Hamburgische Kirchengeschichte/Zweites Buch

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[56]
Zweites Buch.
Jetzo vernimm, mein Leser, des anderen Buches Berichte.


l. Erzbischof Adaldag saß dreiundfunfzig Jahre auf dem987. erzbischöflichen Stuhle. Er ist es, der unserer Kirche wieder zu ihrem alten Rechte verhalf. Von erlauchtem Geschlechte, jung an Jahren, von stattlichem Aeußern und noch glänzender durch die Trefflichkeit seines Charakters, ward er aus dem Hildesheimer Domcapitel gewählt, ein Verwandter und Schüler des heiligen Adalward, Bischofes von Ferden, dessen bewährtes Leben, dessen unverletzter Ruf und dessen Treue damals am Hofe auf das beste bekannt waren. Adalward soll auch, berühmt durch seine Lehrgabe, wie durch seine Wunderthaten, den Völkern der Sclaven zu der Zeit,[1] als unser Unni als Sendbote unter den Scythen wirkte, das Evangelium gepredigt haben. Denn durch seine Bemühung und durch sein Zeugniß bei Hofe empfohlen, empfing Adaldag den Hirtenstab von Otto dem Großen, das bischöfliche Pallium empfing er vom Papste Leo VII,[2] die Handauflegung aber, wie seine Vorgänger, vom Erzbischofe von Mainz. Noch aber hatte der Hammaburger Stuhl keine Suffragane, welche er durch den Eifer dieses Adaldag erlangte.

2. Adaldag also bewirkte zuerst, so wie er das Bisthum antrat, daß Bremen, welches seit langer Zeit durch des Königs Gewaltboten[3] und Gerichtshand beschränkt gewesen war, durch ein königliches Privilegium befreit, und gleich anderen Städten mit eigener Gerichtsbarkeit und sonstiger Freiheit beschenkt wurde. Die dies und anderes enthaltenden königlichen Erlasse liegen mir zur Hand.[4] Dann aber richtete er seine Aufmerksamkeit [57] auf sein Sendamt, das zuerst zum Heile der Heiden von seinen Vorgängern übernommen, in einer solchen Reihenfolge ihm zukam, daß, was Andere mit Thränen gesäet hatten, er nun mit Freuden ernten konnte[5] Und da glühete er denn mit ganz von Sehnsucht erfülltem Gemüthe vor Verlangen, das durchzusetzen, was er in frommem Pflichtgefühl sich vorgenommen hatte. Und weil denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen (Röm. 8, 28), so verlieh ihm der Herr zum Gelingen seines Wunsches sowohl glückliche Zeitumstände, als auch die Gunst des Königs, dessen vertrauter Freundschaft er in dem Grade genoß, daß er sich selten einmal von seiner Seite loszureißen vermochte.[6] Niemals jedoch ließ er die Bedürfnisse seines Sprengels unberücksichtigt, niemals setzte er die Sorge für sein Sendamt hintan; im Gegentheil, da er das Gemüth des siegreichen und höchstgerechten Königs zu allem, was den Herrn anging, bereit sah, so hörte er nicht auf, den Eifer desselben namentlich zur Bekehrung der Heiden anzuregen, was auch seinem Wunsche gemäß Erfolg hatte, indem Gott dazu mitwirkte und des so frommen Königes Rechte in allen Unternehmungen stark machte.

3. König Otto also gewährte, auf göttlichen Beistand gestützt, so wie er den Nachstellungen seiner Brüder entrissen war, seinen Völkern Gerechtigkeit und Gericht.[7] Darauf nachdem er beinah alle Reiche, die nach Karls Tode abgefallen waren, seiner Herrschaft wieder unterworfen hatte, ergriff er die Waffen gegen die Dänen, welche sein Vater vorher schon im Kampfe zurückgedrängt hatten.[8] Diese aber, die auf Krieg sannen, erschlugen zu Heidiba die Gesandten Otto's samt dem Markgrafen, und zerstörten die ganze Ansiedelung der Sachsen von Grund aus. Dafür Rache zu nehmen, brach der König auf der Stelle mit seinem Heere in Dännemark ein, und indem er die dänischen [58] Grenzmarken, die einst bei Sliaswig lagen, überschritt, verheerte er mit Feuer und Schwert das ganze Land bis an das äußerste Meer, welches die Nortmannen von den Dänen trennt und bis auf den heutigen Tag nach dem Siege des Königs Ottinsund genannt wird. Diesem eilte, als er vorrückte, Harold entgegen und griff ihn bei Sliaswig an. In dieser Schlacht erstritten, während beide Parteien tapfer kämpften, die Sachsen den Sieg und die Dänen zogen sich besiegt auf ihre Schiffe zurück, und indem man sich zuletzt zu Friedensverhandlungen hinneigte, unterwarf sich Harold dem Könige Otto, empfing von ihm sein Reich zurück und gelobte das Christentum in Dännemark einzuführen. Auch ward ohne Verzug Harold selbst samt seiner Gemahlin Gunhild und seinem jungen Sohne getauft, welchen letzteren unser König aus der Taufe hob und ihn Sueinotto nannte. Damals wurde das diesseits des Meeres gelegene Dännemark, welches die Einwohner Judland nennen, in drei Bisthümer getheilt, dem Hammaburger Bisthume untergeordnet. In der Bremer Kirche werden noch königliche Erlasse aufbewahrt,[9] welche andeuten, König Otto habe das dänische Reich unter seiner Herrschaft gehabt, so daß er auch die Bisthümer verliehen habe. Aus den Urkunden des römischen Stuhles aber ist zu ersehen, daß Papst Agapitus, indem er der Hamburger Kirche wegen der Errettung der Heiden Glück wünscht, alles was von seinen Vorgäugern Gregor, Nicolaus, Sergius u. A. dem Bremer Erzbisthum gestattet war, auch selbst dem Adaldag gestattete. Er verlieh ihm auch kraft apostolischer Machtvollkommenheit das Recht, an seiner Statt sowohl für Dännemark als für die übrigen Völker des Nordens Bischöfe zu weihen.[10]

948.4. Daher weihete also unser heiliger Vater zuerst Bischöfe für Dännemark, nämlich den Horit oder Hared nach Sliaswig, [59] den Liasdag nach Ripen, den Reginbrond nach Harusa.[11] Diesen übergab er auch die Kirchen, die jenseits des Meeres liegen, auf Fune,[12] Seland und Scone[13] und in Schweden. Dies geschah im zwölften Jahre des Erzbischofes. Und auf diesen Anfang himmlischer Barmherzigkeit folgte, durch Gottes Mitwirkung, ein solches Gedeihen, daß man von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag die Kirchen der Dänen von vielfältiger aus den nordischen Völkern gewonnener Frucht überströmen sieht.

5. Zur selbigen Zeit soll auch mit gewaltiger Kraft König Otto alle Sclavenvölker seiner Herrschaft unterworfen haben. Sie, die sein Vater in einer großen Schlacht überwunden hatte, bezwang er in der Folge mit so großer Tapferkeit, daß sie um Leben und Vaterland zu retten, gern dem Sieger Zins und Bekehrung zum Christenthum anboten, woraus denn auch das ganze Heidenvolk getauft ward. Damals wurden zuerst Kirchen in Sclavanien erbauet. Von diesen Dingen werde ich jedoch passender nach der Zeitfolge, wie sie sich zugetragen haben, im weiteren Verlaufe reden.

Noch bewahren die Schreine unserer Kirche Urkunden, welche berichten, Bruno,[14] der als Erzbischof von Köln damals in hohem Ansehn stand, habe, als er sah, daß unserem Hammaburg Suffragane untergeordnet seien, die alte Klage wegen Bremens wieder erneuert, in der Hoffnung, er werde sein Ziel um so eher erreichen, weil er König Otto's Bruder war. Indeß soll er, obgleich er auf alle Weise vergeblich sich abmühete, weder des Papstes Zustimmung, noch des Bruders Hülfe erlangt haben. Also leicht durch Erzbischof Adaldags Ansehn überwunden, trat, wie es heißt, der hochgestellte und zugleich weise Mann wieder in ein freundliches Verhältniß zu unserer Kirche, indem er derselben Genugthuung leistete und öffentlich erklärte, die Hammaburger Kirche, welche unter so großer Heidengefahr gegründet sei, dürfe von [60] keinem verletzt werden, sondern sei würdig, von allen Kirchen der Welt mit jeglichem Liebestroste gepflegt und überall gefeiert zu werden. Noch ist es im Gedächtniß der Nachkommen bewahrt, daß ein gewisser Erp, ein Diaconus des Erzbischofs Adaldag, weil er ihm in der vorerwähnten Streitsache getreulich beigestanden habe, vom Könige mit dem Bisthume Verden beschenkt sei.[15] Zugleich behauptet man, seien auch anderen geistlichen Brüdern, welche dem Erzbischofe in der Predigt des Evangelii bei den Dänen und Sclaven ihren Diensteifer bewiesen hatten, für ihre Anstrengungen bedeutendere Bisthümer zu Theil geworden.

6. Denn unsers geistlichen Vaters Adaldag ganzes Streben ging auf Bekehrung der Heiden, auf Errichtung von Kirchen, auf Errettung von Seelen, und für die Meisterschaft in diesen Dingen erwarb der Gott und Menschen gefällige Mann Ehre und Achtung bei Allen, und selbst bei seinen Feinden.

961.7. Als daraus der sieggekrönte König Otto zur Befreiung des apostolischen Sitzes nach Italien berufen ward, soll er eine Berathung angestellt haben über die Frage, wen er als seinen bevollmächtigten Stellvertreter hinterlassen könne, um in den an die fremden Lande grenzenden Theilen des Reiches Recht und Gerechtigkeit zu üben. Denn noch hatte seit Karls Zeiten Sachsen, wegen der alten Aufstände des dortigen Volkes, keinen andern Herzog gehabt, als nur den Kaiser selbst. Nun aber von der Notwendigkeit dieser Maaßregel überzeugt, übertrug der König das Amt der Regierung von Sachsen zuerst dem Hermann. Ueber diesen Mann und dessen Nachkommen halte ich, da sie sowohl der Bremer, als anderen Kirchen zu großem Verderben emporgekommen sind, für notwendig, weiter als gewöhnlich auszuholen.

8. Dieser[16] Mann, von dürftiger Herkunft, hatte zuerst, wie es heißt, nicht mehr als sieben Hufen und ebensoviel Hufner als [61] Erbgut von seinen Eltern. Dann aber wurde er, weil er einen lebhaften Geist und ein einnehmendes Aeußere besaß, und wegen der Treue und Bescheidenheit, die er den Herren, so wie Seinesgleichen erwies, leicht bei Hofe bekannt, und ward ein Vertrauter des Königs selbst. Dieser nämlich nahm den jungen Mann, dessen Betriebsamkeit er erkannt hatte, unter die Zahl seiner Diener auf, machte ihn darauf zum Erzieher seiner Söhne und übertrug ihm nachher, da sein Glück sich stets bewährte, sogar Grafenämter. Diese verwaltete er mit so großer Strenge, daß er einst, wie man erzählt, seine eigenen Hufner, welche bei ihm, als dem Richter, wegen Diebstahls angegeben waren, durch seinen Urteilspruch sämtlich zum Tode verurtheilte. Die Neuheit dieser That machte ihn damals beim Volke beliebt und demnächst bei Hofe hochberühmt. Als er aber das Herzogthum Sachsen erworben hatte, regierte er das Land nach Recht und Gerechtigkeit und verharrete voll Eifers bis an sein Ende in der Beschützung der heiligen Kirchen. Denn auch der Bremer Kirche und der Mutterkirche zu Hammaburg blieb er treu und ergeben, indem er den geistlichen Brüdern und allen geistlichen Stiftungen in Sachsen viel Gutes that.

9. Einen solchen Mann also setzten der sehr fromme König und unser Erzbischof als ihren Stellvertreter ein, ehe sie sich nach Italien begaben. Daselbst hielt der König ein bischöfliches Concil, vor dem er den vieler Verbrechen angeklagten Papst Johann, welcher damals den Beinamen Octavian führte, obwohl in dessen Abwesenheit, denn er hatte sich durch die Flucht dem Gerichte entzogen, absetzen und an seine Stelle den Protus[17] Leo weihen ließ. Von diesem[18] wurde er dann selbst bald nachher gekrönt, und vom römischen Volke als Kaiser und Mehrer des Reiches begrüßt, im achtundzwanzigsten[19] Jahre seiner Regierung, im 153ten[20] seit der Krönung Karls zu Rom.

[62] Während der Kaiser damals samt seinem Sohne[21] fünf[22] Jahre lang in Italien verweilte, besiegte er die Söhne Beringar’s und gab der Stadt Rom ihre alte Freiheit wieder. Zur selbigen Zeit und eben so lange blieb unser Erzbischof, von dem im Rathe des Kaisers alles ausging,[23] in Italien, nicht aus eigenem Antriebe, sondern weil er, wie gesagt, von den beiden Königen sich nicht loszureißen vermochte. Einen außerordentlichen Gewinn brachte seine Reise der Bremer Kirche. Denn damals soll er die Reliquien der Heiligen gesammelt haben, wegen deren unser Bisthum nun und in Ewigkeit Triumphlieder singt. Es wird aber berichtet, seine Gemeinde habe die lange Abwesenheit ihres theuren Hirten endlich nicht länger ertragen können und habe darum durch Boten und Briefe, die Besorgniß erregten, es dahin gebracht, daß er zuletzt seine Heerde wieder eines Besuches würdigte. Und als er nun kam, da, heißt es, kamen ihm Angehörige wie Nichtangehörige drei Tagereisen weit entgegen, vor Freuden weinend, und riefen ihm wie einem zweiten Johannes zu und sprachen: „Gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!“ (Matth. 21, 9.)

10.965. Als nun der Erzbischof in die Heimath zurückkehrte, da führte er, wie wir gehört und erfahren und wie es uns unsere Väter erzählt haben, in seinem Gefolge den Benedikt (V.) mit einher, der ein geweiheter Papst, aber damals von Otto abgesetzt war. Diesen hatte der Kaiser zu Hammaburg der Haft zu übergeben befohlen, der Erzbischof aber hielt ihn bis an seinen Tod in hohen Ehren. Denn er soll ein frommer und gelehrter Mann gewesen sein und des apostolischen Stuhles wohl würdig erschienen sein, nur daß er vom römischen Volke auf eine ordnungswidrige Weise erwählt war, nachdem man den, welchen der Kaiser zum Papste zu weihen geboten, vertrieben hatte. Indem [63] er nun unter uns in heiligem Wandel lebte und auch Andere zu einem heiligen Leben anwies, ging er, als er auf Anhalten der Römer bereits vom Kaiser wieder eingesetzt werden sollte, zu Hamburg in Frieden zur Ruhe ein. Sein Heimgang steht unter dem vierten Juli (965) verzeichnet.[24]

[Zu jener Zeit war als Propst zu Bremen Eilhard berühmt, ein Mann, der durch freiwillige Armuth sich auszeichnete und als Wächter der kanonischen Regel. Damals wurden auch die Schulen der Kirche in vollster Blüthe wissenschaftlichen Strebens geleitet von Tiadhelm, der zu den Schülern des großen Octrich von Magdeburg gehörte.[25]

11. Der Erzbischof aber vertheilte die Ueberreste der heiligen Märtyrer, die er mit von Rom brachte, mit großer Sorgfalt an seine Pfarren. Seine Vorgänger hatten, wie berichtet ist, fünf Klöster für Gott dienende Seelen gegründet; er fügte denselben ein sechstes hinzu bei Hesilingun,[26] wo Wendilgart, eine hochgeborne Jungfrau Christi, welche samt ihrem Vater, Namens Haldo, Gott und St. Veit dem Märtyrer ihr ganzes Erbe darbrachte, einen großen Verein von Jungfrauen sammelte. Als siebente Stiftung gründete er eine für fromme Männer bestimmte, nämlich das Kloster Ripesholt[27] in Friesland, von dem Landbesitze und der Opfergabe zweier gläubiger Matronen, der Reingerd und der Wendila. Daselbst legte er die Ueberreste des h. Mauritius nieder, und andere anderswo. [Folgende sind die Ueberreste der Heiligen, welche Herr Adaldag aus Italien mitbrachte: die Leichname des Quiriacus und Cäsarius, ferner des Victor und der Corona, des Felix und Felicianus, des Cosmas und Damianus.]

[64] 12. Und während der heilige Priester um alle seine Kirchen, wie offenbar ist, väterliche Sorge trug, so wird auch berichtet von seiner großen Theilnahme für das Bremer Hospital. Dieses bereicherte er mit weit bedeutenderen Einkünften, als seine Vorgänger denselben verliehen hatten, so daß außer den Fremden, die zahlreich aufgenommen wurden, in dem Gasthause täglich vierundzwanzig Arme gespeist wurden. In diesem Dienste erwies sich am treuesten Libentius, den der Erzbischof aus Italien mitgebracht hatte.

13. Um diese Zeit erbaute Otto der Große, nachdem er die Stämme der Sclaven unterjocht und sie dem christlichen Glauben zugeführt hatte, die angesehene Stadt Magedburg an den Ufern des Elbeflusses, und ließ, indem er dieselbe den Sclaven zur Mutterkirche bestellte,968. den Adalbert, einen Mann von größter Heiligkeit, zum Erzbischofe daselbst weihen. Dieser wurde also zuerst in Magedburg ordinirt und verwaltete sein Bisthum zwölf Jahr hindurch unverdrossen, und bekehrte durch seine Predigt viele Sclavenstämme. Seine Einführung fand Statt im fünfunddreißigsten Jahre des Kaisers und unsers Erzbischofes, und es waren 137 Jahre seit der Ordination des heiligen Ansgar verflossen.[28]

14. Dem Magedburger Erzbisthum ist unterthan ganz Sclavonien bis an den Penefluß. Suffragan-Bisthümer gehören dazu fünf, unter denen Mersiburg und Ciscia[29] an der Saale, Misna aber an der Elbe liegen, Brandanburg und Hevelberg gehen weiter in’s Innere hin. Das sechste Bisthum Sclavoniens ist Aldinburg.[30] Dieses ordnete, weil es uns näher gelegen ist, der Kaiser dem Hammaburger Erzbisthume unter und als ersten Bischof daselbst ordinirte unser Erzbischof den Evraccus oder Egward, den wir auf lateinisch Evagrius nennen.

[65] 15. Da sich nun aber die Gelegenheit dargeboten hat, von diesen Gegenden zu reden, so scheint es nützlich anzugeben, welche Völker jenseits der Elbe zur Hammaburger Diöcese gehören. Diese wird im Westen vom britannischen Ocean, im Süden vom Elbefluß, im Osten von der Pene eingeschlossen, welche in das Barbarenmeer mündet, im Norden aber vom Flusse Egdore, der die Dänen von den Sachsen trennt. Die überelbischen Sachsen bestehen aus drei Völkern; die ersten am Ocean wohnenden sind die Tedmarsgoer,[31] deren Mutterkirche zu Melindorp[32] ist; die zweiten die Holceten, so genannt nach den Holzungen, an denen sie ihre Sitze haben. Durch das Land derselben fließt die Sturia,[33] und ihre Kirche liegt zu Scanafeld.[34] Die dritten und angesehensten werden Sturmaren genannt, darum weil dies Volk häufig vom Sturme des Aufruhrs bewegt wird.SCH. 12. Unter diesen erhebt als Metropolis Hammaburg das Haupt, einst mächtig an Männern und Waffen, an Land und Früchten ergiebig, die aber jetzt, preisgegeben der Strafe ihrer Sünden, in eine Einöde verwandelt ist. Und obwohl die Mutterkirche zu Hammaburg die Zierde der Stadt verloren hat, so behält sie doch noch Kräfte, indem sie in ihrem Wittwenstande sich ob ihrer Verluste mit dem Gedeihen ihrer Kinder tröstet, die sie durch die ganze Weite des Nordens hin tagtäglich ihrer Mission zuwachsen sieht. Ueber sie scheint sie so freudig auszurufen: „Ich will sie verkündigen und davon sagen, wiewohl sie nicht zu zählen sind.“ (Psalm 40, 6.)

