Jesuitentheater zu Freiburg

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Textdaten
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Autor: Ernst Julius Leichtlen
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Titel: Jesuitentheater zu Freiburg
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 383–384
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Jesuitentheater zu Freiburg.

Mit dem Eintritte der Jesuiten in die Stadt und bei der Hochschule (1620) begann ein neuer Zeitraum für das Freiburger Schauspiel. Neben der Volksbühne auf dem Münsterplatz, die man hinfort der Menge überließ, erhob sich im Hofe der Jesuiten eine neue Gattung von Theater, das schulgerecht, gelahrt und auf Stelzen einherschreitend, auf die höheren Klassen der Einwohner berechnet war. Während fast alle Musen unter dem Gerassel der Waffen verstummten, erhielt doch Thalia ihren Tempel noch aufrecht. Geräthschaften und Gerüst aller Art wurde schon 1633 in Menge angeschafft; – ein Umstand, der, bei der damaligen Besetzung der Stadt durch die Schweden, einen lächerlichen Auftritt veranlaßte.

Da man nemlich im Teutschordens-Hause einen Vorrath von Gewehren und Säbeln entdeckt hatte, so erachteten es die feindlichen Kriegsherren für nothwendig, auch die Häuser der übrigen Ordensleute und insbesondere (auf Anstiften der Jesuitenfeinde) [384] das Collegium einer Durchsuchung zu unterwerfen. Unversehens erscheint also der Hauptmann Beil mit etwa 20 Musketiren im Jesuitencollegium, durchspäht sorgfältig alle Gemächer, Zellen und Schlupfwinkel desselben und findet endlich – Waffen in großer Menge; aber was für! Pappendeckelne Panzer, Schilde und Helme und hölzerne Lanzen und Schwerter, alle zu nichts anderem tauglich, als zum Theatergebrauch. Dennoch hatten sie den Jesuitenfeinden Stoff zur Verläumdung gegeben. Diesen spielte nun der Hauptmann einen Streich. Er eilte zum Obersten und rief: „Waffen, Waffen hab’ ich gefunden bei den Jesuiten, und zwar einen solchen Vorrath, daß ihn wegzuführen, wohl zwei große Wägen erfordern wird.“ Da hierauf der Kriegsoberste zu wüthen und zu drohen anfing und die Neider schon frohlockten, trat der Hauptmann mit dem wahren Sachverhalte hervor und verwandelte so den Zorn des Obersten in ein schallendes Gelächter.

Julius Leichtlin.
(Siehe „Freiburger Wochenblatt“ 1827. S. 134.)