß sie der müller sihet duß
Vnd mit dem schlepsack schlecht zuon oren
     so bald sie vor der mülen woren
Von kloster frawen hab ich wunder
     Die gar beschlossen sind besunder
Wie sie der müller troffen hatt
     so sy doch nit gondt vß der statt
Vnd sind doch mit schlepsecken troffen
     es gschicht in frylich so sie schlaffen
O müller du vnmuessiger mann
     wie sahestu so groß vnruow an
Das du bschloßnen closter kinden
     den schlepsack stost yn zuo den winden
     das sie in dynn im closter finden
Vnd die reynen drüber fallen
     du würst doch schuldig an in allen
Kein kluoger mann vff erden ist
     denn der müller mit seim list
Wo ettlich frumme weiber ziehen
     vnd hinder geistlich menner fliehen


[17r]
Geistlich fryheit begeren

Die muoß man geistlich als verston
     so wir zuo gewichten mannen gon
Es macht vns vnseren seckel vol
     denn pfaffen kolen riechendt wol




[17v]


An dem gewichten fryheit begeren
     so kans der müller so erferen
Vnd in lüten vor dem hauß
     als ob ein guoter frindt wer duß
     so bald sie guckt zuom fenster vß
Mit dem schlepsack schlecht er har
     vnd verwiest sie gotten gar
     die tusendt schoen die vor was clar
Er ist ein rechter weiber haß
     das er so schentlich beuchet das
Vnd schlecht sie also mit geferden
     so sie in freyheit beschlossen werden
Der müller hatt in we gethon
Ich meyn all die sich schlagen lon
Welche er aber nit schlecht
     die selben halt ich frum vnd recht
Ich wil mich kurtz verdinget han
     was schelten ich hie hab gethan
Das thet ich von den boesen wyben
     die frummen mir hie vber blyben
     vß denen ich kein spott will triben
Ein frumme fraw ist goldes wert
     als recht gethon wie man sie ert
Lob \ ere \ vnd zucht sey dir bereyt
     die ein frummes hertz dreyt
Welche aber nacht vnd tag
     bey den buoben im luoder lag
     die schlag ich mit dem dippel sack


[18r]
Alle wasser vff sein müle richten

Der müller findt man warlich vil
     die alle wasser vff ir müll
Richten das es rusch do here
     ob sunst niender kein tropffe were




[18v]


Die keyser seind ietz kauffleuot worde
     so halte die fürsten der iuden orden
Des glych darzuo die geistlicheyt
     yeder ein iüdschen seckel dreyt
     Daryn er wucher pfennig leyt
Das handt sie von dem müller gelert
     wo hyn man alle wasser kert
Dry zypffel handt wir zuo vns bracht
     yetz handt wir vff den fierden acht
Vnd flyssendt vns das er vns werd
     dann lygt ir dann vff blosser erd
Wer nit gulden hett vnd pfennig
     des denckt man ietz zuon eren wenig
Denn wer ietzundt het pfennig gelt
     der selb wurdt oben dran gestelt
Sy kynnendt ietz zuo sammen schatzen
     gulden \ pfennig \ rallebatzen
Vnd ist der welte groeste freyd
     wie das man sie zuo sammen leyt
Ob schon das landt leg in der eschen
     hett er sein fründ doch in der deschen
Je kürtzere zeit wir handt zuom todt
     ye groesser angst wir handt vnd nott
Das wir das weg gelt zamen lesen
     ob got gefiel nit vnser wesen
Vnd wolt mit vrteil zornig richten
     so wolten wirs mit pfennig schlichten
Mit gulden schmieren im die handt


[19r]


     als wirs vor tribben handt im landt
Wer gelt hie hat der wurdt syn fro
     Ich halt es sey dort auch also
Nein dz dich drum der hagel schendt
     das zeitlich guot nympt dort ein endt
Darumb durchs zeitlich gang do mit
     das du gyns verschimpffest nit
Laß dir got lieber syn denn gelt
     so genußstu des in ihenner welt
Wenn du ein zymlich narrung hast
     wes wietest doch nach guot so fast
Darumb[10] sich rysendt dyne frindt
     vnd werdendt dir im tode findt
Wenn du do ligst vnd bist schon tod
     ir keiner sprech nun genad im got
Dein guot hastu schendtlich gebrucht
     dein sun im todt darüber strucht
Vnd bruchts mit schanden alle sampt
     so hastu dich vnd in verdampt
Darumb das du mit geltes lyst
     all wasser vff dein mülle hast gerist
Wer seglen will mit allem windt
     Vnd achtet syn als das er findt
Auch[11] macht im gewynlich alles guott
     darumb[12] er doch kein arbeit duot
Nympt man im dz sein mit gwalt[13]
     so ist er erst wider bzalt
     wenn er nüt von sym behalt.