15 b. Auch haben wir die Grenze des jenseits der Elbe gelegenen Sachsenlandes gefunden, welche von Karl und den übrigen Kaisern vorgeschrieben ist und sich so verhält. Sie erstreckt sich nämlich vom östlichen Ufer der Elbe bis zu einem kleinen Bache, den die Sclaven Mescenreiza nennen, von welchem [66] die Grenze aufwärts läuft durch den Delvunder Wald bis zum Delvundafluß;[35] und so gelangt sie nach Horchenbici[36] und Bilenispring,[37] und kommt von da nach Lindwinestein und Wispircon[38] und der Birznig.[39] Dann geht sie auf Horbinstenon zu bis zum Walde Travena[40]SCH. 13. und aufwärts durch denselben hindurch nach Bulilunkin,[41] darauf nach Agrimeshov[42] und steigt dann gradeswegs hinan auf das Wasser zu, welche Agrimeswidil[43] heißt, wo auch Burwido gegen einen Kämpen der Sclaven einen Zweikampf bestand und denselben erlegte. Zum Andenken daran ist auch an jene Stelle ein Stein gesetzt. Von diesem Wasser also aufwärts sich ziehend, trifft die Scheidelinie auf den See Colfe[44] und kommt so zu dem östlich gelegenen Felde Zventifeld[45] bis zum Zuentinaflusse[46]SCH. 14. selbst, vermittelst dessen die Sachsengrenze bis in das scythische Meer und die sogenannte Ostsee hinunterläuft.

16. Der Beschaffenheit dieses Meeres gedenkt in kurzem Einhard in seinem Leben Karls (Kap. 12), wo er vom Sclavenkriege spricht. „Ein Meerbusen, sagt er, erstreckt sich vom westlichen Ocean aus gegen Morgen, dessen Länge unerforscht, dessen Breite aber der Art ist, daß sie nirgends hunderttausend Schritte übersteigt, an manchen Stellen aber noch enger zusammentretend befunden wird. Um diesen Meerbusen wohnen ringsum viele Nationen. Dänen nämlich und Sueonen, die wir Nortmannen [67] nennen, haben sowohl das nördliche Ufer inne, als auch alle Inseln in demselben. Die südliche Küste aber bewohnen Sclaven und verschiedene andere Nationen, unter denen die Wilzen bei weitem die vorzüglichsten sind, welche damals vom Könige selbst bekriegt und in einem einzigen Feldzuge so auf’s Haupt geschlagen und bezwungen wurden, daß sie fortan ganz unweigerlich dem Gebote Karls zu gehorchen für gut hielten.“

17. Soweit Einhard. Wir aber halten es, da der Sclaven so oft Erwähnung geschieht, nicht für unpassend, von dem Wesen und den Stämmen Sclavaniens einen geschichtlichen Ueberblick zu geben, deshalb weil die Sclaven, wie erzählt wird, in jener Zeit durch den Eifer unseres Erzbischofs Adaldag beinahe alle zur christlichen Religion bekehrt wurden.

18. Sclavanien also, eine sehr ausgedehnte Landschaft Germaniens, wird von den Winulern bewohnt, welche einst Wandalen hießen.[47] Es soll zehnmal so groß sein als unser Sachsen, zumal wenn man Böhmen und die jenseits der OddaraSCH. 15. wohnenden Polanen, da sie weder im Aeußern, noch in der Sprache von jenen sich unterscheiden, mit zu Sclavanien rechnet. Dieses Land aber wird, während es an Waffen, Männern und Früchten sehr reich ist, auf allen Seiten von festen, durch Bergwälder und Flüsse gebildeten Grenzen eingeschlossen. Die Breite desselben erstreckt sich von Süden nach Norden, d. h. vom Elbeflusse bis zum scythischen Meere. Die Länge aber scheint der Art zu sein, daß sie von unserem Hammaburger Sprengel ihren Anfang nimmt und dann, durch unbegrenzte Räume erweitert bis nach Beguarien,[48] Ungrien und Griechenland reicht. Der Völker der Sclaven sind viele. Unter ihnen finden wir im Osten zuerst die [68] an die Ueberelbischen grenzenden Waigrer, deren Stadt das am Meere liegende Aldinburg ist.SCH. 16. Dann folgen die Obodriten, welche jetzt Rereger[49] genannt werden, und ihre Stadt Magnopolis.[50] Dann wohnen nach uns zu die Polabinger, deren Stadt Razispurg heißt. Ueber sie hinaus wohnen die Lingonen[51] und die Warnaben.[52] Weiterhin sitzen die Chizzinen[53] und Circipanen, welche von den Tholosanten[54] und Retherern[55]SCH. 17. der Fluß Panis (Peene) trennt; ihre Stadt ist Dimine.[56] Daselbst ist die Grenze des Hammaburger Sprengels. Noch andere Sclavenstämme giebt es, welche zwischen der Elbe und Oddara wohnen, wie die Hevelder, die am Flusse Habola[57] wohnen, und die Doxanen,[58] die Leubuzzen,[59] Wilinen und Stoderanen[60] samt vielen anderen. Unter ihnen allen sind die in der Mitte liegenden Retharier die mächtigsten. Ihre Stadt ist das aller Welt bekannte Rethre,[61] der Sitz des Götzendienstes, wo den Dämonen, deren vornehmster Redigast, ein großer Tempel erbaut ist. Sein Bild ist von Gold, sein Lager von Purpur gefertigt. Die Stadt selbst hat neun Thore, ist ringsum von einem tiefen See umgeben, über den eine hölzerne Brücke führt, die jedoch nur den opfernden oder Orakelsprüche einholenden zu betreten verstattet ist, ich glaube deshalb, [69] weil dies darauf hinweist, daß die verlorenen Seelen derer, welche Götzenbildern dienen, füglich

neunfältig umströmet die Styx sie umschließend.[62]

Zu diesem Tempel soll von der Stadt Hammaburg eine Reise von vier Tagen führen.

19. Ueber die Leuticier hinaus, die mit einem anderen Namen Wilzen genannt werden, tritt uns der Oddarafluß entgegen, der reichste Strom des Landes Sclavanien. An der Mündung desselben, da, wo er die scythischen Gewässer berührt, bietet die sehr angesehene Stadt Jumne[63] den Barbaren und Griechen, die ringsum wohnen, einen vielbesuchten Standort dar. Weil nun zum Preise dieser Stadt große und fast unglaubliche Dinge vorgebracht werden, so halte ich es für anziehend, hier Einiges, das Erwähnung verdient, einzuschalten. Es ist wirklich die größte von allen Städten, die Europa einschließt. In ihr wohnen Sclaven und andere Nationen, Griechen und Barbaren. Denn auch den dort ankommenden Sachsen ist unter gleichem Rechte mit den Uebrigen zusammen zu wohnen verstattet, freilich nur, wenn sie, so lange sie sich daselbst aufhalten, ihr Christentum nicht öffentlich kund geben. Denn alle sind noch im Irrwahne heidnischer Abgötterei befangen. Uebrigens wird, was Sitte und Gastlichkeit anlangt, kein Volk zu finden sein, das sich ehrenwerther und dienstfertiger bewiese. Jene Stadt, welche reich ist durch die Waaren aller Nationen des Nordens, besitzt alle mögliche Annehmlichkeiten und Seltenheiten. Dort findet sich der Vulcanstopf, den die Eingebornen das griechische Feuer nennen, dessen auch Solinus[64] gedenkt. Dort zeigt sich Neptun in dreifacher Art, denn von drei Meeren wird jene Insel bespült, deren eines von ganz grünem Aussehen sein soll, das zweite aber von weißlichem; das dritte ist [70] durch ununterbrochene Stürme beständig in wuthvoll brausender Bewegung.

Von Jumne aus rudert man in kurzer Fahrt nach der Stadt Dymine[65] hinüber, die an der Mündung des Flusses Peanis[66] gelegen ist, wo auch die Runen[67] wohnen, von da kommt man zur Provinz Semland, welche die Pruzen innehaben.

Die Reise ist der Art, daß man von Hammaburg oder vom Elbflusse in 7 Tagen nach der Stadt Jumne gelangt, und zwar zu Lande; denn will man zu Wasser reisen, so muß man zu Sliaswig oder Aldinburg zu Schiff gehn, um nach Jumne zu kommen. Von Jumne aus fortsegelnd, landet man in 14 Tagen in Ostrogard in Ruzzien, dessen Hauptstadt Chive[68] ist, eine Nebenbuhlerin des Scepters zu Constantinopel, eine der herrlichsten Zierden Griechenlands.

Die Oddara also, von der schon vorhin die Rede war, entspringt in dem sehr tiefen Maraherwalde,SCH. 18. wo auch unsere Elbe ihren Ursprung findet, und sie fließen auch nicht fern von einander, aber sie schlagen verschiedene Richtungen ein. Die eine nämlich, die Oddara, wendet sich gegen Norden und fließt mitten durch die Stämme der Winuler hindurch, bis sie nach Jumne gelangt, wo sie die Pomeranen von den Wilzen scheidet; die andere aber, die Elbe, welche nach Westen zu strömt, benetzt im ersten Anlaufe die Ufer des Landes der Behemen und Soraben,SCH. 19. trennt in ihrem mittleren Laufe die Heiden von Sachsen, und betritt, [71] indem sie durch das Ende ihres Laufes den Hammaburger Kirchensprengel von der Bremer Diöcese scheidet, zuletzt als Siegerin den britannischen Ocean.SCH. 20.

20. So viel von den Sclaven und ihrem Vaterlande, was wir darum gesagt haben, weil sie damals durch die Tapferkeit Otto’s des Großen alle zum Christenthume bekehrt wurden.[69] Jetzt wollen wir unsere Feder dem zuwenden, was nach dem Tode des Kaisers und in der übrigen Zeit unseres Erzbischofes geschehen ist.

21. Im 38sten Jahre973. des Erzbischofs Adaldag ging Kaiser Otto der Große, der Bezwinger aller Völker des Nordens, glücklich zum Herrn ein, und wurde in seiner Stadt Magadburg bestattet. Ihm folgte sein Sohn, der mittlere Otto, und lenkte das Reich 10 Jahre hindurch voll Rüstigkeit. Nachdem er sofort Lothar und Karl, die Könige[70] der Franken, unterworfen hatte, versetzte er den Krieg nach Calabrien, ward aber dort von den Saracenen, er, der Sieger, besiegt und starb zu Rom.

Seine Stelle nahm der dritte Otto ein, der nur noch ein Knabe war, und zierte 18 Jahre lang das Scepter durch eine kräftige und gerechte Regierung. [72] Diesen drei Kaisern, welche alle gleich kraftvoll wie gerecht waren, war der heilige Adaldag wegen des Verdienstes seiner Tugenden und der Meisterschaft in seinem Lehramte so theuer und so mit ihnen vertraut, daß er sich selten oder nie von ihrer Seite losreißen konnte, wie das die nach Anleitung des Erzbischofs verfügten Verordnungen des Kaisers erweisen. In Bezug auf diese ist auch das zu beachten, daß Otto III., als er sich zu Wildashusin[71] aufhielt, Verordnungen erließ. Zur selbigen Zeit[72] starb Hermann, Herzog der Sachsen, und hatte zum Erben seinen Sohn Benno, der auch ein guter und tapferer Mann genannt wird, nur daß er darin seinem Vater nicht gleichgeartet war, daß er sein Volk durch Erpressungen bedrückte.

Auch starb zu Magedburg der Erzbischof Adelbert.[73] Ihm folgte Gisilhari, gleichfalls ein heiliger Mann, der die neubekehrten Stämme der Winuler durch seine Lehre und das Vorbild seiner Tugenden erleuchtete.

22. Harold, König der Dänen, ausgezeichnet durch Frömmigkeit und Tapferkeit,SCH. 21. nahm schon längst das Christenthum in seinem Reiche mit Güte auf und behielt es ausdauernd bis an sein Ende. Daher befestigte er auch seine Herrschaft durch Heiligkeit und Gerechtigkeit und breitete seine Macht jenseits des Meeres über die Nortmannen und Angeln aus.[74] Damals regierte in Schweden Emund, Heric’s Sohn. Dieser, mit Harold verbündet, war gegen die dorthin kommenden Christen freundlich gesinnt. In Norwegen [73] war Haccon König, den, als ihn die Nortmannen, weil er sehr übermüthig verfuhr, aus seinem Reiche vertrieben, Harold durch seine Tapferkeit wieder einsetzte und den Knechten Christi günstig stimmte. [Dieser Haccon, ein sehr grausamer Fürst, der aus dem Geschlechte Inguars und vom Blute der Riesen abstammte, erlangte zuerst die Königswürde unter den Nortmannen, da dieselben vorher von Herzogen regiert wurden. Nachdem er nun 35 Jahre lang auf dem Throne gesessen hatte, starb er, indem er als Erben seines Scepters den Hartild hinterließ, der zugleich Dännemark und Nortmannien besaß.] England aber blieb, wie wir oben (I. 41) erwähnt haben und wie es die Geschichte der Angeln vermeldet, nach dem Tode Gudreds von der Zeit seiner Söhne, des Analaph, Sigtrih und Reginold an, ungefähr 100 Jahre hindurch unter der Herrschaft der Dänen. Da aber sandte Harold seinen Sohn Hiring mit einem Heere nach England, und dieser ward, nachdem er die Insel unterworfen hatte, von den Nordumbrern verrathen und getödtet.[75]

23. Erzbischof Adaldag nun ordinirte für Dännemark mehrere Bischöfe, deren Namen wir zwar gefunden haben, jedoch, für welchen Sitz ein jeder inthronisirt wurde, haben wir nicht erforschen können; ich vermuthe, aus dem Grunde, weil bei den noch so rohen Anfängen der dortigen christlichen Kirche keinem der Bischöfe ein bestimmter Sitz angewiesen wurde, sondern vielmehr sie alle, indem jeder von ihnen in seinem Streben, das Christenthum auszubreiten, immer weiter vorrückte, das Wort Gottes so den Ihrigen, wie Anderen ohne Unterschied gemeinsam zu verkünden mit einander wetteiferten. Dies scheinen sie noch heutzutage über Dännemark hinaus durch ganz Nortmannien und Schweden hin zu thun. Die für Dännemark ordinirten Bischöfe also sind folgende: Hored, Liafdag, Raginbrond[76] und [74] nach ihnen Harig, Stercolf, Folgbract,[77] [Adelbrect],[78] Merka[79] und andere. Odinkar der Aeltere soll von Adaldag für Schweden ordinirt, unter den Heiden sein Sendamt unverdrossen versehen haben. Denn er war, soweit uns die Kunde erreicht hat, ein sehr heiliger Mann, der in allem, was sich auf Gott bezieht, gelehrt, übrigens was das Weltliche anlangt, vornehmer Abkunft war und von den Dänen abstammte. Daher konnte er die Barbaren ganz nach Wunsch in Bezug auf unsre Religion zur Ueberzeugung bringen. Von den übrigen Bischöfen aber kennt das Alterthum keinen, der ihm an Ruhm gleichkäme, ausgenommen Liafdag von Ripen, der auch durch Wunderthaten berühmt in den überseeischen Landen gepredigt haben soll [d. h. in Schweden oder Norwegen].

24. In Aldinburg ordinirte der Erzbischof zuerst, wie wir (Kap. 14) gesagt haben, den Egward oder Evarg, dann den Wego, hernach den Ezico,[80] zu deren Zeiten die Sclaven im Christenthume verharrten. So war auch Hammaburg im Frieden. Kirchen wurden in Sclavanien überall errichtet; auch Klöster sowohl für Gott dienende Männer als für Frauen wurden in sehr großer Anzahl gebauet.SCH. 22. Zeuge dafür ist der noch lebende König der Dänen, Suein; als er uns herzählte, wie Sclavanien in 18 Gaue getheilt sei, versicherte er uns, daß bis auf drei alle zum Christenthume bekehrt seien, indem er hinzufügte: „Fürsten waren damals Missizla,[81] Naccon und Sederich; unter diesen, [75] sagte er, war beständig Friede, die Sclaven waren ihnen zinspflichtig und unterthan.“

25. In den letzten Zeiten des Erzbischofs wurden unsere Verhältnisse unter den Barbaren erschüttert, das Christenthum in Dännemark gestört, und über die schönen Anfänge göttlicher Religion versuchte ein feindlich gesinnter Mensch voll Neides Unkraut hin zu säen. (Matth. 13, 25.) Denn Suein Otto, der Sohn des großen Harold, Königs der Dänen, pflog damals, nachdem er gegen seinen Vater viele Umtriebe gemacht, auch mit denen, welche sein Vater wider ihren Willen zum Christenthume gezwungen hatte, Rath, wie er ihn, den schon hochbetagten und nicht mehr kräftigen, der Herrschaft berauben möchte. Die Dänen machten also plötzlich eine Verschwörung, warfen das Christenthum wieder von sich, setzten den Suein zum Könige ein und kündigten dem Harold Krieg an. Dieser aber, der vom Anfange seiner Regierung an seine ganze Hoffnung auf Gott gesetzt hatte und auch nun den Ausgang der Sache zumeist Christo empfahl, beschloß, obwohl er den Krieg verwünschte, sich mit den Waffen zu schützen, und betrauerte, zum Kampfe vorrückend, als ein zweiter David seinen Sohn Absalon, dessen Verbrechen ihm mehr zu Herzen ging, als die eigne Gefahr. In diesem beklagenswerthen Streite, „verderblicher noch, denn Bürgerkrieg“[82], wurde Harolds Partei besiegt. Er selbst aber entfloh verwundet aus der Schlacht, bestieg ein Schiff und entkam nach einer Stadt der Sclaven, welche Jumne heißt.

Von diesen wurde er wider Verhoffen, weil sie Heiden waren, voll Menschenliebe aufgenommen, verlor aber einige Tage nachher in Folge eben jener Wunde seine Kräfte und ging im Bekenntnisse Christi hinüber. Sein Leichnam wurde vom Heere heimgebracht und in der Stadt Roscald[83] bestattet, in der Kirche, [76] die er selbst zu Ehren der heiligen Dreieinigkeit erbaut hatte. Als ich den Wunsch nicht unterdrücken konnte, über sein Ende den Suen, jenen Urenkel Harolds, der jetzt über Dännemark regiert, zu befragen, so verschwieg er, wie ein zweiter Tydeus,[84] das Verbrechen seines Großvaters; als aber ich den Vatermord tadelnd hervorhob, sprach er: „Das ist es, wofür wir Nachkommen leiden müssen und wofür der Vatermörder selbst mit seiner Verbannung gebüßt hat. Uebrigens wird jenem, unserem Harold, der dem Volke der Dänen zuerst das Christenthum ankündigte, der den ganzen Norden mit Kirchen und Predigern erfüllte, ihm, sage ich, dem unschuldig verwundeten und um Christi willen vertriebenen, wird, das hoffe ich, die Palme des Märtyrerthumes nicht entgehn. Er regierte aber 50 Jahre. Sein Heimgang geschah am Feste Aller Heiligen. Sein und seiner Gemahlin Gunhilde Andenken wird bei uns beständig fortdauern.“

Das ist, was als in Erzbischofs Adaldags Tagen geschehen wir erkundet haben, während wir jedoch alle seine Verdienste zu erforschen nicht vermochten. Indeß versichern manche, es seien durch ihn göttliche Gnadenwirkungen in Heilungen offenbart sowohl noch während seiner Lebzeiten, als nach seinem Tode an seinem Grabe und andere. [Unter den Brüdern geht die Rede, Blinde seien häufig sehend geworden und andere Wunderthaten seien durch ihn geschehen.] Soviel aber ist ganz gewiß, daß er sowohl unserem Volke, als den Transalbianern und dem Stamme der Friesen Gesetze und Rechte gegeben hat, welche sie noch heutzutage wegen seines Ansehens zu bewahren bemüht sind.[85]

Indeß ging Adaldag, der gläubige Greis, nachdem er in Bezug auf sein Sendamt seine Wünsche erfüllt gesehn und in [77] seiner ganzen Wirksamkeit daheim wie in der Fremde glücklichen Erfolg gehabt hatte, im reifen Alter zum Herrn ein, im 54sten Jahre seines rühmlich verwalteten Priesteramts. Sein Hinscheiden erfolgte im Jahre des Herrn 988988.. Er ward bestattet in der Kirche zu Bremen, zu Häupten des Bischofes Leuderich an der Südseite. Er starb in der ersten Römer Zinszahl, am 29. April.

