Kópakonan

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Textdaten
Autor: unbekannt
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Titel: Kópakonan (Die Robbenfrau)
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Herausgeber: Venceslaus Ulricus Hammershaimb
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
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Erscheinungsort: Kopenhagen
Übersetzer: Arne List, 24. März 2007
Originaltitel: Kópakonan
Originalsubtitel:
Originalherkunft: Færøsk Anthologi Bd. 1, Kopenhagen 1891, S. 345–348.
Quelle: Scan der Originalausgabe auf Commons
Kurzbeschreibung: Färöische Sage
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Die Robbenfrau[Bearbeiten]

Robben stammen ursprünglich von Selbstmördern ab, die sich ins Meer gestürzt hatten. Einmal im Jahr, am Dreikönigstag, dürfen sie ihre Felle ausziehen, und dann sehen sie aus wie die anderen Menschen. Dann vergnügen sie sich mit Tanz und Spiel bei den Felsen am Strand oder in ihren Robbenhöhlen.

Es wird erzählt, dass ein junger Mann aus Mikladalur davon erfuhr, dass sich die Robben am Dreikönigsabend in einer Höhle nahe seines Dorfs treffen. Daher ging er an jenem Abend dort hinunter, um nachzuprüfen, was darüber gesagt wurde.

Der junge Mann von Mikladalur versteckt sich hinter einem Felsen.

Er versteckte sich hinter einem Felsen außerhalb der Robbenhöhle. Nach dem Sonnenuntergang sah er eine Menge Robben angeschwommen kommen. Als sie an Land waren, zogen sie ihre Robbenfelle aus und legten sie auf den Strand. Nun sahen sie aus wie ganz normale Menschen.

Die Robben tanzen am Strand.

Der junge Mann hatte Spaß daran, dieses Treiben aus seinem Versteck zu beobachten. Da sah er ein außergewöhlich schönes Mädchen, wie sie aus ihrem Robbenfell stieg. Er verliebte sich augenblicklich in sie und beobachtete daher genau, wo sie ihr Fell in seiner Nähe ablegte. Der Junge schlich sich heimlich hervor, nahm das Fell und versteckte sich wieder hinter dem Felsen.

Die Robben tanzten und vergnügten sich die ganze Nacht, aber als der Morgen graute, stieg jeder wieder in sein Fell.

Aber das Robbenmädchen fand sein Fell nicht wieder, ging herum und suchte überall, während sie jammerte und weinte, denn die Nacht neigte sich dem Ende. Aber bevor die Sonne aufging, bemerkte sie den Jungen mit ihrem Fell und musste deshalb zu ihm gehen. Sie flehte ihn an, ihr das Fell zurück zu geben, aber er hörte ihr nicht zu und ging hinauf nach Hause, und sie musste ihm folgen, denn er hatte ja das Fell dabei.

Die Robbenfrau gebar dem Mann einige Kinder. Nur ein Schlüssel trennte sie jedoch von ihrem Fell.

Er nahm sie zu sich und sie lebten wie jedes andere Ehepaar gut zusammen. Aber er musste immer aufpassen, dass sie nicht des Fells habhaft würde. Er versteckte es daher in einer Kiste, die er sorgsam abschloss, und den Schlüssel trug er immer bei sich.

Eines Tages fuhr der Mann hinaus zum Fischen, und die Robben freuten sich schon.

Eines Tages war er hinausgerudert zum Fischen. Und als er da draußen auf dem Meer saß und einen Fisch einholte, streifte seine Hand den Gürtel, an dem normalerweise der Schlüssel hängt. Entsetzt stellte er fest, dass er den Schlüsel daheim vergessen hatte, und er rief mit trauriger Stimme:

"Heute verliere ich meine Frau!"

Die Männer holten ihre Fischausrüstung ein und legten sich mit aller Kraft in die Riemen, um so schnell wie möglich nach Hause zu gelangen.

Als der Mann zu Hause ankam, sah er, dass die Frau verschwunden war. Aber ihre gemeinsamen Kinder saßen noch still da. Damit den Kindern nichts passiert, solange sie alleine waren, hatte sie die Feuerstelle ausgemacht und alle Messer und scharfen Gegenstände weggeschlossen.

Dann war sie hinunter zum Strand gelaufen, hatte sich das Fell angezogen und ist ins Wasser gesprungen.

