Die Waldbuße

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Autor: Rudolf Gottschall
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Titel: Die Waldbuße
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 14, S. 212–213
Herausgeber: Ernst Keil
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[212]
Die Waldbuße.
Von Rudolf Gottschall.


Da steht des Dorfes armes Kind
Und sinnt dem Frevel nach:
„O, schuldig ist allein der Wind,
Der rings die Zweige brach!

5
Euch eigen ist das Waldrevier,

So weit das Auge schweift,
Mit seiner vollen Kronen Zier,
Die nach den Wolken greift;

Der junge Birkenbusch im Thal,

10
Die Stämmchen weiß und schlank,

Noch schimmernd wie der Mondenstrahl,
Wenn schon der Mond versank;

Der hundertjähr’gen Eiche Zelt,
Weit greifendes Geäst,

15
Die Wiege tausendstimm’ger Welt,

Die hier sich schaukeln läßt;

Doch unser nur der Blumenduft,
Die Veilchen nur im Moos,
Der Vögel Sang, der fröhlich ruft

20
Aus dichter Büsche Schooß.


Ich nahm nur, was der Lüfte Hauch
Den Bettlern hingestreut,
Almosen nur von Baum und Strauch,
Die Ueberfluß mir beut.

[213]

Die Waldbuße.
Originalzeichnung von Prof. Thon in Weimar.

25
Es liegt daheim die Mutter krank,

Am Heerd erlosch der Brand –
Ich nahm’s für einen frommen Dank;
Und einen Druck der Hand.“

Der Förster blickt ihr in’s Gesicht,

30
So lieb, so engelsrein,

Und zögernd folgt er seiner Pflicht
Und schreibt den Namen ein:

„Verbot’ne Lese hieltest Du
Im weiten Waldrevier,

35
Und drück’ ich nicht ein Auge zu,

Winkt ernste Strafe Dir.

Verbot’ne Lese hält bei Dir
Mein and’res Auge jetzt,
Und sammelt ein, was plötzlich mir

40
Das Herz in Flammen setzt.


Geh’, armes Kind, getrost nach Haus,
Ich will Dir gern verzeih’n,
Hier streich ich Deinen Namen aus
Und schreib’ in’s Herz ihn ein.“