[19v]
Ein rechen fürsetzen

Wo ich nit setzt ein rechen für
     das vnflat \ krut \ für flüsse mir
So wicklet es sich vmb das rad
     vnd brecht im an seim lauffen schad




[20r]


Jo frylich mag ichs froelich sagen
     das biß vff vnsere alten tagen
So manch vnfletigs krut har flißt
     daran sich manches mensch beschißt
Verwicklet sich so gantz daryn
     das er sein lebtag dyn muoß syn
Darumb ein ieder sehe für sich
     verheyssen ist ietz missenlich
Man gadt dir vor so schon vnd glat
     Biß das man dich gefeßlet hat
Darnach man dich so hitzig badt
     das mancher drum sein leben latt
Das wasser trybt yetzund so schnel
     vnd bringt so viel kruts vngefell
Ließstu das krut nit durchyn lauffen[14]
     vor leyd wurdstu den har vß rauffen
Darumb so setz den rechen für
     das nur das reyn durch lauffe dir
Denn wo der wuost auch durch hyn gieng
     so wicklet er sich drumb so ring
Das boeß versumpt sich selten lang
     wo es im suocht ein anehang
Vnd ist so bald darumb geschehen
     ee das du hettest vmb dich gesehen
Kein boeß exempel gib der iugendt
     sie fliehendt sunst all zucht vnd tugendt
Man mag dem lichtlich pfiffen an
     der sunst gern wil zuo dantzen gan


[20v]


     er gieng ee on den pfiff er dran
Darumb so wer all wyl du magst
     nit das du darnach mir das clagst
So deine kinder seindt veralt
     vnd achtend nit mer deinen gewalt
Auch ließst den muot wil ynnen gar
     do sie noch iung dir lieffendt har
So man an galgen fiert dein kindt
     vnd es dich do stondt vor im findt
Vnd bet von dir den letsten mundt
     biß dir dein naß ab zuo der stundt
Das geb er dir für deinen lon
     so hett er dir denn recht gethon
Ein rechen setzen für das radt
     das vnreyn niemans durch hyn ladt
     wie kan das selbig bringen schadt
Es wachst so manches krut im bach
     so flußt er so manch krumme sach
Solt man nit dem vnkrut weren
     in friden moecht sich niemans neren
Der iugendt setzt ein rechen für
     vnd wer vor deinens nachpurn[15] thür
Kumpt der vnfal für dein hauß
     so ist es mer denn halber vß
Setzt für den rechen nacht vnd tag
     es gadt sunst leyder als es mag
Laßt nüt durch lauffen denn das reyn
     das kumpt zuo guottem euch allein


[21r]
Vmb den entpfallenden sack trure

We mir armen esel hut
     das mein sack an der erden lyt
Myn herr mir in zuo rucken leydt
     syn ab fal bringt mir nymmer freyd




[21v]


Dem esel helffen clagen die
     man zuo prelaten kiesset hie
Vnd gibt in ettlich herlicheit
     als der gemaine empter dreit
Der clagt dan vil hept vff vnd syn
     ietz ist all freyd vnd muot do hyn
     seyt das ich muoß ein bischoff syn
Grosse sorg vnd engsten tragen
     vff das mein scheffly nit veriagen
Werden von dem boesen geist
     der sie ietz anficht aller meyst
Darumb ietzund die geistlicheit
     sperber falcken bey in dreyt
Vnd vil hund ietz zücht domit
     das im der duffel zucke nit
Syne schaff \ denn er ist hürt
     wo im eins verzucket würdt
Das der duffel mit geferden
     der von lieff mit dem schoff zuo erden
Darumb zucht er die grossen hundt
     das er in iaget nach vff stundt
     vnd nems im wider vß dem mundt
Vnd wo er in die lüfft entwich
     so werendt do die foegel glich
Die dem duffel iagten noch
     als er entran in die lüfften hoch
Darumb sindt hundt vnd vogel do
     das ir die selen werden fro


[22r]


So groß arbeit der arm prelat
     all zeit vmb seine scheffly hatt
Das er ie wardt ein oberkeit
     das ist im truwlich also leyt
Recht wie der esel vor hyn seyt
     das im entpfallen wer all freyd
Als im sein sack entpfallen was
     bistu wiß so merckstu das
Wie der esel clagt den sack
     do er im vff der erden lag
Des glych dett auch gyr Cardinal
     do er die kappon aß in zal
All tag dry das nüt beleyb
     darnach er auch groß clagen dreyb
Wie das er solches brassen füllen
     lidte vmb der kirchen willen
Was die welt ietz gern behalt
     dar von clagt sie dann mit gewalt
     die practica ist manigfalt
Die geistlicheit duots nit allein
     es ist der gantzen welt gemeyn
Waran sie handt die groeste freüdt
     das clagens für ein cleglichs leydt
Der clagt sich das er sitzt im radt
     wie wol er dran groß freyden hat
Vnd duot die ere im dennocht wol
     noch spricht er er sey trurens vol
Besser ist er herr denn knecht