27. Libentius saß fünfundzwanzig Jahre lang auf dem erzbischöflichen Stuhle. Das Pallium bekam er vom Papste Johann XV.[86], den Bischofstab aber erwarb er von Otto III. Er ist zu allererst von Suffraganen geweiht worden.

Er also, ein sehr wissenschaftlicher und mit aller Biederhaftigkeit des Charakters geschmückter Mann, begleitete den verstorbenen Erzbischof Adaldag von Italien her, und indem er demselben sowohl was den Lebenswandel, als was das Lehramt anlangte, nacheiferte, wurde er allein nach der Verfügung des so großen Vaters würdig befunden, daß man ihm die Sorge für den Hammaburger Sprengel anvertrauete.

Einige sagen, der Vicedominus Otto[87]SCH. 23. sei, obwohl er sich des Glückes gerühmt habe, daß Erzbischof Adaldag sein Oheim gewesen sei, dennoch zurückgetreten, als derselbe den Libentio erwählt habe, an dem selbst ein Feindlichgesinnter nichts Tadelnswerthes finden konnte. [Denn er soll von so großer Keuschheit gewesen sein, daß er sich nur selten vor Weibern habe sehen lassen, von so großer Enthaltsamkeit, daß er vom Fasten ein ganz bleiches Antlitz bekommen, und von so großer Demuth und Liebe, daß er im Kloster wie ein gewöhnlicher Bruder lebte.] Zahlreich sind seine Verdienste. Nämlich zufrieden mit dem Erworbenen, ging er selten zu Hofe, um Neues zu erwerben; vielmehr [78] blieb er ruhig daheim und trug auf das eifrigste Sorge für seinen Sprengel, und indem er sein ganzes Streben dahin richtete, Seelen zu gewinnen, bewahrte er, wie es heißt, alle seine Klöster nach der strengsten Regel. [Als Erzbischof sorgte er theils persönlich für das Hospital, indem er den Brüdern und Kranken täglich voll Bereitwilligkeit Handreichung that; theils übergab er das Gasthaus seinem Neffen Libentius, um es als sein Stellvertreter zu besorgen.] Als in Sclavanien noch Friede war, besuchte er häufig die überelbischen Völker und pflegte die Hauptkirche zu Hammaburg mit väterlicher Liebe. Sein Amt als Sendbote des Evangelii unter den Heiden verwaltete er mit eben so großem Eifer, wie seine Vorgänger, obwohl die Ungunst der Zeiten im Wege war.

Als damals König Suein eine große Christenverfolgung in Dännemark angestellt hatte, soll der Erzbischof durch dringende Gesuche vermittelst seiner Abgesandten und durch häufige Geschenke dahin gestrebt haben, des wilden Königs Sinn den Christen geneigt zu machen. Dieser aber wies Alles zurück und fuhr fort, in seiner Grausamkeit und Treulosigkeit zu wüthen. Aber die Rache Gottes ereilte den gegen den Herrn sich empörenden König. Denn als er einen Krieg gegen die Sclaven[88] unternahm, wurde er zweimal gefangen genommen und nach Sclavanien geführt, und beide Male von den Dänen um eine große Menge Goldes losgekauft. Doch aber wollte er sich nicht wieder zu Gott zurückwenden, welchen er zuerst durch den von ihm veranlaßten Tod seines Vaters beleidigt und darauf durch das Hinmorden der Gläubigen zum Zorne gereizt hatte, und der Herr ergrimmte in seinem Zorne, und übergab ihn in die Hand seiner Feinde, daß er lerne nicht zu lästern. (Vgl. 1 Tim. 1, 20.)

28. Darauf sammelte der sehr mächtige Schwedenkönig Heric ein Heer unzählbar, „wie der Sand am Meer“ (Offenb. Joh. 20,8) und fiel ein in Dännemark, und ihm entgegen eilte Suein, [79] ganz verlassen von Gott, vergebens vertrauend seinen Götzen. Nun viele Schlachten zur See — denn so pflegt jenes Volk zu kämpfen; der Dänen ganze Streitmacht vernichtet — und König Heric als Sieger gewann Dännemark. Suein, aus seinem Reiche vertrieben, bekam von dem Herrn, „der da ist ein eifriger Gott“ (2 Mos. 20, 5), für seine Thaten den verdienten Lohn. Und Suein der Jüngere hat uns selbst erzählt, daß dieses seinem Großvater widerfuhr nach dem gerechten Gerichte Gottes, weil er den verlassen hatte, der seinem Vater ein treuer Hort gewesen war.

29. Damals[89]994. soll eine Flotte von Seeräubern, welche die Unseren Ascomannen[90] nennen, in Sachsen gelandet sein und alles friesische und haduloische[91] Küstenland verheert haben. Und als sie dann durch die Elbmündung hindurch und den Fluß hinauffuhren und in die Provinz selbst einfielen, da versammelten sich die sächsischen Großen, und traten, obwohl sie nur ein kleines Heer hatten, die Schiffe verlassend, den Feinden bei Stade, welches sein günstig gelegener Elbhafen und fester Ort ist, in den Weg. Jene Schlacht aber war groß und denkwürdig und nur allzu unglücklich; denn obwohl von beiden Seiten mannhaft gestritten ward, so wurden doch zuletzt die Unseren als die Schwächeren erfunden. Die siegenden Schweden und Dänen vernichteten die ganze Mannschaft der Sachsen. Dort wurden Markgraf Sigafrid,[92]SCH. 24. Graf Thiadrich und andere vornehme Männer gefangen genommen. Die Feinde schleppten sie mit gefesselten Händen in die Schiffe, banden ihnen die Füße mit Ketten, und verheerten darauf ungestraft [80] das ganze Land. Als aber unter diesen Gefangenen allein Markgraf Sigafrid mit Hülfe eines Fischers in der Nacht sich befreiete und entkam, begannen alsbald die Seeräuber, in Wuth gerathend, an allen den Besten unter denen, die sie in Haft hielten, ihren Hohn zu üben; sie verstümmelten sie nämlich an Händen und Füßen, schnitten ihnen die Nasen ab, und warfen sie, die so entstellten, halbtodt an’s Land. Unter diesen waren einige vornehme Männer, die nachher noch lange Zeit diese Unthat überlebten, zum Schimpfe für das Reich und zu einem kläglichen Anblicke für Jedermann.

30. Bald nachher rächten diesen Schlag, mit Heeresmacht herankommend, Herzog Benno und Markgraf Sigafrid, und eben jene Seeräuber, welche, wie gesagt, bei Stade gelandet waren, wurden von ihnen aufgerieben.

Eine andre Abtheilung von Ascomannen, die in die Wirraha[93] einlaufend und dann landend, das Land Hadaloa bis nach Liestmona[94] ausplünderten, kam mit einer sehr großen Menge Gefangener zu einem Moore, Namens Chlindesmor[95], wo sie von den ihnen nachfolgenden Unseren angegriffen, alle bis auf den letzten Mann erschlagen wurden; ihre Zahl war zwanzigtausend. [Ein gefangener sächsischer Ritter, den sie zum Wegweiser genommen hatten, führte sie an die gefährlichsten Stellen des Moores, in welchem sie, durch lange Anstrengungen abgemattet, leicht von den Unseren überwunden wurden. Er hieß Heriward, und wird von den Sachsen in unerlöschlichem Ruhme gefeiert.]

31. Von dieser Zeit an nun machten die Seeräuber häufig feindliche Einfälle in diese Gegenden. Alle Städte Sachsens schwebten in Furcht, und Bremen selbst begann man durch einen sehr festen Wall zu schützen. Darauf ließ auch, wie sich alte Leute erinnern, Erzbischof Libentius den Kirchenschatz und alles [81] Kirchengeräth nach der Bugginer[96] Propstei bringen. So groß war der Schrecken in der ganzen Ausdehnung dieses Sprengels. Denn Libentius selbst, wie die Rede geht, richtete die Seeräuber, die das Bisthum verheerten, mit dem Schwerte des Bannfluchs. Von einem dieser Gebannten nun, der in Norwegen starb, soll der Leichnam siebenzig Jahre lang unverwest geblieben sein, bis zu den Zeiten des Herrn Erzbischofs Adalbert der Bischof Adalward[97] dahin kam und den Todten [aus den Banden der Excommunication] erlöste, worauf der Körper alsbald in Staub zerfiel.

32. Nachdem also König Suein für die Missethaten, die er gegen die Kirchen Gottes und gegen die Christen verübt, besiegt und von den Seinen ganz verlassen, weil nämlich Gott selbst seine Hand von ihm abgezogen, Strafe erlitten hatte, kam er umherirrend und hülflos zu den Nortmannen, wo damals Thrucco, Hacco’s[98] Sohn regierte. Dieser aber, da er ein Heide war, fühlte keine Regung der Barmherzigkeit für den Verbannten. So fuhr der Unglückliche, von der ganzen Welt zurückgewiesen, nach England über, indem er vergebens bei seinen Feinden Schutz suchte. Zu der Zeit regierte über die Brittannier Adelrad[99], Edgars Sohn. Dieser, wohl eingedenk der Kränkungen, welche die Dänen vor Alters den Angeln zugefügt hatten, wies den Verbannten zurück. Endlich hatte der König von Schottland Mitleid mit seinem Mißgeschicke und nahm ihn gütig auf, und dort lebte Suein zweimal sieben Jahre in der Verbannung, bis zu Heric’s Tode. Diese Fährnisse seines vatermörderischen Großvaters schilderte uns, den tief Ergriffenen, König Suein; darnach lenkte er die Erzählung wieder auf Heric, den Sieger.

33. Heric,SCH. 25. sagte er, erlangte zwei Reiche, das der Dänen [82] und das der Schweden; auch er war ein Heide, den Christen sehr feind. An denselben soll von Seiten des Kaisers und des Bischofs von Hamburg ein gewisser Poppo gesandt sein, ein heiliger und weiser Mann, der damals für Sliaswig ordinirt war, und in Bezug auf das dänische Reich und den Frieden der Christen des Kaisers Anrecht auf Mitentscheidung in Anspruch nahm. Und er soll zur Bewährung des Christentums, als die Barbaren nach ihrem Brauche ein Zeichen forderten, ohne zu zögern, sofort ein glühendes Stück Eisen in die Hand genommen, es einhergetragen und die Hand darauf ganz unverletzt vorgezeigt haben[100]. Und obwohl nun dies leicht jeden Zweifel des Irrwahns heben zu können schien, so soll der Heilige Gottes doch einmal, um das Heidenthum jenes Volkes ganz zu entfernen, ein zweites sehr großes Wunder gethan haben. Er zog nämlich ein mit Wachs bestrichenes Gewand an, stellte sich darauf mitten in den Kreis des Volkes und befahl dasselbe in Gottes Namen anzuzünden. Er selbst aber ertrug, die Augen und Hände zum Himmel erhebend, die schmelzenden Flammen so geduldig, daß er, nachdem das Kleid völlig verbrannt und zu Asche gemacht war, mit heiterem und liebreichem Blicke bezeugte, er habe nicht einmal den Rauch des Brandes gespürt. Durch dieses Wunder überrascht, wurden damals viele Tausende durch ihn gläubig, und bis auf den heutigen Tag ist unter dem Volke und in den Kirchen der Dänen Poppo's Name hochgefeiert.

[83] 34. Dies soll nach Einigen in Ripen geschehen sein, nach Anderen zu Heidiba, welches Sliaswig genannt wird. Damals ward auch Odinkar der ältere, seligen Gedächtnisses, von dem wir oben (Kap. 23) geredet haben, dadurch in Dännemark berühmt, daß er, in Fune, Seland, Scone und Schweden predigend, Viele zum christlichen Glauben bekehrte. Sein SchülerSCH. 26. und Neffe war der andere Odinkar, der jüngere, der auch selbst vornehmer Abkunft, dem dänischen Königsgeschlechte entstammte, reich an Landbesitz, so daß man sich erzählt, von seinem Erbgut sei das Bisthum Ripen gestiftet[101]. Er soll vordem, der Schule zu Bremen übergeben, von Erzbischof Adaldag mit eigenen Händen getauft und nach denselben Adaldag benannt sein. Nun aber von Erzbischof Libentio für die Heiden ordinirt, empfing er seinen Sitz zu Ripen. Denn er war nicht nur durch seinen ausgezeichnet heiligen Lebenswandel bei Gott und Menschen beliebt, sondern schützte auch auf das kräftigste das Christenthum in Dännemark.

Diese Männer also erwarben sich, wie wir erfahren, zu jener Zeit und in jenem Lande Ruhm; während jedoch auch andere, die noch von Adaldags Zeiten her am Leben waren, sich keineswegs unthätig bewiesen. Sie rückten auch nach Norwegen und Schweden hinein vor und sammelten zu Jesu Christo viele Seelen. Von ihnen soll Olaph Trucco’s Sohn, der über die Nortmannen herrschte, getauft und somit der erste Christ aus jenem Volke gewesen sein. [Olaph Trucco’s Sohn, aus Norwegen vertrieben, kam nach England und nahm dort das Christenthum an, welches er selbst zuerst wieder mit in sein Vaterland hereinbrachte, und [84] führte eine Dänin heim, die überstolze Thore, auf deren Antrieb er die Dänen bekriegte.]

35. Andere sagen, daß einst und zwar damals von England her einige Bischöfe oder Presbyter, um das Evangelium zu verkünden, ausgewandert seien und daß von ihnen Olaph und Andere die Taufe empfangen haben. Unter diesen sei der vorzüglichste ein Bischof Johannes gewesen, nebst Anderen, die nachher noch zu nennen sind[102]. Wenn das wahr ist, so sieht es in Wahrheit die Mutterkirche von Hammaburg ohne Neid, wenn auch Ausländer ihren Kindern wohlthaten; denn sie spricht mit dem Apostel (Paulus an die Philipper Kap. 1): Etliche zwar predigen Christum auch um Haß und Haders willen, Etliche aber aus guter Meinung (V. 15). Was ist ihm aber denn? Daß nur Christus verkündigt werde allerlei Weise, es geschehe zufallens oder rechter Weise, so freue ich mich, sagt er, doch darinnen und will mich auch freuen (V. 18).

36. Heric also, der König der Schweden, ward in Dännemark zum Christenthume bekehrt und daselbst getauft. Bei dieser Gelegenheit gingen Prediger von Dännemark nach Schweden hinüber und wirkten unbesorgt im Namen Gottes. Ich hörte von dem sehr einsichtsvollen Könige der Dänen, Heric sei, nachdem er das Christenthum angenommen, wieder in das Heidenthum zurückgefallen. Daß er aber mit Otto dem III. Krieg geführt habe und besiegt sei, habe ich von Anderen erfahren, der König hat davon geschwiegen.

37. Nach Herics langersehntem Tode kehrte Suein aus der Verbannung heim und erlangte das Reich seiner Väter wieder, im vierzehnten Jahre seiner Vertreibung oder Auswanderung. Auch nahm er Herics Wittwe[103], Olaphs Mutter, zur Gemahlin, die ihm den Chnut gebar. Allein diese Eheverbindung nützte ihm, dem Gott zürnte, nichts. [Olaph, der König der Schweden, [85] war sehr christlich gesinnt und führte ein Sclavenmädchen, eine Obodritin, Namens Estred, heim, von der ihm ein Sohn, Jacob[104], und eine Tochter, Ingrad[105], geboren wurden. Diese letztere nahm der fromme König Gerzlef von Ruzzien zur Gemahlin.] Denn[106] Olaph, der nach dem Tode seines Vaters Heric die Herrschaft über die Schweden erlangte, überfiel den unglücklichen Suein mit Heeresmacht und trieb ihn aus dem Reiche und nahm Dännemark selbst in Besitz. Da aber erkannte Suein, daß Gott selbst der Herr ist, ging in sich und hatte seine Sünden vor Augen und betete voll Reue zum Herrn, welcher ihn erhörete und ihm Gnade gab vor seinen Feinden, und Olaph setzte ihn wieder in sein Reich ein, darum weil er seine Mutter geehelicht hatte. Und beide machten einen Vertrag miteinander, wodurch sie sich ganz unverbrüchlich verpflichteten, das in ihren Reichen gepflanzte Christenthum bewahren und es unter die fremden Völker verbreiten zu wollen.

38. Als aber Olaph, Truccs Sohn, der Nortmannenkönig, von der Verbindung der beiden Könige Kunde bekam, ergrimmte er heftig gegen Suein, meinend, daß er ihn, der ja ganz von Gott verlassen und so oft vertrieben sei, auch durch die Menge seiner Krieger leicht verjagen könne. Darum sammelte er eine unzählbare Flotte und bekriegte den König der Dänen. Das geschah zwischen Sconien und Seland, wo die Könige Seeschlachten zu liefern pflegen. Es ist aber die Ueberfahrt über das baltische Meer sehr kurz bei Halsinburg[107], wo man Seland von Sconien aus sehen kann, und welches ein gewöhnlicher Schlupfwinkel für Seeräuber ist. Dort[108] nun trafen sie zusammen und die Nortmannen wurden von den Dänen besiegt und zerstreuet. König Olaph, der zufällig allein zurückblieb, [86] stürzte sich ins Meer und fand so ein würdiges Lebensende. [Seine Gemahlin beendigte nach dem Tode ihres Gemahls ihr Leben durch Hungern und Enthaltung von Nahrung auf eine klägliche Weise, wie sie’s verdiente.] Manche erzählen, er sei Christ gewesen, manche, er habe das Christenthum wieder verlassen; alle aber versichern, er habe sich auf Zeichendeutung verstanden, sich auf das Loos verlassen und seine ganze Hoffnung auf Vogelzeichen gesetzt. Daher erhielt er auch den Beinamen, daß man ihn nämlich Olaph Cracabben[109] nannte. Denn er war, wie man sagt, auch dem Betriebe der Zauberkunst ergeben und nahm alle Zauberer, woran jenes Land Ueberfluß hat, bei sich auf, und ging darum, durch deren Irrlehren hintergangen, zu Grunde.

39. SueinSCH. 27. besaß nach dem Tode des Cracabben zwei Reiche. Er nun zerstörte alsbald den Götzendienst und befahl durch eine Verordnung in Nortmannien das Christenthum anzunehmen. Damals setzte er auch einen gewissen Bischof Gotebald, der aus England kam, in Sconien zum Lehrer des Evangelii ein, welches derselbe denn auch mitunter in Schweden, häufig aber in Norwegen verkündigt haben soll.

40. Indeß war das tausendste Jahr1000. seit der Fleischwerdung des Herrn glücklich zu Ende gegangen; dies war das zwölfte Jahr des Erzbischofs (Libentius).

