Hat das Städtchen Berneck wirklich seinen Namen von dem Slavischen Donnergott Percun bekommen?

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Autor: Samuel Wilhelm Oetter
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Titel: Hat das Städtchen Berneck im Fürstenthum Bayreut wirklich seinen Namen von dem Slavischen Donnergott Percun bekommen?
Untertitel: Beantwortet von Samuel Wilhelm Oetter.
aus: Journal von und für Franken, Band 1, S. 522–539
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1790
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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II.
Hat das Städtchen Berneck im Fürstenthum Bayreut wirklich seinen Namen von dem Slavischen Donnergott Percun bekommen? Beantwortet von Samuel Wilhelm Oetter.


§. 1.
Zu Untersuchung dieser Frage gibt mir eine vor kurzer Zeit in Bayreut herausgekommene| Schrift unter dem Titel: Ruinen, merkwürdige Gegenden und Alterthümer des Fränkischen Kreises, und darin eine Abhandlung unter der Aufschrift: Berneck, ein historischer Versuch, die Anleitung. Wenn Schriften gedruckt sind, so hat jedermann die Freyheit, sie zu lesen und zu beurtheilen. Es wird mir also erlaubt seyn, meine Gedanken über die Bedeutung des Namens Berneck eröffnen zu dürfen; zumahl da dieß mit aller Bescheidenheit geschehen soll.


§. 2.
Gleich anfangs führet Hr. Henze an, daß einige den Namen Berneck von Beern, und wieder andere von Bärn ableiten; welches ihm aber nicht gefällt. Er bringet deswegen eine andere Meinung bey. Er sagt, die ältesten Bewohner des Bayreutischen oberländischen Fürstenthums seyen Slaven und nicht Teutsche gewesen. Hieraus folgert er, daß auch Berneck einen Slavischen Ursprung haben; und daß der Name dieses Orts von dem Slavischen Donnergott Percun herkommen müsse. Dem Herrn Verfasser ist es aber hier gegangen, wie es andern Gelehrten vorhin gegangen ist. Diese haben aus veralteten Teutschen Mannsnamen Götternamen| gemacht. Dahin gehöret unter andern Falkenstein im ersten Theil der Nordgauischen Alterthümer und Merkwürdigkeiten und zwar im dritten Kapitel von den Abgöttern der alten Teutschen. Hier sagt er S. 92. §. 29: Der Abgott Theut sey in Teutschland angebetet worden, und dieß beweiset er mit dem an der Altmühl gelegenen Dorf Dietenheim. Ein Beweis, welchen Wägemann in seinem also benannten Druidenfuß an Handen gegeben hat. Dieß ist aber eine grundfalsche Auslegung. Dietenheim und so auch das im Bayreuter unterländischen Fürstenthum gelegene Dorf Dietersheim haben ihren Namen von einem Mann bekommen, welcher Diet oder Dieter hieß. Heim aber bedeutet so viel als ein Haus, oder eine Wohnung. Dietenheim ist also so viel als das Dietershaus. Ein gewisser Diet oder Dieter hat an diesen Orten das erste Haus erbauet, und dieß wurde nach seinem Namen Dietersheim oder Dietenheim genennet. Weiter führet Falkenstein das Städtlein Monheim an, und sagt, daß es seinen Namen von dem Teutschen Abgott Monus oder von dem Mond erhalten habe. Mich wundert, daß er nicht lieber Mannheim in der Unterpfalz angeführet| hat. Aber auch diese Erklärung ist grundfalsch. Denn Mann ist auch ein alter Teutscher