[22v]


     wo nach die welt ietz hefftig fecht
Do selbist schucht sy groeblich dran
     als leg ir nit ein herly an
Ach got es gschicht ietz allen tag
     das der esel clagt den sack
Nit den er vff dem rucken dreyt
     den der do vff der erden leyt
Glych als do thet die puren magt
     do sy der knecht vnzymlich endackt
     gar bald sie mit dem essel clagt
Wie bistu so ein grober mann
     das du mich griffst so freuel an
     hetstu doch vor ein ringen gethan
Zwing mich mit gewalt darzuo
     ee das ich deinen wyllen thuo
Die ere will han recht so vil glimpff
     Vnd ein furfechten diser schimpff
Ich thuo es nit gern das ist mein clag
     yo do der sack vff der erden lag
     den klagt der essel noch hüt betag
Der esel lernt ietz vnderen wyben
     das sie vil grosser clagen tryben
Wie man in dieg an gewalt
     yo wie dem essel der sack entpfalt
Sie werffens hindersich so wytt
     vnd fieren solchen widerstreyt
Vnd lydendt so ein grosse not
     das in der schleyer felt ins kodt


[23r]


Ist es nit ein grosser mort
     do mit sie weren hie vnd dort
Nein sprechend sie icch will ee sterben
     mit lyb vnd guot vff erd verderben
Spricht man dann mein hoechster hort
     vnd gibt in nur ein früntlichs wort
Glich fahendt sie do an zuo iehen
     ich foercht bey got man moecht vns sehen
Lange cleyder kurtze syn
     der sack ist ir gefallen hyn
daran sie hat ir groeste freyd
     vnd clagts doch für ir hertze leyd
Wenn ietz die brut zuo kirchen gon
     vil trehen sie verreren lon
Vnd ist der brulofft in so leyt
     wie der essel selber seyt
Das er moecht nymmer troestet werden
     do im der sack fiel zuo der erden
Also trurt auch die leydig brut
     so es ir leyder gilt die hut
Es ist ir eben also leydt
     als wenn man dem pfarrer opffer dreyt
Die welt hett sich yetz gar verkoert
     das hatt sie als der essel gelert
     sein clag handt sie von im gehoert
Vnd wie er clagt so clagens auch
     das duot als sampt der liebe gauch
     mach kein für forchstu den rauch


[23v]
Das schütz bret vffziehen

Der ist auch vff der mülen gesyn
     der wyn mit küblen schüttet yn
Vnd zücht das schutz bret vff dar zuo
     das er durch suff sich wie ein kuo




[24r]


Ein schütz bret sol yede mülen han
     wo zuo vil lieff wasser an
Das man ein deyll wyß neben ab
     Glaubt mirß das ichs gesehen hab
Das mancher het lon kauffen yn
     so vil des guotten frumen wyn
Het er das schutz bret fürgesetzt
     so het er sich nit selb geletzt
Sie wellendts für ein erhart han
     wer yetz das schutzbret ziehen kan
Vnd laßt yn lauffen wyn als bach
     der het ietzund ein guote sach
An allen hoeffen bey den herren
     den bruchend sie zuo grossen eren
Wer mir dry kle blat zuo her drinckt
     vor fülle zuo der erden sinckt
So thuot er ein groß geutylitz
     das ist der fürsten groeste wytz
Doch seindt sie es warlich nit allein
     man duots ietzund in aller welt gemein
Wer also zücht das schutz bret vff
     Vnd hat sein groeste sorgen druff
Das die kanten werde lere
     Vnd von wein nit sige schwere
Das nit erdrinck der herre got
     der vnden an dem bodem stadt
Vnnutz[16] sorg hett disser mann
     den solche sorgen fechtendt an


[24v]


Alle die so suffen brassen
     vnd mer denn syben massen fassen
Vnd habendt dennocht nit genuog
     sie leren den dor zuo den kruog
Die muoß man ietz all sammen loben
     doch handts an sant Niclausen aben
In dem schuo ein narren funden
     der ist in in den halß verschwunden
Vnd ist der nar kein christen nit
     darumb ir ieder vff in schüt
Das er getauffet werd von in
     Vnd nit vnchristlich far do hyn
Dem müller ziehendt sie das bret
     das mans vor todt dreit an das bet
So ligend dann die selben kunden
     am morgen me dann drythalb stunden
Vnd kynnendts gar nit fantasyen
     wo sie doch vff erden lygen
Biß er sich kum selbs vber redt
     das er do lyg in seinem bett
Darnach muoß er erst lang besynnen
     wol fierdthalb stundt biß er würt ynen
Wie er doch sey necht schlaffen kummen
     ob es der müller hab vernummen
Hilfft in denn got das sie vff stondt
     vmb myttentag herfürher gondt
Sie fahend sie denn wider an
     Do sie es necht gelassen han


[25r]


