Die faule Haußmagd

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Autor: nach Hans Sachs
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Titel: Die faule Haußmagd
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Erscheinungsdatum: ca. 1650
Verlag: Konrad Roleder
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Erscheinungsort: Augsburg
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Originalherkunft:
Quelle: im VD17 unter der Nummer 23:677393W, Exemplar der HAB Wolfenbüttel: 38.25 Aug. 2° fol. 377, Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Flugschriften des 17. Jahrhunderts und Dienstboten.

Überschriebene e über den Vokalen a, o und u sind als moderne Umlaute transkribiert.

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Die faule Haußmagd.



IM Sommer erst vergangen hewr /
Kom ich zu einer Abendthewr /
In einem Hauß / darinn ich solt
Zu Abend zechen / da man wolt /
Beuor geben ein jungen Han /
Die Fraw der Magd den stecket an /
Da wir nun truncken auff zwu Stund /
Das Hun nicht fertig werden kundt /
Die Fraw geht nauß / schawt in die Kuchn
Vnd wider kam mit grossem Puchn /
Sprach: Kombt doch herauß alle bayd /
Beschawet mein häußliche Maid /
Beyd schlichn wir hinauß mit der Frawen /
Der stoltzen Köchin zu zuschawen /
Da saß die Magd beym Hert vnd schlieff /
Vnd schnarchend durch die Nasen pfiff /
Gleich wie ein alter Ackergaul /
Die Zotten hiengen ihr ins Maul /
Sie war im gantzen Gsicht besudlt /
In Kleidern bschmutzet vnd zerhudlt /
Ihr Händ weiß als der OfenHert /
Vnd in der Kuchen an der Erdt /
Lag Schüssel / Pfannen vngespült /
Als hett ein Saw darinn gewült /
Die Scheffel zerlechtzt vnd zerfallen /
Die Häfn zerbrochen / Bey dem allen
Der Hund auß einer Schüssel fraß /
Die Katz auch auff dem Kochhert saß /
Den Fleischhafn hett sie vmbkehr gar /
Das Fewr auch abgegangen war /
Das Hun war noch nicht recht erstarrt /
Ob disem Koch ich gleich ernarrt /
Die Fraw sprach / Lieber Nachbawr secht /
Sollt jhr jr Faulkeit wissen recht /
Die sie die vierzehn tag hat trieben /
Ein Buch wurd wol von jhr geschrieben /
Ihr möcht euch wol darob verwundern /
Zu morgens kan mans nicht ermundern /
Dann kombt sie in die Stubn geloffn /
Der Busen steht jhr oben offen /
Ihr Har verwutzelt vnd zerstroblt /
Als ob sie hett der Rab gezoblt /

Wil ich dann Wassr ins Gießfaß hon /
Muß ichs all morgens selbst drein thon /
Die Stuben kehrts / das gröst lests ligen /
Das Körich schütts vnder die Stigen /
Darnach geht sie nach Wasser auß /
Vnd was geschehen ist im Hauß /
Das bringts zu Mären also warm /
Tregt sie herauff ein Holtz am Arm /
So würfft sies / daß sichs Hauß thut rührn /
Wann sie dann wil ein Fewer schüren /
Laufft sie zum Nachbawrn mit dem Liecht /
Den Fewerzeug sie nicht zuricht /
Dann legts etwan sechs Scheiter an /
Zwey Scheitlein köndtens auch wol thon /
Verbrennt das Holtz / eh sie zusetzt /
Das Fleisch vngwaschn sie auch letzt /
Dann lest sies vngefaumer stehn /
Oder zuletzt gar vbergehn /
Eins ist verbrennt / das andr vngsaltzen /
Das dritt vngsottn / das viert vngschmaltzen
Also wird durch jhr täglich kochen /
Verwarlost vil verwüst / verbrochen /
Wo ich nicht bin hinden vnd forn /
So ist jhr Spinnen auch verlohrn /
Eins verdreht / das andr verwutzelt /
Hanff vnd Flachs sie schantlich verbutzelt /
Gantz Schübel Werck sie mir versteckt /
Verzwerte Spindel sie verlegt /
Mein Gselln offt vngebettet ligen /
Kein Arbeit thut jhr angesiegen /
Ich muß sie wie ein Esel treiben /
Es sey mit Fegen oder Reiben /
Nichts nutz ist[1] sie auch mit dem Waschen /
Ins Körich schütt sie mir den Aschen /
Verdrossen / Aller ding nachlässig /
Wie man spricht / Stüttfaul vnd gefrässig
Ist sie / das Faist von Suppen nascht /
Vnd was Geschleckswercks sie erhascht /
Von Wein vnd Bier / es jhr gleich gilt /
Ohn was sie mir sonsten abstillt /
Doch schleufft sie an die Bubentäntz /
Vnd macht den JungenGsellen Cräntz /

