Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken/Spalt 3

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[V, 372] Spalt, das Kollegiatstift zu St. Emmeran und Nikolaus. Ersteres stiftete Adelheid, die Gemahlin Kaiser Konrads II, im Jahre 1037 aus besonderer Verehrung zu dem h. Emmeran, Bischoff zu Regensburg, und besetzte es Anfangs mit adelichen Stiftsherren. So waren dort präbendirt: die von Seckendorf, von Ottenhofen, von Absperg, von Mur, von Dietenhofen, von Würzburg, von Bergen, von Eschenbach, von Kornburg, von Bechthal, von Hageln, von Ahrberg etc. Das Kollationsrecht auf die Probstey überließ die Stifterin ihrem Sohne Gebhard, Bischoff zu Regensburg, und seinen Nachfolgern, die Vergebung [373] der Präbenden aber den Pröbsten. Darinn lag die Quelle der vielen Übel, die diesem Stifte zustiessen; denn einige Pröbste verschleuderten die Kirchengüter, liessen die Kanonikate zum Theil unbesetzt und zogen die Einkünfte an sich, so, daß im Jahre 1295 nur allein Probst Ulrich von Hohenfels, Konrad von Kornburg und Gottfried Witbolder allda waren. Und doch unterstand sich eben bemeldeter Probst, bey dem Kaiser Albert von Österreich, der eben damals in Nürnberg war, den Eichstättischen Bischoff, Philipp von Rathsamhausen, zu verklagen, der diesem Übel steuern wollte. Dieses brachte endlich doch Bischoff Friedrich IV. ein Graf von Oettingen, 1405 durch Erneuerung der Stiftsstatuten und durch neue Verordnungen, worinn dem Senior dieses Stifts die Erlaubniß, eine bunte Inful zu tragen, gegeben wird, zu Stande, konnte aber doch nicht mehr hindern, daß aus Mangel nöthiger Unterhaltung mit Erlaubniß des römischen Pabst Eugens IV, nach genauer Untersuchung des Generalvikars, Johann Pröschls, eine Präbende ganz eingezogen werden mußte.

In eben dem Jahre 1295 stiftete Konrad IV oder der Fromme, Burggraf zu Nürnberg, und seine Gemahlin Agnes, eine gebohrne Gräfin von Hohenlohe, das zweyte Chorstift St. Nikolai Anfangs in Abenberg, wo das Fundament zum Gebäude wirklich schon gelegt war, aber wegen Wassermangel und andern Ursachen nach Spalt verlegt wurde. Der Stiftungsbrief darüber wurde im Schlosse Wernfels aufgerichtet und das Stift mit reichlichen Einkünften beschenkt. Zum Andenken dieser Stiftung findet sich im dortigen Kollegiatstifte ein altes Gemälde, auf welchem der Stifter mit seiner Gemahlin, 5 Prinzessinnen und 3 Prinzen abgebildet ist. Letztere haben das Zeichen des teutschen Ordens, ein Kreutz, auf den prunklosen Röcken; sie knien alle beysammen vor einem Muttergottesbilde und dem Bischoffe von Eichstätt. Konrad überreicht dem Kinde Jesu eine Kirche, welches beyde Hände nach demselbem ausstreckt. Konrad war entschlossen, das Stift noch in bessern Stand zu setzen, allein der Tod übereilte ihn. Er ruht nebst seiner Gemahlin in dieser Stiftskirche. Der Fundation ist das Patronatrecht auf folgende Gotteshäuser einverleibt worden:

Auf die Pfarre zu St. Emmeran in Rohr.
 " " Veit in Veitsaurach.
 " " Wenzel in Deulnburg.
 " " Veit in Bergel.
 " " Laurenz in Flaxlanden.
 " " Barabara in Bibart.
 " " Johann in Steberg, Priegel und Weiß.
 zu unsrer lieben Frau in Sulzbach.
 zu St. Kornel und Ciprian in Binzwangen.
 zu Allerheiligen in Egenhausen.
 zu St. Georg in Gmünd.
 zu den h. Schutzengeln in Wernsbach.

