Die Potsdamschen Schemmelbeen-Helden

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Autor: Adalbert Dorotheus Salomon Cohnfeld
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Titel: Die Potsdamschen Schemmelbeen-Helden, jenannt Jardekohrs.
Untertitel: En kleener Anhang zu den Armeebefehl.
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Erscheinungsdatum: 1848
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Quelle: UB Frankfurt/M., Signatur: SF 16 / 110 MAPP / B 13 (Scan auf Commons)
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Die Potsdamschen
Schemmelbeen-Helden,
jenannt Jardekohrs.


Sie reiten hier sehr schön Parade,
Doch is et um die Esel’s Schade!

En kleener Anhang zu den Armeebefehl
von
Aujust Buddelmeyer, Dages-Schriftsteller mit’n jroßen Bart.
(Preis 1 Sgr.)

          Jardekohrs!

     Panstrige Lümmels mit de Theekessels uf de Jrützköppe, hört mir an! Fürcht Euch nich vor mir; ick werr Euch nich runhunzen, wie Euer Leitnant, wenn Ihr uf de Straße nich Front vor ihm macht, weil Ihr jrade mit Eure Liebste jeht, die vielleicht enen jrößeren Schnauzbart hat, als Euer semmelblondet Leitnantken, – nee, so werr ick et nich machen. In Jejentheil, ick werr janz ruhig mit Euch reden, Ihr klobige Pappstoffels, ick werr Euch nich schimpfen, ick werr Euch nich die Fauste unter die Nase stuppen, aber mit Worte Bescheed stoßen werr ick Euch, deß Euch des Kreuz-Millionen-Donner-Wetter in Euren kommisdämligen Heckselkopp fahren soll! Habt Ihr mir bejriffen?

     Sagt mal, Kerl’s, Ihr wollt Preußsche Soldaten sind, un bedragt Euch wie Dodtschläger? Ihr wollt rothscharlachne Kutkas dragen mit’n jroßen Stern un benehmt Euch wie Kesselflickers? Fuj, schämt Euch die Ogen aus’n Kopp, Ihr ollen jroßen Schlaakse! Wißt Ihr, wovor ick Euch halte? Vor

sieben Fuß jroße Postdam’sche Straßenjungens

halt ick Euch, un vor weiter nischt! Euer Wahlspruch soll sind: „mit Jott, vor König un Vaterland!“ – un mit Jott besauft Ihr Euch, vor’n König nehmt Ihr Fleescherhaken, un vor’s Vaterland Schemmelbeene? Looft, looft! Verklagt die Natur deß sie Euch keene Hörner nich hat wachsen laaßen, deß man Euch wenigstens annen Strick führen kann!

     Weeß Jott, Kerls, ick schäme mir in Eure Seele! Sagt mal, wat habt Ihr davor jekricht, daß Ihr Euch den Kopp voll Charlottenburjer Jesinnung jesoffen un den Magen voll Teltoer-Rüben-Jefühle jefressen habt? Wie deuer bezahlen Eure Ufputschers ene Portion Preußsche Soldaten-Blamage? Nu sitzt Ihr in’t Loch, die Potsdamer Bürjers haben druf anjedragen, deß Ihr Kropzeug aus de Stadt rausjeschmissen werd’t, alle Mächens sagen, wenn se Euch sehn: „Fuj Deibel, des is’n Jardekohrscher Schemmelbeenheld!“ Eure Kameraden nennen euch Schweinedreiber, un ick sage,

Ihr seid die Affen, die die Kastanien aus’t Feuer holen sollten

un sich dabei die Poten verbrennt haben!

     Ihr Jrützköppe Ihr! Wovor seid Ihr denn so rausjeputzt mit Panster un Helm un Pallasch? Wenn Ihr Eure blanke Oneformen man blos zu’s Parademachen jebraucht, un Eure Heldenthaten mit Schemmelbeene ausführen duht, denn seid Ihr och keene Soldaten nich, sondern höchstens

ausjeputzte Hanswürschte!

     Wißt ihr woll, olle Riesenkälber, wat et heeßt, über unbewaffnete wehrlose Menschen herzufallen? Ne, Ihr wißt et nich, denn Ihr seid so dumm, wie Ihr jroß seid, un Eure Ufputschers haben et Euch nich jesagt. Wer wehrlose Menschen überfallen duht, des is’n ornärer Dodtschläger un en feiger Racker derzu, denn wer Korrage innen Leibe hat, der duht sowat nich, des eckelt ihm an, wie’n Jrafen ne Jrützsuppe!

