Eine südamerikanische Hauptstadt

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Textdaten
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Autor: Friedrich Gerstäcker
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Titel: Eine südamerikanische Hauptstadt
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 635–636
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Eine südamerikanische Hauptstadt.

Von Fr. Gerstäcker.


Mit so vielen deutschen Schiffscapitänen ich auch in früheren Zeiten zusammentraf, sobald das Gespräch auf Reisen kam, blieb ihre stete Frage: „Waren Sie schon in Angostura? – Nein? – ja da müssen Sie hin – Angostura müssen Sie sehen!“ und nun ergingen sich die Seeleute, die selten oder nie vom Lande erzählen, in den lebendigsten Beschreibungen dieser eigenthümlichen, fast noch wilden Region. Sie hatten dazu auch vollen Grund, denn Segelschiffe sind in der Regenzeit und bei angeschwollenem Strom oft gezwungen, viel länger und mühseliger in dem engen Fahrwasser des Orinoco-Delta aufzukreuzen, als ihnen selber lieb ist, und sie werden durch Windstille manchmal Tage lang zwischen den Büschen festgehalten.

Mir aber lag das Wort Angostura seitdem in den Gliedern, und doch war ich erst auf meiner letzten Reise im Stande Venezuela zu durchwandern. Diesmal aber auch gründlich, denn ich schnitt von dem nördlichen Hafen La Guayra über Caracas südlich bis zum Apure durch, folgte diesem Strom in einem Canoe bis in den Orinoco und erreichte endlich das langersehnte Angostura, von dem ich dem Leser hier eine kurze Skizze geben will.

Wenn man nach langer mühseliger Fahrt in einem Canoe den Orinoco herunterschwimmt und sich schon fast daran gewöhnt hat, an beiden Ufern Nichts als undurchdringlichen Wald – eine Wildniß zu sehen, die fast ausschließlich vom Tapir und Tiger begangen wird, bemerkt man plötzlich in der Ferne, auf einem niedrigen, allmählich abdachenden Hügel dicht zusammengedrängte helle Häusermassen, mit dunklen Punkten dazwischen. Es ist Bolivar – die Hauptstadt von Guyana, früher und auch häufig noch selbst jetzt Angostura oder „die Enge“ genannt, weil der gewaltige Strom sich hier in der That verengt, trotzdem aber doch noch eine ganz ansehnliche Breite hat. Mitten in seinem Fahrwasser liegen aber gewaltige Felsblöcke, welche die Strömung besonders nach der rechten Seite hinüber drängen, so daß es bei voller Höhe des Flusses fast unmöglich sein soll dagegen anzukämpfen. Wir indessen gingen stromab, und die Fluth war uns nur zu Gunsten.

Bolivar selber macht von weitem keinen besonders freundlichen Eindruck, denn es fehlt das Grüne zwischen den Häusern; es fehlen Bäume oder Palmen. Kahl und in der Sonne röstend liegen die Gebäude und zwischen ihnen wild zerstreut eine Menge braunfarbiger Felsblöcke, die nach einem sonnigen Tag noch mitten in der Nacht eine Gluthhitze ausströmen. So felsig ist dabei der Boden, auf welchem die Stadt steht, daß einzelne Häuser ordentlich in die Steine hineingemeißelt werden mußten. Uebrigens finden sich hier wieder, trotz der oft fallenden schweren Regen, die platten Dächer, wie weiter südlich in Buenos Ayres und Montevideo, was den ganzen Ort vor den übrigen Städten Venezuelas auszeichnet.