[375] Der Eichstättische Bischoff, Konrad II, ein Edler von Pfeffenhausen, bestätigte im Jahre 1300 diese Stiftung, so wie in der Folge auch Kardinal Pileus im zweyten Jahre der Regierung Pabst Urbans VI. Allein durch die Reformation gieng der meiste Theil davon verlohren, so, daß das Kapitel ausser der Kollation der Stadtpfarrer in Spalt nur die Pfarreyen in Deulnberg, Veitsaurach und Hagsbrunn, das Suffraganeat in Eichstätt aber wegen der Probstey in Spalt die Pfarre Möning noch zu vergeben hat.

Im Jahre 1311 nahm der römische Kaiser Heinrich von Lützelburg das Chorstift mit seinen Gerechtsamen in seinen und des Reiches besondern Schutz. Im Jahre 1361 gab der Eichstättische Bischoff Berthold, ein Burggraf von Nürnberg, zu der von Berthold von Hageln in dieser Kollegiate neu gestifteten Vikarie den großen und kleinen Zehnt in Oetting bey Ingolstadt her, welchen Otto, genannt Röttner, von Niedernhaunstatt bis dahin von der Eichstättischen Kirche zu Lehen trug. Diese Vikarie bestätigte Bischoff Raban, ein Edler Schenk von Wilburgstetten, und hat solche der Probst zu vergeben.

Im Jahre 1552 verkaufte diese Kollegiate, der Neckereyen müde, ihren großen Getreide- und auch den Heuzehnt samt 2 Lehengütern und dem Pfarrlehen zu Egenhausen dem Arnold von Seckendorf zu Niedernzenn um 1600 fl. rhn. 16[#]9 wurden beyde Kollegiatstifte, deren jenes zu St. Emmeran auf 8, dieses zu St. Nikolaus auf 10 Kanonikate gestiftet war, wegen geschmälerten [376] Einkünften und andern Ursachen, mit Einwilligung der Bischöffe zu Eichstätt und Regensburg, auf immer unzertrennlich vereinbart und eines dem andern ganz einverleibt. Der Bischoff von Eichstätt trat jenem in Regensburg sein Recht ab, den Probst zu St. Emmeran, den dieser präsentirt, zu investiren; dagegen trat der Bischoff zu Regensburg jenem zu Eichstätt das Recht ab, welches ehedem der Probst hatte, die Präbenden zu vergeben; dem Probste wurden jährlich 150 fl. ausgemacht. Seitdem führt die Kollegiate in Spalt die 2 Bischöffe, Nikolaus und Emmeran, in ihrem Wappen neben einander, deren vorher jeden insbesondere seine eigene Stiftskirche geführt hat.

Im Jahre 1695 vertauschte der Eichstättische Bischoff Johann Euchar, ein Graf Schenk von Kastell, den fürstlichen großen und kleinen Zehnt um Spalt, als zu Massenberg, Großweingarten, Igelspach, Enderndorf und Stockheim, im Brindelbach, Geyersperg, Hergerspach und Ottenkappeln, Nagelhof, Neuses und Wassermungenau gegen des Spalter Stiftes 2 Zehnten zu Binzwang und Rudolshoven, dann 2 großhandlängige, todtfällige und hauptrechtige stiftische Güter in Binzwang und Dörflein, nebst einem Höflein zu Tauberfeld.

Dermal besteht das vereinigte Kollegiatstift zu St. Emmeran und Nikolaus in Spalt aus 2 Pröbsten, deren einer zu St. Nikolaus jedesmal der Eichstättische Weyhbischoff, der andere zu St. Emmeran aber ein Domherr zu Regensburg ist, aus einem Dekan, Senior und noch [377] vier Kanonikern, wovon einer zugleich Stadtpfarrer ist, dann 2 Vikarien. Das Stift hat einen eigenen Amtmann, der zugleich fürstlicher Steuereinnehmer und Oberhochstiftsadvokat ist, einen Choralisten, lateinischen Schullehrer etc., auch in der Dechaney ein ganz ordentliches Archiv.

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