     Un wodrum habt Ihr den pollitschen Klub dodtschlagen wollen? Wißt Ihr’t? Ne! Ihr seid nischt weiter als die hölzerne Dreschflegels, womit Eure Ufputscher dreschen wollen, un wenn se jedroschen haben, schmeißen se Euch Flegels innen Winkel! Ihr versteht von Polletik jrade so ville, als wie der Bauer von Jurkensalat, denn sonst würret Ihr wissen, deß des mit Schemmelbeene nich ausjemacht werren kann. Des wissen freilich Eure schaafsköppige Ufwiegleers och nich un des is eben die Hauptschande, deß Ihr Euch von sonne dumme Esels als Hunde jebrauchen laaßt, vor’n halb Quart Kümmel mit’n Schwanz wedelt un vor fünf Silberjroschen uf jeden losspringt, uf den Euch die Kümmeljeber hetzen! Fuj’ übern jroßen jesunden Kerl, der sich als Hund jebrauchen lääßt!

 

     Wat habt Ihr nu davon? Zwee Dage vor Eure schmierige Heldenthat hat Jeneral Pfuel sein Projramm un seinen Armeebefehl vorjelesen un jesagt: „Uf Ehre, ick laaße keene Schweinerei in de Armee nich ufkommen!“ un

en Pfuel hat noch nie nich sein Wort jebrochen, wat er de National-Versammlung jejeben hat!

Also wat wird Euer Loos sind? Eklich wird et sind! Ihr werd’t vor’n Kriegsjerichte jestellt un der Audetör dektirt Euch vor des halbe Quart Kümmel enen Katzenjammer, den drei Dutzend unjewaschne Heringe Euch nich verdreiben werren. Aber des is noch des Wenigste; die Blamage is de Hauptsache.

Die Weltjeschichte is das Kriegsjericht,

sagt Schiller, un dieses Jerichte hat Euer Urtheil schonst jesprochen. Des lautet:

Verkehrt uf’n Esel jesetzt, den Schwanz in de Hand, un so vor die Welt Parade jeritten!
Des Uebrige is vor die Ufputschers!

     Nanu Ufjeseßen! Kopp nieder! Maul verzogen! Wie’n Pudel jeschämt! Rückwärts Marrsch!

     Nich wahr, des is keene anjenehme Parade nich! Un die Musike dazu, die is schöne! Knarren un Plundermatzpfeifen, Kesseln und Kastrollen, Jekriesche und Jequietsche, un statz nen Staabstrompeter en oller jroßer Kater mit’n injeklemmten Schwanz! Fuj Deibel!

     Aber während deß Ihr Euren traurigen Paraderitt machen duht, werr ick Euch wat erzählen. Seht mal, der liebe Jott, der hat et so injericht, deß der Mensch alle Beester besiejen duht, un wenn se och noch so stark sind. Löwe, Tiger, Elephante, Schlange, Ochse und Allens, Allens besiegt der Mensch. Aber der besiegt des nicht durch seine Fäuste, un wenn se och so klobig sind, wie die von nen 12zölligen Jardekohr, sondern durch seinen Kopp, des heeßt wenn er Jrips drin hat. Diesen Jrips nennt man Jeist, un dieser Jeist is stärker als der Königliche Löwe, als der blutjierige Tieger, als die niederträchtigte Hyäne, als die tücksche Schlange, als der dumme Ochse. Der menschliche Jeist erfind’t allerhand Instrumente, womit er die Beester besiegt. Jetzunder hat nu der Jeist der Menschheit – paßt uf, Schaafsköppe! – en Kriegs-Instrument erfunden, womit er jejen die Beester losjeht,

dieses Kriegs-Instrument is die Revolution,

der Muth des Volkes is das Pulver, der Freiheitssinn is die Kugel, die sicher treffen duht. Olle Jungens, dajejen helfen keene Schemmelbeene nich! Tieger un Hyänen sind todtjeschossen, mit Euch Ochsen werren wie sehre balle fertig.

     Nanu reit’t weiter! Immer langsam, deß die janze Menschheit Euch orntlich seht. Un wennehr Eure Strafe aus is? Des will ick Euch sagen. Seht mal, Euer Vaterland hat im März Ostern jefeiert, wo der Heiland der Freiheit auferstanden is. Nu werd bald Pfingsten werren, denn jießt er den heiljen Jeist über Alle aus, denn kriegt Ihr Schaafsköppe Euern Theil och dervon, denn kommt Ihr och zu Verstande, un

denn steigt Ihr vonnen Esel run un seid erlöst!