Im folgenden Jahre1002. erlag der sehr tapfere Kaiser Otto (III.), der schon die Dänen, die Sclaven[110] und ebenso die Franken [87] und Italer bezwungen hatte, als er bereits zum dritten Male als Sieger in Rom eingezogen war[111], einem vorzeitigen Tode[112]. Nach seinem Tode stritt man sich um das Reich. Damals aber sahen sich auch die Sclaven, welche von christlichen Richtern mehr, als recht war, bedrückt wurden, genöthigt, endlich das Joch der Knechtschaft abzuschütteln und ihre Freiheit mit den Waffen zu schützen. Fürsten der Winuler waren Mystiwoi und Mizzidrog,SCH. 28. unter deren Führung der Aufstand begann. Geleitet von diesen, empörten sich die Sclaven und verheerten zuerst ganz Nordelbingen mit Feuer und Schwert, dann durchzogen sie das übrige Sclavenland, zündeten alle Kirchen an und zerstörten sie bis auf den Grund. Die Priester aber und die übrigen Kirchendiener mordeten sie unter mannigfachen Todesqualen und hinterließen keine Spnr vom Christenthume jenseits der Elbe.[113]

41. Aus Hammaburg wurden damals und in der Folge viele Geistliche und Bürger gefangen hinweggeführt und noch mehr derselben aus Haß gegen das Christentum getödtet. Der von uns noch oft zu erwähnende König der Dänen, der alle Begebenheiten der Barbaren wie geschrieben im Gedächtniß hatte, erzählte uns, Aldinburg sei als die volkreichste unter den christlichen Städten[114] befunden worden.SCH. 29. „Dort, sagte er, wurden sechzig Priester, nachdem die Uebrigen wie das Vieh geschlachtet waren, zu frevelhaftem Mutwillen aufbewahrt. Das Haupt [88] derselben, der Vorsteher des Ortes, hieß Oddar; er war mein Blutsverwandter. Dieser nun ward sammt den andern in der Weise dem Märtyrertode geopfert, daß man ihnen mit dem Eisen die Kopfhaut in Kreuzesform einschnitt und so den Einzelnen das Gehirn öffnete. Darauf wurden diese Bekenner Gottes mit auf den Rücken gebundenen Händen durch die einzelnen Städte der Sclaven hindurchgeschleppt [und mit Schlägen oder sonstwie gemißhandelt], bis sie starben. So hauchten sie, nachdem sie Engeln und Menschen zu einem solchen Schauspiele geworden, auf der Mitte ihres Weges ihren siegenden Geist aus.“ Noch manche ähnliche Begebenheiten sollen in den verschiedenen sclavischen Landschaften damals vorgefallen sein, die man aber jetzt aus Mangel an schriftlichen Ueberlieferungen für Fabeln hält. Als ich danach den König weiter befragte, sagte er: „Sei stille, mein Sohn, wir haben in Dännemark oder Sclavanien soviel Märtyrer, daß ein Buch sie kaum umfassen könnte.“

42. Alle Sclaven also, die zwischen der Elbe und Oder wohnen, übten siebzig und mehr Jahre lang das Christenthum, nämlich während der ganzen Zeit der Ottonen, und rissen sich nun auf diese Weise los von dem Leibe Christi und der Kirche, mit dem sie bisher verbunden gewesen waren. O wie verborgen sind doch in Wahrheit Gottes Gerichte über die Menschen, der sich erbarmet, welches er will, und verstockt, welchen er will (Röm. 9, 18). Seine Allmacht bewundernd, sehen wir die in’s Heidenthum zurückgefallen, die zuerst gläubig wurden, während dagegen diejenigen sich zu Christus bekehrten, welche die letzten zu sein schienen. Er also, der gerechte, starke und langmüthige Richter, der einst, indem er vor Israel die sieben Stämme Kanaans vertilgte, die Fremden[115] allein erhielt, auf daß von ihnen die Uebertreter gestraft würden, wollte jetzt einen mäßigen [89] Theil der Heiden verstocken, um durch sie unseren Unglauben zu züchtigen.

43. [Um[116] diese Zeit bat ein Herzog von Sclavien um die Hand einer Nichte des Herzogs Bernhard für seinen Sohn und der Herzog gewährte sie ihm. Darauf sandte der Fürst der Winuler seinen Sohn mit dem Herzog nach Italien, mit tausend Reitern, welche fast alle dort den Tod fanden. Als darauf der Sohn des Sclavenherzogs die ihm zugesagte Braut verlangte, trat der Markgraf Tiaderich[117] dazwischen und erklärte, man dürfe die Blutsverwandte des Herzogs nicht einem Hunde geben. Dieser Tiaderich war Markgraf der Sclaven, und seine Untüchtigkeit trieb sie zum Abfall. Später verlor er sein Amt und sein ganzes Erbgut, und beschloß sein Leben, wie er es verdiente, elender Weise als Pfründner zu Magdeburg. Um dieselbe Zeit errichtete der ehrwürdige Graf Heinrich[118] die Propstei in Rosafeldan[119] mit Zustimmung des Erzbischofs Libentius, welcher die Kirche einweihte. Dies ist geschehen in den letzten Zeiten des älteren Libentius,SCH. 30., SCH. 31., SCH. 32., SCH. 33. unter Herzog Bernhard,[120] dem Sohne Benno’s, welcher das Volk der Sclaven [90] hart bedrängte. Und zur selbigen Zeit ward der Streit mit dem Bischof Bernari von FerdenSCH. 34. wegen Ramsolans vor dem Papste Sergius beendigt.

44. Im zweiundzwanzigsten Jahre1011. des Erzbischofs starb Benno, der Herzog von Sachsen,[121] und Liudger, sein Bruder, welche nebst dessen Gemahlin, der verehrungswürdigen Emma, der Bremer Kirche sehr viel Gutes erwiesen haben.[122] Zu Magadburg aber war auf den Erzbischof Gisillar Dagan gefolgt[123], worauf Walthard den Krummstab erwarb.[124]

Indeß ordinirte unser Erzbischof in eifriger Fürsorge für seinen Beruf als Verkünder des Evangelii für die Heiden mehrere Bischöfe, deren Namen und Sitze ungewiß sind, weil die Zeit der Verfolgung hereinbrach. Wie wir indeß durch Erzählung der Väter erfahren haben, so folgte Esico zu Sliaswig auf Poppo.[125] Odinkar, von dem wir oben (Kap. 33) geredet haben, zeichnete sich zu Ripen aus. Auch geht die Rede, das nach dem Tode des Erzbischofs Adaldag die ganze Landschaft [91] Judlant in zwei Bisthümer getheilt sei, wie das bis auf unsere Zeit fortgedauert hat, indem das dritte zu Arhusan einging. In Sclavanien aber ordinirte Libentius den Folcward[126], darnach den Reginbert[127], von denen der erste aus Sclavanien vertrieben und darauf vom Erzbischofe nach Schweden oder Norwegen gesandt wurde und dann, nachdem er Viele im Herrn gewonnen, froh heimkehrte.

Darnach, als alles so wohl bestellt war, starb der glückselige Archimandrit[128] Libentius und zugleich mit ihm der Bischof von Ferden im Jahre des Herrn 10131013. und wurde bestattet inmitten des Chors vor den Stufen des Allerheiligsten. Dies geschah am vierten Januar um die elfte Römerzinszahl.

45. Erzbischof Unwan saß sechzehn Jahre lang. Den Stab bekam er von (Kaiser) Heinrich (II.), das Pallium von dem älteren Papste Benedict[129]. Er wurde dem Chore zu Podarbrunn entnommen, und stammte aus dem sehr berühmten Geschlechte der Immedinger. Außerdem war er reich und freigebig, und allen Menschen wohlgefällig;SCH. 35. dem Clerus aber wollte er besonders wohl; ihm schenkte er auch aus Antrieb des Libentius, der damals noch Propst war, seinem Hof Botegun[130], dessen Ertragsleistung immer am Apostelfeste fällig sein sollte.

46. Unwan band zuerst die Körperschaften, welche bisher [92] halb wie Mönche, halb wie Stiftsherren gelebt hatten, an die kanonische Regel. Er verordnete auch, daß alle heidnischen Gebräuche, deren abergläubische Beobachtung noch in diesem Lande herrschte, von Grund auf entfernt werden sollten. So ließ er aus den Hainen, welche unsere Marschbewohner in thörichter Verehrung besuchten, die Kirchen durch den ganzen Sprengel neu bauen. Davon ließ er auch die St. Veitskirche vor der Stadt errichten und die eingeäscherte Kapelle St. Willehads wiederherstellen.

Zu eben dieser Zeit soll der Wall der Stadt Bremen gegen bie bösen Absichten und Angriffe der Feinde des Königs befestigt sein, indem zumal Herzog Bernhard, der gegen Kaiser Heinrich (II.) sich zu empören wagte, alle Kirchen Sachsens schreckte und störte. Denn von der Zeit an, daß der Herzog in dieses Land eingesetzt war, hörte nie die Zwietracht unter den beiden Häusern, nämlich dem des Erzbischofs und dem des Herzogs, auf, indem diese den König und die Kirche angriffen, jene für das Heil der Kirche und die Treue gegen die Könige kämpften. Diese Eifersucht der Parteien, welche bisher verborgen geblieben war, gewann von der Zeit an neue Kräfte und wuchs in’s Unermeßliche. Denn Herzog Bernhard, der sowohl seines Großvaters Demuth, als seines Vaters Frömmigkeit vergaß, drückte erstens das Volk der Winuler ans Habsucht so grausam, daß er sie zwang aus Noth dem Heidenthume sich zuzuwenden; dann bewegte er in seinem Hochmuthe, aller Wohlthaten, die er empfangen, uneingedenk, ganz Sachsen mit ihm gegen den Kaiser sich zu empören; zuletzt aber stand er auch gegen Christus auf und trug kein Bedenken, die Kirchen dieses seines Vaterlandes anzugreifen, und zwar besonders die unsrige, welche damals sowohl reicher war, als die übrigen, als auch der schützenden Hand des Kaisers ferner lag. Den Angriff dieses Fürsten nun soll unser Erzbischof Unwan durch seine Großmuth so demüthigend zurückgewiesen haben, daß der Herzog, voll Beschämung ob der Weisheit und des freisinnigen Benehmens des Bischofs, sich gedrungen fühlte, der Kirche, [93] welcher er vorher feindlich entgegengetreten war, in jeder Beziehung geneigt und gütig sich zu erweisen. So wurde der aufrührerische Fürst, nachdem er den Rath unseres ErzbischofsSCH. 36. vernommen, endlich gebeugt, und unterwarf sich zu Scalchispurg[131] Gnade flehend dem Kaiser Heinrich.

47. Bald nachher machte er auch, von Unwan begünstigt, die Sclaven zinspflichtig und unterthan, und gab dadurch den Nordelbingern und der Mutterkirche Hammaburg den Frieden wieder. Um aber diese letztere wieder herzustellen, soll der ehrwürdige Metropolitan nach der Zerstörung durch die Sclaven die Stadt und die Kirche wieder aufgebauet haben, indem er zugleich aus seinen einzelnen Congregationen[132] je drei Brüder auslas, so daß es im Ganzen zwölf wurden, die in Hammaburg nach der kanonischen Regel leben und das Volk von dem Irrwahne des Götzendienstes abbringen sollten. Auch ordinirte er für Sclavonien nach Reginberts Tode den Benno, einen einsichtsvollen Mann, der, aus den geistlichen Brüdern der Hammaburger Kirche gewählt, unter dem Volke der Sclaven predigend reichen Nutzen stiftete[133]. In Dännemark aber waren noch am Leben Poppo der Gottesgelehrte, und jener hochgeborne Bischof Odinkar, welchen der Erzbischof wegen seines Glaubens und der Heiligkeit seines Lebens zu seinem vertrautesten Freunde machte. Nur diese beiden BischöfeSCH. 37. waren, soviel wir [94] erfahren konnten, bis auf die Zeit, wo Chnut die Regierung antrat, in Judlant. Odinkar war der einzige von den Unseren, der zuweilen die überseeischen Kirchen besuchte[134], Esico blieb daheim, die Uebrigen hinderte die Verfolgung.

Der Erzbischof ordinirte auch noch andere hochgelehrte Männer für Norwegen und Schweden; andere aber, die in Anglien ordinirt waren, entließ er, nachdem sie ihm Genüge gethan, aus Freundschaft für die Könige, zum Bau der Kirche[135]. Und indem er viele derselben zurückbehielt, alle aber, die fortgingen, mit Geschenken überhäufte, machte er sie willig, der Kirche zu Hammaburg sich zu unterwerfen.

48. Da nun Unwan ein Mann von hoher Abkunft war, hatte er auch ein eben so angesehenes und seiner Freigebigkeit genügendes Bisthum erlangt, in dem er sowohl die Größe seines Charakters zeigen, als auch dem Bedürfnisse der Kirche förderlich sein konnte. Daher war er darauf bedacht, den lange und sorgsam gesammelten Schatz der Kirche, weil er ihn für minder nöthig hielt, wenn er nur innerhalb der vier Wände eingeschlossen würde, selbst zum Besten seines Sendamtes so auszugeben, daß er die trotzigsten Könige des Nordens durch die milde Gewalt seiner Geschenke zu allem, was er wollte, hold und gewärtig machte. Und darin hat er nach meiner Meinung nicht sehr gefehlt, indem er Leibliches säete, um Geistliches zu ernten. (Vgl. 1 Kor., 9, V. 11.) Ja seine Schenklust wurde sogar bei der noch so jungen Bekehrung der Heiden höchst nützlich, und that dabei doch der Kirche, welche durch die Sorgsamkeit der vorhergehenden Väter sehr wohlhabend war, keinen so großen Abbruch. Auch, glaube ich, folgte er dem Beispiele des heiligen Ansgar und eines in der Geschichte der Kirche[136] erwähnten gewissen Theotimus, eines Bischofs der Scythen, von denen der Eine die ungläubigen [95] Könige durch Geschenke gewonnen haben soll, der Andere aber gepriesen wird, weil er die von Natur wilden Barbaren durch Schmäuse und Geschenke gezähmt habe.

Soviel möge, als zur Rechtfertigung des Kirchenfürsten gesagt, genügen; jetzt wollen wir der geschichtlichen Ordnung gemäß zu dem Werke der Mission zurückkehren, die zu Unwans Zeit auf das glücklichste gedeihend sich darstellt.

49. Suein, König der Dänen und Nortmannen, segelte, um die Kränkungen zu rächen, die ihm sowohl durch den Tod seines Bruders[137], als durch seine eigene Vertreibung[138] widerfahren waren, mit einer großen Flotte nach England hinüber, indem er seinen Sohn Chnut und Olaph, den Sohn Craccabens, von dem eben geredet ist[139], mit sich nahm. Nachdem nun Suein in einem langen Zeitraume den Engländern viele Schlachten geliefert hatte, vertrieb er den alten Kämpen, König Edilred, und hatte England unter seiner Herrschaft, jedoch nur auf kurze Zeit. Denn drei Monate nachdem er den Sieg erlangt hatte, erlag er daselbst dem Tode[140].

50. Chnud,SCH. 38. der Sohn des Königs, der mit dem Heere heimgekehrt war, sann wiederum auf einen Krieg mit den Engländern. Olaph, den die Nortmannen zum Herrscher erwählt hatten, trennte sich vom Reiche der Dänen. Da nun schloß Chnud, durch dies gefahrdrohende Ereigniß beunruhigt, mit seinem Bruder Olaph, dem Sohne Heric’s[141], der in Schweden regierte, ein [96] Bündniß, und gedachte, auf dessen Hülfe gestützt, zuerst England zu unterwerfen, dann Norwegen. So fuhr denn Chnut mit einer Kriegsflotte von tausend großen Schiffen durch den britannischen Ocean, auf welchem man nach Aussage der Seefahrer, wenn Südostwinde wehen, drei Tage von Dännemark nach England fährt. Dieses große und sehr gefährliche Meer hat zur Linken die Orcaden, zur Rechten berührt es Friesland.

51. Drei Jahre lang also bekriegte Chnut Britannien. Adelgard, König der Angeln,SCH. 39. 1016. starb während er zu Lundona belagert wurde, indem er zugleich mit dem Reiche das Leben verlor[142] und zwar durch ein gerechtes Gericht Gottes, da er seinen Bruder[143] den Märtyrertod hatte erdulden lassen und achtunddreißig Jahre hindurch das Scepter mit Blut befleckte. So nun büßte er den Brudermord. Er hinterließ einen Sohn im Kindesalter, Edward[144], den ihm seine Gemahlin Imma geboren hatte. Adelrads Bruder, Emund, ein kriegerischer Mann, wurde zu Gunsten des Siegers durch Gift aus dem Wege geräumt[145] und dessen Söhne zur Verbannung nach Ruzzien[146] verdammt.

52. Chnud bekam das Reich Adelrads und dessen Gemahlin Imma, welche eine Schwester Rikards war, des Grafen der Nortmannen, dem der Dänenkönig seine leibliche Schwester Margareta des Bündnisses wegen zur Ehe gab[147]SCH. 40.. Als dieselbe aber darnach [97] vom Grafen verstoßen wurde, gab Chnud sie dem Wolf, einem der Herzöge Angliens, und eine Schwester dieses Wolf[148] vermählte Chnud mit einem andern Herzoge, nämlich dem Gudwin, indem er klug berechnete, daß die Angeln und Nortmannen durch Eheverbindungen den Dänen getreuer werden würden; eine Vermuthung, in der er sich nicht täuschte.

Graf Rikard aber zog, um dem Zorne Chnuds zu entgehen, nach Jerusalem, wo er starb[149]SCH. 41., nachdem er in Nortmannien einen Sohn hinterlassen, Namens Rodbert, dessen Sohn jener Wilhelm ist, den die Franken den Bastard nennen.

Wolf aber erzeugte mit König Chnuds Schwester zwei Söhne, den Herzog Bern[150] und den König Suein[151], Guduin aber mit Herzog Wolfs Schwester Suein[152], Tosti[153] und Harold[154] [die sich später mit dem Morde ihrer Verwandten befleckten].

Diese Geschlechtsfolge habe ich, weil ich sie zum Verständniß der nachfolgenden Erzählung für nützlich hielt, hier einzuschalten für gut gehalten.

53. Nachdem Chnut als Sieger von Anglien zurückgekehrt war, herrschte er viele Jahre hindurch über Anglien und Danien. Damals brachte er viele Bischöfe mit aus Anglien nach Danien. Zu diesen gehörte Bernhard, den er in Sconen, Gerbrand, den er auf Seland, Reginbert, den er auf Fune einsetzte. Darob zürnte unser Erzbischof Unwan. Und er soll den Gerbrand, als er von Anglien heimkehrte, festgenommen haben; denn er hatte [98] erfahren, derselbe sei von Elnod, dem Erzbischofe von Anglien, ordinirt worden.[155] Dieser that nothgedrungen den Ansprüchen Unwan’s Genüge, und indem er dem Hammaburger Stuhle die schuldige Unterthänigkeit gelobte, ward er darnach einer der vertrautesten Freunde des Erzbischofs. Unter Gerbrands Vermittelung schickte dann auch Unwan Gesandte samt Geschenken an König Chnut, dem er wegen seiner Erfolge in Anglien zwar Glück wünschte, zugleich aber auch ihn tadelte wegen der unrechtmäßiger Weise aus Anglien in seinen Sprengel versetzten Bischöfe. Diese Vorstellung nahm der König huldvoll auf und trat mit dem Erzbischofe nachher in eine so enge Verbindung, daß er nach seinem Wunsche späterhin alles zu thun geneigt war. Solches hat uns der Dänenkönig über seinen Oheim mitgetheilt, und auch die Verhaftung Gerbrands nicht verschwiegen.

54. Im zwölften Jahre des Erzbischofs Unwan ging Kaiser Heinrich (II.), ausgezeichnet durch Gerechtigkeit und Heiligkeit, nachdem er die Sachsen, die Italer und die Burgunder seinem Scepter unterworfen hatte, in’s Himmelreich ein. Ihm folgte in der Regierung der sehr tapfere Kaiser Conrad, der bald die Polen und ihren König Mising mit großer Tüchtigkeit bezwang[156] und die sie unterstützenden Böhmen und andere Sclavenstämme zinspflichtig machte. Mit dem Könige der Dänen oder Angeln machte er durch Vermittlung des Erzbischofs Frieden. Indem dann der Kaiser auch um die Hand von Chnuts Tochter[157] für seinen Sohn anhielt, verlieh er ihm [die Stadt] Sliaswig nebst der Mark, welche jenseits der Egdora liegt, zum Freundschaftsbündniß; und von der Zeit an gehörte sie den Königen von Dännemark.