Sie hatte den Schlüssel gefunden, als der Mann hinaus zum Fischen fuhr, schloss die Kiste auf, fand das Robbenfell und konnte sich nicht mehr zurück halten. Daher kommt das Sprichwort:

"Kann sich nicht kontrollieren, wie eine Robbe, die ihr Fell sieht".

Im selben Moment, als sie ins Meer sprang, tauchte das Robbenmännchen auf, mit dem sie vorher zusammen war, und gemeinsam schwammen sie davon. All die Jahre hatte er dort auf sie gewartet.

Immer wenn die Kinder, die sie mit dem Mann hatte, hinunter zum Strand kamen, sah man eine Robbe im Wasser, die nach ihnen guckte. Alle gingen davon aus, dass es ihre Mutter sein muss.

So vergingen viele Jahre, aus denen nichts über den Bauern und seinen gemeinsamen Kindern mit der Robbenfrau zu berichten ist.

Die Robbenfrau erscheint dem Mann im Traum.

Aber eines Tages wollten die Männer von Mikladalur runter zur Robbenhöhle, um Robben zu fangen. In der Nacht zuvor erschien die Robbenfrau dem Bauern im Traum und sagte zu ihm, dass falls er mit den Anderen zöge, sie nicht das Männchen töten sollten, das am Höhleneingang sitzt, denn das wäre ihr Mann. Sie sollten auch zwei Welpen in der Höhle verschonen, denn das waren ihre Söhne - und sie beschrieb ihm deren Aussehen.

Aber der Bauer beachtete den Traum nicht. Er ging mit den Männern zur Robbenhöhle, und sie töteten dort alle Robben, die dort drin waren. Als der Fang aufgeteilt wurde, bekam der Bauer das komplette Männchen und die Flossen der Welpen.

Die Robbenfrau kehrt als wütender Troll zurück.

Zum Abendessen wurden der Kopf des Männchens und die Flossen der Jungen gekocht, aber als das Essen fertig war, gab es draußen einen fürchterlichen Lärm, und die Robbenfrau kam herein in Gestallt eines hässlichen Trolls. Sie beschnüffelte den Tisch und schrie wütend:

"Hier liegt der Alte mit erhobener Nase, die Hände von Hárek und die Füße von Frederik - nun hast du deine Rache bekommen, und jetzt soll die Rache alle Männer von Mikladalur treffen. Ein Teil wird auf See bleiben, und ein anderer Teil von den Vogelfelsen fallen, und das so lange, bis genügend Männer gestorben sind, um die Insel Kalsoy zu umringen, wenn sie sich an den Händen halten".

Als sie das gesagt hatte, ging sie wieder hinaus mit großem Lärm und Getöse und wurde nie wieder gesehen.

Leider war es nicht so selten, dass Unglücksnachrichten aus Mikladalur kamen, wo Menschen in den Bergen beim Vogelfang oder Schafehüten verunglückten. Allerdings sind das bisher noch nicht genug, als dass sie ausreichen würden, die Insel zu umringen.

Die Robbenfrau aus Skálavík[Bearbeiten]

Nahe von Skálavík auf Sandoy gibt es eine Robbenhöhle mit dem Namen Bláfelliskúti, und um diese gibt es eine ähnliche Sage, wie die oben erzählte.

Tróndur und Niklas, Vater und Sohn, waren die ersten Männer, die hier im Dorfteil á Hamri siedelten.

Demmus (Nikodemus), der Sohn von Niklas, ging an einem Dreikönigsabend zur Robbenhöhle und nahm das Fell, das ein schönes Robbenweibchen abgelegt hatte. Er ging mit dem Fell nach Hause, und das Weibchen folgte ihm. (Andere sagen, dass Demmus' Vater das Weibchen nach Hause trug).

Er verschloss das Fell in einer Kiste und hatte den Schlüssel an seinem Hosenbund befestigt.

Eines Tages war er zum Fischen hinaus gerudert und hatte andere Hosen an, aber vergessen, den Schlüssel daran zu befestigen, und so verlor er seine Frau. als er vom Meer nach Hause kam, stand die Frau in Robbengestalt auf der Schärenspitze außerhalb des Ortes.

Dort in Skálavík soll es Männer geben, die als Nachkommen der Robbenfrau gelten.