Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):276

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CCLXXV verso:[Bearbeiten]

KErnten ist auch ein gepirgige gegent an Crain stossende. gegen dem orient vnd mitternacht an Steyer gelegen. gegen dem nydergang vnd mittemtag an das welsch gepirg vnnd Foriaul rueerende hat in ir vil tal vnd puehel. waitzfruchtper. vil see. vil pech vnd fluess. vnder den die Trawn der fuernembst ist. der durch Steyer vnd Hungern in die Thonaw fleueßt. Dise gegent ist dem oesterreichischen hertzogthumb vndertenig. Als offt ein newer regirender fuerst angeet so haben die inwoner diss lands ein solche gewonheit das nit weit von der stat sant Veit in einem weitten tal auf einem weitten feld ein pawer auf einen marmorstain dasellbst aufgericht steiget. dem dz ambt auß erblicher gerechtigkeit zu gepuert. der hat auff der rechten seyten einen magern schwartzen ochßen. vnd auff der lincken seyten ein magers vngestalts pferdt. Aldaherumb stett das volck vnnd alle pawrschaft. So kumbt den der fuerst auff der andern seyten entgegen dorther. vnd der adel wol geklaid vnnd geziert mit einem panyer vnd wappen des fuerstenthumbs. So lawfft der graff von Goertz zwischen zwelff kleinen panyern vor her. der ander adel folgt hernach. nymant erscheint in diser versammlung vnachtperer den der fuerst. in gestalt eins pawrn. in einem groben pewrischen klaid vnder einem pewrischen huot mit pewrischem geschueehe vnd einem stab gleich einem hirtten tragende. vnd wenn der pawr auff dem stain sitzende des fuersten dort her komende ansihtig wirdt so schreyet er mit windischem gezuenge[1] (dann die Kerrnter sind Winden[2]) sprechende. Wer ist der der also hohfertigclich pranget dort her. so spricht das vmbsteend volck. der fuerst des lannds kuembt. so spricht der pawr. ist er auch ein gerechter richter vnd liebhaber des hails vnßers lands. freyer aigenschaft. der erwirdig. Ist er auch icht ein heyer vnd beschirmer cristenlichs glawbens. so antwurten sie alle. ia er ists vnnd wirds. So fragt den der pawr hinwiderumb. wie. oder mit wz gerechtigkeit wurd er mich von disem stuol bewegen. so spricht den der graff von Goertz man wirdt dich mit .lx. pfennigen von dannen kawffen. dise zway hawbt vihs der ochs vnnd das pferd werden dein. so wuerdestu des fuersten klaid nemen vnd dein haws frey vnd vnzinsper. als denn so gibt der pawr dem fuersten einen fenften packenschlack vnd gepeuet ime einen rechten richter zesein damit steet er auff vnd fueert sein vihe mit ime hinweg. so steygt der fuerst auff den stain mit außerzognem plossem schwert sich vmb vnd vmb kerende vnnd dem volck guote vnnd gleiche gericht gelobende. Man sagt auch das demselben pawrn kalts wasser zugepracht werdt das trincke er auß einem filtz huot gleich als ob er den geprauch des weins verachtet. darnach zewht der fuerst in sant Peters kirchen zu nehst auff einem perg gelegen vnd ettwen ein bischoflich kirch gewesen. alda er nach volbringung des goetlichen ambts pfligt die pewrischen klaider ab. vnd die fuerstenlichen anzeziehen vnd nach scheinperlicher wirtschaft mit seinem adel vnd ritterschaft widerumb in das feld zereyten vnd alda auff dem richter stuol sitzende den begerenden rechts zegestaten vnd lehen zeleyhen[.] Man sagt dz nach der gepurt Cristi vnßers haylands .viic.xc.