55. Unter Chnut und Olaph[158], dem Könige der Nortmannen, [99] war fortwährend Krieg, der ihre ganze Lebezeit hindurch nicht aufhörte, indem die Dänen um die Herrschaft stritten, die Nortmannen für ihre Freiheit kämpften. Darin scheint mir nun Olaphs Sache die gerechtere gewesen zu sein, da ihm der Krieg mehr ein notwendiger, als ein freiwilliger war. Wenn aber einmal statt der Kriegsbewegungen ein Zeitpunkt der Ruhe eintrat, so lenkte eben derselbe Olaph auch im Frieden das Reich voll Umsicht und Gerechtigkeit. Er soll außer durch andere Tugendwerke seinen großen Eifer für die Sache Gottes auch darin bewiesen haben, daß er die Zauberer im Lande vertilgte. An diesen aber hat zwar das ganze Heidenland Ueberfluß, Norwegen ist jedoch zumal von solchen Ungeheuern voll. Denn dort wohnen sowohl Wahrsager, als Vögeldeuter, Magier und Beschwörer und die übrigen Trabanten des Antichrists, durch deren Gaukeleien und Blendwerke die unglücklichen Seelen den bösen Geistern zum Spielwerk werden. Diese alle und ihresgleichen beschloß der glückseligste König Olaph zu verfolgen, damit durch Hebung dieses Aergernisses die christliche Religion in seinem Lande fester sich gründen möchte. Und er hatte bei sich viele Bischöfe und Priester aus England, durch deren Lehre und Unterricht er selbst sein Herz dem Herrn bereiten ließ und denen er das ihm untergebene Volk zur Lenkung anvertraute. Zu diesen gehörten die durch Lehre und Thaten berühmten Sigafrid, Grimkil, Rudolf[159] und Bernhard. Diese besuchten auch auf Befehl des Königs Schweden und Gothland und alle Inseln, welche jenseits Nortmannien liegen, um den Heiden das Wort Gottes und das Reich Jesu Christi zu verkünden. Auch schickte er Boten an unseren Erzbischof mit Geschenken, um zu bitten, Unwan möge diese Bischöfe gütig aufnehmen und die seinigen zu ihm schicken, auf daß sie das rohe Volk der Nortmannen im Christenthume befestigten.

[100] 56. Durch eine ähnliche Liebe zur Religion soll der andere Olaph[160] in Schweden sich ausgezeichnet haben. Dieser arbeitete, in der Absicht, die ihm unterworfenen Völker zum Christenthume zu bekehren, mit großem Eifer darauf hin, den Götzentempel, der mitten in Schweden zu Ubsola sich befindet, zu zerstören. Die Heiden aber sollen aus Furcht vor ihres Königs Vorhaben, mit ihm einen Vertrag dahin abgeschlossen haben, daß er, wenn er selbst Christ sein wollte, die beste Landschaft Schwedens, welche er wollte, in seiner Gewalt haben sollte, in der er dann eine Kirche und das Christenthum gründen könnte; dafür aber sollte er dann keinen aus dem Volke mit Gewalt vom Dienste der Götter abbringen, sondern nur den, der aus freiem Willen sich zu Christo bekehren wolle. Ueber diesen Vertrag hocherfreut, gründete der König alsbald in Westgothland, welches den Dänen und Nortmannen zunächst gelegen ist, dem Herrn eine Kirche und einen Bischofsitz. Dies ist die sehr große Stadt Skarane[161], in der auf Ansuchen des sehr christlichen Königs Olaph vom Erzbischofe Unwan Thurgot als der erste Bischof ordinirt wurde[162] Dieser Mann verwaltete sein Sendamt unter den Heiden voll Eifers; er gewann Christo die beiden angesehenen Gothenvölker[163] durch seine Arbeit.

57. Und durch jenen Bischof stellte König Olaph dem Metropoliten Unwan sehr große Geschenke zu.

Auch soll derselbe König zwei Söhne gehabt haben, die er zugleich mit seiner Gemahlin und seinem Volke taufen ließ. Der eine derselben, der von einer Beischläferin geboren war, bekam den Namen Emund, der andere, Anund, den der König mit seiner ehelichen Gattin erzeugt hatte, ward zur Bezeichnung des Glaubens und der Gnade auch Jacob genannt. Ein Jüngling zwar nur den Jahren nach, übertraf er an Weisheit und Frömmigkeit [101] alle, die vor ihm waren, und keiner der Könige war dem Volke der Schweden so theuer, wie Anund.

58. Da zu der Zeit zwischen Sclaven und Transalbianern ein festgeschlossener Friede bestand, so bauete Erzbischof Unwan seine Metropolis Hammaburg wieder neu auf, und indem er den zerstreuten Clerus wieder sammelte, vereinigte er daselbst eine große Menge sowohl von Bürgern als von geistlichen Brüdern. In Folge dessen wohnte er wie auch Herzog Bernhard häufig daselbst, blieb manchmal ein halbes Jahr in Hammaburg, wohin er denn auch den sehr glorreichen König Chnut und die Statthalter der Sclaven, Uto und Sederich[164], zur Unterredung einlud.

Auf solche Weise, meldet die Geschichte, erfüllte Erzbischof Unwan, berühmt im Inlande wie im Auslande, seinen Beruf als Sendbote für die Heiden. Jetzt bleibt noch das zu berichten, was wir von König Olaphs Märtyrerthum durch die geflügelte Fama vernahmen.

Olaph also, der hochberühmte König der Nortmannen, kämpfte gegen Chnut, den König der Dänen, der sein Reich angegriffen hatte, in einem beständigen Kriege. Und endlich soll der glückseligste König Olaph durch einen Aufstand der Vornehmen, deren Weiber er wegen böser Zauberkünste hatte aufheben lassen, aus seinem Reiche Norwegen vertrieben sein. Und darauf regierte Chnut in Nortmannien zugleich und in Danien und - was bis auf ihn keinem Könige hatte zu Theil werden können in - Anglien. Olaph aber, der seine ganze Hoffnung auf Gott setzte, erneuerte, die Götzendiener zu unterdrücken, den Krieg wiederum, und so sammelte er beim Könige der Schweden, dessen Tochter er zur Gemahlin hatte, und bei den Völkern der Inseln[165] ein unzählbares Heer und eroberte sein erbliches Reich mit Gewalt der Waffen wieder. Nun war dieser sehr christliche [102] Herrscher, der durch Tapferkeit gegen seine Feinde und durch Gerechtigkeit gegen die Seinen so berühmt geworden war, überzeugt, daß er dazu von Gott in sein Reich wieder eingesetzt sei, daß er nunmehr keinen verschonen solle, der ein Zauberer bleiben oder nicht Christ werden wolle. Und schon hatte er zum großen Theile sein Gelübde erfüllt, als die wenigen Zauberer, die noch übrig geblieben waren, zur Rache für die, welche der König verurtheilt hatte, ihn selbst zu ermorden kein Bedenken trugen.SCH. 42. Andere sagen, er sei im Kriege gefallen[166], Einige aber, er sei vielmehr öffentlich mitten in der Volksmenge um so größerem Hohne ausgesetzt gewesen. Andere jedoch giebt es, welche behaupten, daß er zu Gunsten König Chnuts heimlich getödtet sei, was auch nach unserem Bedünken wahrscheinlicher sein möchte, da er ja dessen Reich einnahm. Olaph also, der König und, wie ich glaube, Märtyrer, erlitt ein solches Lebensende; sein Leichnam ward in einer großen Stadt seines Reiches, in Trondemnis[167], mit geziemender Ehre bestattet. Daselbst hat der Herr noch heutzutage die Gnade, durch verschiedene Wunderthaten und Heilungen zu zeigen, welch ein Verdienst Olaph im Himmel haben muß, da er auf Erden so verklärt wird. [Er regierte [103] aber zwölf Jahre lang.] Sein Fest wird am neunundzwanzigsten Juli begangen und es ist allen Völkern des nördlichen Oceans, nämlich den Nortmannen, Schweden, Gothen, [Semben] Dänen und Sclaven durch ewige Feier merkwürdig.

60. Um dieselbe Zeit, heißt es, soll einer aus Anglien, Namens Wolfred, von der Liebe zum Herrn getrieben, Schweden besucht und das Wort Gottes den Heiden mit großer Kühnheit verkündigt haben. Als er durch seine Predigt viele zum christlichen Glauben bekehrt hatte, hub er an, über einen Götzen dieses Volkes, Namens Thor, dessen Bild in der Volksversammlung der Heiden aufgerichtet stand, den Bannfluch auszusprechen, und zugleich ergriff er eine Axt und schlug dasselbe in Stücke. Für diese kühne That aber ward er sofort mit tausend Wunden durchbohrt und seine Seele fuhr, des Märtyrerlorbers würdig, gen Himmel. Seinen Leichnam verstümmelten die Barbaren und versenkten ihn nach mancherlei Verhöhnung in einen Sumpf.

Diese Dinge habe ich nach wahrhafter Ermittelung des Thatbestandes erzählt, obwohl es auch noch andere giebt, die noch beschrieben zu werden verdienen. Vom Unwan aber und von dem, was zu seiner Zeit geschehen, ist genug und, wie ich denke, treulich Bericht erstattet.

Zu Magedburg folgte zur selben Zeit auf Walthard Gero, dann (1022) Hunfrid, beide heilige und des bischöflichen Ehrennamens würdige Männer.

Darnach starb der glorreiche Erzbischof.1029. Sein Heimgang wird gesetzt in den 27. Januar des Jahres 1029 des Herrn, in die zwölfte Römerzinszahl, und er ward bestattet neben seinem Vorgänger im Amte an dessen linker Seite.

61. Libentius saß ungefähr vier Jahre auf dem erzbischöflichen Stuhle. Er, der ein Neffe des anderen Libentius und damals Domprobst war, bekam durch die Gunst der Kaiserin Gisela den Stab vom Kaiser Konrad (II.), das Pallium aber [104] vom Papste Johann XIX;SCH. 43. ein einfältiger, gerader und gottesfürchitger Mann. Während er gegen jedermann leutselig war, umfaßte er doch die Geistlichkeit mit besonderer Liebe und kümmerte sich mit großer Theilnahme um die Bedürfnisse der Armen. So erkaufte er selbst von den Landesbewohnern das Dorf jenseits des Flusses[168] und setzte, indem er dies den geistlichen Brüdern schenkte, fest, daß von den Renten desselben jährlich dreißig Mahlzeiten gegeben werden sollten. Für das Gasthaus aber beeiferte er sich in dem Grade Sorge zu tragen, daß er schon in diesem einzelnen Stücke aller seiner Vorgänger Fahrlässigkeiten wieder gut zu machen schien. Unter ihm waren das Bisthum, wie die Propstei und das Gasthaus in solchem Ueberflusse, daß kaum irgend ein Dürftiger aufzufinden war. Das mag vielleicht denen, welche die Dürftigkeit sehen, welche heutzutage herrscht, unglaublich vorkommen, und es ist möglich, daß auch damals keiner geglaubt hätte, daß geschehen würde, was jetzt als geschehen sich darstellt.

Libentius also, der als Propst sich tüchtig bewies und auf dem erzbischöflichen Stuhle noch weit trefflicher zeigte, trat sein Amt als Sendbote für die Heiden mit vor Eifer glühender Seele an. Und indem er sich vor allem zuerst mit Chnut, dem Könige der Dänen,SCH. 44. in freundliche Verbindung setzte, wählte er in Seland an Gerbrands Stelle den Avoco, ordinirte in Aldinburg [105] den Meinher, dem ThorgatSCH. 45. aber bestellte er den Gotescalk von Ramsola als Bischof (der Gothen) zum Nachfolger. Denn damals soll der seligste Bischof Thorgat, als er sich der Predigt wegen längere Zeit zu Bremen bei dem Erzbischof aufhielt, von der schrecklichen Krankheit des Aussatzes befallen, dem Tage seiner Abrufung mit großer Geduld entgegengesehen haben, und endlich wurde er, nachdem er durch einen seligen Tod vollendet hatte, in der St. Peterskirche bestattet, wo auch Folcward und Harich und der große OthingarSCH. 46. und Poppo in Frieden ruhen. Es befanden sich aber zu der Zeit sehr berühmte Verkündiger des Evangelii beim Erzbischofe, nämlich die Bischöfe Othingar der Jüngere von Dännemark, Sigafrid von Schweden, Rodolf von Nortmannien, welche ihm berichteten, wie große Dinge der Herr zur Rettung der Heiden gethan habe, die von Tag zu Tage in der Bekehrung fortschritten. Diese entließ der Oberhirt, wie es sich gebührte, mit allen Ehren und entsandte sie wieder zur Verkündigung des Wortes Gottes.

63. Zu jener Zeit erhielt Kaiser Konrad (II.) für seinen Sohn Heinrich die Hand einer Tochter des Königs Chnut, und reiste mit diesen sogleich in königlicher Pracht nach Italien, um dort dem Reiche sein Recht werden zu lassen. Auf diesem Zuge begleitete ihn König Chnut[169], der durch die Herrschaft über drei [106] Reiche den Barbarenvölkern gar furchtbar war. Er setzte, da er drei Söhne hatte[170], jeden von ihnen über ein besonderes Reich, indem er selbst bisweilen die Dänen, bisweilen auch die Nortmannen besuchte, am häufigsten aber sich in England aufhielt.

64. Der Erzbischof nun besuchte die Mutterkirche Hammaburg häufig. Denn damals herrschte durch das Verdienst des Königs Chnut und des Herzogs Bernhard ein gesicherter Friede jenseits der Elbe, nachdem der Kaiser auch die Winuler im Kriege bezwungen hatte.SCH. 47. Unter den Fürsten derselben waren zwei Heiden, Gneus und Anatrog, der dritte aber, Uto, ein Sohn Mistiwoi’s, war auch kaum Christ zu nennen. Daher ward er auch wegen seiner Grausamkeit von einem sächsischen Ueberläufer ermordet. Er hatte einen Sohn, Namens Gotescalk, der zur selben Zeit zu Luniburg, einem Stifte des Herzogs, eine wissenschaftliche Bildung erhielt, während Gotescalk, der Bischof der Gothen, über dieses Kloster die Aufsicht führte. Als dieser aber des Vaters Tod erfuhr, ward er von Grimm und Wuth so entflammt, daß er, den Glauben und die Wissenschaften aufgebend, die Waffen ergriff, über den Fluß setzte und sich mit den Feinden Gottes, den Winulern, verband. Mit ihrer Hülfe bekämpfte er die Christen und soll viele tausend Sachsen, seinen Vater zu rächen, umgebracht haben. Endlich aber machte ihn Herzog Bernhard zum Gefangenen und hielt ihn als das Haupt von Räubern in Gewahrsam; da er ihn jedoch für einen sehr tapferen Mann hielt, so ließ er ihn frei, nachdem er einen Bund mit ihm geschlossen hatte. Gotescalk kam nun zum König Chnut und reiste mit demselben nach England, wo er lange Zeit blieb.

65. Währenddeß schmückte unser Erzbischof, der durch fromme [107] Werke beständig nach dem Himmel trachtete, seine Kirche wie ein rechter Bischof aus, und erzog die Söhne der Kirche wie ein wahrer Seelenhirt, indem er bei allen, und selbst, was schwer hält, bei den Fürsten wohlgelitten war. Zu seiner Zeit thaten Herzog Bernhard und sein Bruder Theodmar unserer Kirche viel Gutes, auf Ermahnung der sehr frommen Emma[171], welche die Bremer Kirche sehr liebte und beinahe ihr ganzes VermögenSCH. 48. Gott und seiner Mutter und dem heiligen Bekenner Willehad darbrachte. Sie trug auch aus Liebe zum Erzbischofe für alle Söhne der Kirche, als wären es ihre eigenen, Sorge.

Das Schicksal vergönnte uns nicht, daß wir uns lange eines solchen Hirten erfreuen durften, wie Libentius es war, er, Gott und Menschen so lieb und werth! - Er hielt, wie man erzählt, am Feste des heiligen Apostels Bartholomäus,1032 Aug 24. obwohl bereits kränkelnd, persönlich zwei Messen, und nachdem er dem Brauche gemäß das Psalterium beendet hatte, ging er noch an demselben Tage[172] zur unerlöschlichen Trauer für die Seinen freudig zu Christo hinüber. Sein Abscheiden fiel auf den 24. August; es geschah im Jahre des Herrn 1032, um die dreizehnte[173] Römerzinszahl.

66. Heriman saß kaum drei Jahre auf dem erzbischöflichen Throne. Den Hirtenstab erwarb er vom Kaiser Conrad (II.)SCH. 49., [108] das Pallium vom Papste Benedikt dem Jüngern (IX). Er ward dem Halberstädter Chor entnommen, indem er an jener Kirche als Probst gestanden hatte; ein Mann ohne Falsch, wie man sagt, wie die Tauben, der jedoch zu wenig von der Schlangenklugheit hatte (vgl. Matth. 10, 16), und darum leicht von seinen Untergebenen hintergangen wurde. Selten bereiste er seinen Sprengel, nur einmal kam er nach Hammaburg und damals erschien er noch dazu an der Spitze eines Heeres und verheerte sein Bisthum, als ob es gar nicht sein eigenes wäre, und verhöhnte es bei seinem Abzuge als eine Salzwüste[174]. Der Anstifter dieser Räuberei und der Urheber dieser Rathschläge war ein gewisser Macco, des Erzbischofs Vicedominus. Sonst hatte er zu Capellanen angesehene Männer, nämlich den Thiadrich und den Suidger, dem der römische Stuhl späterhin den Namen Clemens gab[175]SCH. 50.. Sein Subdiaconus war Adalbert, nachmals Erzbischof von Bremen, schon damals drohend von Blick und Haltung und durch hochfahrende Rede den Zuhörern verdächtig. Der Erzbischof nun, der alles, was er im Bisthume selbst vorfand, gering schätzte, brachte erstens den Musiker Guido[176] nach Bremen, auf dessen Anhalten er den Kirchengesang und die Klosterzucht verbesserte. Dies war das einzige seiner Werke, welches glücklich von Statten ging.SCH. 51. Dann ließ er das uralte Bethaus des heiligen Michael niederreißen und die Leichname [109] dreier seiner Vorgänger, des Adalgar, Hoger und Reginward von dort wegnehmen und sie in der Hauptkirche unter der Kanzel bestatten. Daraus wollte er, in der Absicht, ein großes und nützliches Werk zu beginnen, die Stadt mit einer Mauer umgeben; allein er hatte kaum den Grund dazu gelegt, als dieses Werk und sein Leben ein Ende hatten. So mißfiel auch einst jener Hohepriester Eli, weil er die Seinigen nicht vom Raube zurückhielt,SCH. 52. selbst bei manchen guten Werken, Gott, deß die Rache ist. (Ps. 94, 1 und 1 Sam. 1, 13.) Er starb1035 Sep.18. aber im Bisthum Halberstadt, als er sich auf seinem Gute Hildinrode befand. Sein Leichnam ward nach Bremen gebracht und mitten im Chor beerdigt. Er starb am 18. September.