Mannsname[1] Eine gewisse Person Namens Mann oder Mon hat das erste Haus in beyden Städten erbauet und darnach bekamen sie ihren Namen. Aber nicht einerley Person hat den Grund zu jenen zwey Städten gelegt. Dieß thaten vielmehr zwey unterschiedene Personen. Dornhausen soll seinen Namen von dem Götzen Thor bekommen haben. Thorn und Dorn ist auch nichts anders als ein alter Mannsname, der noch bekannt ist. Ehehin war er ein Vorname, aus welchem mit der Zeit ein Zuname geworden, welcher bis auf den heutigen Tag noch gewöhnlich ist. Ein gewisser Thorn oder Dorn hat den Grund zu Thornhausen gelegt. Gunzenhausen wird noch schöner erkläret. Denn dieß soll seinen Namen von dem Götzen Consus erhalten haben; da doch bekannt ist, daß Gunzo ein alter Teutscher Mannsname war, welcher in den alten Urkunden sehr oft vorkommt.| Ein Gunzo[2] hat an diesem Ort das erste Haus erbauet, und dieß wurde das Gunzenhaus genennet, wornach andere dahin gebaute Häuser auch also genennet worden. Oettingen, dergleichen Orte es verschiedene gibt, soll seinen Namen von dem Abgott Othin bekommen haben. Auch eine sehr falsche Auslegung. In den alten Urkunden hießen diese Orte allemahl Ottingen. Dieß Wort ist aber aus Otto und ingen zusammengesetzt. Das letztere Wort hat verschiedene Bedeutungen. Hier aber bedeutet es so viel als ein Gemach oder ein Haus. Ein gewisser Otto hat an diese Stelle, wo Oettingen stehet, das erste Haus erbauet, und dieß wurde nach seinem Namen Ottingen genennet. Der Häßelberg, ein sehr merkwürdiger Berg in dem Fürstenthum Onolzbach, soll seinen Namen vom Abgott Hesso bekommen haben; da doch gewisser ist, daß dieser Berg seinen Namen von den vielen Haselstauden, welche sich auf selbigem befunden, erhalten hat. Daß dieser Berg| nicht Haselberg heißt, das thut nichts. In Teutschland spricht man, wie in England, das a wie ae, oder wie ein langes e aus. Dieß findet man in unzählichen Wörtern. Daher sagt man ein Heseler Stecken, das ist, der von einer Haselnußstauden genommen ist. Gleiche Bewandniß hat es mit Heslingen. Dieß hat seinen Namen nicht von dem Abgott Heso bekommen. Hes oder Heß ist auch ein alter Teutscher Vorname,[3] welcher in den Urkunden sehr oft vorkommt. Mit der Zeit entstand ein Zuname daraus, der noch gewöhnlich ist. Und daß ich noch eine ähnliche Erklärung eines Orts anführe: so ist es Ottensos unweit Nürnberg. Dieses soll auch seinen Namen von dem Gott Odin oder Othin haben[4]. Dieß Wort ist aber vielmehr aus Ott und sas zusammengesetzet. Es ist sehr gewöhnlich, daß man das a in o verwandelt. Daher| sagt man Ottensos. Sas aber bedeutet so viel als einen Stuhl, oder überhaupt einen Sitz, (sedes) auf welchem man nicht nur eine Zeitlang, sondern beständig sitzt, oder wo man sich beständig aufhält. Sonst wird das Wort sas auch sees geschrieben und ausgesprochen. Eigentlich sollte es säs heißen. Davon kommt Aufsäs, Obersäs, Niedersäs, Gesäs her. Manchmahl findet man das letztere Wort auch Geseze geschrieben und kommt dieß auch vom sitzen her. Ottensos ist demnach nichts anders als Ottonis sedes, der Sitz des Otto, oder das Haus, welches sich ein gewisser Otto zu seinem Wohnsitz bereitet hat.


§. 3.
