Disputation zweier Philosophen

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Autor: Hans Sachs
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Titel: Zwaier philosophi disputacio, ob peser heyraten sey oder ledig zw pleiben ainem weissen mann
Untertitel: Ein spiel mit 3 person
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Herausgeber: Edmund Goetze
Auflage:
Entstehungsdatum: 1555
Erscheinungsdatum: wahrscheinlich 1555 (Original)/1881
Verlag: Max Niemeyer
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Erscheinungsort: Nürnberg/Halle (Saale)
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Quelle: Scans auf Commons aus der Ausgabe von Goetze
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[107] [S 9, Bl.269]

71. Ein spiel mit 3 person:
Zwaier philosophi disputacio, ob peser
hayraten sey oder ledig
zw pleiben ainem weissen mann.


Minister der discipl
get ein, naigt sich vnd spricht:
NUn schweiget still vnd habet rw
Vnd hoert zway philosophen zw,
Wie sie da werden disputiren,
Mit scharpffen worten arguiren.

5
Solch historj ist kain gedicht,

Suender ain warhaftig geschicht,
Wie solichs nach wort vnde dat
Plutarchues auch peschrieben hat.
Solon der thueet den estant preisen,

10
Dargegen thueet Thales peweisen,

Das aim gelerten manne sey
Vil pesser gancz ledig vnd frey,
Ser fueerderlich zv dem studirn,
Vnd thueet das durch vil weg probirn.

15
Jdoch sie paid nichs entlichs schliessen,

Sunder ain andern tag erkiessen,
Von der materj mer zv reden,
Da wert von andern vnd in peden [Bl. 269’]
Aus ir aller experiencz

20
Von in ausgsprochen der sentencz.

Der disippel get ab.
  
[108] Thales, der weis,
get ein, tregt ein sphera celi, seczt sich vnd spricht:
Ich wil hie sehen lawter clar,
Ob dieses zwkuenftige jar
Werd glueecklich vnd auch fruchtpar werden
Von allerley frueechten auf erden,

25
Der vor aim jar ist vil zerunen;

Ob auch ein finsternues der sunen
Kuemb dieses jar, das alle frist
Vnfruechtparkait an zaigen ist,
Der glaich ander vnglueeck im lant.

30
Solch kuenst sint mir all wol pekant,

Die ich in Egipten vor jarn
Pey den gelerten hab erfarn.

Minister der disippl
kuempt, naigt sich vnd spricht:
Philosophe vnd herre mein,
Es pegeret zw dir herein

35
Ein herlich man an hinternues,

Peclaid wie ein philosophues,
Der wil ein gsprech halten mit dir.

Thales, der weis:
Ja, ge, las in herein zw mir.
Wer ist er? Sag, kenstw in nicht?

Minister spricht:

40
Nain; mich trieg aber mein gesicht,

So ist er ain hochweisser mon.

Thales, der weis:
Nuen so las in hereine gen.
Die weil er ist an jaren alt [Bl. 270]
Vnd ainer erber gueeten gstalt,

45
So woellen wir zwischen vns peden

Von der philosophia reden.
Minister get ab.

Thales spricht zw im selb:
Wer man nuer dieser weis man sein,

[109] Welcher pegert zv mir herein?
Es felt mir gleich ein, wie wen der

50
Solon, der philosophues, wer,

Von dem man sagt, er hab vuerwar
Vrlob gnuemen auf etlich jar
Zw Athen von aim rat auf trawen,
Das er die lender mueeg peschawen

55
Vnd haimsueechen die weissen mender

Heruemb durch alle morgenlender.
Ich glaueb fueerwar, das ers werd sein,
Es antet gwis das herze mein;
Ich wil in herczen geren sehen.

60
Ich hoer im groses lobe jehen,

Wie er der stat Athen zv lecz
Peschrieben hab ser gueete gsecz,
Suenst auch vil guettes hab gethon.
Da kuempt geleich der dewer mon.

