Eine Wunderns-würdige Miß-Geburth eines Kindes

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Autor: unbekannt
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Titel: Eine Wunderns-würdige Miß-Geburth eines Kindes, Welches in diesem Jahre in der bekannten Stadt Zollnock in Ungarn, von einer Kürchners-Frau mit grossen Schmertzen und Schrecken gebohren worden, dessen gräuliche Gestalt hierbey abgebildet ist.
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Erscheinungsdatum: um 1700
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Quelle: im VD17 unter der Nummer 3:658749D und Scans auf Commons
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Flugschriften des 17. Jahrhunderts
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[1]

Eine Wunderns-würdige
Miß-Geburth eines Kindes,
Welches in diesem Jahre in der bekannten Stadt Zollnock in Ungarn, von einer Kürschners-Frau mit grossen Schmertzen und Schrecken gebohren worden, dessen gräuliche Gestalt hierbey abgebildet ist.



[2]
Geneigter Leser!

Man hat seit vielen Jahren her mit Erstaunen von so vielen Wunder-Geschichten an allen Orten hören müssen, und dabey bermercket, daß eine jegliche auch allemahl eine Vorbedeutung vielerley Unglücks gewesen ist.

Insonderheit kan Ungarn von solchen Vorbedeutungen am meisten ein Zeuge seyn; wie dann in diesem Jahre sich ebenmäßig ein groß Wunderwerck ereignet, so aus folgenden zu ersehen ist:

Eine Kürschners-Frau, Rosina Sohlin, gienge zu jedermanns Verwunderung über Jahr und Tag schwanger, und als endlich die Geburths-Stunde heran nahet, bringet sie zu eines jeden Schrecken eine solche Miß-Geburth zur Welt, so noch niemahls gesehen worden, über dessen Anblick sie auch selbst vor Schrecken ihren Geist aufgegeben.

Dieses Wunder-Kind trug auf dem Haupte einen Säbel und Türckischen Bund, an den Augen und Ohren hatte es 2 Flügel, an beyden Achseln 2 Köpffe, am Leibe 4 Köpffe und an den Beinen auch 2 Köpffe, welche einen beissenden Thiere ähnlich sahen, die Hände u. Füsse aber denen Gänsefüssen gleichten. Das erschröcklichste war dieses darbey, wenn das Kind sich regte, die Köpffe auch anfiengen, ein jeder insbesondre sich zu bewegen. schrye das Kind, so schryen sie alle, und heulten wie die Hunde. Eben also war dieses abscheulich mit anzusehen, daß wenn man denen Köpffen zu nahe kam, sie grimmiglich um sich herum bissen. Die Haare stiegen einen jeden zu Berge, der solchen Jammer-vollen Zustand mit ansahe.

Weil man nun dieses Kind nicht aufheben durffte, es auch nicht essen noch trincken wolte, so weynte man, daß es nicht lange leben würde; jedennoch lebte es zu grosser Plage noch 6 Tage. Auch wuchse ihm in Eil ein Schwantz, welcher bis am Hals reichte, und einen Pfeil ähnlich sahe.

Uber alle diese merckliche Zeichen ereignete sich noch dieses: Als man die Frau nebst andern Leichen verscharren wolte, hörte man an dem Sarge ein starckes Klopffen. Weil man nun damit stille hielt, fragte sie: Was man denn mit ihr machen wolte? Hierauf eröfnete man den Sarg, um zu sehen, ob sie wieder lebte. Da richtete sie sich auf, und fragte: Ob das Kind, das ihr so viel Schmertzen gemacht, daß sie habe sterben müssen, auch gestorben sey? Als man nun sagte, daß es gestern verschieden, legte sie sich wieder nieder, mit diesen Worten: Nun gute Nacht, itzt bin ich zufrieden. Hierauf rüttelte man sie noch etliche mahl, allein sie gab kein einiges Zeichen des Lebens mehr von sich, verscharreten sie dahero nebst andern ins Grab. GOtt wende doch in Gnaden ab alle wohlverdiente Straffe, und gebe uns allen ein vernünfftiges und seeliges

ENDE.

Anmerkungen (Wikisource)

Die ungarische Stadt ist Szolnok.

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