Gleiches Schicksal hatte Herr Henze mit seinem Berneck, da er aus dem alten Teutschen Mannsnamen Bern einen Slavischen Götzen gemacht hat. Ob es wahr sey, daß die Gegend um Berneck eher von Slavischen Völkern, als von Teutschen bewohnet worden sey, das will ich jetzt nicht untersuchen. Ich zweifle aber sehr an diesem Vorgeben. Wahr ist es aber, daß die Slavischen Völker bis an das Voigtland und weiter eingedrungen sind, dort Wälder ausgereutet,| Häuser und auch wohl Schlösser darauf erbauet, eben wie ihre Slavischen Namen noch bezeugen. Auch weiß man, daß K. Carl der Große viele hundert Slaven habe herausführen lassen, welche sich besonders in den heutigen Bayreutischen und in des Hochstifts Bamberg Landen niedergelassen und sich Wohnungen erbauet haben. Ferner ist gewiß, daß viele Böhmen, die, wie bekannt, auch Slaven sind, vorher freywillig herausgegangen und sich in gedachten Landen niedergelassen haben. Vermuthlich rühren auch unter andern die um Bayreut gelegenen Orte, Dürschniz und Preuschwiz von ihnen her. Aber daß auch Berneck von ihnen herkommen und nach dem Slavischen Donnergott Percun sollte seinen Namen bekommen haben, dieß kann ich nicht glauben. Dieser Donnergott wurde eigentlich Perun genannt und war eben dasjenige, was bey den Römern der Jupiter, und bey den Teutschen, Schweden und andern Völkern der Thor war. Seinen Namen hat er von Perun, welches den Donnerstral bedeutet und wurde in der Gestalt eines Mannes mit zornigen und brennenden feuerrothem Gesicht, nebst einem krausen schwarzen Kopf und Bart, das Haupt mit Feuerflammen umgeben,| abgebildet, welcher einen feurigen Schein in Form des Donnerstrals in der Hand hatte. Dieser Donnergott, wodurch aber das höchste Wesen im Himmel abgebildet wurde, weil der Donner von ihm herkomme, oder die Gewitter regiere, war nur bey den Russen und Preußen unter dem Namen Perun bekannt[5], (und die Lithauer nennen den Donner noch also) nicht aber in Teutschland unter den Slaven, welche hier wohnten. Doch weiß man, daß diese Völker ihren Göttern mehr als einen Namen gaben. Und wenn auch diese Völker einen Götzen gehabt hätten, welcher Percun hieß, wie reimt sich denn Berneck dazu? Es müßte ja Peruneck oder Percuneck heißen. In Rußland ist ein Kloster, welches Perunski heisset, und dieß soll seinen Namen von dem Donnergott bekommen haben[6]. Dieß lässet sich auch besser hören als Berneck. Dieß Wort ist ja völlig Teutsch und hat nicht das mindeste von der Slavischen Sprache. Und hat denn das nicht weit von Berneck gelegene Dorf Bernreut auch seinen Namen von diesem| Götzen bekommen? Überdieß gibt es noch mehrere Orte, welche Berneck heissen. So liegt ein Berneck, und zwar ein Schloß, im Herzogthum Wirtemberg am Schwarzwald. Ist denn dieß Schloß auch von den Slaven erbauet worden? Dahin sind diese Völker gewiß nicht gekommen. Nimmt man nun alles dieß zusammen: so wird man überzeugt werden, daß Berneck kein Slavisches Wort seyn könne, und dieß Schloß seinen Namen nicht von einem heidnischen Götzen bekommen habe. Aber woher denn? Hierauf will ich antworten.


§. 4.

Die meisten Orte, ja ich darf wohl sagen, die allermeisten haben ihren Namen von dem ersten Erbauer bekommen, oder noch deutlicher zu sagen, von demjenigen, welcher das erste Haus oder auch ein Schloß daselbst erbauete. Mit Berneck hat es eben diese Bewandniß.