Solon get ein; Thales get im entgegen, pewt im die hant.
Solon spricht:

65
Thales, dw aller weister mon,

Von herzen ich pegerte hon,
Zw sehen dich vuer alle ander
Philosophi gar mit einander,
Weil die von dem got Apolo

70
Als dem weisesten man also [Bl. 270’]

Zw gschicket ist der gueelden disch.
Der halben ist gancz himelisch
Dein weisheit, weil dw hast gancz clar
Auestailt in zwoelff monat das jar,

75
In zwo vnd funfzig wochen gsuendert,

Welche doch halten gleich drey huendert
Vnd darzw fuenff vnd sechzig tag.
Pey der vnd ander kuenst man mag
Spueeren dein weisheit vberflueessig.

80
Ich pit, woelst nit sein vbertrueessig,

Das ich haimsueech die weisheit dein.

Thales, der weis, spricht:
Dein zwkuenft die erfrewet mein

[110] Hercz hoch vnd trefflich vberaues,
Das dw mich selb suechest zv haues,

85
Mein auserwelt vnd lieber gast,

Wie wol dw schlechte herberg hast;
Wan ich leb in meim haus gar schlecht
Allain mit dem ainigen knecht
Vnd geleb gar geringer speis.

90
Derhalb pit ich mit hochstem fleis,

Mein Solon, woelst haben vergueet.

Solon, der weis:
Mein Thales, sag mir doch in gueet,
Hastw den kain weib zw der e?
Oder ist dir in kranckheit we

95
Kueerczlich dein gmahel gangen ab?


Thales, der weis:
Mein lieber Solon, wis, ich hab
Mein lebenlang kein weib nie ghabt,
Weil mich die natuer hat pegabt,
Kain pegier zw den frawen geben.

Solon: spricht:

100
Ey, wie fueerst so ain elent leben!

We dem, der also ainsam ist,
Auf im selb siczet alle frist. [Bl. 271]
Ein weib der eren tregt ein kron,
Die thueet erfrewen iren mon;

105
Mit holtseligem schimpf vnd schercz

Erqueicket sie sein trawrig hercz,
Ist sein gehueelff an allen orten,
Mit senften vnd droestlichen worten
Droest sie in ein aller anfechtung,

110
In angst, verfolgung vnd durchechtung

Stet sie im pey in aller not.
Dein leben ist ain halber dot,
Die weil dw lebest an ain weib.

Thales, der weis:
Mein Solon, wis, das ich vertreib

115
[111] Die maist zeit mit philosophirn,

Auch mit dem ainflus der gestirn
Vnd ausmessung dem ertereich,
Vnd ander kuensten der geleich;
An solchem wuerd das weib mich irrn,

120
Zerstoeren mein imaginirn,

Weil Plato sagt: ein weib all frist
Ein vnrueiges ueebel ist,
Ist albeg klagpar vnd geschweczig,
Arglistig, mistrew vnd auf seczig,

125
Eyferig, selczam, wanckelmueetig,

Auch zenckisch, zornig vnd gancz wueetig,
Wen man nach irem sin nit thueet.
Druemb hat mich angsehen fueer gueet,
Mich an ein efrawen zw pleiben,

130
Mein zeit in rw hie zw vertreiben,

Weil ich ir wol geraten kon.

Solon, der weis:
O mein Thales, ein fruemer mon
Kan im ain fruemes weib wol zihen.
Druemb sint die weiber nit zv fliehen; [Bl. 271’]

135
Manch fruemes piderweib man fint.


Thales, der weis:
Der posen doch am maisten sint.
Daruemb ziech weiber, wer da woel.

Solon, der weis:
Ein weis man ain weib haben soel
Von wegen des kinder gepern,

140
Darfon die gschlecht erhalten wern;

Auch die eltern erlangen ob
Iren kinden er, preis vnd lob.
Weil dw aber an weib vnd kinder
Lebst, so wirt deines lobs auch minder;

145
Wan was dein weisheit lobs erwirbt,

Mit deinem dot es als abstirbt,
Weil dw kain suen hast von deim stamen,
Der nach dir erlewcht deinen namen.
[112] Hest abr ein weib, geperst mit ir

150
Ein suen, in weisheit enlich dir,

Der dein pildnues hie trueeg auf erden,
Durch den moecht dein gedechtnues werden
Langwirdig, ruechtpar vnd ganz loeblich.

Thales, der weis:
Solon, in diesem felstw groeblich,

155
Weil kinder selten wolgeraten,

Suender mit laster vnd vndaten
Ziehen sie oft zv schant vnd spot
Den eltern trueebsal, angst vnd not,
Das sie sich ir den mueesen schemen.