67. Bescelin, zugenannt Alebrand, saß zehn Jahre auf dem erzbischöflichen Stuhle; ein Mann, geschmückt mit Vorzügen aller Art, des Bischofsamtes würdig, Gott und Menschen lieb. Ihn gab uns die Kölner Kirche. Kaiser Conrad (II.) verlieh ihm den Stab, Papst Benedict (IX.) sandte ihm das Pallium. Ordinirt aber ward er von seinen Suffraganen und anderen Bischöfen Sachsens, sieben an der Zahl und zwar in der Metropolis Hammaburg mit außerordentlicher Feierlichkeit. Zu des glückseligen Mannes Lobe reicht alles, was wir sagen mögen, nicht hin, und noch habe ich von keinem gehört, der mit dem Lobe desselben nicht einverstanden gewesen wäre. Denn, um in einem kurzen Abrisse ein Bild seines Verdienstes zu geben, er war ein Vater des Vaterlandes, eine Zierde der Geistlichkeit und des Volkes Heil, ein Schrecken den bösgesinnten Mächtigen, ein Muster den Gutgesinnten, ausgezeichnet durch Frömmigkeit und durch sein Bestreben, alles zur Vollkommenheit zu bringen. Seine Worte und Thaten bleiben insgesammt in lieblichem Gedächtniß bei den Nachkommen. [110] Während er nun gegen jedermann sich so benahm, wie jeder es nur wünschen konnte, so wachte er doch mit besonderer Sorgfalt und Liebe über die Geistlichen, so daß er es kaum ertragen konnte, wenn auch nur ein böses Wort über sie geredet wurde.SCH. 53. Das Kloster ließ er neu bauen, und ordnete zuerst für die Domgeistlichen die Mittagstafel an. Da nämlich bis dahin die Pfründe zu dürftig erschien, richtete er die dreißig Mahlzeiten, welche Bischof Libentius alljährlich zu geben verordnet hatte, durch Hinzufügung einiger Zehnten von seiner Seite in solcher Weise ein, daß den Brüdern täglich außer der gewöhnlichen Nahrung noch ein Weißbrod gereicht wird, am Sonntage aber auch einem Jeden ein doppeltes Maaß Meth. Denn auch Wein beabsichtigte er, obwohl derselbe in Sachsen nicht wächst, den Brüdern reichen zu lassen, was er auch, so lange er lebte, beinahe durchführte.SCH. 54. Nachdem er also den Mittagstisch in Ordnung gebracht hatte, legte er die Hand an das Kloster, welches er, nachdem es bisher von Holz gewesen war, nunmehr in ein steinernes Gebäude verwandelte von der gewöhnlichen viereckigen Gestalt[177], mit einer abwechselnden Reihe von Gittern[178] geschmückt und ergötzlich von Ansehn.

Darnach bauete Bescelin an der von seinem Vorgänger Herimann begonnenen Ringmauer um die Stadt, die er an einigen [111] Stellen bis zu den Zinnen aufführte, an anderen aber in einer Höhe von fünf bis sieben Ellen halb vollendet hinterließ. In dieser Mauer befand sich an der Westseite dem Markte gegenüber ein großes Thor, und über demselben ein sehr starker Thurm, mit einem italischen Werke befestigt und mit sieben Kammern zu verschiedenem Bedarfe der Stadt versehen.

68. Während er zu Bremen diese Denkmale seiner Wirksamkeit hinterließ, rüstete er sich darnach mit der ganzen Liebe seines Herzens zum Bau der Kirche von Hammaburg. Dort hatten nämlich nach der von uns oben (Kap. 41 f.) erzählten Zerstörung durch die Sclaven Erzbischof Unwan und mit ihm Herzog Bernhard eine ansehnliche Burg aus den Ruinen der alten Stadt aufgeführt und die Kirche und die Herbergen alle aus Holz erbauet[179]. Erzbischof Alebrand aber ließ, weil er gegen die häufigen Einfälle der Feinde eine stärkere Schutzwehr wegen der Bedrängniß des Orts für nothwendig hielt, vor allen Dingen die Kirche, die zu Ehren der Mutter Gottes errichtet war, aus Quadersteinen neu erbauen. Darauf errichtete er ein zweites steinernes Gebände für sich, welches mit Thürmen und Bollwerken gar stark befestigt war. Der Herzog aber, aufgereizt zum Wetteifer in Betreff dieses Baues, ließ für die Seinigen auch ein Haus innerhalb desselben Burgbezirkes aufführen. So hatte, nachdem die Stadt ganz neu hergestellt war, die Kirche also an der einen Seite das Haus des Erzbischofs, an der andern die Hofburg des Herzogs[180]. Auch beabsichtigte der edle Erzbischof die Metropole Hammaburg mit einer Mauer zu umgeben und mit Thürmen zu befestigen, allein sein zu früher Heimgang verhinderte die Ausführung dieses Wunsches.SCH. 55. [112] 69. Jenseits der Elbe war zu seiner Zeit und durch das ganze Reich hin sicherer Friede. Die Sclavenfürsten Anatrog und Gneus und Ratibor kamen in Frieden nach Hammaburg und leisteten dem Herzoge und dem Erzbischofe Lehndienste.SCH. 56. Da aber der Herzog und der Bischof damals, wie das auch jetzt der Fall ist, in verschiedener Richtung um das Volk der Winuler bemüht waren, indem nämlich der Herzog wegen des Tributs, der Erzbischof aber wegen der Zunahme des Christenthumes sich Mühe gaben, so bin ich der Meinung, daß durch den Eifer der Priester die christliche Religion dort schon längst sich kräftig festgesetzt hätte, wenn die Habsucht der Fürsten die Bekehrung des Volkes nicht verhinderte.

70. Der Erzbischof nun, der sich um das ihm anvertrauete Sendbotenamt an die Heiden gleich seinen Vorgängern eifrig bekümmerte, ordinirte als Gehülfen in der Verkündigung des Evangelii zu Bischöfen Rodulf, einen von den Capellanen, zu Sliaswig[181], ferner den Abhelin für Sclavanien, den Wal vom Bremer Capitel weihte er für Ripen, indem die übrigen oben erwähnten noch am Leben und im Weinberge des Herrn nicht müßig waren. (Matth. 20, 3. 4.)

71. Im sechsten[182] Jahre des Erzbischofs starb der tapfere Kaiser Conrad (II.) und ihm folgte Heinrich (III.), jener, der die Ungern bezwang. Zur selben Zeit starben die berühmten [113] nordischen Könige Chnut und Olaph, leibliche Brüder[183]. Der eine derselben, nämlich der Schwedenkönig Olaph, hatte zum Nachfolger in der Regierung seinen Sohn, den von uns oben erwähnten Jacob. Unter demselben diente der jüngere Suein, Wolfs Sohn, zwölf Jahre lang in Schweden; dieser erzählte uns, daß unter Jacobs Regierung das Christenthum in Schweden sich weithin ausgebreitet habe. Der andere Bruder, nämlich Chnud, starb in Anglien, und hatte die Reiche der Dänen, der Angeln und der Nortmannen zweiundzwanzig Jahre lang in seiner Gewalt.

72. Nach seinem Tode folgten ihm seiner eigenen Verfügung gemäß in der Regierung seine Söhne, nämlich Harold in Anglien, Suein in Nortmannien, Hardechnut aber in Danien. Da dieser letztere ein Sohn der Königin Imma war, so war die nachherige Gemahlin Kaiser Heinrichs (III.) seine Schwester. Suein und Harold aber waren mit einer Nebenfrau erzeugt, erbten aber, wie es bei den Barbaren Sitte ist, mit den anderen Kindern Chnuts zu gleichen Theilen. Harold regierte in England drei Jahre lang. Gegen ihn kam sein Bruder (Hardechnut) von Dännemark her, und sammelte in Flandern eine Flotte. Der König von Anglien aber ward vom Tode übereilt[184] und so unterblieb dieser Krieg. Hardechnut besaß nun Anglien und Danien zugleich.

73. Um jene Zeit ward Suein der Jüngere, als er auf der Fahrt nach England unterwegs war, durch einen Seesturm gezwungen, in Hadeloe zu landen. Als er nun wie ein Seeräuber alle ihm zunächst gelegenen Orte plünderte, nahmen ihn einige Ritter des Erzbischofs gefangen und schleppten ihn vor dessen Antlitz. Er aber empfing den Gefangenen ehrenvoll, führte ihn [114] nach Bremen und schloß Freundschaft mit ihm, dann gestattete er ihm nach einigen Tagen königlich beschenkt sich zu entfernen.

Dies hat uns der König selbst von sich erzählt, indem er den Erzbischof höchlich belobte als einen sowohl durch ein gewinnendes Aeußere, als durch Freisinnigkeit des Charakters allgemein beliebten Mann. Auch schilderte er den Umstehenden den königlichen Aufwand des Kirchenfürsten und den unermeßlichen Schatz der Kirche, den er, wie er sagte, zu Bremen gesehn hatte, und vieles andere.

74. [Erzbischof Alebrand aber, der allgemein beliebte, wurde vom Herzog Bernhard und dem Bruder desselben Thiadmar, wegen seiner freien Denkungsart sehr geehrt. Nur den Uebelthätern war er verhaßt, wie z. B. dem Markgrafen Uto[185] dessen Uebermuth er durch seine geistige Ueberlegenheit brach.]

Indeß starb der zweite der Söhne Chnuts, Suein, welcher in Nortmannien herrschte[186]. Darauf erwählten die Nortmannen den Magnus, welcher ein Sohn Olaphs des Märtyrers von einer Nebenfrau war. Magnus aber fiel sofort, während Hardechnut, der König der Dänen, mit seinem Heere in England verweilte, in Dännemark ein, und kam so in den Besitz zweier Reiche. Hardechnut nun, der sogleich den Kampf mit Magnus beginnen wollte, setzte seinen Blutsverwandten Suein über die Flotte.SCH. 57. Dieser ward von Magnus besiegt und fand, als er sich nach England zurückbegab, den Hardechnut todt.[187]

[Zu eben dieser Zeit sollen die Ascomannen und Seeräuber in die Mündung der Wirraha[188] eingelaufen und vordringend [115] bis nach Lismona[189] gekommen sein, unerwarteter Weise alles verheerend. Als sie dann aber von da ab zu ihren Schiffen zurückkehrten, wurden sie bei Aunon[190] angegriffen und größtentheils niedergemacht.]

An Hardechnuts Stelle hatten die Engländer schon vorher seinen Bruder Eduard erwählt[191] den Imma ihrem ersten Mann geboren hatte; er war ein heiliger, gottesfürchtiger Mann. Da dieser nun den Suein in Verdacht hatte, daß er das Scepter von Anglien für sich fordern würde, so machte er mit dem Tyrannen einen Friedensvertrag, worin er festsetzte, daß derselbe nach seinem Tode der nächste Erbe des Reiches der Angeln sein sollte, auch dann, wenn Eduard Söhne bekäme. Durch diesen Vergleich besänftigt begab sich Suein nach Dännemark zurück. Viele Schlachten, heißt es, wurden zwischen Suein und Magnus geliefert, bis Suein, so oft besiegt, zum Anund, dem Könige der Schweden, entfloh.

75. Magnus, nunmehr Sieger, hatte Dännemark und Norwegen in Besitz. Zu ihm begab sich unser Erzbischof nach Sliaswig,1043. begleitet vom Herzoge Bernhard und Thiadmar, dem Bischofe von Hildesheim[192], und Rodulf, dem Bischofe eben jener Stadt. [Dieser Thiadmar, der aus Dännemark gebürtig war und in der fremden Sprache Tymme hieß, kam mit der Königin Gunhild, durch deren Fürsprache er das Bisthum von Hildesheim erlangte.] Während dieser Zusammenkunft wurde eine Schwester des Königs Magnus[193] mit Ordulf, dem Sohne des Herzogs, vermählt. Dieser hatte kaum die Hochzeit gefeiert, als er zu Gunsten seines Schwagers den Harold, einen Dänenfürsten, der von der Stadt der Apostel[194] heimkehrte, jenseits der Elbe erschlug, obwohl derselbe ganz unschuldig war.[195] Die [116] Ursache des Mordes war, daß Harold, dem Stamme der dänischen Könige entsprossen, dem Scepter näher zu stehen schien, als Magnus. Diese That brachte den Beginn des Unheils über die Familie des Herzogs.

König Magnus aber war wegen seiner Gerechtigkeit und Tapferkeit den Dänen theuer, den Sclaven aber, welche nach Chnuts Tode Dännemark heimsuchten, war er ein Schrecken. Ratibor, der Führer der Sclaven, ward von den Dänen erschlagen. [Dieser Ratibor war ein Christ, ein Mann von großer Macht unter den Barbaren. Denn er hatte acht Söhne, Fürsten der Sclaven, die alle von den Dänen getödtet wurden, als sie ihren Vater zu rächen suchten.] Seinen Tod zu rächen, kamen alsbald die Winuler mit Heeresmacht und drangen sengend und brennend bis Ripen vor. Da landete gerade König Magnus, von Nordmannien zurückkommend, in Heidiba. Er zog sofort die Streitmassen der Dänen von allen Seiten zusammen, und fing die aus Danien heimkehrenden Heiden auf dem Felde bei Heidiba auf. Dort sollen funfzehn Tausend derselben erschlagen sein, und Frieden und Freude wurden den Christen zu Theil und währten, so lange Magnus regierte.

Zur selben Zeit erschien Godescalk, der nach dem Tode des Königs Chnut und seiner Söhne aus Anglien zurückkehrte, in feindlicher Absicht in Sclavanien, fiel alle an und flößte den Heiden großen Schrecken ein. Von seiner Tapferkeit und der Gewalt, die er über die Barbaren hatte, werden wir nachher[196] reden.

76. Und während nun im Auslande solche Begebenheiten mit abwechselndem Glücke vorfielen, begann in Bremen selbst die

Lage der Dinge zu schwanken:

- das Höchste
fällt alsbald, nicht ist’s ihm vergönnt, daß es lange sich halte.[197]

und das neidische Geschick sah auch zu unserem Glücke scheel.

In jenen Tagen starb die sehr edle Gräfin Emma, die Wittwe des Grafen Liutger. [und Schwester Meginwerks, des [117] Bischofs von Padarburn], den sie bereits vor vierzig Jahren[198] verloren hatte. Sie vertheilte beinahe das ganze ungeheure Vermögen, welches sie besaß, an die Armen und an die Kirchen. Ihr Leib ruht in der Kirche zu Bremen, ihre Seele möge sich himmlischer Ruhe erfreuen. Sie schenkte noch während ihrer Lebzeit der Bremer Kirche den Hof Stiplaga[199] unweit des Rheins. Lismona aber ward wegen eines, ich weiß nicht welchen, Vergehens ihrer Tochter dem Kaiser Conrad zu Theil. Darum besuchte dazumal die Königin Gisla [Bremen, that den dortigen geistlichen Brüdern viel Gutes, ebenso der Kirche und allen Einwohnern; darauf kam sie nach] Lismona [begleitet vom Erzbischof.]

77. Im vorletzten Jahre des Erzbischofs[200] brannte die KircheSCH. 58. des heiligen Petrus zu Bremen nieder, und diese Feuersbrunst verzehrte das Kloster sammt den Werkstätten, die Stadt sammt den Gebäuden gänzlich, und es blieb keine Spur des früheren Wohnortes übrig. Da gingen der Schatz der heiligen Kirche, da die Bücher und die Gewänder, da alle Zierrathen unter! Und dieser Verlust an Besitztümern hätte noch leicht ersetzt werden können, hätten wir nur nicht noch größeren Schaden an Sitten genommen. „Denn weit unterscheiden sich, wie jemand sagt, die Verluste an Sittlichkeit von den Verlusten an zeitlichen Dingen, weil jene in uns liegt, diese aber außer uns sich befinden“ Gewiß nämlich ist, daß von jener Zeit an von den [118] Brüdern, welche bisher ein kanonisches Leben geführt hatten, nunmehr aber außerhalb des Klosters umherschweiften, die Regel der heiligen Väter, die bis dahin gar manches Jahrhundert hindurch eifrig beobachtet war, zuerst vernachlässigt zu werden anfing, dann aber, völlig verworfen, veraltete.

Es sind aber von der Ordination des heiligen Willehad, zu welcher Zeit die Kirche zu Bremen gegründet wurde, bis zum Ausgange Alebrands, wo eben diese Kirche abbrannte, ungefähr 270 Jahre.[201]SCH. 59.

78. Die Kirche brannte aber ab zu Anfange des Herbstes, nämlich am 11. September. Der Erzbischof war damals gerade auf einer Reise nach Friesland; als er nun die Einäscherung des Gotteshauses erfuhr, kehrte er sofort um, und indem er im Sommer darauf den Grund zum Neubau legte, beschloß er, unsere Kirche nach dem Muster des Kölner Doms ausführen zu lassen. Und ich glaube wahrhaftig, er würde, hätte ihm das Geschick ein längeres Leben beschieden, den ganzen Bau der Kirche in wenig Jahren vollendet haben; so groß war dieses Kirchenfürsten Lebhaftigkeit und beharrlicher Eifer bei jeglichem Werke, besonders aber beim Baue des Gotteshauses. So wurden allein in diesem Sommer, indem doch der Bau erst begonnen war, nicht blos der Grund gelegt, sondern auch die Säulen und deren Bogen und die Seitenmauern vollständig errichtet.

Nach Verlauf des Winters wanderte, als das Osterfest schon nahe war[202], der glückseligste Erzbischof Alebrand [am [119] Tage vor dem Nachtmahle des Herrn], ich glaube, nicht ohne Vorahnung seiner baldigen Abberufung, von der Kirche Scirnbeki[203] [oder Stade, wie Andere behaupten] barfuß nach Bremen. Nachdem er dort unter vielen Thränen ein langes Gebet verrichtet hatte, empfahl er die Kirche Gott und seinen Heiligen. Und als er bereits vom Fieber berührt war, wurde er zu Schiffe nach der Buciner Probstei[204] gebracht, wo er noch sieben Tage am Leben blieb.

So das irdische Pascha mit den himmlischen ungesäuerten Broten[205] vertauschend, ging seine Seele in Freuden zum Herrn hinüber. Der Leib des Erzbischofs aber wurde unter ungeheuerem Wehklagen der Folgenden und der Entgegenkommenden auf der Wissula[206] nach Bremen geschafft und inmitten der neuen, von ihm selbst begonnenen Kirche bestattet, und zwar an der Stelle, wo vorher der Hauptaltar gestanden hatte, neben dem Mausoleum des heiligen Vaters Willehad.

Zur selben Zeit[207] aber starb zu Magedburg der Erzbischof Hunfrid guten Andenkens. Ihm folgte Engilhard, indem Winther, der das Bisthum verschmähete, übergangen wurde.

Im Jahre 1043 des Herrn erfolgte die Beisetzung des geliebten Vaters Alebrand, um den 15. April. Das ist die erste Römerzinszahl.[208]SCH. 60.

Lebe wohl in Christo, liebenswerter und Deiner Heerde ewig unvergeßlicher Seelenhirte! Gehe hinüber zum Pascha des Himmels, um mit dem Osterlamme zu genießen den Süßteig der Lauterkeit und Wahrheit (1 Kor. 5, 8). Werde glücklich [120] aufgenommen in die ewigen Hütten (Lucä 16, 9), auf daß Du daselbst in Gemeinschaft mit den Engeln nie schwindender Glückseligkeit Dich erfreuest! Denn so lange Du mit uns des zeitlichen Lebens genossest, hast Du die Pflichten der Seelsorge auf eine ausgezeichnete Weise erfüllet. Dein Wandel, wie Deine Lehre, Alles an Dir war uns lieb und werth. Jetzt aber bist Du hingerückt, daß die Bosheit Deinen Verstand nicht verkehre (Weish. Sal. 4, 10), und darum ist der Gott der Liebe mit Dir aus dem bösen Leben geeilt (Weish. S. 4, 14), daß Du den Lohn für Deine Mühen in vollem Maße erhalten solltest, wenn Du auch noch nicht alles Gute ausgeführt hattest, was in Deiner Absicht war. Darum bleibet Deine Gerechtigkeit, und Dein Andenken wird nicht erlöschen bis in alle Zukunft hinein! -

Scholien

[65] Schol. 12. Die Sturmaren haben im Osten den Fluß Bilena (Bille), welcher wie jener obengenannte in die Elbe mündet

[66] Schol. 13. Die Travenna ist ein Fluß, der durch das Land der Waigrer in’s Barbarenmeer fließt. An diesem Flusse liegt ein einziger Berg Alderc (Segeberg) und die Stadt Liubice (Alt-Lübeck, Olden Lubeke, vgl. die Anm. zu IV, 1).