[3] bey zeiten kaiser Karls des grossen. Igno der hertzog diss lands der landschaft vnd inwonern diser gegent ein grosse wirtschaft beraytet vnd dem pawrs volck das er nahent zu im sitzen ließ guldine vnd silberine gefeß. vnd den edeln vnd foerdersten weit von im gesetzt yrdine trinckgschier fuerzetragen geschaft hett. Als er nun gefragt wardt was er da mit mainet do antwurtet er. das die nit also rayn weren die in grossen stetten vnd koestlichen pallasten woneten als die auf dem gew vnd in demueetigen hewßlein die pawrn hetten nach annemung des euangeliums mit dem heilligen tawff geraynigt schoen sele. so wern die sele der vnd mechtigen mit der vermayligung abgoettereischer anbettung befleckt vnnd verschwertzt. Nw het er solche wirtschaft nach gestalt vnd weise der selen fuergenomen. In kurtzer zeit darnach hetten die edeln von Virgilio vnd Arnone den Saltzburgischen bischoffen schares weise den prunnen des heilligen tawfs vnnd den cristenlichen glawben empfangen. von dannen her wer die ere der einsatzng eins fuersten der pawrschaft zugeaignet. Ein hertzog zu Kernten ist ein ieger des reichs gewest fuer den alle irrig sachen der ieger zu entschied geschoben warden. So dann er vor dem kaiser in gericht den clagern antworten solt so was er das zethun nit schuldig anders dann in windischer zungen. In disem land ist in einer statt Clagenfurt genant wider die dieb gar ein harte gewonheit. dann so ymant in einen argkwon einicher dieberey felt so wirdt er alßpald gefangen vnd zu tod erhangen. vber drey tag darnach fragen die von Clagenfuert den sachen der dieberey nach vnd so sie denn finden dz er der dieberey vnd des tods schueldig gewesen sey so lassen sie den leichnam hangen bis er gar verzert wuerdt. Erfindet sich aber das dem erhangnen vnrecht beschehen ist so nemen sie den leichnam wider von dem galgen vnd halten der selen ein offne begencknus. In disem land hat graff Vlrich von Goertz ein man zerruedter denn ein weib seine iunge vnzeitige tochter zu mitternacht zum getranck auffgewecket. vnnd mer wandels vnnd gemainschaft mit den hirten denn mit den edellewten gehabt. vnd spilet also alter mit den kindern auff dem eyse. vnd sein wonung was vil bey gemaynen weybern. gar selten name er die speyse zu hoff. Er gieng allain zum koch vnnd frass suppen in der kuchen. Er truog schnoede vnd vnsawbere klaider an vnd plecket im die prust. So waren ime seine awgen alweg zeherfeuecht. Wenn yezuzeiten diser graff zu kaiser Friderichen komen wolt vnd so denn der kaiser desselben grafen ansihtig wardt so fordret er mich zu ime vnd sprach. Enea kum her vnnd schawe den fuersten der dort her zu uns eylet. Hastu ye einen raynern vnnd huebschern fuersten gesehen so sags. Diser graff het ein Hungerin zu einem weib die bracht ine auß tuerstigkeit zu gefangknus. Auß der wardt er durch hilff graff Vlrichs von Cili erledigt. darumb veriaget er sein weib von im vnnd starb vnlang darnach vnnd ließ wolgeschickt suene als erben des lands. die waren an guotsittigkeit der muoter gleicher dann dem vater.