Vnd sagendt das sie warend vol
     so ichs on sagen selb sihe wol
Wir riement vns zuo diser zyt
     des sich doch schammendt anderr lyt
Schandt vnd laster synd ietz eren
     zuo drincken kan kein herschafft weren
Denn sie es selber tribent all
     do mit kumpt alle ding in fal
Dem müller ziehendt sie das bret
     das er doch für gesetzet hett
Vnd londts durch louffen alles sampt
     vnd suffen das es als erflampt
Der wyn hyn yn die witz heruß
     sein eigen todt heißt er ein fuß
Vnd meynt er habs wol vß gericht
     so er des suffens stirbt villicht
     zuo todt sich mit der kanen sticht
Von drincken sein vil mer gestorben
     den sunst[17] natürlichs tods verdorben
Die welt verkort sich alle gar
     Vor zeyten setzt man guttrolff dar
Gleser mit den engen kragen
     yetz muoß manß in küblen dar tragen
Vnd das schutz bret ziehen vff
     das der gantz bach louffe druff
Biß wir do ligen wie die schwyn
     dann duncken wir vns meister syn
     ya hynderem ossen bey dem wyn


[25v]
Den düppel sack vmb die oren schlage

Der müller het ein düppel sack
     wem er da mit gibt einen schlack
Der selb genißt denn ob er mag
     vnd blibt sein lebtag ein gagag




[26r]


Fraw kriemhilt hat den sack gspunnen
     vil verthon vnd wenig gewunnen
Solt ich vom düppel sack vil schriben
     wie er gespunnen wardt von weiben
Vnd dem müller heym getragen
     ich moechts in einem iar nit sagen
     die weiber wurden von mir clagen
Es nympt mich wunder von den herren
     dz sie den müller doch nit weren
Wo für gadt ein frembder mann
     der muoller laufft sie alle an
Vnd schlecht sie mit dem düppel sack
     das gadt in nach denn nacht vnd tack
Dar von in schwindlet denn ir haupt
     vnd werdendt irer witz beraubt
Das sie denn kummen von vernunfft
     ich meyn für war der geuche zunfft
Die der müller hat geschlagen
     mit ordenung will ich von in sagen
Wer nit ganntz bey synnen ist
     vnd dem zuo zeit vernunfft gebrist
Oder dunckt sich weyser syn
     Denn sunst fierhundert becker schwyn
Die het der düppel sack beruert
     wer ein reichlichs wesen fuert
Für ieden seine yrten gyt
     wie wol man im des dancket nit
Er ladet zuo im vil gesellen


[26v]


     die im das guetly helffen wellen
Flux vnd bald im inscht verzeren
     darnach sich von den lüfften neren
Feyraben bald im geltly machen
     vnd drincken das die lenden krachen
Sie tragend ietzundt hemder an
     die niemans genuog betzalen kan
Es ist mit lutrem golt durch zogen
     vnd oben vmb den halß gebogen
     strafft mich frelich ists erlogen
Das allein das macherlon
     me dann zwoelff gulden hatt gethon
Wo ich ein solchen kunden sich
     von wunder muoß den fragen ich
Ob er von allen kutten kumb
     so antwurt man mir widerumb
Nein er ist bey vns geboren
     doch het der müller vmb sein oren
In mit dem düppel sack geschlagen
     darumb muoß er die hembder tragen
Ha sta hien so merck ichs dan
     das solchs der müller richtet an
Die burgers kinder sindts gewon
     so bald ir elter seind dar von
Das sie niemans mer besorgen
     vom oben sytzens an den morgen
     Nach dem guot / so wellens borgen
Wen sie es nym bezalen kynnen


[27r]


     vnd mit ir arbeit nym gewynnen
So fahends an ein bart zuo tragen
     vnd vber den düppel sack zuo klagen
Wer iedem wyb wil schuben kauffen
     Der muoß offt ee denn zeit entlauffen
Sprich ich dann \ die mir gefelt
     lyd dich mit mir ich hab kein gelt
Stuck vmb stuck \ vnd lyb vmb lyb
     heisch mir kein lon mein schoenes wyb
     sunst wz du wilt dein kurtz weil tryb
Nein ich spricht sie dann her für
     woltstu ein solchs an muoten mir
Das ich vergebens wer dein doeren
     so sag ich dann \ laß mich gehoeren
Ich bin gar nahe schier dryssig iar
     vergebens gewesen auch ein dor
Stadt sie irs heyschens dann nit ab
     so gyb ich ir als das ich hab
Das ich syn kum an bettel stab
     hie stürbt man dran do hilfft kein lab
Wer wyber nympt vmb guot vnd gelt
     vnd nit nach eren züchten stelt
     vber den düppel sack der felt
Wer in geleheneten kleydren gadt
     vnd todten har vff bunden hatt
Vnd sich vß dem büchßly malt
     formiert im selbs ein schoen gestalt
Vnd gadt zuo kirchen gnyppen gnappen