Solon, der weis:

160
Aus dein worten thw ich vernemen,

Dw waist von kainer kinder zuecht.
Mainst nicht, es zihen ire fruecht
Die eltern auf thuegent vnd er?

Thales, der weis:
O, sie sind darin sauemig ser,

165
Weil sie oft selb vnzogen sind. [Bl. 272]


Solon, der weis:
Die eltern zihen ire kind
Durch natuerlich einpflanzte lieb,
Die sie zewcht mit aim starcken trieb.
Von kinder lieb waist nit zv sagen,

170
Die weil vnd dw pey all dein dagen

Hast gehabt weder weib noch kind,
Die so lieb vnd so angnem sind,
Ein gewuerzelt der eltern mueet
Vber all er vnd zeitlich gueet,

175
Das solch lieb nit ist auszwsprechen.


Thales, der weis, spricht:
Mein Solon, darpey kan ich rechen,
Das aus solcher lieb zv den kinden
Die elteren oft gar erplinden,
Den kinden alln muetwillen lassen,

180
[113] In als verhengen solcher massen,

Das sie den iren jamer sehen,
Wie ich den vormals auch hab jehen,
Weil sis an alle straff aufzihen.
Des thw ich weib vnd kinder flihen,

185
Der kinder lieb mich nit anficht.


Solon, der weis:
Mein Thales, so hastw auch nicht
Von kinden frewd vnd irem schercz,
Welches erfrewt der eltern hercz
Ob allem schercz vnd frewden spiel.

Thales, der weis:

190
Ir frewd ich geren ghraten wil,

Weil sie ist kindisch vnd vergencklich.
Dargegen gros vnd vberschwencklich
Ist vnrwe vnd mueeseligkeit, [Bl. 272’]
Sorg, angst pey kinden alle zeit

195
Sambt groser gfar, die in zw stet,

Das gar selten ain tag verget,
Der nit schrecken vnd angst gepirt.
Aus dem gar leicht ermessen wirt,
Das laid die freud weit vberwiget.

200
Mein hoechste frewd mir aber lieget

An kuensten vnd an der weisheit,
Welcher ich pas zv aller zeit
Aus warten kan an dieser stet,
Den so ich weib vnd kinder het,

205
Welche mich nuer hinterten tron.


Solon, der weis:
Wen idermon also wolt ton,
Wie dw, so zerging menschlich gschlecht.

Thales, der weis:
Ja, mein Solon, dw sagest recht;
Ir sint suenst gnueeg, so die welt meren,

210
Henck ich an gueeter kuenst vnd leren

Vnd ge gleich muesig weib vnd kind,
[114] Die doch gros herczlaid pringen sind,
Mainstw nicht, dein suen mit der zeit
Wert dir noch pringen herzenleit,

215
Des dw mainst haben freud vnd er?


Solon, der weis:
O, mein Thales, gar nimer mer,
Die weil mein suen ist plueender juegent,
Ein spiegel vol weisheit vnd thueegent,
Wie kuend der pelaidigen mich?

Thales spricht:

220
Ich wil noch daran monen dich,

E den vergent zwen ganczer tag,
Das ich dir hie die warheit sag.

Der minister kuembt, spricht:
Ir herrn, es ist hoch mitags zeit. [Bl. 273]
Kuembt rein, das essen ist pereit.
Sie gent alle aus.

Minister
get wider ein vnd ret mit im selb:

225
Dieses sint zwen die weisten mender,

So icz durch alle morgenlender
Haben den aller hochsten ruemb,
Sint doch nit aines sins daruemb.
Wil ich gern hoern in irem krieg,

230
Welcher noch phalten wirt den sieg.


Thales, der weis,
kuempt, dregt mantel, huet, puelgen vnd stab, spricht:
Minister, so nem den walstab,
Die pueelgen, hueet vnd mantel grab,
Thw den zv vns paiden eingen,
Sag vns, dw kuemest von Athen,

235
Pring mir den prieff vnd sag darpey,

Wie ain juengling gestorben sey,
Sam sey er gwest Solonis suen.
Wirst im wol wissen recht zv thuen
Mit allen listigen vmb stenden,

240
Wirst vnerkant die sach volenden.


[115] Minister
nempt die rueestung, spricht:
Ja, herr, ich wil mich legen on,
Gleich eim walprueder einher gon
Vnd dein fuerschlag in allen dingen
Gancz vnerkant zv ende pringen.
Der minister get ab.