Berneck aber hieß das Schloß, welches von den Hussiten im J. 1430 ist zerstöret worden[7] und davon das darunter gelegene Städtlein (es hat unter den Städten| des Bayreuter Fürstenthums des mittlern Ausschusses den vierten Rang[8] seinen Namen bekommen hat. Daher heißt dieß zerstörte Schloß das alte Berneck. Dieß Wort ist aber völlig Teutsch. Es ist aus Bern und Eck zusammengesetzt. Was sollen nun diese Worte bedeuten? Das Wort Bern ist ein altes Fränkisches und kein Slavisches Wort. Es bedeutet so viel als einen Mann und zwar in einem vorzüglichen Verstand, oder einen besondern Mann. Daher ist auch der Name Bernhard entstanden. Da hard so viel als tapfer ist: so bedeutet Bernhard einen tapfern Mann. Solche Namen gaben die Alten ihren Kindern nicht, weil sie schon so gewesen wären, sondern deswegen, weil sie so werden sollten. Sie gaben ihnen also diese Namen zur Aufmunterung, daß sie sich bemühen sollten, das zu werden, was ihre Namen bedeuten. Was soll aber das Wort Eck heissen? Es hat solches verschiedene Bedeutungen. Es heißt einmahl so viel als eine Spitze, ein Winkel u. d. gl. Dieß kann man schon aus den Worten, ein Dreyeck, ein Viereck, abnehmen. Sodann bedeutet dieß Wort auch einen Berg. Dieß| lernt man in einer Urkunde[9], in welcher man lieset per montem, qui dicitur Ecke. Da die Schlösser gemeiniglich an dem Eck eines Berges stehen: so mögen sie davon ihren Namen bekommen haben. Die Alten hatten in Gewohnheit, ihre Schlösser, so viel möglich war, auf Berge und zwar an die Ecken oder Spitzen zu bauen, damit ihnen niemand so leicht beykommen konnte und sie dort desto sicherer seyn möchten. Man muß erstaunen, wenn man ein solches altes Gebäude siehet. Denn man sollte nicht glauben, daß es möglich gewesen sey, solche Gebäude an die Ecke oder an die Spitze eines Bergs auf einen solchen gefährlichen Ort zu setzen.


§. 5.
Diese Ecken oder Berge haben nun bey ihrer Erbauung verschiedene Namen erhalten. Einmahl bekamen sie selbigen von ihrer hohen Lage, als Hoheneck, dergleichen Schlösser es verschiedene gibt. Ich will aber nur das in unserm Bayreutischen unterländischen Fürstenthum gelegene Hoheneck anführen. Daß dieß Schloß seinen Namen von der Lage| bekommen habe, das siehet man deutlich. Andere Schlösser dieses Namens heissen Hochneck. Hoch ist ein Mannsname, der sehr oft vorkommt, wie man an der Bambergischen Stadt Höchstätt abnehmen kann, welche in den alten Urkunden Hochstatt heißt. Dieß hat aber seinen Namen nicht von der hohen Lage bekommen, denn es ligt in einer Ebene, sondern von einer Person, welche Hoch geheissen hat. Auch bekamen diese Schlösser ihre Namen von dem Wasser, welches unten vorbey floß, oder an welchem sie lagen. Es ist ein Schloß Ardeck bekannt. Dieß bekam seinen Namen von dem Fluß Ar, an dem es lieget[10]. Der Buchstabe d ist in dieß Wort um der bessern Aussprache willen gesetzet worden, so wie der Buchstabe e bey dem Wort Hochneck[11] Dahin gehöret das| Schloß und die Stadt Vilseck im Hochstift Bamberg. Dieß ist mit der Vilssee umgeben, und unter den sechs Bächen, welche aus diesem See entspringen, heißt einer auch die Vils. Alsdenn bekamen diese Schlösser, welche sich auf Eck endigen, auch ihre Benennung von den Erbauern. In dem Herzogthum Wirtenberg ligt der Burgstall, Arneck genannt, und das darunter gelegene Dorf Arneck, welches von dem Schloß also benennet wurde. Das Wort Arneck ist aus Arn und Eck zusammengesetzet[12] Ersteres ist ein Mannsname, welcher in den Urkunden sehr oft vorkommt. Daher haben auch verschiedene Orte ihren Namen bekommen, als Arnstadt, Arnstein u. dgl. Mit Berneck hat es nun gleiche Bewandniß. Eine gewisse Person, welche Bern hieß, (nämlich mit dem Vornamen; denn Zunamen gab es nicht,) hat dieß Eck oder Schloß erbauet, und darnach bekam es seinen Namen.