Von Steyer einer gegent Teutsch lands

STeyer ettwen Valeria genant stoest gegen dem auffgang an Hungern. von mitternacht oesterreich. vnd gein dem nydergang vnd mittemtag Krayn vnd Kernten ansehende. Dise gegent ist auch pirgig. wiewol die gegen dem auffgang nit klaine ebne hat. Trawn vnd Mur die beruembten zwen fluess befeuechtigen dise gegennt. die Mur fleueßt in die Trawn vnd die Trawn in die Thonaw. das volck in den stetten ist gewonlich Teuetsch. vnd das pawrfuolck herdißhalb der Trawn windisch. Dise gegent gehoert vnder das haws zu oesterreich. Hier innen ist ein altes stettlein das ettlich Cili nennen. alda erscheinen vil anzaigung alter ding. auch namen vnd marmorstainini greber der roemischen fuersten. Zu vnßern zeitten hat alda geherrschet graff Friderich. der dann in vnkeuescher flaischgirigkeit gegen einem zuweib entzuendet seine eeliche gemahele ein geporne greffin von Croacien mit seiner hannd ertoetet. So ertrencket sein vater. als der mechtigen gerechtigkeit ist das zuweib. So name der

CCLXXVI recto:[Bearbeiten]

Blat CCLXXVI

sun die weiber von iren mennern. zucket die iunckfrawen gein hof. fienge das land volck zu dienstperkeit. zerruedet der kirchen gueeter vnd samlet allenthalben zu ime die muentzfelscher. vbeltetter. warsager. schwartzkuenster. vnd wiewol er in dem gnadenreichen iar yetzo newntzig ierig er von ablaß wegen gein Rom zohe so erschyne doch nach seiner widerkunft kein besserung an ime. vnd als er gefragt wardt war zu ime die romfart nuetz gewesen wer so er sie doch seiner alten sytten nit masset. do antwurter er vnd sprach. Mein schuster macht nach seiner widerfart von Rom auch noch stifel. Nach diss grafen absterben erbet ine Vlrich sein sun ime in andern dinngen an synnen gleich. aber redgesprecher. Als derselb erschlagen wardt do waren .xxiiii. ansprecher seiner verlassen erbschaft[.] Also wie er in seinem leben allenthalben krieg vnd auffruor bewegt also erwecket er auch sterbende zwittracht vnd widerwertigkeit. aber die oebern vnd foerdern des lands vermaynten die besitzung desselben lands kaiser Friderichen einzegeben mit dem geding das sie den ansprechern nach gewonheit des lands in gericht antwurteten[.] So vnderstund sich graff Vlrichs gelaßne wittib das das sie inn het zebeschirmen. Aber kaiser Friderich wardt nach erobrung vil schloesser mit gewalt zu letst zu Cili auffgenomen auß vbergebung eins Beheims der wz des grafen rittermaister vnd empfienge gelt von dem kaiser vnd wendet sich von der grefin ab[.] Aber er empfienng des pald rewen vnd vnderstund sich einer groben vbeltat vbel mit vbel zebedecken. vnd den kaiser mit wenig volcks zu Cili wesende bey nachtlicher weil zebehemmen. dann er wardt mit anschlag ettwen vil burger daselbst mit achthundert rewttern eingelassen vnd zu der waffen gegriffen. aber die goetlich gueetigkeit gestund kaiser Friderichen bey. die ime wider die gewonheit in dem oebern schloss an diser nacht zeschlaffen geraten het. Das hofgesind so in dem stettlein bliben waren alle gefangen. vnd Johannes vngnadius der allerreichst in Steyrn mit seinem bruder Jorgen hingefuort mitsambt Vlrichen dem oesterreichsichen cantzler. der doch ein bischoff vnd in die kirchen geflohen was. Man sagt das in Steyern ein edel man gewesen wer dem wer oft eingefallen sich zeerhencken darumb het er bey einem gelertenn mann wider soelche anfechtung rats sie pflegen vnd in rat gefunden das er einnen aigen briester bestellen solt der ime alle tag mess lese dem het der edel man also folg gethan vnd ime schier ein gantz iar mess lassen halten vnd derselben weil keinen einfallenden gedancken des erhengkens gehabt. Zu letst wardt der edelman von seinem bestelten priester gebetten ime zeuerguennen einem pfarrer auff der kierchweyhe in der nehe zedienen. das het ime der edel man nachgegeben in willen auch alßpald hinach zefolgen vnd bey den heilligen ambten zesein. vnd wiewol er darnach lang wanckelmueetig gewesen wer so wer er doch schier vmb mittentag gegangen vnd einem pawrn in dem wald begegnet der het ime gesagt wie dz goetlich ambt auff der kirchweyhe volbracht vnd alles volck abgegangen wer. dess het sich der edelmann gar ser betrueebt vnnd gesprochen. Er wer vnselig das er desselben tags den heilligen fronleichnam Cristi nit gesehen het. darumb het er den pawrn angemuotet. ob er ime das das er mit beywesen in dem goetlichen ambt verdient het verkawffen wolt do het der pawr eins schlechten klaidleins vom edelman begert. Nach beschehnem kawff wer der edel man nichts destminder in die kirchen gegangen vnd het gebettet. als er nw auff dem widerweg anhaims het woellen geen do het er den pawrn an einem pawm hangende gefunden. vnnd darnach nit mer schwerer gedancken empfunden. In diser gegent seuedet man vil saltz. das fueeret man von dannen in andere land. Daselbst ist auch vil reichs eysen ertze vnd silber gruoben.


Von osterreich

  1. in slawischer Sprache
  2. Slawen
  3. 790 n. Chr.