Ein Hotelgenie

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Titel: Ein Hotelgenie
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aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 307
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[307] Ein Hôtelgenie. Es giebt in allen Lebenskreisen Talente und Genies, die auch zur Anerkennung durchdringen. So berichten amerikanische Blätter über den besten „Hôtel-Clerk“ in ganz Amerika, und es mag uns mit Genugthuung erfüllen, daß derselbe ein deutscher Landsmann war, aus Bayern gebürtig, von wo er vor vierzig Jahren nach Amerika kam. Georg H. Smith oder „Count Smith“, wie er allgemein genannt wurde, war seit dem Jahre 1874 oberster Clerk in einem Riesenhôtel in San Francisco, dem Palace-Hôtel. Er besaß ein bewundernswerthes Gedächtniß, so daß er Personen, die er nur einmal in seinem Leben gesehen hatte, nach Jahren wiedererkannte und sogleich ihren Namen zu nennen wußte; ohne seine Bücher zu Rathe zu ziehen, konnte er den Namen jeder im Hôtel wohnenden Person und ihr Zimmer angeben. Ein Herr Charles W. Krinkel von Memphis wohnte vor vier bis fünf Jahren nur eine Nacht im Palace-Hôtel und reiste dann weiter. Als er unlängst wieder nach San Francisco kam und wieder im Palace-Hôtel Quartier nehmen wollte, empfing ihn Count Smith mit den Worten: „Herr Charles W. Krinkel von Memphis, Sie können ein Zimmer neben demjenigen nehmen, welches Sie zuletzt hier bewohnten. Nr. 573 ist frei; vor vier Jahren hatten Sie Nr. 571.“

Und so verhielt es sich in der That. Smith besaß bedeutende Sprachkenntnisse. Er starb vor kurzem an Blutvergiftung infolge einer mißglückten Hühneraugenoperation.

Nicht bloß zum Dichter, auch zum Oberkellner muß man geboren sein. Count Smith lieferte den Beweis dafür.
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