Schol. 14. Der Zuentinafluß läuft aus von dem See, an dem die Stadt Plunie (Plön) liegt. Von da geht er durch den Wald Isarnho und mündet in’s scythische Meer.

[67] Schol. 15. Jenseits des Oddoraflusses wohnen zuerst die Pomeranen, dann die Polanen, die zur Seite haben hier die Pruzzen, dort die Behemen, im Osten die Ruzzen.

[68] Schol. 16. Aldinborg, eine große Stadt derjenigen Sclaven, die Waigrer benannt werden, liegt an dem Meere, welches das baltische oder barbarische heißt, eine Tagereise weit von Hammaburg.

Schol. 17. Die Chizzinen und Circipanen wohnen diesseits des Peeneflusses, die Tholosanten und Rehtarier jenseits desselben. Diese vier Völker nennt man wegen ihrer Tapferkeit Wilzen oder Leuticen.

[70] Schol. 18. Die Maraher sind Stämme der Sclaven, welche ostwärts von den Behemen wohnen und umgeben sind auf der einen Seite von den Pomeranen und Polanen, auf der anderen von den Ungern und dem sehr blutdürstigen Volke der Pescinagen, die Menschenfleisch verzehren.

Schol. 19. Die Soraben sind Sclaven, welche die zwischen der Elbe und der Saale liegenden Ebenen bewohnen; Grenznachbaren derselben sind die Thüringer und Sachsen. Jenseits der Ara (Ohre)-Flusses weilen andere Soraben.

[71] Schol. 20.Britannien, eine Insel des Oceans, die einst Albion genannt wurde, liegt zwischen Mitternacht und Abend, Germanien, Gallien und Hispanien, den größten Ländern Europa’s in weitem Zwischenraume zugekehrt. Es hat im Süden das belgische Gallien. Wenn man das nächstgelegene Ufer überschreitet, so zeigt sich eine Stadt, die Rutubi-Hafen (Richborough) genannt wird. Hibernien ist nach Britannien die größte aller Inseln; es liegt westlich von Britannien. Wie es nach Norden zu kürzer ist, so erstreckt es sich nach Süden weit über die Grenzen jener Insel hervor bis gegenüber der Hafenbucht des nördlichen Spaniens. (Aus der Kirchengeschichte des Beda I, 1).

[72] Schol. 21. Im Jahre des Herrn 966 wurden die Dänen durch einen Namens Poppo zum Glauben bekehrt, welcher ein feuriges, glühendes Stück Eisen, das wie ein Handschuh geformt war, vor dem Volke einhertrug, ohne davon verletzt zu werden. Als dies König Harold sah, legte er das Heidenthum ab und bekehrte sich mit seinem ganzen Volke zur Verehrung des wahren Gottes. Poppo aber ward zum Bischof befördert. (Aus Sigeberts Chronik).

[74] Schol. 22. Im Jahre des Herrn 973[209] wurde Wencezlaus, Herzog von Böhmen, von seinem Bruder Bugezlaus, der sich die Herrschaft anmaßte, zum Märtyrer gemacht, um dessentwillen Gott die Stadt Prag, wo er ruht, durch viele Wunder verherrlicht. (Aus Sigeberts Chronik.)

[77] Schol. 23. Dieser Otto, von sehr vornehmer Geburt, war zu Magdeburg Vicedominus und Domherr.

[79] Schol. 24. In Bezug auf diesen Sigafrid wird ein großes Wunder erzählt. Als er nämlich plündernd in’s Kloster Ramsola einbrach, ward er plötzlich von einem bösen Geiste besessen und erlangte nicht eher seine Erlösung, als bis er der Kirche das Ihrige wieder zugestellt und von seinem Landbesitze den Brüdern ein reiches Dorf zum Zinsgenusse geschenkt hatte.

[81] Schol. 25. Heric, König der Schweden schloß mit dem sehr mächtigen Könige der Polen, Bolizlaus[210] ein Bündniß. Bolizlaus gab dem Heric seine Tochter oder Schwester[211]. In Folge dieser Verbindung wurden die Dänen von den Sclaven und Schweden zugleich bekriegt. Bolizlaus, ein sehr christlicher König, mit Otto III. verbunden, unterwarf sich mit Gewalt ganz Sclavanien und Ruzien[212] und die Pruzzen, von denen der heilige Adalbert (997) den Tod erlitt, dessen Ueberreste Bolizlaus damals nach Polen versetzte.

[83] Schol. 26. Dieser Odinkar ward vom König Knut nach England gebracht und dort wissenschaftlich gebildet. Darauf bereiste er seiner Studien halber Gallien und erhielt den Namen eines Weisen und Philosophen. So verdiente er denn auch den ihm zufällig gewordenen Namen „Gottlieb“[213].

[86] Schol. 27. Nach dem Tode von Olaph Trucc’s Sohn, Craccaben, besaß er zwei Reiche. Er zerstörte alsbald den Götzendienst in Nordmannien und befahl durch eine Verordnung, daß daselbst das Christenthum angenommen würde. Damals setzte er auch einen gewissen Gotebald, der aus England kam, als Bischof von Schonen zum Lehrer des Evangelii ein, welches derselbe denn auch mitunter in Schweden, häufig aber in Norwegen verkündigt haben soll.

[87] Schol. 28. Da Mistiwoi nicht vom Christenthume lassen wollte, ward er aus seinem Vaterlande vertrieben und floh zu den Barden, wo er als Christ ein hohes Alter erreichte.

Schol. 29. Aldinburg ist eine große Stadt derjenigen Sclaven, welche Waigrer heißen. Sie liegt an dem Meere, welches das baltische oder barbarische heißt, eine Tagereise von Hammaburg.

[89] Schol. 30.Es geht die Rede, der sclavanische Herzog habe für seinen Sohn um eine Nichte Herzog Bernhards angehalten, und der habe sie ihm versprochen. Darauf schickte der Fürst der Winuler seinen Sohn mit dem Herzoge nach Italien mit tausend Reitern, welche beinahe alle dort erschlagen wurden[214] Und als nun der Sohn des sclavanischen Herzogs das versprochene Weib begehrte, so vereitelte Markgraf Theodorich diesen Plan, indem er erklärte, eine Blutsverwandte des Herzogs könne nicht einem Hunde gegeben werden.

Schol. 31.Theoderich war der Markgraf der Sclaven. Seine Feigheit zwang sie abtrünnig zu werden.

Schol. 32. Markgraf Theoderich, der aus seinem Amte und aus seinem ganzen Erbe ausgestoßen wurde, beendigte als Pfründner zu Magdeburg sein Leben durch einen schlimmen Tod, wie er’s verdiente.

Schol. 33. Im Jahre 1010 wurde das Volk von Ungarn zum Glauben bekehrt durch Gisla, die Schwester des Kaisers, welche mit dem Könige von Ungarn verheirathet, denselben bewog, sich und die Seinen taufen zu lassen, worauf er in der Taufe den Namen Stephanus erhielt. Er wurde später heilig gesprochen. (Aus Sigebert.)

[90] Schol. 34. Ramsolan liegt im Bisthum Ferden, nicht weit von Bardewik. Als nun der Bischof von Ferden das Recht in Anspruch nahm, dieses Kloster einzurichten und zu regieren, wurde er durch ein Urtheil des apostolischen Stuhles bewogen, von seinem Vorhaben abzustehen. Oddo ward an den Papst gesandt, wie die Urkunde besagt[215]

[91] Schol. 35. Es geht die Rede, er sei durch die Pest der Simonie zum Amte gelangt, darum, weil er ein großes Vermögen hatte, von dem er einen Theil wider Willen dem Kaiser überließ, einen Theil aber schenkte er seiner Kirche, die er fromm lenkte, den dritten übergab er seinen Verwandten. Er war ein ehrwürdiger Greis, voll Liebe gegen die Armen, besonders gegen die Kinder derselben. Dies gab Veranlassung, daß die Brüder mit allzu großer Freiheit das Kloster verließen, um, ohne daß man es zuerst merkte, den Umgang mit Weibern zu suchen.

[93] Schol. 36. Unwan hatte an den meisten Oster- oder anderen Festtagen sieben Bischöfe um sich und außerdem die Aebte, nicht minder den Herzog und einige Grafen dieser Provinz, deren jedem er große Ehre erwies.

Schol. 37. Odinkar war ein Sohn des Herzogs Toki von Winland und hatte seinen Sitz zu Ripen. Obwohl nun[WS 1] ein Drittel von ganz Winland ihm als Erbtheil zugefallen sein soll, übte dennoch ein Mann von so großem Reichthume eine wunderbare Enthaltsamkeit. Als ein Beispiel dieser Tugendübung habe ich erfahren, daß er in der ganzen Fastenzeit immer einen Tag um den andern sich von einem seiner Priester geißeln ließ.

[95] Schol. 38. Knut, der Sohn König Suein’s, empfing, indem er seinen heidnischen Namen ablegte, in der Taufe den Namen Lambert. Daher heißt es in dem Buche unserer Brüderschaft: Lambrecht, König der Dänen, und Imma die Königin und Knut, ihr Sohn, haben sich der Fürbitte der Bremer Brüder voll Andacht empfohlen.

[96] Schol. 39. Edgar, der sehr mächtige König der Angeln, hatte von seiner eheleiblichen Frau einen Sohn, Edward, einen sehr heiligen Mann. Dessen Stiefmutter war Afelrud (Aelfthrythe), die den König ihren Stiefsohn mordend, ihren erwähnten Sohn (Aethelred II.), zum Könige einsetzte.

Schol. 40. Knut gab seine Schwester Estred dem Sohne des Königs von Ruzzien zur Ehe.

[97] Schol. 41. Rikard nämlich war, nachdem er die Schwester König Knuts verstoßen, aus Furcht vor den Dänen aus seiner Heimat geflüchtet und nach Jerusalem gezogen und dort gestorben. Seine Genossen aber, vierzig an der Zahl, sollen auf der Heimkehr in Apulien geblieben sein, und von der Zeit an besaßen die Nortmannen Apulien.

[102] Schol. 42. Olaph, der eifrigste Beobachter der Festtage, soll, nachdem er wegen der heiligen Religion aus seinem Reiche vertrieben war, und dasselbe mit Gewalt der Waffen wiedererobert hatte, auf dem Kriegszuge selbst in seinem Zelte schlafend ein Traumgesicht erblickt haben. Und als nun die Feinde ihn überfielen, während er noch schlief, so weckte der Führer seines Heeres, Namens Phin, herbeieilend den König. Darauf rief er seufzend aus: „O, was hast Du gethan? Ich glaubte eben eine Leiter erstiegen zu haben, deren Ende die Sterne berührte. Ach! schon war ich auf die höchste Stufe dieser Leiter gelangt und der Himmel stand mir offen zum Eintritte, wenn Du mich nicht erweckt und so zurückgerufen hättest.“ Nachdem also der König dieses Gesicht gehabt, ward er von den Seinen umringt und ohne sich zu vertheidigen getödtet und mit der Märtyrerkrone geschmückt.

[104] Schol. 43. Daher gab er als Seelenhirt in Betreff der Weiber, die sich mit den Domgeistlichen bereits zu offenbarer Schandthat verbunden hatten, das Verbot, daß nicht eine derselben in der Stadt bleiben solle. Demnach wurden jene auf die nächsten Dörfer zur Aufsicht vertheilt, und diese Pest hörte auf bis zum Brande der Kirche und zur Zerstörung des Klosters.

Schol. 44. Zur selben Zeit verschied Poppo, der hochberühmte Bischof der Dänen, dem bald nachher Esico zum Nachfolger bestimmt wurde, der aber, als er am Egdoraflusse anlangte, von einer Krankheit ergriffen, starb.

[105] Schol. 45. Thorgot und zugleich auch Bischof Odinkar sollen lange vorher verkündet haben, die Kirche von Hamburg und Bremen werde einmal wegen ihrer Sünden zerstört werden: diese Prophezeihung sieht man jetzt erfüllt.

Schol. 46. Eine Schwester des Bischofs Odinkar war Asa, ein sehr frommes Weib, welche auch eine Pfründe zu Bremen hatte. Diese ging immer barfuß einher und soll zwanzig Jahre hindurch Fasten, Gebet und Almosen obgelegen haben, indem sie nur selten die Kirche verließ, und als sie darauf eines seligen Todes verschied, schenkte sie, da sie an Schätzen nichts mehr besaß, der Kirche ihre Kinder.

[105] Schol. 45. Thorgot und zugleich auch Bischof Odinkar sollen lange vorher verkündet haben, die Kirche von Hamburg und Bremen werde einmal wegen ihrer Sünden zerstört werden: diese Prophezeihung sieht man jetzt erfüllt.

Schol. 46. Eine Schwester des Bischofs Odinkar war Asa, ein sehr frommes Weib, welche auch eine Pfründe zu Bremen hatte. Diese ging immer barfuß einher und soll zwanzig Jahre hindurch Fasten, Gebet und Almosen obgelegen haben, indem sie nur selten die Kirche verließ, und als sie darauf eines seligen Todes verschied, schenkte sie, da sie an Schätzen nichts mehr besaß, der Kirche ihre Kinder.

[106] Schol. 47. Kaiser Conrad führte in jedem Jahre sein Heer gegen die Sclaven und darum war großer Friede jenseits der Elbe.

[107] Schol. 48. Die berühmte Gräfin Emma schenkte, während Erzbischof Libentius das Wort Gottes verkündigte, der heiligen Bremer Kirche zwei Kreuze, eine Altartafel und einen Becher, alles aus Gold und Edelsteinen verfertigt, zum Belaufe von zwanzig Mark Goldes; außerdem noch Weihgewande und viele Zierstücke und goldene Stolen und Altardecken und Bücher.

Schol. 49. Hermann kaufte von den Bewohnern des Landes das Marschland Eternbroch.[216] Diese Schenkung bestätigte Kaiser Conrad der Kirche vermittelst einer von ihm ausgestellten Urkunde, wie das aus der im Archive hinterlegten Handschrift zu ersehen ist.

[108] Schol. 50. Dieser Suidger ward vom Papenberger Bisthume auf den apostolischen Stuhl versetzt, nachdem drei Schismatiker aus der Reihe der Päpste ausgestoßen waren.

Schol. 51. Man sagt nämlich, er würde, hätte er ein längeres Leben gehabt, alles verändert haben. Daher begann er auch eine Mauer um die Stadt zu ziehen und ließ das Bethaus niederreißen und vieles andere, woraus man sehen kann, daß sein Wille nicht bös war.

[109] Schol. 52. Er selbst ordinirte den Bischof Esico von Hedibu, der aber starb, bevor er sein Bisthum betrat.[217]

[110] Schol. 53. Geistlichen seiner Kirche, die er der Unterstützung benöthigt fand, schenkte er heimlich vier bis zehn Schillinge Silbers, manchen auch eine Pfründe, manchen seine eigenen Kleider. Auch ließ er oft, wenn sie von Nichtgeistlichen schimpflich behandelt wurden, voll Mitgefühls diejenigen, die sie geschlagen hatten, vor seinen Augen mit Faustschlägen und mit Riemengeißeln züchtigen.

Schol. 54. Da er aber die verderbliche Pest der unerlaubten Eheverbindungen der Geistlichen von Tag zu Tage zunehmen sah, so beschloß er in die Fußtapfen seines Vorgängers zu treten, jedoch erst, wenn er die Kirche und das Kloster in die gehörige Lage versetzt hätte.

[111] Schol. 55. Er war gewillt, die von einer Mauer umgebene Stadt mit drei Thoren und zwölf Thürmen zu versehen, und zwar so, daß den ersten derselben der Bischof, den zweiten der Vogt, den dritten der Propst, den vierten der Decan, den fünften der Vorsteher der Schulen, den sechsten die geistlichen Brüder und die Domherren, und die übrigen sechs die Bürger unter Herbeiziehung von Wachmannschaften zugetheilt bekommen sollten.

[112] Schol. 56. Der sehr edle Erzbischof Hermann[218] von Köln soll die alte Klage wegen Bremens erneuert haben. Indeß that er, sowohl durch Bezelins Ansehn, als wegen eines dreijährigen Stillschweigens in Betreff dieser Sache zurückgewiesen, den Ansprüchen unsers Erzbischofs Genüge und behielt denselben noch einen ganzen Monat als seinen Gast bei sich in Köln.

[114] Schol. 57. König Magnus belagerte mit einer großen dänischen Flotte Jumne, eine sehr reiche Stadt der Sclaven. Der Verlust war auf beiden Seiten gleich. Magnus setzte alle Sclaven in Schrecken; denn er war ein frommer Jüngling und unsträflichen Wandels, darum gab ihm Gott in allem den Sieg.

[117] Schol. 58. Der Erzbischof verlieh dem Edo die Propstei, darüber von eifersüchtigem Grimme erfüllt, zündete der jüngere Edo, sein Neffe, das Münster an. Zur Sühnung für diese Versündigung am Heiligen brachte Edo’s Vater sein Erbgut der Kirche dar. Der Probst Edo aber ging als Pilger nach Jerusalem, indem er um die Zeit, wo das Fest des heiligen Jacob gefeiert wird, abreiste und in der nächsten Osterzeit wieder heimkehrte.

[118] Schol. 59. Es behaupteten nämlich manche von Alebrands Neidern, er habe blos den Fehler des Hochmuths gehabt. Daher erhob sich zwischen ihm und dem Bischof Brun von Ferden ein Streit, wie ihn Bischöfe nicht hätten führen sollen, und zwar zumeist veranlaßt durch den Hochmuth eines gewissen Wolfrid, eines Vogtes, der auch eines plötzlichen und kläglichen Todes starb, ebenso wie der Erzbischof.

[119] Schol. 60. Zu demselben Jahre, in welchem der Erzbischof starb, verschied auch Odinkar, Bischof von Ripen. Als er am Ostertage die Messe gehalten hatte, ordnete er seine Angelegenheiten, des Todes gewiß.