Bolivar hatte einst einen sehr bedeutenden Handel und Verkehr; wenn dieser auch durch die Revolution in vieler Hinsicht gestört wurde, so ist er selbst jetzt noch keineswegs unbedeutend und scheint sogar durch die mehr und mehr sich bevölkernden Goldminen wieder im Wachsen. Jedenfalls bildet es den Central- oder vielmehr Ausgangspunkt für alle in Guyana und den nördlichen, am Orinoco liegenden Provinzen gezogenen oder gewonnenen Producte – allerdings nur Rohproducte, bei denen besonders die Häute eine große Rolle spielen. Hirschhäute vorzüglich werden oft im Jahre bei Hunderttausend dort verschifft, denn die Gegenden am Apure und weiter hin am Rio Negro sind die wildreichsten des ganzen Landes. Außerdem bilden Balsam, Copahu, Tongabohnen wie Cacao nicht unbedeutende Exportartikel.

In jetziger Zeit freilich kommen diese Gegenstände nur in sehr geringer Menge den Orinoco herunter. Die durch das Innere streifenden Soldatenbanden. haben fast den ganzen Handel wie jedes Vertrauen zerstört, da man selbst keine Waaren mehr nach dem von den Amarillos oder Regierungstruppen besetzten Bolivar schaffen wollte.

Guyana befindet sich aber dabei in einer ganz eigenthümlichen Lage – in der besten freilich, die es sich unter solchen Umständen wünschen konnte, da es durch seinen Präsidenten außerhalb der Revolution Posto gefaßt hat und kaum gezwungen werden kann, wirklichen Antheil daran zu nehmen. Die Provinz Guyana ist fast noch einmal so groß, als die übrigen Staaten Venezuelas zusammen, bildet eigentlich, schon seiner geographischen Lage nach und durch den Orinoco von den übrigen getrennt, ein eigenes Reich für sich selber, und hat sich auch bis dahin fern von jeder thätigen Mitwirkung in der Revolution gehalten.

Juan Bautista dalla Costa, der jetzige Präsident, ist natürlich geborener Venezuelaner, stammt aber von europäischen Eltern ab, und zwar von einer italienischen Familie, wurde in Nordamerika erzogen und verbrachte später mehrere Jahre in Deutschland, vorzugsweise in Bremen. Er ist ein tüchtiger und gebildeter Mann, wie Venezuela nicht sehr viele aufzuweisen hat, dabei reich, also vollkommen unabhängig, und auch in ganz Venezuela – besonders in seiner Provinz, für die er Alles thut was in seinen Kräften steht – geliebt wie kaum ein Anderer.

Allerdings wünscht man in ganz Venezuela nichts sehnlicher, als ihn gerade an Falcon’s Stelle zum Präsidenten über die ganze Republik zu haben, und wohin ich auch kam, wurde mir nur der Name genannt. Wollte er sich an die Spitze der Revolution stellen, die in diesem Augenblick keineswegs unterdrückt ist, sondern gerade jetzt das ganze Land erfaßt hat, und der es nur an einem richtigen Kopf fehlt, die ganze Sache wäre im Handumdrehen beseitigt. Aber Dalla Costa selber hat keine Lust dazu – und verdenken kann es ihm wahrlich kein Mensch der die Verhältnisse von Venezuela kennt. In diesem Augenblick möchte ich eben so gern Finanzminister von Frankreich oder Oesterreich, als Präsident in Venezuela sein.

Trotzdem versuchte die Revolution Alles, um ihn in die Bewegung hineinzuziehen, und Depeschen auf Depeschen wurden ihm zu diesem Zweck gesandt. Das Land selber aber, fest überzeugt, daß es sich auf ihn verlassen könne, erließ aller Orten und Enden Vertrauensadressen, in denen man versprach, zu ihm zu stehen, was er auch immer beschließen möge. Da er nun genau die in seiner Provinz herrschende Stimmung kannte, gelangte kaum die Kunde nach Bolivar, daß Falcon selber gestürzt und geflohen sei und zwischen den beiden Parteien unterhandelt würde, als er unter dem Jubel der Bevölkerung die Provinz Guayana so lange für unabhängig erklärte, bis man sich eben im Norden über einen künftigen Präsidenten geeinigt und Frieden und Ordnung wieder hergestellt habe.

