Ein Unterrichtsmittel für Schule und Haus

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Textdaten
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Autor: C. St.
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Titel: Ein Unterrichtsmittel für Schule und Haus
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 851
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[851] Ein Unterrichtsmittel für Schule und Haus. Alljährlich in den jetzigen Tagen, wenn die Sonne einen immer kleineren und kürzeren Bogen am Himmel beschreibt, beschlich unsere Urahnen und andere Bewohner höherer Breiten das unheimliche und bange Gefühl, daß sie wohl eines Tages ganz ausbleiben könnte, wie in jenen dem Pole näheren Ländern, von denen man Kunde haben mochte. Aengstlich beobachtete man ihren Lauf in den kürzesten Tagen, und wenn man dann nach dem 22. December die ersten Spuren eines neuen Wachsthums des Lichtes wahrnahm, so feierte man weit und breit, vom Nilstrom bis Island, das Fest der neuverjüngten, neuerstarkenden Sonne, welche ihren Feind, den Geist der Finsternis, siegreich nach schwerem Kampfe niedergeworfen hat und sich allmählich neu erholt. Auch uns im der Erkenntniß der Natur weit Fortgeschrittenen, die wir wissen, daß kein böses Princip die Sonne bedroht und daß der Wechsel der Tageslängen von der Beständigkeit des Winkels herrührt, den die Erdachse gegen die Erdbahn bildet, ist wie ein altes Ahnenerbgut jenes beängstigende Gefühl in den November- und Decembertagen geblieben, und wie von einem drückenden Alp befreit athmen wir erst wieder auf, wenn der kürzeste Tag vorüber ist. Bemerken wir auch noch nichts von der Zunahme der Tage, so sind wir dessen doch gewiß, und für unser Gefühlsleben beginnt das neue Jahr schon mit der Geburt Christi, welches die alten Kirchenväter wohlweislich mit dem Julfeste der Nordeuropäer, mit den Geburtsfesten der Sonnengottheiten (Osiris und Mithras) der Aegypter und Perser auf dieselbe Zeit setzten. Darum kann ich mir für das Weihnachtsfest von Familien, in denen sich heranwachsende Kinder befinden, kaum ein sinnigeres Geschenk denken, als einen zweckmäßig eingerichteten Globus, mittelst dessen der Familienvater seinen Kindern unsere Beziehungen zu Sonne und Mond klar und anschaulich deutlich machen kann. Solche Experimente sind nicht allein in hohem Grade anziehend und geisterweckend, sondern auch wichtiger und nothwendiger, als man glauben möchte. So bequem sich nämlich die wichtigsten Ereignisse unseres Kalenderjahres an einem gut eingerichteten Globus zeigen lassen, so schwer wird es Jedermann, sie ohne denselben klar zu begreifen, und ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, daß selbst die Mehrzahl unserer Gebildeten, aus Mangel eines solchen Lehrmittels, keine völlig klare Vorstellung von dem Wechsel der Jahreszeiten in den verschiedenen Zonen besitzt. Es ist das nur zu natürlich, denn früher war der Preis eines wohleingerichteten Globus für nicht sehr bemittelte Familien und kleinere Schulen ein oft unerschwinglicher. In neuerer Zeit ist das durch die Bemühungen des Geographischen Institutes in Weimar anders geworden, denn dieses stellt für den Preis von 23 bis 24 Mark Erdgloben mit Mond her[WS 1], welche die ebenso viele Hunderte kostenden Lunarien vollkommen ersetzen und fast Alles zu lehren gestatten, was man an den kostbarsten Instrumenten dieser Art deutlich machen kann. Diese Globen unterscheiden sich im Farben- und Schriftdruck kaum von den besten, die es giebt; die Billigkeit ist durch eine sehr zweckmäßige Vereinfachung der Aufstellung und Verbindung mit Sonne und Mond erreicht, welche der Chef des Instituts Herr Arnd erdacht hat. Die durch große Leichtigkeit sich auszeichnende Erdkugel ist nämlich einfach auf einen starken Draht befestigt, der ihre schräge, immer denselben Winkel bildende Achse darstellt, um den sie sich, gleichsam frei im Raume schwebend, dreht. Der in prächtigem Reliefdruck hergestellte Mond ist vermittelst eines äußerst sinnreich am Fuße des Globus angebrachten Drahthalters um die Erde drehbar, und die Sonne wird durch eine kleine, auf jeder Cylinderlampe zu befestigende Hohlspiegelkammer vorgestellt.

Mit diesem einfachen und billigen Apparate lassen sich nun, abgesehen von der bei den größeren Exemplaren sehr weitreichenden geographischen Benutzbarkeit des Globus, unter Anderem, folgende Naturvorgänge veranschaulichen, wozu eine vom Regierungsrath A. Steinhauser in Wien verfaßte, ausgezeichnet klar geschriebene Globuslehre genaue Anleitung giebt: 1) der Verlauf von Tag und Nacht auf der ganzen Erde, 2) die Entstehung der Jahreszeiten und der mit ihnen wechselnden Tag- und Nachtlänge, 3) die Lichtgestalten (Phasen) des Mondes, welche sich bei seiner Umdrehung sehr deutlich darstellen; 4) Auf- und Untergangszeiten des Mondes, 5) Sonnenfinsternisse, bei denen sich sehr schön Kern- und Halbschatten unterscheiden lassen, welche die Landstriche bezeichnen, in denen die Finsterniß total oder partial erscheint, 6) die Mondfinsternisse. – Wir erinnern uns kaum, jemals ein günstigeres Verhältniß zwischen zweckmäßiger Ausführung, Leistungsfähigkeit und Preis bei einem Unterrichtsmittel gesehen zu haben, als hier, und möchten Lehrern und Familienvätern die Anschaffung dieses so zeitgemäßen Weihnachtsgeschenkes angelegentlich empfehlen.

C. St.

Anmerkungen (Wikisource)