Ein Duell als Mittel gegen das Duell

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Walther Kabel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ein Duell als Mittel gegen das Duell
Untertitel:
aus: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1917, Elfter Band, Seite 235–236
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1917
Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart, Berlin, Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[235] Ein Duell als Mittel gegen das Duell. – Napoleons I. ewige Kriege lichteten die Reihen der Offiziere in unerwünschtem Grade, und nichts war deshalb mehr verpönt als die vielen Raufhändel, die meist um nichtiger Anlässe willen vom Zaun gebrochen wurden. Der General Comte du Brassis erhielt Auftrag, mit rücksichtslosester Art gegen die Duellanten vorzugehen. Zuerst sprach er zu seinen Untergebenen bei der Tafel und schloß zur Überraschung aller mit den Worten: „Ich habe gegen Duelle nichts einzuwenden; ich bitte aber darum, daß Sie mir in jedem Falle Ihre Absicht kundgeben und den Grund der Uneinigkeit nennen.“

Am Tage darauf meldeten sich zwei Offiziere, die sich schlagen wollten, weil sie darüber gestritten hatten, ob Maria Antoinette immer geschminkt gewesen sei. Der General sagte: „Ich finde den Grund so wichtig, daß ich wünschen muß, nicht länger als bis morgen zu zögern, um sich zu schlagen. Ich will hoffen, daß Sie das Duell nicht als Kinderspiel ansehen.“

Am anderen Tag fand der General beide Offiziere auf der Parade. Er trat auf den einen zu und fragte: „Warum schlugen Sie sich nicht?“ Der Angesprochene zeigte auf seinen Arm, den er in der Binde trug, und erwiderte. „Mein Arm beweist, daß es ernsthaft war.“ Finster sagte der Gestrenge: „Um solche Beleidigungen kratzt man sich nicht. Ich erwarte, daß Sie sich ernsthaft schlagen, wenn Sie Ehre im Leib haben. Ich hoffe darüber noch zu hören.“

Beim zweiten Duell empfing einer der Offiziere eine Wunde, die ihn sechs Wochen aufs Krankenbett warf. Während dieser Zeit wurden andere Duellanten vom General gebeten, warten zu wollen, bis der erste Fall ausgetragen sei. Als der verwundete Offizier zum erstenmal, auf den Arm des anderen gestützt, ausging, [236] begegnete ihnen der General. Wütend fuhr er die beiden an: „Ich werde Sie morgen vor dem Regiment für Feiglinge erklären, wenn Sie der Geschichte kein Ende machen. Einer muß auf dem Platz bleiben. Ein Duell ist kein Narrenspiel.“ Am nächsten Morgen schlugen sie sich zum drittenmal. Sie hatten verstanden und rannten sich die Klingen durch den Leib. An den General wagte sich niemand mehr um Bewilligung zum Zweikampf.

W. K.