[27v]


     zuo spiegel gsicht den iungen lappen
Den thuot der düppel sack gar wee
     ich meyn darnach die in der ee
So sie im kuß monadt seindt
     vnd lassent sehen ire kindt
Was sie mit einander tryben
     der sack thuot we den selben weyben
Die zwen \ vnd dry \ vnd aber fier
     Nemmen \ sprechen aber schier
Denn wo sie sprechen aber morn
     wer in zuo lang \ vnd wer nit gschorn
O düppel sack \ du düppel sag
     vber dich ich billich clag
Du gast so manchem vmb die oren
     den du gantz machest zuon eim doren
     ich hets bey meinem eyd verschworen
Wenn einer ietzundt het ein ampt
     so kan ers dann glych alles sampt
Das er vor nie mochte heren
     mit allem hirn nie kunde erleren
In einer nacht wardt er so kluog
     ich bit dich sihe gar eben luog
Wo du ein solchen sichest an
     der so wißlich handlen kan
Das er in einer stunden lert
     Vnd hat kein kunst vor nie gehert
So luog ob er bestewbet sey
     von dem sack der dupplerey


[28r]


Wer zuo vil ein nar wil syn
     vnd auch zuo vil brucht wyßheits schyn
Vil \ ist zuo vil \ vnd wurdt zuo vil
     Bruch das myttel tryff das zyl
Ein düppel kan sich mit hosen decken
     vnd für den hunnig hechlen lecken
Halten als ein armbrust ful
     zuo weyt vff thuon sein wiests mul
Den alten gauch in nesteren finden
     vnd har vff har zuo samen binden
Die sonn lon schynen in das bett
     das selbig als ein düppel thet
Heffels müller \ grobe narren
     vnd die vff irem syn beharren
Vnd volgendt keynem radt vff erden
     auch vil zuo bald zuo herren werden
Die das graß auch wachsen hoeren
     gredt müllerin lassen sich bedoeren
Sych riemen loben bey den yrten
     die zech selb machen vor den wirtten
Vnd alle zeitt seindt wendt den schimpff
     zuo keiner sachen suochen glimpff
Wiest grob seindt zuo aller stundt
     wie der hagel in die stupffelen kumpt
Wenn die selben doerffendt sagen
     das sie nit seindt zuon oren geschlagen
Von müller mit dem düppel sack
     so wurdt es (glaub mir) nymmer dagk


[28v]
Des Müllers clag

Ein red kein red \ darumb man sol
     den anderen theil auch hoeren wol
Ir clagt vil vbers müllers sack
     so fierdt der müller auch syn clag




[29r]


Ich hab ein grosse clag vernummen
     ach moecht ich zuo verantwurt kummen
Man clagt ietz manch parthien an
     die selbig man schon ferben kan
Vnd wenn man hoert die ander schar
     so ist es als erlogen gar
Ist es dann nit gar betrogen
     so ists doch mer denn halb erlogen
Hie stand ich als ein frummer mann
     so iederman mich claget an
So sprich ich das \ drum fuoß ich halt
     man duot mir vnrecht vnd gewalt
Vnd lügt mich an \ daryn wyll ich
     wie recht des selb erweren mich
Ich het ein fraw die hieß margredt
     als ich ir todt ir iarzeit thedt
Do hab ich nie kein menschen geladen
     das nyemans von ir leg im schaden
Nun sindt sie selber kummen har
     mit so grosser zal ein schar
Das ich sie nit kundt hinder tryben
     sie seindt veryrret von den weyben
     das sie nit dorffen duß belyben
Wo man gredt müllerin iarzeit hatt
     dartzuo ich nie kein menschen bat
Noch dennocht kommens vngebetten
     das selb vor zeytten künig thetten
Wer hatt nach Salomon har gesand


[29v]


     das er auch har zuom iarzeit randt
Vor langen iaren in alten zeitten
     ließ sich Aristoteles hie har ryten
Ja brest in schon roß karren wagen
     sie wurdendt selb einander dragen
Wer ist vff erd \ der drett har hür
     der nit zuom iarzeit kumpt zuo mir
Vnd dient gredt müllerin in dem todt
     die wyber bringendt vil in not
Man kempfft vmb sie \ vnd ryßt sich drum
     das iarzeit halt man vmb vnd vmb
Die ietzundt in den kutten woren
     vnd handt mit gelubden dz verschworen
Sie wollendts iarzeits myessig gon
     die selben dar zuom ersten ston
Nun hab ichs innen nit verkindt
     wie wol ichs vornen daran findt
Kein iarzeit nie vff erden kam
     zuo dem man groesser fliß zuo nam
All die von wybren betrogen sindt
     Vnd in ir lieben worden blindt
Die handt diß iarzeit helffen bsingen
     Vnd hie har myessen opffer bringen
So sag ich das vff mynen eyd
     wenn ieder nur ein haller leydt
So wolt ich ein verniegen han
     nit mer begeren von eim mann
Das selbig gelt \ die selbig müntz