| Und vermuthlich hat jeder Erbauer seinem Schloß den Namen selbst gegeben. Daß aber Berneck seinen Namen von einem gewissen Bern erhalten habe, dieß bestättiget sich insonderheit dadurch, weil es noch andere Orte gibt, welche von Bern ihre Namen haben. So liegen an der Zenn zwey Dörfer, die Bernheim heissen. Und wenige Stunden davon liegt das Burgbernheim, welches durch die dort gestandene Burg oder Schloß von jenen unterschieden wurde. Dazu kommen noch folgende adeliche Sitze: Bernbach, Bernbrunn, Bernhausen, Bernstädt, Bernstein. u. a. m. Diese Orte haben ihren Namen von einem Mann bekommen, welcher Bern hieß, und hier das erste Haus erbauete, daher wurden sie Bernheim, das ist das Haus des Berns genennet. Das oben angezogene Bernreut ist auch ein Beweis hievon. Denn ein Bern hat hier einen Wald ausgereutet, Felder und Wiesen daraus gemacht und auch ein Haus dahin gebauet. Dieß hieß nun die Reut des Berns oder Bernreut, darunter das Haus und die dazu gehörigen Güter verstanden werden. Dieß Bernreut wird zwar auch Bärnreut geschrieben. Aber dieß ist nicht recht, denn die wilden Thiere oder die Bären haben die Wälder nicht ausgereutet| und sie zu Feldern und Wiesen gemacht. Folglich kann dieser Ort seinen Namen nicht von Bären bekommen haben[13]. Eher könnte er seinen Namen von einem Mann bekommen haben, der mit seinem Vornamen Ber hieß. Dieß war ehehin auch ein gewöhnlicher Vor- oder Taufname, aus dem mit der Zeit ein Zuname geworden und der noch gewöhnlich ist[14]. Doch könnte dieser Name auch Bär bedeuten, denn die Alten hatten in Gewohnheit auch die Namen der Thiere zu geben, insonderheit der herzhaften und tapfern Thiere, als Löw, Eber u. a. m. Unweit Berneck liegt Sparneck, welches Schloß im bundsständischen| Krieg unter dem Herrn Markgrafen Albrecht Alcibiades im J. 1525. zerstöret worden. Der dabey liegende Flecken hat davon seinen Namen bekommen. Auch ein Windeck ist bekannt. Wind ist ein Mannsname. Man kann dieß aus den Orten, welche Windheim heissen, und auch aus Windhausen deutlich abnehmen. Dieß bedeutet nicht so viel als wenn dort die Winde daheim oder zu Hause wären. Vielmehr bedeutet es so viel als die Heimat oder das Haus eines gewissen Mannes, der Wind hieß. Auch ist ein Bußeck bekannt, wovon sich eine vornehme Familie schreibt. In den ältesten Urkunden heißt dieß Schloß Bucheseck. Buch ist auch ein alter Mannsname, aus dem mit der Zeit ein Zuname geworden und noch bekannt ist. Und damit ich noch ein deutliches Exempel anbringe, so findet sich in der Unterpfalz ein Ort, der Ruprechtsecke heißt. Es ist allzudeutlich, daß dieß Schloß seinen Namen von dem Erbauer, welcher Ruprecht hieß, bekommen habe.


§. 6.
Da Herrn Henze um nichts als um die Wahrheit zu thun seyn wird, so hoffe ich, daß er meine Einwendung wider seine Meinung| mir nicht verübeln werde. Ich habe nicht die Feder ergriffen, um zu tadeln, oder um seine Arbeit verächtlich zu machen, sondern bloß die Liebe zur Wahrheit hat mich zu dieser Arbeit bewogen. Sollte aber der Hr. Verfasser andere oder bessere und überzeugendere Gründe beybringen, daß Berneck seinen Namen von einem Slavischen Götzen allerdings bekommen habe: so will ich meine Meinung ohne Anstand widerrufen. Den Leser aber ersuche ich von diesem Aufsatz so zu urtheilen, als er es von den seinigen wünschet.



