Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):190

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verso:[Bearbeiten]

Das sechst alter

EIn boßgaftige zawbrerin was in engelland die wardt nach irem tod dieweil die briester die psalm sungen von den teuefeln erschroeckenlich gezerret vnnd auff ein scheuehlich pferd gesetzt. durch die luft hingefueert vnd wol vier meyl ein erschroekenlichs forchtsams geschray gehoeret.

Guido
Campanus

ZV den zeitten kaiser heinrichs des dritten ward die kirch der gloriwirdigen vrstend zu iherusalem dauor von den arabiern zerbrochen von den cristglawbigen herwider gepawet. dann nach dem der gewalt der egyptier wider die persier anfienng vberhannd zenemen haben die egiptier vor zukunft der tuercken von egypten bis gein anthiochiam alle gegent inngehabt mitsambt der heilligen statt iherusalem vnd irer anstoßenden gegent. Darnach schaffet der verweser calipha ein vngueetig. vnd got vnnd den menschen ein haßlich man vnder andern seinen mißtaten die bemelten kirchen der vrstend von grundauff niderzewerffen. vnd das beschahe nach der menschwerdung cristi tausent .xviii. iar[1] dieweil herestus ein gueetiger man desselben tyrannen muoter bruder derselben kirchen vor was. von dannen an keret sich der glawbigen wesen auß bitterm schmertzen vnd vil anzaigungen zu boeßerm. Nach absterben desselben tyranen begunne daher sein sun auß begere des Constantinopolitanischen sich gueetigclicher zeerzaigen vnd verliehe den glawbigen gewalt dieselben kirchen wider zepawen. vnd nach dem aber der cristen zu iherusalem vermuegen nit genuogsam was zu auffrichtung solchs gepews do teten sie an den constantinopolitanischen kaiser begerung der hilff. der leget sein aigne costung dar. also das die cristen solche kirchen im iar cristi tausent .xlviii.[2] mit prinnender begird widergepawt haben.

Lantfrancus
Hugo abbt
Hermannus
Theobaldus

CAmpanus ein treffenlicher lerer vnd großer sternseher hat diser zeit in achtung wesende ettliche ding gar tapfferlich beschriben vnd sunderlich in den dingen die ptolomeus der sternseher gesetzt hat erklerung vnd zusatz getan mit anzaygung seiner vrsachen da bey gemeldet.

Gwido ein hohberuembter gesangmaister auß etruria von der statt aretio puertig ist diser zeit in hohem lob vnnd preyß gewest vnd hat als die gelerten wißen schoene maysterliche anzaigung vnnd regel in der kunst der musica gesetzt.

HVgo der cluniacensisch abbt[3] an lere edler gepurt gueetigkeit vnd gaistlichkeit beruembt hat diser zeit ettliche lobwirdige vnd tapffere ding beschriben.

Lantfrancus von papia puertig ein fuertreffenlicher lerer. vnd Anßhelmi des treffenlichen lerers maister was diser zeit in gallia vnd zu parys gar hohberuembt[.] Der verließ auß vermanung des heilligen gaists die schuol zohe anhayms vnd gabe alles das sein den armen durch got vnd dienet got in großer demuot dieweil er lebet. Er wardt darnach ein ertzbischoff zu cantuaria[4] vnnd vbet vil guots in den engellendischen kirchen.

THeobaldus auch ein edler franckreichischer vnnd gaistlicher man ist diser zeit von wegen der lere vnd heillikeit seins lebens in großer achtung gewesen. vnnd hat auch ettliche ding gemacht vnd zusamen gesetzt.

HErmannus der lam vnd auch ein gaistlicher auß teuetschem land puertig ein man fuertreffenlicher synnreichigkeit hat diser zeit als der der in goettlichen dingen hohgeuebt was vil tapfferer lobgesang. vnd sunderlich zu eren der iunckfrawen marie das Salue regina vnd sunst vil anderer treffenlicher kunstreicher ding gesetzt vnd gemacht.


CXC recto:[Bearbeiten]

der werlt
Blat CXC

DEr leichnam des rysen Pallantis des suns Euandri wardt diser zeit gefunden vnd bey desselben hawbt ein prinnende lucern. derselb leichnam het enmitten der prust ein wunden fuenfthalb schuoh offen. so mocht die prinnend lucern mit keiner feuechtigkeit noch mit einichem gewalt des plasens außgeloescht werden. aber einer subtiler synnreichigkeit machet vnder dem flammen mit einem stil oder griffel ein loch vnd alßpald der luft vndten hinein gieng do verlasche das fewer. Der leib was also gross das er an ein mawer gelaynet die hoehe der zynnen vbertraffe. vber ettliche tag darnach zerfiel diser wie ein andrer menschlicher leichnam.