Anmerkungen der Übersetzung von J. C. M. Laurent

  1. Oder vielmehr etwas früher, denn Adalward war schon am 23. Octbr. 933 gestorben. L.
  2. undatirte Bulle Jaffé-Loewenfeld 3612.
  3. So übersetze ich das lat. potestas, ein Beamter, welcher in Italien als podestà, in Bremen als Koninclike wolt und bei den Friesen als Woltbote urkundlich varkommt. L.
  4. Nämlich vom 30 Juni und 8 August 937, und vom 10. August 965, Mon. Germ. Diplomata I, 98. 100. 422.
  5. Vergl Psalm 126, 5
  6. Er war in den Jahren 936 und 937 bis zu seiner Bischofswahl Otto's I. Kanzler.
  7. Vergl. Psalm 89, 15; 97, 2
  8. Von dieser ganzen Erzählung steht es fest, daß sie durch Verwechselung von Otto II. auf Otto I. übertragen ist, s. O. Grund in d. Forschungen z. deutschen Gesch. XI, 575.
  9. Urkunde vom 26. Juni 966, Mon. Germ. Dipl. I, 411. Die Bischöfe werden schon 943 aus der Synode zu Ingelheim genannt
  10. Am 2. Januar 948, Jaffé-Loewenfeld 3641.
  11. Aarhus.
  12. Fünen.
  13. Schonen.
  14. Er war Heinrichs I. Sohn und Erzbischof von Köln von 953-965.
  15. Von Otto II. 976.
  16. Die folgenden Angaben bezeichnen den Anfang einer durchaus unhistorischen Sagenbildung; Hermann war ein Mann von sehr vornehmer Abkunft und großem Erbgut; s. d. Excurs in Koepke-Dümmlers Jahrb, Otto I, S. 570-583.
  17. Protoscriniarius, Oberarchivar. L.
  18. Nicht von Leo, sondern von Johann XII wurde Otto I. im J. 962 am 2. Febr. gekrönt, Leo aber ward erst im Nov. 963 Johann’s Nachfolger
  19. Richtiger im 26sten.
  20. Richtiger im 162sten.
  21. Dieser kam erst 967 im Octbr. nach Italien, als der Vater den dritten Zug dahin unternahm.
  22. Richtiger vier, nämlich von Ende 961 bis Anfang 965.
  23. Am 6. Oct. 962 nennt ihn der Kaiser seinen obersten Rathgeber, Mon. Germ. Dipl. I, 356.
  24. S. Hamb. Urkundenbuch Bd. I. Nr. XLII. Anm. 2. Ein Kenotaph Benedikts V. war in der Hamburgischen Domkirche bis zu deren in dem ersten Jahrzehende dieses Jahrhunderts erfolgten Niederreißung L.
  25. Triadhelm starb als erwählter Erzbischof von Magdeburg im J. 981. Mehr von ihm s. bei Thietmar von Merseburg.
  26. Das Dorf Heßlingen eine halbe Meile von Zeven
  27. D. i. Reepsholt in Ostringien, Amt Friedeburg, im jetzigen Großherzogthum Oldenburg. S. Hamb. Urkundenbuch Bd. I. Nr. XLVI.
  28. Adalbert ist nicht im J. 971, wie Adam meint, sondern 968 ordinirt; er starb aber 13 Jahre nachher, im J. 981.
  29. Zeitz.
  30. Oldenburg in Wagrien.
  31. Dithmarsen.
  32. Meldorf.
  33. Stör.
  34. Schönefeld.
  35. Delvenau.
  36. Hornbeck im Kirchspiel Breitenfelde.
  37. Die Quelle der Bille.
  38. Wesenberg, ein Kirchdorf an der Trave.
  39. Ein Bach, jetzt Bissenitz genannt.
  40. Travenhorst.
  41. Blunk im Kirchspiel Segeberg, am östlichen Ufer der Trave.
  42. Tensebeck, s. Helmold I, 57. 63. 93.
  43. Der Stocksee.
  44. Der Plönersee; an diesen Namen erinnert noch das Dorf Kollübbe.
  45. Bornhöft, s Helmold I, 94.
  46. Die Schwentine. Einige von Lappenberg abweichende Deutungen in Beyer’s Festschrift für Lisch 1877.
  47. Adam meint die Wenden, braucht aber verkehrter Weise diese altgermanischen Volksnamen.
  48. Bayern.
  49. So genannt nach ihrer Stadt Reric
  50. Meklenburg, jetzt ein Dorf bei Wismar.
  51. Sie wohnten zu Adams Zeiten im Linagga, wo die Stadt Putlitz; früher waren sie weiter verbreitet.
  52. Sie haben ihren Namen vom Flusse Warnow
  53. An sie erinnert noch der Name des Dorfes Kessin bei Rostock.
  54. Um den Fluß und See Tollense, an der Grenze der schwerinischen und strelitzischen Gebiete.
  55. Sie saßen in den Aemtern Strelitz und Stargard in Meklenburg-Strelitz
  56. Demmin.
  57. Havel.
  58. Am Flusse Dosse; ihre Stadt hieß Wittstock.
  59. An der Oder, wo die Stadt Lebus.
  60. In Havelland. Vergl. Thietmar Buch IV, Kap. 20.
  61. Ueber die Lage derselben sind verschiedene Ansichten und man hat keine Gewißheit. Eine Beschreibung der Stadt und des Tempels gibt Thietmar von Merseburg Buch 6, Kap. 17.
  62. Virgils Aeneide VI, 439.
  63. Bei Wollin.
  64. Wenn Kap. 5 gemeint ist, so steht daselbst nur: „Der Aetna ist dem Vulcan heilig.“ Der Vulcanstopf scheint hier eine Waare zu bedeuten, sonst nennt Gregor der Große (Dialogen Bch. IV, Kap. 30) den Berg Vesuvius so, nämlich Olla Vulcani. L. (Man könnte auch an ein Leuchtfeuer denken. W.)
  65. Demmin.
  66. Peene.
  67. Bewohner Rügens, von Widukind Ruani genannt.
  68. Kiew.
  69. Weil Erzbischof Adaldag, wie Kap. 17 erwähnt wird, an dieser Belehrung einen so großen Antheil hatte, gedenkt er derselben hier, wo er Adaldag’s Leben schildert.
  70. Karl, Bruder des Königs Lothar von Frankreich, war nur Herzog von Lothringen. König ist hier also in dem alten weiteren Begriffe gebraucht, wonach es auf alle Glieder eines Herrschergeschlechts angewandt wird.
  71. Wildeshausen, südwestlich von Bremen. Es sind die Urkunden vom 16., 18., 20. März 980 für das Erzbisthum, die dänischen Bisthümer und das Kloster Repsholt.
  72. Herzog Hermann starb 973 am 27. März.
  73. 20. Mai 981.
  74. Er regierte jedoch selbst in England nicht.
  75. Um 951, siehe Lappenberg, Gesch. von England I, Seite 392.
  76. Diese kommen schon oben Kap. 4 vor, der erste als Bischof von Schleswig, der zweite von Ripen, der dritte von Aarhus.
  77. Bischof von Schleswig von 984-990. Siehe Hamb Urkundenb. Band I, Nr. L.
  78. Ist vielleicht der in dem kleinen Bremer Zeitbuch unter den Jahren 972-984 aufgeführte Adaldag. Siehe Lappenberg’s Geschichtsquellen des Erzstiftes und der Stadt Bremen (Bremen 1841) S. 5, und Monum. Germ. SS. VII, p. 392
  79. Bischof von Schleswig von 990-1010.
  80. Ward zwischen 984 und 988 ordinirt.
  81. Missizlav, war nach Helmold I, 13, Sohn des Billug und Fürst der Obodriten.
  82. Anspielung auf Lucan’s Phars. I, 1:
    Mehr denn Bürgerkrieg, Emathiens Fluren verheerend,
    Singe ich...
  83. Roeskilde, Rothschild.
  84. Sollte heißen Tydide, Tydeus Sohn; denn Tydeus, der Sohn des kalydonischen Königs Oeneus und der Vater des Diomedes hatte seinen Bruder Menalippos unwissend getödtet, und so hatte also Diomedes, sein Sohn, den Mord seines Vaters zu verschweigen.
  85. Die Holsaten, Stormarn und Hadeler hatten einige von dem sächsischen Rechte abzweichende Gesetze. Dies lehrt der Sachsenspiegel Buch III, Art. 64, § 3. Vergl. die Glosse zu Buch II, Art. 14, § 1 und zu Buch III, Art. 44, § 2.
  86. Sollte heißen XVI; Papst Johann XV. war schon 985 gestorben.
  87. Dies ist wohl der Magdeburger Presbyter Odda oder Oddo, den nach Thietmar VI, 58, der sterbende Lievizo zu seinem Nachfolger empfahl. Vergl Hamb Urkundenb, Bd. I, Nr. LVIII und die Anmerkung. — Vicedominus ist Stellvertreter des Erzbischofes.
  88. Nach Thietmar, Bd. VII. Kap. 26, nahmen ihn die Nortmannen gefangen.
  89. D. h. im Jahre 994 nach Thietmar, Buch IV, Kap. 16.
  90. D. h. Schiffmänner; asc, ein kleines Schiff.
  91. Von Haduloa, d. i. Hadeln.
  92. Von Stade, Markgraf der Nordmark.
  93. Weser.
  94. Die Grafschaft Lesum , belegen in dem 1, 13 erwähnten Gau Wigmodien.
  95. Jetzt Glinstedt und Glinster Moor zwischen den Flüssen Oste und Hamme.
  96. Bücken in der Grafschaft Hoya.
  97. Von Schweden.
  98. Nach Andern ist es Olav’s Sohn und König in Upland
  99. Aethelred, Eadgar’s Sohn, regierte von 978 bis 1014
  100. Vergl. Thietmar, Buch II, Kap. 8. Der Vorfall wird aus verschiedenen Zeiten erzählt und sagenhaft ausgeschmückt.
  101. Saxo der Grammatiker, Buch X, erzählt dies von dem älteren Odinkar. Vergl. Scholion 37.
  102. Siehe Buch IV, Kap. 33.
  103. Sigrid war nach Thietmar, Buch VII, Kap. 23, von ihrem Gemahl verstoßen.
  104. Von den Schweden Anund Jacob genannt.
  105. Ingagert, Gemahlin des Jaroslaw Wladimirowitsch, Königs von Rußland.
  106. Dies bezieht sich auf den Satz vor den Klammern.
  107. Helsingborg.
  108. Snorro Sturleson in der Saga von Olav Tryggväson nennt einen andern Ort der Schlacht, nämlich Suolder bei Rügen. Vergl Dahlmann, Geschichte von Dännemark Theil I, Seite 93.
  109. Von isländ. kráka, Krähe, und bein, Knochen.
  110. Nämlich 985—987, 990 f., 997. Siehe Thietmar, Buch IV, Kap. 8 und 20.
  111. Otto III. kam nach Rom im Jahre 996 im Mai, im Jahre 998 im Februar und im Jahre 1000 im November.
  112. Er starb am 24. Januar 1002.
  113. Adam verwechselt hier die Begebenheiten nach Otto’s II. Tode mit denen nach Otto’s III. Absterben.
  114. Nämlich Slavaniens.
  115. Die Philister; wie auch Psalm 56, Vers 1 im Urtexte nicht Philister, sondern Fremde steht.
  116. Das hier folgende Stück steht nur in einer Handschrift (4). Die Scholien der Handschriften 2 und 3 enthalten Theile davon.
  117. Von der Nordmark. Seine Absetzung berichtet der sächsische Annalist z. J 983. Nach den Quedlinburger Annalen starb er 985.
  118. Sohn des Grafen Heinrich von Stade.
  119. Rosenfeld oder Harsefeld; siehe den Annalisten z. J. 1010.
  120. Herzog Benno starb eigentlich 1010, nach Adam aber im zweiundzwanzigsten Jahre des Erzbischofs Libentius, also im Jahre 1010, und Erzbischof Llbentius im Jahre 1013. Die hier erwähnten Begebenheiten fielen also nach Adams Rechnung in die Zeit von 1010 oder 1011—1013.
  121. Er starb am 9. Februar 1011, nicht 1010, welches doch das zweiundzwanzigste Jahr des Erzbischofs Libentius zu sein scheint.
  122. Liudger starb am 26. Februar 1011. Von der Gräfin Emma siehe unten Kap. 49 und 60.
  123. Nämlich bereits 1004
  124. Im Jahre 1012.
  125. Siehe unten Kap. 47.
  126. Siehe unten Kap. 62.
  127. Siehe von ihm Thietmar, Buch VI, Kap. 30.
  128. Das ist Erzbischof.
  129. Nämlich Benedikt VIII. im Jahre 1022 im April. Die erhaltene Bulle, Jaffé-Loewenfeld 4038, ist aber gefälscht.
  130. Baden im Gaugerichte Achim; siehe Hamb. Urkundenb. I, Nr. LX.
  131. Hausberge an der Weser, wo beide im Jahre 1019 zusammenkamen.
  132. Bremen, Bücken, Rameslo und Harseveld.
  133. Benno oder Bernhard war im Jahre 1014 Bischof von Oldenburg, nachher von Meklenburg, und starb 1023. Siehe Thietmar, Buch VII, Kap. 4 und Buch VIII, Kap. 4.
  134. Othinkar war 1005 am 7. Juli auf dem Concil zu Dortmund. Siehe Thietmar, Buch VI, Kap. 13.
  135. Vergl. Kap. 53.
  136. Hier ist die Geschichte der Kirche in drei Theilen (Historia ecclesiastica tripartita) gemeint, wo. Buch IX, Kap. 47 nachzulesen ist.
  137. Hiring, siehe oben Kap. 22.
  138. Siehe oben Kap. 32.
  139. Adam verwechselt hier den Olaph, Harold’s Sohn, mit seinem Vorgänger, Olaph Craccaben, dem Sohne Truecco’s. Vergl. oben Kap. 35 und 38.
  140. Er starb 1014 am 2. Februar.
  141. Olaph, genannt Skautkonung, der Sohn König Erich’s des Siegreichen, dessen Wittwe, Sigrid Storrade, den Suein, Knuts Vater, geheirathet hatte. Siehe oben Kap. 47.
  142. Er starb am 23. April 1016.
  143. Eadward der Märtyrer starb am 18 März 978.
  144. Späterhin als Eadward der Bekenner, König von England.
  145. Eadmund Ironside, Ethelred’s Sohn, starb am 30. November 1016.
  146. In Ungarn findet sie Lappenberg. Gesch. von Großbr. I, 463.
  147. Estred, Knuts Schwester, nicht Margareta, heirathete nicht Richard, sondern dessen Bruder und Nachfolger Robert II, Herzog der Normandie, nachdem ihr erster Gemahl, Herzog Ulf oder Wolf, im Jahre 1025 gestorben war.
  148. Sie hieß Gythe.
  149. Robert von der Normandie (siehe oben Anm. 6) starb 1035 in Ricäa; er war der Vater des Herzogs Wilhelm, des Bastards.
  150. Björn † 1049.
  151. König Svend Estrithson, d. h Sohn der Estred.
  152. Ward im Jahre 1053 auf einer Pilgerfahrt getödtet.
  153. Fiel in der Schlacht bei Stamfordbridge am 25. Sept 1066.
  154. König von England, fiel im Januar 1066 in der Schlacht bei Hastings oder richtiger bei Senlac.
  155. Gerbrand war im Jahre 1022 in England, Arthelnoth war von 1020-38 Erzbischof von Canterbury.
  156. Miseco II. ward im Jahre 1032 von Kaiser Konrad II. überwunden.
  157. Gunhilde oder Aetheldrude, die Tochter König Kanuts, heirathete nach dessen Tode 1036 Kaiser Heinrich III.
  158. Der Dicke oder der Heilige.
  159. Sigafrid war Grimkils Vetter, siehe Buch IV, Kap 1; Rudolf kam 1050 nach England zurück, wo er Abt des Klosters Abingdon wurde.
  160. Vergl oben Kap. 50
  161. Skara.
  162. Nach Thietmar, Buch VI, Kap. 54. war Thurgat schon 1013 bei Unwans Ordination als Bischof zugegen.
  163. Die West- und die Ostgothen in Ost- und Westgothland in Schweden.
  164. Von Uto, Mystiwoi’s Sohn, siehe oben Kap. 40 und unten Kap. 64; von Sederich ist vielleicht Kap. 24 die Rede gewesen.
  165. In der Handschrift 1 steht islanorum, ist aber auch hier in insularum verändert, so daß schwerlich an Isländer zu denken ist.
  166. So Theodorich in seiner Geschichte der Schweden, Kap. 19, im Jahre 1029.
  167. Drontheim.
  168. Vielleicht Lideneshusen. Siehe Hamb. Urk., Band I, Nr. 66.
  169. Hier irrt sich Adam. König Kanut war schon im Jahre 1026 nach Rom gekommen, und die Vermählung König Heinrichs III. mit dessen Tochter erfolgte erst nach dessen Tode. Vergl. Lappenberg’s Gesch. von Großbritannien I, 476.
  170. Nämlich Svend, König von Norwegen († 1036), Harold, König von England, und Harthacnut, König von Dänemark und nachher von England.
  171. Siehe über sie oben Kap. 44 und unten Kap. 76.
  172. Also um 24 August, wie er auch ausdrücklich sagt. Aber nach verschiedenen Nekrologen ist er am 25. August gestorben.
  173. Richtiger die fünfzehnte.
  174. Terra salsuginis, ein Ausdruck aus dem alten Testament, Hiob 39, 6, Ps. 107, 34, Jerem. 17, 6, von Luther mit Wüste übersetzt.
  175. Suidger, Bischof von Bamberg von 1043—1046, saß als Papst Clemens II. auf dem Stuhle Petri von 1046-1047.
  176. Vielleicht Guido von Arezzo, von dem jedoch sonst nicht berichtet wird, daß er nach Deutschland gekommen sei.
  177. Nämlich um den sog. Kreuzgang, dessen eine Seite der Dom bildet.
  178. Vario cancellorum ordine, vielleicht des Gitterwerk, welches die Bogen des Kreuzganges verschließt.
  179. Vergl. oben Kapitel 58.
  180. Diese lag in der Gegend des nachmaligen Schauenburger Hofes.
  181. Im Jahre 1026.
  182. Sollte heißen im vierten.
  183. Lauter Irrthümer, denn Kaiser Conrad II. starb am 4. Juni 1039, König Kanut war schon 1035 am 11. Nov. und König Olaph von Schweden gar bereits um 1024 verschieden. Auch sollte Adam statt leibliche Brüder hier Stiefbrüder gesagt haben. Siehe oben Kap. 50.
  184. Am 17. März 1039
  185. Von Stade, Markgraf der Nordmark.
  186. Um 1036.
  187. Harthacnut starb am 8. Juni 1042.
  188. Weser.
  189. Lesum.
  190. Aumunde.
  191. Eduard der Bekenner ward Ostern 1043 gekrönt.
  192. Dies war er von 1038-44.
  193. Sie hieß Wulfhilde.
  194. Das ist Rom.
  195. Dieser Harald war ein Sohn des Thurkill Sprakaloeg, vermählt mit Gunhilden, einer Nichte König Kanuts von dessen Schwester, welche mit dem Slavenkönig Wirthgeorn verheirathet war. Erschlagen wurde er am 13. November.
  196. Siehe unten Buch III, Kap. 18.
  197. Lucan’s Pharsalia I, 71, 72.
  198. Sollte heißen achtundzwanzig, denn Graf Liudger war am 26. Februar 1011 gestorben sie aber starb am 3. December im vierten Jahre Alebrands, welches vom October 1038 bis 1039 geht.
  199. Stiepel am rechten Ufer der Ruhr in der Grafschaft Mark, im vormaligen Amte Blankenstein.
  200. Das ware im Jahre 1044, allein das Bremer Zeitbüchlein hat 1043.
  201. Von 788 bis 1045 sind kaum 257 Jahre
  202. Nämlich im Jahre 1045, wo Ostern auf den 7. April fiel. Folglich paßt dieses Jahr besser zu der Erzählung von Alebrands Tode, als das Jahr 1043, wo Ostern schon am 8. April war.
  203. Scharmbeck, A. Osterholz.
  204. Siehe oben Kap. 31 Anmerkung.
  205. Vergl. 3. Mos. 23, 5, 6.
  206. Weser
  207. Vielmehr 1051.
  208. Vergleicht man Vorstehendes mit Kap. 67, so erhellt, daß Bezelin im Jahre 1045 in der fünfzehnten Römerzinzzahl starb. Adams Irtthum rührt daher, weil er das Jahr 1030 unrichtig für das Todesjahr des Libentius hielt. L. - Dehio, Gesch. des Erzb. I b. 67, hat wieder 1043 für das richtige Jahr erklärt.
  209. Wenzlav wurde am 28. Sept. 936 getödtet, im Jahre 973 aber ward das Bisthum Prag gegründet.
  210. Bolislaw, Miseco’s Sohn, 992—1025.
  211. Sigrid Storrada, die Tochter Miseco's und die Schwester Bolizlaw’s, welche beide Herzoge von Polen waren. Siehe Kap. 87 in unserm Buche und Thietmar, Buch VII, Kap. 28.
  212. Bolislaw bezwang die Russen in den Jahren 1013 und 1018.
  213. Odinkar ist entstanden aus Odin und isländisch kaer, lieb.
  214. Hier ist wohl der Zug Kaiser Otto’s II. vom Jahre 981 und 982 gemeint.
  215. Siehe das Hamb. Urkundenb., Band I. Nr. LVIII und daselbst die Anmerkung, und Thietmar, Buch IV, Kap. 53. 54.
  216. Am Flusse Eyter, der unweit Thedinghusen in die Weser fließt.
  217. Siehe oben Kap, 44. 47 und das Scholion 44.
  218. II, 1036-1055.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uun