[30r]


     wer mir genuog für narren zinß
Do mit er zinßbar sich erbüt
     vnd von dem iarzeit schühet nüt
Nun bringendt sy ietz schuben har
     mentel \ roeck \ vnd schleyer klar
     fragstu denn wa in die war
Her kem \ vorgestanden were
     so sag ich dir ietz solche mere
Ich setzt mich eins zuom tuochman nider
     Vnd koert die bletter hin vnd wider
Do fand ich priester \ mynch vnd leyen
     iunckern \ edel lüt am reyen
Als ich nun do mit lachen saß
     vnd die Item all durch laß
     gar bald ich wyter suochet baß
Do fandt ich manches item ston
     das ich mein buch zerlacht dar von
Item herr peter \ henrich \ dummen
     die geistlichen die frummen
     die haben grienen arraß genummen
Vnd für dry koller rotes wat
     darnach herr nicklauß priester hat
     genummen funfftzehen elen rodt
Duoch \ vnd auch gelen arraß
     ich sprach verstünd ich das
Nun dreyt die farb kein geistlicheit
     gar bald der tuochmann mir das seyt
     wie das man solchs zuom opffer dreyt


[30v]


Gredt müllerin do mit begadt
     vff irem iarzeit in dem todt
     sprach ya wer das iarzeit nit
     manch duochman hie vil armuot lyt
Mancher nympt vff borg so vil
     vnd setzt im selber manich zil
     das er doch nymmer halten wyll
Nun stand ich müller hie vnd sag
     das sie vnbillich[18] fieren clag
Das ich begert sie darzuo zwingen
     so vil zuo meinem opffer bringen
Sie thuondts in warheit vngebetten
     zuom duochman seindt sie willig dretten
Vnd sindt bürg worden vngezwungen
     für die falschen kotzen lungen
Doerfft ich das in der duochlyt buochen
     mein opffer lüth mit nammen suochen
So wolt ich euch wol sagen das
     wer bey mir vff dem iarzeit was
Das muest der lyplich düffel sein
     das ich nit merckt die sachen fyn
Einer der da sitzt im radt
     vnd nymmet auß ein griene wadt
Ein priester nympt ein rotes tüch
     vnd stadt ein barfuoß in dem buoch
Das er zwoolff elen neme grien
     vnd der prediger sammet hyn
Der Carmelyt vnd[19] Augustin


[31r]


     nymdt figel farben hyn
Der Chartuser heremit
     vnd wie sie heyssen breyt vnd wyt
Sie syend weltlich geistlichs standt
     sie alle farben genummen handt
Die ir keiner darffe tragen
     nun kummendt sy vnd wellen clagen
Ich schlag sie mit dem düppel sack
     das mancher vff der erden lag
Ir moegt vß meiner redt verston
     das ich das byllich hab gethon
Wes schriben sy sich denn ins buoch
     vnd nemmendt vß geferbte tuoch
Die ir keiner tragen dar
     vnd bringens zuo dem opffer har
Vnd opfferen gredten alle sandt
     me dann ir fründ gewunnen handt
Wo ein kauffmann ietz vff stadt
     der selb gredt müllerin zuo opffer gadt
Wer den wyberen als hat geben
     das er muoß bettlen gon dar neben
Als man manchen narren findt
     das selb sind als myn opffer kindt
     vnd sindt mit offnen augen blindt
Die wyber fierendt auch ein clag
     das ich sie mit dem schlepsack schlag
Vmb das haupt vnd vmb ir oren
     daran sie doch vnschuldig woren


[31v]


Es ist wor ins tüffels nammen
     welt ir euch der thadt nit schammen
So mueßt ir auch den nammen han
     ir schlep seck \ dreck seck! sehen an
Ob ichs vnbillich hab gethan
     so ir verfieren manchen mann
Das er seym ee wyb thuot keinguot
     darzuo auch üwer muotwil thuot
Das manches frummen burgers kindt
     durch euch so gar verfieret seindt
Die münch verfiert ir in den oerden
     die all durch euch vernerret werden
Geistlich weltlich alle sandt
     zuom opffer ir berieffet handt
Wo ir denn ietz gefangen sitzen
     so bruchendt ir lüstige wytzen
Vnd handt eng getter lassen machen
     als ob ich nit verstuond die sachen
Wo ich kem fur üwer hauß
     das ir nit doerfften sehen vß
Vnd ich treff mit dem schlepsack
     vmb die oren geb ein schlack
Die getter helffendt nit dar für
     ir moessens worlichen halten mir
Kan ich die closter frawen treffen
     die bschlossen etlich narren effen
Vnd gib ir ettlichen ein schlagk
     vmb den kopff mit dem schlepsack


[32r]