Aber er blieb dabei nicht stehen. In Bolivar befand sich bis jetzt das Fort, wie Polizei und Douane in den Händen der Regierung von Caracas. Von den Soldaten waren allerdings schon die Meisten desertirt und vielleicht noch etwa dreißig Mann übrig, die nicht gefährlich werden konnten, aber er durfte auch kein fremdes Commando länger im Lande dulden. Der Commandant wurde deshalb bedeutet, sich zurück nach Caracas zu begeben, das Soldatencorps einfach entlassen, aber mit Geld und Provisionen versehen, um nach den Minen gehen zu können. Ebenso nahm Dalla Costa die Douane – die bedeutendste Einkunft im Lande – in Beschlag und besetzte sie mit Guyanesen, und die ganze Umwälzung ging so friedlich vor sich, daß es in der That nur des Befehls bedurfte, um Alles zu reguliren. Es fiel kein Schuß, nicht einmal ein rauhes Wort, und vor der Hand regiert jetzt Dalla Costa als souveräner Präsident die ganze Provinz.

Der Handel in Bolivar ist zum großen Theil in den Händen von deutschen Kaufleuten. Deutsche Kaufleute importiren jedenfalls die meisten Waaren und selbst deutsche Handwerker, wenn auch noch in geringem Maße, haben sich dort niedergelassen. Früher besuchten auch sehr viele deutsche, besonders Bremer Schiffe Angostura, das scheint aber nachgelassen zu haben, theils wohl des durch die Revolutionen unterbrochenen Handels wegen, theils weil der Orinoco selber ein bösartiger Strom ist und in der Regenzeit, bei angeschwollenen Fluthen Segelschiffe oft zwanzig bis dreißig Tage gebraucht haben, um die gewaltige Strömung zu stemmen. Kauffartheischiffe müssen da schon eine sehr gute Ladung fest in Aussicht haben, wenn sie sich zu einer so langen Reise verstehen sollen, und gegenwärtig ist wenig oder gar keine Fracht zu bekommen.

Unter den Deutschen in Bolivar herrscht aber auch ein reges [636] geselliges Leben, sie haben ein freundliches Clublocal mit vielen deutschen Zeitungen und Manche von ihnen hübsche Sommersitze in der Nähe der Stadt, um dort unter den fächerblätterigen Morichepalmen und prachtvollen Mangobäumen die Sonntage zu verbringen. Ich selber werde Bolivar immer eine liebe Erinnerung im Herzen tragen, denn die guten Menschen dort haben mir die kurze Zeit meines Aufenthaltes zu einem Festtag gemacht und mich von allen Seiten mit Liebe überschüttet. Ich war ihnen kein Fremder, den der Zufall an ihre Küste geweht, und die Tage vergingen mir nur zu rasch.

Aber auch Präsident Dalla Costa nahm mich mit wahrer Herzlichkeit auf und war eigentlich die Veranlassung, daß ich Bolivar früher wieder verließ, als ich anfangs beabsichtigt hatte, indem er mir alle ihm zu Gebote stehende Mittel bot, um mir die Reise in die Goldminen Venezuelas – ein etwas anstrengender Spazierritt, wenn man so schon recht von Herzen wandermüde ist – zu erleichtern. Aber es war einer der interessantesten und vielleicht für Venezuela wichtigsten Punkte, die ich in dem weiten Land gesehen, und ich kann ihm nur aufrichtig dankbar dafür sein.

Angostura selber ist regelmäßig gebaut, so viel es wenigstens der mit Steinen übersäete Hügel, auf dem sie steht, erlaubt. Sie hat aber insofern eine nicht besonders günstige Lage, als dicht unter ihr eine weite Lagune einmündet, die in der trockenen Jahreszeit ihr Wasser so ziemlich vollständig verdunstet, und dadurch zuweilen Fieber erzeugt, wie zahllosen Insectenschwärmen Vorschub leistet. Dalla Costa aber, der schon viel für die Stadt gethan und besonders in letzter Zeit neue breite Wege darum her geöffnet hat, beabsichtigt ebenfalls die Lagune trocken zu legen, und das würde eine Wohlthat für die Stadt werden.