  1. So schreibet Brunner in den Annal. Boic. Lib. V. p. 711. Eodem anno (scilicet 772) Dingolvingae Boicae oppido, Concilium celebratum. Sex Episcopi, Abbates tredecim interfuere. Primum inter Episcopos locum Manno Nuenburgensis tenuit, quem unum unicumque eius urbis Episcopum scimus.
  2. Dieser Name ist heutzutage, so viel ich weiß, nicht mehr bekannt. Aber der Zuname Günzel ist gewöhnlich, und dieser ist das Diminutivum von Gunzo. Es bedeutet den kleinen Günzel oder den Sohn des Gunzo. Die Alten haben das u wie ü ausgesprochen.
  3. So lieset man in einer Urkunde vom Jahr 1210 in Francisci Guillimanni Habsburg. L. VI. p. 298. Testes, qui huic traditioni interfuerunt sunt hi – Arnoldus et frater eius Hesso de Rinacho – Davon hat auch die Hesseburg ihren Namen bekommen, welches das Stammhaus der Herren von Heßberg ist. Ein gewisser Hesso hat diese Burg erbauet, wornach sie ihren Namen bekam. Heutzutage heißt sie Heßberg.
  4. Dieß sagt unter andern auch Döderlein in den Antiquitat. Gentilisini Nordga. p. 10.
  5. Wie Gerard Johann Vossius in seinem Buch de Theologia Gentili Cap. I. Lib. III. pag. 1557 berichtet.
  6. Nach dem Bericht des Vossius am angezogenem Ort S. 383.
  7. Johann Will, ehemahliger Pfarrer zu Creußen, berichtet dieß in seiner noch ungedruckten Beschreibung des Fichtelbergs unter Berneck.
  8. Nach Wills Bericht am angezogenen Ort.
  9. Diese Urkunde befindet sich in Ioannis Spicilegia Tabularum veterum p. 398.
  10. Wie man in des Hrn. geh. Rath Reinhards historisch Juristischen-Ausführungen im ersten Theil S. 86. sehen kann.
  11. Die Alten hatten in Gewohnheit, in die Mitte eines Worts einen sonst unnöthigen Buchstaben zu setzen. Die Stadt Bopfingen ist hievon ein Beweis. Dieß Wort sollte eigentlich Poppingen geschrieben werden. Denn ein gewisser Poppo hat dort das erste Haus erbauet. Die Schwaben liebten die zischenden Buchstaben. Daher setzten sie in dieß Wort das f. Mit Ingelfingen ist ein gleiches geschehen.
  12. Von diesem Arneck habe ich schon etwas gesagt, in des Herrn Consulent Maders Reichsritterschaftlichem Magazin im zwölften Theil, in einer Abhandlung unter dem Titel: Bestättigte Warheit, daß die Burgställe wirkliche und nicht eingegangene Vesten oder Schlößer und von eben der Beschaffenheit wie diese waren, in einem Schreiben an S. T. Herrn Frid. August Huch, berühmten Rechtsgelehrten und Secretair bey dem Hochlöblichen Rittercanton am Kocher S. 232.
  13. Eben so wenig haben die Orte Hirschau, Schweinau und andere von Thieren ihren Namen bekommen. Künftig werde ich mich hierüber umständlich erklären.
  14. Köler hat in der Geschichte der Grafen von Wolfstein S. 62. unter den Beweisthümern einen Todenschild mit dieser Aufschrift beygebracht: Ao. 1561. ist der Edel und wolgeborne Herr Beer von Wolfstein Freyherr von Obern-Sulzbürg in Gott verschieden. Es ist ganz deutlich, daß Beer hier ein Vor- oder Taufname seyn solle. Da dieß Wort Beer geschrieben wird: so kann es so viel als Bär bedeuten. Doch könnte auf dem Sulzbürgischen Todenschild das Wort Beer den verkürzten Namen Bernhard bedeuten, wie auf der 109ten Seite Num. 6 und 7 abzunehmen ist.