Thales, der weis, spricht:

245
Mues schawen, ob ich Solonem

Durch list kuent obliegen in dem,
So ich in moecht ob seinem suen
Cleglich kuent machen trawren thuen,
Darmit ich all sein arguement

250
Gewalticlich vmbstosen kent, [Bl. 273’]

Das pesser wer leben on e,
Weil darfon kem gros angst vnd we.

Solon, der weis, get ein, spricht:
O Thales, ich hab in deim haues
Pesichtigt alle gmach duerchaues,

255
Hab auch peschawt dein lieberey

Vnd dacht, wie imer schad es sey,
Das dw nit haben solt ain suen,
Der deinen schacz sol erben thuen,
Edler den golt vnd edel gstein,

260
Der nuen kuempt von dem stamen dein

Etwan eim fremden in sein hant,
Dir vormals genczlich vnpekant.

Thales, der weis:
Das stet als in der goetter hent,
Wem sie nach meines lebens ent

265
Solichen schacz duen vbergeben.

Weil ich in nuer hab in dem leben,
So frag ich gar nit mer darnach,
Wer in nach meinem dot entpfach.

Minister
get ein wie ein walprueder, pringt den prieff, spricht:
Wont Thales, der weis, in dem haws?

[116] Thales, der weis, spricht:

270
Ja, was hast im zv richten aus?


Der waltprueeder:
Eillent ich her von Athen lieff
Vnd pring dir, herr, diesen sentprieff,
Den dir sendet Chilon, der weis,
Entpewt dir auch sein grues mit fleis.

Thales nempt den prieff, pricht in auf, list in haimlich.

Solon spricht:

275
Waltprueder, sag, wen thest ausgen

Aus der kriechischen stat Athen?

Der waltprueder spricht: [Bl. 274]
Es ist gleich heuet der achte tag.

Solon, der weis:
Was ist icz zv Athen die sag?
Hat die stat iczuend gueeten fried?

Der waltprueeder:

280
Ja, hort am tag, als ich abschied,

Da war ein juengeling vertorben,
An ainer gechen kranckheit gstorben,
Als man die leich gen kirchen trueeg,
Schueler vnd priester vorher zueeg

285
In ainer procesion schon

Man hort auch aller glocken thoen.
Nach der par ging der gancz senat
Vnd fast all puerger in der stat,
Das ich hab gehoert all mein tag

290
Ob kaim doten kain groser clag:

Es waint vmb in frawen vnd mon.

Solon, der weis, spricht:
Dw mein waltpruder, sag mir on,
Kanst mir nit ansagen gewis,
Wie dieses juenglings vater hies,

295
Ob ich moecht seinen namen kennen.


[117] Der waltprueeder:
Ich hab in zwar wol hoeren nennen,
Ist mir seit her gefallen ab.
Wol ich vom volck gehoeret hab,
Sein vater sey ein weiser mon,

300
Hab der stat ser vil gueetes thon

Mit gueter ler vnd weisem rat;
Darumb Athen, die gancze stat,
Thueet im ser groses lob nach sagen;
Hoert auch, wie er in jar vnd tagen

305
Nie zv Athen gewessen sey.


Solon, der weis, spricht: [Bl. 274’]
Mein waltprueeder, sag mir darpey,
Wen dw denselben mon horst nennen,
Mainst, dw kuenst seinen namen kennen?

Waltprueder spricht:
Ja, wen man mich monet daron.

Solon, der weis spricht:

310
Sag, nent man sein vater Solon?


Der waltprueeder:
Ja warlich, er haist gleich also!

Solon
schlecht sein hent ob dem kopff zvsam, waint vnd schreit:
O zetter! waffen! moerdio!
Ist mein herczlieber suen verschieden
Vnd hat den grimen dot erlieden!

315
Mit im ist all mein drost da hin,

Der elentst man auf erd ich pin.
O, ir goetter, was zeicht ir mich,
Das ir mich plagt so piterlich?
Nuen vertrewst mich auf ert meins lebens.

Thales, der weis:

320
Hor auf, dein clag ist doch vergebens;

Clag pringt nit wider seinen gaist.