Ist doch der aller gröst vnlust /
Der allerschandtlichst Suppenwust /
Wann wir sitzen vnd sollen Tischen /
So thut sie nach den Flöhen fischen /
Sie schmeist mir in Häfen vnd Scherben /
Vor Vnzifer möcht sie verderben /
Yedoch die Zeit wir nie vermochten /
Das sie jhr zwagen hett vnd flochten /
Ihr Hembd / Goller / ist wie die Erdt /
Sie ist in Summa gar nichts werth /
Dann nur zum Fressen vnd zum schlaffen /
Ich sprach / ich wolt die Lümpin straffen /
Sie sprach / ja wenn ich mit jhr schrey /
Gibt sie mir für ein Wort wol drey /
Ich sprach / so thut den Schleppsack nauß /
Was soll der Schawer in dem Hauß /
Weil sie kein Straff auffnemmen wil /
Endlicher Mägd findt jhr noch vil /
Die euch zu rechter zeit auffstohn /
Vnd jhr Haußarbeit embsig thon /
Nach Art / wie jedes thut gebührn /
Holtz / Wasser tragen / Fewer schüren /
Waschen / Spinnen / Spüln vnd Kochn /
Zu rechter zeit auß die gantz Wochen /
Mit fleiß auffrichtig / recht vnd redlich /
Vnd euch auch sunst trew vnd vnschädlich /
In alln Sachn suchen ewern Nutz /
Mit einer solchen gschicht euch guts.
Sie sprach: Der JahrRitt soll der waltn /
Ich will sie auch nit längr behaltn /
Dann Morgen ist S. Jacobs tag /
So hat sie gleich nach jhrer Sag /
Seyt Liechtmeß vierzehen Dienst gehabt /
Der Ritt hat mich mit jhr begabt.
Der Schwenck hub ich laut an vnd lacht /
In dem die faul Haußmagd erwacht /
Auffgienet weit / vnd sah vns on /
Da dacht ich in meim Hertzen schon /
Wo Haut vnd Haar ist gar entwicht /
Da wird kein guter Beltz auß nicht /
Wer mit einr solchn Magd ist geschlagn /
Der weiß von groß Vnglück zu sagn.

Augspurg / bey Cunrad Roleder Brieffmaler / den Laden auff Barfusser Bruck.


Anmerkungen (Wikisource)

„Ain newes lied von den faulen hawss mayden“ überliefert der Augsburger Weber Simprecht Kröll in seinem Hausbuch (UB Heidelberg, Cpg 109 UB Heidelberg, UB Heidelberg) mit dem Namen Matthias Würgenbocks. Die weitere Überlieferung des Lieds (Berlin mgq 718, Wien Cod. ser. n. 3430 und sechs Drucke bis ca. 1580) ist anonym. Würgenbock bot eine Kontrafaktur zu Hesellohers Bauerntanzlied „Von üppiglichen dingen“, er orientierte sich an Schwankmären („Frau und Magd“, „Das schlaue Gretlein“, „Proba mulierum“) und Lied (Oswald von Wolkenstein), in denen das Thema des Streits zwischen Hausfrau und Magd behandelt wurde. Auf Würgenbocks Lieds fußt der Schwank von Hans Sachs 1534 (Sämtl. Schwänke ²1953 I n. 40 bzw. Commons), auf diesem wiederum die abgebildete und hier edierte Flugschrift des 17. Jahrhunderts.

Näheres siehe Verfasserlexikon. Die Deutsche Literatur des Mittelalters. 2. Auflage. Band 10, Sp. 1439f.

  1. nu tzist Vorlage