So wyl ich euch auch wartten vß
     biß ir ein mal gondt in dem hauß
Denn ich wol weiß das stro im schuo
     die spill im sack nit haben ruo
Vnd moegend lang nit dyn belyben
     darumb ich sol vnzucht der wyben
Beschyssen mit des schlepsacks namen
     die weib meyn ich die sich nit schamen
Vnzüchtig schendtlich berd zuo tryben
     für wor sag ich we solchen wyben
     die nit bey zucht vnd ere belyben
So ich so wyt nun kum dar hinder
     so findt ich ietzundt kleine kinder
Kleine meydly von den iaren
     die noch kum vß der wiegen waren
Vnd nit so guot für war ichs sag
     das ich sie mit dem schlepsack schlag
Wo mir der selben eins bekumpt
     so schlag ich sy vmb iren mundt
Mit dem drecksack hyn vnd har
     biß sie gantz bschissen syendt gar
Mich dunckt ich hab das byllich thon
     darnach laß ich die dreck seck gon
Schnel zuo iren elteren heym
     sie hoerendt nit gon schwindelßheym
Man solt in geben ein strabat
     so wyßt yedes was es zuo schaffen hat
Nun muoß ich weyter mich versprechen


[32v]


     vnd mich der falschen anclag rechen
Wenn ir nun selbs zuo opffer kouffen
     vnd an die grossen glocken louffen
Vnd machendt selbs ein groß gelüt
     üweren wybren zuo der zeit
Vnd merckt nit das sy euch betriegen
     ein frum fraw laßt sich wol beniegen
Mit dem was ir haußwirt vermag
     vnd was er gewynnet alle tag
     dz thuot aber nit der wiest schlepsack
Die grosse glock muoß man ir lytten
     vnd facht mit irem mann an strytten
Lieber hans nym doch eins war
     wie vnser nachpurin drit da har
So schon vnd auch so suberlich
     bekleydet also adelich
So du mich laßst so ellendt gon
     als ob ich dir nie dienst hett thon
Oder nit so zart als sey
     so du ein amptmann bist do bey
Wo die wyber kummendt zamen
     so muoß ich mich syn werlich schammen
Myn nachpurin dreyt ein sammet an
     so ich har in eym küttel gan
Will er ir denn kauffen nit
     die groß glock ziehen an do mit
     so sprichts das dich der rytten schyt
Wiltu mir nit zierden kouffen


[33r]


     so kan ich wol zuon münchen louffen
Zuo dem adel \ zu den pfaffen
     die werdedt mir wol kleyder schaffen
Das ich auch gang wie ander lüt
     ich muoß doch bzalen mit der hüt
Sie werdendt zuo dem tuochman gon
     vnd mich verdretten vnd verston
Nun helff gott allen armen mannen
     die man in das buoch kan bannen
Nun seind die wyber schuldig dran
     das man die groß glock zühet an
Vnd also hoch anfacht das gesang
     das es doch leyder weret nit lang
Denn wer mer vß gibt denn er magk
     den schlag ich mit dem düppel sack
Wenn ir so reich zuom opffer gon
     die weiber also scheren lon
Zuo der grossen glock euch zwyngen
     was schuldt hab ich an disen dingen
Vwere wyb sind schuldig dran
     die selben solt ir clagen an
Doch wenn ir kumpt vff iren schlag
     so schlag ich mit dem düppel sack
     was ich in aller krefft vermagk
Ich hab wol manchen also troffen
     das er mir vß dem landt ist geloffen
Für war kein ander ding ich thet
     das hab ich als eym muoller geredt.


[33v]
Der verwenet essel verloren

Ich armer müller muoß mich clagen
     vnd vom verlornen essel sagen
Den sie verwenet handt mir ab
     das ich syn noch hüt mangel hab




[34r]


Wer sich verlürt der selb sich clagt
     vnd byllich seinen schaden sagt
Ließ man mir meyn guot do heym
     myn essel duß zuo schwindelßheym
     so thet ich auch der menschen keym
Fiegt man mir den schaden zuo
     des selben glychen ich auch thu
Was hab ich doch den lütten thon
     das sie mein esel nit londt ston
Sy thuondt meym essel so vil guot
     das er mir nymmer guot mer thuot
Thet man im an nit so groß ere
     in meyner mül noch dussen were
So bald er mir ein mal endran
     do fieng ich in zuo suochen an
Vnd fandt in vff eim küssen sytzen
     meyn essel von den hohen witzen
Bey mir war er von hertzen fro
     wenn ich in legt ins bonen stro
Mein essel hatts hyn durch gebissen
     das er ietz sitzet vff eym küffen
Sie handt im vff gesetzt ein kron
     vnd gulden stuck im an gethon
So handt die fuorsten im gegeben
     das er mag fürstlich fieren leben
     vnd ist ein essel doch dor neben
Die burger handt in gesetzt in radt
     der keiser in geadlet hatt