Berengarius

BErengarius ein doctor. als er diser zeit lang an heilligkeit vnd schriftlicher weyßheit vnnd lere geschynnen het do irret er darnach von weitlewftigkeit wegen seiner kunst an dem heilligisten sacrament vnd vergiftet vil menschen gemueet mit seyner irrung. Aber er wardt darnach mit goetliche gnad also erleuechtet das er in dem concili zu Vercellis sein irrung offenlich widerrueeffet. vnd alßpald von seiner subtilen vnd behenden lernung abließ. alles das sein vmb gottes willen außspendet vnd sich alle sein tag mit der arbait seiner hend darnach neret vnd sein tag heilligclich verzeret[.]

IN nachfolgenden iarn wardt ein concili zu Vercellis auß babsts leonis befelhe wider die irrung des benanten Berengarii gehalten. vnd derselb Berengarius als ein irrer in demselben concili verdambt. der doch darnach (als vorsteet) erleuechtet sein leben wol beschloße.

Orden schadentall
S. Johannes gualbertus

BEy disen zeitten des iars cristi tawsent.xl.[5] hat geschynen sant Johannes der stifter vnd aufsetzer des ordens Vallisumbrose genant vnder sant Benedicten regel mit zusatz ettlicher ordnung. vnd in groem klaid. der dann vil in tuscia vnd oebern Lombardia sinnd. Diser heillig auß der statt Florentz puertig (des vater Gwalbertus genant vnd ein ritter was) ist nach anzaigung seiner legend vnd histori also zu gaistlichem leben komen. Er het gegen seinen nachpawrn feintschafft von eins wegen der het ime seinen bruder erschlagen. nw zohe er eins tags vom land gein Florentz zu vnnd het etlich weppner bey ime do kome ime der todschlager seins bruders vngeuerlich entgegen nit verr von dem closter sant Minnati im gepirg. den fiel er an. vnnd als aber der todschlager gefangen sahen vnd kein hoffnung zeentpfliehen haben mocht do fiel er disem Johanni zu fueßen vnd bate ine durch ihesum cristum den gekreuetzigten vmb gnad vnd vergebung. Auß dem ward diser Johannes also bewegt das er seins zorns vmb den bruederlichen tod gein dem todschlager vergaße vnd ime alle verschuldung vergabe[.] Vnd als aber diser Johannes in sant Minnati kirchen (die vnderwegen was) gienge vnd vor dem pild des crucifix stund do beweget das pild des crucifix sein hawbt gegen ime zu anzaigung goetlichs wolgefallens in nachlassung vnd vergebung verdienter schuld des todschlagers. Das selb creuetz wirdt noch hewt bey tag zu anzaigung vnd gedechtnus solchs wunderwercks in derselben kirchen bey Florentz auff eim berg mit großer ere erbietung geweiset. Auß vermanung solcher wundergeschiht wardt diser heillig bewegt das er sich pald in ein gaistlichs wesen fueeget vnd als ein ainsidler an das ort des appenninischen gepirgs Vallis vmbrosa. oder schadten tal genant absuenderet. vnd in heilligkeit seins lebens in ime groeßere gottes gnad erlanger. vnd an dem selben ende als ein andechtigster muench desselben ordens den tempel setzet. Von dem darnach vil andere ort ir namen vnnd vrsprung genomen haben. Derselb orden hat nachfolgend an vil heilligen vnd hohgelerten mannen geschynen. Als diser Johannes gaistlich wardt do fliße er sich sein flaisch mit fasten. massigkeit der speyß vnd getrancks auch mit wachen zezemen. vnnd mueessigkeit zemeyden. dem gepete vnnd gueetigen wercken anzehangen. Darnach vbet er werck der heilligkeit in gesundmachung der krancken. Zu letst im iar nach der menschwerdung cristi tawsent.lxxiii.[6] starb er seligclich vnd wardt von vil seiner wunderwerck wegen von babst Gregorio dem sybenden vnlang darnach in die zall der hailligen geschriben. vnd nach seim todt am dritten tag in der kirchen des closters de pasignano begraben.


  1. 1018 n. Chr.
  2. 1048 n. Chr.
  3. Abt von Cluny
  4. Canterbury
  5. 1040 n. Chr.
  6. 1073 n. Chr.