Der interessanteste Punkt in Bolivar ist das eigentliche Ufer des Orinoco und die beiden Häfen oder Anlandungsplätze, der eine oben für die kleinen Fahrzeuge, der andere etwas weiter unterhalb für Schiffe und Dampfer. Nähert man sich der Stadt, so sind es besonders die waschenden Negerfrauen, welche die Aufmerksamkeit gleich und entschieden fesseln, und man muß wirklich Waschfrauen in Venezuela selber gesehen haben, um sich einen richtigen, aber dann auch höchst lohnenden Begriff von ihnen zu machen. Es ist ein wahrer Genuß.

Diese nützlichen Wesen haben sich nämlich eine so praktische als malerische Tracht geschaffen, die man aber eigentlich mehr malerisch als schön, auf keinen Fall frauenhaft nennen könnte. Sie müssen fortwährend mit Füßen und Armen im Wasser sein, möchten sich aber auch nicht gern die Kleider naß machen und haben deshalb etwas erfunden, was sie nicht zwingt ohne Kleider zu erscheinen, aber auch zu gleicher Zeit Alles entfernt, was ihnen im Weg ist. Ihre Röcke stecken sie dabei so zusammen, daß sie wie weitbauschige, oft sehr kurze Schwimmhosen aussehen, die Arme sind vollständig entblößt und Halstücher fehlen gänzlich; so kommt es denn, daß man, wenn man sie von Weitem sieht, gar nicht recht weiß, ob es Männer oder Frauen sind, und nähert man sich ihnen und hört ihre Baßstimmen, so wird man erst recht irre. Man sieht oft zwanzig und dreißig von ihnen auf den großen braunen Steinplatten, unmittelbar am Wasserrand wirthschaften. Die Wäsche maltraitiren sie freilich auf das Grausamste; die feinsten Hemden werden auf eine Weise geschlagen und auf den Steinen abgerieben, daß es nur als ein Wunder erscheint, wenn sie eine einmalige derartige Behandlung aushalten, aber jedenfalls amüsiren sie sich vortrefflich dabei, denn das Lachen und Schwatzen, Schreien und Jubeln während ihrer Arbeit läßt sich kaum beschreiben.

Bunt genug sieht der Platz dabei ebenfalls aus, denn der braune dunkle Stein bildet einen vortrefflichen Hintergrund zu dem lebendigen Bild, auf dem sich die ausgebreitete und hie und da aufgeschichtete Wäsche ganz vortrefflich macht. Dazwischen sieht man auch eine Anzahl lebender Kinder und junger Mädchen, die sich vor einem vorbeitreibenden Canoe, in dem sie keinen Fremden, sondern nur Eingeborene vermuthen, nicht im mindesten geniren.

Ein kleines Stück weiter unten hat ein großer indianischer Bungo (ein großes Canoe) angelegt, das Casave, Hängematten und Schildkröteneier den Strom herabgebracht. Es sind Caraiben, und zwischen den Steinen, unmittelbar am Flusse, haben sie sich ihr Zelt aufgeschlagen, das heißt, nur eine Decke zwischen Stöcken schräg ausgespannt. Merkwürdiger Weise sind aber bei diesen die Männer weit mehr bekleidet, als die Frauen, und die jungen Mädchen besonders tragen nur eine Art von sehr kleinem Schurz und ein buntes Stück Zeug um die Taille, während die Indianer selber meist immer eine Art Poncho, oder hier Cobija genannt überhängen haben. Während diese aber ihre langen, dünnen Cigarren rauchen, kochen die Frauen vorn, dicht am Wasserrand, und setzen sich die kleinen Kinder in und außer dem Wasser herum. Die Furcht vor Kaymans scheint hier lange nicht so groß zu sein, als weiter oben im Apure.

