Kurtzes Bedencken Von dem jetzt ungewöhnlich-großen Cometen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Tobias Beutel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Des Berühmten und vornehmen Chur-Fürstlichen Sächsischen Mathematici und Astronomi Herrn Tobiae Beutels/ Kurtzes Bedencken Von dem jetzt ungewöhnlich-großen Cometen
Untertitel: Welcher anfänglich im November / und darauff im December des 1680sten Jahres/ biß in jetzt laufendes 1681ste Jahr ist observiret worden
aus: Vorlage:none
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1681
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Hall in Sachsen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons und im VD17 unter der Nummer 23:280867Y
Kurzbeschreibung: Kometenflugschrift
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]


[1]

Des
Berühmten und vornehmen
Chur-Fürstlichen Sächsischen Mathematici
und Astronomi
Herrn TOBIÆ Beutels /
Kurtzes Bedencken
Von dem jetzt ungewöhnlich-großen
Cometen /
Welcher anfänglich im November /
und darauff im December des 1680sten Jahres /
biß in ietzt lauffendes 1681ste Jahr ist observiret worden.
Was etwa muthmaßlich dessen Bedeutung seyn möchte /
An
einen hohen Minister jüngsthin schrifftlich
abgelassen.
Hall in Sachsen /
Zufinden bey Simon Johann Hübnern / Buchhändlern, 1681.

[2] Es ist dieser Comet / welchen ich den 24. Novembris allhier in Dreßden zum letzten mahl observiret / nach dem er 3. Wochen unter der Sonnen Strahlen verdeckt gewesen / am 17. Decemb. mir wieder zu Gesicht kommen / und darauff zu erkennen gegeben / daß er von gedachten 17. biß auff den 24. ietziges Monats über 120. Grad motu proprio gegen Morgen von Abend her aus dem himmlischen Zeichen der Wage biß in den Wassermann gelauffen / wendet sich dabey auch nunmehr gemächlich Mitternachtwerts / indem er vorhin jenseit des Æqvatoris oder der Linie gestanden / ietzt aber über dieselbe auff die Nord-Seite kommen / er præsentirte sich in der ietzt wolbekanten Gestalt allhier bey der Chur-Sächs. Residentz Dreßden gedachten 17. Decembris Abends umb 5. Uhr gegen Niedergang / stunde auch umb 6. Uhr nicht mehr als 3. Grad über dem Horizont mit einem Strahl 90. Grad lang / (so zwar nunmehr in etwas abgenommen / und den 23. Decembris nur etliche 80. Grad noch an seiner Länge gehabt / auch sich täglich mehr vermindert) dessen Haupt aber im Antinoo und 21. Grad Capricorni auff 20. Grad Nördlicher Breite / die Spitze oder das Ende seines Strahls ist umb die Mitternacht Seite die gantze Nacht ein wenig / der gantze Cauda aber sambt dem Häupt gegen Morgen umb 6. Uhr etliche Tage gesehen worden.

Aus denen Himmels-Bildern conjecturirt man zwar offtmahls / und wenn man den Antinoum betrachtet / darinne der Comet zu erst (worauff sonderlich zu sehen / ) den 17. Decembr. wieder erschienen / wie auch / daß er seinen Strahl gleich durch des Adlers Hals und Haupt streckte / (daran er zwar folgende Tage weiter gegen den Delphin und [3] Pegasum und andere Bilder fortgerücket / ) so hat derselbe Antinous unter den fingirten Himmels-Bildern keinen guten Ursprung. Es verhält sich kürtzlich damit also: Käyser Adrianus, so von dem löblichen Käyser Trajano adoptiret / und im 117. Jahr Christi Römischer Käyser worden / hat einen schönen Knaben Antinous genant / sehr geliebet / und demselben zu Ehren nicht allein zu Manticéa in Griechenland einen Tempel bauen / sondern ihn auch von den Griechen consecriren und unter die Himmels Bilder setzen lassen / alda er auf einem Altar kniend pflegt abgemahlt zu werden / und in 7. biß 11. Sternlein vorgebildet wird. Wie diß nun ein verkehrter Handel / der Käyser Adrianus auch / obwohl ein gelehrter doch verkehrter Herr gewesen / und vorhin nicht allein fleissig nach Cron und Scepter gestanden / (ungeachtet ihn der Trajanns nicht gerne dazu haben wollen / ) sondern auch / so bald er zur Regierung gelanget, den jenigen hohen Häuptern nachgetrachtet / die bey dem Römischen Reich in Ansehen gewesen / und viel gegolten / massen er bald im andern Jahr seiner Regierung den Palmam, so zweymahl Consul gewesen / Celsum Nigrinum und andere aus dem Wege geräumet. So helffe GOtt / daß der ietzige Comet aus dem verkehrten Bilde / darinnen er zum erstenmal wieder erschienen / mit seinem grossen Strahl durch den Adler / nicht etwa auch auff dergleichen Herrn deutet / der wider des Adlers Willen nicht nur nach Scepter und Cron trachte / sondern es auch mit andern Häuptern gern zu machen vermeynet / wie vorgedachter Adrianus zu Anfang seiner Regierung gethan / und wird der scharff-sehende Adler (massen Adlers Augen auch unverwand und ohne Schaden in die hell-scheinende Sonne sehe können / ) mit seinen Gliedern selbst auff der Hut seyn / und sich umbsehen / wo etwa so ein Herr auff der Welt zufinden seyn möchte / der es gern wie Adrianus machen wolte / damit er in Zeiten dabey vigiliren und es damit nicht zuweit kommen lassen möge. Zumahlen der Allerhöchste gnugsam mit einer dergleichen großen Himmels-Fackel darzu leichtet / deren Strahl (ob gleich das Haupt bißher nicht über uns / sondern America / Brasilien [4] und andern Indianischen Orten gestanden / ) zugleich mit über gantz Europam reicht / und so lang ist / daß er sich (nur der Sonnen Höhe gleich gerechnet deren Lauff die heutigen Astronomi auff 1. Grad / 114227. deutsche Meilen zuschreiben / ) auff 10280430. Meilen erstreckt. Das muß ein großer HErr seyn / sagt Sirach / der die Sonne und auch diesen Cometen gemacht hat!


Esse Deum qvicunque neget mox sidera spectet,
Sidera qvi spectat, non neget esse Deum.
GOTT stehe uns bey in Gnaden.