[118] Solon spricht:
Derhalb clag ich auch aller maist,
Das vergebens ist all mein clag.

Thales spricht:
Mainstw doch an dem fordern tag,

325
Dw moechst durch deinen suen auf erden

In kaim weg mer petrueebet werden.
Meinst nicht, dein iezig trawrikeit
Vbertreff die freued allerzeit,
Die dw ie hest mit deinem suen?

Solon, der weis:

330
Ja, das mues ich pekennen thuen. [Bl. 275]


Thales, der weis, spricht:
Mein Solon, iczuend glawbstw mir,
Das nueezer wer gewessen dir,
Dw werst nie kuemen in die ee,
So hest icz nit so herczlich we

335
Vnd derfst auch nit trawren daruemb!?


Solon, der weis:
Dw sagst war. O, mein suen war fruemb,
Solt er mich den nit herczlich dawren?

Thales, der weis:
Mein Solon, was thuestw den trauren,
Weil er war fruemb in seinem leben,

340
Mit weisheit vnd tueegent vmbgeben?

Nuen wont er an der goetter schar.
Wie wuerstw sein so trawrig gar?
Wen dw hest ain poshaften suen,
Der auf erd nie kain guet het thuen,

345
Des dw dich muest dein lebtag schemen,

Vmb in haimlich fressen vnd gremen,
Auch nach seim dot sein arme sel
Zumb dewffel fuer hinab die hel,
Der suen wer zw petrauren schwerlicher.

Solon, der weis:

350
O ja, das selb wer noch geferlicher.

[119] O mein Thales, wie sol ich thuen?
Ich hab verloren meinen suen,
Auf dem mein drost vnd hoffnueng ston.

Thales, der weis:
Mein auserwelter freuent Solon,

355
Las ab dein clag; auf diese stuend

Lebt dein suen, ist frisch vnd gesuend.
Ich hab dis spil dir zv gericht,
Das dw mir kuendest laugnen nicht,
Was angst, vnruee, vnfal vnd sorgen

360
Sey in dem eling stant verporgen. [Bl. 275’]

Kein stete rue nimer drin wirt,
Ein crewcz stet das ander gepirt
Icz an dem weib, den an den kinden,
Wie dw icz aines thest entpfinden,

365
Welchs creuecz im eling stant peclebt.

Die weil man hie auf erden lebt,
Ist vil mer laids den freued darin.
Des ich alles entladen pin,
Weil ich hab weder kind noch weib,

370
Suender allain mein aigen leib,

Den ich von anfang meiner juegent
Hab gwent auf weisheit, sittn vnd duegent.
Darin ich gerueecklichen leb
Vnd allen lastern wider streb.

375
Solich loebliche duegent schoen

Das sint mein dochter vnd mein suen
Sambt meinen pueechern, die nit sterben;
Darmit so kan ich mir erwerben
Ein vndotlichen ruemb vnd er.

380
Jdoch so wol wir morgen mer

Von dieser materia reden
Vnd nit allain zwischen vns peden,
Suender ich wil aus guenst vnd gnaden
Mer philosophy zv vns laden

385
Vnd die lasen darin entschaiden,

Wer noch recht hab vnter vns paiden.
Icz wollen wir nein auf den sal
[120] Mit freuden nemen das nachtmal.
Sie gent alle ab.

Der minister kuempt vnd peschlewst:
Ir herrn, kuembt morgen wider her,

390
Hoert, wie man den sentenz erqler;

Wan ich hab aigentlich vernuemen, [Bl. 276]
Es wern mer philosophi kuemen,
Verhoren die zwen weissen mon
In irer disputacion

395
Vnd ein entlich vrtail peschliesen.

Welcher der paider wirt verliesen,
Zw straff wirt gebn ain aimer wein.
Pey dem da woll wir froelich sein,
Das freued im eling stant erwachs,

400
Das wunschet vns allen Hans Sachs.


Die person in das spil:
Thales, der miletisch philosophus
1
Solon, der athenisch philosophus
2
Minister, ein disippel Thaletis
3
Anno salutis 1555,
am 27 tag Septembris.
400 vers.


Editionsrichtlinien

Editionsrichtlinien:
  • „ſ“ wurden zu „s“ transkribiert.
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