[34v]


     vnd fieret ietz adelichen stadt
Zunfftmeister \ scheffen \ oberkeit
     handt sie meym esel zuo geseyt
Bym goltschmidt sitzt er in dem gaden
     bey dem kremer in dem laden
Bey dem kauffmann vff der gassen
     all handtwerck bey dem essel sassen
Vnd setzten in hoch oben dran
     er muost den hoechsten sitz do han
yeder man gab im beuor
     dem wiesten groben esels or
     bey mir lag er im stall für wor
Do ich in suocht von leyen gieng
     in kirchen suochen anefieng
Fand ich in oben ston im chor
     vnd gab sich vß für ein doctor
Vnd hatt ein syden chor rock an
     vnder in allen oben stan
Wol aber sprach ich in den stall
     do wolten sie mir weren all
Vnd woltendt im bey gestanden syn
     biß dennocht ich in treyb do hyn
Vnd mir zuon barfuosen entran
     bald legtens im ein kutten an
     vnd machten in do gardian
Zuom predigern ward er prior gemacht
     vnd hattsich mit eim mantel bsacht
Das ich hett tusendt eyd geschworen


[35r]


Er wer ein prediger erboren
     so abenthürig was er gschoren
Die Augistiner Carmelyten
     charthüser vor den alten zeitten
Hattendt in auch vff gelesen
     das er mit in fuort münches wesen
     vnd muost in in der schuolen lesen
Ich fand mein essel vff dem stuol
     sitzen vff der hohen schuol
Vnd fieng an im hertzen sagen
     hett dich der düffel vff hyn tragen
Mit kurtzen worten sag ich das
     on allen zorn \ on nyd vnd haß
Das er ein grosser essel was
     do er schon oben hoch dran saß
Der ley den essel zucht zuon eren
     dem geistlichen kan man das nit weren
Was hab ich doch den lüthen thon
     das sie myn essel nit londt gon
     vnd do heim in stalle ston
So vnwerdt wurdt er wol dar neben
     das sie in vmb ein sackpfiff geben
Den armen ryten \ vnd in schinden
     wo sie ein wenig gelt drum finden
Der essel ist in allem standt
     in allem rych in allem landt
Kummen so zuo grossen eren
     das sie latin in woellen leren


[35v]


Vnd hett wol me denn dreyssig ior
     auch latin gelernet vor
Vnd doch nie mer begryffen kynnen
     denn ia von dummen synnen
Wenn er schon gantz nüten kan
     noch dennocht sitz er oben dran
     vnd hatt ein sammot schuben an
Nun clag ich ietz vom leyen stadt
     der mir myn essel verwenet hatt
Vnd in so erlich vff erzogen
     das er myn stall duß ist geflogen
Das hat auch thon die geistlicheyt
     die im an datten münchisch kleyt
     das noch hüt myn essel dreyt
Jo ist es wor wie man mir seyt
     denn ich hab syn keyn wyssenheit
So bald ich aber in verlor
     vnd suocht in lange zyten vor
Zuo eim worseger weiß man mich
     der selb sagt mir das sicherlich
Wie das mein esel wer so werdt
     von iedermann vff gantzer erdt
Das es mich groeßlich wunder nam
     wie er zuo solchen eren kam
Für wor ich gyn im wol der eren
     für fürsten graffen vnd den herren
Für aller geistlicheit prelaten
     wie wol sie mich nie darumb batten


[36r]


Aber doch ist mirs ein buoß
     das ich syn also manglen muoß
Ich solt myn narung mit im gewynnen
     latin doerfft er nit dar zuo kynnen
Mich dunckt wenn ichs doerfft oeflich sagen
     ließ man in seck zuor mülen tragen
Vnd den essel in dem stall
     so stuend er baß wyt vber all
Darumb du liebster müller myn
     dyn esel tryb zuom stall hyn yn
     vnd luog wer dier wel reden dryn
Den selben gauch den selben doren
     schlag mit dem düppel sack zuon oren
Darumb der müller fründtlich byt
     das niemans hie verschmahe nit
Dise redt \ nür in der gemeyn
     in sunderheyt sol treffen kein.


Gedruckt zuo Straßburg durch
Mathis Hüpfuff. In dem iar
als man zalt. M. Vc. vnd xv.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: schwlndelßheim
  2. Vorlage: seiu
  3. Vorlage: tngendt
  4. Vorlage: verdeben
  5. Vorlage: hoochsten
  6. Vorlage: kpffo
  7. Vorlage: brrten
  8. Vorlage: wreden
  9. Vorlage: kanffendts
  10. Vorlage: Darnmb
  11. Vorlage: Anch
  12. Vorlage: darnmb
  13. Vorlage: gwatl
  14. Vorlage: lanffen
  15. Vorlage: nachpnrn
  16. Vorlage: Vnnntz
  17. Vorlage: snnst
  18. Vorlage: vnblilich
  19. Vorlage: vnd vnd