Noch weiter unterhalb liegt eine Menge von Canoes, die eine Ladung stromab gebracht haben, oder sich eben wieder fertig machen, in ihre Heimath aufzubrechen. Andere halten über den Strom hinüber, einem dort angelegten kleinen, sehr unbedeutenden Städtchen zu, das in der Provinz Barcellona liegt. Nur die Felsenmasse ist ihnen dabei etwas im Wege, die Bolivar gerade gegenüber mitten aus der Fluth emporragt und sonderbarer Weise einen einzigen Baum auf ihrem Rücken trägt. Bei sehr hohem Wasserstande sollen jene jetzt ziemlich bedeutenden Felsmassen fast ganz von der Fluth bedeckt sein und dann eine furchtbare Strömung an ihnen vorbeirauschen. Jetzt fing die Regenzeit erst an und der Fluß konnte kaum vier bis fünf Fuß gewachsen sein.

Ich darf aber Angostura nicht verlassen, ohne eines Deutschen zu erwähnen, der so lange in Venezuela lebt, daß er dort nicht allein Kinder und Enkel, nein, sogar fünf Urenkel gezogen und außerdem jetzt den Namen Angostura in der ganzen Welt verbreitet hat. Ich meine den alten Herrn Dr. Siegert, einen der geachtetsten Leute in der Stadt und den Verfertiger des berühmten Angostura-Bitteren, ohne den jetzt schon weder Dampfer noch Segelschiff mehr die See befährt. Er ist mit einer Dame aus Venezuela verheirathet, und diese soll eigentlich – wie denn die dortigen Frauen überhaupt die meiste Kenntniß von einheimischen Pflanzen und Kräutern besitzen – das Geheimniß der Zusammenstellung entdeckt haben. Im Anfang wurde der bald beliebte Bittere denn auch nur im Kleinen fabricirt. Wie er aber mehr und mehr bekannt wurde, stieg der Bedarf mit der Nachfrage derartig, daß Herr Dr. Siegert seine beiden Söhne mit in das Geschäft nehmen mußte und jetzt die ganze Fabrikation wie den Versand großartig betreibt. Die venezuelanische Regierung wollte den Namen Angostura verwischen und den von Bolivar an seine Stelle bringen, aber unser deutscher Landsmann litt es nicht, sondern setzte dem alten durch seinen Angostura-Bitteren ein wenn auch flüssiges, doch bleibendes Monument.

Die Geschäfte liegen jetzt dort ziemlich darnieder – und wo ist in diesem Augenblicke eigentlich ein Platz in der ganzen Welt, wo sie blühen? Die Revolution kann aber doch nicht ewig dauern, und gewinnen die etwa sechszig bis siebenzig Leguas von Bolivar gelegenen Minen wirklich die Bedeutung, die sie ihrem Reichthum nach verdienen, so muß sich dort rasch Alles heben. Uebrigens befinden sich unsere deutschen Landsleute dort vortrefflich, und trotzdem daß sie, weit von der Heimath entfernt, gewissermaßen mitten in der Wildniß wie in einer Oase leben, haben sie ihr Herz noch dem alten Vaterlande zugewandt und nehmen das größte Interesse an seinen Fortschritten. Auch von ihnen gilt das Nämliche, wie von den übrigen Deutschen überall im Auslande: sie kennen keinen Particularismus – sie wollen ein einiges, großes, deutsches Vaterland und begrüßen mit Jubel jede Nachricht von daheim, die ihnen kündet, daß der norddeutsche – hoffentlich bald der deutsche – Bund wächst und sich kräftigt. Sie wissen am besten, daß nur dann unser Volk, unser Name auch im Auslande geachtet sein kann, wenn wir fest vereinigt stehen und dadurch den Rang unter den Nationen einnehmen, der uns gebührt.